Die Gewißheit der Auferstehung

Der Glaube des wahren Christen gipfelt in der Versöhnung mit Gott, in der Auferstehung aus den Toten und in der Verheißung ewigen, unzerstörbaren Lebens zu der Miterbschaft mit Christo Jesu, dem Erlöser. Jeder aus tiefstem aufrichtigen Herzen Gläubige ist sich der Seligkeit und des Reichtums dieses göttlichen Gnadengeschenks bewußt und weiß auch, daß dieses Erbteil niemals durch die Ausführung eigener verdienstvoller Werke erlangt werden kann. Die Barmherzigkeit Gottes ist über allem; wir sind ganz in sie eingebettet.

Die Sehnsucht nach ewigem Leben in völligem Einklang mit dem Schöpfer aller Dinge wohnt in einem gläubigen Herzen als unbewegliche Hoffnung. Daß dieses Ziel nicht durch eine dem Menschen innewohnende unsterbliche Seele bedingt ist, sondern einzig und allein durch einen unerhörten Akt göttlicher Macht verwirklicht werden kann, bezeugt uns das heilige Wort Gottes. Ob nun das Wunder der Auferstehung aus den Toten diejenigen erreicht, die im jetzigen Evangeliumszeitalter als Berufene und Auserwählte zur geistigen Natur emporgehoben werden, oder ob es die ganze Menschheit betrifft, deren ewiges Dasein auf Erden vorgesehen ist - in beiden Fällen geschieht für den menschlichen Geist etwas Unfaßliches. Nur der Glaube in die unbegrenzte Macht Gottes und ein völliges Vertrauen in Sein gegebenes Wort, die Toten aus ihren Gräbern wiedererstehen zu lassen, vermögen uns die Gewißheit der Auferstehung zu geben.

Wir wollen uns nun mit Gedanken beschäftigen, die uns die Gewißheit der Auferstehung in Herz und Verstand zu verankern vermögen, und zwar so fest, daß alle von außen kommenden sogenannte Vernunftsgründe mit einem „Es steht geschrieben” abgewiesen werden können. Wir sind uns der Schwierigkeit der Aufgabe bewußt, denn die Einstellung der Menschen diesem Thema gegenüber ist heute nicht anders, als sie schon vor Jahrhunderten war; das heißt: durch die heutigen Erkenntnisse der Wissenschaft steht man in unserem Jahrhundert der Auferstehungsfrage noch skeptischer gegenüber als in früheren Zeiten.

Wir erinnern uns an die Aussprüche der Bibel in Apostelgeschichte 17:22 und 32, als Paulus auf dem Areopag in Athen stand, und unter anderem auch von der Auferstehung der Toten sprach. Diese Rede des Apostels löste bei den Zuhörern teils Spott, teils Interesse aus. „Als sie aber von der Toten-Auferstehung hörten, spotteten die einen, die anderen aber sprachen: Wir wollen dich darüber auch nochmals hören.”

Und welches Echo löste dieses Thema bei den Sadduzäern, der vornehmen und reichen Kaste aus den Juden, aus ? Nach Matthäus 22:23 waren sie der Meinung, es gebe keine Auferstehung. In ihrem Dünkel glaubten sie, durch verfängliche Fragen den Herrn in Verwirrung zu bringen. Wie sehr sie sich getäuscht hatten, zeigt Matthäus 22:29. Ehe der Herr ihre Fragen beantwortete, mußten sie zunächst eine Zurechtweisung ein-stecken: „Ihr irret, indem ihr die Schriften nicht kennet, noch die Kraft Gottes.”

Das führt uns zur Parallele in die heutige Zeit. Wie viele wohl wird es in der nominellen Christenheit geben, die aus innerer Überzeugung glauben, daß es eine Auferstehung gibt? Fragen wir doch irgendeinen unserer Bekannten, der einräumt, an das Dasein Gottes zu glauben; schließlich mag er auch bekennen, daß Jesus ein Erlöser war. Fragen wir also unseren Freund, ob er dann auch an eine Auferstehung glaube, so werden wir in den weitaus überwiegenden Fällen vernehmen müssen: „Die Existenz eines Gottes bestreite ich nicht; aber zu glauben, daß die Toten wieder zum Leben zurückkehren, ist kindisch!” Man hört lieber auf die Stimme der Weltweisen, die ja „wissenschaftlich” einen solchen Glauben als Schwärmerei bezeichnen.

Es ist nun einmal so: um wirklich an eine Auferstehung glauben zu können, müssen bei dem Glaubenden ganz bestimmte Voraussetzungen vorhanden sein; und diese Voraussetzungen bringt der Herr in seinem bereits angeführten Ausspruch in Matthäus 22:29 zum Ausdruck, wenn er sagt: „Ihr seid im Irrtum, weil ihr weder die (heiligen) Schriften noch die Kraft Gottes kennt.” - nach Menge.

Es sind also zwei Dinge, die der Glaubende als unabdingbare Voraussetzungen im Besitz haben muß, um von der unumstößlichen Gewißheit der Auferstehung der Toten völlig überzeugt zu sein. Es sind:

1.   die Kenntnis der Schriften und

2.   die Kenntnis der Kraft Gottes.

Von der Notwendigkeit, im Besitz dieser Kenntnis zu sein, ist auch von uns niemand ausgenommen. Wir müssen die Schriften und die Kraft Gottes verstehen! Das erst führt zu einer Gewißheit der Auferstehung aus den Toten. Die Überzeugung der Wiederkehr zum Leben ist nicht ein einfaches Lippenbekenntnis, weil sich auch andere dazu bekennen, sondern sie ist ein aus dem Glauben an die Zusicherungen Gottes resultierendes Unterpfand des Erhofften.

Wenn die Sicherheit unseres Glaubens nach den Worten unseres Herrn dadurch erreicht werden kann, daß wir die Schriften wie auch die Kraft Gottes begreifen lernen, so muß selbstverständlich der Glaube an die Existenz Gottes grundsätzlich vorhanden sein. Aber darüber brauchte der Herr mit den Sadduzäern nicht zu diskutieren. Sie wußten, daß ein Schöpfer in den Himmeln thront. Auch wir brauchen hier keine Beweisführung für das Dasein Gottes anzutreten, denn es wird niemand unter uns sein, der das schöpferische Wirken unseres großen Gottes in Frage stellt.

So wollen wir denn die beiden anderen vom Herrn aufgestellten Voraussetzungen näher untersuchen. Da war zunächst die Kenntnis der Schriften erforderlich. Wenn wir von den göttlichen Absichten etwas wissen wollen, dann muß irgendwo die Offenbarung seines Ratschlusses gegeben sein; denn der Mensch kann unmöglich aus sich selbst einen Einblick in das Vorhaben Gottes bekommen. Uns ist bekannt, daß sich Gott durch Sein Wort geoffenbart hat, denn „Dein Wort ist Leuchte meinem Fuße und Licht auf meinem Pfad.” - Psalm 119:105

Die Schreiber Seines heiligen Wortes haben - nach dem Worte des Apostels Petrus in 2. Petrus 1:21 - ihre Weissagung niemals aus eigenem Willen hervorgebracht, sondern ihr Bericht war eine Folge vom Wirken des Heiligen Geistes; Gott selbst also offenbarte durch Inspiration Seinen Willen.

Um nun der Auferstehung gewiß zu sein, gilt es, den Willen Gottes zu erfassen, und das bedeutet nach den Worten unseres Herrn, die Schriften zu kennen. Aus den mannigfaltigen Zeugnissen der Bibel wollen wir uns nur auf die Aussagen beschränken, die diese göttliche Verheißung am eindrucksvollsten herausstellen.

Beginnen wir mit den Zusicherungen des Alten Testaments. Da ist das prophetische Zeugnis Sacharjas in Kapitel 9 Verse 9 und 11: „Frohlocke laut, Tochter Zion; jauchze, Tochter Jerusalem! Siehe, dein König wird zu dir kommen … Um des Blutes deines Bundes willen entlasse ich auch deine Gefangenen aus der Grube.” Noch deutlicher spricht der Prophet Jesaja in Kapitel 26:19: „Wachet auf und jubelt, die ihr im Staube lieget! … Und die Erde wird die Schatten auswerfen.” Und die direkte Verheißung für den Gottesmann Daniel ist im letzten Vers seines Buches zum Ausdruck gebracht: „Du aber gehe hin bis zum Ende; und du wirst ruhen und wirst auferstehen zu deinem Lose am Ende der Tage.”

Doch dies sind nicht die einzigen Zeugnisse des Alten Testamentes über die verheißene Auferstehung der Toten. Wir wollen noch einige weitere anfügen. Psalm 90:3 „Du lässest zum Staube zurückkehren den Menschen und sprichst: Kehret zurück, ihr Menschenkinder!” - Oder ein weiteres, herrliches Psalmwort - Psalm 104:29 und 30: „Du verbirgst dein Angesicht: sie erschrecken; du nimmst ihren Odem hinweg: sie hauchen aus und kehren zurück zu ihrem Staube. Du sendest deinen Odem aus: sie werden erschaffen, und du erneuerst die Fläche des Erdbodens.”

Das Neue Testament aber bringt uns nicht nur in außerordentlicher Fülle die positiven Verheißungen der Auferstehung, sondern es zeigt uns auch die Bedingungen, durch die überhaupt erst eine Auferstehung möglich ist. Diese Kenntnis der Schriften ist für uns von überragendem Wert. Ehe wir auf die vielen deutlichen Hinweise einer Auferstehung im Neuen Testament zu sprechen kommen, ist es für unseren Glauben wichtig, die Grundlagen zu kennen, die eine gesicherte Auferstehung zur Folge haben müssen.

Wenn Gott das Menschengeschlecht in Adam erschaffen hat, so war es auch Sein Wille, daß es auf Erden ewig leben sollte. Ob aber der Mensch nun auch dieses ewigen Lebens würdig sei, war vom Gehorsam seinem Schöpfer gegenüber abhängig. Deshalb auch hatte Gott eine Prüfung vorgesehen. Diese Seine Prüfung hat der Mensch nicht bestanden; daher hat ihn der Fluch getroffen: „Im Schweiße deines Angesichts wirst du dein Brot essen, bis du zurückkehrst zur Erde;… denn Staub bist du, und zum Staube wirst du zurückkehren.” - 1. Mose 3:19 Damals erfüllte sich ein universelles Gesetz, das uns durch den Apostel in Römer 6:23 aufgezeigt wird: „Denn der Lohn der Sünde ist der Tod.” Die Bedeutung dieses Ausspruchs ist ein völliges Ausgelöschtsein aus dem Lande der Lebendigen.

Für alle Zeiten müßte das Menschengeschlecht im Todeszustand verbleiben, wenn es nicht bei seinem Schöpfer Gnade gefunden hätte - nicht durch einfachen Erlaß oder eine Nichtigkeitserklärung der Sünde, sondern weil Gott nach Hebräer 9:12 eine „ewiggültige Erlösung ausfindig gemacht” hat. Diese Erlösung, die zur Auferstehung führt, besteht in der Erfüllung göttlicher Gerechtigkeit, indem ein anderer mit unverwirktem Leben die Strafe des Todes auf sich nahm.

Und das war es, was Jesus tat. Er erfüllte damit die Aufgabe, daß er „für unsere Sünden gestorben ist, nach den Schriften”. - 1. Korinther 15:3 Jesus selbst bezeugt von sich: „Ich bin dazu geboren und dazu in die Welt gekommen, auf daß ich der Wahrheit Zeugnis gebe”; und wiederum beglaubigt er, daß er gekommen sei, um „sein Leben zu geben als Lösegeld für viele (griechisch: anti polloon = an vieler statt)”. - Johannes 18:37, Markus 10:45 Das ist das Zeugnis der Schriften, um der Auferstehung sicher zu sein, wie Jesus den Sadduzäern zu verstehen gab. Er hatte sein vollkommenes Leben freiwillig in den Tod gegeben, damit der Wert dieses seines Lebens als entsprechender Lösegeldpreis der göttlichen Gerechtigkeit dargereicht werden kann.

So ist eine Grundlage für die Rückgabe des entzogenen Lebensrechtes Adams und seines Geschlechtes geschaffen worden. Auf diese Weise hat der Herr nach Johannes 6:51 sein „Fleisch … für das Leben der Welt” gegeben, was eine untrügliche Bürgschaft für die Auferstehung aus den Toten bedeutet.

Jesus war sich dessen bewußt, daß als Folge seines Opfertodes die Gewißheit der Auferstehung aller Menschen verbürgt ist. Ihm war es klar, daß der Weg dorthin nur über ihn selbst führen konnte, und nur dann, wenn er in Treue seine Aufgabe der Erlösung erfüllte. So erging als unantastbare Grundlage für die Gewißheit der Auferstehung sein Ruf in die Welt: „Ich bin die Auferstehung und das Leben.” - Johannes 11:25

Wir haben diese Stimme gehört und dürfen - im Gegensatz zu den Sadduzäern - die Schriften kennen, und durch sie auch die Ausfindigmachung einer ewigen Erlösung in der Beschaffung eines Lösegeldes durch den allweisen Gott. Da nun die Erbringung dieses Lösegeldes unter unsäglichen Opfern vollendet wurde, konnten die Schreiber des Neuen Testaments mit jubelnder Zuversicht die Auferstehung der Toten in einer Fülle von Aussprüchen verkündigen.

Diese Zitate sind uns allen, die wir in den Schriften forschen, bekannt. Einige von ihnen möchten wir hier ins Gedächtnis zurückrufen. Wer vermag dem Zeugnis in 1. Korinther 15:22 zu widersprechen: „Denn gleichwie in dem Adam alle sterben, also werden auch in dem Christus alle lebendig gemacht werden?” In dem positiven Wissen, warum dies so ist, konnte Paulus in völliger Sicherheit in Apostelgeschichte 24:15 sagen, „daß eine Auferstehung sein wird, sowohl der Gerechten als der Ungerechten”. Und im Hinblick auf den Weg der Erlösung durch die Bereitstellung eines vollgültigen Kaufpreises wird uns im Römerbrief Kapitel 5:18 versichert: „Wie es durch eine Übertretung gegen alle Menschen zur Verdammnis gereichte, so auch durch eine Gerechtigkeit gegen alle Menschen zur Rechtfertigung des Lebens.” Und dies alles deckt sich mit den eigenen Worten unseres Herrn: „Wundert euch darüber nicht, denn es kommt die Stunde, in welcher alle, die in den Gräbern sind, seine Stimme hören und hervorkommen werden.” - Johannes 5:28 und 29

Damit haben die Schriften zur Genüge gezeigt, daß die Auferstehung aus den Toten unausbleiblich ist. Hätten die Sadduzäer nur ein wenig Kenntnis davon gehabt, dann wäre das erste Hindernis ihres Unglaubens hinweggeräumt worden. Aber für sie galt es, nach den Worten unseres Herrn, noch ein zweites Hindernis beiseite zu schaffen, und zwar: die Kraft Gottes zu erkennen. Über dieses Hindernis kommt auch der Unglaube der heutigen, scheinbar so aufgeklärten Welt nicht hinweg.

Ist die Kraft Gottes wirklich so schwer zu erkennen? Im ganzen Universum ist doch eine Fülle unbegreiflicher Wunder wahrzunehmen, die nur auf die schöpferische Kraft eines allmächtigen Gottes mit unfaßbarer Weisheit zurückzuführen ist. Dieses Argument von der Kraft Gottes führte auch der Apostel Paulus an, als er an die Römer in Kapitel 1:20 schrieb: „Sowohl seine ewige Kraft als auch seine Göttlichkeit, die von Erschaffung der Welt an in dem Gemachten wahrgenommen werden, wird geschaut.” Das „Gemachte” ist eben das ganze Naturgeschehen - sowohl der Sternenhimmel droben, als auch das mannigfaltige Leben in der Pflanzen- und Tierwelt auf dieser Erde; ganz besonders aber betrifft es Gestaltung und Funktion des menschlichen Körpers, die auf eine so „erstaunliche, ausgezeichnete Weise gemacht” sind. - Psalm 139:14

Hat jemals die vielgerühmte Weisheit des Menschen den eigenen menschlichen Organismus mit seinen Funktionen auch nur annähernd nachahmen können, der mit seinem unerhört komplizierten Aufbau im Zusammenwirken der innewohnenden Organe eine staunenswerte Intelligenz besitzt und die überaus sinnvollen Vorgänge zur Erhaltung des Lebens steuert?

Das ist eben ein Wunder. Wir erleben es täglich. Nicht der Verstand des Menschen hat das scheinbar Unmögliche geschaffen; es ist und bleibt vielmehr die Kraft Gottes. Diese göttliche Kraft können wir in dem Gemachten sehen. Wenn wir sie zudem auch noch erkennen, bereitet der Glaube an die Auferstehung aus den Toten keine Schwierigkeiten mehr. Dabei ist das, was wir mit unserem unbewaffneten Auge am Gebilde „Mensch” erkennen können, noch nicht das Unübertreffliche; die größten Wunder sind die mikroskopisch feinsten Bausteine des menschlichen Körpers: die Zellen mit ihrem uns unverständlichen Gefüge, das für uns Laien einfach unfaßbar ist.

Ein Professor und Nobelpreisträger der Molekularbiologie erklärte einmal, daß die menschliche Keimzelle von nur einem Zehntel Millimeter Größe alle Merkmale und Einzelheiten des später aus ihr werdenden Menschen in sich trägt. Im weiteren sagte er: Wenn man die Bauelemente dieser winzigen, einen Zehntel Millimeter großen Zelle in einem Buch darstellen und jedes Bauelement durch Buchstaben charakterisieren wollte, hierfür ein Großformat-Lexikon, eine Enzyklopädie von 46 Bänden erforderlich sei, von denen jeder Band 20.000 (zwanzigtausend) Seiten ausfüllt. Jeder Buchstabe der 46 Bände würde demnach einen spezifischen Baustein der einen Zehntel Millimeter großen Zelle darstellen.

Ist das nicht ein unerhört großes Wunder, das sich jeder menschlichen Vernunft und jedem menschlichen Fassungsvermögen verschließt? Wenn wir das Unfaßbare in dem Gemachten wahrnehmen - warum will man dann die Auferstehung als etwas Unmögliches manifestieren? Es erfüllt sich aber, was Paulus in 1. Korinther 1:21 und 24 schrieb, daß eben die Welt durch ihre (eigene) Weisheit Gott nicht erkannte; „wir aber predigen … Gottes Kraft und Gottes Weisheit.”

Gott hat Mittel und Wege, die in das Grab gesunkenen Milliarden Menschen in ihrer Persönlichkeit, in der ihnen eigenen Identität, wieder ins Leben zurückzurufen. Diese Auferstehung ist - wie wir gesehen haben - in Gottes Wort verheißen und begründet. In voller Überzeugungskraft schrieb Paulus an die Römer in Kapitel 4:17: „Gott, … der das Nichtseiende ruft, wie wenn es da wäre.” Gott ruft die im Tod ausgelöschten Menschen als das „Nichtseiende” zurück, wobei nach Seinem eigenen Willen nicht alle zur Gleichartigkeit des Lebens auferstehen sollen. Die Erde mit ihrer Zulassung des Bösen sollte eine Ausbildungsstätte für ein ewiges Leben in unterschiedlichen Daseinsstufen sein. Während allgemein des Menschen Bestimmungsort die Erde ist, und die Auferstandenen sich mit einem fleischlichen Leibe des Daseins erfreuen werden, so ist doch für etliche die geistige Herrlichkeit vorgesehen. Wir wissen, daß im Evangeliumszeitalter Menschen zur Miterbschaft Jesu berufen werden. Wie der Herr nach dem Geiste auferweckt ist, so sollen in der gleichen göttlichen Natur auch seine Getreuen auferweckt werden. „Es wird gesät ein natürlicher Leib, es wird auferweckt ein geistiger Leib.” - 1. Korinther 15:44 Die große Mehrheit wird auferweckt im Fleische, die Herauswahl wird auferweckt im Geiste.

Gleichviel, wohin die Auferweckung führen mag - es bleibt die große Frage zurück: Wie vermag Gott die gleiche Persönlichkeit im neuen fleischlichen oder geistigen Leibe wiederzubringen? Wir müssen, wie der Herr zu den Sadduzäern sagte, die Kraft Gottes „kennen”, das heißt verstehen. Einiges haben wir von der Kraft Gottes schon bemerkt, indem wir durch den Apostel auf das Gemachte hingewiesen wurden: auf den menschlichen Leib mit seinen unmöglich von Menschen oder von der blinden Natur geschaffenen phantastischen Funktionen. Der menschliche Organismus ist so wunderbar, daß nur göttliche Macht ihn zu bilden vermochte. Das mit unseren Augen sichtbare Phänomen „Mensch” gibt uns ein Beispiel von der Kraft Gottes, und die Erkenntnis dieser schöpferischen Kraft führt somit auch hin zum festen Glauben an die Auferstehung. Denn der Gott, der eine solche Schöpfung wie den Menschen bilden konnte - dieser Gott ist auch fähig, einen Abdruck des in den Tod gegangenen Menschen zu schaffen, in dem die Persönlichkeit, die Identität, erhalten bleibt.

Uns ist bekannt, daß die Persönlichkeit des Menschen durch sein Gehirn gebildet wird; diese Aufzeichnungen im Gehirn jedoch sind so verwickelt, daß selbst ein Experte die Schaltvorgänge nur zu ahnen vermag, sie aber nicht ergründen kann. Gott dagegen - als der Erbauer des Mechanismus - kennt die Zusammenhänge und kann die Aufzeichnungen, die die Persönlichkeit bilden, in einen neuen Leib projizieren.

Das jedoch ist ein noch wunderbareres Werk, als es schon die Erschaffung des Menschen war; es wird die großartigste Offenbarung göttlicher Macht sein. Noch staunenswerter wird es aber, wenn nun nicht nur ein einzelner Mensch in seiner Identität wiedergeboren wird, sondern jeder einzelne von den Milliarden Menschen, die je gelebt haben, einen individuellen Leib mit den Merkmalen seiner eigenen Persönlichkeit erhält. Das bedeutet also, daß jeder Mensch bei seiner Auferweckung wieder die Sinnesart seines früheren Erdendaseins trägt. Nur so kann der Auferstandene empfinden, daß er es selbst ist; nur so kann er sich selbst und seine Nächsten wiedererkennen. Und daß sie sich wiedererkennen werden, das bezeugt wiederum die Schrift. - siehe Hesekiel 16:63, 20:43 und 36:31

Wo ist nun aber die Identität der Milliarden Menschen aufbewahrt? Diese Frage bewegte auch den Apostel Paulus. Nicht, daß er selbst an der Macht Gottes zweifelte, aber in den Nachfolgern des Herrn konnten Bedenken aufsteigen. Deshalb schrieb er an die Korinther im Kapitel 15 seines ersten Briefes Verse 35 - 37: „Es wird aber jemand sagen: Wie werden die Toten auferweckt? und mit was für einem Leibe kommen sie? Tor! was du säst, wird nicht lebendig, es sterbe denn. Und was du säst, du säst nicht den Leib, der werden soll, sondern ein nacktes Korn, es sei von Weizen oder von einem anderen Samen.” Diese Worte des Apostels lassen deutlich erkennen, daß im Samenkorn das Abbild der Trägerpflanze mit allen Veranlagungen kopiert ist, und zur gegebenen Zeit ein neues, mit der Trägerpflanze identisches Leben entsteht.

Was die Aufbewahrung der Identität in der Auferstehung betrifft, so haben wir früher schon gehört, daß die Persönlichkeiten aller Menschen mit ihren speziellen Eigenarten im Gedächtnis Gottes aufbewahrt werden. Diese menschlich nicht vergleichbare Fähigkeit eines unbeschränkt Allmächtigen ist ohne Zweifel möglich. Aber dennoch hat sich Gott immer gesetzlicher Mittel bedient, die von Ihm geschaffen sind, wie wir es in anderen Fällen überall in Seinen schöpferischen Werken sehen.

Gott schafft physikalische und geistige Gesetze, die Seinem Willen dienstbar sind. Das ganze Naturgeschehen ist den von Gott ausgehenden Gesetzen unterworfen. Und hiervon wird sowohl die physische als auch die geistige Welt beherrscht. Die physikalischen Gesetze sind um uns her. In die geistigen Gesetze fallen die des ewigen Lebens! So heißt es nach Römer 6:23: „… der Lohn der Sünde ist der Tod.” Das ist Gesetz! Aber im Gegensatz hierzu ist der Lohn vollkommenen Gehorsams dem Schöpfer gegenüber ewiges Leben! Auch das ist ein vom Höchsten erlassenes Gesetz!

So können wir uns vorstellen, daß um des Lösegeldes und der aus ihm resultierenden Folgen willen die Kennzeichen der Identität eines jeden Menschen irgendwo bei Gott gesetzmäßig aufbewahrt - daß in irgendeiner Form gesetzmäßig geistige Abdrücke der Persönlichkeit festgehalten werden. Derartige Abdrücke sind denkbar. Vor einiger Zeit war zu lesen, daß von jedem Menschen individuelle Strahlen ausgehen, die sich wie Fingerabdrücke voneinander unterscheiden und jedes menschliche Individiuum legitimieren.

Dies alles hat mit der Lehre von einer „unsterblichen Seele” nichts zu tun, die leider einen so großen Anhängerkreis hat. Auf diesen „Glaubenspunkt” kommen wir zu einem späteren Zeitpunkt zu sprechen.

„Vater, in deine Hände übergebe ich meinen Geist”, sprach der sterbende Erlöser am Kreuz. - Lukas 23:46 Gottes „Hände” sind die geistig wirkenden Mittel für die Hinausführung Seines Vorsatzes. Der Geist als Samenkorn mit den Merkmalen der Vergangenheit erblüht in Gottes Händen durch Seine Kraft zu neuem Leben. So erfüllt sich 1. Korinther 15:38: „Gott aber gibt ihm einen Leib, wie er gewollt hat, und einem jeden der Samen seinen eigenen Leib.” Wie diese geistigen Gesetze wirken, werden wir in der Beschränktheit unserer menschlichen Natur nicht ergründen können. Die Auferstehung der Toten, in der die Identität mit der eigenen früheren Persönlichkeit erhalten bleibt, ist uns Menschen ein Wunder höchsten Ausmaßes.

Und dennoch ist die Auferstehung für uns eine völlige Gewißheit, weil wir die Schriften kennen, und auch die Kraft Gottes sich uns geoffenbart hat. Wir haben restloses Vertrauen zu unserem Gott und beugen uns in Ehrfurcht vor dieser Majestät, die in den Himmeln ist. Der Sänger in Psalm 139:1 - 6 ist auch unser Mundstück: „Jahwe, du hast mich erforscht und erkannt. Du verstehst meine Gedanken von ferne. Kenntnis, zu wunderbar für mich, zu hoch: ich vermag sie nicht zu erfassen!”

Wir haben uns die Gewißheit der Auferstehung vor Augen geführt, die in der Kenntnis der Schriften und in der Kraft Gottes liegt. Beides soll und muß uns geläufig sein, um dem Widersacher nachdrücklich widerstehen zu können. Wir wissen, daß jener der „Vater der Lüge” ist und der „Menschenmörder von Anfang”, wie unser Herr selbst bezeugt. - Johannes 8:44 In dieser „Stunde der Versuchung, die über den ganzen Erdkreis” gekommen ist, tut eine unerschütterliche Überzeugung not. Die Gott leugnenden und von scheinbarem Wissen aufgeblasenen Irreführungen und Verdrehungen des Widersachers sind in unseren Tagen in einer solch phantastischen Fülle am Werk, wie in keinem Jahrhundert zuvor. Möchten wir im festen Glauben alle Anfeindungen und Versuchungen überwinden! Wenn wir in das himmlische Reich eingehen dürfen, werden wir sehen, wie das geistig-göttliche Licht jeden Schatten der Finsternis verdrängt.



Tagesanbruch Bibelstudien- Vereinigung