Gemeinschaft als Quelle der Kraft

Wir leben in einer sehr bewegten Zeit - in der „Stunde der Versuchung”, die über den ganzen Erdkreis kommen soll. Und wir glauben, daß möglicherweise nur noch wenige Glieder des Christus in der Zubereitung sind, die hier ihren Lauf vollenden müssen. Es ist die Zeit, in der unser Ausharren in besonderer Weise geprüft wird: eine Zeit des Wachens, in der jedes einzelne Kind Gottes der Ermunterung und des Zuspruchs der anderen bedarf.

Im Brief an die Hebräer ermahnt uns der Apostel Paulus: „Laßt uns aufeinander acht haben zur Anreizung zur Liebe und zu guten Werken, indem wir unser Zusammenkommen nicht versäumen … ” - Hebräer 10:24 und 25

Es ist also die Gemeinschaft, die wir mit unseren Geschwistern suchen sollen, indem wir Erfahrungen austauschen, ein „hörendes Ohr” für ihre Schwierigkeiten und Nöte haben, und versuchen, die Lasten anderer mitzutragen. Es ist die Gemeinschaft der Gläubigen, in der wir einander ermuntern und Mut zusprechen können, oder - wenn nötig - einander ermahnen dürfen. Wir sollen aufeinander acht haben, oder - um es mit einem anderen Wort der Schrift auszudrücken: „an den Bedürfnissen der Heiligen” teilnehmen. - Römer 12:13

Die „Bedürfnisse der Heiligen” mögen individuell unterschiedlich sein, und es ist unsere Aufgabe, mit Feinfühligkeit und Geduld herauszufinden, wie wir ihr geistiges Wachstum am besten anregen und fördern können. Dies ist eine wichtige Aufgabe, die vor allem in der Gemeinschaft verwirklicht werden kann.

Das „Anreizen zur Liebe und zu guten Werken” bedeutet ein Segnen und Gesegnetwerden; es bedeutet: eine Mitverantwortung für meinen Bruder oder meine Schwester in Christo zu tragen. „Anreizung zur Liebe” beinhaltet auch ein Ermuntern zur Charakterumgestaltung durch Aktivitäten, durch Werke, zu einem lebendigen Glauben; denn der Glaube ohne Werke ist tot, wie uns die Heilige Schrift versichert.

Unser Charakter muß umgestaltet werden, denn wir sollen für ein bestimmtes Werk befähigt werden: zu der gewaltigen Aufgabe, die Menschheit in das verloren gegangene Gottesebenbild zurückzuführen - sofern wir uns als treu bis zum letzten Atemzug erweisen. Dieses erhabene Endziel des Erlösungsratschlusses Gottes erfordert bestimmte Voraussetzungen bzw. Charaktermerkmale, wie z. B. Mitgefühl, Einfühlungsvermögen, Milde, große Geduld und Gerechtigkeitsgefühl - Eigenschaften, deren Entwicklung die ganze Frist unseres irdischen Pilgerlaufes erfordert.

Lernprozeß und Erprobung finden in der Gemeinschaft der Kinder Gottes ihr Tätigkeitsfeld. Wir werden geschliffen wie kostbare Steine, indem wir zunehmend von unserem Eigenwillen, unserem Selbstgefühl ablegen, um dem Herrn ähnlicher zu werden. Es ist ein gegenseitiges Abschleifen unserer negativen Eigenschaften. Wo könnte dies wirksamer geschehen als bei den Gelegenheiten, wo wir zusammenkommen, um den Himmlischen Vater und unseren Herrn anzubeten?

Christen früherer Jahrhunderte glaubten, diese Wandlung zur Christusähnlichkeit in absoluter Weitabgewandtheit und Einsamkeit eher zu erreichen. Aber dies war ein Fehler. Erinnern wir uns der Bitte unseres Herrn an Seinen Himmlischen Vater in Johannes 17:15: „Ich bitte nicht, daß du sie aus der Welt wegnehmest… .” Unser Übungsfeld ist ja gerade in der Welt, obwohl wir nicht von der Welt sind.

Erfahrungen, die wir in der Gemeinschaft der Familie Gottes machen, können dazu dienen, uns selbst zu prüfen, ob wir dem Ziele näher kommen - und worin wir noch Mangel haben. Aber selbst, wenn wir feststellen müssen, daß wir in einer Aufgabe versagt, daß wir gewissermaßen mit uns selbst schlechte Erfahrungen gemacht haben, kann dies eine heilsame Lektion für uns bedeuten, nicht zu hoch von uns selbst zu denken, und daher auch mehr Verständnis für andere aufzubringen. Dies wird unsere Demut und unsere Erkenntnis vertiefen, daß wir aus eigener Kraft nichts tun können. Mit dieser Einstellung verherrlichen wir unseren Herrn und sein für uns erlittenes Opfer in unseren Herzen.

Das Leben eines Nachfolgers Jesu Christi ist ein aktives Leben in der Versammlung und im Werke des Herrn. Wenn wir daran Anteil nehmen - nicht nur als Hörer des Wortes, sondern auch als Arbeiter in Seinem Weinberg - dann wird dieses Werk auch dazu beitragen, uns zu formen und unseren Charakter zu verändern. Prüfungen werden uns nicht mehr so sehr niederdrücken wie am Anfang unseres Laufes; wir werden sie als förderlich achten, um unsere Wesensart positiv zu verändern und uns im Ausharren zu stärken.

Erfahrungen und Aktivitäten im Werke des Herrn werden uns wahrhaft bereichern und zubereiten. Wir selbst arbeiten dadurch an unserer eigenen Errettung mit, wie dies auch der Apostel Paulus den Gläubigen in Philippi schreibt: „Bewirket eure Errettung mit Furcht und Zittern.” - Philipper 2:12



Tagesanbruch Bibelstudien- Vereinigung