Geh hinaus aus deinem Vaterhaus - und kämpfe den guten Kampf des Glaubens

Wir lesen im Schöpfungsbericht, daß Gott am sechsten Tag den Menschen schuf und ihn zum Herrscher über Seine Schöpfung setzte.

„Und Gott sprach: Laßt uns Menschen machen in unserem Bild, uns ähnlich! Sie sollen herrschen über die Fische des Meeres und über die Vögel des Himmels und über das Vieh und über die ganze Erde und über alle kriechenden Tiere, die auf der Erde kriechen! Und Gott schuf den Menschen nach seinem Bild, nach dem Bild Gottes schuf er ihn; als Mann und Frau schuf er sie.”

Gott schuf den Menschen nach Seinem Bild und setzte ihn als König über Seine Schöpfung ein und stattete ihn mit Eigenschaften aus, die Seinem Wesen entsprachen. So war der Mensch imstande gerecht zu urteilen und zu handeln, weil Gottes Gesetze in seinem Herzen waren. Wie Gott als der Schöpfer des Menschen vollkommen ist, so war auch Adam als Schöpfung Gottes in allem vollkommen, bis Satan ihn zur Sünde verleitete.

Als Sünder entsprach Adam nicht mehr dem Bilde Gottes, nach dem er erschaffen worden war. Der Sauerteig der Sünde erfaßte schnell die Nachkommen, die Adam und Eva außerhalb des Paradieses zeugten, und von Set, der als ihr drittes Kind geboren wurde, steht bereits geschrieben, daß er „nach dem Bilde Adams” war. „Und Adam lebte 130 Jahre und zeugte (einen Sohn) ihm ähnlich, nach seinem Bild, und gab ihm den Namen Set.” - 1. Mose 5:3

Geh aus deinem Land und aus deiner Verwandtschaft

Der Mensch hatte unter der Sünde seine Ähnlichkeit mit Gott schnell eingebüßt. Fortan konnte von ihm nicht mehr gesagt werden, daß sein Wesen und sein Handeln dem Bilde Gottes entsprachen - dem heiligen Gott. Set war nach dem Bilde Adams und gehörte dem Haus und Geschlecht Adams an, das durch die Sünde von Gott getrennt war. Fleischlich gesehen sind wir alle Nachkommen Adams und nach seinem Bild gezeugt worden, aber als wir uns weihten und zu einer Neuen Natur gezeugt wurden, sind wir der neuen, geistigen Familie Gottes zugerechnet worden.

Unter den sündhaften Nachkommen Adams war ein Nachkomme, der Gott aufgrund seines Glaubens und Festhaltens an Gott besonders gefiel. Sein Name war Abram. Abram wohnte in Ur in Chaldäa, dem südlichen Mesopotamien. Der Name „Abram” bedeutet „hoher Vater”, was uns folgern läßt, daß er das geehrte Haupt einer großen Sippe gewesen sein muß. Später ändert Gott den Namen Abram in Abraham, welcher „Vater einer großen Menge” bedeutet.

Archäologische Ausgrabungen deuten darauf hin, daß zu dieser Zeit die Zivilisation in den Städten Mesopotamiens hochentwickelt war, und die Bewohner in einem für diese Zeit beträchtlichen Wohlstand gelebt haben müssen. Und Gott der Herr erscheint Abram und fordert ihn auf alles das, was sein Leben in der Gemeinschaft ausmacht, zu verlassen: „Geh aus deinem Land und aus deiner Verwandtschaft und aus dem Haus deines Vaters in das Land, das ich dir zeigen werde!” Und Gott verheißt ihm einen überaus großen Segen, durch ihn alle Geschlechter der Erde zu segnen. - 1. Mose 12:1 - 3

Die Aufforderung aus seinem Land, dem Haus seines Vaters und von der Verwandtschaft fort zu gehen, in ein noch unbekanntes Land, bedeutete für Abram, alles das aufzugeben, was sein Leben bisher beinhaltet haben mag: Sicherheit und Bequemlichkeit, Geborgenheit in der Familie und Verwandtschaft. Es beinhaltete, ein neues, ungewisses Leben zu beginnen, indem er sich der Führung Gottes anvertraut und im Glauben Ur verläßt, und sich auf einen noch unbekannten Weg begibt. Gott verheißt ihm, ihn überaus zu segnen, und ihn zum Vater einer großen Menge von Nachkommen zu machen, die unzählbar ist, „wie die Sterne des Himmels” und wie „der Sand, der an den Ufern des Meeres ist”.

In Hebräer 11:8 sagt Paulus von Abraham: „Durch Glauben war Abraham, als er gerufen wurde, gehorsam, auszuziehen an den Ort, den er zum Erbteil empfangen sollte; und er zog aus, ohne zu wissen, wohin er komme.” Ohne weitere Fragen zu stellen, verläßt Abram sein Land, seine Verwandtschaft und sein Vaterhaus. Er überläßt sich völlig der göttlichen Führung und dem göttlichen Willen und wird zum „Vater des Glaubens”.

Ein Glaube, wie ihn Abraham zeigte, wird von denjenigen gefordert, die Christus als ihren Herrn und Erretter bekennen. Paulus sagt von diesen, die gleich Abraham aus Glauben gerechtfertigt werden, daß sie entsprechend ihres Glaubens „Söhne Abrahams” sind und mit dem gläubigen Abraham gesegnet werden, - Galater 3:7 - 9 - und sie sind „gleichwie Isaak, Kinder der Verheißung” - Galater 4:28.

Auch unser Weg der Nachfolge Christi ist ein Glaubensweg, der mit der sinnbildlichen Aufforderung beginnt: „Geh aus deinem Land und aus deiner Verwandtschaft und aus dem Haus deines Vater in ein Land das ich dir zeigen werde.”

Wer Christi Nachfolger werden will, muß bereit sein „aus vielem herauszugehen”, und sich von vielem zu trennen. Wer Christus nachfolgen will, muß sich von weltlichen Bestrebungen, Zielen und Wünschen trennen, oft auch von der Familie und von Freunden, die einen weltlichen Weg gehen, denn „wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich”, sagt unser Herr, „ist meiner nicht würdig; und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig; und wer nicht sein Kreuz aufnimmt und mir nachfolgt, ist meiner nicht würdig”. - Matthäus 10:37

Die Forderung, die Gott an Abraham stellte, aus seinem Land, seiner Verwandtschaft und dem Haus seines Vaters zu gehen, endete nicht damit, daß er Ur verläßt und nach Haran zieht, und auch nicht damit, daß er von Haran nach Sichem weiterzieht, und von Sichem ins Südland. Nein, Abraham lebt nun in Zelten und wandert für den Rest seines Lebens fern von seiner Verwandtschaft und seinem Vaterhaus von Prüfung zu Prüfung. Gott segnete ihn auf dieser Wanderung, aber Abraham bekam nicht einen Fußbreit des Landes zum Besitztum, sondern Gott verhieß es ihm und nach ihm seinen Nachkommen zum Besitztum zu geben. - Apostelgeschichte 7:5

Die Forderung, die vorbildlich an Abraham, den „Vater des Glaubens” ergeht, aus „seinem Land, seiner Verwandtschaft und aus dem Haus seines Vaters zu gehen”, findet ihr Gegenbild bei den „Kindern der Verheißung”, die „des Glaubens Abrahams sind”. In gleicher Weise, wie das Herausgehen aus dem „Land, der Verwandtschaft und dem Vaterhaus” bei Abraham nicht endete, bis er seinen Lebensodem aushauchte, ist es bei uns der Fall, die wir in den Fußstapfen Christi gehen. Auch wir werden in einem gegenbildlichen Sinn unser „Land”, unsere „Verwandtschaft“ und unser „Vaterhaus“, - das fleischliche Erbe, - erst dann völlig verlassen haben, wenn wir zu ewiger Herrlichkeit umgestaltet worden sind. Wir befinden uns noch in einem Prozeß des Herausgehens aus den uns anhängenden Schwächen und schlechten Gewohnheiten des adamischen Vaterhauses, indem wir uns täglich bemühen, den „alten Menschen” abzulegen.

Wenn wir den Glaubensweg betreten und uns weihen, um von da an Gottes Willen zu tun, und Christus bis in den Tod zu folgen, versprechen wir unser „Vaterland” und „Vaterhaus” wie auch unsere „Familie” zu verlassen. Dies geschieht auch in dem Sinn, daß unsere Gedanken und unser Sinnen und Trachten auf die himmlischen Dinge gerichtet sind. Tatsächlich leben wir aber noch in dieser Welt - auch wenn wir nicht ein Teil von ihr sind. Unser Interesse und unser Streben gilt nicht mehr den eigennützigen, weltlichen Zielen, sondern ist darauf gerichtet, den Willen unseres Vaters, der in den Himmeln ist, zu tun.

Paulus sagt von unserem Pilgerlauf hier auf Erden: „Denn wir wissen, daß wenn unser irdisches Zelthaus zerstört wird, wir einen Bau von Gott haben, ein nicht mit Händen gemachtes, ewiges Haus in den Himmeln. Denn in diesem (dem alten Haus) freilich seufzen wir und sehnen uns danach, mit unserer Behausung aus dem Himmel überkleidet zu werden, insofern wir ja bekleidet, nicht nackt befunden werden. Denn wir freilich, die in dem Zelt sind, seufzen beschwert, weil wir nicht entkleidet, sondern überkleidet werden möchten, damit das Sterbliche verschlungen werde vom Leben.”

Paulus erinnert uns aber auch daran, daß wir diesen Schatz, den Heiligen Geist, als Neue Schöpfung in zerbrechlichen, irdenen Gefäßen tragen. - 2. Korinther 4:7 In einer Bildersprache macht der Apostel uns deutlich, daß unsere menschliche Natur unvollkommen ist, daß wir dem Fleische nach mehr oder weniger durch den Sündenfall geschädigt sind, daß unser „irdenes Gefäß” leck und zerbrechlich ist und als Folge der ererbten Sünde viele Sprünge und Schädigungen aufweist.

Wir können unser adamisches Haus in der Realität nicht von heute auf morgen einfach verlassen, denn das Erbe Adams, die Sünde, hat ihre Nachwirkungen bei uns allen hinterlassen, bei dem einen mehr und dem anderen weniger. Zudem sind da die drei Feinde der Neuen Schöpfung, die über das schwache Fleisch auf uns einwirken und uns nicht ziehen lassen möchten.

Das „adamische Haus” hat Mängel und Schwächen bei uns hinterlassen, dessen wir uns erst bewußt wurden, als wir den schmalen Weg der Nachfolge Christi betreten haben. Je länger und entschiedener wir den Weg gehen, umsomehr erkennen wir auch unsere Mängel und unser tägliches Versagen, und umsomehr wertschätzen wir das große und einmalige Opfer unseres Herrn, der um unserer aller Sünde willen gestorben ist. Selbst Paulus, den der Herr zu seinem auserwählten Gefäß machte, stellt in Römer 7:18 und 19 freimütig fest: „Denn ich weiß, daß in mir, das ist in meinem Fleisch, nichts Gutes wohnt; denn das Wollen ist bei mir vorhanden, aber das Vollbringen des Guten nicht. Denn das Gute, das ich will, übe ich nicht aus, sondern das Böse, das ich nicht will, das tue ich.”

Wir sprechen hier von einem Kampf zweier Naturen, der alten Natur, die sich noch durch das sündige Fleisch, das nach dem Bilde Adams ist, bemerkbar macht, und der Neuen Natur, der Neuen Schöpfung, die nach dem Bilde Gottes ist. Letztere kann nicht sündigen, weil sie aus Gott ist. So sind unser Herz und unser Wille darauf gerichtet den Willen unseres Himmlischen Vaters in allem vollkommen zu tun, was jedoch durch die ererbte innewohnende menschliche Schwachheit und Unvollkommenheit in der Realität nicht durchführbar ist, so sehr wir uns auch darum bemühen mögen.

Die Erkenntnis, daß wir trotz ernstesten Bemühens nicht vollkommen handeln können, entbindet uns jedoch nicht davon den Kampf gegen die Unzulänglichkeiten und Schwächen unserer alten, fleischlichen Natur täglich aufs neue aufzunehmen. Paulus ermahnt uns durch seinen Brief an Timotheus in 1. Timotheus 6:11 und 12: „Du aber, o Mensch Gottes, fliehe diese Dinge; strebe aber nach Gerechtigkeit, Gottseligkeit, Glauben, Liebe, Ausharren, Sanftmut! Kämpfe den guten Kampf des Glaubens, ergreife das ewige Leben, zu dem du berufen worden bist und bekannt hast das gute Bekenntnis vor vielen Zeugen!”

Aber was will Paulus uns sagen, wenn er in seinem Brief an die Kolosser schreibt: „Ihr habt den alten Menschen mit seinen Handlungen ausgezogen und den neuen angezogen, der erneuert wird zur Erkenntnis nach dem Bilde dessen, der ihn erschaffen hat.” - Kolosser 3:9 und 10 Haben wir den alten Menschen mit seinen Handlungen tatsächlich schon ausgezogen? Widerspricht diese Feststellung des Apostels nicht der Tatsache, daß wir täglich bemüht sind, den alten Menschen mit seinen Handlungen auszuziehen?

Was der Apostel uns hier sagen will, ist aus der Sicht der Neuen Schöpfung gesprochen, die die bösen und sündigen Handlungen des „alten Menschen” von Herzen verabscheut, denn die Neue Gesinnung kann die Handlungen des alten Menschen nicht gutheißen. Die Mängel der „alten fleischlichen Natur”, die in unseren täglichen Handlungen in Erscheinung treten, zeigen uns in der Realität, daß wir noch damit beschäftigt sind den „alten Menschen” abzulegen, wie Johannes, der zu Geweihten spricht, dies bestätigt, wenn er feststellt: „Wenn wir aber sagen, daß wir keine Sünde haben, betrügen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns.” - Johannes 1:8

Darum sind wir alle dazu aufgerufen, den „alten Menschen” abzulegen und Christus anzuziehen, was nicht in einem Augenblick geschehen kann, sondern sich allmählich nach dem Prinzip vollzieht, je mehr wir den alten Menschen mit seinen Handlungen ausziehen, umso mehr kann das Bild des Christus in uns Gestalt annehmen. Und diese Verwandlung braucht ihre Zeit und wird erst dann vollendet sein, wenn wir jenseits des Vorhangs in der Herrlichkeit in unverweslichen Leibern erscheinen dürfen.

Dies ist unser inneres Werk, das bis zu unserer Vollendung andauert, daß wir unser Herz und Sinnen darauf richten zunehmend von dem alten Menschen auszuziehen und stattdessen Christus anzuziehen.

Die Braut soll ihr Volk und ihres Vaters Haus vergessen

Die hohe Berufung vermittelt das Bild einer Partnerschaft, wie bei einem Mann und einer Frau, die durch den Ehebund gesegnet wird. Ein Mann wählt eine Frau aus vielen aus, weil er sie liebt und immer mit ihr zusammen sein möchte, um mit ihr alle Freuden und Erfahrungen des Lebens zu teilen. Christus ist dieser Mann, der eine Braut empfängt, eine Brautklasse von 144.000 Gliedern. Johannes der Täufer, der Vorläufer unseres Herrn, bezeugte Christus mit den Worten: „Der die Braut hat ist der Bräutigam; der Freund des Bräutigams aber, der dasteht und ihn hört, ist hoch erfreut über die Stimme des Bräutigams … .” - Johannes 3:29

Christus ist der König der Könige, der zur bestimmten Zeit mit seiner Braut die Hochzeit feiern wird. Wir finden das Bild der Königshochzeit im Psalm 45 in vielen Details vorgeschattet. Von dem König wird gesagt: „Du bist schöner als andere Menschen, Anmut ist ausgegossen über deine Lippen, darum hat Gott dich gesegnet für ewig.” - „Ziehe aus für die Sache der Wahrheit und der Sanftmut und der Gerechtigkeit” - „Gerechtigkeit hast du geliebt und Gottlosigkeit hast du gehaßt: darum hat Gott, dein Gott, dich gesalbt mit Freudenöl, vor deinen Gefährten.” - Psalm 45:3, 5 und 8

Von der Braut wird gesagt: „Ganz herrlich ist die Königstochter drinnen, von Goldgewebe ihr Gewand; in buntgewebten Kleidern wird sie zum König geführt; Jungfrauen ihr Gefolge, ihre Gefährtinnen, sie werden zu dir hineingebracht.” - Psalm 45:14 und 15

Mit der Hochzeit zweier Menschen beginnt für sie ein neuer Lebensabschnitt. Die Braut verläßt ihr Vaterhaus, ihre Eltern und ihre Verwandtschaft, und „die beiden werden ein Fleisch sein” und eine neue Familie bilden. Nach den Hochzeitsgebräuchen der Juden war es so, daß die Verlobte in der Regel noch ein Jahr in ihrem Elternhaus verblieb, bevor sie in der Hochzeit dem Bräutigam zugeführt wurde, und in das für sie neue Haus ihres Bräutigams zog.

Paulus, der sich mit großem Eifer um die Brüderschaft mühte, schreibt in seinem zweiten Brief an die Korinther: „… denn ich habe euch einem Mann verlobt, um euch als eine keusche Jungfrau vor den Christus hinzustellen … .” - 2. Korinther 11:2

Der Apostel deutet damit an, daß wir uns als Geistgezeugte hier auf Erden in dem Zustand eines Verlöbnisses mit dem Herrn und Bräutigam befinden, und unser menschliches Vaterhaus erst dann verlassen, wenn wir hinter den Vorhang gehen, und als Geistwesen zur himmlischen Hochzeit mit dem Bräutigam eingehen. Aber gleich der jüdischen Verlobten, die in den Empfindungen ihres Herzens und in ihren Gedanken bei ihrem Bräutigam weilte, so sind auch wir im Geiste bei unserem Bräutigam, Jesus Christus, während wir noch an unser fleischliches Vaterhaus gebunden sind.

Psalm 45 sagt in den Versen 11 und 12: „Höre, Tochter, und sieh, und neige dein Ohr; und vergiß dein Volk und deines Vaters Haus! Und wird der König deine Schönheit begehren, denn er ist dein Herr: so neige dich vor ihm!”

Als zur Brautklasse Berufene haben wir unser Ohr geneigt, um die Wahrheit von dem zu hören, „der wie kein anderer sprach” und unsere Herzen erreichte, unserem Herrn. Als Neue Schöpfungen leben wir im Geiste. Wir haben einst versprochen, unser „adamisches Vaterhaus” zu verlassen - aber haben wir es auch „vergessen”?

Wie oft haben wir es erlebt, daß sich Freunde der Wahrheit mit großer Begeisterung dem Herrn weihten, und ihr „adamisches Vaterhaus” zu verlassen begannen, aber mit der Zeit und unter dem Druck von Prüfungen schauten sie zurück und gewannen die Welt wieder lieb. Wie sagte unser Herr und Bräutigam: „Niemand, der seine Hand an den Pflug gelegt hat und zurückblickt, ist tauglich für das Reich Gottes.” - Lukas 9:62

Manchmal hört man von Geweihten Sätze wie: „Ich bin schon zufrieden, wenn der Herr mich in die Große Scharklasse aufnimmt”. Geschwister, es gibt keine Berufung zur Großen Scharklasse. Wir sind alle in der Rennbahn und kämpfen um den Siegeskranz. Dazu sind wir angetreten, als wir uns weihten.

Noch eigenartiger ist es, wenn wir von Geweihten hören: „Ich habe mich geweiht, weil ich den Herrn und die Wahrheit liebe, aber ich glaube daß ich zu schwach und ungeeignet für diesen Weg bin. Ich wäre schon zufrieden, wenn Gott mir eine menschliche Wiederherstellung gäbe.”

Dies sind gefährliche Gedankenspiele, weil sie ein Zurückblicken beinhalten. Zudem haben wir unser Recht auf eine menschliche Wiederherstellung auf Erden auf den Altar gegeben, als wir uns weihten. Denkt an das Verhalten von Lots Frau, das uns zur Warnung gegeben ist! Auch Lot wünschte einen leichteren Weg zu gehen, als der Herr zu seiner Errettung vorgesehen hatte, als er Gott vorschlug: „Ich kann mich nicht auf das Gebirge retten, … Siehe doch, diese Stadt da ist nahe, dahin zu fliehen, sie ist ja (nur) klein; ich könnte mich doch dahin retten … .” - 1. Mose 19:19 und 20

Was heißt: „Ich bin zu schwach und ungeeignet?!” Hat Gott etwa das Starke berufen und nicht das Schwache, um zu zeigen, das Er auch durch das Schwache wirken kann? Sind wir nicht alle von Natur aus schwach und ungeeignet? Ist es nicht Gott, der durch Seinen Geist in uns das Wollen und Vollbringen bewirkt?

Wenn unsere Gedanken jedoch in die Richtung gehen sollten, daß wir das Vollbringen unserer eigenen Kraft oder unserem eigenen Verständnis zuschreiben, dann sind wir schon in eine der Fallen des Widersachers getappt.

Es ist eine der Vorgehensweisen Satans, uns einreden zu wollen, daß wir auch aus eigener Kraft etwas zur Vollendung bringen könnten, daß wir große Werke tun könnten und auch tun sollten, während doch alles von Gottes Gnade und von unserem Herrn abhängt. Denn ob wir etwas tun können oder nicht tun können „liegt nicht an dem Wollenden, auch nicht an dem Laufenden, sondern an dem sich erbarmenden Gott.” - Römer 9:16 Im Bewußtsein seiner eigenen fleischlichen Schwachheit doch im Vertrauen auf die Kraft seines Herrn, kann der Apostel dennoch sagen: „Alles vermag ich, in dem der mich kräftigt!” - Philipper 4:13

Dies sollte auch unser Verständnis und unsere Einstellung hinsichtlich unseres Wandels auf dem „Schmalen Wege” sein, das wir alles vermögen - nicht in unserer begrenzten Kraft - sondern in ihm und durch ihn, der uns kräftigt, und der uns versichert hat: „Ich bin bei euch alle Tage… .” und „… ohne mich könnt ihr nichts tun.” - Matthäus 28:20 und Johannes 15:5

Wir erleben es oft, daß menschliche Verbindungen scheitern und Ehen auseinander gehen, und die Partner sich trennen. Andere halten ihr Ehebündnis nach außen hin aufrecht, während sie in der Realität getrennte Wege gehen.

So kann es sich auch auf der geistigen Ebene abspielen, wenn Geweihte an weltlichen Vergnügen und Befriedigungen wieder Gefallen finden. Wo dies der Fall ist, kann von dem Geweihten gesagt werden, daß er auf dem Weg ist, Christus zu verlieren, weil der Geist und das Fleisch von einander getrennt sind und getrennte Wege gehen. Jakobus spricht hier von einem geistigen Ehebruch, wenn er sagt: „Ihr Ehebrecherinnen, wißt ihr nicht, daß die Freundschaft der Welt Feindschaft gegen Gott ist? Wer nun ein Freund der Welt sein will, erweist sich als Feind Gottes. Oder meint ihr, daß die Schrift umsonst rede: Eifersüchtig sehnt er sich nach dem Geist, den er in uns wohnen ließ.” - Jakobus 4:4 und 5

Gleichfalls weist uns der Apostel Johannes auf die Gefahren hin, die für uns als Neue Schöpfungen bestehen, wenn die weltlichen Dinge, die wir schon hinter uns gelassen glaubten, allmählich neues Interesse bei uns auslösen sollten. Wenn wir unsere Zeit und unsere Aufmerksamkeit und unsere Mittel den Belangen der Wahrheit entziehen, und sie stattdessen vermehrt für weltliche Belange und Wünsche einsetzen sollten.

„Liebt nicht die Welt noch was in ihr ist! Wenn jemand die Welt liebt, ist die Liebe des Vaters nicht in ihm; denn alles was in der Welt ist, die Begierde des Fleisches und die Begierde der Augen und der Hochmut des Lebens, ist nicht vom Vater, sondern ist von der Welt … denn alles, was aus Gott geboren ist, überwindet die Welt … .” - 1.Johannes 2:15 und 5:4

Wie die „Welt” in ihren Wünschen und Zielen dem Geist Gottes „entgegengesetzt” ist, so kann dies auch von unserem „Fleisch”, unserer menschlichen Natur, gesagt werden. In Galater 5:17 bestätigt dies Paulus, indem er feststellt: „Das Fleisch gelüstet wider den Geist, der Geist aber wider das Fleisch; diese aber sind einander entgegengesetzt, auf daß ihr nicht das tut, was ihr wollt.”

Bruder Russell sagt dazu folgendes:

„Dies ist der große und immerwährende Kampf, denn obwohl der neue Wille sich geltend macht und den Leib in Unterwürfigkeit unter die neue Gesinnung bringt, so kommt nichtsdestoweniger der sterbliche Leib, der nicht wirklich tot ist, in beständige Berührung mit der Welt und dem Widersacher und wird von diesen stets angereizt und neubelebt mit irdischen Sorgen, Bestrebungen, Methoden, Kämpfen und Auflehnungen wider den neuen Willen. Kein Heiliger ist ohne Erfahrungen dieser Art - Kämpfe von außen und innen. Es muß ein Kampf bis zum Ende hin sein, denn sonst kann der Preis, um den wir kämpfen, nicht erlangt werden. Obwohl die Neue Schöpfung den sterblichen Leib durch des Herrn Gnade und Kraft immer aufs neue bemeistert, so kann es doch bis zum Tode kein Aufhören dieses Kampfes geben.” (Manna vom 9. November)

Dieser geistige Kampf, den wir zu kämpfen aufgefordert werden, schließt auch ein Festhalten an dem ein, was wir als richtig und wahr erkannt haben. Paulus hatte, nachdem er sich zu Christus bekannt hatte, einen immerwährenden geistigen Kampf zu führen, sowohl gegen die heidnischen Einflüsse, als auch gegen falsche Lehren, die von Lehrern aus seinem eigenem Volke hervorgingen. Doch am Ende seines Pilgerlaufs konnte Paulus von sich sagen: „Ich habe den guten Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet, ich habe den Glauben bewahrt; fortan liegt mir bereit der Siegeskranz der Gerechtigkeit … .” - 2. Timotheus 4:7

Uns, die wir am Ende des Zeitalters leben, in einer Zeit des allgemeinen Abfalls vom Wort Gottes, in der das Wort von der „Braut und dem Bräutigam” nicht mehr gehört wird, ruft uns der wiedergekehrte Herr zu: „Halte fest, was du hast, damit niemand deinen Siegeskranz nehme!”



Tagesanbruch Bibelstudien- Vereinigung