Dies erwäget |
Der Sauerteig und das Weib
„Das Reich der Himmel ist gleich einem Sauerteig, welchen ein Weib nahm und unter drei Maß Mehl verbarg, bis er ganz durchsäuert war.” - Matthäus 13:33
Das Gleichnis vom Sauerteig unterscheidet sich auf den ersten Blick von allen übrigen Königsreichs-Gleichnissen dadurch, daß es nur aus einem einzigen Satz besteht. Was kann man schon viel mit einem einzigen Satz aussagen, mag der erste, voreilige Gedanke sein. Doch dieser Gedanke wird schnell widerlegt, wenn wir über die Aussagekraft der vom Herrn gewählten Symbole „Sauerteig” - „drei Maß Mehl” - und „ein Weib” weiter nachdenken.
Den Zuhörern, in erster Linie den Juden, war der Sauerteig aus den Gesetzesvorschriften wohlbekannt. Wir finden in 2. Mose 12:13 eine erste Erwähnung, die hinsichtlich des jüdischen Passah ausgesprochen wird: „Denn jeder der Gesäuertes ißt, von dem ersten bis zum siebten Tage, selbige Seele soll ausgerottet werden aus Israel.”
Einen weiteren Hinweis gibt uns die Heilige Schrift in 3. Mose 2:11 mit den Worten: „Kein Speisopfer (Feinmehlopfer), das ihr dem HERRN darbringt, darf aus Gesäuertem (Sauerteig) hergestellt sein; denn aller Sauerteig und aller Honig - davon dürft ihr dem HERRN kein Feueropfer darbringen.”
Hier ist von dem Speisopfer die Rede, das in anderen Übersetzungen auch mit „Feinmehlopfer” wiedergegeben wird. Unser Herr Jesus gibt uns nicht direkt zu verstehen, daß es sich bei den drei Maß Mehl, unter welchem das Weib den Sauerteig verbarg, um Feinmehl handelte. Wir können jedoch davon ausgehen, daß es sich tatsächlich um das Feinmehl des Speisopfers gehandelt haben muß, wenn wir berücksichtigen, daß diese Handlung im Geheimen und unauffällig geschehen mußte, weil sie entgegen dem Gesetz Gottes geschah. Das Weib „verbarg” eine kleine Menge Sauerteig unter drei Maß Mehl und dieser wenige Sauerteig durchsäuerte mit der Zeit, ohne daß es jemand auffiel, die ganze Masse. Welcher Anlaß hätte bestanden, den Sauerteig heimlich unter dem Feinmehl zu verbergen, wenn es keine nach dem jüdischen Gesetz verbotene Handlung gewesen wäre? Kein Feueropfer, das dem Herrn dargebracht wurde, durfte auch nur ein wenig Sauerteig enthalten.
So war den Juden, die sich nach dem Gesetz richteten, der Sauerteig durchaus als etwas Böses und Sündhaftes darstellend bekannt, das mit den heiligen Dingen unter keinen Umständen in Berührung kommen durfte. Andererseits war die natürliche Auswirkung des Sauerteigs eine Teigmasse zu durchsetzen durchaus bekannt. Der Apostel spricht in einem übertragenen Sinn davon, wenn er sagt: „Schon ein wenig Sauerteig macht den ganzen Teig sauer.” - Galater 5:9
Der Sauerteig der Schriftgelehrten
In diesem übertragenen Sinn spricht auch unser Herr Jesus von den Pharisäern und Schriftgelehrten, deren gemischte Lehren er als „Sauerteig” bezeichnete. Sie hatten unter die reine Lehre ihre mündlichen und traditionellen Überlieferungen der Väter gemischt und was dabei herauskam, war „Sauerteig”. So lesen wir in Matthäus 16:6 die ermahnenden Worte: „Gebt acht und hütet euch vor dem Sauerteig der Pharisäer und Schriftgelehrten.”
Jesus machte einen Unterschied zwischen dem „Feinmehl der reinen Lehre”, wenn er sagte „Es steht geschrieben … .” und dem „Sauerteig der Pharisäer und Schriftgelehrten”, wenn er sagte: „Euch ist gesagt worden … .”
Worin bestand dieser symbolische Sauerteig, von dem der Herr redete? Und wie kam er zustande?
Wir setzen voraus, wie es sich in diesem Gleichnis zeigt, daß das durch Mose übermittelte Gesetz Gottes ursprünglich rein war und mit dem Feinmehl zu vergleichen war. Zur Zeit Jesu waren die Schriftgelehrten und Pharisäer die Lehrer des Volkes, denen dieses Gut anvertraut war und die Reinheit der Lehre: „Es steht geschrieben!” Es war eine ihrer Aufgaben als Lehrer des Volkes, daß sie über die Reinheit der Gesetze und Lehren der Schrift, die ihnen anvertraut worden waren, hätten wachen müssen.
Diese hatten sich „auf Moses Stuhl gesetzt”, wie Jesus sagte. Es gibt eine Reihe von Schriftstellen, in denen unser Herr die Lehrer des Volkes Israel tadelt, weil sie den Schriften Menschengebote hinzugefügt hatten. - u. a. Matthäus 15:9 Diese Menschengebote lehrten und forderten die Einhaltung von menschlichen Traditionen und Riten. Es waren von Menschen gemachte Satzungen und Gebote, die im Worte Gottes keine Erwähnung fanden und oft den wahren tieferen Sinn verdeckten oder entstellten. So entstand eine Mischung aus den Lehren, die von Gott kamen und den Lehren, die von Menschen gemacht waren, wobei die von Menschen gegebenen Lehren und Vorschriften die von Gott gegebenen Gesetze durchsäuerten und damit als Richtschnur unbrauchbar machten, wie der Sauerteig das Feinmehl.
In unserem Gleichnis vom Sauerteig ist im weiteren von einem „Weib” die Rede, die solch eine verbotene Handlung ausführt, indem sie Sauerteig heimlich unter dem Feinmehl verbirgt. Und wie der „Sauerteig”, den Jesus in diesem Gleichnis erwähnt, ein bildlicher Vergleich ist, der eine bestimmte gegenbildliche Aussage hat, so ist dies auch von dem „Weib” zu erwarten, und ihrem Handeln, das heimlich und im Verborgenen geschieht.
Das Weib, das in christlicher Zeit den Sauerteig unter dem Feinmehl verbarg
Wie gesagt, stellten die Pharisäer, Sadduzäer und Schriftgelehrten und Ältesten als das religiöse Element ihrer Zeit das „Weib” dar, das unter dem Feinmehl den Sauerteig menschlicher Gebote und Vorschriften verbarg, der mit der Zeit die Reinheit der Lehren und Gesetze Gottes zersetzte, und eine von Gott ungewollte Mischung hervorbrachte. Sie entsprachen in den Tagen Jesu, im jüdischen Gesetzeszeitalter, in ihrem Verhalten gegenüber dem Volk, das sie mit einer Mischung von Gottesgeboten und Menschengeboten belehrten, dem Weib, das den Sauerteig unter dem Feinmehl verbarg.
Wie wir feststellen können, ist dieses Gleichnis vom Sauerteig von unserem Herrn nicht auf eine bestimmte oder festgelegte Zeit beschränkt worden. Was das Weib tat, war eine von Gott verbotene Handlung, die heimlich und im Verborgenen geschah. Und wir denken auch, daß der Satan der Ideengeber war, der das Weib veranlaßte, den Sauerteig unter dem Feinmehl zu verbergen.
Wenn wir die Geschichte des Evangelium-Zeitalters betrachten, so ist auch hier nicht zu übersehen, daß beginnend mit dem 3. Jahrhundert eine Situation in der bis dahin noch jungfräulichen Kirche entstand, die eine weitere Deutung des Gleichnisses vom Sauerteig zuläßt. Auch hier gelangt der Sauerteig zersetzender Lehren von Menschen in das Feinmehl der Wahrheit und bewirkt, daß eine Vermischung von Wahrheit und Irrtum entsteht, die dem Volk von den „Schriftgelehrten” dieses Zeitalters als Gottes Wort verkündet wird.
Dem Apostel Johannes wird auf der Insel Patmos in einer Vision gleichfalls ein „Weib” gezeigt, daß auf einem scharlachroten Tier sitzt und einen goldenen Becher in ihrer Hand hält, der voller Greuel und Unzucht ist und die als „Hure” mit dem Namen „Babylon” ihrer Stirn gezeigt wird. - Offenbarung 17:1 - 6
In diesen Versen sehen wir die verheerenden Auswirkungen, die der „Sauerteig” falscher und fremder Lehren und die Übernahme heidnischer Gebräuche in der Urkirche anrichtete, die das „Weib” unter dem „Feinmehl” verbarg, nachdem die Apostel entschlafen waren.
Wir denken, daß ein Teil dieses „Sauerteigs” die Irrlehre von der Unsterblichkeit der Seele betrifft, die sich zersetzend auf die ganze Wahrheit auswirkte, wie der Sauerteig auf das Feinmehl. Denn wenn die Seele nicht stirbt, dann ist auch keine Auferstehung aus den Toten erforderlich, und wenn dem so wäre, so wäre Christus umsonst gestorben. Wir erkennen heute, wie wenige Christen, die dem kirchlichen System angehören, an eine Auferstehung aus den Toten glauben und damit auch die Lehre vom Lösegeld verwässern, wie auch die Annahme der Worte Jesu: „Ich bin die Auferstehung und das Leben … .”
Ein weiter Teil des Sauerteigs besteht in der Irrlehre der Dreieinigkeit, die auch als Dreifaltigkeit bezeichnet wird, in welcher der ewige Gott in der Gestalt von drei unterschiedlichen Personen gesehen wird, dem Vater dem Sohn und dem Heiligen Geist, die jede für sich und doch vereint sein sollen.
Diese Irrlehre hat einige Ungereimtheiten, die jeder Logik der Aussagen der Schrift widersprechen. Wenn diese Lehre zutreffend wäre, wie könnten wir dann die Worte Jesu am Kreuz verstehen: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?” Hätte er sich in diesem Fall nicht selbst verlassen? Oder: Wenn Jesus sagte: „Ich gehe zu meinem Vater und zu eurem Vater… ”, wie hätte dies vor sich gehen können, wenn Vater und Sohn in einer dreifaltigen Person bestehen würden? Letztlich möchten wir noch anmerken, daß die Schrift davon spricht, daß der Heilige Geist zu Pfingsten auf die Jünger „ausgegossen” werden sollte, was man wohl kaum von einer Person sagen kann.
Der Prozeß der Durchsäuerung des Feinmehls der reinen Lehre erreichte seinen Höhepunkt, als das Meßopfer in der katholischen Kirche eingeführt wurde und das beständige Opfer Jesu als einmaliges, nicht zu wiederholendes Opfer, entwertete und verdrängte. Der Prophet Daniel sagt: „Ja, bis zum Fürsten des Heeres erhob es sich, und von ihm ward das beständige (Opfer) aufgehoben und seine heilige Wohnung verwüstet.” - Daniel 8:11 nach Schlachter
Das Fundament der Wahrheit, die Lehre vom beständigen Lösegeld, das nur einmal gegeben wurde, und niemals wiederholt oder ergänzt werden kann, wurde zum Teil bedeutungslos gemacht durch die Einführung eines zusätzlichen Opfers, das für die Hinwegnahme täglich begangener Sünden wirksam sein sollte.
Diese falsche Lehre, die der Aussage der Schrift eindeutig widerspricht, erwies sich als der Sauerteig schlechthin, der die Grundlage unseres Glaubens zerstört, daß Christus ein für allemal gestorben ist, und sein Opfer nicht wiederholt werden kann. Christus ist unsterblich, und kann nicht ein zweites Mal sterben. Der Apostel Paulus bestätigt diese unumstößliche Tatsache in seinem Brief an die Hebräer, wenn er sagt: „Denn mit einem Opfer hat er die, die geheiligt werden, für immer vollkommen gemacht.” - Hebräer 10:14
Wir finden in den stolzen und prahlerischen Worten des Systems die Bestätigung für diese zersetzenden Einflüsse, die das „Weib” unter dem Feinmehl verbarg, mit dem falschen Anspruch, den sie mit den folgenden Worte erhebt, Zitat: „Sie hat die Autorität über die Lehre Christi Christi, sie kann dieselbe kneten und formen nach ihrem Wohlgefallen; sie kann ihr die eigenen Traditionen, das ungeschriebene Gesetz beifügen, welche an Autorität dem geschriebenen Worte gleichstehen; sie kann es auslegen und seine Bedeutung fixieren, wie sie es will.”
Wir bemerken, daß dies bei den Schriftgelehrten in den Tagen Jesu der Fall war, daß sie die mündliche, aus Menschengeboten bestehende Lehre, dem geschriebenen Gesetz Gottes hinzufügten, mit dem Ergebnis, wie Jesus sagte, daß sie damit das Wort Gottes ungültig machten. - Matthäus 15:6
Wenn es im Gleichnis heißt, daß das Weib den Sauerteig unter dem Feinmehl „verbarg”, so zeugt diese Handlung von einer Tat, die unbeobachtet und im Geheimen geschieht, weil es nach dem Gesetz Gottes verboten war, Sauerteig mit dem Feinmehl, der für das Opfer vorgesehen war, in Berührung zu bringen. Tatsächlich ist das mystische Babylon von vielen Geheimnissen umwittert, wie dies auch in den Worten der Schrift zum Ausdruck kommt: „Geheimnis, Babylon, die Große, die Mutter der Huren!” - Offenbarung 17:5 und 7, 2. Thessalonicher 2:7
Auch Satan säte seinen Unkrautsamen bei Nacht, während die Menschen schliefen, und ging weg. Auch er wählte die Nachtzeit, in der niemand seinen Samen aussät, es sei denn, daß er seine Tat geheim halten will. Wenn wir das Gleichnis vom Unkraut im Acker genau untersuchen, so stellen wir fest, daß unser Herr zum einen den Teufel als denjenigen kennzeichnet, der den Unkrautsamen ausstreut - Matthäus 13:39 -, und zum anderen spricht er von einem „feindseligen Menschen” - Matthäus 13:28 -, der dies tut.
Wir verstehen dies so, daß Jesus uns zu verstehen gibt, daß zunächst der Satan, als „Vater der Lüge”, der Ursprung und Verursacher alles Bösen ist, der aber Menschen benutzt, die in seinem Sinn handeln, und seine Saat des Bösen aussäen und verbreiten. Paulus spricht von dem „Mensch der Sünde”, und bezeichnet damit ein menschliches System, das vom Satan benutzt sich als „feindseliger Mensch” gegenüber Gott und Seinem Volk verhält.
In unseren Tagen sehen wir, was der Sauerteig in den Jahrhunderten unter dem Feinmehl angerichtet hat, daß die Wahrheit über Gottes liebreiche Absichten mit den Menschen völlig durchsäuert und unannehmbar für denkende Menschen gemacht wurden. Aber sollte das „Weib”, das mystische Babylon, dafür von Gott nicht zur Verantwortung gezogen werden? O, doch! „Irret euch nicht, denn Gott läßt sich nicht spotten, und was ein Mensch sät, das wird er auch ernten.” - „Ja, Wind säen sie, und Sturm ernten sie.” - Galater 6:7, Hosea 8:7
Was aber das wahre Volk Gottes betrifft, daß den Himmlischen Vater im Geist und in der Wahrheit anbetet, so heißt es für sie im Buch der Offenbarung in Kapitel 18 ab Vers 2: „Und er rief mit starker Stimme und sprach: Gefallen, gefallen ist Babylon, die Große, und ist eine Behausung von Dämonen geworden und ein Gefängnis jeden unreinen Geistes und ein Gefängnis jeden unreinen und gehaßten Vogels. Denn von dem Wein der Wut ihrer Unzucht haben alle Nationen getrunken, und die Könige der Erde haben Unzucht mit ihr getrieben, und die Kaufleute der Erde sind durch die Kraft ihrer Üppigkeit reich geworden. Und ich hörte eine andere Stimme aus dem Himmel sagen: Geht aus ihr hinaus, mein Volk, damit ihr nicht an ihren Sünden teilhabt und damit ihr nicht von ihren Plagen empfangt. Denn ihre Sünden sind aufgehäuft bis zum Himmel, und Gott hat ihrer Ungerechtigkeiten gedacht.” - Offenbarung 18:2 - 5
Wir erkennen, daß wir in einer besonderen Zeit leben, in der sich die vor langer Zeit gemachten Prophezeiungen und dunklen Aussprüche Gottes verstanden werden und in Erfüllung gehen. Laßt uns darum wachsam sein, daß wir nicht von dem Widersacher geblendet oder verführt werden, der noch umhergeht wie ein brüllender Löwe.