Der Knabe Samuel

Um 1170 vor Christus lebte im Hügelland von Ephraim ein gottesfürchtiger Mann vom Stamm Levi mit Namen Elkana. Er hatte zwei Frauen. Die erste war Hanna, die er am meisten liebte, mit der er aber keine Kinder hatte. Die zweite war Pennina, die ihm mehrere Söhne und Töchter gebar.

In jenen Tagen stand die Stiftshütte des Herrn in Silo, ein paar Kilometer südlich von Jerusalem. Der amtierende Priester war Eli, aber er war schon sehr alt und hatte das Opferwerk seinen beiden Söhnen übertragen.

Elkana war ein gottergebener Mann, der gewöhnlich jedes Jahr nach Silo ging, und seine ganze Familie mit sich führte, um dem Herrn Lobpreis und Opfergaben darzubringen. Bei einer dieser Gelegenheiten teilte er das Opfertier, wahrscheinlich einen Stier, in verschiedene Teile und gab jedem in seiner Familie davon zum Opfern. Er gab seiner Frau Pennina und jedem ihrer Kinder gleiche Teile, aber weil er Hanna am meisten liebte und weil sie keine Kinder hatte, gab er ihr einen doppelten Anteil. Dies ärgerte Peninna und sie reizte Hanna fortwährend, indem sie ihr ihre Unfruchtbarkeit vorhielt. Wir lesen 1. Samuel 1, Verse 6 bis 8: „Und ihre Nebenbuhlerin reizte sie sehr mit kränkenden Reden … Und so ging es Jahr für Jahr; so oft sie zu des HERRN Haus wallte; kränkte jene sie also, daß sie weinte und nicht aß. Elkana aber, ihr Mann, sprach zu ihr: Hanna, warum weinst du! Und warum issest du nicht? Warum ist dein Herz so traurig? Bin ich dir nicht besser als zehn Söhne?”

Obwohl Elkanas Liebe ein großer Trost für Hanna war, wünschte sie sich so sehr einen Sohn. Jahre lang hatte sie sich danach gesehnt und danach verlangt, und sie war es so müde von Pennina verhöhnt zu werden.

Nun stand sie vor der Stiftshütte Gottes, dem Ort des Gebets und Opfers und entschied, was sie tun wollte. Sie würde unter Tränen zu Gott flehen ihren Herzenswunsch zu erfüllen, und sie würde dem Herrn ein feierliches Gelübde abgeben, indem sie versprach, was sie tun würde, wenn ihre Bitte erfüllt würde.

Wir lesen nun 1. Samuel 1:9 - 11: „Eines Tages aber stand Hanna auf, nachdem sie zu Silo gegessen und getrunken hatte. Eli, der Priester saß eben auf seinem Stuhl beim Türpfosten des Tempels des HERRN. Sie aber, betrübt, wie sie war, betete zum HERRN und weinte sehr. Und sie tat ein Gelübde und sprach: HERR der Heerscharen! Wirst du das Elend deiner Magd ansehen und an mich gedenken und deiner Magd nicht vergessen, und wirst und deiner Magd einen Sohn geben, so will ich ihn dem HERRN geben sein Leben lang, und kein Schermesser soll auf sein Haupt kommen.”

Sie wiederholte dieses Gebet und dieses Gelübde mit großer Inbrunst immer wieder, indem sie ihr Herz vor dem Herrn ausschüttete. Sie betete leise von Herzen, nur ihre Lippen bewegten sich.

Eli beobachtete sie von dem Platz aus, an dem er saß. Er war es gewohnt die Frau hereinkommen und sie kurz, oberflächlich und ohne Andacht beten zu sehen, um dann schnell wieder zu gehen. Doch diesmal war er über Hannas Verhalten verwirrt. Er vermutete, daß sie betrunken war. Und wenn dies zutraf, so war es seine Pflicht sie zu tadeln und sie aus dem heiligen Ort zu entfernen. Er ging zu ihr und tadelte sie wegen ihrer vermuteten Betrunkenheit. Wir lesen: „Hanna aber antwortete und sprach: Nein, mein Herr! Ich bin ein Weib beschwerten Geistes; Wein und starkes Getränk habe ich nicht getrunken, sondern ich habe mein Herz vor dem HERRN ausgeschüttet … Eli antwortete ihr und sprach: Geh hin in Frieden! Der Gott Israels gewähre dir deine Bitte, die du vor ihm ausgesprochen hast … Also ging das Weib ihren Weg und aß und sah nicht mehr traurig aus.” - 1. Samuel 1:15, 17 und 18

Obwohl er den Grund dafür nicht kannte, freute sich Elkana darüber, die glückliche Veränderung bei seiner geliebten Hanna wahrzunehmen. Sie standen am nächsten Morgen früh auf, priesen den Herrn noch einmal, um dann ihre Heimreise nach Rama zu beginnen.

Als Hanna wußte, daß der Herr ihre Bitte erfüllt hatte, und daß sie letztlich ein Kind haben würde, war ihre Freude grenzenlos. Natürlich würde sie ihrem Ehemann von dem Gelübde erzählen, daß sie abgelegt hatte - das Kind dem Herrn zu geben alle Tage seines Lebens. Elkana muß sich mit ihr gefreut und ihr seine völlige Zustimmung gegeben haben.

Die Geburt Samuels

Zur bestimmten Zeit gebar Hanna einen wunderschönen Knaben. Mit wieviel Liebe muß sie ihr kostbares Baby in ihren Armen gehalten haben, die so lange kein Kind gebären konnte. Sie ehrte den Herrn, der ihr Gebet erhört hatte, indem sie dem Knaben den Namen Samuel gab: „Von Gott erhört”. Sie vergaß ihr Gelübde nicht und war entschlossen es zu halten.

Als die Zeit für die nächste jährliche Pilgerreise nach Silo gekommen war, ging Hanna nicht mit der übrigen Familie. Wir lesen im Bericht von 1. Samuel 1:22 und 23: „Wenn der Knabe entwöhnt sein wird, alsdann will ich ihn bringen, daß er vor dem HERRN erscheine und daselbst bleibe für immer. Elkana, ihr Mann, sprach zu ihr: Mach wie du’s für gut findest; bleibe, bis du ihn entwöhnt hast.”

Als Hanna sagte, daß sie Samuel dem Herrn geben würde, wenn er entwöhnt wäre, meinte sie nicht von ihrer Brust entwöhnt. Sie meinte damit, daß er von seiner Mutter in dem Sinn entwöhnt wäre, daß er ohne ihre Fürsorge auskommen könne. Dies wäre in etwa im Alter von zehn bis zwölf Jahren. Dies wird von dem jüdischen Historiker Josephus bestätigt, der sagt, daß Samuel zwölf Jahre alt war, als er dem Herrn gegeben wurde. Interessant ist hier die Betrachtung, daß auch Jesus zwölf Jahre alt war, als er sich zuerst im Jerusalemer Tempel darstellte. Es ist bis heute der Brauch der Juden, einen zwölfjährigen Knaben als in das Alter der Verantwortung eingetreten zu betrachten.

So liebte und erfreute sich Hanna ihres kleinen Jungen Samuel für viele Jahre. Dabei sagte sie ihm stets, daß er dem Herrn gehöre, erzog ihn in den Schriften und bereitete ihn auf den Dienst Gottes vor. So war es keine Überraschung für Samuel, als er schließlich nach Silo gebracht wurde. Er hatte es erwartet und sich seit langer Zeit sehr darauf gefreut. Wir lesen 1. Samuel 1:24 bis 28: „Und sobald sie ihn entwöhnt hatte, nahm sie ihn mit hinauf, samt drei Farren, einem Efa Mehl und einen Schlauch Wein und brachte ihn in das Haus des HERRN nach Silo; aber der Knabe war noch sehr jung. Und sie schlachteten den Farren und brachten den Knaben zu Eli. Und sie sprach: Ach, mein Herr! So wahr deine Seele lebt, mein Herr, ich bin das Weib, das hier bei dir stand, und den HERRN bat. Ich habe um diesen Knaben gebeten, nun hat mir der HERR die Bitte gewährt, die ich an ihn gerichtet hatte. Darum leihe ich ihn auch dem HERRN; alle Tage seines Lebens sei er dem Herrn geliehen!”

So bezahlte Hanna ihr Gelübde, betreffend Samuel, dem Allerhöchsten. Eli befragte den hübschen Jungen - er war demütig und wußte weit mehr als andere Knaben in seinem Alter. Er übernahm ihn freudig von Hanna. Er würde ein Vater für den Jungen sein, und Samuels Verantwortung würde die eines pflichtbewußten und hilfreichen Sohnes für seinen alten Vater sein, der auch ein Hohepriester Gottes war. So würde er Gott dienen.

Das Gelübde eines Nasiräers

Wir erinnern noch einmal daran, daß Hanna, als sie das Samuel betreffende Gelübde ablegte, sagte: „Ich will ihn dem HERRN alle Tage seines Lebens geben. Und kein Schermesser soll auf sein Haupt kommen!” Warum legte sie kein Gelübde ab sein Haar abzuschneiden? Auf diese Weise zeigte sie ihre Absicht an, Samuel von seiner Geburt an als ein Nasiräer in Übereinstimmung mit den Regeln aus dem 6. Kapitel von 4. Mose zu weihen. Nasiräer bedeutet „ein Abgesonderter”. Es beschreibt eine Person, die an ein Gelübde besonderer Art gebunden ist, das ihn von anderen für den Dienst Gottes absondert, entweder lebenslang oder für eine bestimmte Zeit.

Neben dem Verbot sein Haar zu schneiden wurde er aufgefordert sich vom Wein, von Trauben und jedem berauschenden Getränk zu enthalten. Und er durfte keine Leiche berühren - noch nicht einmal die seiner Eltern. Es gab auch andere Einschränkungen. Einige nahmen das Gelöbnis eines Nasiräers für eine begrenzte Zeit und zu einem bestimmten Zweck auf sich, aber nur sehr wenige für das ganze Leben. Die drei Nasiräer, die in der Schrift erwähnt werden, und die dieses Gelübde erfüllten, sind Samuel, Samson und Johannes, der Täufer.

Wir fragen uns, wie Hanna Samuel zum Nasiräergelübde verpflichten und ihn dem Herrn weihen konnte, bevor er geboren wurde? Es geschah durch die Ausübung elterlicher Autorität, gefolgt von einem sorgfältigen Erziehen des Kindes „in der Zucht und der Ermahnung des HERRN.” - Epheser 6:4 -, so daß er mit dem Erreichen des verantwortlichen Alters die elterliche Entscheidung freiwillig annehmen und durchführen würde, die für ihn getroffen wurde. Dies tat Samuel. Er war so erzogen, daß er nichts mehr wünschte, als dem Herrn für immer zu dienen. Auch heutzutage kann es solch frühe Weihungen durchaus noch geben.

Bruder Russell führt dazu aus: „Es ist eine Frage für viele, wie früh im Leben ein Kind sein Herz Gott geben und sich Ihm völlig weihen mag. Die Schriften machen die Tatsache sehr deutlich, daß sie dies tun können und dem Herrn durch ihre Eltern vor ihrer Geburt oder sogar ihrer Zeugung geweiht werden können. Dies führt dazu, daß ihnen so die elterlichen Einflüsse vor der Geburt eine geistigen Erbschaft versichern mögen, die zur Gottseligkeit führt. Mit dem Aufkommen des Verstandes sollte damit begonnen werden diese Sinnesart zu pflegen und zur lebendigen, aktiven Frömmigkeit zu erwärmen, so daß in einem sehr zarten Alter die Kleinkinder mit ihrem Verstand den elterlichen Bund einer völligen Weihung zu Gott bestätigen mögen. Dies sollte von ihnen erwartet und so früh wie möglich zur Ausführung gelenkt werden.” - Reprints, Seite 1671

Neben Samuel gibt es in der Heiligen Schrift weitere bemerkenswerte Beispiele solch früher Weihungen für den Herrn. In Richter 13:5 lesen wir, daß der Engel des Herrn die bevorstehende Geburt von Samson ankündigte. Er sagte zu seiner Mutter: „Denn siehe du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären. Ein Schermesser soll nicht auf sein Haupt kommen, denn ein Nasiräer Gottes soll der Junge sein von Mutterleib an.” Wir lesen in Lukas 1:15 von einem Engel, der an Zacharias, den Vater Johannes des Täufers, die Johannes betreffenden Worte richtete, bevor dieser geboren war: „Denn er wird groß sein vor dem Herrn; weder Wein noch starkes Getränk wird er trinken und schon von Mutterleibe an mit heiligem Geist erfüllt werden.” Somit wurden Samson und Johannes schon vor ihrer Geburt zu lebenslangen Nasiräern geweiht.

Ein anderes Beispiel für eine Weihung, die vor der Geburt erfolgte, ist der Apostel Paulus. Er sagte, daß Gott ihn vor seiner Geburt dazu ausersehen habe Christus den Nationen zu predigen. Wir lesen in Galater 1:15 und 16: „Als es aber dem, der mich von meiner Mutter Leibe an ausgewählt und durch seine Gnade berufen hat, gefiel seinen Sohn in mir zu offenbaren, damit ich ihn unter den Nationen verkündigte … .”

Paulus erinnert den jungen Timotheus daran, daß er mit einem starken geweihten Glauben geboren und in der Wahrheit erzogen worden sei. Er schreibt in 2. Timotheus 1:5 und 3:15: „(Denn) ich erinnere mich des ungeheuchelten Glaubens in dir, der zuerst in deiner Großmutter Lois und deiner Mutter Eunike wohnte, ich bin aber überzeugt, auch in dir … und weil du von Kind auf die heiligen Schriften kennst, die Kraft haben, dich weise zu machen zur Rettung durch den Glauben, der in Christus Jesus ist.”

Auch Moses war von seiner Geburt an geweiht, und als seine Mutter sah, daß er „schön war” widersetzte sie sich dem Gesetz des Pharao und übergab sein Leben dem Herrn. - 2. Mose 2:1 - 9 und Hebräer 11:23 - 28 Moses war ein besonderes Werkzeug Gottes, so lang er lebte.

Diese und andere solche Beispiele werden zu unserer Belehrung berichtet, um das Volk des Herrn zu ermutigen ihre Kinder Gott zu weihen. Diejenigen, die so früh dem Herrn geweiht und dann sorgfältig in der Wahrheit erzogen wurden, entkommen so mancher Falle des Teufels, in welche die Kinder der Welt fallen. Schauen wir auf die heutigen Verführungen der Jugend. Wie weise ist der Rat aus Prediger 12:1: „Und gedenke an deinen Schöpfer in den Tagen deiner Jugendzeit, bevor die Tage des Übels kommen und die Jahre herannahen, von denen du sagen wirst: Ich habe keinen Gefallen an ihnen.” Solche üblen Tage bitterer Enttäuschung und Verzweiflung werden niemals zu denjenigen kommen, die in der Jugend ihre Wege dem Herrn übergeben und Ihm vertrauen ihre Pfade zu lenken.

Obwohl Hanna den kleinen Samuel sehr liebte, übergab sie ihn dem Herrn nicht widerwillig und nicht sorgenvoll. Wir erkennen dies aus ihrem wundervollen Gebet der Freude und des Lobes für den Herrn aus 1. Samuel 2:1 - 10. Ihre Eröffnungsworte: „Mein Herz frohlockt in dem HERRN!” sind weit davon entfernt, Traurigkeit zu zeigen. Dieses Gebet des Lobes und der Dankbarkeit erscheint dem Gebet der Maria, der Mutter Jesu, sehr ähnlich, das uns in Lukas 1:46 - 55 mit den eröffnenden Worten wiedergegeben wird: „Meine Seele erhebt den HERRN!”

Hanna ließ den kleinen Samuel bei Eli und ging zurück nach Rama. Eli liebte den Jungen und bekleidete ihn mit einem kleinen leinenen Ephod, ähnlich dem, das er selbst trug. Damit zeigte er an, daß der Dienst des Jungen in der Stiftshütte einen offiziellen Charakter trug. Wir lesen, daß Samuel vor dem Herrn Dienst verrichtete.

Ein berührender Einblick in Hannas fortgesetzte Widmung gegenüber ihrem Sohn wird uns in 1. Samuel 2:19 gegeben: „Dazu machte ihm seine Mutter ein kleines Oberkleid und brachte es ihm jährlich mit, wenn sie mit ihrem Mann hinaufging, das jährliche Opfer darzubringen.”

Dies zeigt an, daß der Knabe Samuel schnell heranwuchs, weil er jedes Jahr ein neues Kleid benötigte. So lesen wir im 21. Vers, daß „der Knabe Samuel aber heranwuchs bei dem HERRN” - nicht nur körperlich, sondern auch geistig in der Gnade zum Herrn und auch zu den Menschen. Es wurde auf eine ähnliche Weise über Jesus in Lukas 2:52 gesagt, daß er „an Weisheit und Alter und Gunst bei Gott und Menschen zunahm”. Der Segen des Herrn war auf Hanna, sie gebar weitere Kinder, drei Söhne und zwei Töchter. Diese halfen die Leere zu füllen, die durch die Abwesenheit ihres geliebten Samuel entstanden war.

Die Söhne Elis

Eli hatte zwei Söhne, Hofni und Pineas, die mit den priesterlichen Funktionen betraut waren, die aber nicht wirklich von Herzen Priester waren. Tatsächlich waren sie ungläubige und korrupte Menschen. Es wird uns in Vers 12 gesagt, daß „sie den HERRN nicht kannten”. Sie benutzten ihr Priesteramt zum persönlichen Vorteil und zur unmoralischen Bereicherung. Sie stahlen von denen, die kamen, um Opfergaben darzubringen, und die Verse 15 und 16 zeigen uns, daß sie das Fett der Opfertiere nicht verbrannten, wie es das Gesetz verlangte, sondern es für sich nahmen. So verschafften sie dem Stiftshüttendienst einen schlechten Ruf. Daher begannen ehrenwerte Männer eine Verachtung gegenüber den heiligen Opfern zu zeigen. Diese Situation war sehr beleidigend für Gott. So lesen wir im 17. Vers: „Und die Sünde der jungen Männer war sehr groß vor dem HERRN, denn die Männer verachteten die Opfergabe des HERRN.”

Das Volk beklagte sich bei Eli. Sie wußten, was seine Söhne taten, und er bat diese mit großer Milde ihre üblen Praktiken zu beenden. Aber er bestand nicht darauf. Er entfernte sie nicht aus dem Amt, so wie er es hätte tun müssen. Er übte mehr Rücksicht auf seine Söhne aus als auf das Gesetz Gottes. Seine Söhne setzten ihre bösen Handlungen fort. Dann wurde ein Mann Gottes mit einer Botschaft zu Eli gesandt. Inhalt der Botschaft war, daß beide seiner Söhne verflucht worden seien und für ihre Übertretungen sterben würden, und daß Eli wegen seiner Nachlässigkeit aus der Priesterschaft entfernt werden würde. Von da an sprach der Herr nicht länger durch Eli, weder durch eine Vision noch durch Urim und Tummim. So wurde das Wort des Herrn in jenen Tagen eine Seltenheit.

Nun kommen wir zu dem wunderbaren Bericht, wie der Herr mit Israel durch den Knaben Samuel zu sprechen begann, anzeigend, daß dieser ein Prophet Gottes sein sollte. Wir beginnen ab 1. Samuel 3:1: „Und der Knabe Samuel diente dem HERRN vor Eli. Zu jener Zeit war das Wort des HERRN teuer; es brach sich keine Offenbarung Bahn. Und es begab sich eines Tages, daß Eli an seinem Ort lag, seine Augen hatten angefangen dunkel zu werden, so daß er nicht mehr sehen konnte, und die Lampe Gottes war noch nicht erloschen; Samuel aber schlief im Tempel des HERRN, wo die Lade Gottes war, und der HERR rief den Samuel. Er aber antwortete: Siehe, hier bin ich! Und er lief zu Eli und sprach: Siehe, hier bin ich, denn du hast mich gerufen. Er aber sprach: Ich habe dich nicht gerufen, geh wieder hin und lege dich schlafen! Da rief der HERR abermals Samuel! Und Samuel stand auf und ging zu Eli und sprach: Siehe, hier bin ich; denn du hast mich gerufen. Er aber sprach: Ich habe dich nicht gerufen, mein Sohn; geh wieder hin und lege dich schlafen! Samuel aber kannte den HERRN noch nicht, und das Wort des HERRN war ihm noch nicht geoffenbart. Da rief der HERR den Samuel zum drittenmal. Und er stand auf und ging zu Eli und sprach: Siehe, hier bin ich; denn du hast mich gerufen. Da merkte Eli, daß der HERR den Knaben rief, und Eli sprach zu Samuel: Geh wieder hin und lege dich schlafen; und wenn er dich rufen wird, so sprich: Rede, HERR, denn dein Knecht hört! Samuel ging hin und legte sich an seinen Ort. Da kam der HERR und trat dahin und rief wie zuvor: Samuel, Samuel! Und Samuel sprach: Rede, denn dein Knecht hört!”

Ein mächtiger Engel erschien vor den verwunderten Augen Samuels, und dann bekleidete der große Gott des Himmels den kleinen Jungen mit der erschreckenden Würde eines Propheten des Herrn, indem er ihn schließlich mit der Botschaft der Verdammnis für Eli und sein Haus betraute.

Samuel konnte in jener Nacht nicht mehr schlafen. Am nächsten Tag war er in seinen Gedanken bedrückt, als er ging, um seinen Pflichten nachzukommen. Er liebte Eli und konnte es nicht über sich bringen ihm des Herrn Botschaft der Verdammung zu überbringen. Aber Eli bestand darauf, jedes Wort darüber zu erfahren. Wir lesen in 1. Samuel 3:18: „Da sagte ihm Samuel alles und verbarg nichts vor ihm. Er aber sprach: Es ist der HERR; er tue, was ihm wohlgefällt!”

Danach lesen wir in den Versen 19 und 20: „Samuel aber wuchs heran, und der HERR war mit ihm und ließ keines von allen seinen Worten auf die Erde fallen. Und ganz Israel, von Dan bis Beerscheba, erkannte, daß Samuel beglaubigt war als ein Prophet des HERRN.” Wie stolz muß seine Mutter auf ihn gewesen sein.

Hanna und Sara

Laßt uns jetzt einige weitere Lehren aus der Geschichte des Knaben Samuel betrachten. Als erstes ist festzustellen, daß es eine verblüffende Ähnlichkeit zwischen der Familie von Elkana und der Abrahams gab. Wie Hanna unfruchtbar war, so war Sara unfruchtbar. Wie Elkanas zweite Frau Peninna, die Kinder hatte, mit Verachtung auf die unfruchtbare Hanna schaute, so schaute Hagar, die den Ismael hatte, mit Verachtung auf die unfruchtbare Sara. Dann gebaren in einem bestimmtem Ablauf sowohl Hanna als auch Sara geweihte Söhne der Verheißung. Hanna gebar Samuel und Sara gebar Isaak. Dies ist mehr als nur zufällig, besonders, weil der Name Elkana „Gott, der Schöpfer” bedeutet. Wir können mit Sicherheit daraus schließen, daß Elkanas Frauen ebenso Bündnisse vorbildlich darstellten, so wie es sich mit Abrahams Frauen verhält.

Keine Kinder zu bekommen war eine besondere Schande für die Frauen in Israel. Es gab dafür einen sehr bedeutsamen Grund. Jede Frau in Israel war mit der Prophezeiung aus 1. Mose 3:15 vertraut, daß der Same des Weibes den Kopf der Schlange, des Satan, zermalmen würde. Jede von ihnen war mit der oft wiederholten Abrahamischen Prophezeiung vertraut, daß in seinem Samen alle Geschlechter der Erde gesegnet würden. So hatte jede Frau, die ein Nachkomme Abraham war, die Hoffnung, vielleicht die eine zu sein, durch die der Messias geboren werden würde. Dies sollte die größtmögliche Ehre für die Welt der Frauen sein. Dies wird durch die Tatsache bestätigt, daß Jahrhunderte später der Engel Gabriel, Maria, die Mutter Jesu, mit den Worten begrüßte: „Sei gegrüßt, Begnadete! Der HERR (ist) mit dir!” So hatte auch Hanna diese Hoffnung. Darum nahm sie ihre Unfruchtbarkeit so bitter wahr.

Um ihre Hoffnung zu erlangen, machte sie es zu einem Gegenstand eines besonderen tiefempfundenen und inbrünstigen Gebetes, indem sie ihr Herz dem Herrn ausschüttete, ein feierliches Gelübde ablegte und ihr Gebet und Gelübde ein ums andere Mal wiederholte. Was können wir als geistige Israeliten daraus lernen? Auch wir haben eine Hoffnung - eine „gesegnete Hoffnung” nach den Worten von Titus 2:13. Es ist die Hoffnung ein Glied des Messias, der Christuskörperschaft des Leibes Christi zu sein, des geistigen Samens Abrahams, welcher der Schlange den Kopf zermalmen und alle Geschlechter der Erde segnen soll. Es ist die Hoffnung der Herrlichkeit, Ehre und Unsterblichkeit. Es ist ein hoher und reicher Ruf. Wir lesen in Epheser 1.18: „Er erleuchte die Augen eures Herzens, damit ihr wißt, was die Hoffnung seiner Berufung, was der Reichtum der Herrlichkeit in den Heiligen ist.”

Daß es eine Hoffnung ist, das ist rätselhaft für alle, ausgenommen jene, die diese besitzen, wie es in Kolosser 1:26 und 27 ausgedrückt wird: „Das Geheimnis, das von den Weltzeiten und von den Geschlechtern her verborgen war, jetzt aber seinen Heiligen geoffenbart worden ist. Ihnen wollte Christus zu erkennen geben, was der Reichtum der Herrlichkeit dieses Geheimnisses unter den Nationen sei, und das ist: Christus in euch, die Hoffnung der Herrlichkeit.”

Es ist sicher und positiv und eine Hoffnung, die mit einem Eid verbunden ist, wovon wir in Hebräer 6:17 bis 19 überzeugt werden: „Deshalb hat sich Gott, da er den Erben der Verheißung die Unwandelbarkeit seines Ratschlusses noch viel deutlicher beweisen wollte, mit einem Eid verbürgt, damit wir durch zwei unveränderliche Dinge, bei denen Gott (doch) unmöglich lügen kann, einen starken Trost hätten, die wir unsere Zuflucht dazu genommen haben, die vorhandene Hoffnung zu ergreifen. Diese haben wir als einen sicheren und festen Anker der Seele, der in das Innere des Vorhangs hineinreicht.”

Hannas Gelübde gleicht unserem Gelübde

Wie Hanna gelobte ihren Sohn zu weihen, so geloben auch wir unsere Weihung. Wir sollten so ernst und inbrünstig sein und wie Hanna darauf beharren unsere Seelen vor dem Herrn auszuschütten, wie sie es tat. Das Gebet von Hanna wurde erhört und ihre Unfruchtbarkeit hinweggetan. Nachdem der Apostel die verschiedenen Früchte und Gnaden der Charakterähnlichkeit mit dem Herrn, die wir entwickeln sollen, benannt hat, spricht er wie für uns in 2. Petrus 1:8: „Denn wenn diese (Dinge) bei euch vorhanden sind und zunehmen, lassen sie (euch) im Hinblick auf die Erkenntnis unseres Herrn Jesus Christus nicht träge und nicht fruchtleer sein.”

Bevor Hanna betete, war sie sehr traurig und ihr Geist war aufgebracht. Sie konnte weder essen noch schlafen. Dann legte sie ihr Problem dem Herrn vor, indem sie zu Ihm schrie und Ihm ihre innersten Gefühle offenbarte. Was ereignete sich dann? Ein großer Friede kam über sie. Wir lesen, daß „die Frau ihres Weges ging und aß, und nicht mehr ein (so trauriges) Gesicht hatte.” - 1. Samuel 1:18 Warum dieser Wandel? Einfach, weil sie ihr Problem in die Hände des Herrn legte - dadurch war es nicht mehr ihr Problem. Laßt uns daraus lernen, daß wir, wenn wir etwas in die Hände des Herrn legen, damit aufhören uns zu beunruhigen oder zu grämen. Dies ist auch der Rat aus 1. Petrus 5:7: „Indem ihr alle eure Sorge auf ihn werft! Denn er ist besorgt für euch.” Und im Psalm 55:23 steht geschrieben: „Wirf auf den HERRN deine Last, und er wird dich erhalten; er wird nimmer mehr zulassen, daß der Gerechte wankt.” Die schönste aller diesbezüglichen Versicherungen finden wir im Psalm 37, in den Versen 4 und 5: „Und habe deine Lust am HERRN, so wir er dir geben, was dein Herz begehrt. Befiehl dem HERRN deinen Weg und vertraue auf ihn, so wird er handeln.”

Hanna handelte nach dieser Richtlinie, und wir können danach handeln. Hanna erfüllte ihr Gelübde, das sie dem Herrn gegeben hatte, vollständig. Sie gab ihren teuersten Schatz ihres Herzens und bereute es niemals. Dies ist der Weg, wie unsere Weihung sein sollte. Auf eine Art verlor Hanna Samuel nicht wirklich. Obwohl er dem Herrn lebenslang geliehen wurde, war er noch ihr Sohn. Nur anstatt zu Hause zu sein war ihr Schatz in Silo. Dies ist, wo ihr Herz war. Ähnlich verhält es sich bei uns, denn obwohl wir alle irdischen Dinge in der Weihung abgegeben haben, besitzen wir einen großen Schatz im Himmel. Wozu auch Jesus uns riet: „Sammelt euch nicht Schätze auf der Erde … sammelt euch aber Schätze im Himmel … Denn wo dein Schatz ist, da wird auch dein Herz sein.” - Matthäus 6:19 - 21

„Verkaufe alles was du hast…und du wirst einen Schatz in den Himmeln haben.” - Lukas 18:22

Nachdem der Knabe Samuel dem Herrn übergeben worden war, bekleidete ihn seine Mutter regelmäßig mit einem kleinen Oberkleid. (Die Menge-Übersetzung übersetzt entsprechend der überarbeiteten Version alternativ „ein kleiner Mantel”). Darunter können wir auch „das Kleid (Mantel) der Gerechtigkeit Christi” verstehen, mit dem alle, die dem Herrn geweiht und die ihn angenommen haben, bekleidet sind.

Nachdem der junge Samuel in Gottes Dienst eingetreten war, lesen wir, daß er wuchs und daß er „in der Gunst sowohl bei dem Herrn als auch bei den Menschen stand”. Ähnlich verhält es sich bei uns: nachdem wir unser geweihtes Leben beginnen, sollten auch wir wachsen. „Wachset aber in der Gnade und Erkenntnis unseres Herrn und Heilandes Jesus Christus.” - 2. Petrus 3:18 Wie wir den Rat Jesu unter den Menschen befolgen können, erfahren wir aus Matthäus 5:16: „So soll euer Licht leuchten vor den Menschen, damit sie eure guten Werke sehen, und euren Vater, der in den Himmeln ist, verherrlichen.”

Die bösen Söhne Elis, die treulose Priester Israels waren, die das Fett von den Opfern nahmen und aßen, stellen bildlich die bestechlichen Priester und Diener dar, die es unter der Geistlichkeit der Namenkirchen gibt. Diese bereichern sich selbst auf Kosten ihrer Gemeindemitglieder, die sie nicht mit der geistigen Speise versorgen, nach der sie hungern. Wir unterstellen hier nicht, daß alle Geistlichen der Namenkirchen böse Menschen sind. Wir sind uns sogar sicher, daß die meisten nicht so sind, sondern aufrichtig das Beste tun, was sie jetzt wissen. Aber es gibt heute eine Klasse von Geistlichen, die in Hesekiel 34:2 - 4 wie folgt beschrieben wird: „Menschensohn, weissage über die Hirten Israels, weissage und sprich zu ihnen, den Hirten: So spricht der Herr, HERR: Wehe den Hirten Israels, die sich selbst weiden! Sollen die Hirten nicht die Herde weiden? Die Milch genießt ihr, und mit der Wolle kleidet ihr euch, das fette Vieh schlachtet ihr - die Herde weidet ihr nicht. Die schwachen habt ihr nicht gestärkt und das Kranke nicht geheilt und das Gebrochene nicht verbunden und das Versprengte nicht zurückgebracht und das Verlorene nicht gesucht, sondern mit Härte habt ihr über sie geherrscht und mit Gewalt.”

Als ein Ergebnis solcher Umstände wenden sich viele anständige und ehrenhafte Menschen mit Widerwillen von jeder Religion ab, denn sie denken, daß solche Menschen Gott repräsentieren. Auch die Worte von 1. Samuel 2:17 sind wahr, daß „die Männer die Opfergabe des HERRN verachteten”. Wie die treulosen Söhne Elis wegen ihrer Sünden im Kampf starben, werden die treulosen Hirten Babylons aufhören als eine Klasse zu existieren, wenn Babylon in „dem Krieg des großen Tages Gottes, des Allmächtigen” völlig zerstört wird. - Offenbarung 16:14

Elis widersprüchlicher Charakter

Elis Charakter läßt einige eigenartige Widersprüche erkennen. Obwohl er sich selbst völlig loyal und treu gegenüber Gott verhielt, war er in der Erziehung seiner Söhne diesbezüglich schwach. Obwohl er ein armer und nachgiebiger Vater gegenüber seinen eigenen Söhnen war, war er andererseits ein ausgezeichneter Pflegevater für den jungen Samuel. Obwohl er dazu bereit gewesen war Hanna wegen ihrer vermuteten Betrunkenheit aus der Stiftshütte zu vertreiben, erlaubte er doch seinen eigenen Söhnen zu stehlen, zu erpressen und ließ große Unmoral in der heiligen Stätte zu. Und schließlich, obwohl er den Eigensinn seiner Söhne völlig mißbilligte, verfehlte er es ihren Lauf nachdrücklich anzuklagen, und wenn nötig, sie aus dem Dienst zu entfernen.

Gott billigt solche Widersprüche des Charakters nicht. Der Herr bevorzugt Charaktere, die stark sind, beständig und positiv, die kompromißlos für das Recht eintreten, wie es bei unserem großen Beispiel Jesus war. Es darf keine Widersprüche in unserem Charakter geben, wenn wir unsere Berufung und Erwählung fest machen möchten. Wenn es welche gibt, so werden auch wir von Gott verworfen werden wie Eli.

Laßt uns nun die Lektion des Eli weiter betrachten, indem wir uns selbst praktische und zeitgemäße Fragen stellen, auf die wir selbst die Antwort geben. Halten wir unsere Kinder zum Gehorsam im Sinn von 1. Timotheus 3:4 an? Oder lassen wir Dinge zu wie Eli? Tolerieren wir Diener in der Kirche, die unordentlich wandeln, die Schande über die Sache Christi bringen?

Paulus sagte in 2. Thessalonicher 3:6: „Wir gebieten euch aber, Brüder, im Namen unseres Herrn Jesus Christus, daß ihr euch zurückzieht von jedem Bruder, der unordentlich und nicht nach der Überlieferung wandelt, die ihr von uns empfangen habt.”

Dies ist nicht nur ein Vorschlag, es ist ein Befehl im Namen des Herrn Jesus Christus. Paulus sagt auch in Titus 1:9 - 11: „Der an dem der Lehre gemäßen zuverlässigen Wort festhält, … Denn es gibt viele Aufsässige, hohle Schwätzer und Betrüger … denen man den Mund stopfen muß … .”

Wenn treulose Älteste darin beharren neue und seltsame Lehren zu verbreiten, begnügen wir uns ihnen gegenüber mit milden Einwendungen, wie es Eli bei seinen Söhnen tat? Oder entfernen wir sie mit Bestimmtheit aus ihrem Dienst, wie es Eli hätte tun müssen? Wir können der Verantwortung nicht entfliehen. Erinnern wir uns daran, daß Eli, obwohl er persönlich treu war, verdammt wurde, weil er seinen Söhnen, die in ihrem priesterlichen Dienstamt untreu waren, nicht Einhalt gebot.

Lektionen für uns

Nun kommen wir zu dem Teil unserer Bibellektion, in der der Herr den Knaben Samuel in der Nacht rief. Wir sind beeindruckt von Samuels schnellem und bedingungslosen Gehorsam. Er dachte, daß Eli ihn gerufen hätte. Aber nach dem ersten und zweiten Mal, als Eli dies verneinte, hätte es für den jungen Samuel eigentlich selbstverständlich sein können, zu denken: „Es gibt hier sonst niemanden. Der arme, alte Mann muß im Schlaf geredet haben, ohne daß er es gemerkt hat. Es besteht für mich keine Notwendigkeit noch weiterhin zu antworten.” Als aber der dritte Ruf kam, gehorchte Samuel sogleich. Er verließ ein weiteres Mal sein warmes und bequemes Bett und lief zu Eli, indem er ausrief: „Hier bin ich!” Das war die Zeit, in welcher er die wichtigste Anweisung seines Lebens bekam, die darin bestand, daß er in jener Nacht ein Prophet des allerhöchsten Gottes wurde. Es ist diese, daß er lernte zu dem Herrn zu sagen: „Sprich, denn dein Knecht hört!” Laßt uns auch diese Lektion lernen. Auch wir wurden von Gott gerufen. Wir sind zum Hohen Ruf gerufen worden. Nachdem wir den Ruf gehört haben, sollte unsere spontane Erwiderung sein: „Sprich, denn dein Knecht hört!” Dies sollte die fortwährende Gesinnung eines jeden Christen während seines ganzen Lebens sein.

Gott spricht zu uns durch Sein Wort

Obwohl wir die vernehmbare Stimme des Herrn in der Nacht nicht hören, wie Samuel sie hörte, spricht der Herr zu uns auf verschiedene Art und Weise. Als erstes von allen spricht Er zu uns durch Sein Wort. Wenn wir die Bibel mit den Hilfen, die Er vorgesehen hat, studieren, kommen wir dazu den Herrn kennenzulernen. Wir lernen von Seinen herrlichen Charaktereigenschaften. Wir werden mit Seinem Plan und Seinen Wegen bekannt. Wir lernen, was Er anerkennt, und was Er nicht anerkennt. Durch all die Darstellungen und Beispiele, die wir in der Bibel finden, sind wir dazu imstande zu entscheiden, was Er von uns wünscht, daß wir in bestimmten Situationen tun sollen. Wir richten uns nach Seinem Wort. Auf diese Weise „spricht” Gott und wir „hören”.

Gott spricht zu uns durch Seine Vorsehung, mit der Erlaubnis von Gutem oder Schlechtem bei uns. Ja, Er läßt manchmal zu, daß uns schlechte Dinge widerfahren, aber sie geschehen immer zu unserem Guten, um uns notwendige Lektionen zu erteilen und uns zu zeigen, in welche Richtung wir laufen sollen. Laßt uns darauf achten, diese Vorsehungen des Herrn zu erkennen und zu „hören”, was Er uns sagt.

Er spricht zu uns durch die Brüder in Christo. Er spricht durch die Vorträge der Ältesten und gibt uns oft Antworten für unsere Probleme. Er spricht durch die Kommentare der Brüder in den Studienversammlungen, und auch durch die Erfahrungen der Geschwister in den Zeugnisversammlungen. So kann auch eine Schwester einem leitenden Ältesten eine notwendige Lektion mitteilen, ohne zu bemerken, daß sie vom Herrn dazu benutzt wurde. Wir sollten bereit sein, zu „hören”, und dabei nicht auf das Werkzeug zu schauen, daß Gott dazu gefallen hat, sondern auf die Botschaft.

Gott spricht zu uns durch private Gespräche mit denjenigen, die den gleichen kostbaren Glauben besitzen wie wir. In solchen Gesprächen wird Geschwistern oft ohne ein Hinzutun durch uns erlaubt, die benötigte genaue Antwort auf unser Problem zu geben. Wenn wir wünschen, daß der Herrn auch uns so zur Hilfe anderer benutzt, müssen wir die Belehrung aus Epheser 4:29 beachten: „Kein faules Wort komme aus eurem Mund, sondern nur eins, das gut ist zur notwendigen Erbauung, damit es den Hörenden Gnade gebe.”

Der Herr benutzt niemals die Lippen von Schwätzern, um Sein Volk zu erbauen. Aber bei heilsamen, geistigen Gesprächen kann jeder der Geschwister ein Kanal des Allmächtigen Gottes sein, um jemand zu segnen oder ihm zu helfen.

Wir könnten uns darüber wundern, warum der Herr einen jungen Knaben nahm und ihn mit der Würde eines Propheten des Allerhöchsten Gottes betraute. Wenn es dem Staatsoberhaupt einer führenden Wirtschaftsnation vorgeschlagen würde einen unmündigen Knaben zu seinem Botschafter zu machen, so sind wir uns sicher, daß die Antwort sein würde: „Aber er ist nur ein Knabe!” Aber Gott beurteilt das anders. Er sagt: „Was für eine Art von Mensch ist er?” Gott schaut auf das Herz, und nicht auf den Kalender oder das Lebensalter. Wir können daraus lernen, die jungen Brüder in unserer Mitte niemals gering zu schätzen. Es ist der Herr, der sie ausgesucht hat.

Die Botschaft, die der Herr Samuel gab, war eine der Verdammung für Eli und sein Haus. Samuel fühlte sich schlecht dabei, weil er Eli liebte. Als der Morgen anbrach, beeilte er sich Eli mitzuteilen, was ihm der Herr gesagt hatte. Hier finden wir eine Lektion von Demut und Freundlichkeit.

Samuel hätte meinen können, daß er es sich eingebildet hatte, daß der Herr zu ihm gesprochen hatte. Er hätte sich durch die Ehrung über Eli erhoben fühlen können, wie er es tatsächlich auch war. Stolz hätte ihn prahlerisch und unüberlegt gegenüber den Gefühlen Elis reagieren lassen können. Es hätte ihm Vergnügen bereiten können, Eli das kommende Unglück mitzuteilen. Aber Samuel reagierte nicht auf diese Weise. Er war betrübt. Er hätte es vorgezogen das Herz des alten Eli nicht mit dieser Botschaft zu belasten. Ähnlich sollten wir denen gegenüber demütig Mitgefühl zeigen, die der Herr nicht mit dem Vorrecht geehrt hat Seine Stimme der gegenwärtigen Wahrheit zu hören. Und wir sollten es vorziehen das Unglück, das über die Welt kommt, nicht zu betonen, sondern vielmehr ein Trost für alle zu sein, mit denen wir in Kontakt kommen. Auf Elis Drängen hin berichtete Samuel widerstrebend alles, was der Herr über ihn gesagt hatte. Dann erwiderte Eli mit dem wunderschönen Ausdruck der Unterwerfung: „Er ist der Herr! Er tue, was in seinen Augen gut ist!” Bei allen Widersprüchen des Charakters Elis ist dies ein Zug, dem wir nacheifern können. Laßt den Herrn tun, was Er mit uns vorhat. Er weiß es am besten. Er hat verheißen, daß alle Dinge zu unserem Besten wirken sollen. Wir wollen dieser Verheißung mit den Worten Hiobs in Hiob 13:15 Vertrauen entgegenbringen: „Siehe, er wird mich töten, ich will auf ihn warten.”

Hannas Gebet

Abschließend wollen wir kurz Hannas frohlockendes Gebet der Freude und des Lobpreises Gottes betrachten, als sie den kleinen Samuel dem Herrn übergab. Wir finden es in 1. Samuel 2:1 - 10. Können wir darin erkennen, daß die Verse 6 bis 10 dieses Gebetes einen prophetischen Ausblick über den ganzen Plan der Zeitalter enthalten?

Vers 6:  „Der HERR tötet und macht lebendig; er führt in den Scheol hinab und wieder herauf.” Wir wissen, was das bedeutet. Gott verdammte Adam zum Tod, und sein ganzes Geschlecht folgte ihm in das Grab. Aber Gott sah ein Lösegeld vor, um Adam und sein Geschlecht wieder lebendig zu machen und sie in der großen Auferstehung aus dem Grab zurückzubringen.

Vers 7:  „Der HERR macht arm und macht reich; er erniedrigt und erhöht.” Dies weist auf unseren Herrn Jesus hin, von dem wir in 2. Korinther 8:9 lesen, „daß er, da er reich war, um euretwillen arm wurde”. Obwohl er der Logos war, wurde er ein Mensch. Gott erlaubte es ihm erniedrigt zu werden, selbst bis zum Tod am Kreuz, und dann erhöhte Er ihn bis zur göttlichen Natur und gab ihm einen Namen, der über jeden Namen ist.

Vers 8:  „Er hebt den Geringen aus dem Staub empor, aus dem Schmutz erhöht er den Armen, um ihn unter die Edlen zu setzen; und den Thron der Ehre läßt er sie erben.” Dies beschreibt die Kirche, den Leib Christi, die hauptsächlich aus den Armen der Welt gesammelt wird. Der Herr erhöht uns aus „dem Schmutz” der schlammigen Erde und setzt unsere Füße auf einen Felsen. Wir werden „unter die Edlen” gesetzt; wir sollen Könige und Priester sein, um zusammen mit Christus „den Thron der Ehre zu erben”.

Vers 9:  „Die Füße seiner Frommen behütet er, aber die Gottlosen kommen um in Finsternis; denn niemand ist stark durch (eigene) Kraft.” Diese Prophezeiung betrifft unsere heutige Zeit. Wir sind die „Füße der Frommen”, die Fußglieder des Leibes Christi. Wir sind „in der Kraft Gottes” - 1. Petrus 1:5 - an diesem bösen Tag bewahrt, und die gottlosen Einrichtungen dieser Welt werden in Kürze vernichtet werden.

Vers 10:  „Die mit dem Herrn rechten, werden niedergeschlagen werden, im Himmel wird er über ihnen donnern.” Ist dies nicht eine gute Beschreibung der „Drangsal Jakobs”, wenn die Armeen vom Norden vom Herrn vernichtet sind? Daran anschließend finden wir eine Prophezeiung über die Messianische Herrschaft des Christus und dem Richten der Welt in Gerechtigkeit: „Der Herr wird richten die Enden der Erde. Er wird seinem König Macht verleihen und erhöhen das Horn seines Gesalbten.”

Hier wird in wenigen Worten der ganze Plan von 1. Mose bis zur Offenbarung dargestellt.

Die Tatsache, daß Hanna diese Prophezeiung äußert, macht sie zu einer Prophetin. Wir lesen in Lukas 13:28: „Wenn ihr Abraham und Isaak und Jakob und alle Propheten im Reich Gottes sehen werdet.” Hebräer 11:32 und 39 besagen, daß die Propheten „durch den Glauben ein Zeugnis erhielten”. Dies bedeutet, daß Hanna eine der Alten Glaubenshelden ist. Sie wird eine Fürstin auf der ganzen Erde sein, zusammen mit ihrem geliebten Sohn, Fürst Samuel.

Nun können wir besser verstehen, was Hanna meinte, als sie in 1. Samuel 1:28 sagte: „Darum leihe ich ihn auch dem HERRN; alle Tage seines Lebens sei er dem HERRN geliehen.” (Nach der Schlachter-Übersetzung) Wir meinen, sie wußte, daß die Zeit kommen würde, in der sie ihren Sohn zurückhaben würde, und daß sie dem Herrn zusammen dienen würden in alle Ewigkeit.



Tagesanbruch Bibelstudien- Vereinigung