Purpur, Karmesin und Byssus

Wir lesen in 2. Mose Kapitel 25: „Und der Herr redete zu Mose und sprach: Rede zu den Söhnen Israel (und sage ihnen), sie sollen ein Hebopfer für mich nehmen! Von jedem, dessen Herz ihn antreibt, sollt ihr mein Hebopfer nehmen. Dies aber ist das Hebopfer, das ihr von ihnen nehmen sollt: Gold, Silber und Bronze (Kupfer), violetter und roter Purpur, Karmesinstoff, Byssus und Ziegenhaar, rotgefärbte Widderfälle, Häute von Delfinen (Seehundfelle) und Akazienholz; Öl für den Leuchter, Balsamöle für das Salböl und für das wohlriechende Räucherwerk; Onyxsteine und (andere) Edelsteine zum Einsetzen für das Efod und die Brusttasche. Und sie sollen mir ein Heiligtum machen, damit ich in ihrer Mitte wohne.” - 2. Mose 25:1 - 8

Israel stand am Ende einer jahrhundertelangen Knechtschaft und Ausbeutung, wie sollten sie da in den Besitz von solchen Kostbarkeiten wie Gold; Silber und Edelsteinen gekommen sein? Wie sollten sie als unterdrückte Sklaven Purpur, Karmesin und Byssus besitzen, die sie Gott zum Hebopfer hätten geben können?

Die Antwort auf diese Frage gibt uns die Schrift. Wir wissen, daß die Israeliten nach der zehnten Plage, bevor sie in aller Eile auszogen, die Ägypter „beraubten”, wie es wörtlich geschrieben steht. Dies geschah nach Gottes Willen, der die Furcht vor Seinem Volk Israel in die Herzen der Ägypter gegeben hatte, die nach allem, was sie während der zehn Plagen durchgemacht hatten, froh waren, die Israeliten möglichst schnell los zu werden.

So lesen wir in 2. Mose 3:21 und 22: „Wenn ihr auszieht, sollt ihr nicht mit leeren Händen (aus)ziehen. (Jede) Frau soll von ihrer Nachbarin und von ihrer Hausgenossin silberne Schmuckstücke und goldene Schmuckstücke und Kleidung fordern. Die sollt ihr euren Söhnen und Töchtern anlegen und so die Ägypter ausplündern.” - siehe auch 2. Mose 12:35 und 36

Wenn wir bedenken, daß die Israeliten den Ägyptern vierhundert Jahre Sklavendienste leisteten, so war dies nur als eine ihnen zustehende gerechte Entlohnung zu betrachten.

Gott hatte zu Mose gesagt: „Sie sollen ein Hebopfer für mich nehmen! Von jedem, dessen Herz ihn antreibt, sollt ihr mein Hebopfer nehmen.” So brachte jeder, „dessen Herz willig war”, und jeder „den sein Herz willig machte”, und jeder, „dessen Geist ihn trieb”, jede Frau, „die ein weises Herz hatte”, und alle Frauen, „die ihr Herz mit Weisheit dazu trieb”, ihr persönliches Hebopfer für den Herrn dar. - 2. Mose 35: 10, 21, 22, 25 und 26

Wie wir denn auch in 2. Mose 35:29 lesen: „Die Söhne Israel, alle Männer und Frauen, deren Herz sie antrieb, zu dem ganzen Werk beizutragen, das zu tun der HERR durch Mose geboten hatte, brachten dem Herrn eine freiwillige Gabe.”

Wir können diesen Worten entnehmen, daß Gott Sein Volk prüfte, daß Er ihre Herzen prüfte, ob sie Ihm mit Freuden dienen wollten und bereit waren alles herzugeben, auch das, was für sie einen großen Wert darstellten mochte. In den Sprüchen lesen wir: „Gib mir, mein Sohn, dein Herz, und deine Augen laß an meinen Wegen Gefallen haben.” - Sprüche 23:26

Es war aber jedem Einzelnen freigestellt dem Aufruf zu einem solchen Hebopfer Folge zu leisten oder nicht, und es war in ihre Hand gegeben, welche Materialien sie aus ihrem Besitz zum Hebopfer geben wollten. - 2. Mose 35:29

Wenn wir lesen, daß das Volk später, als Mose auf dem Berg war, Aaron beauftragte ein goldenes Kalb zu machen und Aaron sagte: „Reißt die goldenen Ringe ab, die an den Ohren eurer Frauen, eurer Söhne und eurer Töchter sind”, so scheint es, daß nicht alle Herzen zuvor dazu bereit gewesen waren ihrem Gott ihr Gold zum Hebopfer zu geben, als Er sie dazu aufrief. - 2. Mose 32:2

Neben Gold, Silber und Kupfer, kostbaren Duftstoffen und Ölen, und bestimmten Fellen werden hier, wie auch an anderen Stellen in der Schrift „violetter und roter Purpur, Karmesinstoff und Byssus” genannt, und es ist bezeichnend, daß sie zumeist zusammen genannt werden. In den Stiftshütteneinrichtungen finden wir den „roten und blauen Purpur, den Karmesinstoff und Byssus” sowohl in den drei Vorhängen als auch in der Cherubimdecke über dem Heiligtum, wie auch in der Amtskleidung des Hohenpriesters.

Vier Farben in Buntwirkerarbeit im Tor zum Vorhof

Stellen wir uns vor, wir kämen aus dem Lager Israels und würden uns dem Zelt der Zusammenkunft nähern, was würden wir als erstes erblicken? Wir würden zuerst die an Pfosten aufgehängten weißleinenen Vorhänge erblicken und inmitten der Vorhänge das Tor des Vorhofs, welches in vier leuchtenden Farben sich auffällig von dem Weiß der Vorhänge abheben würde. Von diesem Tor steht geschrieben: „Den Vorhang für das Tor des Vorhofs aber (machte er) in Buntwirkerarbeit, aus violettem und rotem Purpur, Karmesinstoff und gezwirntem Byssus … .” - 2. Mose 38:16

Mit der künstlerischen Gestaltung wurde ein Israelit namens Oholiab beauftragt, „…ein Kunsthandwerker, und Kunststicker und Buntwirker in violettem und rotem Purpur, Karmesinstoff und Byssus”, heißt es in 2. Mose 38:23.

Was wissen wir im einzelnen über die Kunststicker-, und Buntwirkerarbeit und über die Farben und Stoffe der Vorhänge in der Stiftshütte?

Die hier zuerst genannte Farbe ist der Purpur, der aus dem Sekret einer Schnecke gewonnen wurde, die im Mittelmeerraum vorkam. Es hing dabei jeweils von den Zusätzen und der Länge der Bearbeitung ab, ob man einen roten oder mehr blauvioletten Farbton zu erzielen wünschte.

Unter „blauem Purpur” verstehen wir ein dunkles violett. Es wird berichtet, daß vorwiegend die Phönizier mit Purpur handelten. Roter und blauer Purpur waren die Farben der Könige und Fürsten, der Vornehmen und Reichen, sowie des Hohenpriesters und der Priester. - Ester 8:15, Hesekiel 23:6, Daniel 5:29, Sprüche 31:22, Lukas 16:19 und 2. Mose 28 Schon die Könige von Midian trugen Purpurkleider, wie wir aus dem Buch der Richter erfahren. - Richter 8:26 Der reiche Mann, über den Lukas 16:19 berichtet, war mit Purpur bekleidet. Auch in unserer heutigen Zeit tragen die Kardinäle in der katholischen Kirche eine auffällig rote Amtstracht, deren Farbe als „Kardinalspurpur” bezeichnet wird.

Als nächste Farbe wird Karmesin erwähnt. Karmesin hat die Farbe des arteriellen Blutes und wird auch als Scharlachrot bezeichnet. Der Name ist persischen Ursprungs und bedeutet „Wurm”. Die Würmer der Kermes-Schildlaus wurden getrocknet und pulverisiert, und aus der Verarbeitung des Pulvers ergab sich der rote Farbstoff zur Färbung der Garne. In Jesaja 1:18 lesen wir: „Wenn eure Sünden (rot) wie Karmesin sind, wie Schnee sollen sie weiß werden.” Offenbarung 17 spricht in den Versen 3 und 4 von einer Frau, die mit Purpur und Scharlach bekleidet ist und auf einem scharlachroten Tier sitzt.

Die Bezeichnung Byssus soll aus der aramäischen Sprache von dem Wort „Bus” kommen, das eine weiße oder gelbliche Farbe bezeichnet. Als Byssus wird in den Bibelübersetzungen ein feines und kostbares Baumwollgewebe beschrieben, das oft auch als „feine Leinwand” bezeichnet wird. David trug ein Gewand aus feiner Leinwand wie auch Josef, als er Vizekönig von Ägypten war. - 1. Chronik 15:27 Von Mordokei wird im Buch Ester in Kapitel 15 gesagt, daß er in „königlicher Kleidung” erschien: „in violettem Purpur und weißem Leinen … und einem Mantel aus Byssus und rotem Purpur.” - Ester 8:15 In einigen Nachschlagewerken werden die Drüsenfäden einer Muschel, die einem sehr feinen Nylonfaden entsprechen sollen, als „Byssus” bezeichnet.

Farben haben für den Menschen eine bestimmte symbolische Bedeutung. So sagt man sprichwörtlich: „grün” ist die Hoffnung, „blau” die Treue, „rot” hat etwas mit Liebe zu tun, und findet in einem Geschenk roter Rosen ihren Ausdruck; „gelb” wird als ein Zeichen für Falschheit angesehen.

Für uns als Schriftforscher ist es jedoch bedeutsamer etwas über die symbolische Bildersprache der Bibel zu erfahren, denn Farben haben auch im Wort Gottes oft eine ganz gezielte Bedeutung.

So sagt Bruder Russell über die symbolische Bedeutung der Farben im Ephod des Hohenpriesters folgendes: „Das Karmesin, der blaue und der rote Purpur usw., aus denen das Ephod bestand, zeigten die Bedingungen der beiden Bündnisse. Das Karmesin zeigt, wie Gott die Erlösung vom adamischen Fluche durch das Blut des Lösegeldes vorsah. Das weiße Leinen zeigt die Wiederherstellung des Menschen zu seiner ursprünglichen Reinheit an. Der blaue Purpur sichert ihm die Hilfe und Kraft zu, seinen gerechten Charakter in Treue zu bewähren. Der rote Purpur verkündet das Mitwirken der königlichen Macht des Reiches. Alle diese miteinander verwobenen Segnungen sind gesichert durch die göttliche Macht des gesalbten Priesters, dargestellt durch den eingewebten Goldfaden.” - Zitatende - (Die Stiftshütte, Seite 36)

Wir entnehmen diesem Zitat, daß Bruder Russell das scharlachrote Karmesin mit der Farbe des Blutes in Verbindung bringt, mit dem vergossenen Erlösungsblut unseres Herrn. In dem weißen Leinen, dem Byssus, sieht er die ursprüngliche Reinheit des Menschen, bevor er sündigte, und zu der er durch das reinigende Blut Jesu wiederhergestellt werden soll, was auch in den Worten der Schrift zum Ausdruck kommt: „Wenn eure Sünden (rot) wie Karmesin sind, wie Schnee sollen sie weiß werden.” - Jesaja 1:18 Der blaue Purpur des Oberkleides des Hohenpriesters wird als ein Hinweis auf dessen Treue angesehen, und der rote Purpur spricht von seiner der königlichen Macht.

Es ist an dieser Stelle angebracht, daß wir hier besonders darauf hinweisen, daß die Farbe von rotem Purpur sowohl bei der Kleidung von Königen als auch Priestern in Erscheinung trat.

Wenn wir nun zum Tor des Vorhofes zurückgehen und die vier gleichen Farben, die wir in der Kleidung des Hohenpriesters betrachtet haben, nämlich „roter und blauer Purpur, Karmesinstoff und gezwirnter Byssus” hier im Eingangstor in der gleicher Kunstwirkerarbeit verarbeitet sehen, so mag uns dies daraufhinweisen, daß es sich hier um die gleiche symbolische Aussage handelt und somit etwas über die gleiche Persönlichkeit aussagen, über Jesus Christus, unseren Herrn.

Der Herr Jesus sagte von sich: „Ich bin der Weg … niemand kommt zum Vater als nur durch mich.” Und „Ich bin die Tür der Schafe” - „Ich bin die Tür; wenn jemand durch mich hineingeht, so wird er errettet werden und wird ein- und ausgehen und Weide finden.” - Johannes 14:6, 10:7 und 9

Das „Tor” zum Vorhof spricht somit in vier symbolischen Farben zu uns.

Die Zahl vier ein Symbol der Ganzheit oder Vollendung

Wenn wir die Schriften mit Aufmerksamkeit studieren, so bemerken wir, daß bestimmte Zahlen, unter ihnen die sieben, die drei, die zwölf und auch die Zahl vier, besonders häufig erscheinen. Zahlen haben ihre ganz besondere symbolische Bedeutung, wie wir an dem Beispiel der Zahl sieben, als Symbol der Vollkommenheit erkennen können. Wir finden die Zahl „vier” in der gesamten Schrift, beginnend mit dem Paradies und seinen „vier Flüssen”, die sich außerhalb des Garten Edens zu einem Strom vereinigten. Es ist von den „vier Enden der Erde” die Rede, den „vier Himmelsrichtungen”, den „vier Jahreszeiten”, den „vier Elementen”, Feuer, Luft, Wasser, Erde, den „vier lebendigen Wesen des Thrones Gottes”, den „vier Tieren im Buch Daniel”, den „vier großen Propheten - Jesaja, Jeremia, Hesekiel und Daniel” und im besonderen den vier Evangelien, - Matthäus, Markus Lukas und Johannes.

Dann haben wir innerhalb der Siftshütte vier goldene Ringe für die Tragestangen, vier Kelche als Details des goldenen Leuchters, vier Säulen aus Akazienholz, vier Füße von Silber, vier Hörner des Altars und nicht zuletzt die vier Farben, die wir im Zusammenwirken in den Vorhängen, in den vier Teppichen des Zeltes und in der rituellen Bekleidung des Hohenpriesters wiedererkennen.

Vier Evangelien geben uns den wahrhaftigen Bericht über das Leben und Werk unseres Herrn, über seine himmlische Herkunft, über seine Geburt als Mensch, über sein Leiden und Sterben, über seine Auferstehung am dritten Tag und seine Entrückung in den Himmel und den Hinweis auf sein zweites Kommen. Es ist nachvollziehbar, daß nicht jeder der vier Evangelisten in allen Details das Gleiche berichtet, denn sie schrieben ihre Berichte aus der jeweiligen Motivation die sie antrieb, und ihrer individuellen Sicht, in der sich ihnen das Leben und Wirken Jesu Christi offenbarte, dem einen als „König der Könige”, dem zweiten als „vollkommener Mensch oder Sohn des Menschen”, dem dritten als „leidender Gottesknecht”, und dem vierten als „Sohn Gottes”.

Bei aller Unterschiedlichkeit im Stil und im Buchstaben ihrer persönlichen Berichterstattung wurden sie doch alle durch den Geist Gottes geleitet, sie waren inspiriert nur das niederzuschreiben, was ihnen der Geist Gottes eingab. Und der Geist Gottes leitete sie dabei zu vier persönlich unterschiedlichen Blickwinkeln, in denen sie Jesus Christus sahen und darstellen sollten. Letztlich ist es bewundernswert festzustellen, daß sich die vier Evangelien in ihren Aussagen zu einem harmonischen Gesamtbild ergänzen, aber nicht widersprechen, wie von manchen Kritikern zu Unrecht behauptet wird. Bildlich gesehen können wir sagen, daß es sich wie bei vier verschiedenen Künstlern verhält, die das gleiche Bild malen, dabei aber in ihrer Farbgebung unterschiedlich sind.

Tatsächlich können wir eine solche bildliche Farbgebung in Bezug zu dem zuvor erwähnten violettem und roten Purpur, Karmesin (Scharlach) und Byssus in den vier Evangelien wiedererkennen, die im Ganzen ein harmonisches Bild ergeben.

Wie wir schon festgestellt haben, hat die Zahl „vier” in der Heiligen Schrift ihre besondere symbolische Bedeutung. Sie stellt symbolisch die Ganzheit, die Vollendung oder auch Zusammengehörigkeit dar, wie sie auch in der Gesamtsicht der vier Evangelien von Matthäus, Markus, Lukas und Johannes zum Ausdruck kommt.

Matthäus zeigt Christus als König

Was wissen wir über Matthäus und sein Evangelium?

Aus dem Vorwort zum Matthäus-Evangelium der Scofield-Bibel zitieren wir auszugsweise: „Matthäus, auch Levi genannt, ist der Schreiber des ersten Evangeliums. Das Evangelium Matthäus, das ursprünglich für Juden geschrieben wurde, stellt Christus als den Sohn Davids und den Sohn Abrahams dar. Weil er als König gezeigt wird ist seine Abstammung auch auf den König David zurückgeführt … Siebenmal in diesem Evangelium wird Christus der Sohn Davids genannt. Nur in Matthäus spricht Christus von seinem „Thron der Herrlichkeit” - 19:28, 25 und 31 Zudem wird nur hier in den Evangelien Jerusalem als die heilige Stadt bezeichnet und als „die Stadt des großen Königs”. Weil Matthäus das Evangelium des Königs ist, ist es auch das Evangelium des Königreichs; das Wort „Reich” kommt darin mehr als fünfzig Mal vor, und der Ausdruck „das Reich der Himmel”, der nirgends anders im Neuen Testament vorkommt, erscheint hier ungefär dreißig Mal.” - Ende des Zitats.

Es ist das Vorhaben des Evangelisten Matthäus unseren Herrn als König eines Königreiches zu zeigen, als den „König aller Könige und Herrn aller Herren”. Als Symbolfarbe dieser Herrlichkeit als „König der Könige” kommt nur eine Farbe in Betracht, - der rote Purpur, den wir auch im Vorhang des Tores zum Vorhof finden. Roter Purpur gehörte zum Krönungsornat der Könige, und zudem war der Purpur ein Zeichen höchster Macht. „Mir ist alle Macht gegeben im Himmel und auf Erden.” - Matthäus 28:18 Um Jesus vor seiner Kreuzigung als König der Juden zu verspotten, legten die römischen Soldaten dem Herrn einen purpurfarbenen Mantel um.

Markus zeigt Christus als Knecht

Was wissen wir über Markus und sein Evangelium?

Markus, dessen hebräischer Name Johannes ist, war ein Einheimischer von Jerusalem, der seinen Onkel Barnabas und Paulus auf der ersten Missionsreise bis nach Zypern begleitete, wo er sich von ihnen trennte. Er ist der Verfasser des zweiten Evangeliums, das besonders für die römische Welt geschrieben wurde.

Während es das Anliegen des Matthäus war, unseren Herrn als König und Messias zu zeigen, ist es die Absicht des Evangelisten Markus, unseren Heiland als dienenden und leidenden Knecht des Herrn zu zeigen. Diese Sicht des Markus findet in den Worten Jesu ihre Bestätigung: „Denn auch der Sohn des Menschen ist nicht gekommen, um bedient zu werden, sondern um zu dienen und sein Leben zu geben als Lösegeld für viele.” - Markus 10:45 Weil Markus unseren Herrn als Knecht sieht, finden wir in seinem Evangelium kein Geschlechtsregister, wie wir es im Evangelium nach Matthäus haben.

Die Symbolfarbe Karmesin entspricht dieser Darstellung des Evangelisten Markus, der unseren Herrn als leidenden Knecht zeigt. Das Wort „Karmesin” ist von dem persischen Wort „Kermes” abgeleitet und bedeutet „Wurm”. Der scharlachrote Farbton erinnert an die Farbe des Blutes und damit an das für uns vergossene Blut unseres Herrn.

Die Bezeichnung „Wurm” ist nicht nur als ein Ausdruck der Hilflosigkeit und Wehrlosigkeit zu verstehen, sondern auch der Geringschätzung. In Psalm 22, der vorbildlich von der Erniedrigung und den Leiden des Christus spricht, heißt es in Vers 7: „Ich bin ein Wurm und kein Mensch, ein Spott der Leute und verachtet vom Volk.” In Jesaja 53 lesen wir: „Er war verachtet und von den Menschen verlassen, ein Mann der Schmerzen und mit Leiden vertraut … er war durchbohrt um unserer Vergehen willen, zerschlagen um unserer Sünden willen … und durch seine Striemen (und sein vergossenes Blut) ist uns Heilung geworden.”

Lukas zeigt unseren Herrn als vollkommenen Menschen

Was wissen wir über Lukas und sein Evangelium?

Lukas, der das dritte Evangelium und die Apostelgeschichte schrieb, war ein Mitarbeiter des Apostel Paulus. Mit seinem Evangelium wandte er sich sowohl an Juden als auch an die Gläubigen aus den Nationen. Er sieht Christus als den vollkommenen Menschen, der großes Mitleid mit jedem Mitmenschen zeigt, auch mit Zöllnern und Sündern. Es war die Aufgabe und das Anliegen des Evangelisten Lukas unseren Herrn als den Sohn des Menschen in seinem sündlosen und heiligen Leben zu zeigen als „heilig, sündlos, unbefleckt und abgesondert von den Sündern”.

Dieser absoluten Reinheit und Vollkommenheit entspricht im Symbol der Byssus, als ein sehr feines, weißes Leinengewebe. In Hohelied 5:10 heißt es: „Mein Geliebter ist weiß und rot, hervorragend unter Zehntausenden.” Mit der Farbe weiß, der Farbe des Byssus, scheint hier auf die Reinheit und Sündlosigkeit unseres Herrn hingewiesen zu sein, und mit der Farbe rot, der Farbe des Karmesin, auf sein für uns vergossenes Blut. In Offenbarung 19:8 steht von den Leibesgliedern Christi geschrieben: „Und ihr wurde gegeben, daß sie sich kleide in feine Leinwand, glänzend, rein, denn die feine Leinwand sind die gerechten Taten der Heiligen.”

Der Byssus hat demnach etwas mit der Reinheit und Gerechtigkeit des vollkommenen Menschen zu tun, wie wir sie in unserem Herrn vereint gefunden haben, von dem selbst Pilatus sagte: „Ich finde keine Schuld an ihm.”

Johannes zeigt unseren Herrn als den Sohn Gottes

Als letztes der vier Evangelien wollen wir das Evangelium nach Johannes betrachten. Was wissen wir über Johannes und sein Evangelium?

Johannes, Sohn des Zebedäus, war der jüngste der Apostel Jesu Christi, der zusammen mit seinem Bruder Jakobus und mit Petrus zum inneren Kreis der Jünger gehörte. Er schrieb als letzter das vierte Evangelium, das sich in seiner mehr geistigen Aussage von den synoptischen Evangelien deutlich unterscheidet. Der Apostel Johannes schrieb auch drei Briefe und das Buch der Offenbarung Jesu Christi. Er allein überlieferte in seinem Evangelium die großen Offenbarungen Jesu Christi, die mit den Worten „Ich bin” beginnen. Johannes war der Jünger, der sich beim letzten Abendmahl liebevoll an die Brust seines Meisters lehnte und seinem Herrn in seinem schlimmsten Stunden am Kreuz nahe war.

Den Zweck der Niederschrift seines Evangeliums gibt der Apostel mit den Worten in Johannes 20:31 wieder, wo es auszugsweise heißt: „… damit ihr glaubt, daß Jesus der Christus ist, der Sohn Gottes… .” -(Johannes 20:31 Die Bezeichnung „Sohn Gottes” wird im Evangelium des Johannes am häufigsten gebraucht. Zusammenfassend können wir sagen, daß es die Botschaft des Johannes war, unseren Herrn als den Sohn Gottes zu zeigen, der vom Himmel zu uns gesandt wurde.

„Blau” ist die Farbe des Himmels und so scheint der blaue Purpur hier die Farbe zu sein, die wir mit dem Johannes-Evangelium in Verbindung bringen können. Johannes erwähnt und betont in seinem Evangelium in auffälliger Weise die Bezugnahme unseres Herrn darauf, daß er als der Sohn des Vaters vom Himmel kam. - Johannes 3:13, 3:31, 6:32, 33 und 58 „Niemand ist hinaufgestiegenen in den Himmel als nur der, der aus dem Himmel herabgestiegen ist, der Sohn des Menschen.”

Darüber hinaus wissen wir, daß die Farbe blau von Treue spricht, Treue, die Jesus Christus als „der vom Himmel gekommene Sohn des Menschen” in allem gegenüber Seinem Vater zeigte, und in dem Auftrag, mit dem er zu den Menschen gesandt worden war.

Zusammenfassend können wir sagen, daß die vier Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas und Johannes jeder einzeln seinen Bericht über das Leben und Wirken Jesu schrieb, wie ihn der Geist Gottes dazu lenkte. Insgesamt gesehen ergänzen sich ihre Berichte zu dem einen Evangelium der Liebe Gottes, welches Seinen eingeborenen Sohn in Gestalt des „Messias und Königs”, des sich beugenden „Knechtes des Herrn”, des „vollkommenen Menschen und Sohn des Menschen”, und des „himmlischen Boten und Sohn Gottes” zeigt, - als frohe Botschaft für den Menschen zu seiner Errettung.

Der Apostel Paulus bezeichnet die Kirche des Evangelium-Zeitalters als das große Geheimnis, das von den Zeitaltern her verborgen war. - Kolosser 1:26 Bezogen auf die Stiftshütte mit ihren wunderbaren symbolischen und bildlichen Aussagen über Christus und die Kirche, die wir im Inneren des Heiligtums im Heiligen und Allerheiligsten finden, können wir auch hier sagen, daß diese den unbefugten Augen des Menschen verborgen blieben. Sie wurden unter anderem unter Decken aus Leinen, Ziegenhaar und miteinander verbundenen Tierfellen verborgen.

Von außen her gesehen überspannte die Stiftshütte eine Decke aus Seekuh-, oder Seehundfellen, darunter verborgen eine Decke aus rotgefärbten Widderfellen, unter dieser Decke aus Widderfellen lag eine weitere Decke aus gesponnenem Ziegenhaar, und zuletzt eine Leinendecke die mit Cherubimfiguren bestickt war. Diese innere Leinendecke, die das Heilige und das Allerheiligste überspannte, konnte nur von den diensttuenden Priestern gesehen werden. Den Blicken verborgen blieb auch die rotgefärbte Decke aus Widderfellen, die unter der Bedeckung aus Seehundsfellen angebracht war, von der es heißt: „Endlich sollst du für das Zeltdach eine Decke aus rotgefärbten Widderfellen machen und oben darüber eine Decke von Seehundsfellen.” -2. Mose 26:14

Rotgefärbte Widderfelle

Im Gegensatz zu der Decke aus Seehundfellen und der Decke aus gesponnenem Ziegenhaar, die in ihrem Naturzustand, das heißt in ihrer natürlichen Farbe verbleibend zur Abdeckung der Stiftshütte benutzt wurden, mußte die Decke aus Widderfellen rot eingefärbt werden.

Warum mußte die Decke aus Widderfellen, die zwischen der Decke aus Seehundsfellen und der Decke aus gesponnenem Ziegenhaar lag, und weder von der einen noch der anderen Seite gesehen werden konnte, rot eingefärbt werden? Und warum ausgerechnet in einem roten Farbton, mögen wir uns fragen? Welchem Zweck hätte dies dienen können, da ihre leuchtende Farbe doch zwischen den beiden Decken weitgehend verborgen blieb, - wenn nicht dem, - uns symbolisch etwas Wichtiges und Verborgenes mitzuteilen?

Die Farbe rot ist uns schon als Karmesinrot bekannt, und wir haben die symbolische Bedeutung des Karmesin als die Farbe des Blutes erklärt, im Zusammenhang mit den vier Farben im Tor des Vorhofs.

Was uns weiterhin zu denken gibt, ist die Tatsache, daß Widderfelle rot gefärbt werden sollten. Warum nicht die Seehundfelle oder die Decke aus Ziegenhaar?

Felle werden dadurch gewonnen, daß man Tiere tötet. Wir erinnern uns an dieser Stelle daran, daß Abraham zum Beweis seines unbedingten Gehorsams gegenüber Gott seinen Sohn Isaak opfern sollte. Doch der Engel Gottes wehrte ihn an der Ausführung, nachdem er Abrahams Bereitschaft zu diesem Opfer erkannt hatte, und er zeigte ihm einen Widder, der sich mit seinen Hörnern im Gestrüpp eines Busches verfangen hatte.

Und von Abraham steht geschrieben, daß er den Widder „anstelle seines Sohnes opferte”. - 1. Mose 22:12 und 13 Das Blut des Widders floß stellvertretend als ein Sinnbild für das Opfer unseres Herrn, und wir haben schon erkannt, daß bei den Opferhandlungen des vorbildlichen Versöhnungstags die Opferung eines Widders eine bestimmte Rolle spielte. So wurden zum Beispiel bei der Einweihung der Priesterschaft zwei Widder geopfert, wobei der zum Brandopfer bestimmte Widder die Opferung der Leibesglieder Christi während des Evangelium-Zeitalters vorschattet. Alle diese Handlungen sind symbolisch zu verstehen, indem sie auf ein größeres Gegenbild hinweisen.

Zusammenfassend können wir sagen, daß alle vier Farben, die wir im Tor des Vorhofs und in der Bekleidung des Hohenpriesters finden, bildlich wie symbolisch etwas über unseren Herrn und sein Erlösungswerk aussagen, - jede Farbe auf ihre Weise.

In Hohelied werden zwei Farben hervorgehoben, denn dort heißt es: „Mein Geliebter ist weiß und rot, hervorragend unter Zehntausenden.” -Hohelied 5:10

Weiß wird als erste Farbe genannt, die wir mit dem Byssus in Verbindung gebracht haben, als der Grundfarbe, in die die übrigen Farben eingewoben wurden, wie wir dies in der Kleidung des Hohenpriesters gegeben finden. Und auch die Unterpriester trugen ein weißes Leinenkleid. Byssus stellt bildlich, wie wir gesehen haben, Unbeflecktheit, Reinheit und Heiligkeit dar, wie auch Paulus von unserem Hohenpriester sagt: „Denn ein solcher Hoherpriester geziemte sich auch für uns: heilig, sündlos, unbefleckt, abgesondert von den Sündern… .” - Hebräer 7:26

Als berufene Unterpriester geziemt es sich auch für uns, unser Hochzeitskleid rein zu erhalten und es mit allem guten Stickwerk zu versehen. Dies ist unsere Aufgabe diesseits des Vorhangs, die der Herr von seinen zukünftigen Leibesgliedern erwartet.

Möge der Herr uns zu diesem bedeutsamen Werk Einsicht und Ausharren geben.



Tagesanbruch Bibelstudien- Vereinigung