Säen und Ernten

„Mit dem Reich der Himmel ist es wie mit einem Menschen, der guten Samen auf seinen Acker säte …” - Mit diesen Worten beginnt eines der bekannten sieben Gleichnisse vom „Reich der Himmel”. Es ist das Gleichnis vom Unkraut im Weizenfeld, das damit endet, daß der gute Weizen in die Scheune gesammelt wird. - Matthäus 13:24 - 30 und 36 - 43 Auf unser Gleichnis vom Reich der Himmel angewandt liegen zwischen dem gegenbildlichen Säen und Ernten fast 2.000 Jahre. Den ganzen Zeitraum bezeichnen wir als das Evangelium-Zeitalter, an dessen Ende wir leben. Es ist die Zeit der Ernte des Christlichen Zeitalters.

Wie das Säen seine bestimmte Zeit hat, so hat auch das Ernten seine bestimmte Zeit. Wer guten Samen auf einen vorbereiteten Acker sät kann eine gute Ernte erhoffen. Der gute Same wird in der Hoffnung ausgestreut, daß er gute Früchte bringt. Doch da ist auch zur gleichen Zeit der nicht gewollte Same des Unkrauts, der aufgeht und sich überall breit macht.

Wie das natürliche Säen, Wachsen und Ernten seine Geheimnisse hat, die nur der Sämann kennt, so hat auch dieses Gleichnis vom Reich der Himmel seine Geheimnisse, die nur der gegenbildliche „Sämann” kennt. So war und blieb es Geheimnis für die Volksmenge am See Genezareth, wen der „Sämann” darstellt, wen der „gute Same” und wen das „Unkraut”. Wer war der „Feind”, der den „Unkrautsamen” säte, und wen oder was stellt der „Acker” oder das „Feld” dar, auf den der Same gesät wurde?

Alle diese Geheimnisse waren Schlüssel zum gegenbildlichen Verständnis des Gleichnisses. Der Volksmenge am See Genezareth blieb die wahre Bedeutung verborgen, weil der Herr ihnen, die keine „Augen zu sehen” und „Ohren zu hören” hatten, die Geheimnisse nicht offenbaren konnte. - Matthäus 13:11 Nur dem Kreis seiner Jünger, denen es gegeben war, die „Geheimnisse des Reiches der Himmel” zu verstehen, offenbarte er die gegenbildliche Bedeutung der Bestandteile des Gleichnisses. - Matthäus 13:37 - 39: „Der den guten Samen sät, ist der Sohn des Menschen, der Acker aber ist die Welt, der gute Same aber sind die Söhne des Reiches, das Unkraut aber sind die Söhne des Bösen; der Feind aber, der es gesät hat, ist der Teufel, die Ernte aber ist die Vollendung des Zeitalters, die Schnitter aber sind Engel.”

Die Jüdische Ernte

„Der den guten Samen sät, ist der Sohn des Menschen”. - Der Herr Jesus sprach sehr oft von sich als dem „Sohn des Menschen”. Über vierzig Mal finden wir die Bezeichnung „Sohn des Menschen” in den Evangelien erwähnt. Jesus erschien in der Erntezeit des Jüdischen Zeitalters um zu ernten. Zu seinen Jüngern sagte er, Johannes 4:35: „Schauet die Felder an, denn sie sind … weiß zur Ernte.” Und in Matthäus 9:37 und 38 „Die Ernte zwar ist groß, die Arbeiter aber sind wenige. Bittet nun den Herrn der Ernte, daß er Arbeiter aussende in seine Ernte.” Es war die Ernte der reifen Früchte des Jüdischen Zeitalters, die von Jesus und seinen Jüngern eingeerntet werden sollten.

Mose und die Propheten hatten die gute Saat gesät, und Johannes der Täufer verkündigte am Ende des Zeitalters die Sichtung des „Weizens” von der „Spreu” an, indem „der Weizen” in „die Scheune” gesammelt und die „Spreu” im „unauslöschlichen Feuer” verbrannt werden sollte. - Matthäus 3:12 und Lukas 3:17

Aber Jesus und seine Jünger kamen nicht nur um zu ernten, sie kamen auch um eine neue Saat zu säen. Wie wir im Gleichnis vom Sämann sehen, begann Jesus als der gegenwärtige Sämann den „guten Samen” für ein neues Zeitalter, das anbrechende Evangelium-Zeitalter, zu säen.

Der „Herr der Ernte” des Jüdischen Zeitalters war Gott. Er berief diejenigen, die unter der Aufsicht unseres Herrn als dem Hauptschnitter Mitarbeiter im Jüdischen Erntewerk werden sollten. - Johannes 17:2 und 17:9

Im Gleichnis vom Weinberg und den Weingärtnern, Matthäus 21:33 - 41, spricht Jesus von der „Zeit der Früchte” (Vers 34) und umschreibt damit die Erntezeit des „Weinbergs Israel” - Jesaja 5:7. Gott schickte zur „Zeit der Früchte”, oder zur Erntezeit, seine Knechte, die Propheten und Lehrer zu Seinem „Weinberg” um dessen „Früchte” zu empfangen. Doch die Knechte wurden drangsaliert, geschlagen und gesteinigt, und zuletzt sendet der Herr des Weinbergs Seinen Sohn. Daß Jesus von seinem Vater in den „Weinberg” Israel geschickt wurde um zu ernten, bezeugt er selbst in Matthäus 15:24: „Ich bin nur gesandt zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel.” Es ging hier ausschließlich um die Einerntung der wahren Israeliten, der guten und reifen Früchte des „Weinbergs” Israel.

Jesus wurde als Messias zum Weinberg seines Vaters gesandt. Als die ungetreuen Weingärtner, die Pharisäer, Schriftgelehrten und Ältesten den Sohn töten, wird der Weinberg anderen „Weingärtnern” übergeben, „die ihm die Früchte abgeben werden zu ihrer Zeit”, oder wie Jesus in Vers 43 sagte: „Das Reich Gottes wird von euch weggenommen und einer Nation gegeben werden, die seine Früchte bringen wird.”

Wenn wir einen Blick auf die Zeitalterkarte richten, so erkennen wir, daß sich das Jüdische Zeitalter und das Evangelium-Zeitalter in einem Zeitraum von 40 Jahren überschneiden, den wir als Jüdische Ernte bezeichnen. Und in diesem besonderen Zeitraum findet ein Ernten und ein Säen statt.

Während der Herr Jesus ein Erntewerk unter den Juden durchführte, um die seinerzeit „reifen Früchte” für das Reich der Himmel einzusammeln, alle diejenigen, die ihn erkannt und als ihren Messias angenommen hatten, streute er den Samen für eine neue Zeit, das Evangelium-Zeitalter, das zu Pfingsten seinen Anfang nahm.

Der Sämann und der gute Same

Im Gleichnis vom Sämann, dem ersten der sieben Gleichnisse vom Himmelreich, Matthäus 13:1 - 23, wird deutlich, daß hier der „gute Same” die Botschaft vom Königreich, oder die Einladung darstellt. Sie ist in der Tat eine gute Botschaft, die nach der Einerntung des wahren Weizens Israels nun nicht mehr an ein besonders auserwähltes Volk ergeht, sondern sich individuell an den Einzelnen richtet, welcher Nation oder Volksgruppe oder Hautfarbe er auch angehören mag.

In diesem Gleichnis wird gezeigt, daß mit der Zeit viel von dem gesäten guten Samen verloren geht, weil einiger Same auf felsigen Boden fällt und verdorrt, während anderer Same unter die Dornen fällt und erstickt wird oder an den Weg fällt, um von den Vögeln aufgepickt zu werden. Nur wenig Same fällt auf guten Boden und bringt letztendlich die erwarteten Früchte. „Viele sind berufen, aber wenige auserwählt”.

Im zweiten Gleichnis, dem Gleichnis vom „Unkraut im Acker”, Matthäus 13:36 und 37, stellt der Ackerboden „die Welt” dar und der gute Same die „Söhne des Reiches”. Die Welt repräsentiert die zivilisierte Menschheit, alle Nationen der Erde, wohin die gute Botschaft gelangte. Auf diesen Acker säte der Sohn des Menschen und die mit ihm verbundenen Jünger den guten Samen. Aber wir erfahren auch, daß noch ein zweiter Sämann erscheint, der seinerseits seinen Samen sät. Es ist bezeichnend, daß dieser seinen Unkrautsamen sät „als die Menschen schliefen” (Vers 25). Er nutzt die Dunkelheit die einbrach, nachdem die Apostel entschlafen waren. Als die Saat aufgeht, zeigt es sich, daß der Acker ein gemischtes Feld geworden ist, in dem Weizen und Unkraut nebeneinander wachsen.

In diesem Gleichnis stellt der gute Same nicht nur die gute Botschaft dar sondern auch alle denjenigen, die die gute Botschaft predigen und verbreiten. Der Herr nimmt auf seine Jünger bezug, als diejenigen, die durch das Wort der Wahrheit gezeugt wurden.

Die Saat des Bösen

Der Feind, der ebenfalls seinen Samen säte, wird als der Teufel identifiziert. Paulus prophezeite, daß dieses Säen des Unkrauts oder Scheinweizens nach seinem Tode unvermeidlich einsetzen würde. „Ich weiß, daß nach meinem Abschied grausame Wölfe zu euch hereinkommen werden, die die Herde nicht verschonen. Und aus eurer eigenen Mitte werden Männer aufstehen, die verkehrte Dinge reden, um die Jünger abzuziehen hinter sich her.” - Apostelgeschichte 20:29 und 30

Die Kirchengeschichte zeigt uns die Erfüllung dieser prophetischen Warnung, denn tatsächlich kamen solche Wölfe in Schafspelzen, die verkehrte Dinge redeten, indem sie Christus aus der Mitte allen christlichen Denkens und Handelns rückten und an seine Stelle ein kirchliche Organisation setzten mit einem sogenannten Stellvertreter Christi auf Erden. Aus den Briefen, die Paulus an die Gemeinden schrieb, können wir nachvollziehen, wie der Satan seinen Samen des Bösen zu säen begann, der nach dem Heimgang des Apostels ungehindert aufging und sich allmählich verbreitete.

Laßt beides zusammen wachsen

Den „Knechten des Hausherrn” die das Unkraut bemerken und ausrupfen wollen, befiehlt der Ernteherr: „Laßt beides zusammen wachsen bis zur Ernte, und zur Zeit der Ernte (dann und nicht eher) werde ich den Schnittern sagen: Lest zuerst das Unkraut zusammen und bindet es in Bündel, um es zu verbrennen … .” - Matthäus 13:30 Wie wir bemerken, zielt das Gleichnis vom Unkraut im Acker deutlich auf die Ernte des Evangelium-Zeitalters hin. Der Herr erklärte seinen Knechten den wahren Grund, warum sie das Unkraut nicht vorzeitig vom Weizen trennen sollten: „Damit ihr nicht etwa beim Zusammenlesen des Unkrautes gleichzeitig mit ihm den Weizen ausreißt.” - Matthäus 13:29

Der Herr hatte seine guten Gründe den Samen des Bösen im Weizenfeld zu belassen, denn Versuchungen und Prüfungen waren zur Entwicklung der wahren Nachfolger, dem „Weizen” unbedingt notwendig, wie die Schrift uns zeigt. Wie hätten denn die wahren Nachfolger Christi während dieses Zeitalters das Böse mit dem Guten überwinden können, wenn es den „Samen des Bösen” nicht gegeben hätte, mit dem sie in Gestalt von Selbstsucht, Weltlichkeit, Raffgier und falschen Freiheiten in Berührung kamen? Wir leben in dieser vom Satan beeinflußten Welt - aber wir dürfen nicht ein Teil von ihr werden, oder Anteil an ihren schlechten Taten haben.

Wir sehen, daß die sogenannte Namenchristenheit sich nicht an Christi Worte gehalten hat und auf ihre Weise und ohne den Ernteherrn eine Sichtung im vom Herrn angelegten „Weizenfeld” durchführen wollte. Dabei wurde der „wahre Weizen” zum „Unkraut” erklärt, wie es auch die Taktik Satans ist, durch Täuschungsmanöver Wahrheit zu Irrtum zu machen und Irrtum zur Wahrheit. Aber trotz aller Verfolgungen durch das Papsttum blieb der vom Herrn besäte Acker ein Weizenfeld bis zur Ernte, - bis zu der Zeit, als der Herr Babylon aus seinem Munde ausspie und verwarf.

Unkraut im Weizenfeld

Was gibt es über den Negativbegriff „Unkraut im Weizenfeld” zu sagen? Da unser Herr nur allgemein von Unkraut spricht, können wir nur vermuten, um welche Art von Unkraut es sich handeln mag. Allgemein wird angenommen, daß es sich um ein Wildkraut handelt, das als Taumellolch bezeichnet wird. Bei Überprüfung der charakteristischen Merkmale dieses Unkrauts sind tatsächlich einige verblüffende Übereinstimmungen zu erkennen, die in einer bestimmten Weise dem Gegenbild entsprechen.

Das griechische Wort, welches in der Elberfelder Übersetzung als „Unkraut” übersetzt wird, ist Sisanion. Sisanion bedeutet „ein Wildkraut, daß zwischen dem Korn wächst”. Es hat aber auch gleichzeitig die Bedeutung von „Streit”, - „Zwietracht”, - „Ärgernis”, „jemand der Streit verursacht” und „Unruhestifter”. Wie wir bemerken, ist dies eine zutreffende Kennzeichnung von den „Werken des Fleisches”, wie sie in ähnlicher Weise von Paulus im Galaterbrief aufgezählt werden.

Lexikalische Nachschlagewerke sagen aus, daß es sich hierbei offenbar um eine bestimmte Grasart handelt, die als Taumellolch bezeichnet wird, der erst im Reifezustand vom wahren Weizen zu unterscheiden ist. Es ist daher naheliegend von „Schein”-Weizen zu sprechen, Schein-Weizen darum, weil er während seines Wachstums dem Weizen verblüffend ähnlich ist. In rabbinischen Schriften wird er auch als „entarteter Weizen” bezeichnet.

Die Früchte

Der Unterschied zwischen wahrem Weizen und Scheinweizen wird erst durch die heranreifenden Früchte offenbar. Das Calwer Bibellexikon beschreibt den Taumellolch als eine Grasart,- (Zitat): „die vom Weizen erst im reifen Zustand leicht unterschieden werden kann, da die Ähren des Lolchs dünner und die Körner kleiner und schwärzlich sind; diese Körner sind oft von Pilzen befallen und dann giftig”.

Zwei Dinge werden uns offenbar. Erstens, daß das Unkraut im Weizenfeld, der Taumellolch, auf den ersten Blick vom Weizen nicht zu unterscheiden ist. Zweitens, daß der Unterschied erst an den Früchten, den Körnern, offenbar wird. - Was uns auch durch die Worte unseres Herrn in Matthäus 7:15 - 23 bestätigt wird, wenn er feststellt: „Hütet euch vor den falschen Propheten, die in Schafskleidern zu euch kommen! Inwendig aber sind sie reißende Wölfe. An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen. Liest man etwa von Dornen Trauben oder von Disteln Feigen … .”

Und ebenso ab Vers 20: „Deshalb an ihren Früchten werdet ihr sie erkennen. Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr, Herr, wird in das Reich der Himmel hineinkommen, sondern wer den Willen meines Vaters tut, der in den Himmeln ist. - Viele werden an jenem Tag zu mir sagen: Herr, Herr! Haben wir nicht durch deinem Namen geweissagt und durch deinen Namen Dämonen ausgetrieben, und durch deinen Namen viele Wunderwerke getan. Und dann werde ich ihnen bekennen: Ich habe euch niemals gekannt. Weicht von mir ihr Übeltäter.”

Weizen und Scheinweizen stellen offenbar Christen dar. Von den letzteren wird jedoch gesagt, daß sie nur dem Schein oder dem Namen nach beanspruchen können Nachfolger Christi zu sein. Christus bescheinigt ihnen, daß sie ihn Herr, Herr, nennen, - daß sie viele sind, - und daß sie auf ihre vielen Wunderwerke hinweisen werden, die sie in seinem Namen getan haben. Aber der Herr gibt ihnen deutlich zu verstehen, daß er sie niemals als „reifen Weizen” für seine „Scheune” anerkannt hat, sondern als „Scheinweizen” oder „Unkraut” das vom Weizen getrennt, gebündelt und „verbrannt” wird im „Feuerofen” der Drangsal.

Ohne Zweifel gibt es viele gute humanitäre Werke in der Namenchristenheit. Aber der Herr sucht in der Erntezeit geistige Früchte einzusammeln, - gute reife Früchte. Doch die „Früchte” sind „klein”, „schwärzlich”, „vom Pilz befallen” und „giftig”, - ungenießbare Früchte. Von der Laodizea-Kirche wird gesagt, daß sie sich ihrer vielen Werke brüstet. Doch der Herr sagt: „Ich kenne deine Werke, daß du weder kalt noch heiß bist. Ach, daß du kalt oder heiß wärest! Also, weil du lau bist und weder heiß noch kalt, werde ich dich ausspeien aus meinem Munde.” - Offenbarung 3:15 und 16

Bezeichnend ist es auch, wie der Lolch oder Scheinweizen geerntet wurde. Dazu sagt das Bibellexikon, Zitat: „Da das Jäten infolge der Ähnlichkeit mit dem Weizen schwierig war, schied man den Lolch meist nach der Ernte durch besondere Lolchsiebe aus.” Es war nicht schwer den Lolch vom Weizen zu trennen. Man mußte nur Siebe mit entsprechender Lochgröße wählen, um die prallen Fruchtkörner des Weizens von den unterentwickelten dürftigen Fruchtkörnern des Lolch zu trennen. Die Lolchpflanze selbst wurde in Bündeln verbrannt. Wie unser Herr auch am Ende des Gleichnisses vom „Unkraut im Weizenfeld” sagt: „Laßt beides zusammen wachsen bis zur Ernte, und zur Zeit der Ernte werde ich den Schnittern sagen: Lest zuerst das Unkraut zusammen, und bindet es in Bündel, um es zu verbrennen; den Weizen aber sammelt in meine Scheune.” - Matthäus 13:30

In diesem Bild wird die Christliche Erntezeit als eine Zeit dargestellt in der ein Trennungswerk stattfindet. Der Herr hatte es erlaubt, daß Christen und Scheinchristen in einem kirchlichen System zusammenlebten, das sich selbst als Gottes Königreich auf Erden darstellte. Doch nachdem der Ernteherr gekommen war, erfolgte der Ruf: „Geht aus ihr hinaus, mein Volk, damit ihr nicht an ihren Sünden teilhabt und damit ihr nicht von ihren Plagen empfangt.” - Offenbarung 18:4

Dies war der Aufruf zu einem Trennungswerk an dem die gegenbildlichen Schnitter Anteil haben sollten, indem sie die fällige Botschaft verkündigten, um den „reifen Weizen” aus diesem verworfenen System herauszuholen, um den „Weizen” vom „Scheinweizen” zu trennen und in die „Scheune” zu sammeln. Zur bestimmten Zeit erging der Ruf aus Babylon herauszukommen, um frei von den Fesseln der Verwirrung, des Irrtums und der Traditionen menschlicher Organisationen, allein dem guten Hirten zu folgen. Der Warnruf „Babylon”, welches wir allgemein mit der Papstkirche gleichsetzen, zu verlassen sollte jedoch nicht zu dem Trugschluß führen das andere, weniger irrende namenchristliche Kirchen und Organisationen, dem bevorstehenden Plagen des Gerichts entgehen können, daß über die ganze menschliche Gesellschaft beschlossen ist.

Wenn wir die sogenannte Christliche Welt betrachten, so bemerken wir, daß der „Scheinweizen”, bzw. diejenigen, die ihn darstellen als „Gesetzlose” oder „Söhne des Bösen” sich willig bündeln lassen, indem sie den Schutz von einflußreichen oder angesehenen Organisationen und Vereinigungen suchen um deren weltliche Werke tun, die keinen Bestand haben und für das Feuer bestimmt sind.

Laßt uns auch dazu des Herrn Worte hören: „… die Ernte aber ist die Vollendung des Zeitalters, die Schnitter aber sind Engel. Wie nun das Unkraut zusammengelesen und im Feuer verbrannt wird, so wird es in der Vollendung des Zeitalters sein. Der Sohn des Menschen wird seine Engel aussenden, und sie werden aus seinem Reich alle Ärgernisse zusammenlesen und die, die Gesetzloses tun; und sie werden sie in den Feuerofen werfen: da wird das Weinen und das Zähneknirchen sein.” - Matthäus 13:39 - 42

Die Schnitter sind Engel

Beachten wir, daß „Engel” diese Arbeit verrichten sollten, „die Ärgernisse” und „die Gesetzlosen” in den „Feuerofen” zu werfen. Natürlich ist dies eine symbolträchtige Sprache, die ihrer Erklärung bedarf. Stellen wir zunächst die Frage: Wer sind die Engel?

Aus dem Sprachgebrauch der Offenbarung erfahren wir, daß mit „Engel” nicht immer himmlische Wesen gemeint sind. Die Schreiben an die sieben Kirchen in Kleinasien wurden an Hirten oder Lehrer der einzelnen Kirchen gerichtet, die als „Engel” angesprochen wurden. Paulus war einer dieser „Engel” oder Boten. Als „Engel” oder Bote des Herrn ist so gesehen jeder Geweihte zu bezeichnen, der im Evangelium-Zeitalter im Auftrag des Herrn auf seinem Weizenfeld arbeitet, sät, pflanzt, wässert und erntet.

In welcher Weise ist es nun zutreffend, daß die „Engel”, oder wie wir festgestellt haben, die Heiligen ein solches Werk des Sammelns für das Feuer ausführen? Laßt uns zuvor noch einmal betonen, daß dies eine symbolische Sprache ist. Unser liebreicher und barmherziger Herr beabsichtigt nicht, irgendeinen Menschen, und sei er noch ein so großer „Täter der Gesetzlosigkeit”, in einen buchstäblichen Feuerofen zu werfen, wie dies in der Gott entehrenden Höllentheorie der Namenchristenheit behauptet wird. Diese Lehre ist wahrlich für jeden wahren Christen ein „Ärgernis” und sie wird zusammen mit anderen Irrlehren der Namenchristenheit im Feuer der Drangsal verbrennen.

In Maleachi 3:19 lesen wir: „Denn siehe, der Tag kommt, der wie ein Ofen brennt. Da werden alle Frechen und alle, die gottlos handeln, Strohstoppeln sein. Und der kommende Tag wird sie verbrennen … .” - Der Tag, „der wie ein Ofen brennt” kennzeichnet die Zeit der großen Drangsal, den „Tag des Herrn”. Was in dem symbolischen Ofen in der Hitze dieses Tages verbrennt ist der falsche Anspruch des Namenchristentums Nachfolger Christi bis in den Tod zu sein. Der „kommende Tag”, das Millenium, wird keine Form der Täuschung mehr zulassen, weil der wahre Christus herrscht.

Im Gleichnis wird deutlich, daß die Engel, oder wie wir festgestellt haben, die Heiligen, an dem Werk des Sammelns und Verbrennen des Scheinweizens beteiligt sind, als diejenigen, die „die Ärgernisse” und „Täter der Gesetzlosigkeit” in den Feuerofen werfen.

Der tiefere Sinn scheint der zu sein, daß „die Engel” als Boten der Wahrheit den falschen Anspruch der kirchlichen Systeme wie auch derjenigen, die den Irrtum unterstützen und mit der Welt Kompromisse eingegangen sind, schonungslos aufdecken werden. Es ist die prinzipielle Feststellung der Schrift, daß ein jeder das erntet, was er gesät hat. „Wer auf sein Fleisch sät, wird vom Fleisch Verderben ernten; wer aber auf den Geist sät, wird von dem Geist ewiges Leben ernten”, sagt Paulus im Brief an die Galater - Galater 6:7 und 8

Die Ernte ist diese Trennungszeit in der alle im Feuer der Drangsal geprüft werden, ob sich ihre Glaubenswerke als Gold, Silber, Heu oder Stroh erweisen. „Und wie das Werk eines jeden beschaffen ist, das wird das Feuer erweisen … wenn jemandes Werk verbrennen wird, so wird er Schaden leiden, er selbst aber wird gerettet werden, doch so wie durchs Feuer.” - 1. Korinther 3:12 - 15

„Heu” und „Stroh” sind leicht brennbare Materialien und mögen die Werke der Heiligen darstellen, die Kompromisse mit der Welt eingegangen sind. Während ihre Werke, als weltliche Bemühungen im Ofen der Drangsal verbrennen werden, wie die Werke und Bestrebungen dieser Welt, werden sie selbst doch aus der Trübsal errettet werden. - Offenbarung 19:6 und 7

In der Heiligen Schrift wird die Wahrheit als ein zweischneidiges Schwert dargestellt. Handelt es sich jedoch um die Erntezeit, so wird die Wahrheit zweckentsprechend als eine Sichel dargestellt. In Offenbarung 14:14 wird diese Sichel ausdrücklich als eine „scharfe Sichel” bezeichnet, die der gekrönte „Menschensohn” in seiner Hand hat, oder anders gesagt, die in seiner Gewalt oder unter seiner Kontrolle ist. Wir könnten uns vorstellen, daß hier auf die besonderen Erntewahrheiten angespielt wird, die das geistige Werkzeug sind das schonungslos das Wahrhaftige und damit Beständige vom bloßen Schein trennt.

Vergleichen wir die Ernte des Jüdischen Zeitalters mit der des Christlichen Zeitalters, so können wir feststellen, daß in beiden Fällen die Sichel der Wahrheit ein Trennungswerk durchführt. Beide Male durch den gleichen Hauptschnitter, Bräutigam und König. In der Jüdischen Ernte kam Jesus Christus um den „reifen Weizen” des fleischlichen Israel und in der Christlichen Ernte um den „reifen Weizen” des geistigen Israel einzuernten. In der Jüdischen Ernte kam er als Mensch im Fleische, doch nun ist er als herrliches Geistwesen unsichtbar gegenwärtig, um das Werk des Einsammeln und der Trennung durchzuführen.

Gehen wir zurück zur Jüdischen Ernte, so bemerken wir, daß ein Teil des Bundesvolkes, alle die zu dieser Zeit „reifer Weizen” waren, eingeerntet wurden, während das Volk insgesamt als untauglicher „Scheinweizen” verworfen wurden. Sie gingen in das symbolische Feuer der Trübsal, als die Römer 70 nach Chr. Jerusalem und den Tempel zerstörten.

Wenn wir über die Ernte des Evangelium-Zeitalters sprechen, so denken wir dabei zuerst an das symbolische Weizenfeld, an Weizen und Unkraut, an die Erntesichel, die Tenne und die Scheune. Es ist das Bild der Weizenernte.

Der Weinstock der Erde

Dann zeigt uns die Schrift ein weiteres Erntebild, das seine Symbole aus der Weinlese bezieht. In der Offenbarung, Kapitel 14 ist vom „Weinstock der Erde” die Rede. Auch dieser falsche Weinstock hat seine entsprechenden Früchte, die ebenfalls mit einer „Sichel” der Sichel der Wahrheit, geerntet werden. „Schicke deine scharfe Sichel und lies die Trauben des Weinstocks der Erde! Denn seine Beeren sind reif geworden.” - Offenbarung 14:18

Das 14. Kapitel der Offenbarung zeigt mit aller Deutlichkeit, daß das gegenbildliche Babylon als „Weinstock der Erde” bezeichnet wird, dessen Früchte mittlerweile „überreif” geworden sind, wie Vers 15 sagt: „Schicke deine Sichel und ernte, denn die Stunde des Erntens ist gekommen, denn die Ernte der Erde ist überreif geworden.”

Babylon bedeutet Verwirrung und steht für das verweltlichte Kirchensystem, von dem gesagt wird, daß es mit dem Wein seiner Hurerei die ganze Erde verderbt hat. In Kapitel 17 wird Babylon als eine Hure beschrieben, mit der die Könige der Erde Unzucht getrieben haben und als ein Weib, das auf einem scharlachroten Tier sitzt, das voller Lästernamen ist. Hier wird deutlich die Vermischung von Staat und Kirche gezeigt, wie sie im Papsttum in Erscheinung tritt. Das Gericht, das dieses verdorbene Christliche System für alle seine Greuel und Schandtaten empfängt, die es mit dem Anspruch im Namen Gottes zu handeln, an den Heiligen verübt hat, trifft auch die mit ihm verbundenen weltlichen Einrichtungen, Organisationen und Gesellschaften. Und so schließt die Bezeichnung „Weinstock der Erde” alle diejenigen ein, die sich nicht als Reben am wahren Weinstock, Johannes 15: 5, erweisen.

Im Gleichnis vom Sämann wird uns die Christliche Welt in ihrer ursprünglichen Reinheit als ein Weizenfeld gezeigt. Auf die Frage der „Knechte”: „Hast du nicht guten Samen auf deinen Acker gesät? Woher hat er denn Unkraut?” antwortet der „Hausherr”: „Ein feindseliger Mensch hat dies getan”. In seiner Erklärung an die Jünger sagt Jesus: „Der gute Same aber sind die Söhne des Reiches, das Unkraut aber sind die Söhne des Bösen, der Feind aber der gesät hat, ist der Teufel.” - Matthäus 13:38 und 39 Es sind somit zwei, die ihren Samen auf den einen Acker säen, der Herr und der Widersacher. Und es sind zweierlei Art von Samen, die aufgehen und sich bis zur Ernte entwickeln.

Es ist der Sinn der Ernte, Wahres vom Falschen zu trennen, den „guten Samen” in die „himmlische Scheune” zu sammeln und das „Unkraut” als Gewächs des Bösen zur Vernichtung in den symbolischen „Feuerofen” zu werfen oder wie es entsprechend dem „Weinstock der Erde” geschieht, dessen schlechte Früchte der Bosheit zur Vernichtung in die Weinpresse zu werfen, was am Ende der Christlichen Ernte geschehen wird, nachdem der „Weizen” des „Ackers” vollständig in die himmlische „Scheune” aufgenommen worden ist.

Das nominelle System der Christenheit muß am Ende dieser Erntezeit im Höhepunkt der Drangsal, in der weltweiten Anarchie, vergehen. Im neuen Zeitalter des Milleniums wird der Christus keine Entwicklung des Bösen zulassen, sondern mit eiserner Rute jeden Ansatz zum Unrecht ausräumen. Auch dieser Gerichtstag der Menschheit hat seine Erntezeit am Ende des Zeitalters, wenn der Christus die „Böcke” von den „Schafen” für immer trennen wird.

„Und er wird die Schafe zu seiner Rechten stellen, die Böcke aber zur Linken. Dann wird der König zu denen zu seiner Rechten sagen: Kommt her, gesegnete meines Vaters, erbt das Reich, das euch bereitet ist von Grundlegung der Welt an!” - Matthäus 25:33 und 34 Und „dann wird er zu denen zur Linken sagen: Geht von mir, Verfluchte, in das ewige Feuer, daß bereitet ist dem Teufel und seinen Engeln.” - Matthäus 25:41

Wir leben in einer Zeit, in der es allen Anschein hat, daß das Böse sich ausbreitet und die „Täter der Gesetzlosigkeit” triumphieren. Was aber sagt die Schrift dazu, Galater 6:7 - 9: „Irret euch nicht, Gott läßt sich nicht verspotten! Denn was ein Mensch sät, das wird er auch ernten!” - Und mit Bezug auf die wahren Nachfolger Christi: „Denn wer auf sein Fleisch sät, wird vom Fleisch Verderben ernten; wer aber auf den Geist sät, wird vom Geist ewiges Leben ernten. Laßt uns aber im Gutestun nicht müde werden! Denn zur bestimmten Zeit werden wir ernten, wenn wir nicht ermatten.”



Tagesanbruch Bibelstudien- Vereinigung