Die Leviten als Bild für die große Schar

Wir wissen, daß neben den Priestern auch die Leviten als ein Vorbild betrachtet werden, nämlich als ein Vorbild für die Klasse der großen Schar. Es stellen sich einigen Gläubigen die Fragen: Wenn an das „königliche Priestertum” und an die Klasse der großen Schar dieselbe „hohe Berufung” ergeht und bei beiden Gruppen dieselbe Zeugung durch den Heiligen Geist erfolgt - warum wird uns das nicht im Vorbild gezeigt? Warum durften die Leviten nur den Vorhof, nicht aber das Heilige betreten? Und warum wurden sie nicht mit dem Salböl gesalbt?

Wir wollen zuerst die letzte Frage beantworten. Das Salböl wurde auf das Haupt des Hohenpriesters ausgegossen und floß dann über seinen ganzen Leib herab. Die Unterpriester wurden nicht zusätzlich gesalbt. Erst wenn ein Hoherpriester gestorben war und einer der Unterpriester das Amt übernahm, empfing dieser als neuer Hoherpriester die Salbung. Der eine Hohepriester repräsentiert - wie im Vorbild, so auch im Gegenbild - alle Gesalbten, alle Glieder seines Leibes, sämtliche Unterpriester.

Wenn wir nun die anderen Fragen betrachten, dann müssen wir uns daran erinnern, was die Handlungen im Vorhof und in der Stiftshütte am Versöhnungstag vorschatten. Sie sind Bilder dafür, was gemäß Gottes Plan im jetzigen Evangelium-Zeitalter geschieht. Alle, die während dieser Zeit das Lager verlassen, in dem Wunsch Gott näher zu kommen, gelangen zu dem Vorhof, der einen gerechtfertigten Zustand darstellt, eine gewisse Harmonie mit Gott. Nur jene, die sich innerhalb dieses Vorhofs befinden, können sehen, was unternommen werden muß, um das Opfer darzubringen und in das Heilige eintreten zu können. Wenn sie dann die notwendigen Schritte in Richtung auf das Heilige unternehmen, werden sie in dem Maße ihres Voranschreitens immer näher zu Gott hingelangen, immer weiter gerechtfertigt und in immer größere Harmonie mit Ihm gebracht. Sie bereiten sich darauf vor ihre Entscheidung zu treffen, um in den Zustand absoluter Rechtfertigung und völliger Harmonie mit Gott zu kommen.

Die Reinigung an dem mit Wasser gefüllten Becken ist eine wichtige Handlung vor dem Betreten des Heiligen. Wenn sie dann bis ganz an den Eingang weitergehen und sich dort darstellen, so bezeugen sie damit ihre vollständige Weihung. Sie treten dann sofort durch den Vorhang in das Heilige ein.

Sehr wenige entscheiden sich für eine solche unwiderrufliche Weihung. Viele ziehen es vor, draußen an der Tür stehenzubleiben. Und wenn die Zeit der „Ernte” kommt (sie ist jetzt gekommen), dann werden alle diese hinausgestoßen, wie wir lesen: „Tausend werden fallen”, während einer nicht wanken wird. Diese Vielen sind von Gott durch mangelnden Gehorsam abgewichen und verlieren deshalb die zu einem gewissen Grad erlangte Rechtfertigung - die nie wieder gewährt wird.

Aber auch diejenigen, die sich völlig geweiht haben und schwere Prüfungen durchleben, können sich als untreu erweisen. Dann verlieren sie ihr Anrecht auf einen Platz innerhalb der königlichen Priesterschaft. Es ist jedoch nicht so, daß sie von jeder Möglichkeit dem Herrn zu dienen ausgeschlossen werden. Diese sind es, welche die durch die Leviten vorgeschattete Klasse der großen Schar bilden. Alle Leviten sind geweiht. Die Auserwählten müssen „mehr als Überwinder” sein. Das sind jene, die ihre Prüfungen bestehen und sich als treu erweisen. Solche, die in ihrer Erprobung nicht standhaft bleiben, werden ihre durch das Heilige dargestellte Anwartschaft auf die - mit „Gold” verglichene - göttliche Natur verlieren.

Nur die Priester sind im Heiligen

Da der Klasse der großen Schar das den Priestern gewährte Vorrecht aberkannt wird, müssen sie ihre Stellung im Heiligen verlassen. Nur ihre Rechtfertigung bleibt bestehen und bewirkt, daß sie bei einem unverändert standhaften Verharren in dieser Lage des ewigen Lebens würdig befunden werden. Doch das kann kein irdisches Leben sein, weil sie das menschliche Leben aufgegeben haben, um Priester zu werden. Ihr Fehlverhalten wirft sie aus ihrer Stellung im Heiligen hinaus - zurück in den Vorhof-Zustand. Nur die Priester befinden sich im Heiligen. Nur die Leviten sind im Vorhof. Aber selbst die Auserwählten, die sich in ihrer Gesinnung von anderen getrennt halten, befinden sich, soweit ihre äußeren Lebensumstände betroffen sind, in der gemischten Schar aller.

Der Vorhof-Zustand ist es letzten Endes, der die Geistgezeugten als abgesondert von der Welt ausweist. Die Leben verheißende Rechtfertigung wird dargestellt in der weißen Kleidung und auch in den weißen Behängen, die den Vorhof von dem Lager trennen. Die Klasse der großen Schar ist deshalb nicht als im Lager befindlich gezeigt, sondern sie wird den Priestern zugerechnet. Die weißen Leinenbehänge um den Vorhof wurden mit silbernen Klammern befestigt. Auf diese Weise wurde diese Klasse durch „Silber” gekennzeichnet - im Gegensatz zu solchen, die durch das „Gold” im Heiligen und Allerheiligsten repräsentiert werden.

Weder Priester noch Leviten hatten ein Erbe in dem Land

Um ein vollständiges, genaues Bild davon zu bekommen, was durch den Stamm Levi vorgeschattet wird, müssen wir uns ins Gedächtnis rufen, wie die Leviten in diese Lage kamen, entweder Priester zu werden oder den Dienst als Helfer der Priester zu verrichten. Wie die anderen Stämme, so waren auch die Leviten ein Stamm in Israel; aber Gott sonderte sie für sich selbst ab - Er gab ihnen kein Erbe im Land. Alle Ansprüche in Bezug auf die Inbesitznahme des Landes wurden ihnen verwehrt.

Sie wurden abhängig von den anderen Stämmen. Warum das? Die Antwort ist, daß der Herr den Stamm Levi anstelle aller Erstgeborenen unter den Kindern Israels annahm. So wurde der Stamm Levi zum Vorbild für die „Kirche der Erstgeborenen“. Im Vorbild von der „Kirche der Erstgeborenen” erwählte Gott eine priesterliche Familie - Aaron und seine Söhne, die zusammen die königliche Priesterschaft - Christus und seine Kirche - vorschatten. Der ganze Stamm Levi repräsentiert die Kirche der Erstgeborenen, und die Familie Aarons stellt die „Auserwählten” dar. Obwohl keine persönliche Salbung der Unterpriester stattfand, wurden sie doch im Leib des Hohenpriesters mit repräsentiert. Und so ist es auch im Gegenbild. Die Salbung, welche die Glieder des Leibes Christi als die gegenbildlichen Unterpriester empfangen haben, geht ihnen verloren, wenn sie verfehlen, ihre Berufung und Erwählung fest zu machen.

Die Verbindung zum Herrn hängt nicht von der Erkenntnis aller Einzelheiten ab

Wir möchten darauf hinweisen, daß niemand sich beunruhigt fühlen sollte, wenn er nicht alle Einzelheiten der Chronologie, der Stiftshütten- Vorbilder oder anderer Themen von geringerer Bedeutung verstehen kann. Unsere Beziehung zu Gott ist nicht notwendigerweise abhängig von der Erkenntnis aller Details. Wir sollten uns bewußt sein, daß viele von uns zum Volk Gottes gehörten, bevor wir auch nur einige dieser Dinge verstanden - bevor wir erkannten, welche Weisheit hinter dem Plan Gottes steht. Daher müssen wir Gott vertrauen und abwarten, bis Er uns das übrige auch noch offenbaren wird. Und wir müssen stets im Sinn halten, daß der wichtigste Prüfstein unsere Treue zum Herrn ist. Jesu Bewährungsprobe war: Würde er dem Vater treu sein? Und so ist es auch in unserer Prüfung: Werden wir dem Herrn treu sein? Wer immer dem Herrn die Treue hält, der ist ein „Überwinder”. Ein solcher strengt sich an, unter allen Umständen treu zu bleiben. Und er wird völliges Vertrauen in den Herrn setzen, auch wenn er Seine Überwaltung in manchen Geschehnissen nicht erkennen kann.

Die Schwierigkeit bei der Zuordnung der Klasse der großen Schar scheint darin zu liegen, daß man verfehlt, alle Schriftzeugnisse über diesen Gegenstand in Einklang zu bringen. Wir müssen die Tatsache in Betracht ziehen, daß alle Geweihten vom Heiligen Geist zu einer neuen, geistigen Natur gezeugt wurden. Folglich können diese alle, wenn vollendet, auch nur als geistige Wesen auf geistiger Ebene geboren werden. Es gilt also auch für die Klasse der großen Schar: Wenn sie sich vervollkommnet hat, muß sie aus Geistwesen bestehen. Die dieser Klasse angehörenden Geweihten werden nicht auf die Stufe gelangen, für die sie berufen wurden. Sie werden nicht die im Heiligen und Allerheiligsten dargestellte göttliche Natur erhalten, weil sie ihre „Berufung und Erwählung” für diese herrliche Stellung nicht festgemacht haben. Wenn sie aber dem Herrn zugeneigt bleiben, dann sind sie auch weiterhin gerechtfertigt. Ihre volle Rechtfertigung erhielten sie nicht bereits, als sie begannen sich Gott zu nahen, sondern als sie durch den Vorhang hindurchgingen, als sie sich in völliger Weihung hingaben. Da erst geschah es, daß der Hohepriester als ihr Fürsprecher zu ihrem Opfer ein genügendes Maß seines Verständnisses hinzufügte als Ausgleich für ihre Unvollkommenheit. Da erst waren sie vor Gott annehmbar. In dem Moment wurden sie gerechtfertigt zum Leben. Sie gaben freiwillig jedes Anrecht auf menschliches Leben dahin und empfingen die Geistzeugung, welche der Anbeginn ihrer Zukunftshoffnung war. Sie werden in dem Sinn aufhören zu den Gesalbten zu zählen, daß sie aufhören, Glieder der Braut, des Leibes Christi, zu sein. Daß aber alle diese Leviten ein himmlisches Erbteil haben werden, ergibt sich eindeutig aus der Tatsache, daß sie auf ihr irdisches Erbe verzichten, um mit Jesus Christus, dem Haupt der Kirche, zu den Erstgeborenen zählen zu können.

Die Stiftshütte als ein Vorbild hatte nur vorübergehend Bestand. Sie wich schließlich dem Tempel. Und der Tempel ist vor allem ein Bild für die Kirche in ihrer himmlischen Herrlichkeit. Aber daneben stellt einiges im Tempel die Zustände in dieser jetzigen Zeit dar. Unser Zugang zu dem Allerheiligsten war vor allem unverkennbar in dem Vorhang dargestellt, der von ganz oben bis auf den Boden zerriß. Der Vorhang stellt den fleischlichen Leib des Christus dar. Durch diesen zerrißenen Vorhang können wir in die herrlichen Dinge dahinter blicken und bereit sein, in das Allerheiligste zu gelangen.



Tagesanbruch Bibelstudien- Vereinigung