Was kann ein Mensch glauben?

„Ich bin dazu geboren und dazu in die Welt gekommen, auf daß ich der Wahrheit Zeugnis gebe… Pilatus spricht zu ihm: Was ist Wahrheit?“
– Johannes 18:37, 38

WAS kann ein Mensch glauben? - „Was ist Wahrheit?“ Soweit der Bericht zeigt, gab Jesus auf die Frage des Pilatus keine direkte Antwort. Am Abend zuvor jedoch, als Jesus im „Obersaal“ betete, sagte er zu seinem Himmlischen Vater im Hinblick auf seine Jünger: „Heilige sie durch die Wahrheit. Dein Wort ist Wahrheit.“ - Joh. 17:17

„Dein Wort ist Wahrheit.“ Das hier erwähnte „Wort“ bezieht sich zweifellos auf die Schriften des Alten Testamentes - das einzige damals vorhandene geschriebene Wort Gottes. Jetzt muß auch das Neue Testament einbezogen werden als Teil jenes „Wortes“, welches die „Wahrheit“ ist.

Es würde eine schwierige Aufgabe sein alle Verheißungen des Alten Testamentes einer sorgfältigen Untersuchung zu unterziehen mit dem Ziele, in ihnen irgendein Hauptthema zu entdecken, von dem wir richtigerweise als von „der Wahrheit“ sprechen könnten. Außerdem könnte niemand sicher sein, eine richtige Aussonderung des in ihnen enthalten Hauptgedankens vorgenommen zu haben. Das ist bewiesen durch die vielen über das göttliche Vorhaben bereits aufgestellten Theorien, welche alle für sich beanspruchen, auf die Bibel gegründet zu sein. Hier dient nun bei unserem Suchen nach Wahrheit das Neue Testament als Leitstern. In Apostelgeschichte 3:21 erwähnt der Apostel Petrus ein Thema, von welchem, wie er uns versichert, Gott „durch den Mund seiner heiligen Propheten von jeher geredet hat“.

Das ist gewiß ein entscheidender Hinweis auf das Hauptthema, welches Gott durch alle seine Propheten hatte verkündigen lassen. Und was war dieses große Thema Gottes - so wichtig für ihn, daß er alle seine Propheten darüber schreiben ließ? Petrus beschreibt es als die „Zeiten der Wiederherstellung aller Dinge“. Das hier mit „Wiederherstellung“ wiedergegebene griechische Wort könnte auch passend mit „Wiedereinsetzung“ oder „Zurückbringung“ übersetzt werden. Es ist also offensichtlich das göttliche Vorhaben, daß alle Dinge wieder zurückgebracht werden sollen. Aber was ist mit diesem „alle Dinge“ gemeint, und wann und wie sollen sie wiederhergestellt werden?

In Vers 19 des gleichen Berichtes gebraucht Petrus das Wort „so“ im Sinne von „darum“, indem er sagt: „So tut nun Buße“. Dies zeigt an, daß die große Lehre, die er verkündet, und die in seinem Hinweis auf die „Zeiten der Wiederherstellung“ gipfelt, auf etwas gegründet ist, was vorher geschehen oder gesagt worden war. Beim Nachlesen des Kapitels finden wir, daß der Apostel göttliche Macht angerufen hatte, um einen von seiner Geburt an lahmen Mann wiederherzustellen. (Verse 2-9) Das Volk verwunderte sich sehr darüber und fragte sich offenbar, durch welche Macht ein so großes Wunder bewirkt worden war.

Dann erklärte ihnen Petrus alles und sagte, daß es vollbracht worden war durch den Glauben an Jesum, „den Urheber des Lebens“, den sie getötet hatten. Er erklärte, daß der Tod Jesu trotzdem kein Fehlschlag des göttlichen Planes war, sondern „Gott …hat also erfüllt, was er durch den Mund aller Propheten zuvor verkündigt hat, daß sein Christus leiden sollte“. Das Volk hatte jedoch eine nationale Sünde begangen und würde sie bereuen

müssen, ehe ihnen die von Gott durch Christum vorgesehenen Segnungen zuteil werden konnten. Dann fuhr der Apostel fort: „So tut nun Buße und bekehret euch, daß eure Sünden ausgetilgt werden, damit Zeiten der Erquickung kommen vom Angesicht des Herrn“. - Vers 19 Die wörtliche Bedeutung des in dieser Schriftstelle mit „Erquickung“ übersetzten Wortes ist „Wiederbelebung“, wie sie bei einer Person vorgenommen wird, die zu atmen aufgehört hat oder im Begriff ist, ohnmächtig zu werden. Petrus spielt augenscheinlich auf den Fall des Mannes an, dessen Gesundheit er eben wiederhergestellt hatte, benutzt dieses Wunder als eine Illustration der von Gott für die gesamte Menschheit vorgesehenen künftigen Segnungen und sagt, daß „Zeiten der Erquickung kommen vom Angesicht des Herrn“.

Der Sinn dieser Worte ist derselbe wie in dem Segen, welchen der Herr dem Mose über Israel auszusprechen gebot: „Jehova segne dich und behüte dich! Jehova lasse sein Angesicht über dir leuchten und sei dir gnädig! Jehova erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden!“ (4. Mose 6:24-26) Bildlich gesprochen wandte der Herr seiner menschlichen Schöpfung den Rücken zu, als unsere ersten Eltern das göttliche Gesetz übertraten. Sie wurden aus ihrem vollkommenen Heim in Eden in das unvollendete Land vertrieben, um zu sterben.

Aber Petrus sagt, daß eine Zeit kommt, da der Schöpfer den Menschen sein Antlitz wieder zuwenden - sozusagen „sein Angesicht auf sie erheben“ - wird mit dem Ergebnis, daß Zeiten der Erquickung kommen werden, Zeiten der Wiederbelebung, wie sie durch die Heilung des von Geburt an lahmen Mannes veranschaulicht worden war.

„Er wird euch Jesus Christus senden“

Aber wie und wann und unter welchen Umständen werden die „Zeiten der Erquickung“ für die Menschen kommen? Petrus beantwortet diese Fragen durch die Erklärung, daß es Gottes Vorhaben war, „Jesus Christus zu senden“ - ein Hinweis auf das zweite Kommen Christi - „welchen freilich der Himmel aufnehmen muß bis zu den Zeiten der Wiederherstellung aller Dinge, von welchen Gott durch den Mund seiner heiligen Propheten von jeher geredet hat“. Offensichtlich gebraucht Petrus die Worte „Erquickung“ oder „Wiederbelebung“ und „Wiederherstellung“ zur Beschreibung desselben großen künftigen Segens für alle Menschen, und er erklärt, daß Gott Jesum bei seinem zweiten Kommen zu diesem Zweck sendet.

Jetzt haben wir einige der wichtigsten Tatsachen göttlicher Offenbarung für uns in den Brennpunkt gestellt, nicht etwa durch menschliche Schlußfolgerungen oder Vernunftgründe, sondern durch die inspirierte Lehre eines der eigenen Apostel Jesu. Er hat uns erzählt, worüber Gott alle seine Propheten zu schreiben veranlaßte, und er verlegt die Erfüllung von allem, was sie diesbezüglich verhießen, in die Folgezeit nach dem zweiten Kommen Christi; in der Tat, er macht uns klar, daß der Plan Gottes für die Ausführung dieses göttlichen Vorhabens das zweite Kommen Christi erforderlich macht.

Petrus führt einige Beispiele dafür an, was die Propheten tatsächlich hierüber aussagten. Als erstes erwähnt er eine Prophezeiung von Mose: „Einen Propheten wird euch der Herr, euer Gott, aus euren Brüdern erwecken, gleich mir; auf ihn sollt ihr hören in allem, was ir- gend er zu euch reden wird. Es wird aber geschehen, jede Seele, die irgend auf jenen Pro- pheten nicht hören wird, soll aus dem Volke ausgerottet werden“. - Apg. 3:22, 23; 5. Mose 18:15-19

Mose zeigt in seiner ursprünglichen Verheißung bezüglich des „Propheten“, den der Herr aus dem Volke erwecken würde, daß dieser große Eine die Gnade gewähren würde, nach welcher man sich so sehr sehnte, als dem Volke Israel am Berge Sinai der ursprüngliche Gesetzesbund gegeben wurde, nämlich nicht sterben zu müssen. Jener Gesetzesbund verhieß in der Tat Leben denjenigen, welche ihn unverletzt halten würden oder könnten. Aber niemand erlangte unter dem Gesetz Leben, weil sein vollkommener Maßstab der Gerechtigkeit das Maß der Fähigkeiten eines unvollkommenen Menschen überstieg.

Aber Leben, immerwährendes Leben, wird den Menschen gegeben werden, wenn der „Prophet“ gleich Mose „erweckt“ ist; das bedeutet dauerndes und vollkommenes menschliches Leben für alle, die jenem Propheten gehorchen, während nur jene sterben werden, die ihm ungehorsam sind. (Apg. 3:23) Gewiß konnte niemand beim bloßen Lesen jener durch Mose gegebenen wunderbaren Verheißung jemals zu dem Schluß gelangen, daß sie auf Christum während der tausend Jahre seiner zweiten Gegenwart anzuwenden ist. Nur weil der inspirierte Apostel Petrus uns sagt, wie sie erfüllt werden wird, können wir sie als eine der Melodien in Gottes erhabenem Hymnus von den Wiederherstellungssegnungen für die sterbende Welt während des Milleniums würdigen.

Nach Anführung dieser Prophezeiung von Mose und Anwendung derselben auf die künftigen Zeiten der Wiederherstellung geht Petrus in dem prophetischen Bericht des Alten Testamentes noch weiter zurück bis zu der Verheißung, welche dem glaubenstreuen Abraham gegeben wurde - „In deinem Samen werden gesegnet werden alle Geschlechter der Erde“. (Apg. 3:25; 1. Mose 12:1-3) Wir freuen uns, daß uns Petrus dieses weitere Beispiel der „Wiederherstellungs“ - Verheißungen gibt, denn es dient uns als Zusicherung, daß diese künftigen Segnungen des Lebens für Nichtjuden und Juden vorgesehen sind; daß sie „allen Geschlechtern [Nationen] der Erde“ zugänglich gemacht werden.

Jene dem Abraham gegebene Verheißung besteht gleichsam aus zwei Teilen. Einmal sollen alle Geschlechter der Erde gesegnet werden; und andererseits würde dieser Segen durch den „Samen“ Abrahams kommen. In Galater 3:16 bezeichnet der Apostel Paulus in erster Linie Jesum als diesen „Samen“. In den Versen 27-29 desselben Kapitels jedoch erklärt er, daß die wahren Nachfolger Jesu, durch Glauben, ebenfalls ein Teil dieses Samens werden, und damit „nach Verheißung Erben“.

Die Gelegenheit, auf diese Weise mit Jesu an dem künftigen Werk der Segnung teilzuhaben, wurde „zuerst“ den Juden angeboten. (Apg. 3:26) Aber als von ihnen nicht genügend viele die Gelegenheit ergriffen, hat „Gott die Nationen heimgesucht…, um aus ihnen ein Volk zu nehmen für seinen Namen“. (Apg. 15:14) Das ganze Zeitalter von Jesu erstem Advent bis jetzt ist erforderlich gewesen, um aus Juden und Nichtjuden diejenigen auszuwählen, welche mit Jesu als der verheißene „Same“ an der künftigen Segnung der Menschen mit Wiederherstellung zum Leben auf der Erde beteiligt sein werden, während das Werk der „Wiederherstellung“ in den tausend Jahren des Königreiches Christi durchgeführt wird.

Die „Priester und den Hauptmann des Tempels“ verdroß es, daß Petrus das Volk so klar belehrte und „in Jesu die Auferstehung aus den Toten verkündigte“. (Apg. 4:1, 2) Petrus hatte in seiner wundervollen Rede das Wort „Auferstehung“ nicht gebraucht, aber die Menschen verstanden klar, daß das große zukünftige Werk der Wiederherstellung, von welchem, wie er erklärte, Gott durch den Mund aller seiner heiligen Propheten geredet hatte, unbestreitbar eine Auferstehung der Toten einschloß; und sie taten recht daran. Das Wort Auferstehung ist nur ein anderer Ausdruck, den die Schrift gebraucht, um uns einen Begriff zu geben von dieser wunderbaren Segnung mit Gesundheit, Freude und Leben, welche einer leidenden und sterbenden Welt bald angeboten werden soll.

Durch alle Propheten

Es ist möglich, daß wir einen oder gar mehrere Schrifttexte finden, um damit fast jede ge gewünschte Theorie zu beweisen; insbesondere durch die Herausnahme von Schriftstellen aus dem vorgesehenen Zusammenhang und durch Entstellung ihrer Bedeutung. Dies ist einer der Gründe dafür, daß es so viele einander widersprechende Auffassungen in der Welt gibt. Aber durch diese Methode gelangen wir nicht zu der großen Wahrheit über die „Zeiten der Wiederherstellung“, denn hier ist etwas, so erklärt Petrus, das von allen heiligen Propheten Gottes verkündigt worden ist.

Und wenn wir die Schriften der Propheten durchsehen, finden wir in der Tat, daß sie vorausweisen auf die „Zeiten der Wiederherstellung“, wobei jeder andere Worte anwendet und andere Illustrationen benutzt, um uns zu befähigen, deren Bedeutung leichter zu erfassen. Jesaja war einer der heiligen Propheten, und an vielen Stellen seines wunderbaren Buches berührt er das glorreiche Thema der „Wiederherstellung“; nicht durch Anwendung dieses Wortes, sondern durch Schilderung der Segnungen, die während der tausend Jahre, da Christus auf Erden König sein wird, über die Menschen ausgegossen werden. Man beachte das Folgende aus seiner Feder:

„Und an jenem Tage werden die Tauben die Worte des Buches hören, und aus Dunkel und Finsternis hervor werden die Augen der Blinden sehen. Und die Sanftmütigen werden ihre Freude in Jehova mehren, und die Armen unter den Menschen werden frohlocken in dem Heiligen Israels. Denn der Gewalttätige hat ein Ende, und der Spötter verschwindet; und ausgerottet werden alle, die auf Unheil bedacht sind, die einen Menschen schuldig erklären um eines Wortes willen und dem Schlingen legen, welcher im Tore Recht spricht, und um nichts den Gerechten aus seinem Recht verdrängen. Darum, so spricht Jehova, der Abraham erlöst hat, zum Hause Jakob: Nunmehr wird Jakob nicht beschämt werden, und nunmehr wird sein Angesicht nicht erblassen. Denn wenn er, wenn seine Kinder das Werk meiner Hände in seiner Mitte sehen werden, so werden sie meinen Namen heiligen; und sie werden den Heiligen Jakobs heiligen und vor - dem Gott Israels beben. Und die verirrten Geistes sind, werden Verständnis erlangen, und Murrende werden Lehre annehmen.“ - Jes. 29:18-24

In dieser Verheißung von der „Wiederherstellung“ wird unsere Aufmerksamkeit auf verschiedene wichtige und ermutigende Tatsachen gelenkt. Die blinden Augen und tauben Ohren werden geheilt werden. (Vergl. auch Jes. 35:5) Dies bezieht sich zweifellos auf geistige und auf körperliche Blindheit und Taubheit. „Der Gewalttätige hat ein Ende“ ist wahrscheinlich ein Hinweis auf das Binden und die schließliche Vernichtung Satans. (Offb. 20:1-3) „Die Sanftmütigen werden ihre Freude in Jehova mehren, und die Armen unter den Menschen werden frohlocken in dem Heiligen Israels.“ Dies bezeichnet gewiß eine wunderbar veränderte Welt, im Gegensatz zu der jetzigen, in welcher die Sanftmütigen und Armen so oft niedergebeugt und unterdrückt sind.

Jakob wird dort sein und seine Kinder sehen. Dies verlegt die Anwendung der Verheißung in die Zeit der Auferstehung. Dann werden jene, „die verirrten Geistes sind, …Verständnis erlangen“. Dies ist eine weitere Zusicherung, daß die verblendenden und betrügerischen Einflüsse Satans dann beseitigt sein werden. Dann wird niemand zu fragen brauchen: „Was ist Wahrheit?“, denn alle werden die Antwort wissen.

In Jesaja 35:6, 8, 10 wird unsere Aufmerksamkeit auf andere Züge der „Zeiten der Wiederherstellung“ gelenkt. Hier sagt der Prophet: „Dann wird der Lahme springen wie ein Hirsch.“

Jesaja sagt auch, daß „daselbst eine Straße [bequemer Verkehrsweg]“ sein wird, und sie „wird der heilige Weg genannt werden“. Seit der Zeit des Falles Adams in Sünde und Tod hat die Menschheit einen Weg beschritten, den Jesus als den „breiten“ Weg beschrieb, der ins „Verderben“ führt. Die verheißene „Straße“ ist der Rückweg aus dem Tode. Auf dieser Straße werden „die Befreiten Jehovas zurückkehren …mit Jubel, und ewige Freude wird über ihrem Haupte sein“.

Paulus erklärt, daß Jesus sich selbst gab zum Lösegeld für alle, „wovon das Zeugnis zu seiner Zeit verkündigt werden sollte“. (1. Tim. 2:6) Daher sind „alle“ in den Ausspruch „die Befreiten Jehovas“ einbezogen; und wenn sie aus dem Tode zurückkehren, wird die große Wahrheit von dem versöhnenden Blut Christi ihnen bezeugt oder bekannt gemacht werden. Nur derjenige, der es dann unterläßt, diese Vorkehrung göttlicher Gnade anzunehmen, und der „auf jenen Propheten nicht hören wird, soll aus dem Volke ausgerottet werden“. (Apg. 3:23) Alle anderen werden für immer weiterleben.

„Jehova hat seinen heiligen Arm entblößt vor den Augen aller Nationen, und alle Enden der Erde sehen die Rettung unseres Gottes“, schrieb der Prophet Jesaja weiter. (Kap. 52:10) Ferner: „Sie werden Häuser bauen und bewohnen, und Weinberge pflanzen und ihre Frucht essen.“ - „Und es wird geschehen: ehe sie rufen, werde ich antworten; während sie noch reden, werde ich hören.“ - Jesaja 65:21, 24

„Aus dem Lande des Feindes“

Jeremia war ein anderer der heiligen Propheten, welche die „Zeiten der Wiederherstellung“ ankündigten. Zum Trost für Mütter, die ihre Kinder durch den Tod verloren haben, schrieb er: „So spricht Jehova [Petrus sagte: „Von welchen Gott geredet hat“]; Eine Stimme wird in Rama gehört, Wehklage, bitteres Weinen. Rahel beweint ihre Kinder, weil sie nicht mehr sind. So spricht Jehova: Halte deine Stimme zurück vom Weinen und deine Augen von Tränen; denn es gibt Lohn für deine Arbeit, spricht Jehova, und sie werden aus dem Lande des Feindes zurückkehren; und Hoffnung ist da für deine Zukunft, spricht Jehova, und deine Kinder werden in ihr Gebiet zurückkehren.“ - Jer. 31:15-17

Paulus bezeichnet den „Tod“ als den großen „Feind“, der während der Herrschaft Christi vernichtet wird. (1. Kor. 15:25, 26) Das „Land des Feindes“ ist daher der Todeszustand, und die Verheißung, daß die Kinder aus diesem „Lande“ „zurückkehren“ werden, bedeutet mit Sicherheit, daß sie von den Toten auferweckt werden. Das Zurückkehren in „ihr Gebiet“ bedeutet einfach, daß sie zum Leben auf Erden wiederhergestellt werden. Welch eine wunderbare Aussicht!

Auch die Nichtjuden

Daß die Verheißungen Gottes bezüglich der Wiederherstellung nicht auf das jüdische Volk beschränkt sind, wird deutlich vom Propheten Hesekiel gezeigt. Er schrieb über die Wiederherstellung der Sodomiter und anderer gottloser Menschen der Vergangenheit wie folgt: „Deine Schwestern, Sodom und ihre Töchter, werden zurückkehren zu ihrem früheren Stande; …und auch du [die Israeliten], …ihr werdet zurückkehren zu eurem früheren Stande.“ - Hesekiel 16:55

Der „frühere Stand“ der Sodomiter war hier auf Erden als menschliche Wesen. Dies gilt ebenso von den Israeliten. Und diese Prophezeiung offenbart, daß sie alle „zurückkehren“ sollen. Hiermit wird abermals deutlich unsere Aufmerksamkeit auf die Hoffnung der Zurückbringung oder „Wiederherstellung“ gelenkt.

Es ist offensichtlich, daß Jesus mit dieser Prophezeiung wohl vertraut war und ihre Bedeutung verstand, denn als er von dem künftigen Tausendjahr-Gerichtstag sprach, da sagte er, daß es denen von Sodom und Gomorra dann „erträglicher ergehen“ würde als den Menschen, die in seinen Tagen seine Botschaft verwarfen. (Matth. 10:15) Das gibt uns die feste Gewißheit, daß sogar die aus Unwissenheit gottlosen Menschen der Vergangenheit aus dem Todesschlaf auferweckt werden und eine Gelegenheit erhalten sollen, Christum anzunehmen und zu leben; denn die Schrift lehrt deutlich, daß der Gerichtstag in Wirklichkeit ein Tag der Bewährung, ein Tag der Erprobung ist, und daß diejenigen, welche dann hören und gehorchen, leben werden.

Erlösung verheißen

In einer der Verheißungen des Alten Testamentes von einem kommenden Erlöser sagte der Herr: „Von der Gewalt des Scheols [Luther: der „Hölle“] werde ich sie erlösen… Wo sind, o Tod, deine Seuchen? Wo ist, o Scheol [die Hölle des Alten Testamentes], dein Verderben? Reue ist vor meinen Augen verborgen.“ (Hosea 13:14) Wie glücklich sind wir über die Zusicherung des Herrn, daß er nicht „bereuen“ oder seine Meinung ändern wird hinsichtlich seines Vorhabens, die Menschen vom Tode zu befreien und das Grab [Luther: die Hölle], den Todeszustand, zu vernichten!

Der Prophet Habakuk schrieb: „Die Erde wird voll werden von der Erkenntnis der Herrlichkeit Jehovas, gleichwie die Wasser den Meeresgrund bedecken.“ (Kap. 2:14) Durch den Propheten Zephanja erklärte der Herr: „Alsdann werde ich die Lippen der Völker in reine Lippen umwandeln, damit sie alle den Namen Jehovas anrufen und ihm einmütig dienen.“ (Kap. 3:9) Durch Haggai bezeugte der Herr: „Das Ersehnte aller Nationen wird kommen.“ (Kap. 2:7) Sacharja schrieb: „Jehova wird König sein über die ganze Erde; an jenem Tage wird Jehova einer sein und sein Name einer.“ - Kap. 14:9

„Die Sonne der Gerechtigkeit“

Eine der bedeutungsvollsten und farbigsten Prophezeiungen über die „Zeiten der Wiederherstellung“ ist im letzten Buch des Alten Testamentes zu finden und lautet: „Euch, die ihr meinen Namen fürchtet, wird die Sonne der Gerechtigkeit aufgehen mit Heilung in ihren Flügeln.“ (Mal. 4:2) Hier wird die Königsherrschaft Christi mit den wärmenden und heilenden Strahlen der Sonne verglichen. Das ist ein Bild, welches wir alle verstehen und würdigen können.

Die vielen langen Jahrhunderte der Vergangenheit hindurch ist die Welt von den finsteren und den kältestarrenden Auswirkungen der Sünde umgeben gewesen. Das hat ständig Krankheit, Schmerz und Tod zur Folge gehabt. In den „Zeiten der Wiederherstellung“ aber wird Satan, der Fürst der Finsternis, gebunden sein; Christus, das Leben und das Licht der Menschen, wird seine wärmenden und heilenden Kräfte über die Erde ausbreiten, und die Ergebnisse werden die vom Apostel Petrus geschilderten „Zeiten der Erquickung“ sein.

Jesus bestätigte diese prophetische Ansicht über sein Königreich in seinem Gleichnis vom Weizen und Unkraut. Er erklärte, daß der „Weizen“ die „Söhne des Reiches“ sind, und sie werden „leuchten wie die Sonne in dem Reiche ihres Vaters“. (Matth. 13:38, 43) Diese Verheißung ist in voller Übereinstimmung mit dem, was wir bereits festgestellt haben; daß nämlich die Fußstapfen - Nachfolger des Meisters mit ihm an dem glorreichen Werk, die Menschen während der tausend Jahre seines Königreiches zu segnen, beteiligt sein sollen.

Das Werk des Königreiches

Beim Betrachten der vielen Verheißungen Gottes über die kommenden „Zeiten der Wiederherstellung“ wird uns klar, daß das Zurückbringen des Menschen zu seinem verlorenen paradiesischen Heim und die Errichtung allgemeinen und dauernden Friedens auf Erden durch das Wirken des Königreiches Christi und von göttlicher Macht, ausgeübt durch Vertreter jenes Königreiches, bewerkstelligt wird. Jesus wird weder durch Volksabstimmung, noch durch die menschenfreundlichen Bemühungen von Millionen seiner Bewunderer der Friedefürst werden. Seine verheißene Herrschaft der Gerechtigkeit wird auch nicht durch bewaffnete Angriffs - oder Verteidigungskräfte eingeführt werden. Das ist eine weitere entschiedene und grundsätzliche Wahrheit, die klar im Worte Gottes dargelegt ist.

Als Jesus vor Pilatus unter der Anklage stand, ein König und damit ein Verräter des Römischen Reiches zu sein, sagte er: „Mein Reich ist nicht von dieser Welt; wenn mein Reich von dieser Welt wäre, so hätten meine Diener gekämpft, auf daß ich den Juden nicht überliefert würde.“ (Joh. 18:36) Dies ging weit über das Begriffsvermögen des Pilatus hinaus; auch viele der bekennenden Nachfolger Jesu seither haben seine wirkliche Bedeutung nicht erfaßt. In der Hoffnung, daß Jesus die Sache erläutern würde, fragte Pilatus: „Also du bist ein König?“ Mit anderen Worten, Pilatus wollte wissen, ob dieser Ausspruch Jesu, daß sein Königreich nicht von dieser Welt ist, die von seinen Feinden gegen ihn erhobene Anklage bestätigte oder widerlegte.

Jesus antwortete abermals: „Du sagst es, daß ich ein König bin. Ich bin dazu geboren und dazu in die Welt gekommen, auf daß ich der Wahrheit Zeugnis gebe. Jeder, der aus der Wahrheit ist, hört meine Stimme.“ Dann fragte Pilatus: „Was ist Wahrheit?“ (Joh. 8:37, 38) Hätte er es nur erkennen können, daß Jesus auf diese Frage bereits eine bedeutsame Antwort gegeben hatte durch seinen Ausspruch, daß sein Reich nicht von dieser Welt ist. Nur diejenigen, die durch Glauben die wirkliche Bedeutung desselben zu erfassen vermögen, sind gerüstet, die ganze Wahrheit des Wortes Gottes zu verstehen und sich daran zu erfreuen.

Das Königreich Christi wird nicht durch menschliche Bemühungen auf Erden aufgerichtet werden, sondern durch göttliche Autorität und Macht. Es wird mit den Regierungen dieser Welt keinerlei Verbindung eingehen und noch viel weniger auf deren Unterstützung durch militärische Macht bauen. Jenes Königreich ist „nicht von dieser Welt“, darum wird und will es nicht, wie Jesus erklärte, von den bei Menschen gebräuchlichen Herrschafts-Methoden abhängig sein.

In einem vorausschauenden Bericht über die gegenwärtigen Weltereignisse schrieb der Prophet Daniel: „In den Tagen dieser Könige wird der Gott des Himmels ein Königreich aufrichten, welches ewiglich nicht zerstört, und dessen Herrschaft keinem anderen Volke überlassen werden wird; es wird alle jene Königreiche zermalmen und vernichten, selbst aber ewiglich bestehen.“ (Dan. 2:44) Ja, es ist der „Gott des Himmels“, welcher das Königreich der Verheißung aufrichtet, nicht aber eifrig bemühte, doch falsch unterrichtete Menschen.

In dieser Prophezeiung wird das Königreich des Herrn als ein großer „Berg“ geschildert; derselbe „füllte die ganze Erde“. Anfangs war dieser Berg nur ein „Stein“, aber immerhin ein Stein, der sich „ohne Hände“ losriß. (Dan. 2:34) Dadurch wird wieder die Tatsache hervorgehoben, daß das Königreich des Herrn kein Menschenwerk ist, daß es von selbstsüchtigen Ränken und verderbter Machtpolitik unbefleckt ist. Es ist „nicht von dieser Welt“.

Die Nationen-Herrschaft

Daniel erwähnt diesen „Stein“, der sich „ohne Hände“ losriß und später zu einem großen „Berge“ wird, welcher die ganze Erde füllt, in Verbindung mit seiner Prophezeiung von der Nationenherrschaft, die mit Babylon beginnt, sich über Medo-Persien und Griechenland fortsetzt und mit dem Römischen Weltreich - besonders dem geteilten Zustand jenes Weltreiches, wie er sich in den Staaten Europas gerade vor dem ersten Weltkrieg darbot - endet. Diese vier Weltmächte werden in der Prophezeiung als ein aus Gold, Silber, Erz und Ton gebildetes menschenähnliches Standbild geschildert, welches Nebukadnezar in einem Traum sah. - Dan. 2:31-35

Nebukadnezar war das Haupt des Babylonischen Weltreiches und wurde, wie Daniel erklärte, in dem Bilde durch dessen Haupt von Gold dargestellt. Diese Nationenregierungen bestanden mit Gottes Erlaubnis; sie waren in begrenztem Sinn in der Tat von ihm ermächtigt. Zu Nebukadnezar sagte Daniel: „Überall, wo Menschenkinder, Tiere des Feldes und Vögel des Himmels wohnen, hat er sie in deine Hand gegeben und dich zum Herrscher über sie alle gesetzt.“ - Vers 38

Aber man beachte den Gegensatz zwischen dieser Anordnung und dem Königreich Gottes, welches auf die Nationen-Herrschaft folgt. Babylon und den darauf folgenden Mächten wurde Herrschaft gegeben, aber sie waren nicht beauftragt, Gottes Königreich für ihn aufzurichten. Wenn die Zeit für sein Königreich kommt, wird „der Stein“, der sich „ohne Hände“ losriß, die Nationenherrschaft beseitigen, und der „Gott des Himmels“ wird ein Königreich aufrichten - eine Regierung also, die auf keine Weise mit den Königreichen dieser Welt verbunden ist.

Hier nun haben wir die Antwort auf die Frage des Pilatus, was Wahrheit ist mit Bezug auf das Königreich Christi. Es ist die beruhigende Tatsache, daß die göttliche Macht in die Angelegenheiten der Menschen eingreift und ein Königreich oder eine Regierung der Gerechtigkeit aufrichtet, die unabhängig von menschlicher Autorität ist und die ohne die Notwendigkeit menschlichen Beistandes ihre Tätigkeit ausüben wird. In der Prophezeiung Jesajas von der Geburt Jesu und der „Herrschaft“, die auf seiner „Schulter“ ruhen sollte, hebt der Prophet diese Wahrheit hervor mit den Worten: „Der Eifer Jehovas der Heerscharen wird dieses tun.“ - Jes. 9:6, 7

Seine gewaltige Macht

Wir mögen uns fragen, wie göttliche Macht ausgeübt werden wird, um das Königreich Christi aufzurichten, aber wir wollen beachten, was die Schrift darüber sagt, denn dies wird uns helfen, klarer denn je zu erkennen, daß sein Königreich nicht von dieser Welt ist. Nachdem Jesus vor Pilatus bezeugt hatte, daß er geboren wurde, um ein König zu sein, schlugen ihn seine Feinde ans Kreuz und töteten ihn. Über seinem Haupte wurde am Kreuz eine Inschrift befestigt, welche erklärte, daß er ein König war. Aber er starb, und vom menschlichen Standpunkt aus starb mit ihm auch die Möglichkeit für ihn, jemals ein herrschender König zu werden.

Vom göttlichen Standpunkt aus sah aber die Sache anders aus. Vor allem war es nach Gottes Plan notwendig, daß Jesus sein Fleisch für das Leben der Welt gab. (Joh. 6:51) Er starb als der Erlöser der Welt - „der Gerechte für die Ungerechten“. Als er sterbend am Kreuze hing, riefen seine Feinde: „Andere hat er gerettet, sich selbst kann er nicht retten.“ (Matth. 27:42) Dieser haßerfüllte Haufen erkannte nicht, daß in der Weigerung Jesu, sich selbst zu retten, er die Errettung für sie und die gesamte Menschheit bewerkstelligte.

Ja, der Eine, der geboren wurde, um ein König zu werden, starb; aber am dritten Tage erweckte göttliche Macht ihn von den Toten und gab damit den Beweis, daß der Widerstand selbstsüchtiger Menschen nicht den göttlichen Plan vereiteln kann, ein Königreich des Friedens und der Gerechtigkeit aufzurichten. Dies beweist in der Tat, daß es keine Macht gibt, welche die Erfüllung der Verheißungen Gottes, ein Königreich aufzurichten, in dem Jesus König sein wird, verhindern kann - nicht einmal die Macht des Todes. In diesem gewaltigen Wunder sehen wir den „Eifer Jehovas der Heerscharen“ das ihm Wohlgefällige zur Vorbereitung seines Königreiches der Verheißung ausführen.

Aber Jesus blieb nach seiner Auferstehung nicht sehr lange bei seinen Jüngern, und sie sahen ihn nur bei einigen kurzen Gelegenheiten. Er kehrte zu seinem Himmlischen Vater zurück. Aber nachdem er weggegangen war, erschien seinen Jüngern ein Engel und gab ihnen die Zusicherung, daß er wiederkommen würde. Dies war in Übereinstimmung mit dem Gleichnis, in welchem Jesus sich mit einem Edelmann verglich, der in ein fernes Land ging, um ein Königreich zu empfangen, und dann wiederkam. (Lk. 19:12; Apg. 1:11) Es war kein Fehlschlag des göttlichen Planes gewesen. Nur Gottes fällige Zeit für die Aufrichtung seines Königreiches der Verheißung war noch nicht gekommen. Erst sollte noch etwas anderes getan werden.

Jenes weitere Werk der Vorbereitung für das Königreich ist gewesen, durch die Macht des Evangeliums aus der Welt eine „kleine Herde“ herauszurufen, die mit Jesu als seine Mitherrscher vereinigt werden soll. In einer Verheißung für diese sagte er: „Fürchte dich nicht, du kleine Herde, denn es hat eurem Vater Wohlgefallen, euch das Reich zu geben.“ (Lk. 12:32) Die Bedingung, unter welcher diese hoffen können, mit Jesu zu herrschen, ist die Bereitwilligkeit, mit ihm zu leiden und zu sterben. Paulus schrieb von solchen: „Der Geist selbst zeugt mit unserem Geiste, daß wir Kinder Gottes sind. Wenn aber Kinder, so auch Erben – Erben Gottes und Miterben Christi, wenn wir anders mitleiden, auf daß wir auch mitverherrlicht werden.“ - Röm. 8:16, 17

Eine andere Bedingung für die Würdigkeit, mit Christo zu herrschen, ist die Aufrechterhaltung einer Stellung der Absonderung von der Welt und ihren selbstsüchtigen Zielen und Plänen. Jesus sagte hierzu: „In der Welt habt ihr Drangsal; aber seid gutes Mutes, ich habe die Welt überwunden.“ (Joh. 16:33) Denen, die durch göttliche Kraft die Welt überwinden, wie Jesus es tat, gibt er die Verheißung: „Wer überwindet, dem werde ich geben, mit mir auf meinem Throne zu sitzen, wie auch ich überwunden und mich mit meinem Vater gesetzt habe auf seinen Thron.“ - Offb. 3:21

Daß dieses mit Jesu auf dem „Throne“ sitzen keine Angelegenheit eines Lebens in Untätigkeit bei ihm im Himmel ist, sondern mit tatsächlicher Herrschaft über die Völker der Erde zu tun hat, wurde von Jesu in einer anderen Verheißung erklärt, welche lautet: „Wer überwindet und meine Werke bewahrt bis ans Ende, dem werde ich Gewalt über die Nationen geben; und er wird sie weiden mit eiserner Rute, wie Töpfergefäße zerschmettern, wie auch ich von meinem Vater empfangen habe.“ - Offb. 2:26, 27

„Wie auch ich von meinem Vater empfangen habe.“ Jesus empfing von seinem Vater dieselbe Verheißung. Sie wird in Psalm 2:8,9 berichtet. In dieser wunderbaren Prophezeiung werden die Zustände unserer Tage vorausgesagt, und es wird erklärt, daß diejenigen, welche glauben, der Hinausführung des göttlichen Planes auf Erden Widerstand leisten zu können, „Eitles sinnen“. Der hierfür angegebene Grund ist, daß Gott seinen König auf seinem heiligen Berge Zion eingesetzt hat; daß ihm die Nationen zum Erbteil und die Enden der Erde zum Besitztum gegeben sind; und daß er die Nationen mit eisernem Zepter regieren und wie ein Töpfergefäß zerbrechen wird.

Mit einem prophetischen Wort der Warnung an die gegenwärtigen Herrscher der Erde erklärt diese Prophezeiung: „Und nun, ihr Könige, seid verständig; lasset euch zurechtweisen, ihr Richter der Erde! Dienet Jehova mit Furcht, und freuet euch mit Zittern! Küsset den Sohn, daß er nicht zürne, und ihr umkommt auf dem Wege, wenn nur ein wenig entbrennt sein Zorn.“ (Psalm 2:10-12) Hätte der Prophet noch besser die Tatsache hervorheben können, daß die Herrschaft Christi eine buchstäbliche Herrschaft über die Nationen der Erde sein soll, und daß jene, die in der Vergangenheit Herrscher gewesen sind, dann vor dem neuen König der Erde werden die Kniee beugen müssen?

Genau nach seiner Verheißung wird Jesus diese Autorität mit jenen teilen, die mit ihm leiden und sterben. Aber wie werden diese tatsächlich mit ihm im Königreich sein, da sie doch alle sterben? Hier wird wiederum die große Wahrheit in den Mittelpunkt gestellt, daß der „Gott des Himmels“ ein Königreich aufrichtet, denn seine Macht erweckt am Ende dieses Zeitalters diese ebenso von den Toten, wie die gleiche Macht Jesum am Beginn desselben auferweckte. Wir erhalten diese Zusicherung in Offenbarung 20:4-6, wo von denjenigen, welche die Welt und ihren Geist überwinden, gesagt wird, daß sie leben und mit Christo tausend Jahre herrschen werden.

„Dies ist die erste Auferstehung“, erklärt der Offenbarer.* Wenn wir glauben, daß Gott Jesum von den Toten auferweckte, damit er „der König der Könige“ werde, sollte es dann schwer sein zu glauben, daß er auch dessen wahre Nachfolger von den Toten auferwecken wird, damit sie mit ihm als Könige herrschen können? Keineswegs! Und wenn für uns erst einmal die Tatsache gilt, daß er verheißen hat, es zu tun, und daß er seine Verheißung gewiß erfüllen wird, dann werden wir ohne Schwierigkeit erkennen, daß das Königreich Christi nicht durch den Willen und die Anstrengungen von Menschen aufgerichtet wird, sondern durch den Beschluß und die Macht Gottes - einer Macht, welche auch der Tod nicht hindern kann.

* Die Worte in Vers 5: „die übrigen der Toten wurden nicht lebendig, bis die tausend Jahre vollendet waren“ sind unecht und in den älteren griechischen Handschriften nicht zu finden.

Während die gegenwärtigen „Himmel und Erde“ - oder die Gesellschaftsordnung - vergehen sollen, sagt Offenbarung 21:1, daß es „ein neuer Himmel und eine neue Erde“ geben wird. Dies wird das Königreich Christi sein, und der Offenbarer versichert uns auch, daß in jenem Königreich Gott den Menschen seine Gunst erzeigen wird, denn er „wird bei ihnen wohnen“. Das Ergebnis hiervon erklärt Johannes: „Der Tod wird nicht mehr sein, noch Trauer, noch Geschrei, noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen.“ - Offb. 21:1-4

„Und der auf dem Throne saß, sprach: Siehe, ich mache alles neu.“ (Offb. 21:5) Das kann ein Mensch glauben und sollte es auch. Die ganze Welt ist der endlosen Fehlschläge menschlicher Bemühungen, Frieden und Wohlwollen herbeizuführen, müde. Sie ist des unaufhörlichen Meinungsstreites über Wahrheit müde. Aber das Wort Gottes versichert uns in dieser Zeit der Verwirrung und der Bedrängnis, daß göttliche Macht bald durch die Aufrichtung des Königreiches Christi kundgetan werden soll, und daß während der tausend Jahre dieses Königreiches das mit der Erschaffung des Menschen beabsichtigte göttliche Vorhaben seine glückliche Vollendung erreichen wird, wenn der Mensch zum Leben auf Erden wiederhergestellt ist und für immer Frieden und Freude genießt.

Das ist das Zeugnis aller heiligen Propheten Gottes. Hierfür kam Jesus und starb. Hierfür kehrt er zurück und richtet durch göttliche Macht sein Königreich auf. Es ist eine einfache Botschaft, aber eine solche welche alle verstehen und glauben können: die an die Bibel glauben, und nach welcher unser Leben zu richten Christen uns einladen.

„Diese Worte sind gewiß und wahrhaftig“, sagte Der, welcher auf dem Throne saß. (Offb. 21:5) Möchten auch wir unsererseits wahrhaftig sein in unserer Ergebenheit für Ihn, der alle seine Propheten veranlaßte, uns von seinem Vorhaben zu erzählen! Wenn wir unser Vertrauen auf ihn setzen, können wir in dieser sterbenden Welt des Streites und des Wirrwarrs Frieden haben und mit Zuversicht der Zeit entgegensehen, in welcher Er „alles neu machen“ wird.

Dies kann ein Mensch glauben; und wenn er glaubt, kann er versichert sein, daß zu Gottes fälliger Zeit die ganze Welt zu der Erkenntnis seines liebevollen Vorhabens mit seiner menschlichen Schöpfung gelangen wird. Diejenigen, welche dieses Vorhaben jetzt erkennen, werden in ihrem Leben keine größere Freude haben, als andere mit der großen Wahrheit bekannt zu machen, mit der Gott sie beschenkt hat.