Das Wort der Wahrheit recht teilen

In der englischen King James-Bibelübersetzung lautet 2. Timotheus 2 :15: „Studiere, um dich selbst Gott bewährt darzustellen als einen Arbeiter, der sich nicht zu schämen hat, der das Wort der Wahrheit recht teilt.” Nach Professor Strong bedeutet das hier mit „studiere” übersetzte griechische Wort „sich zu befleißigen, schnell oder eifrig” zu sein. Der Gedanke des Studierens ist in dem Text insofern mit enthalten, als unser ernstes Bemühen, uns selbst Gott bewährt darzustellen, durch „rechtes Teilen des Wortes der Wahrheit” gezeigt wird. Paulus erkannte die Notwendigkeit fleißigen Bibelstudiums.

In diesem Text zeigt Paulus den richtigen Grund zum Bibelstudium, nämlich, daß wir den Willen Gottes erkennen, uns selbst Ihm bewährt darstellen und im Geiste unseres Dienens inbrünstig sein möchten. Bibelstudium ist nicht ein Zweck an sich, sondern ein Mittel zu einem Zweck, und dieser Zweck ist, Gottes Willen zu erkennen und zu tun. Wie Paulus zeigt, stellen wir uns selbst Gott bewährt in dem Verhältnis dar, in dem wir das Wort der Wahrheit recht teilen, und mit den uns so geoffenbarten Unterweisungen in Harmonie arbeiten.

Was ist mit dem „rechten Teilen des Wortes der Wahrheit” gemeint? Paulus? Anwendung dieses Ausdrucks finden wir in einem sehr interessanten und aufschlußreichen Zusammenhang. Der vorhergehende Vers lautet: „Dies bringe in Erinnerung, indem du ernstlich vor dem Herrn bezeugst, nicht Wortstreit zu führen, was zu nichts nütze, sondern zum Verderben der Zuhörer ist.” Die drei Verse, die auf die Ermahnung, das Wort der Wahrheit recht zu teilen, folgen, lauten: „Die ungöttlichen, eitlen Geschwätze aber vermeide; denn sie werden zu weiterer Gottlosigkeit fortschreiten, und ihr Wort wird um sich fressen wie ein Krebs; unter welchen Hymenäus ist und Philetus, die von der Wahrheit abgeirrt sind, indem sie sagen, daß die Auferstehung schon geschehen sei, und den Glauben etlicher zerstören.”

Aus diesen Versen erfahren wir, daß Wortstreit und eitle Geschwätze kein nützliches Bibelstudium bilden. Auch wurde von solchen Menschen nicht „das Wort der Wahrheit recht geteilt”, die damals lehrten, daß die Auferstehung der Toten schon geschehen wäre. Es mag wohl die Lehre dieses Irrtums in der Urkirche gewesen sein, die Paulus veranlaßte, diesen besonderen Ausdruck „das Wort der Wahrheit recht teilen” zu verwenden. Die Bibel lehrt die Auferstehung der Toten, aber der Irrtum jener Zeit bestand in der Behauptung, daß dieser Zug des göttlichen Planes eher in der Vergangenheit lag als in der Zukunft.

Die hier hervorgehobene Belehrung ist die Wichtigkeit einer richtigen Erkenntnis des Zeit-Elements in Gottes Plan. Viele, die es zu erkennen verfehlten, sind zu dem Schluß gekommen, daß die Bibel widerspruchsvoll und unzuverlässig ist. Es gibt, zum Beispiel, drei Haupt-Zeiteinteilungen im Plan Gottes. In einem ganz allgemeinen Sinne können wir von diesen sprechen als der Welt von gestern, der Welt von heute und der Welt von morgen. Die Bibel gebraucht die Ausdrücke „die damalige Welt”, die „gegenwärtige böse Welt” und der „zukünftige Erdkreis” (Luther: „Welt”). - 2. Petrus 3:6, Galater 1:4 und Hebräer 2:5

Die beiden ersten dieser Welten sind vorherrschend böse. Die dritte wird von Petrus als „neue Himmel und eine neue Erde” beschrieben, „in welchen Gerechtigkeit wohnt”. - 2. Petrus 3:13 Über die „gegenwärtige böse Welt” lesen wir: „So preisen wir nun die Übermütigen glücklich: nicht nur sind die Täter der Gesetzlosigkeit aufgebaut worden, sondern sie haben auch Gott versucht und sind entronnen.” - Maleachi 3:15 Der Mangel an Erkenntnis darüber, daß Gott jetzt dem Bösen zu gedeihen gestattet, und daß Seine Zeit für die Aufrichtung der Gerechtigkeit auf Erden in der zukünftigen Welt ist, hat zu verschiedenen irrtümlichen Ansichten über den göttlichen Plan und Gottes Willen für Sein Volk in der jetzigen Zeit geführt.

Vier Zeitalter

Innerhalb dieser größeren Zeit-Einteilungen gibt es kürzere Zeitperioden, die wir gewöhnlich mit Zeitalter bezeichnen. Es gab das Patriarchal-Zeitalter, das mit der Sintflut begann und mit dem Tode Jakobs endete. Während jenes Zeitalters handelte Gott mit den Patriarchen Noah, Abraham, Isaak und Jakob. Ihnen waren Seine Verheißungen gegeben, besonders beginnend mit Abraham. Er versuchte zu jener Zeit nicht, die Welt zu bekehren.

Dann kam, beginnend mit dem Tode Jakobs, das Jüdische Zeitalter, so betitelt, weil Gott während dieser Zeitperiode ausschließlich mit dem Jüdischen Volk handelte. Durch den Propheten Amos sagte Gott zu Israel: „Nur euch habe ich von allen Geschlechtern der Erde erkannt.” - Amos 3:2 Er gab diesem Volk Sein Gesetz und sandte Seine Propheten zu ihm. Er verhieß, diesem Volk den Messias, den großen Befreier, zu senden, der aus dem Stamme Juda und dem königlichen Hause Davids kommen würde. Durch das Gesetz und andere Maßnahmen hielt Er das Volk zusammen, bis der Messias kam. Durch ihre Verwerfung des Messias verloren sie das große Vorrecht, noch länger Gottes ausschließliches Volk zu sein, und ein neues Zeitalter begann - ein Zeitalter, während welchem die göttliche Absicht auf Erden durch das Predigen des Evangeliums ausgeführt worden ist, weshalb wir es das Evangelium-Zeitalter nennen.

Das Evangelium-Zeitalter ist keine Zeit zur Bekehrung der Welt, sondern um ein Volk aus der Welt herauszurufen, das in den Fußstapfen Jesu folgen und in dem zukünftigen Zeitalter mit ihm in seinem Königreich leben und herrschen soll. Ein Verständnis hierüber steht in sehr wichtigem Zusammenhang mit dem, was während dieses gegenwärtigen Zeitalters den Willen Gottes für Sein Volk bildet.

Die ersten tausend Jahre in der zukünftigen Welt bezeichnen wir als das Millennium-Zeitalter. Dies ist das Zeitalter des Königreiches Christi. Es ist das Zeitalter, während dem die Welt bekehrt werden wird. Alle, die dann willig und gehorsam sind, sollen zur Vollkommenheit menschlichen Lebens wiederhergestellt werden und eine Gelegenheit erhalten, auf einer vollkommen gemachten Erde ewig zu leben. Viele sind der Verheißungen Gottes, die sich auf diesen glorreichen Höhepunkt des Planes Gottes beziehen; aber wenn wir den Willen Gottes für uns in der Gegenwart erkennen wollen, ist es notwendig, zu wissen, wann diese Verheißungen anzuwenden sind und auf wen.

Verschiedene Belohnungen

Wenn sich auch Paulus? Anwendung des Ausdrucks „das Wort der Wahrheit recht teilen” im besonderen auf Zeit bezog, so kann doch das damit dargelegte Prinzip richtigerweise auch auf andere wichtige Tatsachen in Verbindung mit dem göttlichen Plan angewendet werden. Zum Beispiel gibt es sowohl irdische als auch himmlische Verheißungen in der Bibel. Es gibt Verheißungen irdischer Segnungen im Alten Testament, die vom Bauen von Häusern und Pflanzen von Weinbergen sprechen. - Jesaja 65:21 und 22 Einige, die den Plan Gottes nicht verstehen und daher „das Wort der Wahrheit nicht recht teilen” können, haben sich bemüht, Verheißungen wie diese zu vergeistigen, und haben sich vorgestellt, daß irgendeine Art von Häusern im Himmel gebaut wird, und geistige Weinberge und Feigenbäume dort wachsen.

Andererseits sagte Jesus zu seinen Jüngern: „Ich gehe hin, euch eine Stätte zu bereiten. Und wenn ich hingehe und euch eine Stätte bereite, so komme ich wieder und werde euch zu mir nehmen, auf daß, wo ich bin, auch ihr seiet.” -Johannes 14:2 und 3 Dies ist eine sehr kostbare Verheißung für alle wahren Nachfolger des Meisters, aber viele haben angenommen, daß sie sich auf alle bezieht, die in jedem Zeitalter errettet werden. Das Wort der Wahrheit nicht recht zu teilen, nimmt solchen Ermahnungen wie „Sinnet auf das, was droben ist, nicht auf das, was auf der Erde ist”, die wesentliche Bedeutung und macht den wahren Antrieb zu dieser Anstrengung mehr oder weniger zunichte. - Kolosser 3:1 - 3

Symbolische Sprache

Beim rechten Teilen des Wortes der Wahrheit ist ebenso wichtig, zwischen der symbolischen und buchstäblichen Sprache der Bibel unterscheiden zu können. Viele Forscher sind durch ein Versagen in dieser Beziehung zu der Annahme verleitet worden, daß Gott die Erde mit buchstäblichem Feuer zu vernichten beabsichtigt, und alle solche ewig zu quälen, die Christus nicht annehmen, bevor sie sterben. Dies beraubt sie einer richtigen Anschauung über die Weisheit, Gerechtigkeit, Liebe und Macht Gottes, und ihr Hauptgrund, Ihm zu dienen, ist mehr Furcht als Liebe. Es ist wahr, daß viele versuchen, Gott zu lieben, trotz ihrer sehr irrigen Auffassungen über Ihn.

Doch wie schön ist die symbolische Sprache der Bibel, wie sie in Gottes Verheißungen für Sein Volk und auch in Verbindung mit der Ausführung Seines Planes der Zeitalter gebraucht wird! „Ich sage von Jahwe: Meine Zuflucht und meine Burg; mein Gott, auf ihn will ich vertrauen. Denn er wird dich erretten von der Schlinge des Vogelstellers, von der verderblichen Pest. Mit seinen Fittichen wird er dich decken, und du wirst Zuflucht finden unter seinen Flügeln; Schild und Tartsche ist seine Wahrheit”, schrieb der Psalmist. - Psalm 91:2 - 4

An wen gerichtet

Beim rechten Teilen des Wortes der Wahrheit ist es auch wichtig, zu beachten, an wen irgendein besonderer Schrifttext gerichtet ist. Wir haben ein hervorragendes Beispiel hierfür in den Briefen des Neuen Testaments. Wohlmeinende Weltmenschen zitieren oft aus diesen Briefen, wenn sie sich auf Dinge der Welt, wie politische usw., beziehen. Diese Briefe sind jedoch ausschließlich an die ernsten Fußstapfen-Nachfolger Jesu gerichtet und sind dazu bestimmt, diese zu leiten, zu stärken und zu trösten. Der Brief an die Römer ist zum Beispiel gerichtet an „alle Geliebten Gottes, berufene Heilige, die in Rom sind”. - Römer 1:7

Was von den Briefen des Neuen Testaments wahr ist, trifft auch auf viele andere Teile der Bibel zu. In der Tat, die Bibel wurde nicht geschrieben, um die politische Tätigkeit der Nationen zu leiten, sondern als ein Licht zur Führung derer, die sich völlig dem Tun des Willens Gottes geweiht haben. Dies zu erkennen, macht das ganze Wort Gottes noch kostbarer und gibt das Empfinden, daß in ihm eine persönliche Botschaft für uns von unserem liebreichen Himmlischen Vater enthalten ist.

Dieses besondere Prinzip beim Bibelstudium ist jedoch von noch größerem Wert für uns, wenn es richtig und völlig angewendet wird. Der Prophet Jesaja sprach zum Beispiel davon, daß dem Volke des Herrn Brot und Wasser gewiß ist. - Jesaja 33:15 und 16 Viele Nachfolger des Meisters haben dies so aufgefaßt, daß der Herr sie niemals hungern lassen wird, wenn tatsächlich viele Hunger leiden. Der Apostel Paulus selbst schrieb an die Brüder in Philippi: „Ich weiß sowohl erniedrigt zu sein, als ich weiß Überfluß zu haben; in jedem und in allem bin ich unterwiesen, sowohl satt zu sein als zu hungern, sowohl Überfluß zu haben als Mangel zu leiden.” - Philipper 4:12

Über Paulus? Treue zum Herrn kann es keinen Zweifel geben. Er mußte nicht als Strafe für Untreue „Hunger” leiden. Der Herr sah nur, daß es für Paulus als Neue Schöpfung in Christo Jesu gut sein würde, wenn sein Fleisch die Schmerzen des Hungers litt. Was meinte also der Prophet Jesaja mit der Verheißung, daß dem Gerechten Brot und Wasser gewiß sein würde?

Diese besondere Verheißung gehörte dem treuen Volk Gottes eines anderen Zeitalters, einem Volk, mit dem Gott unter den Bedingungen des Gesetzesbundes handelte. Unter jenem Bund hatte Gott Seinem treuen Volk verheißen, seinen Korb und seinen Backtrog zu segnen. - 5. Mose 28:5 Es war kein Opferbund, sondern ein Bund, welcher irdische Segnungen von Gesundheit und Leben verhieß für solche, die treu waren. Hätte das Volk Israel den Bedingungen des Gesetzesbundes vollständig entsprechen können, würde es überhaupt nicht gestorben sein. Doch wie ganz anders ist die Lage beim Volke des Herrn im Evangelium-Zeitalter! Wir haben den Bund geschlossen, unser Leben niederzulegen. - Psalm 50:5 Jesus, unser Haupt und Vorbild, legte sein Leben nieder. Es gab keinen anderen Weg für ihn, um seinem Himmlischen Vater treu zu sein, als sein Alles als Mensch aufzuopfern, und das tat er. Wir sind eingeladen worden, mit ihm zu leiden und zu sterben; und die Vorsehungen Gottes in unserem Leben, das wir in Seinem Dienste niederlegen, müssen von diesem Standpunkt aus betrachtet werden. Sonst besteht die Möglichkeit, daß wir dadurch entmutigt werden, daß wir die Segnungen, die Gott nach unserer Annahme für uns verheißen hatte, nicht empfangen.

Jesus sagte zu seinen treuen Nachfolgern, sie betreffend: „Werden nicht zwei Sperlinge um einen Pfennig verkauft? und nicht einer von ihnen fällt auf die Erde ohne euren Vater; an euch aber sind selbst die Haare des Hauptes alle gezählt.” - Matthäus 10:29 und 30 Dies zeigt sicherlich ein sehr sorgfältiges und liebevolles Wachen unseres Himmlischen Vaters über die Angelegenheiten Seiner Kinder. Aber beachten wir, daß Jesus nicht sagte, daß Sperlinge niemals zur Erde fallen, und daß den Haaren unseres Hauptes niemals etwas zustößt. Es bedeutet nur, daß selbst diese unwichtigen Dinge in unseren Erfahrungen dem Himmlischen Vater bekannt sind, und von Ihm in Seiner Handlungsweise mit uns in Betracht gezogen werden.

Paulus schrieb: „Mein Gott aber wird alle eure Notdurft erfüllen nach seinem Reichtum in Herrlichkeit in Christo Jesu.” - Philipper 4:19 Wir können uns auf diese Verheißung verlassen, aber wir müssen bereit sein, Gott die Entscheidung zu überlassen, was unsere Notdurft sein mag. Sie besteht aus den Notwendigkeiten der Neuen Schöpfung und nicht notwendigerweise aus denen des Fleisches, obgleich das Fleisch mit der Neuen Schöpfung eng verwandt ist. In der Tat, während wir noch diesseits des Vorhangs sind, ist das Fleisch der Körper der Neuen Schöpfung, der einzige Körper, den die Neue Schöpfung besitzt.

Gott will gewisse Absichten in Seinem Volk und durch Sein Volk ausführen. Aus diesem Grunde könnte Er die Gesundheit unseres „irdischen Gefäßes” eine Zeitlang erhalten und darauf achten, daß wir genügend Nahrung und Kleidung haben, nicht um störend einzuwirken auf die Ausführung unseres Opferbundes, sondern um uns leistungsfähig zu erhalten, während wir unser Leben in Seinem Dienste niederlegen. Dies sind Dinge, die in den Händen Gottes liegen. Wir sollten daran denken, daß Seine Verheißungen für uns geistig, nicht irdisch, sind. Die Segnungen, die wir mit Sicherheit in reichem Maße von Ihm erwarten können, sind solche, die zu unserem geistigen und nicht zu unserem menschlichen Dasein gehören.

Wenn wir das Wort der Wahrheit recht teilen, werden wir diesen Unterschied erkennen und bereit sein, mit Dankbarkeit und Lob die Erfahrungen anzunehmen, die Gott in Seiner Weisheit und Liebe für uns als Neue Schöpfungen in Christo Jesu für die besten hält. Er könnte zulassen, daß wir Brot und Wasser in reicher Menge haben, doch unser Magen könnte in nicht genügend gesundem Zustand sein, um Speise zu verdauen, und unser Körper würde nach notwendiger Nahrung hungern. Andererseits könnte Er zulassen, daß wir einen gesunden Magen haben, uns aber nicht genügend Nahrung gibt, die wir nach unserer Meinung brauchen. Das Ergebnis würde in beiden Fällen genau dasselbe sein. Gott weiß alles am besten. Wir legen unser Leben nieder, und wenn Gott wünscht, unser Schlußopfer auf einem Altar des Hungers anzunehmen, so sollten wir uns freuen. Doch dies wird nicht geschehen - dessen können wir sicher sein - bis Er sieht, daß es die rechte Zeit ist sowohl vom Standpunkt Seines Planes aus, als auch unserer eigenen Bereitschaft für das Königreich.

Wir haben den Punkt der Nahrung als eine bildliche Darstellung hervorgehoben. Dieses Prinzip bezieht sich auf die ganze Handlungsweise Gottes mit uns. Als fleischliche Wesen denken wir gern, daß Er unsere Angelegenheiten so überwaltet, daß uns nichts Unangenehmes zustoßen kann, daß jede Einzelheit des Lebens glatt und erfreulich verlaufen wird. Aber dies ist nicht Sein Wille für uns. Er mag zulassen, daß wir in mancher Beziehung schwer geprüft werden: durch Krankheit oder Nöte anderer Art. Wenn so, dann geschieht es, weil Er sieht, daß solche Erfahrungen am besten dazu dienen, uns für den Platz zuzubereiten, den Er für uns im Königreich vorgesehen hat. Laßt uns dies erkennen, dankbar Gottes Vorsehungen annehmen und uns dadurch selbst Ihm bewährt darstellen, indem wir das Wort der Wahrheit in bezug auf diesen Teil unseres christlichen Lebens recht teilen.

Die Häuser Israels

Das Beachten, auf wen sich die Verheißungen und Prophezeiungen der Bibel beziehen, ist auch eine große Hilfe für unser Verständnis des Planes Gottes als Ganzes. Während des Evangelium-Zeitalters werden die Nachfolger Jesu als ein „Haus der Söhne” betrachtet, über welches Jesus das Haupt ist. Die Verheißungen Gottes für diese sind wunderbar und kostbar. Aber dieses „Haus” wird, während es noch im Fleische ist, sowohl aus „wahren Israeliten” als auch nominellen Gläubigen gebildet, und die Heilige Schrift wendet sich an diese beiden Gruppen.

Ein gutes Beispiel hierfür finden wir in den Botschaften an die sieben Versammlungen, die in Kapitel 2 und 3 der Offenbarung berichtet werden. Wenn der Herr die Versammlung zu Pergamus auch lobt, so fügt er doch hinzu: „Aber ich habe ein weniges wider dich, daß du solche dort hast, welche die Lehre Balaams festhalten, der den Balak lehrte, ein Ärgernis vor die Söhne Israels zu legen, Götzenopfer zu essen und Hurerei zu treiben. Also hast auch du solche, welche die Lehre der Nikolaiten festhalten, gleicherweise. Tue nun Buße; wenn aber nicht, so komme ich dir bald und werde Krieg mit ihnen führen mit dem Schwerte meines Mundes.” - Offenbarung 2 :14 - 16

Die Verheißungen einer Krone des Lebens, des Sitzens auf dem Throne mit Jesus, des Empfangens eines weißen Steines, und zu einer Säule im Tempel Gottes gemacht zu werden, die in diesen Botschaften an die Versammlungen enthalten sind, wurden nicht jenen gegeben, die dem Beispiel Balaams folgten. Nein, diese wurden vor Strafen des Herrn gewarnt, und doch werden sie als „in der Kirche (Versammlung)” befindlich gerechnet. Es zeigt, daß Gott die „wahren” Christen und die nominellen Christen während des ganzen Zeitalters zusammen bestehen läßt. Die Welt hat nur wenig oder keinen Unterschied gesehen. Nur Gott, der das Herz kennt, hat diesen Unterschied erkannt, und Er belohnt und bestraft in Übereinstimmung mit Seiner Gerechtigkeit und Liebe. Auch für uns ist es wichtig, das Vorhandensein dieser beiden Klassen zu erkennen, und auch bezüglich dieses Punktes das Wort der Wahrheit recht zu teilen.

Dasselbe trifft auf das natürliche Israel zu. Von Moses lesen wir, daß er treu war „in seinem ganzen Hause”. - Hebräer 3:2 Ebenso wie während der Zeit der Entwicklung des Hauses der Söhne einige treu gewesen sind und einige nicht, so war es auch bei dem Haus der Knechte, über welches Moses das Haupt war. Auch hier sind die Verheißungen Gottes an die Treuen ganz verschieden von denen an die Untreuen, die in vielen Fällen mehr in Warnungen als Verheißungen bestehen.

Moses schrieb: „Jahwe sprach zu mir: Gut ist, was sie geredet haben. Einen Propheten, gleich dir, will ich ihnen aus der Mitte ihrer Brüder erwecken; und ich will meine Worte in seinen Mund legen, und er wird zu ihnen reden alles, was ich ihm gebieten werde. Und es wird geschehen, der Mann, der nicht hört auf meine Worte, die er in meinem Namen reden wird, von dem werde ich es fordern.” - 5. Mose 18:17 - 19 Der Apostel Petrus zitierte diese Verheißung und zeigte, daß sie - mit anderen Worten - nach dem zweiten Kommen Christi im Königreich erfüllt werden würde. - Apostelgeschichte 3:19 - 23

Diese Warnung wurde nicht den Treuen in Israel gegeben, sondern den Untreuen und Ungläubigen. Die Israeliten waren den Gesetzesbund eingegangen, aber viele zeigten bereits einen Mangel an Glauben in ihn und lehnten sich gegen die Vorsehungen Gottes auf. So befand sich während jenes ganzen Zeitalters diese Gruppe innerhalb Israels. Gott liebte Sie. Er war ihnen gnädig und wird sie dadurch, daß Er ihnen schließlich seine Gnade durch „jenen Propheten" erzeigt, reichlich segnen mit Wiederherstellung zu menschlicher Vollkommenheit, das heißt, so viele von ihnen, wie dann hören und jenem großen Propheten gehorchen, der ihnen dann erweckt wird. Diejenigen, welche nicht „hören” und gehorchen, werden aus dem Volk ausgerottet werden. - Apostelgeschichte 3:23

Aber wahrlich, während derselben Zeitperiode bis zurück zum gerechten Abel gab es eine andere Klasse, eine treue Klasse. Wahrscheinlich kann sie manchmal kaum eine Klasse genannt werden, sondern nur einzelne, die ihren Glauben in Gott und Seine Verheißungen trotz der Prüfungen und Schwierigkeiten zeigten, die diese Treue ihnen auferlegte. Im 11. Kapitel des Hebräerbriefes spricht Paulus von diesen. Er erklärte, daß sie ihre Leiden erduldeten, um eine „bessere Auferstehung” zu erlangen. - Vers 35 Sie verstanden offenbar, daß, wenn sie Gott treu, ja treu bis zum Tode, sind, Er etwas Besseres für sie in der Auferstehung vorgesehen haben würde.

Dies wird in der Rede des Paulus vor dem römischen Landpfleger Felix angedeutet, wo er sagte: „Dies bekenne ich dir, daß ich nach dem Wege, den sie eine Sekte nennen, also dem Gott meiner Väter diene, indem ich allem glaube, was in dem Gesetz und in den Propheten geschrieben steht, und die Hoffnung zu Gott habe, welche auch selbst diese annehmen, daß eine Auferstehung sein wird, sowohl der Gerechten als der Ungerechten.” - Apostelgeschichte 24:14 und 15 Die ganze Klasse der Alten Glaubenshelden wußte offenbar von der Auferstehung der Gerechten. Diese betrachteten sie als die „bessere Auferstehung”, und sie wünschten, Gott treu zu sein, um würdig erachtet zu werden, in jener „besseren Auferstehung” hervorzukommen.

Zweifellos wurden alle dieser Klasse, die auf das Geben des Gesetzes folgte, sehr durch die Verheißung in 2. Mose 19:5 und 6 angespornt, in welcher Gott den Treuen zusicherte, daß sie „ein Königreich von Priestern” und „eine heilige Nation” sein würden. Wenn auch das Volk als solches sich unter den gegebenen Bedingungen dieser Verheißung nicht würdig erwies, so diente sie doch als Ansporn für jene, die ernstlich versuchten, Gottes Willen zu erkennen und zu tun, aber größtenteils von den nominellen Israeliten verworfen wurden.

Die Tatsache, daß diese beiden Klassen vor dem ersten Advent Jesu bestanden, bedeutet, daß einige Teile der Heiligen Schrift sich auf die eine Klasse, und einige Teile auf die andere beziehen. Um die richtigen Belehrungen zu erkennen, die Gott uns durch diese Schriftstellen gibt, müssen wir beachten, von welcher Klasse gesprochen wird, oder welcher Klasse die Verheißungen oder Warnungen gegeben werden. Dann werden wir keine Schwierigkeit haben, die Stellung der Alten Glaubenshelden und der Israels als Ganzes im Plane Gottes zu erkennen.

Herrscher und Untertanen

Das Wort „Königreich” oder „Reich” ist eines der hervorragendsten Wörter in der Bibel. Es gab natürlich das Königreich Israels, und es gibt die Königreiche oder Reiche dieser Welt. Doch jetzt haben wir besonders das Königreich des Herrn im Sinn. In vielen Prophezeiungen des Alten Testaments wird auf des Herrn Königreich Bezug genommen, aber das Wort selbst wird nicht gebraucht. In Jesaja 25:6 - 9 wird das Königreich durch einen „Berg” versinnbildet, auf dem Gott allen Völkern ein Mahl von Fettspeisen bereitet, und den Tod in Sieg verschlingt. In Jesaja 9:6 und 7 wird das Königreich als eine „Herrschaft” beschrieben.

Wenn auch in allgemeiner Weise alle diese und viele andere Hinweise in der Bibel sich auf dasselbe Königreich beziehen, so beziehen sie sich doch nicht immer auf denselben Aspekt des Königreiches. Zum Beispiel, als Jesus seine Jünger ermahnte, zuerst nach dem Reiche der Himmel zu trachten, bezog er sich auf eine Stellung der Herrschaft im Königreich des Herrn. Wenn wir in Lukas 12:32 Jesu Worte lesen: „Fürchte dich nicht, du kleine Herde, denn es hat eurem Vater Wohlgefallen, euch das Reich zu geben”, so trifft hierauf dasselbe zu.

Im Gegensatz hierzu beschreiben die meisten Königreichs-Verheißungen des Alten Testaments Segnungen, die von den Untertanen des Königreiches des Herrn empfangen werden. Um das Wort der Wahrheit über das Königreich recht zu teilen, ist es wichtig, diesen Unterschied zu beachten, wenn wir die ganze Bedeutung dessen verstehen wollen, was gemeint ist. Auch ist es wichtig, zu beachten, daß einige Bibelstellen, in denen das Wort Königreich verwendet wird, sich auf die zukünftigen Herrscher in jenem Königreich beziehen, während sie sich noch in der Vorbereitung auf jene hohe Stellung befinden. Nur bei Beachtung dieser Unterschiede werden wir die volle Harmonie des Wortes Gottes hinsichtlich seiner Lehren über den Gegenstand Seines Königreiches sehen und wertschätzen können.

Selbst bewährt

Laßt uns jedoch stets daran denken, daß der Hauptzweck des Bibelstudiums ist, daß wir den Willen Gottes für uns selbst erkennen und zum Tun Seines Willens einen Ansporn empfangen. Während des jetzigen Zeitalters ist ein wichtiger Teil des göttlichen Willens für uns als Gottes Volk, daß wir Mitarbeiter mit dem Herrn sind, und von dem Evangelium Christi, den großen und kostbaren Wahrheiten des göttlichen Planes, Zeugnis geben. Unser Leittext bezeichnet solche, die dieses tun, als Arbeiter, die sich nicht zu schämen brauchen, weil sie das Wort der Wahrheit recht geteilt haben.

Um für diese Wahrheiten des göttlichen Planes Zeugnis geben zu können, müssen wir diese Wahrheiten kennen und wissen, wie sie im Worte Gottes dargelegt werden. Daher bezieht sich jede Wahrheit in der Bibel auf das Erkennen und Tun des Willens Gottes. Es ist daher sehr wichtig, daß wir das Wort der Wahrheit vom Standpunkt der Zeit aus recht teilen, indem wir seine irdischen und himmlischen Verheißungen und seine Anwendung von buchstäblicher und sinnbildlicher Sprache beachten.

Laßt uns auch darauf achten, an wen die verschiedenen Verheißungen Gottes gerichtet sind, und was jene Verheißungen bedeuten, die sich direkt auf Seine Heiligen des Evangelium-Zeitalters beziehen. Laßt uns daran denken, daß wir nach einem Platz als Könige und Priester mit Jesus in seinem Königreich trachten, und uns freuen, daß es des Vaters Wohlgefallen ist, daß wir eine solche Stellung erlangen. Ebenso wollen wir uns über die Segnungen freuen, die über die Menschheit im allgemeinen als Untertanen des Königreiches kommen. Möchten wir treu im Verkündigen dieser herrlichen Wahrheiten weit und breit sein, allen, die hören wollen!



Tagesanbruch Bibelstudien- Vereinigung