Des Christen Leben und Lehre |
Übeltäter und die sich in fremde Sachen mischen
„Denn niemand von euch leide als … Übeltäter, oder als einer, der sich in fremde Sachen mischt.”
- 1. Petrus 4:15
Ganz gewiß ist niemand aus Gottes Volk willentlich ein Übeltäter. Derjenige, der willentlich Böses tut, besitzt nicht Gottes Geist, sondern den Geist des Widersachers. Das Schlechteste, was gegen irgendeinen der wahrhaft Geweihten zu Recht geäußert werden könnte ist, daß er von einem Fehler überwältigt wurde, oder daß er einige Schwächen des Fleisches besitzt, oder daß er in eine Falle des Widersachers getappt ist, der ihn dazu verführt hat, etwas zu tun, was sein Herz mißbilligt. Aber auch dann, wenn böse Taten unabsichtlich geschehen, müssen wir dagegen sorgfältig auf der Hut sein. „Denn niemand von euch leide als ein Übeltäter”, - nicht einer - nicht zu irgendeiner Zeit - unter keinen Umständen.
Nun kommen wir zum zweiten Teil der Warnung des Apostels - sich in fremde Sachen zu mischen. Die Heiligen scheinen genauso gefährdet wie andere Menschen zu sein, sich in fremde Angelegenheiten zu mischen und dafür zu leiden. Es erweckt manches Mal den Eindruck, daß das geweihte Volk des Herrn mehr als andere dazu neigt, sich in fremde Angelegenheiten zu mischen. Sie haben einen höheren Anspruch als andere Menschen. Ihre Liebe zur Gerechtigkeit ist größer als vor ihrer Weihung, und ihre Abneigung gegenüber Ungerechtigkeit ist größer. Es besteht daher fortwährend eine Versuchung nicht damit zufrieden zu sein, die eigenen Probleme anzugehen, sondern anderen Hinweise zu geben, und zu versuchen, deren sämtliche Angelegenheiten zu regeln.
Selbstverständlich besteht für alle Eltern eine ihnen übertragene Pflicht, sich mehr oder weniger nach den Angelegenheiten ihrer Kinder oder denen, die in irgendeiner Weise unter ihrer Fürsorge stehen und für die sie verantwortlich sind, zu erkundigen. Aber selbst dabei sollten sie die persönlichen Rechte und die Verschwiegenheit wahren. Sie sollten es ihren Pflicht- und Verantwortungsgefühlen nicht erlauben, jede kleine Sache zu prüfen. Ein bestimmter, vernünftiger Teil von Verantwortung sollte auf Kinder übertragen werden, und sie sollten eine allgemeine Vorstellung davon haben, was von ihnen erwartet wird. Sie sollten aufgefordert werden, den an sie gestellten Anforderungen zu entsprechen, es sei denn, daß etwas ausdrücklich auf das Gegenteil hinweist. Der Geist des Sich-Einmischens in fremde Angelegenheiten wird durch den Apostel verurteilt, und alle vom Volke Gottes sollten auf der Hut davor sein.
Wir können erkennen und erleben, daß die Einmischung in fremde Angelegenheiten eine ergiebige Quelle von Schwierigkeiten in der Kirche ist - in allen Versammlungen. Eine klare Erkenntnis der gegenwärtigen Wahrheit scheint diese Schwierigkeiten noch weiter anwachsen zu lassen. Wie in den Familien oft ein falsches Gefühl besteht, das jedes Familienmitglied dazu antreibt, alles über die Angelegenheiten aller anderen zu wissen, so gibt es in der Kirche auch eine Tendenz, sich einzumischen, zu hinterfragen, in die Angelegenheiten anderer einzugreifen - sich in fremde Sachen zu mischen. Es scheint in einigen Fällen eine Neigung dazu zu bestehen, alles zu ergründen zu versuchen, was mit allen anderen in Zusammenhang steht, und über die anderen Gericht auszuüben.
Die Schwierigkeit besteht in einem Mangel an Liebe. „Die Liebe tut dem Nächsten nicht Böses.” Sie freut sich nicht Fehler zu finden, sie sucht nicht nach ihnen. Sie vermutet nicht das Böse, sondern vermutet eher das Gute. Ein jeder aus Gottes Volk sollte sich sich selbst in dieser Angelegenheit betrachten und für sich erkennen, in welchem Maße er sich in fremde Angelegenheiten gemischt hat. Ein jeder entscheide in seinem eigenen Fall, ob der Fehler, in welchem Verhältnis er ihn auch immer besitzt, ein Mangel des Geistes der Liebe ist. Und dann soll er zum Herrn beten und darum bitten, in der Eigenschaft der Liebe in dem Maße auferbaut zu werden, in dem sie ihm fehlt.
Wir wissen genau, daß derjenige, der einen Bruder nicht liebt, den er gesehen hat, keine Sicherheit besitzt, daß er Gott wirklich liebt, den er nicht gesehen hat. Wir können auch annehmen, daß etwas Galle der Bitternis im Herzen ist, wenn wir Vergnügen daran finden sollten, Fehler des Fleisches bei den Gliedern des Leibes des Christus zu suchen. Ihr durch den Erlöser gerechtfertigtes und geweihtes Fleisch wird sein Fleisch. Wer daher auch immer ein Mensch ist, der sich mit dem Finden von Fehlern beschäftigt, und sich in die Angelegenheiten der Geschwister einmischt, handelt dabei gegen das Fleisch Jesu. „Ich bin Jesus, den du verfolgst.” - Apostelgeschichte 9:5 und 22:8
Umgarnt vom Widersacher
Wir haben Zuversicht in die Geschwister und können daher nicht glauben, daß jemand aus ihrem Kreis mit Willen und Absicht oder mit Vorliebe den lieblosen Lauf des Unrechts nehmen könnte. Wir sehen es so, daß der Widersacher in Alarmbereitschaft ist Gottes Volk zu umgarnen. Und er versucht in ihnen den Geist der Einmischung in fremde Angelegenheiten und Lieblosigkeit unter der Maske der Pflicht, der Liebe zur Gerechtigkeit, und dem Recht zu entwickeln. Wer unter diesem Einfluß steht übersieht die Tatsache, daß Gott uns weder dazu bevollmächtigt hat einander zu richten, noch untereinander Gericht auszuüben. Er hat Sein Volk weder dazu bevollmächtigt einander zu züchtigen, noch einer den anderen in irgendeiner Weise zu bestrafen. Er hat Sein Volk niemals dazu aufgerufen Inquisitor, Untersucher, oder solche zu werden, die sich in fremde Angelegenheiten einmischen.
Ganz im Gegenteil hat Er uns gesagt: „Richtet nichts vor der Zeit”, und daß Er auf die Angelegenheiten achthaben wird. Steht nicht geschrieben: „Der HERR wird sein Volk richten?” Befürchten wir, daß Er dazu nicht fähig ist? Sollten wir versuchen weiser zu sein als Er? Sollten wir die Angelegenheiten in unsere eigenen Hände nehmen, von denen Er sagte, daß wir sie in Seinen Händen lassen sollten? Wenn wir es tun, so können wir sicher sein, daß wir in Schwierigkeiten geraten werden und vielleicht andere ebenso.
Jeder, der sich in fremde Angelegenheiten mischt, wird leiden. Es mag sein, daß das Opfer auch leiden wird, und daß auch andere mithineingezogen werden, aber wir können sicher sein, daß derjenige, die sich in fremde Angelegenheiten mischt, nicht ungeschoren davonkommen wird. Die Bestrafung eines solchen wird ohne Zweifel zum Teil in dem Bruch seiner eigenen Beziehung zu Gott - dem Verlust seines eigenen Friedens und seiner Freude und der Gemeinschaft mit dem Heiligen Geist bestehen. Dies wird sein Lohn für seine Einmischung in fremde Angelegenheiten sein.
Wenn ein Bruder und eine Schwester in der Kirche Schwierigkeiten zu haben scheinen, sollten wir an unsere eigenen Angelegenheiten denken und es ihnen gestatten, die Angelegenheit unter sich selbst zu bereinigen. Wenn sie als Eltern und Kinder betroffen sind, sollten wir sie die Angelegenheit unter sich ausmachen lassen und daraus lernen, was für eine Lektion ihnen der Herr als ihr Richter und Lehrer auch immer erteilen mag. Wenn es sich um Ehemann und Ehefrau handelt, so ist die Angelegenheit die gleiche. Wir müssen sie die Dinge allein regeln lassen! Wir dürfen uns nicht einmischen! Selbst wenn einer von ihnen kommen und uns um einen Rat bitten sollte, sollten wir einen solchen nicht vorschnell geben. Zunächst einmal sollten wir es ablehnen, eine einseitige Darstellung anzuhören. Wir sollten dem Rat des Herrn folgen! Wir sollten demjenigen, der sich beklagt, sagen, daß der Herr Anweisungen gegeben hat, und daß es nicht unsere Aufgabe ist, einzuschreiten - daß Matthäus 18:15 - 17 die Richtung angibt, der die sich Streitenden nachfolgen sollen.
Wir sollten erkennen lernen, daß wir mit solchen Dingen nichts zu tun haben, es sei denn, daß wir von dieser Angelegenheit direkt betroffen sind, die der Herr zugelassen hat. Sonst gehören auch wir zu denjenigen, die sich in fremde Angelegenheiten mischen. Wir werden uns damit selbst und auch anderen Ärger bereiten. Wenn wir in eine Familie gerufen werden, in der einiges durcheinander geraten ist, sollten wir die Notwendigkeit lieber bereuen, als unsere Nase eifrig in ihre Angelegenheiten zu stecken. Wir sollten sie zuerst in der besten Weise beraten, die wir kennen, damit sie die Angelegenheit zwischen sich selbst ordnen, indem wir sie an die Worte Jesu erinnern: „Was Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht trennen”, und dann sollten wir versuchen, nichts zu unternehmen, um sie auseinander zu bringen oder dazu beizutragen die Trennung des Geistes vollkommen zu machen, die schon begonnen hat. Erinnern wir uns, daß wir als Repräsentanten des Herrn keine Vollmacht haben irgendetwas zu sein, zuletzt ein Verderber, sondern daß wir nur beauftragt sind, Friedensstifter zu sein. Wenn wir in solch einem Fall angesprochen werden, sollten wir versuchen gerecht und fair zu sein, vernünftig, in jedem Wort in voller Übereinstimmung mit der goldenen Regel, die wir aussprechen sollen. Diejenigen, die hoffen können mit dem zukünftigen Gericht der Welt beauftragt zu werden, - 1. Korinther 6:2 - müssen sich jetzt durch die Entwicklung eines hohen Empfindens für Barmherzigkeit, Liebe, wie auch für Gerechtigkeit bewähren.
Einmischung in fremde Angelegenheiten offenbart Hochmut
Nun gibt es Menschen, die fragen, ob es denn aber nicht ein Teil unserer Pflicht ist, zu helfen die Kirche rein zu erhalten? Und sollten wir nicht, um dies zu tun, in Alarmbereitschaft sein? Wenn wir daher einen Ehemann und eine Ehefrau oder einen Bruder und eine Schwester oder Eltern und Kinder außerhalb der Ordnung finden, sind wir dann nicht in die Pflicht genommen in ihren Angelegenheiten nachzuschauen, um zu sehen, ob wir sie nicht darüber aufklären müssen?
Das ist genau der Geist derer, die sich in fremde Angelegenheiten mischen. Wir erwähnen es, weil viele von des Herrn Volk, die das Beste zu tun meinen, nicht wissen, was Einmischung in fremde Angelegenheiten bedeutet, während sie dies tun. Wir haben uns um unsere eigenen Angelegenheiten zu kümmern. Wenn wir uns zu sehr damit beschäftigen andere zu beobachten, wird der Widersacher dies ausnutzen. So lange wie das äußere Betragen irgendeines Bruders oder irgendeiner Schwester angemessen und redlich ist, sagen Gerechtigkeit und Liebe, daß wir uns in dem Sinn nicht mit ihnen befassen sollten, uns um ihre Angelegenheiten zu kümmern. Wir sollen uns darauf beschränken, ihnen ein gutes Beispiel von Sanftmut, Glauben, Geduld und brüderlicher Freundlichkeit, Liebe zu geben. Dann, wenn sie noch einen Rat benötigen, können sie freiwillig zu uns kommen. Und dann wird für uns die Zeit gekommen sein, unsere Zurückhaltung zu zeigen und ihnen in Übereinstimmung mit Matthäus 18:15 - 17 einen Rat als ein Orakel Gottes zu geben - und nichts weiter.
Nun fragen vielleicht andere Menschen, warum dann der Apostel Paulus die Kirche in Korinth kritisiert hat, weil sie jemand in ihrer Mitte hatten, der schwer gesündigt hatte. Und tadelte er die Kirche nicht wegen ihres Fehlverhaltens zu urteilen und eine solche Person nicht aus ihrer Mitte hinaus zu tun? Wohl wahr. Aber dies war ein Fall von offener, willentlicher, bestätigter Sünde, schimpflich für den Einzelnen und für alle mit denen er Gemeinschaft hatte. Und so sollte es auch heute sein. Wenn jemand in offener Sünde lebt und sie billigt und sich ihrer rühmt, so sollte dies entsprechend der Regeln aus Matthäus 18:15 - 18 unverzüglich bei der Kirche Beachtung finden. Wenn der Irrende in einer falschen Haltung beharrt, in offener Sünde, so sollte der letzte Schritt sein ihn von der Kirche völlig abzusondern. Bis er eine völlige Besserung gezeigt hat, sollte er von der Kirche vollständig abgelehnt werden.
Sicherlich kommen solche Fälle unter des Herrn Volk selten vor, und ebenso selten sollte das Verfahren angewandt werden, das der Apostel für solch einen Fall vorschlägt. Der Apostel schlägt kein Untersuchen der Vergangenheit des Lebens von all denen vor, die die Kirche Christi ausmachen. Im Gegenteil gibt der Apostel in einem seiner Briefe zu verstehen, daß ihm völlig bekannt war, daß viele, die zur Kirche kamen, einst einen sehr sündigen Lebenswandel führten. Er sagt: „Und das sind manche von euch gewesen; aber ihr seid abgewaschen, ihr seid geheiligt, aber ihr seid gerechtfertigt worden durch den Namen des Herrn Jesus Christus und durch den Geist unseres Gottes.” - 1. Korinther 6:11
Es ist eine völlig falsche Vorstellung, daß irgendjemand von uns beauftragt ist jeden anderen zu richten. Es zeugt von einer Menge Stolz und Hochmut, solch einen Eindruck zu haben. Wenn ein Bruder und eine Schwester nicht gut miteinander auskommen, dann sollen wir sie diese Dinge selbständig regeln lassen. Wenn sie denken, daß es das beste ist nicht sehr intim zu sein, dann sollen sie das selbständig regeln. Wenn sie verheiratet sind und glauben, daß es zum besten ihrer Interessen ist, getrennt zu leben, dann sollen wir ihnen auch diese Angelegenheit allein überlassen - wir haben uns um unsere eigenen Angelegenheiten zu kümmern. Wenn es einen verborgenen Fehler gibt, dann sollen sie auch dies alleine regeln. „Gott wird sein Volk richten.” Es ist nicht unsere Aufgabe sich einzumischen, es sei denn, Er gibt uns einen weiteren Auftrag, als den, den wir in den Schriften finden.