Satans Nachahmung der wahren Religion

„Da ist ein Weg, der einem Menschen gerade erscheint, aber zuletzt sind es Wege des Todes.” -Sprüche 14:12

Es mag für einige überraschend sein, zu erfahren, daß auch Satan ein Evangelium hat. Dies wäre jedoch nicht der Fall, wenn alle mit dem vertraut wären, was die Schriften über den Satan berichten. Zum Nachteil für sie selbst kennt die große Mehrheit der Menschen heute die Beschreibung des Satans nicht, die in Gottes Wort enthalten ist. Sie wissen wenig oder gar nichts über seine Motive, seine Methoden, seine Diener, seine Wirkungsweise oder seine Medien. Für sie ist er entweder ein verborgenes Monster mit Hörnern, Hufen und einem Schwanz, oder ein anderes abstraktes Prinzip des Bösen - die Abkehr vom Guten, eine Verneinung. Die Worte, die Goethe dem Mephisto in „Faust” in den Mund legte, „Ich bin ein Geist der stets verneint”, ist die volkstümliche Bezeichnung des Teufels von heute. Er ist unpersönlich, ohne Gestalt, unmöglich. „Der einzige Teufel, den es gibt, ist der Teufel in dir”, ist eines der neuesten Worte der modernen Theologie.

Nun, ein intelligenter Feind bleibt immer im Hintergrund, hält sich verborgen, außerhalb jeder Sicht. Es ist ein wichtiger Umstand für seinen Erfolg, daß seine Identität verborgen bleibt. Der Meuchelmörder, der ein Messer in den Rücken seines Opfers stößt, verbirgt sich im allgemeinem zu diesem Zweck. Derjenige, der eine Bombe bei sich trägt, ist bloß eine Schachfigur, das Meistergehirn, das die Tat plante, wird nicht gesehen und bleibt unverdächtigt. Die Polizei in einigen unserer Großstädte weiß sehr gut, daß viele der waghalsigsten Verbrechen von jemandem geplant werden, der selbst zu schlau ist, auch nur seine Hand zu zeigen. Diejenigen, die er beschäftigt, seine Pläne auszuführen, mögen gefaßt werden, aber der Genius, der die Fäden zieht, ist sicher. Daher kann es uns nicht überraschen, wenn wir es beobachten, daß die Menschen im allgemeinen nicht an die Existenz eines personifizierten Teufels glauben. Es wäre seltsam, wenn es sich anders verhielte. „Wo Unwissenheit Glückseligkeit ist, ist es Torheit klug zu sein” - das ist zweifellos ein Grundsatz der Wahrheit und der Wert derselben in Bezug auf die menschliche Natur. Davon ist der Teufel völlig überzeugt.

Das Wort Gottes läßt nicht den geringsten Zweifel über die Existenz eines persönlichen Teufels. Es zeigt uns ein Bild von ihm im voller Bandbreite. Es gibt uns eine umfassende Beschreibung seines Wesens, seiner Geheimnisse und seiner Absichten. Persönliche Namen werden ihm zugeschrieben. Persönliche Charaktermerkmale werden ihm beigemessen. Er wird als der Urheber und die Quelle alles Bösen im Universum dargestellt, und als der unerbittliche Feind Gottes und des Menschen. Seine Macht ist so gewaltig, daß uns in Judas 9 gesagt wird: „Michael aber, der Erzengel, wagte es nicht, als er mit dem Teufel stritt und Wortwechsel um den Leib Moses hatte, ein lästerndes Urteil zu fällen, sondern sprach: Der HERR schelte dich!” Seine Herrschaft ist so groß und seine Schamlosigkeit so kühn, daß er dem Sohn Gottes alle Königreiche der Welt unter der einen Bedingung anbot, daß dieser vor ihm niederfallen und ihn anbeten würde. Unser Herr beanspruchte jedoch sein eigenes Recht nicht, einen solchen Vorschlag zu unterbreiten, sondern bestätigte ihm bei einer nachfolgenden Gelegenheit, der Fürst dieser Welt zu sein.

Überdies beschreibt das Wort Gottes nicht nur hinlänglich die Person und Macht des Teufels, sondern zeigt uns auch seine Absichten. Sie können unter zwei Hauptpunkten zusammengefaßt werden: das Wort Gottes verleugnen und das Werk Jesu Christi vernichten. Es ist hier nicht zweckdienlich, in langen Auführungen aufzuzeigen, wie in den ersten Jahrhunderten der christlichen Ära jede verfügbare Waffe benutzt wurde, die Bibel zu vernichten und wie Satan in unseren letzten Tagen die Feder der „höheren Kritik” benutzt, um die Autorität der Heiligen Schriften zu zerstören. Es ist an dieser Stelle ausreichend zu sagen, daß von dem Tag an, als er die Worte Jahwes an Eva verwarf, bis zu dem Augenblick, wenn er in den Abgrund geworfen wird, seine unermüdlichen Anstrengungen dem Werk der Verleugnung der Aussprüche Gottes gewidmet sein werden.

Seit der ersten Messianischen Weissagung hat Satan versucht das Werk unseres Herrn Jesus Christus zu zerstören. Zuerst auf dem Weg der Vorwegnahme und dann durch die Methode der Einladung. Als Jahwe zu der Schlange sagte, daß der Same des Weibes ihren Kopf zermalmen würde, dauerte es nicht lange, bis die alte Schlange, der Teufel, die Absichten Gottes zu durchkreuzen suchte. Kain, (der von jenem Bösen war), erschlug seinen Bruder Abel. Das war der erste Versuch den Samen des Weibes zu vernichten. Später erklärte Gott gegenüber Abraham, daß sich „in ihm alle Geschlechter der Erde segnen würden”, oder, wie des Heiligen Geistes Erklärung uns diese Worte erläutert „Dem Abraham aber wurden die Verheißungen zugesagt und seiner Nachkommenschaft. Er spricht nicht: ’und seinen Nachkommen’ wie bei vielen, sondern wie bei einem: ’und deinem Nachkommen’, (und) der ist Christus.” - Galater 3:16 Als die Nachkommen Abrahams in Ägypten zahlreich wurden, und es so aussah, daß die unmittelbare Erfüllung der Prophezeiung wahrscheinlich wurde, versuchte Satan die Prophezeiungen Gottes zu vereiteln und den Kanal zu zerstören, durch den der Same kommen sollte. Er veranlaßte den Pharao, den Befehl zu erlassen, die männlichen Kinder der hebräischen Frauen zu vernichten. - 2. Mose 1:16 Als Gott später König David offenbarte, daß der verheißene Messias aus dem königlichen Stamm Juda geboren werden sollte, startete Satan einen noch beharrlicheren Angriff gegen Gott, welcher in die Zeit des geteilten Königreichs fällt, als die zehn Stämme eine unermüdliche und entscheidende Anstrengung machten, den Stamm Juda auszurotten.

Als die Fülle der Zeit gekommen war, und Immanuel in Bethlehem geboren wurde, unternahm Satan sogleich Anstrengungen, das Leben des kleinen Kindes auszulöschen. Durch Herodes ließ er alle Kinder in Bethlehem erschlagen, die zwei Jahre alt und jünger waren. Aber seine Bemühung war vergeblich. Joseph, nachdem er von Gott in einem Traum gewarnt wurde, nahm das kleine Kind und seine Mutter und floh mit ihnen nach Ägypten. Zu Beginn des Dienstes unseres Herrn versuchte Satan ihn dazu zu bringen, sich von der Zinne des Tempels hinabzustürzen. Bei einer anderen Gelegenheit, als Jesus vom Werk des Tages ermüdet war und in einem der Boote für ein paar Minuten schlief, peitschte der Fürst der Macht die Winde über das Galiläische Meer zu einem solchen Ungestüm auf, daß die Jünger befürchteten, das kleine Schiff würde kentern. Und es änderte sich nichts, bis der Schöpfer des Meeres ihm befahl, still zu sein, so daß der Plan des Satans vereitelt wurde.

Es könnten noch viele andere Beispiele erwähnt werden, in denen der Teufel versuchte unseren Herrn davon abzuhalten, sich selbst als ein Opfer für die Sünde hinzugeben. Vielleicht war die größte Gelegenheit dazu gegeben, während er am Kreuz war. Geschwächt durch seine Leiden, gequält von seinen unbarmherzigen Feinden, als er hilflos zwischen Himmel und Erde hing, forderte ihn der Satan auf, seine Göttlichkeit zu demonstrieren, indem er vom Kreuz herabsteige. „Der du den Tempel abbrichst und in drei Tagen aufbaust, rette dich selbst! Wenn du Gottes Sohn bist, so steige herab vom Kreuz!” - Matthäus 27:40 Aber Herrlichkeit seinem gesegneten Namen, er schwankte niemals, geduldig und majestätisch trug er seine Leiden in Stille, bis er im Triumph ausrief: „Es ist vollbracht!” und seinen Geist in die Hände des Vaters übergab. Aber der Teufel hatte noch eine andere Trumpfkarte auszuspielen. Jesu heiliger Leib wurde vom Kreuz genommen und in eine Grabkammer gelegt. Satan beschäftigte sich dann damit, zu sehen, daß sie sicher versiegelt und von einer Kompanie Soldaten der Römer bewacht wurde. Satan dachte, wenn er nur darin erfolgreich ist, den Leib in der Grabkammer zu bewahren, so hat er triumphiert. Aber wiederum wurde er besiegt. Das Grab kann sein Opfer nicht behalten, der Tod kann den Herrn des Lebens nicht behalten. Er stand vom Grab in einem mächtigen Triumph über seinen Feind auf - Halleluja, Christus ist auferstanden! Und er lebt heute und ist lebendig für immer.

Nun stellen sich uns folgende Fragen: Hat Satan in seiner Verzweiflung aufgegeben, nachdem seine Pläne vereitelt wurden, und er in jeder Weise besiegt worden ist? Nachdem er verfehlt hatte dessen Menschwerdung zu verhindern, daß unser gesegneter Herr „Fleisch wurde” - Johannes 1:14? Nachdem er verfehlt hatte zu verhindern, daß er sich selbst opferte als ein Opfer für die Sünde, nachdem er verfehlt hatte seinen Leib in der Gefangenschaft des Todes zu halten? Hat er in seinen Anstrengungen das Werk Christi zu zerstören nachgelassen? Hat er seine Haltung gegenüber dem Sohn Gottes geändert, oder setzt er seine bösartigen Taten weiter fort? Bemüht er sich weiter darum, die Auswirkungen des Werkes Christi ungültig zu machen? Ist er noch begierig damit beschäftigt die Wirksamkeiten des Kreuzes zu vernichten? Eine Antwort auf diese Fragen ist von größter Bedeutung.

Wieder müssen wir das unfehlbare Wort studieren, wenn wir eine zuverlässige Antwort erhalten möchten. In dem Gleichnis vom Unkraut hat unser Herr Satans Methoden während seiner Zeit der Abwesenheit von dieser Welt enthüllt. Nachdem der Sohn des Menschen damit begonnen hatte, das Wort Gottes zu verbreiten, begann der Satan ebenso zu säen und streute überall seinen Unkrautsamen zwischen den Weizen. Wir sollten dem besondere Bedeutung beimessen, daß er weder Dornen noch Disteln säte, sondern etwas, das dem echten Korn so ähnlich ist, daß es bis zur Zeit der Ernte nicht möglich ist, es von dem anderen zu unterscheiden. Erst dann ist zu sehen, daß das Unkraut, obwohl es in jeder Hinsicht dem Weizen ähnlich war, keine Frucht trug, keinen Ertrag hervorbrachte. Zusammengefaßt - so wie Satan früher dachte das Werk Christi auf dem Weg der Vorwegnahme zu vernichten, ist er jetzt damit beschäftigt, die Auswirkungen des Todes Christi durch die Methode der Nachahmung zu verhindern. Daraus folgt, wie Christus ein Evangelium besitzt, muß auch Satan ein Evangelium haben. Und es liegt in der Natur der Sache, daß es ein Evangelium sein muß, welches dem Evangelium Christi so sehr gleicht, daß es ermöglicht, die Unachtsamen leicht zu täuschen und die Nichterlösten zu betrügen. Es ist jetzt unsere Aufgabe, sein Evangelium zu erklären, und es mit der Hilfe des Geistes bloßzustellen.

Das Evangelium Satans ist weder ein System von revolutionären Prinzipien noch ein Programm der Anarchie. Es ruft nicht zum Krieg und zum Streit auf, sondern zum Frieden und zur Sicherheit. Es bringt nicht die Mutter gegen ihre Tochter auf und den Vater gegen seinen Sohn, sondern fördert den brüderlichen Geist, durch den das Geschlecht als eine große Bruderschaft betrachtet wird. Es sucht nicht die Laune zu verderben und den natürlichen Menschen herabzusetzen, sondern ihn zu bessern und zu erheben. Um eine volkstümliche Redensart zu benutzen, es beruft sich auf „das Beste, alles was in uns gut ist”. Es zielt darauf ab, diese Welt zu einer so behaglichen und passenden Heimat zu machen, daß die Abwesenheit Christi nicht empfunden und Gott nicht benötigt wird. Es bemüht sich die Menschen so zufrieden mit diesem Leben zu machen, daß sie völlig gleichgültig gegenüber dem Leben danach sind. Es fördert die Prinzipien eigener Opfer, Mitleid, Mildtätigkeit und Wohlwollen, indem es die Menschen lehrt, für das Gute der anderen zu leben und zu allen freundlich zu sein. Für diejenigen, die auf die Bedingungen desselben achtgeben und dessen Befehlen gehorchen, verspricht es Entwicklung von bestimmten innewohnenden verborgenen Kräften, die Beseitigung von den mehr schwer verständlichen Problemen der menschlichen Gemütsverfassung und der Anhäufung von esoterischem Wissen, welches der Mehrheit verborgen ist. Kurz gesagt, es erklärt, daß alle, die von der verbotenen Frucht essen werden, „wie Gott sein werden”.

Im Gegensatz zum Evangelium Christi besteht das Evangelium Satans aus Werken. Seine fundamentalen Prinzipien sind: Errettung durch gute Taten, Erlösung durch menschliche Verdienste, und Wiedergeburt durch Besserung. Seine sakramentale Phrase ist: „Sei gut und tue Gutes”. Sein Motto ist: „Tu anderen, was du wünschst, daß sie dir tun sollen”. Seine verschiedenen Verzweigungen und Organisationen sind vielfältig. Reformbewegungen der Enthaltsamkeit, christlich-sozialistische Bündnisse, ethische Kulturgesellschaften, Friedenskongresse und verschiedene andere Organisationen sind alle damit beschäftigt (vielleicht unwissend) in der Verkündigung dieses Evangelium des Satans - Rechtfertigung durch Werke. Das Unterpfand ersetzt Christus, gesellschaftliche Reinheit, vielmehr als individuelle Wiedergeburt, ist das Idol der Stunde; die Kultivierung des Fleisches wird als praktischer bezeichnet als die „Geburt” (Zeugung) des Geistes, während nach universalem Frieden ausgeschaut wird ohne die Vermittlung des Friedefürsten. Die Apostel des Satan sind keine Gastwirte und Mädchenhändler, sondern zum größten Teil eingesetzte Geistliche. Tausende von ihnen, die die heutigen Lehrstühle einnehmen, sind nicht eingeladen die Grundlagen des christlichen Glaubens darzustellen, sondern sind von der Wahrheit abgewichen und achten auf Fabeln. Anstatt die Ungeheuerlichkeit der Sünde zu vergrößern und ihre ewigen Folgen darzulegen, verkleinern sie sie, indem sie erklären, daß Sünde bloß Unwissenheit ist, der Mangel an Gutem. Anstatt ihre Hörer zu warnen, „vor dem kommenden Zorn zu fliehen”, lassen sie Gott als einen Lügner erscheinen, indem sie erklären, daß Er zu liebevoll ist, Seine eigenen Kinder zu vernichten, und zu barmherzig, eine Seiner eigenen Schöpfungen in die ewige Verdammnis zu schicken. Anstatt zu predigen, „ohne Blutvergießen gibt es keine Vergebung” - Hebräer 9:22 -, halten sie an Christus nur als einem großen Beispiel fest und raten ihren Zuhörern „seinen Schritten zu folgen”. „Denn da sie Gottes Gerechtigkeit nicht erkannten und ihre eigene aufzurichten trachteten, haben sie sich der Gerechtigkeit Gottes nicht unterworfen.” - Römer 10:3 „Denn solche sind falsche Apostel, betrügerische Arbeiter, die die Gestalt von Aposteln Jesu Christi annehmen. Und kein Wunder, denn der Satan selbst nimmt die Gestalt eines Engels des Lichts an; es ist daher nichts Großes, wenn auch seine Diener die Gestalt von Dienern der Gerechtigkeit annehmen, und ihr Ende wird ihren Werken entsprechen.” - 2. Korinther 11:13 - 15

Zusätzlich zu der Tatsache, daß Hunderte von Kirchen ohne einen Leiter sind, der getreulich den ganzen Ratschlag Gottes erklären und Seinen Weg der Errettung darstellen wird, möchten wir auch daran erinnern und die beklagenswerte und bedrohliche Tatsache ansprechen, daß die Mehrheit diese Versammlungen keineswegs besucht, um zu lernen, und sehr wenige die Möglichkeit haben, die Wahrheit für sich zu lernen. Der Hausaltar, wo ein Teil des Wortes Gottes täglich zu lesen erwünscht war, gehört jetzt - selbst in den Heimstätten von nominellen Christen - der Vergangenheit an. Die Bibel wird nicht von der Kanzel aus ausgelegt und wird nicht im Kirchenstuhl gelesen. Die Forderungen dieser dahineilenden Zeit sind so viele, daß die Mehrheit der Menschen wenig Zeit hat und noch weniger wünscht, über die Dinge Gottes nachzudenken. Daher ist die Mehrheit, die zu sorglos ist, für sich selbst nachzusuchen, der Barmherzigkeit jener überlassen, die sie dafür bezahlen, für sie zu suchen - denen, die ihr Vertrauen mißbrauchen, indem sie Wirtschaftlichkeit und soziale Probleme studieren anstatt der Wahrheitsschriften.

In den Schriften, die wir als Grundlage dieser Bemerkungen über das Evangelium Satans - des Teufels Täuschung - angeführt haben, wird dies als ein Weg beschrieben, „der dem Menschen gerade erscheint”. Es ist anzumerken, daß dies in einer so überzeugenden Sprache dargelegt wird, daß es an die Gefühle appelliert, und sich in einer solch schlauen Weise fortsetzt, daß es sich der Intelligenz seiner Zuhörer selbst auslegt. Der Erfolg eines kriminellen Falschmünzers ist davon abhängig, wie sehr das Falschgeld der echten Münze gleicht. Eine Lüge ist nicht so sehr die absolute Verneinung als das Verdrehen der Wahrheit. Daher ist eine halbe Lüge in ihrer Auswirkung immer gefährlicher als die ganze Wahrheit. Folglich, wenn der Vater der Lügen den Lehrstuhl einnimmt, leugnet er nicht ausdrücklich die großen Lehren der Christenheit, sondern bestätigt sie stillschweigend, um dann damit zu beginnen, eine irrige Darlegung und eine falsche Anwendung zu tätigen. Er würde zum Beispiel nicht so töricht sein, seinen Unglauben an einen persönlichen Gott zu verkünden - er nimmt Seine Existenz als bewiesen an, und gibt dann eine falsche Beschreibung Seines Charakters. Er verkündigt, daß Gott der Vater aller Menschen ist, wenn die Schriften uns deutlich sagen, wir sind „Söhne Gottes durch den Glauben in Jesus Christus.” - Galater 3:26 Auch würde der Satan nicht so offenkundig einen Fehler machen, die zentrale Figur der menschlichen Geschichte zu ignorieren, nämlich Jesus Christus. Stattdessen ist er bereit zuzugestehen, daß er der vollkommenste Mensch war, der jemals lebte. Die Aufmerksamkeit wird auf seine Taten des Mitleids und Werke der Barmherzigkeit gelenkt, auf die Schönheit seines Charakters und die Zartheit seiner Lehren. Sein Leben wird gelobt, aber sein Tod ignoriert. Das so wichtige Erlösungswerk am Kreuz wird niemals erwähnt. Es ist ein blutloses Evangelium und ein Leben ohne das Kreuz, und bezüglich seiner Person wird er bloß als ein edler Mensch betrachtet.

2. Korinther 4:3 und 4 ist eine Schriftstelle, welche eine Fülle von Licht auf unsere gegenwärtige Betrachtung wirft. Dort wird uns gesagt: „Wenn aber unser Evangelium doch verdeckt ist, so ist es (nur) bei denen verdeckt, die verlorengehen, den Ungläubigen, bei denen der Gott dieser Welt den Sinn verblendet hat, damit sie den Lichtglanz des Evangeliums von der Herrlichkeit des Christus, der Gottes Bild ist, nicht sehen.” Er verblendet den Sinn der Ungläubigen, indem er das Licht des Evangeliums des Christus verdeckt, dadurch, daß er seine eigene Version der Wahrheit präsentiert. Er wird daher in Offenbarung 12:9 angemessen als „der Teufel und Satan, der den ganzen Erdkreis verführt”, bezeichnet. Mit der bloßen Berufung auf „das Beste, das in dem Menschen ist”, und in dem bloßen Ermahnen ihn „zu einem edleren Leben zu führen”, wird eine allgemeine Plattform für alle Schattierungen von Meinungen und jede Schattierung philosophischer Spekulation errichtet. Atheisten, Pantheisten, Unitarier und alle anderen Sektierer können vereint diese allgemeine Botschaft verkündigen.

Wir zitieren ein weiteres Mal unsere Leittextstelle: „Da ist ein Weg, der einem Menschen gerade erscheint, aber zuletzt sind es Wege des Todes.” Des Teufels Täuschung ist die, daß wir errettet werden können durch unsere eigenen Werke und gerechtfertigt werden können durch unsere eigenen Taten. Währenddessen sagt Gott uns: „Denn aus Gnade seid ihr errettet durch Glauben … nicht aus Werken, damit niemand sich rühme.” Und wiederum: „nicht aus Werken, die, in Gerechtigkeit (vollbracht), wir getan hätten, sondern nach seiner Barmherzigkeit durch die Waschung der Wiedergeburt und Erneuerung des Heiligen Geistes.” Epheser 2:8 und 9, Titus 3:5

Vielleicht mag an dieser Stelle die Schilderung einer persönlichen Erfahrung angebracht sein. Vor einiger Zeit lernte der Autor dieses Artikels jemanden kennen, der Laienpriester war und seines Erachtens ein enthusiastischer Arbeiter. Er war seit über sieben Jahren mit persönlichem Predigen und religiösen Aktivitäten beschäftigt. Aber wegen der Verwendung bestimmter Ausdrücke und Phrasen, war der Autor in seinem eigenen Herzen nicht davon überzeugt, daß sein Bekannter wirklich ein „wiedergeborener” (wiedergezeugter) Mensch war. Als er ihn zu fragen begann, fand er heraus, daß er nur sehr lückenhaft mit den Schriften vertraut war, und nur ein sehr vages Konzept über das Werk Christi für die Sünder besaß. Für eine Zeit lang versuchte der Autor, den Plan der Errettung auf eine einfache und unpersönliche Art und Weise in der Hoffnung darzustellen, wenn er noch nicht errettet wäre, Gott ihm den Erretter für Sünder offenbaren würde. Zu seiner Freude bekannte er eines Tages, der sieben Jahre aus seiner Sicht das Evangelium gepredigt hatte, Christus erst in der vorhergehenden Nacht gefunden zu haben. Er bekannte, um seine eigenen Worte zu wiederholen, daß er zuvor das „christliche Ideal” gepredigt habe, aber nicht den Christus des Kreuzes. Er hatte versucht Christus als die „Wahrheit” zu erkennen, bevor er Christus als den „Weg” erkannt hatte.

Der Autor glaubt, daß es Tausende Menschen gibt, die diesem Priester ähnlich sind, die aus Studiengängen und sonstigen Schulen hervorgingen, und über die Geburt, das Leben und die Lehren Christi belehrt wurden, die der Lebensgeschichte seiner Person Glauben schenken, und die denken, daß dies alles ist, was zu ihrer Errettung nötig ist. Wenn sie das Erwachsenenalter erreichen und in die Welt hinausgehen, treten sie den Angriffen der Atheisten und Ungläubigen entgegen, die erklären, daß solch eine Person wie Jesus von Nazareth niemals gelebt habe. Aber die Eindrücke ihrer früheren Tage können nicht so leicht ausgelöscht werden, und sie bleiben standhaft bei ihrer Erklärung, daß sie an Jesus Christus glauben. Wenn wir jedoch ihren Glauben prüfen, werden wir oft bemerken, daß obwohl sie an Jesus Christus glauben, sie ihm nicht glauben! Sie glauben mit dem Kopf, daß solch eine Person gelebt hat, (und weil sie dies glauben, bilden sie sich ein, daß sie gerettet sind), aber sie glauben nicht mit dem Herzen, daß diese Person starb, um sie von ihren Sünden zu erretten. Eine bloße verstandesmäßige Billigung gegenüber der Realität der Person Christi, die nicht weiter geht, ist eine andere Phase des Weges welche „dem Menschen gerade erscheint”, aber „zuletzt sind es Wege des Todes!”

Wir können hier nicht ausführlicher darauf eingehen, als nur auf andere Ausgänge dieses Wegen hinzuweisen, „die dem Menschen gerade erscheinen”. Diejenigen, die auf eine äußere Form der Gottseligkeit vertrauen, die religiös sind, weil es als ein Zeichen des Ansehens betrachtet wird, die Kirchengebäude aufsuchen, weil es Mode ist, dies zu tun, und die manche Kirchen besuchen, weil sie sich einbilden, daß ein solcher Schritt sie berechtigt, Christen zu werden, diese alle befinden sich auf dem Weg, der zuletzt zum Tod führt, - geistigem und ewigem Tod.

Und jetzt, liebe Leser, wo stehen wir? Gehen wir auf dem Weg, welcher „gerade erscheint”, oder welcher zuletzt zum Tode führt, oder gehen wir auf dem „Schmalen Weg”, der zum ewigen Leben führt. Vertrauen wir auf uns selbst oder auf Christus? Ein frommes Leben, ein sich aufopfernder Geist, anziehende Lebensgewohnheiten, eine wohltätige Sinnesart, reguläre Teilnahme an religiösen Diensten, Gebete sprechen und sogar die Bibel lesen, keine von diesen Dingen - nein, nicht einmal alle zusammen - können ohne Glaube an das Blut Christi einen Reisepaß für uns für den Himmel erwirken. Wenn irgendeine der zuvor erwähnten Tugenden jemals eine einzige Seele erretten könnte, wo wäre da die Notwendigkeit für den Tod von Jesus Christus? Nein, ewiges Leben ist weder ein Lohn noch eine Belohnung, sondern das freiwillige Geschenk Gottes durch Jesus Christus, unseren Herrn. Reinigen wir jedoch unsere Beweggründe, veredeln unsere Absichten, lassen unsere Absichten wohlmeinend sein, Gott kann uns nicht als einen Sohn annehmen, bis wir Seinen Sohn angenommen haben.



Tagesanbruch Bibelstudien- Vereinigung