Der Baum des Lebens

Die Bibel gibt uns zu verstehen, daß es eine Zeit gab, vor den Anfängen der Welt, in der der Schöpfer Himmels und der Erden allein war. Dann zeugte Gott Seinen einzigen Sohn von dem es in Sprüche heißt: „Der HERR hat mich geschaffen als Anfang seines Weges, als erstes seiner Werke von jeher. Von Ewigkeit war ich eingesetzt, von Anfang an, vor den Uranfängen der Erde.” - Sprüche 8:22 und 23

Der Logos war der Anfang der Schöpfung Gottes, den Jahwe zum Werkmeister Seiner Schöpfung machte, wie wir aus den nachfolgenden Versen 25 - 30 entnehmen können: „Als er die Himmel feststellte, war ich dabei. Als er einen Kreis abmaß über der Fläche der Tiefe, als er die Wolken droben befestigte, als er dem Meer seine Schranke setzte, … als er die Grundfesten der Erde abmaß: da war ich Schoßkind bei ihm und war seine Wonne Tag für Tag… .”

Dann beteiligte Gott Seinen Sohn an Seinem Plan, die leblose Schöpfung mit lebendigen Wesen zu füllen und letztlich ein vernunftbegabtes Wesen nach Seinem Bilde und dem Seines Sohnes zu erschaffen, und ihn als König über die niedere Schöpfung einzusetzen, indem Er sprach: „Laßt uns Menschen machen in unserem Bild uns ähnlich! Sie sollen herrschen über die Fische des Meeres und über die Vögel des Himmels und über das Vieh und über die ganze Erde … .” - 1. Mose 1:26

Aber Gott, der Herr, beteiligte Seinen geliebten Sohn nicht nur an der Erschaffung aller Dinge, Er offenbarte ihm auch die tiefsten Geheimnisse über Seinen Plan mit den Menschen. Nach Gottes Vorherwissen würde der Mensch aus Unkenntnis und Unerfahrenheit mit dem Bösen, - daß durch Satan in die Welt kommen sollte, - sündigen, und aus Gottes Gunst fallen. Dies bedeutete, daß er seine Wohnstätte in Eden verlassen mußte, und so wurde Adam der Weg zum Baum des Lebens verwehrt. Und Gott „ließ lagern gegen Osten vom Garten Eden die Cherubim und die Flamme des kreisenden Schwertes, um den Weg zum Baum des Lebens zu bewahren”. - 1. Mose 3:24 Warum handelte Gott so? Warum wurde der Weg zum Baum des Lebens so sorgfältig bewacht?

  1. Weil Gott nach einem bestimmten Plan handelte, der die Errettung der ganzen Menschheit vorsah, die durch Adams Übertretung vom Leben abgeschnitten wurde.
  2. Weil zuerst der vorgesehene Erretter kommen mußte.
  3. Nach ihm, dem Haupt, mußten die Glieder seines Leibes entwickelt werden, und sie sollten auch die ersten sein, die von dem Baum des Lebens „essen”, wie Jesus auch sagte: „Wenn ihr nicht das Fleisch des Sohnes des Menschen eßt und sein Blut trinkt, so habt ihr kein Leben in euch selbst.” - Johannes 6:53

Wenn zur bestimmten Zeit, die „Könige von Sonnenaufgang (von Osten) kommen werden, wird der Weg zum „Baum des Lebens” für alle Menschen offen stehen, damit sie von dessen „Blättern” Heilung bekommen, wie Offenbarung 22:2 sagt.

Vor Grundlegung der Welt

In Offenbarung 13:8 wird von einem Lamm gesprochen, daß „vor Grundlegung der Welt geschlachtet wurde”. Es bedeutet, daß Jahwe vor Grundlegung der Welt, bevor Er den Menschen schuf, nicht nur dessen Fall voraussah, sondern auch dessen Errettung und Befreiung. Der Loskauf war von Gott in Absprache mit Seinem geliebten Sohn vorgesehen, der sich freiwillig, aus Liebe zu seinem Vater und seinem Geschöpf dem Menschen anbot an die Stelle Adams zu treten und zu sterben, als das gegenbildliche Lamm Gottes, das die Sünde der Welt wegnimmt.

Dies war Gottes vorausschauender Plan, als Er den Menschen in den Garten Eden setzte, ein Paradies, in dem viele Bäume wuchsen, begehrenswert anzusehen und gut zur Nahrung, und unter ihnen in der Mitte des Gartens der „Baum des Lebens, und der Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen.” - 1. Mose 2:9

Von allen diesen begehrenswert anzusehenden Bäumen durfte der Mensch essen, nur nicht von dem Baum in der Mitte des Paradiesgartens. Da alle Bäume im Garten Eden gut zur Nahrung und Erhaltung des Lebens waren, bestand keine Notwendigkeit für Adam auch vom Baum in der Mitte des Gartens zu essen. Gott hatte Adam als ein vollkommenes Wesen erschaffen mit einem freien Willen der Entscheidung. Was Adam und auch Eva nicht besaßen, war die praktische Erfahrung mit dem Bösen.

Bruder Russell wirft im 1. Band der Schriftstudien die Frage auf: „Konnte der Mensch in keiner anderen Weise mit dem Bösen bekanntgemacht werden, als durch Erfahrung?” Und er stellt in Beantwortung der Frage fest: „Es gibt viererlei Weise, eine Sache zu wissen, nämlich: durch unmittelbares Erkennen, durch Beobachtung, durch Erfahrung oder durch Belehrung.” -Zitatende

Adam besaß zwar die Erkenntnis des Bösen durch Belehrung, aber es fehlte ihm die praktische Beobachtung und Erfahrung mit dem Bösen. Wäre Adam gehorsam geblieben, so hätte er keine Erkenntnis des Bösen unter diesen folgenschweren Umständen erlangen können.

Aber was wäre die Folge gewesen? In diesem Fall wäre Gottes Errettungsplan nicht zur Ausführung gekommen, weil Adam dann ewig leben konnte. Jesus hätte nicht sterben müssen, die Glieder des Christus wären nicht in seine Nachfolge berufen worden. Der Mensch hätte nicht die Erfahrung gemacht, wo Sünde und Böses hinführt, und das große Schauspiel vor den Engeln, auf welche Weise Gott das Böse und den Verursacher alles Bösen beseitigt, wäre unterblieben.

Kehren wir nun zurück zum Garten Eden so stellen wir fest, daß alle Bäume eine lebenserhaltende Funktion hatten. Mit anderen Worten: Adams Leben war in bestimmter Weise von den Bäumen abhängig, von dessen Früchten er sich ernährte. Es heißt, daß alle Bäume gut zur Nahrung waren. Aber ein Baum ragte aus ihrer Mitte heraus, der „Baum des Lebens und der Erkenntnis des Guten und Bösen” von dem der Mensch nicht essen sollte. - 1.Mose 2:17

Wir bemerken, daß zunächst der „Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen” im Mittelpunkt steht, indem Gott ihn mit dem Verbot belegt, nicht davon zu essen. Erst nachdem der Mensch gesündigt hat, tritt der „Baum des Lebens” in den Vordergrund mit der Maßnahme, daß Gott den Menschen aus dem Paradies vertreibt, und den Weg zum Baum des Lebens durch Cherubim versperrt.

Wenn wir den Text isoliert und in einer buchstäblichen Weise betrachten, so erscheint es, daß hier von zwei Bäumen die Rede ist, die in der Mitte des Paradieses stehen, von denen der Mensch nicht essen darf. Wir finden jedoch noch weitere Schriftstellen, die von dem Baum des Lebens sprechen, und wir haben hier besonders den Schrifttext von Offenbarung 22 vor Augen, der den einen und einzigen „Baum des Lebens” in dem gegenbildlichen irdischen Paradies zeigt. Ohne Zweifel ist in Offenbarung 22:2 von dem Christus, Haupt und Leib die Rede, als dem „Baum des Lebens”, der im gegenbildlichen Paradies steht. Denken wir daran, daß auch Joseph, der unseren Herrn vorschattet, erst zu einer bestimmten Zeit, als er in Ägypten war und nachdem er „das ganze Land für den Pharao gekauft hatte” in Wirklichkeit zum „Erhalter des Lebens” wurde.

Wenn wir von dem Logos und von dem Christus sprechen, so sprechen wir dabei von zwei höchst unterschiedlichen Existenzgrundlagen des einen gegenbildlichen „Baumes des Lebens”. Nachdem der Mensch gesündigt hat, erklärt Gott: „Siehe, der Mensch ist geworden wie einer von uns, zu erkennen Gutes und Böses.” Diese Aussage zeigt uns, daß der Logos als geistiges Wesen die Erkenntnis des Guten und Bösen von Anfang an besaß und daher im bildlichen Sinn als „Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen” bezeichnet werden konnte. Aus dieser Sicht war er unter den Bäumen in Eden sowohl der „Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen” als auch der „Baum des Lebens”.

Nach Gottes Voraussicht mußte jedoch zuerst der Sündenfall kommen, bevor unser Herr zum aktuellen „Baum des Lebens” für Adams Geschlecht werden konnte. Und so sehen wir denn auch folgerichtig, daß nach dem Sündenfall nur noch von dem „Baum des Lebens” die Rede ist und nicht mehr von dem „Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen”. Daß der „Baum des Lebens” nach dem Sündenfall für den Menschen zunächst unerreichbar blieb, ja, daß selbst der „Weg” zum „Baum des Lebens” mit größter Sorgfalt versperrt wurde, hat andere bestimmte Gründe, über die wir im weiteren noch sprechen werden.

Es ist uns nicht unbekannt, daß Bäume in der Heiligen Schrift eine symbolische Bedeutung haben. Bäume stellen Menschen, Menschengruppen wie auch Nationen dar. Nebukadnezar wurde als ein großer und starker Baum bezeichnet unter dem die Tiere des Feldes wohnten. - Daniel 4:17 und 18 Psalm 1 sagt von dem Mann, der nicht im Rat der Gottlosen sitzt, daß er wie ein Baum ist, gepflanzt an Wasserbächen, der seine Frucht bringt zu seiner Zeit. Und in Hiob 14:7 heißt es in Anspielung auf den Menschen und die Auferstehung aus den Toten: „Für den Baum gibt es Hoffnung.”

Weiterhin sehen wir auch, daß die göttliche Eigenschaft der Weisheit mit einem Baum verglichen wird, von der Sprüche 3:18 sagt: „Ein Baum des Lebens ist sie denen, die sie ergriffen haben, und wer sie festhält ist glücklich zu preisen.” Sprüche 15:4 gibt eine praktische Ermahnung, die jeder Geweihte beachten sollte: „Eine heilsame Zunge ist ein Baum des Lebens, aber Verkehrtheit in ihr verwundet den Geist.” -Schlachter-Übersetzung

Du warst in Eden

Hesekiel 31 vergleicht sowohl Pharao, den König von Ägypten, der auch ein Symbol des Satans ist, als auch Assur, mit einer hohen Zeder auf dem Libanon, deren Wuchs höher war als alle Bäume des Feldes. Die Zweige dieses hohen Baumes, der sich über alle Bäume erhob, werden als „schattendes Dickicht” bezeichnet, und in der Tat ist Satan der „Fürst der Finsternis”, der sich mit dichter Finsternis umgibt. In seinen Zweigen, so sagt der Text, nisteten „alle Vögel des Himmels”. Alle unreinen Geister, alle gefallenen Engel und alle „Tiere des Feldes” - alle tierischen Regierungen, - (wie sie in dem Buch Daniel beschrieben sind) sind von ihm geboren, und die Nationen wohnen im Schatten seiner Zweige und stehen damit unter seiner Beeinflussung. Hesekiel 31:9 sagt „Kein Baum im Garten Gottes kam ihm an Schönheit gleich. Ich hatte ihn schön gemacht in der Menge seiner Schößlinge; und es beneideten ihn alle Bäume Edens, die im Garten Gottes waren”.

Ein Bild der Herrlichkeit dieses Cherub, bevor er zum Satan und Machträuber wurde, der sich Gott gleichmachen wollte, finden wir auch in Hesekiel 28 in den Versen 11 - 19, von denen wir die Verse 11 - 17 zitieren wollen: „Und das Wort Jahwes geschah zu mir also: Menschensohn erhebe ein Klagelied über den König von Tyrus und sprich zu ihm: So spricht der Herr, Jahwe: Der du das Bild der Vollendung warst, voll von Weisheit und vollkommen an Schönheit, du warst in Eden, dem Garten Gottes; … Du warst ein schirmender und gesalbter Cherub, und ich hatte dich dazu gemacht; du warst auf Gottes heiligem Berge, du wandeltest inmitten feuriger Steine. Vollkommen warst du in deinen Wegen von dem Tage an, da du geschaffen worden, bis Unrecht an dir gefunden wurde … Dein Herz hat sich erhoben ob deiner Schönheit, du hast deine Weisheit zunichte gemacht wegen deines Glanzes; ich habe dich zu Boden geworfen, habe dich vor Königen dahingegeben, damit sie ihre Lust an dir sehen.”

Und in Jesaja 14:12 - 17 lesen wir: „Wie bist du vom Himmel gefallen, du Glanzstern, Sohn der Morgenröte! Zur Erde gefällt, Überwältiger der Nationen! Und du, du sprachst in deinem Herzen: ‘Zum Himmel will ich hinaufsteigen, hoch über die Sterne Gottes meinen Thron erheben, und mich niedersetzen auf den Versammlungsberg im äußersten Norden. Ich will hinauffahren auf Wolkenhöhen, mich gleichmachen dem Höchsten.’ - Doch in den Scheol wirst du hinabgestürzt, in die tiefe Grube. Die dich sehen, betrachten dich, schauen dich an: ‘Ist das der Mann, der die Erde beben machte, Königreiche erschütterte; der den Erdkreis der Wüste gleich machte und dessen Städte niederriß, dessen Gefangene nicht in die Heimat entließ??”

Von David bis Zedekia saßen die Könige Israels auf dem Thron Jahwes. Sie repräsentierten Gottes vorbildliches Königreich und herrschten über Gottes Volk. In Hesekiel 17 spricht der Prophet von dem letzten hochmütigen König Judas, Zedekia, der aus der Linie Davids war und dessen Königtum umgestürzt werden sollte und vergleicht ihn ebenfalls mit einer hohen Zeder von der Jahwe sagt: „Und ich werde von dem Wipfel der hohen Zeder einen Schößling nehmen und ihn setzen; von dem obersten ihrer Schößlinge werde ich einen zarten abbrechen und ihn pflanzen auf einen hohen und erhabenen Berg. Auf den hohen Berg Israels werde ich ihn pflanzen; und er wird Zweige treiben und Frucht tragen und zu einer herrlichen Zeder werden; und unter ihr werden alle Vögel wohnen, alles Geflügelte: im Schatten ihrer Zweige werden sie wohnen. Und alle Bäume des Feldes werden erkennen, daß ich, Jahwe, den hohen Baum erniedrigt, den niedrigen Baum erhöht habe, den grünen Baum verdorren und den dürren Baum grünen ließ. Ich, Jahwe, habe geredet und werde es tun.”

In diesen Versen werden die Menschen als „Bäume des Feldes” angesprochen und Christus als der von Gott gesetzte König, der Schößling, den Gott selbst auf einen hohen und erhabenen Berg pflanzte. Ein zarter Schößling der ergrünte, Zweige trieb und Frucht brachte und zur herrlichen Zeder wurde. Der hohe Baum, Zedekia, sollte erniedrigt werden und der niedrige Baum, der Christus, erhöht werden, was in den oft zitierten Worten in Hesekiel 21:31 seine Bestätigung findet: „Hinweg mit dem Kopfbund und fort mit der Krone! Dies wird nicht mehr sein. Das Niedrige werde erhöht und das Hohe erniedrigt! Umgestürzt, umgestürzt, umgestürzt will ich sie machen; auch dies wird nicht mehr sein - bis der kommt welchem das Recht gehört. dem werde ich’s geben.”

Das Holz des Lebens

Wenn wir in dem Wort Gottes forschen, so bemerken wir, daß der „Baum des Lebens” sowohl auf des ersten Seiten der Bibel deutlich in Erscheinung tritt als auch auf des letzten Seiten im Buch der Offenbarung Jesu Christi. Betrachten wir den Bibelbericht als Ganzes, so erkennen wir, daß der Christus als „Baum des Lebens”, im Mittelpunkt des Erlösungsratschlusses Gottes steht.

Es ist hier sicher von Interesse festzustellen, daß der griechische Text nicht von dem „Baum des Lebens” spricht, sondern von dem „Holz des Lebens”. In gleicher Weise wird auch nicht davon gesprochen, daß Jesus ans Kreuz geschlagen wurde, sondern ans „Holz”. Teilweise ist diese Ausdrucksweise auch in den deutschen Übersetzungen übernommen worden, wenn vom Kreuz die Rede ist. Bekannt ist das Zitat des Paulus in Galater 3:13: „Verflucht ist jeder der am Holz hängt.” Paulus zitiert dabei aus dem Alten Testament aus 5. Mose 21:23. In seiner Verteidigungsrede vor dem Synedrium sagt Petrus von Jesus: „… den ihr ermordet habt, indem ihr ihn an ein Holz hängtet.” - Apostelgeschichte 5:30 und 13:29 Und in Lukas 23:31 steht: „Denn wenn man dies tut an dem grünen Holz, was wird an dem dürren geschehen.”

Daß Jesus am „Holz” erhöht werden mußte, zeigt uns auch der Apostel Johannes, der an die Begebenheit in der Wüste erinnert, als Mose dem Volk befahl eine kupferne Schlange auf einer Holzstange zu erhöhen, um den Biß der feurigen Schlangen unwirksam zu machen. Jeder, der von einer feurigen Schlange gebissen wurde, sinnbildlich jeder der von der Sünde „gebissen” wurde, konnte vom Tod errettet werden, wenn er zu der kupfernen Schlange emporblickte, die an einer hölzernen Stange befestigt war. - Johannes 3:14

Wir dürfen vermuten, daß hier sinngemäß ein enge Verbindung zwischen dem „Holz”, dem Kreuz auf Golgatha besteht und dem „Holz des Lebens” in Eden. Ein „Baum- oder Holz des Lebens” wurde Christus ja erst durch seinen Opfertod auf Golgatha. Erst durch seinen freiwilligen Opfertod wurde der neue Weg zum Leben für Adams Geschlecht geöffnet, von dem Jesus auch sagte: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater als nur durch mich.” - Johannes 14:6

Wie in Eden zwar der „Baum des Lebens” vorhanden war, der Mensch aber nicht von seinen Früchten essen durfte, und somit keinen Nutzen von ihm hatte, so konnte der vorgesehene Erretter in der geistigen Gestalt des Logos nichts zur Erhaltung des menschlichen Lebens tun. Jesus mußte erst Mensch werden, um einen entsprechenden Preis (Leben um Leben) geben zu können. Kein Engel konnte sein Leben im Austausch für Adam geben.

Dann sehen wir, daß, nachdem der Mensch gesündigt hatte, selbst der Weg zum Baum des Lebens durch Cherubim versperrt wurde. Satan versuchte danach auf einem verbotenen Weg Gottes Plan zu durchkreuzen, indem er seinen Engeln erlaubte zu den Menschen einzugehen, um ein Bastardgeschlecht zu zeugen, indem er die ungebrochene Lebenskraft der Geistwesen auf den gefallenen und zum Tode laufenden Menschen übertragen wollte. Gott zerstörte dieses Geschlecht, das aus der Verbindung von Menschen und Engeln entstanden war in der Sintflut. Nur acht Menschen wurden in der Arche gerettet. Es waren diejenigen, die sich nicht mit den gefallenen Engeln eingelassen hatten.

Gott hielt an Seinem Plan fest, und als Jesus Christus am Kreuz gestorben und auferstanden war, da zeigte sich mit aller Deutlichkeit der einzige Weg, auf dem wir errettet werden können, wie auch Petrus unter der Leitung des Heiligen Geistes sagte: „Und es ist in keinem anderen das Heil, denn auch kein anderer Name ist unter dem Himmel, der unter den Menschen gegeben ist, in welchem wir errettet werden müssen.” - Apostelgeschichte 4:12

Der Schöpfungsbericht sagt uns, daß ein Strom von Eden ausging, um den Garten zu bewässern und sich von dort aus in vier Flußarme verzweigte. Wir glauben, daß diese vier Flüsse die vier Klassen der Menschheit vorschatten, die im Plan Gottes vorgesehen sind und verschiedene Abschnitte oder Ebenen der einen Segensverheißung darstellen: „In dir und deinem Samen werden gesegnet werden alle Geschlechter der Erde.” Im Weiteren sehen wir, daß die Segnung sowohl einer himmlischen Klasse gilt, vorgeschattet als die Sterne des Himmels, und einer irdischen Klasse, die mit dem Sand am Ufer des Meeres verglichen wird. Ein himmlisches Erbe für den „geistigen Samen” und ein irdisches Erbteil für den „fleischlichen Samen”.

Christus und die Kirche = der Baum des Lebens

Paulus spricht von dem großen Geheimnis, das von den Zeitaltern her verborgen war, nämlich daß der Christus aus einem Haupt und einem Leib von 144.000 Gliedern bestehen sollte. Der Baum des Lebens, wie auch der ungeteilte Fluß in Eden, scheinen den gesamten Plan Gottes bildlich darzustellen. Alles war vollkommen in Eden bis der Mensch sündigte. Wir können uns gut vorstellen, daß der „Baum des Lebens” in der Mitte des Gartens für Adam und Eva geheimnisumwittert war. Warum sollten sie ausgerechnet von diesem Baum, der unübersehbar inmitten der Bäume stand, nicht essen?

Diese Frage wollen wir auch uns selbst stellen? Wir wollen dabei aber nicht von dem buchstäblichen „Baum des Lebens” ausgehen, sondern von dem, was er im Plane Gottes darstellt, - den Christus. Wir haben auch schon festgestellt, daß der Logos in seiner vormenschlichen Gestalt, wie er im Paradiese war, noch nichts zur tatsächlichen Errettung oder Erhaltung des Lebens tun konnte, denn dazu mußte er erst Mensch werden und sein Leben als ein Lösegeld für alle geben. Aber der „Baum des Lebens” war imaginär vorhanden, wie Gottes Plan der Errettung und Wiederherstellung des Menschen vor Grundlegung der Welt vorhanden war, in dessen Mittelpunkt der Christus stehen sollte.

Wenn wir die Heilsgeschichte von den Tagen in Eden ausgehend bis in unsere Tage mit den geistigen Augen des Verständnissen betrachten, so müssen wir feststellen, daß mit Ausnahme der berufenen Glieder des Christus niemand von den vorbildlichen Früchten des „Baumes des Lebens” gegessen hat noch essen kann. Zu „essen” bedeutet im geistigen Sinn sich etwas anzueignen. Was „essen” wir als Christen, als Fußstapfennachfolger Christi, was eignen wir uns an? Ist es nicht das Verdienst Christi? Sind wir nicht gerechtfertigt durch Glauben an das Opfer Christi?

In jedem Jahr zur Zeit des Gedächnismahles verkündigen wir den Tod des Herrn durch die Teilnahme an den Symbolen. „Wenn ihr nicht das Fleisch des Sohnes des Menschen eßt und sein Blut trinkt, so habt ihr kein Leben in euch selbst.” - Johannes 6:53

Auf diese Weise werden wir ein Teil des Christus, wie uns Johannes 6:56 zu verstehen gibt: „Wer mein Fleisch ißt und mein Blut trinkt, bleibt in mir und ich in ihm.” Als Reben am Weinstock sind wir ein Teil des Christus. Und wenn wir treu bleiben und als Reben Frucht bringen, so werden wir im Millennium für die Menschheit ein Teil des gegenbildlichen „Baumes des Lebens” sein, dessen „Blätter zur Heilung der Nationen” sein werden. - Offenbarung 22:2

In Offenbarung 2:7 finden wir die bestätigenden Worte, daß nur die Überwinder des Evangelium-Zeitalters von dem „Baum des Lebens” essen: „Dem, der überwindet, dem werde ich zu essen geben von dem „Baum des Lebens” der im Paradiese ist.”

Welche Erkenntnis können wir aus diesen Worten unseres Herrn ziehen? Ist die Feststellung, daß nur Überwinder von dem „Baum des Lebens” essen können nicht eine weitere logische Erklärung dafür, warum Adam, in dessen Lenden das ganze Menschengeschlecht war, nicht von dem „Baum des Lebens” essen durfte?

Die Frage entsteht: Warum dürfen aber die Menschen in der Zeit des Millenniums nicht von dem „Baum des Lebens” essen? Ist Christus nicht für alle Menschen gestorben? Dient das Verdienst seines Lösegeldes nicht allen Menschen?

Laßt uns dazu zunächst festhalten, daß die Herauswahl einen anderen Weg geht als die Menschheit im allgemeinen. Die Menschheit soll zu menschlicher Vollkommenheit wiederhergestellt werden, die Adam, als ihr Ahnvater, in Eden besaß, während den Überwindern des Evangelium-Zeitalters göttliche Existenz in himmlischer Herrlichkeit verheißen ist. Diese sind „in Christo” schon jetzt zugerechnet gerecht gesprochen, während die Menschheit im Millennium auf dem Hochweg der Heiligung geht und Schritt für Schritt ihre Ungerechtigkeiten ablegen muß. Sie müssen selbst Früchte der Gerechtigkeit bringen, um am Ende des Zeitalters zu der Schafklasse zur Rechten des Herrn zu gehören für die das irdische Königreich bereitet wurde.

Als unvollkommene Menschen mit einer fleischlichen Existenz und Einstellung können sie nicht die geistigen Früchte des Christus, des „Baumes des Lebens” essen. Aber der „Baum des Lebens” trägt auf eine andere Weise zu ihrer Heilung und Gesundung bei, wie wir aus den Worten von Offenbarung 22:1 und 2 entnehmen können, wo es heißt: „Und er zeigte mir einen Strom von Wasser des Lebens, glänzend wie Kristall, der hervorging aus dem Throne Gottes und des Lammes. In der Mitte ihrer Straße und des Stromes, diesseits und jenseits war der Baum des Lebens, der zwölf Früchte trägt und jeden Monat seine Frucht gibt; und die Blätter des Baumes sind zur Heilung der Nationen.”

Der Baum des Lebens und die Heilung der Nationen

Natürlich ist dies eine hochsymbolische Bildersprache in dem der „Baum des Lebens” in der Zeit gezeigt wird, in der die Nationen Heilung erfahren, in der Zeit der Wiederherstellung aller Dinge. In diesem Bild kennzeichnet der „Strom von Wasser” die Segnungen, als Wasser des Lebens, die aus dem „Neuen Jerusalem”, dem Königreich des Messias strömen. Daß der „Baum des Lebens” inmitten der Straße und des Stromes und doch auch diesseits und jenseits derselben gesehen wird, könnte ein Hinweis darauf sein, daß der „Baum des Lebens” von Anfang an inmitten des Wiederherstellungs- und Segnungsplan Gottes war, sowohl als Logos in Eden als auch als Christus im Königreich.

In diesem Millenniumsbild wird von den Blättern des „Baumes des Lebens” gesagt, daß sie zur Heilung der Nationen dienen sollten. Einen weiteren Hinweis finden wir in Hesekiel 47:12, wo gleichfalls von den Blättern gesagt wird, daß sie zur Heilung bestimmt seien. Sicherlich haben auch die Blätter in diesem Bild eine symbolische Bedeutung.

Bruder Russell deutet die symbolischen Blätter als Bekenntnisse oder Lehren und erklärt, daß die Wiederherstellung zu jener Zeit in den Blättern bildlich dargestellt ist, und daß die Blätter als Nahrung für die sündenkranke und hungernde Welt zu verstehen seien.

In welcher Weise die wiederherzustellende Menschheit diese Belehrung empfängt, die zu ihrer Heilung dienen wird, geht aus Jesaja 3:2 aus den Worten hervor: „Denn von Zion wir Weisung ausgehen und das Wort des HERRN von Jerusalem.”

Von Zion, der geistigen Phase des Königreichs, von dem verherrlichten Christus Haupt und Leib, geht die Belehrung zur Heilung der Nationen aus. Dies ist die Quelle lebendigen Wassers. Aber die Belehrung, die von „Zion” ausgeht, muß Menschen von Fleisch und Blut übermittelt werden, und dazu sind die Alttestamentlichen Überwinder vorgesehen, die in der Phase des irdischen Königreichs als „Fürsten” oder wie andere Übersetzungen sagen, als Oberste eingesetzt werden. - Psalm 45:17 Sie sind bildlich gesehen die „Tore” durch die die Menschheit in die Stadt, in das irdische Königreich, eintreten.

In Offenbarung 22:14 lesen wir dazu folgendes: „Selig sind, die seine Gebote halten, auf daß sie Macht haben an dem Holz des Lebens (Baum des Lebens) und zu den Toren eingehen in die Stadt.” - nach der Luther-Übersetzung Andere Übersetzer übersetzen: „Glückselig, die ihre Kleider waschen, auf daß sie ein Recht haben an dem Baume des Lebens und durch die Tore in die Stadt eingehen.” Elberfelder Übersetzung

Beide Texte miteinander verbindend können wir sagen, daß die Menschheit am Ende der tausendjährigen Wiederherstellungszeit einen Reinigungsprozeß durchlaufen haben wird, der sie zum Gehorsam befähigt. Als solche, die die Gebote Gottes halten, sind sie als „Glückselige” zu bezeichnen. Glückselig auch darum, weil sie nun in ihrem vollkommenen Zustand „Macht haben an dem Holz des Lebens” (nach Luther) oder daß sie „ein Recht haben an dem Baum des Lebens” (nach der Elberfelder).

Blicken wir zurück zum Garten in Eden, so erkennen wir, daß Adam „das Recht an dem Baum des Lebens” verloren hatte, als er sündigte. Ihm wurde als Sünder der Zutritt zum „Baum des Lebens” verweigert. Dann, nachdem der Plan Gottes, die Wiederherstellung des Menschen zu seinem früheren Stande abgeschlossen ist, und Adams Geschlecht die menschliche Vollkommenheit erlangt hat, sehen wir, daß der Weg zum Baum des Lebens für ihn offensteht, und er jetzt „das Recht hat an dem Baum des Lebens”. Nur der vollkommene Mensch hat ein Recht ewig zu leben.

Dies zeigt Gottes wunderbarer Errettungsplan, der bereits in Eden in dem „Baum des Lebens” vorgeschattet war, der im Paradies als der Logos, das Wort, vorhanden war, und von dem Jahwe durch den Propheten Jesaja verkünden läßt: „Also wird mein Wort sein, daß aus meinem Munde hervorgeht; es wird nicht leer zu mir zurückkehren, sondern es wird ausrichten, was mir gefällt, und durchführen, wozu ich es gesandt habe. Denn in Freuden werdet ihr ausziehen und in Frieden geleitet werden; die Berge und die Hügel werden vor euch in Jubel ausbrechen; und alle Bäume des Feldes werden in die Hände klatschen … .”

Möge diese Zeit der Segnung für alle Menschen bald kommen. Gelobt sei Gott!



Tagesanbruch Bibelstudien- Vereinigung