Hoffnung über das Grab hinaus
- Was ist der Tod?
- Ist der Mensch unsterblich?
- Was ist die Hölle?
- Geister und Spiritismus
- Was ist der Himmel?
- Wo ist das Paradies?
Was ist der Tod?
Der Tod ist des Menschen größter Feind und von allen Informationsquellen, die dem Menschen zur Verfügung stehen, gibt uns allein die Bibel genauen Aufschluss über die Zukunft derer, die von diesem furchtbaren Ungeheuer niedergestreckt werden. Gottes Wort verheißt, dass eine Zeit kommt, da „der Tod nicht mehr sein“ wird; und weiter, dass diejenigen, welche gestorben sind, wieder leben werden (Offb. 21:4; Joh. 5:28). Eine Kenntnis der Vorkehrung des Schöpfers für ein sterbendes Geschlecht würde für alle, die um ihre geliebten Toten trauern, ein wirklicher Trost sein.
Zu dem grässlichen Gespenst des Todes selbst kommt die fast allgemeine Ungewissheit darüber, was jenseits des Grabes liegt. Was geschieht mit einem Manschen, dessen Herzschlag aufhört, im unmittelbar darauffolgenden Augenblick? Lebt jene Person noch auf eine geheimnisvolle Weise, schwebt sie tatsächlich im Totenzimmer umher, während ihre Freunde versammelt sind, um ihr Hinscheiden zu betrauern? Oder ist sie in ein unbekanntes „liebliches Eiland“ abgeschieden? Oder ist der Verstorbene, falls er kein Christ war, jetzt in den traditionellen Regionen der Verdammnis, wo er dazu verurteilt ist, in einer Feuer- und Schwefelhölle eine Ewigkeit der Qual zu erleiden?
Wir können, auch wenn wir es versuchen wollen, diese Frage nicht völlig aus unserem Sinn hinweg tun. Viele von uns mögen sich mit dem Gedanken trösten, dass wenigstens viele von unseren verstorbenen engen Freunden und Verwandten gute Charaktere und ehrlich gläubige Christen waren, wie sie es verstanden, und dass sie jetzt nach unseren allgemein anerkannten Glaubensbekenntnissen im Himmel glücklich sein werden. Doch jeder von uns hatte einige liebe Freunde, und wahrscheinlich Verwandte, die außerhalb des Bereiches orthodoxen Glaubens und Brauches gestorben sind, und wir müssen uns fragen, was aus diesen geworden ist. Leiden sie jetzt, oder sind sie glücklich?
Die Wissenschaft bietet keine Hoffnung
Die Wissenschaft sagt, dass es keinen Beweis für die Fortdauer menschlichen Lebens gibt, nachdem das Herz zu schlagen aufhört. In diesem Zeitalter des Materialismus sind viele geneigt, diese Ansicht anzunehmen. Man behauptet, dass hinsichtlich des Lebensprinzips der Mensch sich nicht von den Tieren unterscheidet, und die höhere Intelligenz der Gattung Mensch nicht auf die traditionelle Theorie zurückzuführen ist, dass der Mensch in sich verborgen eine besondere Intelligenz hat, „Seele“ oder „Geist“ genannt, sondern auf die Tatsache, dass er einen höheren und feineren Organismus besitzt als die tierische Schöpfung.
Wir wollen jetzt einige Schriftstellen betrachten, welche deutlich zeigen, dass die Wissenschaft hinsichtlich des gegenwärtigen Zustandes der Toten Recht hat. Prediger 9:5 lautet: „Denn die Lebenden wissen, dass sie sterben werden; die Toten aber wissen gar nichts.“ Auch Psalm 49:10-12 gehört hierher: „Denn er sieht, dass die Weisen sterben, dass der Tor und der Unvernünftige miteinander umkommen und anderen ihr Vermögen lassen. Ihr Gedanke ist, dass ihre Häuser stehen in Ewigkeit, ihre Wohnungen von Geschlecht zu Geschlecht; sie nennen Ländereien nach ihrem Namen. Doch der Mensch, der in Ansehen ist, bleibt nicht; er gleicht dem Vieh, das vertilgt wird.“
In 1. Mose 2:7 wird uns gesagt: „Jehova Gott bildete den Menschen, Staub von dem Erdboden, und hauchte in seine Nase den Odem des Lebens; und der Mensch wurde eine lebendige Seele.“ Später, nach der Übertretung des ursprünglich vollkommenen Paares, sagte Gott: „Im Schweiße deines Angesichts wirst du dein Brot essen, bis du zurückkehrst zur Erde, denn von ihr bist du genommen. Denn Staub bist du, und zum Staube wirst du zurückkehren!“ (1. Mose 3:19) In Psalm 146:4 schildert David eindrucksvoll den Zustand derer, die zum Staub zurückkehren. Wir zitieren: „Sein Geist geht aus, er kehrt wieder zu seiner Erde: an selbigem Tage gehen seine Pläne zu Grunde.“ Wenn Worte überhaupt etwas bedeuten, dann ist die Tatsache nicht zu verkennen, dass diese Worte einen toten Menschen als absolut bewusstlos beschreiben, dessen Überlegungen sogar zugrunde gegangen sind.
Man beachte weiter den Ausspruch des Psalmisten – „Sein Geist (hebr.: ruach – Odem) geht aus, er kehrt wieder zu seiner Erde“. Wenn der Mensch durch die Vereinigung des stofflichen Leibes mit dem Lebensodem als bewusstes Lebewesen ins Dasein gebracht wurde, dann erscheint es vernünftig, dass das Leben aufhört, wenn diese beiden Elemente getrennt werden, und genau das sagt der Text – „An selbigem Tage gehen seine Pläne zu Grunde.“
Einige mögen sich über den „Odem des Lebens“ Gedanken machen und meinen vielleicht, dies sei jenes herkömmliche gewisse Etwas, das weiterlebt, nachdem der Leib tot ist. Wir wollen das Thema von der „Seele“ für eine folgende Betrachtung lassen, jetzt aber wollen wir eine Schriftstelle untersuchen, die den Vorgang des Sterbens beschreibt und genau zeigt, was aus den beiden Hauptelementen wird, welche göttliche schöpferische Weisheit vereinigt hat, um menschliches Leben hervorzubringen. Sie lautet: „… und der Staub zur Erde zurückkehrt, so wie er gewesen, und der Geist zu Gott zurückkehrt, der ihn gegeben hat.“ – Pred. 12:7
Der Schlüssel zu einem richtigen Verständnis dieses Textes wird in dem Wort „zurückkehrt“ gefunden, das mit Bezug auf den Leib und auch den Geist angewendet wird. Von dem Leib wird gesagt, dass er zur Erde zurückkehrt. Dies geschieht, weil seine Stoffe ursprünglich von der Erde kamen. Daraus folgt also, dass der Geist, wenn er zu Gott zurückkehrt, bei Gott gewesen sein muss, bevor er in den menschlichen Organismus gelangte. Wenn in diesem Sinne „bei Gott sein“ „im Himmel sein“ bedeutet, wenn der hier erwähnte „Geist“ ein bewusstes Etwas und fähig ist, sich des Lebens in einem geistigen Himmel zu erfreuen, dann bedeutet dies demzufolge, dass jeder von uns in jedem geistigen Himmel gewesen sein muss, bevor wir geboren wurden; sonst könnte nicht gesagt werden, dass wir „zurückkehren“, wenn wir sterben.
Was der „Geist“ wirklich ist
Das hier mit „Geist“ übersetzte hebräische Wort ist ruach. Prof. Strong, eine anerkannte Autorität des Hebräischen und Griechischen, sagt, dass dieses hebräische Wort ruach „Wind“ oder „Atem“ bedeutet. Dasselbe hebräische Wort ist in 1. Mose 7:15 mit „Hauch“ übersetzt, der, wie gesagt wird, in den Tieren war. Wir zitieren: „Und sie gingen zu Noah in die Arche, je zwei und zwei von allem Fleische, in welchem ein Hauch (ruach) des Lebens war.“ Wenn die Anwendung des Wortes ruach die Bezeichnung des Atems oder Lebensgeistes in menschlichen Wesen bedeutet, dass wir eine Art von bewusstem Etwas in uns haben, das nach dem Tod des Leibes weiterlebt, so bedeutet es ebenso, dass auch die Tiere ein ähnliches innewohnendes, unbegreifliches Etwas besitzen, das nie sterben kann.
Aber wenn wir übereinstimmend mit dem Wort Gottes überlegen, ist alles klar. Nach 1. Mose 2:7 erschuf Gott den Menschen aus dem Staub des Erdbodens und „hauchte in seine Nase den Odem des Lebens“. Das Ergebnis der Verbindung des Leibes mit dem Lebensodem war: „Der Mensch wurde eine lebendige Seele.“ Es ist einleuchtend: Wenn der Leib zur Erde zurückkehrt und der Odem oder Lebensgeist zu seiner ursprünglichen Quelle – zu Gott, welcher ihn gab – zurückkehrt, so wird das Wesen in genau dem gleichen Zustand zurückgelassen, in dem es sich vor der Geburt befand, im Zustand des Nichtseins.
Um diese Frage noch deutlicher zu klären, brauchen wir uns nur Prediger 3:19-21 zuzuwenden, wo wieder das hebräische Wort ruach angewandt wird. Dort wird gesagt, dass beim Tod der Odem (ruach) von Mensch und Tier an denselben Ort geht. Wir zitieren: „Denn was das Geschick der Menschenkinder und das Geschick der Tiere betrifft, so haben sie einerlei Geschick: wie diese sterben, so sterben jene, und einen Odem (ruach) haben sie alle; und da ist kein Vorzug des Menschen vor dem Tiere, denn alles ist Eitelkeit. Alles geht an einen Ort; alles ist aus dem Staube geworden, und alles kehrt zum Staube zurück. Wer weiß von dem Odem der Menschenkinder, ob er aufwärts (zum Himmel) fährt, und von dem Odem der Tiere, ob er niederwärts zur Erde hinab fährt?“
Die Aussagen des Neuen Testaments über den Tod stimmen mit denen des Alten Testaments völlig überein. Jesus zeigt, dass die Toten sich im Zustand der Bewusstlosigkeit befinden, den er mit dem Schlaf vergleicht. In Johannes 11:1-46 haben wir einen wunderbar aufschlussreichen Bericht über die Krankheit, den Tod und die Auferweckung des Lazarus, eines lieben Freundes Jesu. Martha und Maria, die Schwestern des Lazarus, waren ebenfalls mit dem Meister befreundet, und als ihr Bruder krank wurde, sandten sie Jesu Nachricht und vermuteten, dass er ihnen sofort zu Hilfe kommen würde.
Aber statt sofort an das Bett seines Freundes Lazarus zu eilen, verweilte Jesus. Nachdem einige Zeit verstrichen war, sagte er zu seinen Jüngern: „Lazarus, unser Freund, ist eingeschlafen; aber ich gehe hin, auf dass ich ihn aufwecke.“ Die Jünger missverstanden das und vermuteten, dass Jesus den natürlichen Schlaf meinte. Dann sagte er deutlich: „Lazarus ist gestorben.“ Später, am Grab des Lazarus, rief Jesus dem Toten mit lauter Stimme zu: „Lazarus komm heraus!“ „Und der Verstorbene kam heraus“, wird uns gesagt. Hier ist keine Andeutung, dass die „Seele“ des Lazarus in einem Himmel der Glückseligkeit oder in einer Hölle der Qual war. Nach dem Bericht schlief er im Tode, ja, Jesus glaubte an den „Todesschlaf“.
In dem Bericht über die Auferweckung des Lazarus vom Todesschlaf wird die Tatsache betont, dass die schriftgemäße Hoffnung auf Leben jenseits des Grabes in der Gewissheit liegt, dass es eine Auferstehung der Toten geben wird, statt in der Mutmaßung, dass der Mensch innewohnende Unsterblichkeit besitzt. Der Apostel Paulus stimmt damit völlig überein. In 1. Korinther 15:12-18 kommt er zu dem Schluss, dass, wenn es keine Auferstehung der Toten gibt, also auch „die, welche in Christo entschlafen sind, verloren gegangen“ sind.
Auch in der Offenbarung finden wir dieselbe Auffassung hinsichtlich des Zustandes der Bewusstlosigkeit der Toten. So sagt zum Beispiel der Offenbarer: „Und das Meer gab die Toten, die in ihm waren, und der Tod und der Hades gaben die Toten, die in ihnen waren“: (Offb. 20:13) Wir wollen das Thema der Hölle für eine folgende Betrachtung lassen. Jetzt mag es genügen, die Tatsache zu beachten, dass nach dem eben zitierten Text diejenigen welche in der biblischen „Hölle“ sind, als tot erklärt werden. Dies bedeutet, dass sie nicht leben und gequält werden. Ebenso zeigt der Text, dass die Hoffnung für Tote die ist, dass sie aus der Hölle herausgebracht – zum Leben auferweckt – werden.
Kurz zusammengefasst lautet demnach die Antwort auf die Frage: Wo sind die Toten?, dass sie jetzt im Zustand der Bewusstlosigkeit sind; dass alle Hoffnung auf Leben jenseits des Grabes auf der Zusicherung der Schrift beruht, dass durch die während des kommenden Königreich-Zeitalters vom göttlichen Christus ausgeübte gewaltige Macht des großen Schöpfers „eine Auferstehung sein wird, sowohl der Gerechten als der Ungerechten“. - Apg. 24:15
Satans Lüge
Bevor wir diesen Teil des Themas verlassen, ist es gut, nur noch kurz die Aufmerksamkeit auf den Ursprung der im Heidentum und in der Christenheit so allgemein angenommen falschen Lehre zu lenken, die da sagt: „Es gibt keinen Tod.“ Wenn die Bibel so deutlich lehrt, dass der Tod die grausame Wirklichkeit und des Menschen schlimmster Feind ist, woher kam dann die Idee, ihn in dem Sinne als Freund zu betrachten, dass er nur das Tor zu einem anderen Leben sei?
Die Antwort auf diese Frage finden wir in dem Bericht im 1. Buch Mose über den Fall des Menschen in Sünde und Tod. Satan, der bei Erörterung der Angelegenheit mit Mutter Eva vor deren Übertretung, die den Tod brachte, sich der Schlange bediente, sagte: „Mit nichten werdet ihr sterben!“ (1. Mose 3:4) Gott hatte gesagt, dass die Strafe für Ungehorsam der Tod sein würde – „du wirst gewisslich sterben“. (1. Mose 2:17) Das Zeugnis der ganzen Bibel stimmt mit diesem ursprünglichen Ausspruch hinsichtlich der Strafe für Sünde überein. Ap. Paulus erklärt: „Der Lohn der Sünde ist der Tod.“ (Röm. 6:23) Hesekiel sagt: „Die Seele, welche sündigt, die soll sterben.“ – Hes. 18:4
In Offenbarung 20:2, 3 wird uns der Gedanke vermittelt, dass die „alte Schlange“, die Mutter Eva betrog, seitdem fortfuhr, ein Betrüger zu sein, und die Geschichte offenbart, dass dies in der Tat wahr ist. Jede nur mögliche betrügerische Anstrengung ist die Jahrhunderte hindurch unternommen worden, um Satans Lüge zu stützen: „Mit nichten werdet ihr sterben.“ Als Folge davon gründet heute nahezu jeder, der überhaupt an ein zukünftiges Dasein zu glauben versucht, seinen Glauben auf die Mutmaßung, dass der Mensch innewohnende Unsterblichkeit besitzt. Was aber sagt die Schrift über die Unsterblichkeit? Das nächste Kapitel behandelt diesen Punkt.
Ist der Mensch unsterblich?
Die Lehre von der innewohnenden Unsterblichkeit, welche behauptet, dass ein Mensch, wenn er von dem überrascht wird, was wir den Tod nennen, tatsächlich lebendiger wird, als er vordem war, ist auf die Annahme gegründet, dass irgendwo im menschlichen Organismus ein nicht zu fassendes, unbegreifliches und unsichtbares Ich oder bewusstes Wesen verborgen ist, „Seele“ genannt. Und Theologen behaupten, dass diese Seele unsterblich oder gegen den Tod gefeit ist; dass daher also, wenn der Körper stirbt, dieses innewohnende Bewusste oder der wirkliche Mensch aus seinem Gefängnis der menschlichen Beschränkungen entweicht und frei ist, sich ewigen Lebens auf einer viel höheren Daseinsstufe zu erfreuen - natürlich nur, wenn er keine gottlose Seele gewesen ist. Im letzteren Falle muss gemäß der traditionellen Theologie die Seele in einer brennenden Hölle buchstäblichen Feuers unsagbare Qualen erleiden, oder bestenfalls gemäß der römisch-katholischen Theologie eine lange Leidenszeit im Fegefeuer durchmachen, bevor sie sich der Freiheit und Segnungen des Himmels erfreuen kann.
Die Ausdrücke „unsterbliche Seele“ oder „unvergängliche Seele“ werden bei religiösen Unterhaltungen so allgemein angewandt, dass sie von solchen, die keine Prüfung vorgenommen haben, als selbstverständliche schriftgemäße Ausdrücke hingenommen werden. Deshalb wird es bestimmt für viele eine Überraschung sein, wenn sie erfahren, dass diese Ausdrücke in der Bibel überhaupt nicht zu finden sind. Die herkömmliche Unsterblichkeit der menschlichen Seele ist ein reines Phantasieprodukt ohne jeglichen Schriftgrund.
Die Wörter „Seele“ und „Seelen“ werden in der Bibel mehr als 500 Mal gebraucht, aber in keinem Fall wird der Gedanke auch nur angedeutet, dass menschliche Seelen unsterblich sind. Im Gegenteil bezeugt die Bibel überall, wo sie das Thema des Todes in Verbindung mit der Seele behandelt, klar und bestimmt, dass die Seele ebenso wie der Leib dem Tode unterworfen ist. Der Herr sagt zum Beispiel durch den Propheten: „Siehe, alle Seelen sind mein; wie die Seele des Vaters, so auch die Seele des Sohnes; sie sind mein; die Seele, welche sündigt, die soll sterben.“ (Hes. 18:4) Und im Neuen Testament lesen wir die Worte Jesu: „Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, die Seele aber nicht zu töten vermögen; fürchtet aber vielmehr den, der sowohl Seele als Leib zu verderben (vernichten) vermag in der Hölle (Gehenna).“ (Matth. 10:28) Ja, auch die Seelen, welche in die biblische Hölle gehen, werden vernichtet, und nicht gequält.
Das Wort „Seele" im Alten Testament ist eine Übersetzung des hebräischen Wortes nephesch. Prof. Young erklärt in seiner analytischen Schriftstellen-Konkordanz, dass dieses Wort nephesch einfach „Lebewesen“ bedeutet oder, frei übersetzt, etwas, das belebt ist oder lebt, ein empfindendes Wesen. Dieses Wort wird im Alten Testament auf Tiere und auch auf Menschen angewandt. In 4. Mose 31:28 wird es auf Tiere wie Rinder, Esel und Kleinvieh angewandt. Würden wir also darauf bestehen, dass das im Alten Testament mit „Seele“ übersetzte hebräische Wort nephesch die Bedeutung von unsterbliche Seele hat, dann wären wir zu der Schlussfolgerung gezwungen, dass auch die Tiere unsterbliche Seelen besitzen – eine Schlussfolgerung, die wenige würden annehmen wollen.
Das Wort „Seele“ im Neuen Testament ist eine Übersetzung des griechischen Wortes psyche. Wir wissen, dass dieses Wort genau dieselbe Bedeutung hat wie das hebräische Wort nephesch, denn der Apostel Petrus wendet das erstere an, um das letztere zu übersetzen, wenn er aus Psalm 16:10 zitiert. Das Zitat des Apostels befindet sich in Apostelgeschichte 2:27, es lautet: „Denn du wirst meine Seele (griech. psyche, hebr. nephesch) nicht im Hades zurücklassen, noch zugeben, dass dein Frommer Verwesung sehe.“ Ap. Petrus sagt, dass dies eine Prophezeiung vom Tode und der Auferstehung Jesu ist, dass dessen Seele nicht im Hades / in der Hölle) gelassen würde.
In Matthäus 26:38 wird berichtet, wie Jesus sagt: „Meine Seele ist sehr betrübt bis zum Tode.“ Das ist völlig in Harmonie mit der prophetischen Erklärung über Jesu, welche sagt, dass seine „Seele das Schuldopfer gestellt“ hat. Ja, Jesu Seele starb, und durch jenes große Opfer sind die Seelen der gesamten Menschheit vom Tode erlöst und werden schließlich aus dem Todeszustand auferweckt werden.
Eine weitere interessante Anwendung des griechischen Wortes psyche (deutsch: „Seele“) im Neuen Testament befindet sich in Apostelgeschichte 3:19-23. Hier haben wir eine prophetische Schilderung des Werkes der Wiederherstellung oder Auferstehung, welches der Messias nach seinem Kommen und der Aufrichtung seines Königreiches verrichten wird. Es wird uns gesagt, dass dann „jede Seele, die irgend auf jenen Propheten nicht hören (nicht gehorchen) wird, aus dem Volke ausgerottet werden soll“. So betonen das Alte und das Neue Testament die Tatsache, dass Menschenseelen sterblich sind, dem Tode unterworfen; und dass schließlich alle bösen Seelen ausgerottet werden sollen - nicht aufbewahrt und gequält, wie die Glaubensbekenntnisse aus dem Finsteren Mittelalter uns glauben machen wollen.
Die erste menschliche Seele erschaffen
Lasst uns sorgfältig den Vorgang beachten, durch welchen die erste menschliche Seele ins Dasein gerufen wurde, da dies uns klarer verstehen lassen wird, was eine Seele in Wirklichkeit ist. Der biblische Bericht hierüber steht in 1. Mose 2:7, wo es heißt: „Und Jehova Gott bildete den Menschen, Staub von dem Erdboden, und hauchte in seine Nase den Odem des Lebens; und der Mensch wurde eine lebendige Seele.“
Man beachte, dass die Seele hier als das Ergebnis oder Produkt einer Vereinigung des Leibes oder Organismus mit dem Lebensodem gezeigt wird – „der Mensch wurde eine lebendige Seele“. Diese Schriftstelle sagt nicht, wie viele in der Vergangenheit irrtümlicherweise vermutet haben, dass Gott den Menschen erschuf und ihm dann eine Seele einpflanzte - sie erklärt vielmehr, dass der Mensch bei der Erschaffung eine Seele wurde, was etwas ganz anderes ist.
Zuerst wurde gemäß dem Bericht der Organismus oder Leib des Menschen gebildet – „Staub von dem Erdboden“. Das stimmt mit den heute bekannten wissenschaftlichen Tatsachen überein, da der Leib des Menschen gänzlich aus den verschiedenartigen chemischen Elementen der Erde zusammengesetzt ist. Dann wurde diesem Organismus der „Odem des Lebens“ eingehaucht - die belebende Kraft der Luft, welche wir atmen, und die für alles irdische Leben notwendig ist. Das hier mit „Odem“ übersetzte hebräische Wort ist neschamah und bedeutet nach Prof. Young buchstäblich „Atem“. Die Tatsache, dass er in die Nase von Vater Adam gehaucht wurde, hebt den Tatbestand hervor, dass es der Atem war. Die Nase würde wahrlich als ein merkwürdiger Platz für die Unterbringung einer unsterblichen Seele erscheinen.
Was geschah nun, als der Lebensodem in die Nase dieses ersten menschlichen Organismus eingehaucht wurde? Einfach dies, dass er lebendig - oder wie der Text erklärt, „eine lebendige Seele“ - wurde. So gesehen, ist die „Seele“ in Wirklichkeit das, was sich aus der Verbindung des Organismus mit den lebengebenden Eigenschaften des Atems - des „Odems des Lebens“ - ergibt. Eine einfache Veranschaulichung hierfür ist das elektrische Licht. Eine Glühbirne mit ihrem inneren luftleeren Raum, den Glühfäden usw. ist nicht das Licht; auch die Elektrizität, die jenen Organismus durchströmt, ist nicht das Licht; wenn man aber den Organismus mit der Elektrizität in Verbindung bringt, wird das Licht erzeugt. Zerstöre die Glühbirne (Organismus), oder schneide den elektrischen Strom ab (der dem Lebensodem entspricht), und das Licht geht aus, d.h. es hört auf, da zu sein, es ist erloschen.
Genau so ist es mit der menschlichen Seele. Wenn der Körper durch Krankheit oder Unfall soweit beeinträchtigt wird, dass er nicht mehr genügend funktioniert, um auf die lebenserhaltenden Impulse des Lebensodems zu reagieren, dann „geht“ die Seele oder das Leben des Betreffenden „aus“, d.h. es hört auf, da zu sein, er stirbt. Wenn dem Leib aus irgendeinem Grunde oder auf irgendeine Weise - so beim Ertrinken oder Ersticken - der Lebensodem entzogen wird, hört das Leben ebenfalls auf - die Seele stirbt. In diesem Zusammenhang sollten wir natürlich daran denken, dass das große Geheimnis des Lebens, dessen Äußerungen wir einigermaßen zu verstehen vermögen, in den Händen des Schöpfers liegt. Er ist der große Schöpfer, nicht nur des Menschen, sondern auch der Tiere. Er ist für alles Leben auf Erden, was die Sonne für alles natürliche Licht ist, d.h. er ist die Quelle. Es ist dem Menschen nicht möglich, einen Organismus zu formen, etwas von der Erdatmosphäre in ihn zu bringen und ihn leben zu lassen. Die buchstäbliche Luft ist der Lebensodem für Menschen und Tiere, weil sie ein Mittel des Schöpfers ist, durch welches das Lebensprinzip allen auf der Erde lebenden Wesen mitgeteilt wird.
Dieses Lebensprinzip ist jedoch nicht ein bewusstes Wesen für sich, sondern nur die Kraft Gottes, durch welche alles Leben besteht. In 1. Mose 7:15, 22 wird gesagt, dass die Tiere denselben Lebensodem besitzen. Im weiteren Verlauf unseres Studiums werden wir finden, dass die Bibel für Menschen, welche dem Gesetz Gottes gehorchen, deshalb eine Hoffnung auf künftiges und ewiges Leben bietet, weil der Schöpfer beabsichtigt, ihnen das Lebensprinzip weiter mitzuteilen, nicht aber, weil er ursprünglich ein gegen den Tod gefeites Etwas in ihren Organismus brachte.
Die Hoffnung der Unsterblichkeit
Wie bereits bemerkt, ist der Ausdruck „unsterbliche Seele“ in der Bibel überhaupt nicht zu finden. Das Wort „unsterblich“ oder „unverweslich“ wird in der ganzen Bibel nur einmal gebraucht, und in diesem einen Fall wird es auf den Herrn und nicht auf den Menschen angewandt. Wir zitieren: „Dem König der Zeitalter aber, dem unverweslichen, unsichtbaren, alleinigen Gott, sei Ehre und Herrlichkeit von Ewigkeit zu Ewigkeit.“ (1. Tim. 1:17) In 1. Timotheus 6:16 haben wir eine der vorhergehenden ähnliche Schriftstelle, in welcher das Wort „Unsterblichkeit“ gebraucht wird. Dieser Text spricht ebenfalls vom Herrn und lautet: „Der allein Unsterblichkeit hat, der ein unzugängliches Licht bewohnt, den keiner der Menschen gesehen hat noch sehen kann, welchem Ehre sei und ewige Macht.“ Diese beiden Schriftstellen sollten die Frage, ob der Mensch von Natur ein unsterbliches Geschöpf ist, endgültig abtun.
Das Wort „Unsterblichkeit“ oder „Unverweslichkeit“ wird in der Bibel noch viermal gebraucht, aber in jedem dieser Fälle beschreibt es eine zukünftige, an Bedingungen geknüpfte, Belohnung für solche, die in diesem Leben treu in den Fußtapfen des Herrn wandeln. Und gerade hier wollen wir noch einmal die Tatsache betonen, dass wir nicht zu beweisen versuchen, dass es für menschliche Wesen kein zukünftiges Leben gibt, sondern vielmehr, dass gemäß der Bibel alle Hoffnung auf zukünftiges Leben nur auf die Tatsache gegründet ist, dass es eine Auferstehung der Toten geben wird, aber nicht auf die Vermutung, dass wir von Natur unsterblich seien und infolgedessen nicht sterben können.
Wir wollen das allgemeine Thema der Auferstehung für eine spätere Betrachtung lassen und hier nur die vier Schriftstellen anführen, die sich auf die Hoffnung des Christen beziehen, zur Unsterblichkeit mit dem Herrn erhöht zu werden. Römer 2:7 lautet: „Denen, die mit Ausharren in gutem Werke Herrlichkeit und Ehre und Unverweslichkeit suchen, ewiges Leben.“ Dieser Text zeigt, dass Unverweslichkeit oder Unsterblichkeit jetzt kein Besitztum des Christen ist, sondern vielmehr etwas, nach dem gesucht werden muss – „mit Ausharren in gutem Werke“.
In 1. Korinther 15:53 lesen wir: „Denn dieses Verwesliche muss Unverweslichkeit anziehen, und dieses Sterbliche Unsterblichkeit anziehen.“ Hier wird gesagt, dass „Unsterblichkeit“ eine Eigenschaft ist, welche „angezogen“ werden muss, wenn man sie jemals besitzen soll. Der Apostel sagt deutlich, dass wir jetzt „sterbliche“ Wesen sind. Der nächste Vers lautet: „Wenn aber dieses Verwesliche Unverweslichkeit anziehen und dieses Sterbliche Unsterblichkeit anziehen wird, dann wird das Wort erfüllt werden, das geschrieben steht: Verschlungen ist der Tod in Sieg.“
Noch ein weiterer Text in der Bibel, in welchem das Wort „Unverweslichkeit“ vorkommt, ist 2. Timotheus 1:10. Er lautet: „Jetzt aber geoffenbart worden ist durch die Erscheinung unseres Heilandes Jesus Christus, welcher den Tod zunichte gemacht, aber Leben und Unverweslichkeit ans Licht gebracht hat durch das Evangelium.“ Aus dieser Schriftstelle ist ersichtlich, dass vor dem ersten Advent unseres Herrn niemand überhaupt eine Gelegenheit hatte, nach Unsterblichkeit zu streben, wozu die Kirche dieses Evangelium-Zeitalters ermutigt wird. Sie zeigt ferner, dass alle Hoffnung auf Leben und Unsterblichkeit in Jesu und seinem Erlösungswerk beruht.
Was ist die Hölle?
Eine Grundlehre des christlichen Glaubens, welche durch den Aberglauben des Finsteren Mittelalters sehr verdreht wurde, ist die Lehre von der Bestrafung derer, die dem göttlichen Gesetz nicht gehorchen. Die klare Lehre der Bibel lautet, wie wir gesehen haben: „Der Lohn der Sünde ist der Tod.“ (Röm. 6:23) Wir haben gefunden, dass nach der schriftgemäßen Erklärung der Tod ein Zustand der Bewusstlosigkeit ist - symbolisch als Schlaf bezeichnet. Ebenso haben wir gefunden, dass die Todesstrafe auf die "Seele" oder das ganze Wesen anzuwenden ist und sich nicht nur auf die Auflösung des menschlichen Organismus beschränkt. Angesichts dieser einfachen, aber deutlich gezeigten Wahrheiten der Bibel werden viele naturgemäß und mit Recht nach der Lehre der ewigen Qual für die Gottlosen fragen.
Die Antwort auf diese scheinbare Schwierigkeit wird klar, wenn wir erkennen, dass die Theorie von der ewigen Qual nur ein von Menschen geschaffenes Dogma ist und von der Heiligen Schrift überhaupt nicht unterstützt wird. Es ist wahr, die Bibel sagt viel über die „Hölle“, ebenso ist der Ausdruck „Hölle des Feuers“ in der Heiligen Schrift zu finden; doch Nachforschung ergibt, dass die biblische Hölle keineswegs ein Ort der Qual ist, sondern nur den Todeszustand darstellt, und dieser ist, wie wir festgestellt haben, ein Zustand der Bewusstlosigkeit.
Jeder weiß natürlich, dass unsere deutsche Bibel eine Übersetzung der hebräischen Manuskripte des Alten Testamentes und der griechischen Manuskripte des Neuen Testamentes ist. Um nun in dieser wichtigen Angelegenheit für Schlussfolgerungen bezüglich des göttlichen Vorhabens und Planes eine klare Tatsachengrundlage zu haben, ist es notwendig, wegen der tatsächlichen Bedeutung der verschiedenartigen alten Wörter, die in unseren Bibeln mit „Hölle“ übersetzt sind, maßgebende Kenner des Hebräischen und Griechischen zu Rate zu ziehen. Indem wir dies tun, ergießt sich plötzlich eine Flut überraschender Erkenntnis über uns. Wir finden zum Beispiel, dass es im ganzen Alten Testament nur ein einziges hebräisches Wort gibt, das mit Hölle übersetzt wird, und dieses Wort ist sheol. Es kommt insgesamt 65 Mal vor. In der Lutherbibel wird es fünfundvierzigmal mit „Hölle“, siebenmal mit „Grube“, sechsmal mit „Tod“, viermal mit „bei den Toten“ und dreimal mit „Grab“ übersetzt. Dr. James Strong, Professor des Hebräischen und Griechischen, erklärt sheol als „die Welt der Toten“. Um aber zu einer endgültigen Entscheidung über den genauen Zustand zu kommen, der in dieser „Welt der Toten“ besteht, ist es notwendig, den inspirierten Bericht zu Rate zu ziehen.
Das hebräische Wort sheol kommt in Prediger 9:10 vor, wo es von Luther mit „bei den Toten“ übersetzt wird. Wir zitieren: „Alles was du zu tun vermagst mit deiner Kraft, das tue; denn es gibt weder Tun noch Überlegung noch Kenntnis noch Weisheit im Scheol, wohin du gehst.“ Dies ist die inspirierte Erklärung des hebräischen Wortes sheol - des einzigen Wortes, das im Alten Testament mit Hölle übersetzt wird. Sie macht verständlich, dass diese „Welt der Toten“ eine schweigende, schlafende Welt ist, in welcher es weder Kenntnis noch Bewusstsein gibt. Viertausend Jahre lang, von der Erschaffung Adams bis zum ersten Advent Jesu, verwendete Jehova kein anderes Wort als dieses, um den Zustand der Toten zu beschreiben. Wenn ewige Qual die Strafe für Sünde ist, würde es da nicht sehr unfreundlich und ungerecht gewesen sein, die Menschen während eines so langen Zeitraumes in Unkenntnis darüber zu halten?
Der gute Prophet Hiob wusste, dass der sheol ein Zustand der Bewusstlosigkeit ist, dem Schlaf vergleichbar; als er seelisch und körperlich so außerordentlich litt, bat er aus diesem Grunde den Herrn, ihn doch in diesen Zustand gehen zu lassen. Ja, Hiob betete tatsächlich darum, in die Bibelhölle zu gelangen. Sein Gebet lautet: „Ach dass du mich in der Hölle (sheol) verdecktest und verbargst, bis dein Zorn sich lege, und setztest mir ein Ziel, dass du an mich dächtest!“ Man beachte, dass Hiob in den sheol gehen wollte, um den Zorn Gottes zu entfliehen. Wie verschieden ist dies von der Glaubensbekenntnis-Theorie, dass die Hölle der Ort ist, wo Gott seinen Zorn äußerst boshaft an allen auslässt, die dorthin gehen! Weiter ist zu beachten, dass Hiob ein treuer Diener des Herrn war und doch damit rechnete, beim Tode in die biblische Hölle zu gehen. Was kann das bedeuten?
Eine sorgfältige Untersuchung aller Texte im Alten Testament, in denen das Wort sheol vorkommt, enthüllt, dass diese „Welt der Toten“ ein Zustand ist, in welchen beim Tode Gute und Böse, Heilige und Sünder gehen, der jedoch nicht notwendigerweise ein dauernder Todeszustand ist. Hiob dachte tatsächlich nicht daran, im Tode zu verbleiben, darum schloss er sein Gebet mit der Bitte an den Herrn, seiner zu gedenken und ihn aus dem Scheol zu rufen. Er stellt die Frage: „Wenn ein Mensch stirbt, wird er wieder leben?“ Dann beantwortet er seine eigene Frage durch die Bekräftigung seiner Hoffnung auf die Auferstehung: „Du würdest rufen, und ich würde dir antworten; du würdest dich sehnen nach dem Werke deiner Hände.“ - Hiob 14:13-15
Im Alten Testament ist mit dem Wort sheol nur einmal der Gedanke an Bedrängnis verbunden, und zwar in Psalm 116:3, wo es nach Luther heißt: „Stricke des Todes hatten mich umfangen, und Ängste der Hölle (sheol) hatten mich getroffen.“ David ist hier der Sprecher, und wenn er zu Zeiten auch Versuchungen nachgegeben hatte, so wird er doch wegen seiner Herzenstreue für seinen Schöpfer von Gott ein „Mann nach meinem Herzen“ genannt. (Apg. 13:22) Ganz gewiss würde ein solcher nicht der Gegebene sein, die Qualen einer Glaubensbekenntnis-Hölle zu erleiden. Was also meint er, als er sagte: „Die Ängste der Hölle hatten mich getroffen.“
Der Sinn der Worte Davids in diesem Text wird offenbar, wenn wir den Zusammenhang in Betracht ziehen. Er erzählt, wie der Herr ihn vom Tode erlöste, obgleich er tatsächlich sterbenskrank war. Die erwähnten Ängste der Hölle sind zweifellos die mit dem Sterbevorgang verbundenen Schmerzen und Leiden - die Krankheit, die schließlich zum Tode des Propheten führte, obgleich er eine Zeitlang davon befreit war. Von diesem Standpunkt aus können wir alle Leiden in der Welt, die schließlich zum Tode führen, mit Recht als „Ängste der Hölle“ betrachten, weil sie im Todeszustand, dem sheol, der Bibelhölle, enden.
Die Hölle im Neuen Testament
Im Neuen Testament wird das griechische Wort hades verwendet, um das hebräische Wort sheol zu übersetzen, wenn aus dem Alten Testament zitiert wird. Ein interessantes Beispiel hierfür ist Apostelgeschichte 2:27, wo es nach Luther heißt: „Denn du wirst meine Seele nicht dem Tode (hades) lassen, auch nicht zugeben, dass dein Heiliger Verwesung sehe.“ Diese Worte sind ein Zitat aus dem 16. Psalm, wo gemäß dem inspirierten Zeugnis des Apostels Petrus der Prophet David den Tod und die Auferstehung Jesu voraussagte. In dieser Prophezeiung verwendet David das hebräische Wort sheol, und der Apostel übersetzt dasselbe mit dem griechischen Wort hades. Hieraus erkennen wir, dass hades im Neuen Testament genau dieselbe Bedeutung hat wie sheol im Alten Testament. Da nun der Prophet in Prediger 9:10 den sheol als einen Zustand der Bewusstlosigkeit erklärt, ist offenbar kein Zweifel über die Bedeutung des Wortes Hölle im Neuen Testament möglich.
Davids Prophezeiung in Psalm 16:10, die Petrus, wie schon bemerkt, als eine Bezugnahme auf den Tod und die Auferstehung Jesu deutet, ist besonders interessant durch die Tatsache, dass sie Jesus während der Zeit, da er tot war, in die biblische Hölle versetzt. Somit ist die Bibelhölle offensichtlich kein solcher Ort, wie die Theologie des Mittelalters ihn dargestellt hat; denn wir könnten uns wahrlich nicht vorstellen, dass Jesus an einen Ort der Qual gegangen ist. Wenn wir aber daran denken, dass die Bibelhölle der Todeszustand ist, dann können wir verstehen, warum es notwendig war, dass Jesus in die Hölle ging. Die Bibel gibt deutlich zu verstehen, dass Jesus in seinem Erlösungswerk für das Menschengeschlecht im Tode die Stelle des Sünders einnahm, dass er ein Lösegeld, oder ein entsprechender Preis, für die Sünden der Welt wurde. Indem er dies tat, geschah es, dass er „für jeden den Tod schmeckte“ und so in den Todeszustand, die Bibelhölle, ging. Siehe Jesaja 53:3-10; 1. Tim. 2:3-6; Hebräer 2:9
Rückkehr aus der Hölle
Um völlig gewiss zu sein, dass die biblische Hölle kein Ort ewiger Qual ist, wie die traditionelle Theologie uns glauben machen möchte, wollen wir uns Offenbarung 20:13 und 14 zuwenden. In dieser Schriftstelle wird das griechische Wort hades mit „Hölle“ übersetzt und in der Bibel zum letzten Mal gebraucht. Wir zitieren nach Luther: „Und das Meer gab die Toten, die darin waren; und der Tod und die Hölle (hades) gaben die Toten, die darin waren; und sie wurden gerichtet, ein jeglicher nach seinen Werken. Und der Tod und die Hölle (hades) wurden geworfen in den feurigen Pfuhl. Das ist der andere Tod.“ Drei außergewöhnliche Tatsachen werden offenbar, wenn wir die vorhergehende Schriftstelle studieren: Erstens ist die biblische Hölle nicht notwendigerweise ein dauernder Aufenthaltsort für die Gottlosen oder die Gerechten, denn es wird gesagt, dass sie ihre Toten herausgeben wird. Zweitens ist die biblische Hölle nicht der feurige Pfuhl. Drittens wird hier von denen, die in der Hölle gewesen sind, gesagt, dass sie tot waren, während sie sich dort befanden, und nicht lebendig die angeblichen Qualen des mittelalterlichen Abgrundes der Verdammten litten.
Wie bereits bemerkt, wird hier die „Hölle“ zum letzten Mal in der Bibel erwähnt und als ein Ort oder Zustand beschrieben, der gänzlich von seinen Bewohnern entleert und dann in einem symbolischen feurigen Pfuhl verbrannt oder vernichtet wird. Feuer ist der Wissenschaft als eines der verheerendsten Elemente bekannt, und hier wird es vom Herrn gebraucht, um die Tatsache darzustellen oder zu symbolisieren, dass der Hades, der Todeszustand, der die Folge der Übertretung unserer ersten Eltern damals in Eden war, schließlich vollständig vernichtet wird. – 1. Kor. 15:26
Die Schlüssel der Hölle
In Offenbarung 1:18 macht Jesus selbst uns darauf aufmerksam, dass die Hölle schließlich ihre Toten herausgeben muss, und zwar mit folgenden Worten (nach Luther): „Ich bin … der Lebendige. Ich war tot; und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel der Hölle und des Todes.“ Schlüssel werden benutzt, um Türen oder Pforten aufzuschließen. Jesus erwarb diese symbolischen Schlüssel der Hölle und des Todes durch seinen eigenen Tod. Dies gibt ihm die Autorität, das große Gefängnis des Todes aufzuschließen und die Gefangenen zu befreien, und in der vorhin zitierten Schriftstelle, wo erklärt wird, dass „der Tod und die Hölle die Toten gaben, die darin waren“, wird gezeigt, dass genau dies stattfinden wird.
Dass Jesus jetzt das göttliche Recht besitzt, die Toten aufzuerwecken, darauf wird auch vom Apostel Paulus in Römer 14:9 hingewiesen, wo es heißt: „Denn hierzu ist Christus gestorben und wieder lebendig geworden, auf dass er herrsche sowohl über Tote als über Lebendige.“ Als Herrscher über die Toten hat er verheißen, seine Amtsgewalt und Macht, die „Schlüssel der Hölle“, zu gebrauchen, um die Welt zum Leben wiederherzustellen. Das ist der Sinn der in Johannes 5:28, 29 wiedergegebenen Worte: „Wundert euch darüber nicht, denn es kommt die Stunde, in welcher alle, die in den Gräbern sind, seine Stimme hören und hervorkommen werden: die das Gute getan haben, zur Auferstehung des Lebens, die aber das Böse verübt haben, zur Auferstehung des Gerichts.“
Diesem Herausbringen der Toten aus dem sheol oder hades wird, wie Offenbarung 20:14 zeigt, die Vernichtung der Hölle folgen. Dies war für die Schreiber des Neuen Testamentes kein neuer Gedanke, denn er war lange vorher im Alten Testament prophezeit worden. Durch den Propheten Hosea sagt der Herr: „Von der Gewalt des Scheols werde ich sie erlösen, vom Tode sie befreien! Wo sind, O Tod, deine Seuchen? wo ist, O Scheol, dein Verderben? Reue ist vor meinen Augen verborgen.“ (Hos. 13:14) Beachten wir die in dieser Schriftstelle gegebene segensreiche Zusicherung: „Reue ist vor meinen Augen verborgen.“ Das heißt, der Herr hat endgültig beschlossen, Tod und Scheol (Hölle) zu vernichten, und das wird wahrlich die herrliche Vollendung seines liebreichen Vorsatzes für das gefallene Geschlecht sein.
Der reiche Mann in der Hölle
Die Verfechter der Behauptung, dass das griechische Wort hades im Neuen Testament einen Ort endloser Qual bezeichnet, und nicht, wie die Bibel so deutlich lehrt, einen Zustand der Bewusstlosigkeit im Tode zitieren in dem Bemühen, ihre Behauptung zu beweisen, das Gleichnis vom reichen Mann und armen Lazarus. Es stimmt zwar, dass in diesem Gleichnis das Wort Hölle eine Übersetzung von hades ist; eine sorgfältige und unvoreingenommene Untersuchung des Gleichnisses aber wird zeigen, dass es nicht konsequent angewendet werden kann, um zu beweisen, dass gute Menschen beim Tode an einen Ort der Seligkeit gehen, während böse Menschen einem Ort der Qual ausgeliefert werden.
Professor Benjamin Wilson, der Autor der „Emphatic Diaglott“ - Übersetzung des Neuen Testamentes - welcher wusste, dass hades nicht einen Ort der Qual bezeichnet, geriet in Verlegenheit, wie seine Anwendung in diesem Gleichnis zu verstehen ist; und so bringt er in einer Fußnote den Beweis, dass das ganze Gleichnis eine Einschiebung und in Wirklichkeit kein Teil der Heiligen Schriften ist. Ob dies wahr ist oder nicht, können wir nicht sagen; wenn jedoch der Bericht als das angesehen wird, was er ist, als ein Gleichnis, und nicht eine Feststellung buchstäblicher Tatsachen, scheint es nicht nötig zu sein, seine Echtheit zu bezweifeln. Um uns die Einzelheiten des Gleichnisses genau einzuprägen, empfehlen wir ein sorgfältiges Lesen des Berichtes in Lukas 16:19-31.
Befremdlich, wenn buchstäblich
Gemäß der mittelalterlichen Theologie wird angenommen, dass nach der Lehre dieses Gleichnisses alle guten Menschen, die an Christus glauben, beim Tode in den Himmel kommen, und dass alle bösen Menschen, die Christus in diesem Leben nicht annehmen, beim Tode an einen Ort ewiger Qual gehen. Doch eine sorgfältige Untersuchung des Gleichnisses zeigt, so seltsam es auch scheinen mag, dass überhaupt nichts über gute oder böse Menschen gesagt wird; auch über den Himmel wird nichts gesagt. Alles, was vom vermeintlichen tugendhaften Mann des Gleichnisses gesagt wird, ist, dass er arm und voller Geschwüre war, dass er die vom Tische des Reichen fallenden Brosamen aß, und dass die Hunde seine Geschwüre leckten. Von dem reichen Mann wird nur erzählt, dass er prächtig lebte, gute Kleider trug und dem Armen gestattete, an seiner Tür zu liegen.
Auch ging gemäß dem Gleichnis der kranke Bettler nicht in den Himmel, sondern wurde von den Engeln in "Abrahams Schoss" getragen. Wäre damit eine buchstäbliche Tatsache festgestellt, so würde es für jeden anderen die Möglichkeit ausschließen, beim Tode jemals mit einer ähnlichen Belohnung gesegnet zu werden, weil im Schosse Abrahams kein Raum für mehr als einen kranken Bettler sein würde. Ist andererseits Abrahams Schoss als symbolisch für den Himmel zu verstehen, und stellt der Arme jene dar, die für den Himmel geeignet sind, dann ist die einzige Hoffnung für uns alle, arm und voller Geschwüre zu werden, bevor wir sterben - ja, und wir müssen Hunde haben, die unsere Geschwüre lecken.
Es gibt in diesem Gleichnis noch viele andere Ungereimtheiten, wenn es im Lichte traditioneller Theologie betrachtet wird. Tatsächlich enthält es nicht einen einzigen Punkt, der mit der Theorie übereinstimmt, dass christliche Gläubige beim Tode in den Himmel gelangen, während Ungläubige an einen Ort der Qual gehen. Um das Gott entehrende Dogma von der Qual zu stützen, haben Theologen die Stelle in der Geschichte aufgegriffen, in der es heißt, dass der reiche Mann nach seinem Tode von peinigenden Flammen umgeben ist. Was konnte Jesus mit diesem seltsamen Ausspruch gemeint haben?
Wir haben bereits darauf hingewiesen, dass diese Schriftstelle ein Gleichnis ist. In diesem Gedanken liegt die Lösung dafür, was sie wirklich bedeutet. In einem Gleichnis ist das Gesagte nicht buchstäblich zu verstehen. Wir können nicht dogmatisch entscheiden, was Jesus durch dieses Gleichnis lehren wollte, aber die „Vater Abraham“ gegebene hervorragende Stellung scheint zu zeigen, dass es irgendwie mit den Erfahrungen des natürlichen Samens Abrahams zu tun hat; sie waren in den Tagen Jesu die einzigen, die Abraham ihren Vater nannten. (Matth. 3:9; Joh. 8:33, 39; Röm. 4:1) Es scheint daher eine vernünftige Schlussfolgerung zu sein, dass der reiche Mann des Gleichnisses die jüdische Nation darstellen soll. Diese sinnbildliche Darstellung ist nicht ungewöhnlich, denn auch heute haben wir „John Bull“ zur Bezeichnung der britischen Nation und „Onkel Sam“ als Darstellung der Vereinigten Staaten.
Die jüdische Nation war in Gottes Augen eine königliche Nation und von ihm als der Kanal ausersehen, durch welchen seine verheißenen Segnungen auf alle Nationen überfließen sollten. Dieser königliche Rang des natürlichen Samens Abrahams war in dem Gleichnis durch die Purpurkleidung des reichen Mannes dargestellt. Auch trug er feine Leinwand, welche die sinnbildliche Gerechtigkeit illustrierte, die den Juden als eine Folge ihres Bestrebens, das Mosaische Gesetz zu halten, und auch durch die sinnbildlichen Opfer der Stiftshüttendienste zuteilwurde. Und kraft der ihnen gegebenen reichen Verheißungen lebten sie, wie auch das Gleichnis feststellt, alle Tage in Prunk. In der Tat sollten die reichen Segnungen des Herrn für sie sich als ihr Stein des Anstoßes erweisen. Ap. Paulus zitiert Psalm 69:22 und sagt: „Es werde ihr Tisch ihnen zur Schlinge und zum Fallstrick und zum Anstoß und zur Vergeltung!“ - Röm. 11:9
Der arme Mann des Gleichnisses scheint eine passende Darstellung der Nichtjuden zur Zeit des ersten Advents Jesu zu sein. Vom Standpunkt der Gunst Gottes aus waren sie in der Tat arm. Alle Verheißungen waren den Juden und durch die Juden gegeben worden. Von jedem Nichtjuden, der zu dieser Zeit Segnungen des wahren Gottes begehrte, wurde gefordert, ein Jude zu werden; er wurde zum Proselyten gemacht. Für die Juden waren die Nichtjuden "Hunde" und keiner besonderen Beachtung wert.
Aber kurz nach der Kreuzigung und Auferstehung Jesu änderte sich die Stellung von Juden und Nichtjuden gewaltig. Die Juden hatten ihren Messias verworfen und gekreuzigt und wurden demzufolge aus Gottes Gunst verstoßen. In diesem Sinne des Wortes starben sie. Sie verloren ihre bevorzugte Gunststellung vor dem Herrn und gerieten als Nation in Vergessenheit. Als Volk aber lebten sie weiter, und von jenem Tage bis heute haben die Flammen der Verfolgung sie fast beständig verschlungen.
Auch der Arme starb; d.h. die Nichtjuden hörten auf, ein von Gott gänzlich unbeachtetes Volk zu sein, dafür wurde ihnen göttliche Gunst erwiesen, und so viele von ihnen glaubten, wurden in Abrahams Schoss getragen, d.h. sie wurden Erben der dem Abraham und durch ihn gegebenen Verheißungen. Diesbezüglich sagt Paulus: „Die Schrift aber, voraussehend, dass Gott die Nationen aus Glauben rechtfertigen würde, verkündigte dem Abraham die gute Botschaft zuvor.“ (Gal. 3:8) Wenn auch während des ganzen Evangelium-Zeitalters einzelne Juden Christen und dadurch geistige Kinder Abrahams werden konnten, so hat doch göttliche Vorsehung die Angelegenheit so überwaltet, dass in dieser Hinsicht die Nichtjuden die Empfänger seiner Gunst wurden - sie haben die durch „Abrahams Schoss“ dargestellte bevorzugte Gunststellung eingenommen.
Wie der reiche Mann in dem Gleichnis den Abraham bat, Lazarus mit einem Tropfen Wasser zu senden, um seine Zunge zu kühlen, seine Leiden zu erleichtern - so haben im Laufe des Zeitalters die Juden als Volk mehr als einmal Gott angefleht, durch christliche Hilfe etwas Linderung zu senden! Aber die Mühsale und Verfolgungen dauerten fort. In der Tat ist während dieses langen Zeitraumes zwischen den Juden und den geistig bevorzugten Nichtjuden eine große Kluft befestigt worden - eine Kluft, die unmöglich zu überbrücken war. Nichts in dem Gleichnis jedoch zeigt, dass diese Qual des reichen Mannes ewig dauern sollte. Andere Schriftstellen zeigen deutlich, dass gerade jetzt die Zeit da ist, da die jüdische Nation wieder zu ihrer früheren Gunststellung bei Gott als der natürliche Same Abrahams zurückgebracht werden soll.
Ein weiterer interessanter Punkt in dem Gleichnis ist, dass auch die von dem reichen Mann erwähnten „fünf Brüder“ Abraham zum Vater hatten. Als die Nation 500 Jahre vor dem ersten Advent unseres Herrn freigelassen wurde, gehörten jene, die tatsächlich nach Palästina zurückkehrten, größtenteils zu zwei Stämmen, wenn auch einige wenige von allen Stämmen zurückkehrten. Wenn dieser eine reiche Mann die beiden Stämme vertrat, dann würden die anderen zehn Stämme, deren Mehrheit nicht die Gelegenheit hatte, beim ersten Advent des Messias in unmittelbaren Kontakt mit dessen Lehren zu kommen, passenderweise durch die fünf Brüder dargestellt sein, ein Verhältnis von eins zu zwei.
So gesehen befindet sich jede Einzelheit des Gleichnisses in Übereinstimmung mit der Bibel und auch mit den geschichtlichen Tatsachen; wenn wir es dagegen für eine buchstäbliche Erklärung halten wollen, welche die schließlich Belohnung der Gerechten zeigen soll, ist es äußerst widerspruchsvoll und sinnwidrig. Aber nicht nur das, sondern es würde auch bedeuten, dass die Bibel widerspruchsvoll und unzuverlässig ist, weil, wie wir bereits gesehen haben, im Alten Testament der Scheol und im Neuen Testament der Hades ausdrücklich als Zustände erklärt werden, wo es kein Wissen gibt, während in diesem Gleichnis von einer Pein im Hades geredet wird. Aber alles wird klar, wenn wir erkennen, dass hier der nationale Tod gemeint ist, während das Volk der Nation weiterlebt und verfolgt wird.
Nicht sterbende Würmer – unauslöschliches Feuer
Während sheol das einzige Wort des Alten Testamentes ist, das mit „Hölle“ übersetzt wird, ist im Neuen Testament das entsprechende griechische Wort hades nicht das einzige mit "Hölle" übersetzte Wort. Unmittelbar außerhalb des alten Jerusalem war ein Tal, in welchem Tierleichen und anderer Abfall der Stadt verbrannt wurden; man sagt, dass bei diesem Werk der Zerstörung Schwefel als Hilfsmittel verwendet wurde - wahrscheinlich als Desinfektionsmittel. Dieser Ort wurde im Hebräischen das Tal Hinnom genannt die Griechen nannten ihn Gehenna. Deshalb wird dieses griechische Wort Gehenna etlichemal im Neuen Testament angewendet und in unseren gebräuchlichen Bibeln mit „Hölle“ übersetzt. Es heißt, dass man die Leichen gewisser Verbrecher, die von den Juden als einer Auferstehung unwürdig erachtet wurden, in die Gehenna warf; deshalb wendet Jesus dieses Wort an, um einen Zustand ewiger Vernichtung zu beschreiben, in welchen gänzlich willentliche Sünder schließlich gehen müssen.
Dieses Wort Gehenna wird in Markus 9:43-48 mit „Hölle“ übersetzt, wo es heißt: „Und wenn deine Hand dich ärgert, so hau sie ab. Es ist dir besser, als Krüppel ins Leben einzugehen, als mit zwei Händen in die Hölle hin abzufahren, in das unauslöschliche Feuer (wo ihr Wurm nicht stirbt, und das Feuer nicht erlischt). Und wenn dein Fuß dich ärgert, so hau ihn ab. Es ist dir besser, lahm in das Leben einzugehen, als mit zwei Füssen in die Hölle geworfen zu werden, (in das unauslöschliche Feuer, wo ihr Wurm nicht stirbt, und das Feuer nicht erlischt). Und wenn dein Auge dich ärgert, so wirf es weg. Es ist dir besser, einäugig in das Reich Gottes einzugehen, als mit zwei Augen in die Hölle des Feuers geworfen zu werden, wo ihr Wurm nicht stirbt, und das Feuer nicht erlischt.“
Das Wort Hölle ist in dieser Schriftstelle jedes Mal eine Übersetzung des griechischen Wortes Gehenna und daher deutlich eine Anspielung auf die symbolische Bedeutung der vernichtenden Wirkung des Feuers, das ununterbrochen im Tal Hinnom brannte. Das Ganze ist ein Bild von Vernichtung und nicht von Qual. Die Erwähnung des Wurmes, der nicht stirbt, verstärkt sogar dieses Bild der Vernichtung; diese Würmer sind fraglos solche, welche alle Totenkadaver vertilgen. Die Übersetzer dieser Schriftstelle glaubten natürlich an die Theorie von ewiger Qual und taten ihr Bestes, um eine Übersetzung zu liefern, die ihren Aberglauben scheinbar stützen würde. Deshalb geben das „unauslöschliche Feuer“ und der „Wurm“, der „nicht stirbt“, dem Text einen Anschein, der freilich manche überzeugt, dass ewige Qual in einer Feuerhölle das Schicksal der Gottlosen sein muss.
Doch wir brauchen nur unseren Verstand anzuwenden, um zu finden, dass die Schriftstelle überhaupt keine derartige Schwierigkeit bietet.
Jedes Feuer, welches das, was verbrannt wird, völlig verzehrt, wird mit Recht ein unauslöschliches Feuer genannt. Ein Feuer, das ununterbrochen brennt, bis alles vorhandene Brennbare verzehrt ist, ist ein Feuer, das nicht ausgelöscht wird, es ist aber kein ewiges Feuer. So veranschaulicht Jesus hier die Tatsache, dass Sünder nicht in der Lage sein würden, der vollen Strafe für Sünde zu entfliehen, welche Tod oder Vernichtung ist - dass das Feuer der Vernichtung nicht ausgelöscht werden wird. Und falls das symbolische Feuer aus irgendeinem Grunde das Vernichtungswerk nicht vollenden sollte, würde es der immer vorhandene „Wurm“ tun. So können wir von jedem Standpunkt aus sehen, dass der Meister hier ein Sinnbild der Vernichtung gebrauchte, welches wiederum das vereinte Zeugnis der Schrift bestätigt: „Der Lohn der Sünde ist der Tod.“ - Röm. 6:23
Der übrige Teil dieser Schriftstelle ist ebenfalls sinnbildlich aufzufassen, Augen, Hände und Füße werden wegen ihrer Nützlichkeit hoch geschätzt, und Jesu Rat, dass der Christ sie lieber aufgeben soll, statt ewiges Leben zu verlieren, besagt nur auf andere Weise, dass wir in diesem Leben zu einem Opfer bereit sein sollten, statt unser ewiges Dasein aufs Spiel zu setzen.
In erster Linie ist diese Schriftstelle offensichtlich nur auf Christen - auf solche, die gelobt haben, in den Fußtapfen Jesu nachzufolgen - anzuwenden, obgleich derselbe Grundsatz auf vorsätzlich Böse während des Millenniums Anwendung finden wird. Christen stehen jetzt auf der Probe fürs Leben, und der sicherste Weg zur Erlangung des Sieges führt über das Aufopfern von allem im Dienste Gottes.
Jes. 66:24 beschreibt die Vernichtung vorsätzlicher Sünder während des Millennium-Zeitalters in einer ähnlichen wie der vom Meister angewendeter Sprache. Jesus mag bei Anwendung des Sinnbildes der Vernichtung auf solche, die jetzt auf der Probe fürs Leben stehen, diese Schriftstelle zitiert haben. Sie lautet: „Und sie werden hinausgehen und sich die Leichname der Menschen ansehen, die von mir abgefallen sind; denn ihr Wurm wird nicht sterben und ihr Feuer nicht erlöschen, und sie werden ein Abscheu sein allem Fleische.“
Der Rauch ihrer Qual
Zuweilen wird Offenbarung 14:10, 11 als Beweis für die Lehre von der Qual zitiert. Dieser Teil der Schrift lautet: „So wird auch er trinken von dem Weine des Grimmes Gottes, der unvermischt in dem Kelche seines Zornes bereitet ist; und er wird mit Feuer und Schwefel gequält werden vor den heiligen Engeln und vor dem Lamme. Und der Rauch ihrer Qual steigt auf von Ewigkeit zu Ewigkeit; und sie haben keine Ruhe Tag und Nacht, die das Tier und sein Bild anbeten, und wenn jemand das Malzeichen seines Namens annimmt.“
Wenn der Herr mit dieser Schriftstelle eine buchstäbliche Tatsachen-Feststellung treffen wollte, dann brauchen nicht viele von der Menschheit darüber beunruhigt zu sein, denn es heißt, dass die Qual über solche kommt, die entweder ein Tier oder das Bild eines Tieres anbeten. Wenn auch manche in heidnischen Ländern Tiere angebetet haben, so haben doch wenige, wenn überhaupt, jemals ein solches buchstäbliches Tier wie das hier beschriebene angebetet - ein Tier gleich einem Leoparden mit den Füssen eines Bären; dem Maul eines Löwen, mit sieben Köpfen und zehn Hörnern. (Offb. 13:1, 2) Die Stelle ist von einem buchstäblichen Standpunkt aus noch verwirrender, wenn wir beachten, dass das Quälen in Gegenwart der heiligen Engel stattfindet, was leicht als gleichbedeutend mit im Himmel aufgefasst werden könnte. Unbestreitbar würden solche Zustände im Himmel denselben zu einem völlig andersgearteten Ort machen, als viele von ihm gedacht haben.
Die Offenbarung ist ein Buch von Sinnbildern, und diese Schriftstelle ist keine Ausnahme von der Regel. Das „Tier“ ist hier offensichtlich ein falsches religiös-politisches System, das die Anbetung der Menschen fordert; und der im Sinnbild wiedergegebene Gedanke ist, dass solche, die bekennen, dem Lamme nachzufolgen und den wahren Gott anzubeten, statt dessen jedoch diesem Tiere huldigen, mannigfaltigen Drangsalen unterworfen sein und an den Leiden teilhaben sollen, die während der großen „Zeit der Drangsal“, mit welcher dieses Zeitalter schließlich zu Ende gehen wird, über alle falschen Systeme kommen werden. Nichts in dieser Schriftstelle zeigt, dass das Quälen nach dem Tode stattfindet.
Der „Rauch“ ihrer Qual besagt augenscheinlich auf sinnbildliche Weise, dass das Zeugnis ihrer Qualen oder die Erinnerung daran eine ewigdauernde Mahnung an die Folgen der Anbetung von irgendetwas oder irgendwem außer dem wahren Gott sein wird. Abgesehen davon, was alles die Einzelheiten dieser Schriftstelle bedeuten mögen, so kann man sie doch bestimmt nicht folgerichtig anwenden, um die mittelalterliche Theorie von der ewigen Qual der Gottlosen zu beweisen.
Wie Satan gequält werden wird
Manche haben bei dem Versuch, die Lehre von der ewigen Qual zu „beweisen“, die Erklärung, in Offenbarung 20:10 aufgegriffen mit der Behauptung; dass sie die Qual-Theorie stützt. Wir zitieren: „Und der Teufel, der sie verführte, wurde in den Feuer- und Schwefelsee geworfen, wo sowohl das Tier ist als auch der falsche Prophet; und sie werden Tag und Nacht gepeinigt werden von Ewigkeit zu Ewigkeit.“ Wir haben bereits gesehen, dass die Bibel einen deutlichen Unterschied zwischen dem „Feuer und Schwefelsee“ und dem Hades (oft mit „Hölle“ übersetzt) macht, denn es heißt, dass der letztere in den ersteren geworfen werden wird. (Offb. 20:14) Diese „Pein“, die über Satan kommen soll, ist offensichtlich auf ihn beschränkt und könnte nicht auf solche angewendet werden, die aus der Hölle befreit werden, und denen der Herr jede Träne von ihren Augen abwischen wird. - Offb. 21:4
Wie aber soll Satan gequält werden? Ist die mittelalterliche Theorie auf ihn anzuwenden, wenn auf sonst keinen anderen? Wir denken nicht. Das hier mit „gepeinigt“ übersetzte griechische Wort kommt nach Prof. Strong aus dem griechischen Wort basanos, dessen buchstäbliche Bedeutung er als „Prüfstein“ wiedergibt. Dasselbe Wort wird in 2. Petr. 2:8 mit „quälte“ übersetzt, wo von der Wirkung der gottlosen Taten der Sodomiter auf die Seele des gerechten Lot gesprochen wird. Der Gedanke im Falle Lots ist offensichtlich der, dass er täglich deren Verschlimmerung durch die furchtbaren Folgen eines Lebens der Gottlosigkeit kennen lernte.
Um den richtigen Gedanken zu bekommen, wie der Teufel „gepeinigt“ werden soll, ist es hilfreich, die Prophezeiung von Jesaja 14:15-17 zu betrachten. Wir zitieren: „Doch in den Scheol (Luther: Hölle) wirst du hinabgestürzt, in die tiefste Grube. Die dich sehen, betrachten dich, schauen dich an: ’Ist das der Mann, der die Erde beben machte, Königreiche erschütterte; der den Erdkreis der Wüste gleich machte und dessen Städte niederriss, dessen Gefangene (des Todes), nicht in die Heimat entließ?“
Wenn wir diese Prophezeiung von der Vernichtung Satans mit der Erklärung des Offenbarers über seine „Pein“ vergleichen, scheint der Gedanke gerechtfertigt, dass der Teufel ein ewiges Beispiel für die furchtbaren Folgen eines Weges der Auflehnung gegen Gott werden soll, damit in den Zeitaltern der Ewigkeit die Geretteten der Menschheit ihn fortgesetzt der Verachtung preisgeben. Nicht, dass der Teufel selbst sich tatsächlich der Verachtung, der er ausgesetzt ist, bewusst sein wird. Das liegt nicht notwendigerweise in der Bedeutung unseres Textes. Wir hören zum Beispiel zuweilen von jemand der in seiner Gemeinschaft unbeliebt gewesen ist, sagen: Der Mann ist jetzt tot; lasst ihn ruhen. Denn es kann nichts damit erreicht werden, dass man weiter von ihm spricht.
Selbstverständlich könnte tatsächlich nichts, was wir sagen oder tun würden, jemand irgendwie berühren, der gestorben ist. Ebenso wird die ewige Schmach, die auf Satan gehäuft werden soll, ihn nicht berühren, wenn er schließlich im Feuersee vernichtet ist; dennoch werden die Menschen ihn nicht ruhen lassen; sie werden ihn ständig als Beispiel für die Folgen eines bösen, selbstsüchtigen Laufes hinstellen. So wird erkannt werden, dass Gottes Zulassung des Bösen einen ewigen Segen für alle Willigen und Gehorsamen der menschlichen Familie zur Folge hat und ein „Prüfstein“ ist, durch welchen alle in der Lage sein werden, verständnisvoll zwischen Gut und Böse zu unterscheiden. Zweifellos wird die Mehrheit das Gute wählen.
Geister und Spiritismus
„Denn es hat ja Christus einmal für Sünden gelitten, der Gerechte für die Ungerechten, auf dass er uns zu Gott führe, getötet nach dem Fleische, aber lebendig gemacht nach dem Geiste, in welchem er auch hinging und predigte den Geistern, die im Gefängnis sind, welche einst ungehorsam waren, als die Langmut Gottes harrte in den Tagen Noahs, während die Arche zugerichtet wurde, in welche wenige, das ist acht Seelen, durch Wasser gerettet wurden.“ - 1. Petr. 3:18-20
Dass die Wahrheit des Wortes Gottes nur dann richtig verstanden und gewürdigt werden kann, wenn ihr gesamtes Zeugnis über ein gegebenes Thema in Betracht gezogen wird, wird durch ihre verschiedenen Aussagen über den Zustand und den Verbleib Jesu in der Zeit zwischen seinem Tod und seiner Auferstehung gut verständlich.
In einer vom Apostel Petrus zitierten und auf den Tod und die Auferstehung des Meisters angewendeten Prophezeiung des Alten Testamentes über Jesus wird gesagt, dass er im Tode (hades) gewesen ist. (Ps. 16:10; Apg. 2:27-32) Durch ein Missverständnis der Worte, die Jesus zu dem Übeltäter am Kreuz sagte, sind viele zu dem Glauben verleitet worden, dass er in dem Augenblick, da er starb, in das „Paradies“ ging; und bei einem oberflächlichen Lesen unseres vorliegenden Textes möchte es scheinen, dass er irgendwohin ging, um den "Geistern im Gefängnis" zu predigen.
In der vorhergehenden Abhandlung erfuhren wir, dass die biblische Hölle der Todeszustand ist; dass die Worte sheol im Alten Testament und hades im Neuen Testament einen Zustand gänzlicher Bewusstlosigkeit beschreiben. (Pred. 9:10) Als daher Jesus als Lösegeld oder Stellvertreter für Vater Adam und sein Geschlecht starb und so an die Stelle des Sünders trat, war es notwendig, dass er in diesen Todeszustand, die biblische Hölle, ging.
„Man hat mein Grab bei den Gesetzlosen bestimmt“, erklärt der Prophet über Jesus. (Jes. 53:9) In Übereinstimmung mit dieser grundlegenden Tatsache biblischer Wahrheit müssen wir alles andere zu verstehen suchen. was die Heilige Schrift über den Verbleib Jesu in der Zeit zwischen seinem Tode am Kreuze und seiner Auferstehung aus den Toten am dritten Tag danach zu sagen haben mag.
Um klar zu verstehen, wie es möglich war, dass Jesus den „Geistern im Gefängnis“ zu einer Zeit predigte, in der er, wie andere Schriftstellen zeigen, im Tode bewusstlos war, müssen wir vor allem ausfindig machen, wer die „Geister“ waren, denen er predigte. Diesen Aufschluss gibt uns Ap. Petrus mit den Worten: „Welche einst ungehorsam waren, als die Langmut Gottes harrte in den Tagen Noahs.“
In seinem zweiten Brief gibt uns Petrus noch eine genauere Kennzeichnung der „Geister“, indem er sagt: „Denn wenn Gott Engel, welche gesündigt hatten, nicht verschonte, sondern, sie in den tiefsten Abgrund hinabstürzend, Ketten der Finsternis überlieferte, um aufbewahrt zu werden für das Gericht; und die alte Welt nicht verschonte, sondern nur Noah, den Prediger der Gerechtigkeit, als achten erhielt, als er die Flut über die Welt der Gottlosen brachte.“ - 2. Petr. 2:4, 5
Aus dem vorhergehenden Zitat ist zu ersehen, dass die „Geister“, denen Jesus predigte, eine gewisse Gruppe von „Engeln“ waren, die zur Zeit der Flut Ungehorsam gegen Gott gewesen waren. Auch der Apostel Judas erwähnt diese Wesen, bezeichnet sie gleichfalls als „Engel“ und beschreibt ihre besondere Sünde, pass sie „ihren ersten Zustand nicht bewahrt haben“. Judas erklärt ebenso wie Petrus, dass diese „Engel“ jetzt gefangen sind; Judas fügt hinzu, dass sie mit „Ketten unter der Finsternis“ verwahrt sind und auf das Gericht des großen Tages warten. - Judas 6
Diese „Geister im Gefängnis“ sind also nicht die Geister verstorbener Menschen, sondern sind Geistgeschöpfe auf der Daseinsstufe der Engel. Dies ist eine wichtige Wahrheit, die stets im Gedächtnis behalten werden muss.
Wir wissen genau, dass es in Gottes irdischem Schöpfungsbereich, der uns sichtbar und verständlich ist, mannigfaltige Daseinsformen gibt, vom niedrigsten Schaltierleben bis zum Menschen, der in seiner Vollkommenheit der König dieses materiellen oder irdischen Bereiches war. Nun zeigt die Schrift, dass diese selbe in der göttlichen Schöpfung sich auch auf einen höheren Bereich erstreckt, weit über das für uns Sichtbare hinaus; dass über dem Menschen, der höchsten der irdischen Geschöpfe Gottes, eine geistige Welt ist; und dass es in dieser geistigen Welt ebenso wie in der natürlichen, Daseinsgrade gibt, wie Engel, Cherubim usw.
Hinsichtlich des Menschen erklärt der Psalmist: „Ein wenig hast du ihn unter die Engel erniedrigt.“ (Ps. 8:5) Als Jesus auf die Erde kam, um als der Erlöser des Menschen zu sterben, ward er „Fleisch“, und als Mensch starb er; bei seiner Auferstehung aber wurde er hoch erhöht „über jedes Fürstentum und jede Gewalt und Kraft und Herrschaft und jeden Namen, der genannt wird, nicht allein in diesem Zeitalter, sondern auch in dem zukünftigen.“ (Eph. 1:21) So zieht die Schrift eine klare Grenzlinie zwischen der irdischen und geistigen Daseinsstufe. Die Bibel zeigt, dass es gegenwärtig heilige und unheilige Engel gibt, obgleich alle diese geistigen Geschöpfe, als sie erschaffen wurden, in Übereinstimmung mit Gott waren und ihm auf mannigfaltige Weise dienten. Von solchen Engeln, die mit dem Schöpfer in Harmonie blieben, sagt der Apostel, dass sie jetzt „dienstbare Geister“ sind, „ausgesandt zum Dienst um derer willen, welche die Seligkeit ererben sollen.“ - Hebr. 1:14
Wiederum: „Und in Bezug auf die Engel zwar spricht er: Der seine Engel zu Winden macht und seine Diener zu einer Feuerflamme." (Hebr. 1:7) Von diesen Engeln als Diener der Christen sagte Jesus: „Sehet zu, dass ihr nicht eines dieser Kleinen verachtet; denn ich sage euch, dass ihre Engel in den Himmeln allezeit das Angesicht meines Vaters schauen, der in den Himmeln ist.“ - Matth. 18:10
Irdische und himmlische „Engel“
Den die Heilige Schrift Studierenden sollte die Tatsache, dass das Wort „Engel“ in der Bibel zuweilen auf menschliche Wesen, angewendet wird, nicht verwirren. Das Wort bedeutet buchstäblich Diener oder Bote, und es ist stets notwendig, aus dem Zusammenhang festzustellen, ob es in der Schriftstelle, in welcher es angewandt wird, auf menschliche oder auf himmlische oder geistige Boten Bezug hat. Andererseits zeigt die Schrift deutlich, dass es geistige Geschöpfe gibt, die „Engel“ genannt werden. So wurde zum Beispiel in der Nacht, da Jesus geboren wurde, seine Geburt den Hirten durch einen Engel verkündet. Dass dieser Dienst von einem Geistwesen verrichtet wurde, ist ersichtlich aus den Worten: „Und plötzlich war bei dem Engel eine Menge der himmlischen Heerscharen, welche Gott lobten und sprachen: Herrlichkeit Gott in der Höhe, und Frieden auf Erden, an den Menschen ein Wohlgefallen!“ (Luk. 2:10-14) Der Maria wurde gleichfalls von einem Geistwesen verkündet, dass sie die Mutter Jesu sein sollte, und es war ebenfalls ein Geistwesen, das Jesu im Garten von Gethsemane diente. Jesus bezog sich auf himmlische Wesen, als er sagte, dass er seinen Vater bitten könnte und ihm mehr als zwölf Legionen Engel gestellt würden, um ihm beizustehen und ihn zu schützen. - Luk. 1:26-38; 22:43; Matth. 26:53
Wie wir aber bereits gesehen haben, blieben von diesen Engelgeschöpfen nicht alle Jehova, ihrem Schöpfer, ergeben - von denen einige „einst ungehorsam waren, als die Langmut Gottes harrte in den Tagen Noahs“. (1. Petr. 3:20) Diese Ungetreuen werden allgemein als die "gefallenen Engel" bezeichnet. Die Schrift zeigt, dass sie zur Strafe für ihre Auflehnung jetzt mit „Ketten der Finsternis“ verwahrt oder gefangen gehalten sind.
Wo sind die „Geister“?
In einem bereits zitierten Text gibt uns der Apostel einen sehr wichtigen Aufschluss darüber, worin das Gefängnis der gefallenen Engel besteht. Wir zitieren diesen Text nochmals: „Denn wenn Gott Engel, welche gesündigt hatten, nicht verschonte, sondern, sie in den tiefsten Abgrund (Luther: Hölle) hinabstürzend, Ketten der Finsternis überlieferte, um aufbewahrt zu werden für das Gericht.“ – 2. Petr. 2:4
Das in der oben zitierten Schriftstelle in der Elberfelder Bibel mit „Abgrund“ und von Luther mit „Hölle“ wiedergegebene Wort ist keine Übersetzung des griechischen Wortes hades oder Gehenna. Das hier vom Apostel angewandte Wort ist tartaros und kommt nur dieses einzige Mal in der Bibel vor. Tartaros ist eine Ableitung von dem griechischen Wort tartarus, einem in der griechischen Mythologie angewandten Ausdruck als Name für einen finsteren Abgrund oder ein Gefängnis. In dem obigen Text wird der ganze Ausdruck „in den tiefsten Abgrund (Luther: Hölle) hinabstürzend“ benötigt, um tartaros zu übersetzen; demnach bezieht sich das Wort offensichtlich mehr auf eine Handlung als auf einen Ort. Die Engel, welche sündigten, fielen von Ehre und Würde in Unehre und Verwerfung; somit scheint der Gedanke zu sein: „Wenn Gott Engel, welche gesündigt hatten, nicht verschonte, sondern, sie erniedrigend, Ketten der Finsternis überlieferte.“
Diese Engel waren in ihrem ursprünglichen Zustand der Heiligkeit gewaltig, machtvoll und ehrenwert. Sie besaßen offensichtlich große Freiheiten; und in ihrem Dienst für Gott und seine irdischen Freunde bewegten sie sich wahrscheinlich häufig zwischen der Erde und anderen Teilen des unermesslichen Universums des Schöpfers. Judas sagt, dass diese Engel „ihren ersten Zustand nicht bewahrt“ haben. Das wirft Licht auf die Worte von 1. Mose 6:2, wo es heißt: „Da sahen die Söhne Gottes, dass die Töchter der Menschen schön waren, und sie nahmen sich zu Weibern, welche sie irgend erwählten.“ Mit anderen Worten, die „Sünde“ dieser Engel bestand, zum Teil wenigstens, in der Verkörperung als Menschen und im Eingehen widerrechtlicher Verbindungen mit den Töchtern der Menschen.
Zu verschiedenen Zeiten während des Zeitraumes biblischer Geschichte wurden verschiedene heilige Boten oder Engel zur Erde gesandt, um den Propheten und anderen Personen Botschaften zu übermitteln; bei vielen solchen Gelegenheiten wurde ihnen gestattet, sich zu verkörpern und als Menschen zu erscheinen. Ein Beispiel hierfür ist der Besuch der drei Engel bei Abraham vor der Geburt Isaaks. (1. Mose Kap. 18) Solche Verkörperungen waren zulässig, wenn sie vom Herrn genehmigt waren, und wenn die daran beteiligten Engel ihre Vorrechte nicht überschritten. Aber die Engel, welche vor der Flut sündigten, hatten „ihren ersten Zustand nicht bewahrt“, d.h. sie zogen vor, ihre Verbindung mit der Menschheit als menschliche Wesen fortzusetzen.
Da sie durch unerlaubte Verbindung mit dem gefallenen Menschengeschlecht ihren Machtvollkommenheit selbst eine Grenze gesetzt und dieselben entwertet hatten, wie angebracht war es da, dass sie zur Strafe dafür niedergeworfen oder erniedrigt und gleichzeitig „mit Ketten der Finsternis überliefert“ wurden. Die Anwendung des Wortes „Gefängnis“ in unserem Text enthält den Gedanken der Freiheitsberaubung; so sind diese „Geister“ wirklich im „Gefängnis“ gewesen, weitgehend eingeschränkt in der normalen Freiheit, die sie hatten, als sie in vollständiger Gemeinschaft und Übereinstimmung mit dem Schöpfer waren.
Es gibt viele schriftgemäße Beweise, die den Gedanken unterstützen, dass der Ort der Einkerkerung dieser gefallenen Engel der Luftkreis unserer Erde ist, ihr Einflussbereich größtenteils auf einen mehr oder weniger indirekten Kontakt mit dem Menschengeschlecht beschränkt ist. In den Evangeliums-Berichten über den Dienst Jesu wird häufig sein Austreiben von „Teufeln“ oder „Dämonen“ erwähnt. Später war es das Vorrecht der Apostel, in verschiedenen Fällen einen ähnlichen Dienst zu verrichten. Zwar versuchen höhere Kritiker zu beweisen, dass diese von Jesu und den Aposteln behandelten Fälle von „Besessenheit“ nur Fälle von Geisteskrankheit oder Nervenstörungen waren, doch ist mit diesen „Teufeln“ stets zu bestimmt der Gedanke an Persönlichkeiten verknüpft, um eine derart liberale Auslegung zu gestatten.
König Saul und die Hexe von Endor
Nicht nur im Neuen, sondern auch im Alten Testament finden wir Beweise für die eingeschränkte Tätigkeit dieser gefallenen Engel oder „Geister im Gefängnis“. Da ist zum Beispiel der Fall des Königs Saul und der Hexe von Endor. Durch das Mosaische Gesetz war alle Hexerei verboten, doch diese alten Geistermedien übten beharrlich ihre schändliche Tätigkeit aus, obgleich sie dabei das Leben riskierten. Wie Geistermedien von heute fähig zu sein behaupten, mit den Toten zu verkehren, ebenso behauptete die Hexe von Endor offensichtlich von sich das gleiche. Jedenfalls als König Saul wegen seiner Bosheit die Gunst Gottes verlor und sah, dass er in ernster Gefahr war, von seinen Feinden besiegt zu werden, wandte er sich an die Hexe, um mit Samuel in Verbindung zu treten, um zu sehen, ob der tote Prophet etwas für ihn tun könnte.
Der Bericht über diese alte spiritistische Sitzung steht in 1. Samuel 28:7-20. Viele Bibelgläubige haben beim Lesen dieser Geschichte vom angeblichen Verkehr Sauls mit dem toten Samuel die Schlussfolgerung gezogen, dass sie einen ausgezeichneten biblischen Beweis liefert, dass die Toten in Wirklichkeit überhaupt nicht tot sind, sondern irgendwo leben, und dass man unter bestimmten Bedingungen mit ihnen verkehren kann, besonders mit Hilfe eines spiritistischen Mediums. Satan hat in der Tat zu allen Zeiten dieselbe Betrugsmethode in dem Bestreben angewendet, um die klaren Lehren der Schrift, dass der „Lohn der Sünde der Tod ist“, Lügen zu strafen. Wenn wir kurz einige der Tatsachen über Sauls Besuch bei der Hexe untersuchen, werden wir leicht feststellen, dass sie auf neuzeitliche spiritistische Sitzungen zutreffen könnten und dasselbe Resultat zeitigen. - Röm. 6:23
Vor allem wird man bemerken, dass Saul nach seinen eigenen Worten nicht mehr in der Gunst Gottes stand. Er sagte zu der Hexe: „Gott ist von mir gewichen und antwortet mir nicht mehr, weder durch die Propheten noch durch Träume.“ Samuel zu seinen Lebzeiten war ein treuer Knecht und Prophet des Herrn, und er war nie gewillt, gegen den Willen des Herrn zu handeln; doch hier finden wir Saul, der selbst zugibt, dass Gott den Gedanken, die Hexe zu befragen, um eine Botschaft von diesem treuen Propheten zu erhalten, nicht billigen würde.
Sollen wir annehmen, dass Samuel, falls er im Himmel oder an irgendeinem anderen Ort lebte, dem Herrn weniger gehorsam sein würde, als er es hier auf der Erde war? Oder mutet man uns zu, zu glauben, dass diese gottlose, vom Herrn verworfene Hexe die Macht hatte, den göttlichen Willen zu durchkreuzen, und Samuel nicht nur herbeizubringen, sondern ihm auch eine Botschaft des Trostes zu entlocken, um diesen widerspenstigen König zu trösten? Demnach gibt uns die Bibel mit dieser Erzählung offensichtlich nur einen Bericht geschichtlicher Ereignisse aus dem Leben Sauls, aber mit keinem Gedanken daran, die Behauptung der Hexe glaubhaft zu machen, Samuel gesehen und mit ihm gesprochen zu haben.
Die von den bösen Geistern durch das Medium zu Endor angewandten Methoden waren denen in unseren Tagen ähnlich. Sie ließen vor dem geistigen Auge der Hexe das vertraute Bild des gealterten Propheten erscheinen, der seiner Gewohnheit nach einen langen Mantel trug. Als sie das geistige oder "Astral"-Bild beschrieb, erkannte Saul es sofort als Beschreibung Samuels. Saul selbst aber sah nichts - er „erkannte“ aus der Beschreibung, dass es Samuel war.
Leicht überzeugt, wie es Menschen unter solchen Umständen gewöhnlich sind, fragte Saul sich nicht, wieso Samuel, wenn er jetzt ein Geistwesen und viel besser daran war als vordem, so alt und so gebeugt aussehen konnte wie zu seinen Lebzeiten auf der Erde. Auch dachte Saul nicht daran, zu fragen, warum Samuel in der Geisterwelt denselben alten Mantel trug, den er auch trug, als er ihn als irdisches Wesen kannte; er bedachte nicht einmal, dass der Mantel des Propheten, das graue Haar usw. lange zuvor im Grabe verwest waren. Saul war vom Herrn aufgegeben worden und wurde nun leicht durch diese „Lügengeister“ betrogen, die den Propheten darstellten und in seinem Namen durch ihr Medium, die Hexe, zu Saul sprachen.
„Warum hast du mich beunruhigt, mich heraufkommen zu lassen?“ Sie stellte es so dar, als ob der tote Prophet diese Frage stellte. Für die Israeliten in den Tagen König Sauls war es selbstverständlich, dass die Toten tatsächlich im Scheol schliefen, deshalb klang die Frage: „Warum hast du mich beunruhigt?“, nicht befremdend. Aber können wir uns auch nur für einen Augenblick vorstellen, dass diese verworfene Hexe die Macht hatte, den Propheten aus dem Tode zu erwecken? Oder erscheint es vom Standpunkt des neuzeitlichen Spiritismus aus gesehen, wonach Samuel in Wirklichkeit überhaupt nicht tot war, sondern sich in der Geisterwelt ergötzte, nicht befremdend, dass er nach der Erklärung der Hexe aus der Erde „herauf“ kam, statt vom Himmel „herab“?
Und wie gänzlich unsinnig ist vom Standpunkt der modernen Theologie aus Samuels Prophezeiung über Sauls Niederlage und Tod in der Schlacht des kommenden Tages! Wir zitieren: „Und morgen wirst du mit deinen Söhnen bei mir sein; auch das Heerlager Israels wird Jehova in die Hand der Philister geben.“ Man stelle sich den treuen Samuel und den geliebten Jonathan zusammen mit dem sündhaften König Saul in der Geisterwelt vor! Passt das sehr gut mit der mittelalterlichen Glaubensbekenntnis-Theologie zusammen? Wahrlich nicht! Schließlich (aber nicht am nächsten Tag) waren sie natürlich alle zusammen im Tode, im Scheol, der biblischen Hölle, wo sie noch auf die Auferstehung warten, wenn durch den Sohn des Menschen alle hervorgerufen werden; es erforderte jedoch keine übernatürliche Fähigkeit von Seiten der Hexe, wahrheitsgemäß die herannahende Niederlage und den Tod Sauls vorauszusagen. In der Tat, Saul fürchtete sie bereits, deshalb wandte er sich an die Hexe.
Charles Wesley machte sich offensichtlich Gedanken darüber, dass das „Medium“ von Endor Gute und Böse im Tode zusammenbrachte, denn er schrieb:
Was künden diese ernsten Worte,
Hoffnungsschimmer an des Todes Pforte?
Du wirst, und auch die Söhne dein,
Morgen bei mir in Ruhe sein.
Nicht in furchtbarer Höllenpein
Kann Saul bei Samuel doch sein;
Doch nicht an der Verdammten Ort,
Wenn Jonathan, der Treue, dort!
In Wirklichkeit war Saul natürlich überhaupt nicht mit Samuel in Verbindung, sondern mit einem oder mehreren der „Geister im Gefängnis“, deren Haupttätigkeit seit der Zeit der Flut darin bestanden hat, die Menschheit zu betrügen, insbesondere hinsichtlich des Zustandes der Toten. Dass diese Zauberer, Hexen und Medien in der Schrift erwähnt werden, lässt uns zu dem Schluss gelangen, dass die gefallenen Engel durch Medien mit Israel in Verbindung zu kommen suchten. Aber augenscheinlich ist es die Gewohnheit dieser Medien, die Art ihrer Kundgebungen von Zeit zu Zeit zu ändern; so blühte eine Zeitlang die allmählich aussterbende Zauberei in Neu-England, Ohio, und in ganz Europa und wird abgelöst vom Spiritismus, dessen Klopf- und Rückmethoden ebenfalls allmählich dem Hellsehen und Verkörperungsversuchen Platz machen. In den Tagen des Herrn und der Apostel hatte die Wirksamkeit dieser „Geister“ offensichtlich von der Zauberei-Methode zu Besessenheit und Besitzergreifung übergewechselt.
Neuzeitliches Wirken der „Geister“
Diese gefallenen Engel, denen einst die Macht gegeben aber missbraucht worden war, sich als Menschen zu verkörpern, scheinen immer noch daran gebunden zu sein, ihren Einfluss durch menschliche Werkzeuge auszuüben, entweder durch die Benutzung von „Medien“ oder durch unmittelbare Beherrschung des Sinnes, wie bei Besessenheit. Nachweislich muss aber der menschliche Wille dieser Beherrschung von außen zustimmen, bevor diese „Geister“ von ihm Besitz ergreifen können. Wenn sie aber Besitz ergreifen, wird der Wille offensichtlich so gebrochen, dass keine Widerstandskraft mehr vorhanden ist; deshalb wurde der Dienst Jesu und der Apostel in ihren Tagen von denen so geschätzt, die von Teufeln besessen waren.
Aber wenn auch diese gefallenen Engelwesen von Zeit zu Zeit ihre Verbindungs- und Betrugsmethode mit dem Menschengeschlecht ändern mögen, ihr Einfluss führt im Allgemeinen stets von Gott und von der Wahrheit seines Wortes hinweg. In neuerer Zeit wird viel Aufhebens vom Reden mit den Toten gemacht, doch was ist das Gesamtergebnis von all den Tausenden - wissenschaftlich kontrollierten und anderweitigen - Versuchen gewesen? Es ist wahr, durch derartige sinnwidrige „Kennzeichnungen“, wie die Hexe von Endor sie erfolgreich dem Saul aufschwatzte, sind viele überzeugt worden, dass sie mit ihren toten Freunden und Verwandten in Berührung waren - aber damit war auch Schluss. Nie ist aus spiritistischen Quellen lohnenswerte Kenntnis erlangt worden.
Wie Christus den Geistern im Gefängnis predigte
Nun, da wir diese „Geister“ festgestellt haben, denen, wie Petrus uns sagt, Jesus predigte, steigt die Frage auf: Wie wurde dieses Predigen eigentlich durchgeführt? Wie konnte Jesus im Scheol oder Hades sein, wo es kein Bewusstsein gibt, und doch gleichzeitig diesen gefallenen Engeln predigen? Die Erklärung dieser scheinbaren Schwierigkeit ist einfach, wenn wir die Schriftstelle etwas sorgfältiger untersuchen. Nach unseren gewöhnlichen Bibelübersetzungen sagte der Apostel, dass Jesus „hinging und predigte den Geistern, die im Gefängnis sind“. Aber griechische Autoritäten stimmen darüber überein, dass die Worte „hinging und predigte“ im Sinne des Verrichtens einer Sache und nicht im Sinne des Gehens an einen besonderen Ort gebraucht sind. Mit anderen Worten, diese beiden Worte „hinging und“ sind eine entbehrliche Hinzufügung zum Text. In alten Zeiten war es üblich, Ausdrücke dieser Art zu gebrauchen, und selbst heutzutage finden wir sie zuweilen angewandt.
Dr. Benjamin Wilson übersetzt in seiner Emphatic Diaglott diese Schriftstelle: „Er predigte den Geistern im Gefängnis“, und ließ die beiden Worte „hinging und“ als zu einem richtigen Verständnis des Textes nicht notwendig aus. In der Fußnote zu diesem Text zeigt er, dass andere Autoritäten ihm in dieser Hinsicht zustimmen: Wenn wir also diese beiden entbehrlichen Worte auslassen, lautet der vollständige Text: „Denn es hat ja Christus einmal für Sünden gelitten, der Gerechte für die Ungerechten, auf dass er uns zu Gott führe, getötet nach dem Fleische, aber lebendig gemacht nach dem Geiste, in welchem er auch predigte den Geistern, die im Gefängnis sind.“ Die Bedeutung hier ist offensichtlich, nämlich, dass Jesus durch seinen Tod und seine Auferstehung diesen gefallenen Engeln predigte - ein belehrendes Beispiel gab durch seine Ergebenheit für den Himmlischen Vater und Schöpfer, gegen den diese „Geister“ sich aufgelehnt hatten.
Luzifer war das erste dieser Geistwesen, die sich gegen Gott auflehnten, und er übte offenbar einen großen Einfluss auf solche aus, die später in die Reihen der Aufrührer traten. In Matthäus 25:41 zeigt der Ausdruck „der Teufel und seine Engel“ eine enge Beziehung zwischen Satan und diesen anderen gefallenen Geistwesen. Es war der Geist des Ehrgeizes und des Hochmutes, der zu Luzifers Fall führte (Jes. 14:14), und offenbar ist derselbe Geist in die Reihen dieser weniger gefallenen Engel eingedrungen. Jesu Treue, eine Treue, die ihn dazu führte, sich selbst zu demütigen und gehorsam zu sein bis zum Tod, musste für diese „Geister im Gefängnis“ eine gewaltige Predigt sein. Und die Gewalt dieser Predigt musste bedeutend verstärkt werden, als diese Geister bemerkten, dass Jesus wegen seiner Treue aus den Toten auferweckt und zu einer Stellung zur Rechten Gottes hoch erhöht wurde, während sie wegen ihrer Untreue gedemütigt und erniedrigt wurden.
So finden wir, dass die zahlreichen Schriftstellen über den Zustand der Toten, wenn richtig verstanden, alle miteinander mit jener großen fundamentalen Wahrheit übereinstimmen, dass der „Lohn der Sünde der Tod“, ist, und „die Toten aber wissen gar nichts.“ - Pred. 9:5
Was ist der Himmel?
„Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der nach seiner großen Barmherzigkeit uns wiedergezeugt hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi aus den Toten, zu einem unverweslichen und unbefleckten und unverwelklichen Erbteil, welches in den Himmeln aufbewahrt ist für euch.“ - 1. Petr. 1:3, 4
Um ein schriftgemäßes Verständnis darüber zu haben, was für Sünder und Heilige jenseits des Grabes liegt, ist es notwendig, das in Erwägung zu ziehen, was der inspirierte Bericht über den Himmel zu sagen hat. Die biblische Tatsache ist nicht falsch zu verstehen, dass Gott den Menschen für ein Leben auf der Erde erschuf, und dass die Erde als Heimstätte für den Menschen erschaffen wurde. Da der Mensch seine irdische Herrschaft verlor und infolge der Sünde zum Tod verurteilt wurde, ist durch den Tod und die Auferstehung Jesu als seines Erlösers für ihn Wiederherstellung zum Leben auf der Erde sichergestellt worden. Eine Ausnahme von dieser allgemeinen Auferstehung für alle Menschen zu einem Leben menschlicher Vollkommenheit auf einer herrlich gemachten Erde, bilden die treuen Fußtapfen-Nachfolger des Meisters, welche, wie die Schrift deutlich zeigt, eine himmlische Belohnung empfangen sollen.
Die Bibel, besonders das Neue Testament, hat viel über den Himmel und die himmlischen Hoffnungen zu sagen. Jesus sagte zum Beispiel: „In dem Hause meines Vaters sind viele Wohnungen; wenn es nicht so wäre, würde ich es euch gesagt haben; denn ich gehe hin, euch eine Stätte zu bereiten. Und wenn ich hingehe und euch eine Stätte bereite, so komme ich wieder und werde euch zu mir nehmen, auf dass, wo ich bin, auch ihr seiet.“ - Joh. 14:2, 3
Dies ist eine sehr bestimmte Verheißung, die deutlich einen Wechsel von irdischen zu geistigen Zuständen einschließt. Diese Worte des Meisters sind jedoch vielfach missverstanden worden. Oft hören wir der Hoffnung auf den Besitz einer dieser „vielen Wohnungen“ Ausdruck geben, doch Jesus zeigt unmissverständlich, dass sie nicht für seine Nachfolger wären, sondern dass er vielmehr hinging, um für sie „eine Stätte zu bereiten“. Der Gedanke ist, dass es zu der Zeit, da er sprach, bereits viele „Wohnungen“ gab, dass aber für seine Nachfolger eine neue Stätte oder Stellung bereitet werden sollte.
Der Ausdruck „viele Wohnungen“ vermittelt den Gedanken von Wohnstätten oder Zuständen, wo es eine Überfülle von Segen und Freude gibt. Die Erde selbst - und der in unseren ersten Eltern dargestellte Zustand vollkommenen menschlichen Lebens - war zweifellos eine von diesen „Wohnungen“. Diese Wohnung wurde zwar infolge der Sünde eingebüßt, doch soll sie, wie wir später sehen werden, zu Gottes fälliger Zeit wiederhergestellt werden.
Und dann gibt es gemäß der Schrift mannigfaltige Daseinsstufen der Engel. Diese können mit Recht ebenfalls den vielen vom Herrn erwähnten „Wohnungen“ beigezählt werden. Wie viele Stufen oder Lebensordnungen es im geistigen Reich des Schöpfers gibt, wissen wir nicht; aber aus der großen Mannigfaltigkeit von Leben im irdischen Bereich zu schließen, müssen es viele sein. Aber nun sollte es eine „Neue Schöpfung“ geben - eine weitere Daseinsstufe sollte für die Kirche bereitet und beschafft werden - eine Stellung bei Jesu, zu welcher er bei seiner Auferstehung erhöht wurde.
Die zukünftige Stellung der Kirche
Jesus sagte: „Auf dass, wo ich bin, auch ihr seiet.“ Dies zeigt, dass die zukünftige Lebensstellung der treuen Nachfolger des Herrn derselbe Platz oder Zustand sein wird, zu welchem er erhöht wurde. Über die Erhöhung Jesu sagt der Apostel: „Darum hat Gott ihn auch hoch erhoben und ihm einen Namen gegeben, der über jeden Namen ist, auf dass in dem Namen Jesu jedes Knie sich beuge, der Himmlischen und Irdischen.“ - Phil. 2:9, 10
Dem Meister wurde durch den Himmlischen Vater in der Tat eine hohe Erhöhung zuteil - „zur Rechten des Thrones Gottes.“ (Hebr. 12:2) Und dieselbe hoch erhöhte Stellung wird für die Kirche „bereitet“. Man beachte Jesu Verheißung in Offenbarung 3:21: „Wer überwindet, dem werde ich geben, mit mir auf meinem Throne zu sitzen, wie auch ich überwunden und mich mit meinem Vater gesetzt habe auf seinen Thron.“
Kein Wunder, dass Petrus sagte, dass der Christ durch die Auferstehung Christi „wiedergezeugt“ ist „zu einer lebendigen Hoffnung … zu einem unverweslichen und unbefleckten und unverwelklichen Erbteil, welches in den Himmeln aufbewahrt ist für euch“; man beachte aber die Worte des Apostels in folgender Bibelstelle: „Die ihr durch Gottes Macht durch Glauben bewahrt werdet zur Errettung, die bereit ist, in der letzten Zeit geoffenbart zu werden.“ - 1. Petr. 1:3-5
Die „letzte Zeit“ oder die „letzten Tage“, die häufig in der Bibel erwähnt werden, beziehen sich auf die Zeit im Anschluss an das zweite Kommen Christi. Dies bedeutet, dass das für die Kirche aufbewahrte himmlische Erbteil im Laufe der Jahrhunderte nicht von jedem einzelnen Christen im Augenblick seines Todes empfangen worden ist, wie die theologischen Glaubensbekenntnisse lehren, sondern eine Belohnung ist, die am Ende des Zeitalters ausgeteilt werden soll, wenn Jesus zurückkehrt und die Toten auferweckt werden. Und das stimmt mit des Meisters eigenen Worten hinsichtlich der „Stätte“ überein, die für seine Nachfolger bereitet werden sollte: „Ich gehe hin, euch eine Stätte zu bereiten, und wenn ich hingehe, so komme ich wieder und werde euch zu mir nehmen, auf dass, wo ich bin, auch ihr seiet.“ Wie deutlich geht aus diesen Worten hervor, dass kein Christ hoffen kann, bei dem Meister zu sein, ehe er „wiederkommt“ und sie „zu sich nimmt“.
Der Apostel Paulus bezeugt dieselbe Tatsache wie folgt: „Ich habe den guten Kampf gekämpft, … ich habe den Glauben bewahrt; fortan liegt mir bereit die Krone der Gerechtigkeit, welche der Herr, der gerechte Richter, mir zur Vergeltung geben wird an jenem Tage; nicht allein aber mir, sondern auch allen, die seine Erscheinung lieb haben.“ (2. Tim 4:8) Ja, der Apostel wusste sehr wohl, dass seine himmlische Belohnung als Miterbe Christi im messianischen Königreich erst am Ende des Zeitalters empfangen werden würde, da Jesus zurückkehrt, um alle seine Heiligen zu sich zu nehmen.
Paulus ernstes Verlangen
Durch eine Fehlübersetzung der Worte des Apostels Paulus in Philipper 1:23 sind einige zu dem Glauben verleitet worden, dass der Apostel unmittelbar nach seinem Tod bei Jesu im Himmel zu sein hoffte. Wir zitieren die Schriftstelle, wie sie in unseren gebräuchlichen Übersetzungen vorkommt: „Ich werde aber von beidem bedrängt, indem ich Lust habe, abzuscheiden und bei Christo zu sein, denn es ist weit besser.“ Das Wort „abzuscheiden“ in diesem Text rührt von dem griechischen Wort analusai her und hätte offensichtlich mit „wiederkommen“ übersetzt werden sollen, und ist von Prof. Wilson in seiner Emphatic Diaglott auch so übersetzt.
In den vorausgehenden Versen erklärt der Apostel, dass er nicht sicher sei, ob er bald hingerichtet werden soll, oder ob er von den römischen Behörden freigelassen und ihm so gestattet werde, im Dienst eine Zeitlang fortzufahren. Er hatte keine Wahl zwischen diesen beiden Dingen – „Ich werde aber von beidem bedrängt.“ Aber da gab es ein Drittes, das er bei weitem vorzog, und das war das analusai; und er zog dieses vor, damit er bei Christo sein könnte.
Ap. Paulus wusste, dass er erst beim „Wiederkommen“ des Herrn bei Christo sein konnte, und er gab nur seinem sehnlichen Verlangen nach dieser herrlichen Erfüllung der Hoffnung jedes wahren Christen Ausdruck. Prof. Wilson gibt in einer Fußnote zu diesem Text in seiner Emphatic Diaglott folgenden Kommentar:
„Das Wort analusai kommt in Lukas 12:36 vor und wird hier mit „wiederkommen“ übersetzt - ’Und ihr, seid Menschen gleich, die auf ihren Herrn warten, wann irgend er zurückkehren mag’, usw., Jesus hatte seine Jünger gelehrt, dass er wiederkommen oder zurückkehren würde. Ap. Paulus glaubte an diese Lehre, lehrte sie anderen, schaute aus und wartete auf den Heiland vom Himmel (Phil. 3:20), … da … er „allezeit bei dem Herrn sein“ würde.“
Aber selbst wenn einige darauf bestehen, dass die übliche Übersetzung richtig sei, würde sie noch nicht beweisen, dass Paulus erwartete, im Augenblick seines Todes in den Himmel zu kommen. Er konnte zwischen nur zwei Möglichkeiten wählen - die eine war, ein wenig länger zu leben und der Wahrheit und den Geschwistern zu dienen, und die andere war, im Tode zu entschlafen. Aber da war etwas, das „weit besser“ sein würde als beide, und das war, bei Christo zu sein; aber dieses war, wie er wusste, zu der Zeit unmöglich. Er wusste, dass die „Wiederkunft“ Christi in weiter Zukunft lag; ebenso wusste er, dass ihm seine Belohnung als Christ erst zuteilwürde, wenn er sie in der Auferstehung am letzten Tage empfing. - 2. Tim. 4:7, 8
„Unser irdisches Haus“
Die Worte des Apostel Paulus in 2. Korinther 5:1-9 werden zuweilen missverstanden, als meinten sie, dass Christen beim Tod unmittelbar in den Himmel gehen; aber wenn die Schriftstelle richtig verstanden wird, so lehrt sie dies nicht. Paulus sagt: „Denn wir wissen, dass, wenn unser irdisches Haus, die Hütte, zerstört wird, wir einen Bau von Gott haben, ein Haus, nicht mit Händen gemacht, ein ewiges, in den Himmeln.“ Paulus wusste, dass Jesus diese herrliche Vorkehrung himmlischen Lebens verheißen hatte, aber hoffte er es im Augenblick des Todes zu erlangen? Offensichtlich nicht, denn im 4. Vers fährt er fort: „… wiewohl wir nicht entkleidet, sondern überkleidet werden möchten, damit das Sterbliche verschlungen werde von dem Leben.“ In 1. Korinther 15:51-55 zeigt er deutlich, dass die Kirche erst in der Auferstehung mit Unsterblichkeit überkleidet werden wird - beim Ertönen der „letzten Posaune“; das lässt sie nach dem zweiten Kommen Christi eintreten und ist in Übereinstimmung mit allen anderen Schriftstellen über dieses Thema.
Wenn Paulus in 2. Korinther 5:8 davon spricht, „ausheimisch von dem Leibe“ und „einheimisch bei dem Herrn“ zu sein, so stellt er augenscheinlich nicht dieses gegenwärtige Leben dem auferweckten Leben jenseits des Grabes gegenüber, sondern er spricht vielmehr von zwei Zuständen, die für den Christen hier in diesem Leben möglich sind. Einmal von einem Zustand der Nähe beim Herrn durch glaubenstreues Tun seines Willens, und von dem anderen Zustand entsprechender Entfremdung von ihm durch Untreue im Beachten auf seine Worte der Belehrung. Paulus sagt: „Deshalb beeifern wir uns auch, ob einheimisch oder ausheimisch, ihm wohlgefällig zu sein.“ Das heißt, als Christen sollten wir, ob wir nun immer fähig sind, uns eines Gefühls der Nähe beim Herrn bewusst zu sein, oder ob wir wegen unserer Unvollkommenheiten uns zuweilen weit weg von ihm fühlen, uns ernsthaft mühen, damit wir schließlich von ihm angenommen werden und des Meisters „Wohlgetan“ hören.
„Ihre Werke folgen ihnen nach“
Offenbarung 14:13 ist eine kostbare Verheißung, die auf einen sehr begrenzten Zeitraum am Ende des Zeitalters anwendbar ist und nicht als eine allgemeine Feststellung benutzt werden kann, um die Handlungsweise Gottes mit seinem Volk während des Evangelium-Zeitalters zu schildern. Sie lautet: „Schreibe: Glückselig die Toten, die im Herrn sterben von nun an! Ja, spricht der Geist, auf dass sie ruhen von ihren Arbeiten, aber ihre Werke folgen mit ihnen.“ - Diaglott
Das „von nun an“ ist der Schlüssel zu einem richtigen Verständnis dieser Schriftstelle, denn es zeigt, dass die Verheißung nur von einer bestimmten Zeit an anwendbar ist. Der Zusammenhang zeigt, dass von der Zeit am Ende des Zeitalters im Anschluss an das Kommen Christi die Rede ist; dass es eine Zeit - eine „Ernte“ genannt - geben würde, während welcher die glaubenstreuen Heiligen, wenn sie ihren irdischen Lauf im Tode vollenden, nicht würden im Todesschlafe zu verbleiben brauchen, sondern unmittelbar, auferweckt würden, um an der mit der Aufrichtung des neuen Königreiches verbundenen Tätigkeit teilzunehmen. Paulus bezieht sich in 1. Korinther 15:51, 52 darauf: „Siehe, ich sage euch ein Geheimnis“, sagt der Apostel und zeigt, dass das, was er nun erwähnt, eine Ausnahme von der allgemeinen Regel ist: „Wir werden zwar nicht alle schlafen (Diaglott), wir werden aber alle verwandelt werden, in einem Nu, in einem Augenblick, bei der letzten Posaune; denn posaunen wird es, und die Toten werden auferweckt werden unverweslich, und wir werden verwandelt werden." (Diese Schriftstelle wird fälschlich übersetzt: „ … nicht alle entschlafen.“ Es muss getreu nach dem griechischen Text heißen: „… nicht alle schlafen.“)
Ja, alle Heiligen müssen sterben – „getreu bis zum Tod“ sein - und „alle“ müssen verwandelt werden, um Unsterblichkeit anzuziehen; aber es wird beim Ertönen der letzten Posaune einige geben, die nicht im Tode zu „schlafen“ brauchen. Diese sind es, die beim Tod zwar mit ihren Arbeitsbemühungen im Dienste des Herrn aufhören werden, aber - unmittelbar auferweckt - sogleich mit ihrem Werk für ihn fortfahren werden. Aber selbst dieser unmittelbare Wechsel von Sterblichkeit zur Unsterblichkeit wird nicht stattfinden, weil sie gegen den Tod gefeit sind, sondern weil ihre Auferstehung im Augenblick des Todes stattfindet - sie brauchen nicht bis zum zweiten Kommen des Herrn im Schlafe zu warten, wie es für die anderen der Kirche nötig war.
„Niemand ist hinaufgestiegen in den Himmel“
Den glaubenstreuen Knechten Gottes vor dem ersten Advent Jesu wurden keine himmlischen Verheißungen gegeben; und der Meister selbst erklärt deutlich, dass bis zu jener Zeit niemand in den Himmel gegangen war. Wir zitieren die Worte Jesu: „Und niemand ist hinaufgestiegen in den Himmel als nur der, der aus dem Himmel herabgestiegen ist, der Sohn des Menschen.“ (Joh. 3:13) Die Apostel Jesu verstanden diese Sache deutlich, denn Petrus, am Tage der Pfingsten über den glaubenstreuen Patriarchen David sprechend, sagte: „Denn nicht David ist in den Himmel aufgefahren.“ - Apg. 2:34
Von vielen wird vermutet, dass Henoch, den Gott hinweg nahm, in den Himmel aufgenommen wurde, aber es ist nicht so. Augenscheinlich bestand Henochs „Hinwegnahme“ nur darin, dass er im Tode hinweg genommen wurde, ohne an sich selbst den Sterbeprozess erfahren zu müssen, und vielleicht ehe er die schmerzliche Erfahrung machte, andere sterben zu sehen. Der Bericht lautet, dass er entrückt wurde, „damit er den Tod nicht sehen sollte“.
Paulus zählt Henoch im 11. Kapitel des Hebräerbriefes mit zu den Glaubenstreuen der Vergangenheit, von denen er sagte: „Diese alle sind im Glauben gestorben.“ (Hebr. 11:5, 13) In 1. Mose 5:24 wird gesagt: „Henoch … war nicht mehr, denn Gott nahm ihn hinweg.“ Ein ähnlicher Ausdruck befindet sich in Jeremia 31:15, wo es bei der Beschreibung des Zustandes der toten Kinder Rahels heißt, dass sie „nicht mehr sind“. Der Beweis ist also überzeugend, dass Henoch, was auch immer in dem Gedanken, an seine Hinwegnahme enthalten sein mag, jedenfalls nicht in den Himmel ging.
Elia und der Wagen
Manche behaupten, dass Elia im Himmel sein muss, weil sie vermuten, dass er in einem Wagen in den Himmel hinaufgenommen wurde. Aber der Bericht zeigt nur, dass der feurige Wagen Elia von Elisa trennte. Der Wirbelwind war die Ursache, dass Elia gen Himmel auffuhr. - Siehe 2. König 2:11 - Man sollte in diesem Zusammenhang daran denken, dass das Wort „Himmel“ in der Heiligen Schrift oft zur Beschreibung der die Erde umgebenden Atmosphäre verwendet wird; … und augenscheinlich wurde Elia durch den Wirbelwind, der sein ereignisreiches Leben abschloss, in diesen „Himmel“ genommen. - Siehe 1. Mose 1:8, 9, 14, 15, 17, 20; 7:11, 23; Sach. 2:6
Die Tatsache, dass die Jünger in dem Gesicht der Verwandlung Elia und Mose sahen, bedeutet nicht, dass diese beiden Propheten damals tatsächlich irgendwo im Himmel lebten. Als sie vom Berg der Verwandlung herabkamen, sagte Jesus zu seinen Jüngern: „Saget niemand das Gesicht, bis der Sohn des Menschen aus den Toten auferstanden ist.“ (Matth. 17:9) Ein Gesicht ist keine Wirklichkeit. Petrus sah ein Gesicht von unreinen Tieren, die in einem Tuch vom Himmel herabgelassen wurden, aber es waren keine wirklichen Tiere. Johannes hatte auf der Insel Patmos eine Reihe von Gesichten, in welchen alle Arten von lebenden Wesen und leblosen Dingen in einem großen Geschichtspanorama zweier Zeitalter vor ihm erschienen, aber keine der geschauten Dinge waren Wirklichkeiten. So hatten auch die Jünger ein Gesicht, in dem Mose und Elia erschienen, in Wirklichkeit jedoch befanden diese beiden Propheten sich im Todesschlaf; sie sind es noch bis zu diesem Tag und werden es bis zur Auferstehung sein. - Hebr. 11:35, 39, 40
Dieses Gesicht der Verwandlung handelte vom Königreich Christi, wenn es aufgerichtet ist, um über die Erde zu herrschen. Alle dann zu himmlischer Herrlichkeit erhöhten wahren Christen werden mit Christo herrschen. Der Zweck dieser Herrschaft ist, die gesamte Menschheit mit Gesundheit und Leben auf der Erde zu segnen. Während dieser Zeit wird das Paradies wiederhergestellt werden.
Wo ist das Paradies?
Viele Menschen gebrauchen die Worte „Paradies“ und „Himmel“ so, als ob sie sinnverwandt wären, und gewöhnlich denkt man von beiden Worten, sie seien auf einen Zustand oder Ort geistiger Seligkeit anzuwenden, weit entfernt von dieser irdischen Welt von Sünde und Tod. Man glaubt, dass alle guten Christen unmittelbar beim Tod an diesen Ort gehen. Es gibt jedoch einige, die zwischen Paradies und Himmel einen Unterschied machen und behaupten, dass das erstere eine Art Zwischenzustand ist, in welchen beim Tod nahezu jeder gelangt, und in dem er bis zum künftigen Gerichtstag verbleibt, an dem er entweder in einen Himmel ewigwährender Seligkeit oder in eine Hölle ebenso endloser Qual versetzt wird.
Ein sorgfältiges Studium der Heiligen Schrift zeigt, dass die vorstehenden Ansichten irrig sind, und dass diese falsche Auffassung nur ein weiteres Zeichen der Anstrengung des Erzbetrügers ist, seine erste Lüge zu stützen: „Mit nichten werdet ihr sterben!“ Wenn die Toten wirklich tot sind, was die Heilige Schrift, wie wir festgestellt haben, so deutlich lehrt, dann können die, welche sterben, sich unmöglich entweder im Paradies oder im Himmel erfreuen.
Das Wort "Paradies" bedeutet buchstäblich ein Garten oder Park. Es wird richtig und schriftgemäß auf den Garten Eden angewendet, aus welchem der Mensch wegen der Sünde vertrieben wurde. In Hesekiel 36:34, 35 zeigt der Prophet, dass auf der Erde wieder ein Garten Eden-Zustand hergestellt werden soll; dies ist nach dem Zeugnis des Apostels Petrus in Apostelgeschichte 3:19-21 auch die vereinte Erklärung aller heiligen Propheten Gottes. Petrus nennt hier den Zeitraum, in dem die Wiederherrichtung des irdischen Paradieses durchgeführt werden wird, die „Zeiten der Wiederherstellung aller Dinge“.
Bei einem sorgfältigen Prüfen der Worte des Apostels in Apostelgeschichte 3:19-21 wird man bemerken, dass die Wiederherstellungs-Zeit dem zweiten Kommen Christi folgen wird – „welchen freilich der Himmel aufnehmen muss bis zu den Zeiten der Wiederherstellung aller Dinge“. Wenn also das Paradies ein weltweiter Zustand der Glückseligkeit und Vollkommenheit hier auf Erden sein wird, so war es nicht nur zur Zeit des ersten Advents Jesu nicht vorhanden, sondern es wird gemäß den Worten Petrus erst Wirklichkeit werden, wenn Christus wiederkommt und sein Königreich aufrichtet.
Der Übeltäter im Paradies
Was meinte Jesus mit seiner Verheißung an den Übeltäter am Kreuz? Jesu Erklärung: „Du wirst mit mir im Paradiese sein“, ist die Antwort auf die Bitte des Übeltäters: „Gedenke meiner, Herr, wenn du in dein Reich kommst!“ (Luk. 23:42) Wir brauchen nicht anzunehmen, dass der Übeltäter sehr viel über das vorgesehene Königreich des Messias wusste. Es war nicht notwendig, dass er viel darüber wusste, um eine derartige Bitte auszusprechen. Die über dem Haupt des Meisters angebrachte Inschrift zeigte deutlich, dass er den Anspruch erhob, ein König zu sein; während es zwar zur Zeit nicht so aussah, als ob Jesus jemals würde Königsautorität ausüben oder in der Lage sein können, jemandem zu helfen. So überlegte der Übeltäter doch zweifellos, dass es nicht schaden könnte diesem angeblich verbrecherischen König durch die Bitte, in seinem Königreich seiner zu gedenken, etwas Achtung und Anerkennung zu erzeigen.
Aber diese Geste der Freundlichkeit von Seiten des Übeltäters - Lediglich durch einen Wunsch als Ursprung seiner Bitte veranlasst - wurde von Jesus aufgegriffen und von ihm in eine lebendige, strahlende Verheißung umgewandelt – „Du wirst mit mir im Paradies sein.“ Dass die Antwort Jesu eine Anerkennung der Angemessenheit der Bitte des Übeltäters sein sollte, das wird durch seine Anwendung des Wortes „wahrlich“ gezeigt - mit anderen Worten: Deine Bitte stimmt mit dem göttlichen Plan überein. Ich bin ein König; ich werde ein Königreich haben, und ich werde in jenem Königreich an dich denken – „Du wirst mit mir im Paradies sein.“
Dass das Königreich Jesu zu der Zeit noch nicht aufgerichtet worden war, als er dem Übeltäter die Verheißung gab, ist dadurch offenbar, dass er seine Jünger beten lehrte: „Dein Reich komme; dein Wille geschehe, wie im Himmel also auch auf Erden.“ (Matth. 6:10) Dieses inspirierte Gebet betont nicht nur die Tatsache, dass das Messianische Königreich damals keine Wirklichkeit war, sondern es bestätigt auch den Gedanken, den wir bereits ermittelt haben, dass es nämlich, wenn es kommt, direkt hier auf Erden sein wird.
Der Übeltäter bat damals um einen irdischen Segen, und Jesu Antwort verhieß einen irdischen Segen. Diese irdischen Segnungen des wiedergebrachten Paradieses unter der Verwaltung des Messianischen Königreiches werden für die gesamte Menschheit zugänglich sein, wenn die Zeiten der „Wiederherstellung“ eingeführt sind. Bis dahin jedoch müssen der freundliche Übeltäter sowie alle, die in den Gräbern sind, auf die verheißenen Segnungen warten - im Todesschlafe warten bis zum Morgen des neuen Tages der Erde, an dem sie durch die Stimme des Sohnes des Menschen auferweckt werden. - Joh. 5:28
Was meinte nun Jesus in seiner Verheißung an den Übeltäter am Kreuz mit dem Ausdruck: „Heute“? Die augenscheinliche Schwierigkeit, diese Stelle mit dem allgemeinen Zeugnis der Schrift über den Zustand der Toten in Übereinstimmung zu bringen, ist durch eine falsche Anbringung des Kommas in unseren allgemeinen Bibelübersetzungen verursacht worden. Die ursprünglichen inspirierten Schriften der Bibel hatten überhaupt keine Zeichensetzung, weil sie damals noch nicht erfunden war. Die Zeichensetzung ist in der Tat verhältnismäßig modernen Ursprungs und wurde vor nur wenigen Jahrhunderten in die Literatur aufgenommen.
Die meisten Übersetzer unserer Bibel glaubten ebenso wie nahezu die gesamte religiöse Welt, dass der Augenblick des Todes der Augenblick der Versetzung in himmlische Seligkeit ist, und fügten das Komma in dieser Schriftstelle so ein, um sie in Übereinstimmung mit ihren theologischen Dogmen lesbar zu machen. Durch ein bloßes Ändern der Stellung dieses Kommas erhalten wir aus dem Text den richtigen Gedanken: Wahrlich, ich sage dir heute, du wirst mit mir im Paradiese sein. Damit bekundet der Meister sein unbegrenztes Vertrauen in des Vaters Vorhaben für ihn.
Das „heute“ in der Erklärung Jesu war ein Tag, an dem vom menschlichen Standpunkt aus es unmöglich erschien, dass er jemals ein Königreich haben könnte. Aber der Glaube des Meisters war so groß, dass er selbst zu einer Zeit, da alle natürlichen Umstände seine Hoffnung in Frage stellten; dem Übeltäter mit voller Zuversicht, entschieden, und fest überzeugt versichern konnte, dass es tatsächlich ein messianisches Königreich geben würde - das Paradies wiederhergestellt werden, er dort sein und Gelegenheit haben würde, sich seiner Segnungen zu erfreuen.
Paulus in das Paradies entrückt
In 2. Korinther 12:1-4 berichtet Paulus uns von einem Gesicht, in dem er „in das Paradies entrückt wurde“. Es war, wie der Apostel erklärt, ein „Gesicht“ und bedeutet keineswegs, dass das Paradies damals tatsächlich vorhanden war. Der Apostel erklärt, dass er in demselben Gesicht auch in den „dritten Himmel“ entrückt wurde. Dieser kleine Hinweis gibt uns den Schlüssel für die Bedeutung des ganzen Gesichts.
Der Apostel Petrus berichtet uns im 3. Kapitel seines zweiten Briefes von diesem „dritten Himmel“, den Paulus in seinem Gesicht sah. Petrus erwähnt in der Tat alle drei „Himmel“ und nicht nur den „dritten“. Er erklärt, dass der erste dieser Himmel vor der Flut der Tage Noahs bestand, und dass er zur Zeit der Flut vernichtet wurde. Er berichtet auch, dass der zweite Himmel zur Zeit der Flut entstand und nach dem zweiten Kommen Christi vernichtet werden wird. „Wir erwarten aber“, fährt der Apostel fort, „nach seiner Verheißung, neue Himmel und eine neue Erde, in welchen Gerechtigkeit wohnt.“
Diesen neuen „Himmel“, den wir erwarten, würden also der „dritte“ sein. Petrus spricht auch von einer „neuen Erde“. Diese „neue Erde“ beschreibt Paulus als das „Paradies“ seines Gesichtes. Nun erklärt Petrus deutlich, dass die neuen oder der „dritte“ Himmel und die neue oder „Paradies“-Erde nach dem zweiten Kommen Christi geschaffen oder hervorgebracht werden sollen. Das bestätigt unsere vorhergehenden Feststellungen, dass nämlich das Paradies noch nicht vorhanden ist, infolgedessen niemand im Augenblick des Todes in das Paradies gehen kann.
Segnungen im „Paradies“ Erde
Petrus sagt, dass wir „nach seiner Verheißung neue Himmel und eine neue Erde“ erwarten. Der Apostel spielt augenscheinlich auf die „Verheißung“ von Jesaja 65:17-25 an. In Verbindung mit dieser Verheißung ragt, wie man beim Lesen derselben bemerken wird, die Tatsache hervor, dass mit der Erschaffung der „neuen Erde“ „Frohlocken“ einzieht; „Weinen“ endet; dort wird „kein Säugling von einigen Tagen“ sein; aber wirtschaftliche Sicherheit, weil diejenigen, welche Häuser bauen, sie „bewohnen“ werden; „nicht vergeblich werden sie sich mühen, und nicht zum Untergang werden sie zeugen“; „ehe sie rufen“, wird der Herr „antworten“; „Wolf und Lamm werden beisammen weiden“; und schließlich die allumfassende Verheißung: „Man wird nicht übeltun noch verderbt handeln auf meinem ganzen heiligen Gebirge (Königreich), spricht Jehova.“ Ja, dies ist eine der herrlichen Königreichs Verheißungen der Bibel, denn das Wort „Gebirge“ versinnbildlicht hier Gottes Königreich. Es ist der von Daniel (Kap. 2:35, 44, 45) beschriebene Berg, der wachsen und die ganze Erde füllen wird. Es ist das Königreich, in welchem des Übeltäters am Kreuz gedacht werden wird: das Königreich, das weltweit paradiesische Zustände wiederbringen wird. Nichts in dieser Prophezeiung zeigt, dass sie eine Verheißung himmlischer Segnungen ist - sie ist ganz und gar irdisch.
Dieselben neuen Himmel und neue Erde sind in Offenbarung 21:1-4 erwähnt, mit denselben verheißenen Segnungen, die ihrer Aufrichtung folgen werden, Und was für wunderbare, weitreichende Segnungen das sind! Wir zitieren: „Und er (Gott) wird jede Träne von ihren Augen abwischen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Trauer, noch Geschrei, noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen.“
Jesaja und der Offenbarer verbinden die „neue Erde“ mit dem „neuen Jerusalem“. In Galater 4:26 bezeichnet Paulus die Kirche als diese himmlische Jerusalem-Klasse. Die Kirche wird auch die „Braut“ Christi genannt, und in Offenbarung 21:9, 10 erfahren wir, dass diese „Braut“ in der Tat das „neue“ Jerusalem" ist. Somit wird, wenn die neuen Himmel und die neue Erde schließlich aufgerichtet werden, die Klasse der Kirche bereits vollendet und in dieser neuen Königreichs-Ordnung Miterben des Herrn Jesus sein.
Dann werden sie als seine Braut an dem segensreichen Werk der Wiederbringung des Lebens für alle teilhaben, die hören wollen und zu der dann bereiteten Quelle des Lebens kommen. – „Und der Geist (unser Herr Jesus) und die Braut sagen: Komm! Und wer da will, nehme das Wasser des Lebens umsonst.“ (Off. 22:17) Dieses Wasser des Lebens fließt, wie gezeigt wird, unter dem Thron Gottes und des Lammes hervor - eine schöne zusammengefasste sinnbildliche Darstellung, die uns sagt, dass die dann zugänglichen Segnungen des Lebens den Regierungsverordnungen des neuen Königreiches - dem „Thron“ - unterworfen und für alle frei sein werden, die sie auf Grund des Loskaufwerkes des geschlachteten Lammes begehren werden. - Offb. 22:1
Die „Himmel“ und die „Erde“ sind natürlich ebenfalls symbolisch; und die Heilige Schrift zeigt, dass sie die beiden Stufen des neuen Königreiches darstellen: Die himmlische Stufe, die hauptsächlich von Jesu und seiner verherrlichten Kirche gebildet wird, welche die geistigen unsichtbaren Herrscher im Königreich sein werden; und die irdische Stufe, die hauptsächlich von den auferweckten Propheten von alters und anderen Glaubenshelden der Vergangenheit gebildet wird, die „Fürsten auf der ganzen Erde“ sein werden. - Ps. 45:16
Jesus sagte: „Ihr werdet sehen Abraham und Isaak und Jakob und alle Propheten im Reiche Gottes.“ Und ganz gewiss werden sie aus den Toten auferweckt und zu vollkommenem menschlichen Leben wiederhergestellt werden; und diese vollkommenen Staatsmänner werden als Vertreter des göttlichen Christus mit der Menschheit handeln. Ja, es wird ein wirkliches Königreich sein, und wenn es aufgerichtet ist, werden wirkliche Lebens-Segnungen für die ganze seufzende Schöpfung die Folge sein.
Dies ist also die Hoffnung, welche die Heilige Schrift uns als einen Trost und einen Halt in der Not darbietet: Herrlichkeit, Ehre und Unsterblichkeit als Miterben Jesu in seinem Königreich für alle glaubenstreuen Christen; und wiederhergestelltes menschliches Leben in einem irdischen Paradies für alle anderen der Menschheit, die, wenn das Königreich des Messias aufgerichtet ist, seinen Gesetzen gehorchen und das „Wasser des Lebens umsonst“ annehmen.
Königreichs-Segnungen
Und welche herrliche Zeit der Segnung wird dieses göttliche Königreich für die sündenkranke Welt bringen als Antwort auf das Gebet: „Dein Reich komme; dein Wille geschehe, wie im Himmel also auch auf Erden!“ Es wird in der Tat eine neue Zeitverwaltung sein. Die Wechsel von einer Heilszeitordnung zur anderen sind in der Vergangenheit bemerkenswert und auffallend gewesen, aber dieser Wechsel wird der außerordentlichste und ereignisreichste sein, weil er den Übergang der Weltherrschaft von Satans Regierung des Todes auf die Regierung des Lebens des Messias bedeuten wird; von der abergläubischen Anbetung falscher Götter zu der verständigen Anbetung Jehovas, des wahren Gottes, und Christi, seines Sohnes, des Retters und Lebengebers der Welt.
Der bloße Gedanke an solche weitreichenden Veränderungen würde den Glauben wankend machen, wäre es nicht aus der Erkenntnis, dass sie von dem allmächtigen Gott und Schöpfer des Universums verheißen und geplant worden sind, der vollauf fähig ist, durch seinen Sohn die Toten zum Leben wiederzubringen, wie er auch das erste Mal Leben schuf. Und welch ein Schauspiel wird es sein - ein ganzes Geschlecht, das zu Gott und zum Leben zurückkehrt, mit Liedern ewiger Freude auf ihren Lippen und in ihren Herzen! (Psalm 96) O ja, „sie werden Wonne und Freude erlangen, und Kummer und Seufzen werden entfliehen.“ - Jes. 35:10
Kummer und Seufzen scheinen jetzt mit unserem Dasein unzertrennbar verknüpft zu sein, doch die göttliche Verheißung lautet, dass sie „entfliehen“ werden, Sünde, Krankheit und Tod sind die Ursachen allen Kummers in der Welt gewesen, und diese „Feinde“ des Geschlechtes werden durch die Königreichsmacht des Messias zunichte gemacht werden. Wenn also auch während der langen Nacht der Herrschaft von Sünde und Tod das Weinen in Sacktuch und Asche angehalten hat, so erwartet doch an dem nun sehr bald anbrechenden Millenniums-Morgen Freude die seufzende Schöpfung. Dann werden die Tränen von allen Angesichtern abgewischt und Lieblichkeit statt Asche, Freudenöl statt des Geistes des Verzagtseins gegeben werden.
In Jesaja 25:6-9 gibt uns der Prophet eine Beschreibung des neuen Königreiches, wenn weltweit paradiesische Zustände wiederhergestellt sein werden, und ein Teil dieser Prophezeiung erklärt, dass Gott dann „den Tod verschlingt in Sieg“. In 1. Korinther 15:54 zitiert der Apostel Paulus diese Verheißung und erklärt, dass sie erfüllt wird, nachdem die Kirche zur Unsterblichkeit bei ihrem Herrn erhöht ist. Eine der ursprünglichen Verheißungen der Königreichs-Segnungen wurde dem Abraham gegeben, in welcher Gott ihm sagte, dass durch seinen Samen alle Geschlechter der Erde gesegnet werden würden.
In Galater 3:8, 16 und 27-29 erklärt Paulus, dass die Erfüllung der dem Abraham gegebenen Verheißung durch Christus kommen wird, und seine verherrlichte Kirche, seine glaubenstreuen Fußtapfen-Nachfolger dieses Zeitalters. Deshalb also sind nicht schon vorher auf Erden paradiesische Zustände des Lebens und Glückes wiederhergestellt worden; das heißt, Christi Nachfolger dieses Zeitalters, die sein himmlisches Heim teilen und bei der Ausgießung der Lebenssegnungen für die Welt seine Mit-Erben sein werden, müssen zunächst alle auserwählt und für ihre hohe Stellung in dem Königreich zubereitet sein.
Die Zeichen der Zeit zeigen über jeden Zweifel hinaus, dass wir am Ende dieses Zeitalters leben, da das Werk der Erwählung der Kirche nahezu vollendet ist. Dies bedeutet, dass das "liebliche Hernach" des Goldenen Zeitalters der Segnung der Welt nun nahe ist, dass bald die Nacht des Weinens einem Morgen der Freude weichen wird. Und welch eine glückliche Zeit wird es sein, wenn Begräbnisse nicht mehr an der Tagesordnung sein werden, dafür aber die glückliche Wiedervereinigung stattfinden wird mit einst geliebten Freunden und Verwandten, die eine Zeitlang im Tode verloren waren, - eine Wiedervereinigung, die für alle beständig sein wird, die dann den Gesetzen jenes göttlichen Königreiches gehorchen und durch Gehorsam Empfänger der Wiederherstellungs-Kräfte des göttlichen Christus und seiner verherrlichten Braut werden. - Offb. 22:17
Und kein Geschöpf des losgekauften Geschlechtes wird für die göttliche Gnade zu gering sein, um durch die allmächtige und segensreiche Wirksamkeit des Königreiches erreicht zu werden. Keine Entartung der Sünde wird für die Hand der Barmherzigkeit zu tief sein, um die mit Blut erkaufte Seele zu befreien; keine Finsternis von Unwissenheit und Aberglauben in einem Herzen wird zu schwarz sein, als dass das Licht göttlicher Wahrheit und Liebe ihre Dunkelheit nicht durchdringen und ihnen eine Erkenntnis von der Freude und Glückseligkeit des neuen Tages bringen wird und von der’ Gelegenheit, durch Gehorsam an seinen Segnungen teilzuhaben. Keine Krankheit, die den Organismus angreifen und befallen kann, wird über die unverzügliche Beherrschung durch den Großen Arzt hinausgehen. Und keine Hässlichkeit oder Missgestalt, Auswüchse oder geistiger Schwachsinn werden seiner heilenden Behandlung widerstehen können.
Aber niemand nehme auch nur für einen Augenblick an, dass diese universelle Versöhnung und Rettung jedes einzelnen ungeachtet seines Gehorsams gegenüber den Gesetzen des neuen Königreiches bedeutet; denn die Heilige Schrift lehrt keine derartige bedingungslose Errettung. In Apostelgeschichte 3:19-23 spricht der Apostel von der kommenden Zeit der Wiederherstellung, welche Gott durch den Mund aller seiner heiligen Propheten verheißen hat, aber er gibt deutlich zu verstehen, dass das Empfangen dieser Segnungen durch den einzelnen von dem Gehorsam gegenüber „jenem Propheten“ - dem göttlichen Christus - abhängen wird. Er sagt: „Es wird aber geschehen, jede Seele, die irgend auf jenen Propheten nicht hören wird, soll aus dem Volke ausgerottet werden.“
Paulus stellt die Frage, wie jemand an Christus glauben könne, wenn er nicht von ihm gehört hat. In der Tat, niemand wird entweder in seiner Unwissenheit errettet oder verloren gehen. Die Heilige Schrift lehrt, dass niemand in dem vernichtet werden wird, was der Offenbarer als den „zweiten Tod“ bezeichnet, wenn er nicht durch eine klare Erkenntnis der Wahrheit eine volle Gelegenheit gehabt hat, zu glauben und zu gehorchen Um dieses Ziel zu erreichen, sieht der Plan Gottes eine Auferweckung aller vor, die im Tode schlafen. Auf diese Auferweckung wird von Paulus Bezug genommen, wenn er sagt, dass es Gottes Wille ist, dass alle „errettet“ werden - nicht ewig errettet, sondern errettet vom Todesschlaf, damit sie zu einer Erkenntnis der Wahrheit kommen können, besonders der Wahrheit über Gottes Gabe seines Sohnes als ihren Loskäufer. Aber ewiges Leben wird das glückselige Teil nur derer werden, die, wenn sie erleuchtet sind, an ihn „glauben“. Diese Beschränkung der göttlichen Gnade ist deutlich in Johannes 3:16 gezeigt, wo es heißt: „Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe.“
Es liegt nicht bei uns, zu mutmaßen, wie viele oder wie wenige während des Millenniums die Gnade Gottes abweisen werden, wenn die reine Botschaft der Wahrheit die Erde meerestief bedecken wird. Die gegenwärtigen Zustände geben uns keine Norm, das zu beurteilen, weil die Welt in ihrer Gesamtheit gegenwärtig durch die betrügerischen Einflüsse des großen Betrügers Satan verblendet ist. Es ist ein Fehler, zu vermuten, dass alle, die innerhalb des Klangbereichs von Kirchenglocken leben, eine einwandfreie Gelegenheit haben, von Christus zu wissen und an ihn zu glauben, und zwar aus dem Grunde, weil es so viele sich widersprechende Kirchenglocken gibt. Das heißt, sie sind selbst hoffnungslos zersplittert über das, was eigentlich Wahrheit ist; und wenn die Blinden die Blinden leiten, was können wir anderes erwarten, als dass beide in die Grube der Verwirrung und des Zweifels fallen. Genauso ist es.
Aber gleich zu Beginn des Königreich-Zeitalters, in welchem - wie der Übeltäter am Kreuz bat - man seiner gedenken möge, wird Satan, der Erzbetrüger der Menschheit, gebunden werden. (Offb. 20:1, 2) Die Machtergreifung des Messias wird von dem Propheten mit dem Aufgehen der Sonne verglichen, wobei der neue König der Erde die „Sonne der Gerechtigkeit“ genannt wird, die mit Heilung und lebensgebenden Kräften aufgehen wird, welche die Welt mit dem wahren Evangelium der Liebe Gottes erleuchten.
Das wird die Zeit sein, da alle eine vollständige Gelegenheit haben werden, ihre Treue gegenüber den göttlichen Grundsätzen der Gerechtigkeit zu beweisen, die dann durch die Anordnungen des Messianischen Königreiches gültig sind, und das Vorrecht erhalten, ewig in jenem wiederhergestellten irdischen Paradies zu leben. Solche, die nicht glauben und gehorchen, werden gemäß der Heiligen Schrift „aus dem Volke ausgerottet werden“. - Apg. 3:23
So wird Gottes Königreich kommen, und sein Wille wird auf Erden geschehen, wie er in den Himmeln geschieht. So wird der Christus als des Vaters Stellvertreter regieren, bis er alle widerstreitende Gewalt und Macht niedergeworfen und jedes Knie dazu gebracht haben wird, sich zu beugen, und jede Zunge dazu, die Weisheit, Liebe, Gerechtigkeit und Macht Gottes, des Vaters, zu bekennen.