Bäume der Gerechtigkeit

„Wie ihr nun den Christus Jesus, den Herrn, empfangen habt, so wandelt in ihm, gewurzelt und auferbaut in ihm und befestigt in dem Glauben, so wie ihr gelehrt worden seid, überströmend in demselben mit Danksagung!” Kolosser 2:6 - 7

Der Zusammenhang, aus dem unser Leittext entnommen ist, zeigt uns den Vergleich des Apostels zwischen der Hoffnung des Evangeliums und den verschiedenen Hoffnungen, die dazu dienen, uns auf unseren Pfaden des Glaubens zu stärken. Aber er wendet sich besonders an diejenigen, die bereits Jesus Christus als von Gott gesandt angenommen haben - an diejenigen, welche glauben, daß Gott Seinen Sohn in die Welt gesandt hat, damit er der Erlöser des Geschlechts Adams sei und später die Menschheit von der Macht der Sünde und des Todes befreien wird. Alle Geweihten haben Jesus Christus im Bewußtsein um diese Stellung angenommen. Dies ist die einzige Botschaft, die Gott gesandt hat; dies ist „der einmal den Heiligen überlieferte Glaube”.

Die göttliche Botschaft im Gegensatz zu menschlichen Botschaften

Der Apostel Paulus ermahnt die Gläubigen, an die er schreibt, im Glauben zu bleiben und nicht zu versuchen, menschliche Lehren mit der himmlischen Botschaft zu vermischen. Die Gläubigen haben in Christus als dem Gesalbten Gottes alles erhalten, wessen sie bedürfen - als denjenigen, in welchem „verborgen sind alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis” und in welchem „die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig wohnt”. In diesem Geist sollen sie in ihm wandeln. So wie sie den Herrn als den himmlischen Lehrer anerkannt haben, so sollen sie auf demselben Weg, auf dem Pfad, der zur Herrlichkeit, Ehre und Unsterblichkeit führt, weitere geistige Fortschritte machen. Sie sollen keinen Augenblick denken, daß irgendeine menschliche Lehre mit der göttlichen Botschaft vermischt werden könnte, ohne letztere zu verfälschen. Stattdessen sollen sie sich dessen bewußt sein, daß alle menschlichen Lehren eher dazu geeignet sind, das Herz und den Verstand von der himmlischen Botschaft abzuziehen.

Damit möchten wir jedoch nicht zum Ausdruck bringen, daß die Lehren der Apostel unbeachtet bleiben sollten. Unser Meister hat die Herauswahl ausdrücklich darauf hingewiesen, daß seine zwölf Apostel seine Mundstücke sein würden. Wir werden jedoch davor gewarnt, es in Betracht zu ziehen, daß irgendeine andere Lehre der Namenkirche an die Stelle der Lehre Jesu und seiner Apostel treten könnte. Über die Apostel erklärt uns der Herr, daß alles, was sie auf Erden binden würden, im Himmel gebunden sein würde, und umgekehrt alles, was sie auf Erden lösen würden, im Himmel gelöst sein würde.

Entwicklung der geistigen Pflanze

Nachdem der Apostel uns darauf hingewiesen hat, verwendet er sehr deutliche Veranschaulichungen, um zu zeigen, wie wir in Christo vorwärtsschreiten sollen. Er verläßt das Bild eines Menschen, der in Christo, als ein Glied seines Leibes, wandelt, und zeigt uns das Bild eines Baumes, dessen Wurzeln sich in die Erde senken und dessen Stamm nach oben wächst, um das Wasser zu befördern, das dem Baum Kraft, Widerstandsfähigkeit und Leben verleiht. Ein Baum dringt mit seinen Wurzeln in die Erde und zieht das Wasser aus dem Boden, während gleichzeitig der Stamm und die Zweige sich für alle sichtbar an der Oberfläche ausdehnen, um durch die Blätter die notwendigen Elemente zum Wachstum zu erhalten. Genauso erfaßt der Christ mit seinen Empfindungen die großen und kostbaren Verheißungen des Wortes Gottes. Gleichzeitig entwickelt er seinen Charakter dadurch, daß er diese Verheißungen in Verbindung mit den Erfahrungen des Lebens von Herzen wertschätzt. Die Wurzeln des Glaubens dringen in die Erkenntnis des göttlichen Planes tief hinein, währenddessen der Baum des Charakters höher und höher wächst und reiche Früchte des heiligen Geistes Gottes entwickelt und zur Reife bringt. Denn die wahre Belehrung durch Gottes Wort ist gleichbedeutend mit Auferbauung.

Während der Christ so in das Charakterbild unseres Erlösers hineinwächst, und während seine Wurzeln des Glaubens sich in die Tiefen des Wortes Gottes hineinversenken, wird er gegründet und befestigt. Ein Baum, der in der Erde gut verwurzelt ist, kann nicht leicht ausgerissen werden. Er klammert sich mit großer Kraft in der Erde fest, und es vergehen viele Jahre, ehe er stirbt. So ist es auch mit dem Christen, dessen Glaube in rechter Weise gegründet ist. Er ist in den Verheißungen des Wortes Gottes so befestigt, daß kein Wind falscher Lehren seinen Glauben umstoßen kann.

Jemand, der beständig nach etwas geistig Neuem Ausschau hält, bringt damit zum Ausdruck, daß er im Glauben nicht gegründet ist. Nachdem wir einmal davon überzeugt sind, daß der göttliche Plan dem Herzen Gottes entsprungen ist, sollten wir uns von dieser Erkenntnis nicht abbringen lassen. Auf alle Christen, deren Erkenntnis so auf die Heilige Schrift gegründet ist, üben solche Lehren und Theorien unserer Zeit - z. B. die Evolutionstheorie und die christliche Wissenschaft - keine Anziehungskraft aus. Ein voranschreitendes Wachstum des geistigen Lebens ist unmöglich, wenn die Seele nicht in der Wahrheit, wie sie in dem Christus ist, befestigt und gegründet wird.

Eine Ursache geistigen Verfalls

Wenn wir einmal den Plan Gottes, wie er in Jesu geoffenbart worden ist, erkannt und uns Gott und dem Studium Seines Wortes gewidmet haben, so können wir unser geistiges Leben nur dadurch erhalten, daß wir an der erkannten Lehre festhalten. Wir graben sozusagen unsere Wurzeln in den Boden ein und verbleiben dort. Wir sollten uns davor hüten zu erwarten, daß wir an anderer Stelle noch mehr geistige Nahrung erhalten oder daß eine Mischung von anderen geistigen Elementen mit dem, was wir besitzen, uns von Nutzen sein könnte. Menschliche Theorien und falsche geistige Lehren lassen sich mit Gottes Wahrheit nicht vermischen. Der Plan Gottes ist in sich vollkommen und bedarf keiner Ergänzung durch andere Glaubenssysteme. Jeder Versuch, ihm Theorien und Ideen von Menschen hinzuzufügen oder ihn damit zu vermischen, kann ihn nur entstellen. Würden wir einen solchen Weg verfolgen, so könnten wir niemals in Christo gewurzelt und auferbaut werden. Wir würden immer weiter zurückweichen, im Ergebnis würde dies unseren geistigen Verfall bedeuten, und schließlich unser geistiges Absterben bewirken.

Kein Kind Gottes kann es auf die Dauer ertragen, von jedem Wind falscher Lehren hin und her bewegt zu werden. Ebensowenig kann sich ein Kind Gottes mit dem Ziel, für sich einen Nutzen daraus zu ziehen, zu tief mit falschen Lehren beschäftigen, ohne dabei Schaden an seiner geistigen Entwicklung zu erleiden. Solche Anstrengungen sind für das geistige Leben eines Christen sehr gefährlich. Jemand, der nie die Wahrheit erkannt hat, kann aus vielen Gründen auf der Suche nach einem solchen Sinn und Nutzen sein. Derjenige aber, der die Wahrheit, wie sie in Christus ist, genau erkannt hat, kann nicht ernsthaft versuchen, auf anderen Weiden Nahrung zu finden. Er ist entweder niemals in Christo gegründet gewesen, oder aber vom geraden Weg abgewichen und verliert den Geist der Wahrheit. Der Plan Gottes mit all seinen verschiedenen Zügen bietet ein unerschöpfliches Feld für unser Nachsinnen und für die Anregung unseres geistigen Lebens.

Wir glauben, daß nach dem Plan Gottes durch den Samen Abrahams allen Geschlechtern der Erde eine Segnung zuteil werden soll. Diejenigen, die nach der Erfüllung dieser Verheißung ausschauen, können erkennen, daß Christus der Same Abrahams ist und daß das Werk Christi die Erfüllung dieser Verheißung zum Ziel hat. Genau zu diesem Zweck kam Christus in die Welt. Aber die wahren Kinder Gottes erkennen außerdem, daß nicht nur Jesus Christus, das Haupt, sondern auch die Herauswahl, sein Leib, am Glauben Abrahams und an der Verheißung, die Gott Abraham gab, einen Anteil hat. Ein jeder, der berufen worden ist, hat die Gelegenheit, aus den falschen Glaubensgemeinschaften herauszutreten, wahren Glauben zu üben und als ein Glied des Leibes Christi auferbaut zu werden. Der Leib Christi ist, wie wir glauben, bald vollendet. Die Stunde ist bald gekommen, da dieser glorreiche Same Abrahams die Angelegenheiten der Erde in die Hand nehmen und die „Zeiten der Wiederherstellung aller Dinge, von welchen Gott durch den Mund seiner heiligen Propheten von jeher geredet hat” Apostelgeschichte 3:19 - 21, einleiten wird.

So wie ein Baum nicht zu allen Zeiten die gleiche Luft atmet und nicht immer Sonnenschein genießt, sondern zu seiner Entwicklung auch Regen und Wind benötigt, so benötigt auch ein Kind Gottes verschiedene Erfahrungen und manchmal auch eine Veränderung in seiner Umgebung, um alle Früchte des heiligen Geistes in reichem Maß entwickeln zu können. Der große Weingärtner weiß genau, welche Erfahrungen und welche Umgebung jeder einzelne von seinen Pfleglingen benötigt - wieviel Sonnenschein, wieviel Kälte und wieviel Wärme jeder einzelne vertragen kann und wie jede einzelne Rebe beschnitten werden muß. Und er wird in jedem Fall genau das anwenden, was zu den Verhältnissen paßt. Er weiß, welche Veränderung in den Verhältnissen und welche Umgebung in jedem einzelnen Fall notwendig ist, um die Entwicklung der Wurzel und das Wachstum des Baumes zu fördern. Wir wissen nicht, was gut für uns ist. Wenn wir selbst bestimmen sollten, so würde unser geistiges Leben nicht gelingen. Daher ist es nötig, daß wir uns ständig in die Obhut des geschickten Weingärtners begeben und mit ihm sorgfältig Hand in Hand wirken, damit wir wachsen und fest und unbeweglich werden.

Die Stärke der Wurzel zeigt sich durch die Kraft und die Früchte des Baumes

In dem Maß, in dem sich die Wurzeln entwickeln, erstarkt der Baum und trägt Frucht. Ein Baum, der nicht tief und fest gegründet ist, kann weder viele und gute Frucht hervorbringen, noch kühlen und erfrischenden Schatten spenden. Eine tiefgehende Wurzel ist von besonderer Wichtigkeit. So muß auch der Glaube des Christen tief in Christo gewurzelt sein, und so müssen auch wir in Christo hineinwachsen, indem wir zunehmend besser erkennen, was der göttliche Wille ist. Das Bilden der Wurzeln ist nicht an der Oberfläche zu sehen. Man kann es nur nach seinen von Außen erkennbaren Wirkungen beurteilen. Wenn die Blätter normal und gesund sind, so sind auch die Wurzeln kräftig. Aber mit dem Wachstum allein ist es noch nicht getan - der Baum muß auch Frucht tragen. So muß sich auch das geistige Leben eines Kindes Gottes zunehmend durch die Ebenbildlichkeit mit Christus offenbaren. Der Christ wird - um unser Bild weiter zu verfolgen - nicht nur eine Rebe am Weinstock sein, sondern er selbst wird reiche Frucht tragen, die an Güte und Größe von Jahr zu Jahr zunimmt.

Wir sehen manches Mal Christen, die sich in weltlichen Dingen nur wenig auskennen, die jedoch im geistigen Leben in Christo tief gewurzelt und gegründet sind und eine reiche christliche Erfahrung, sowie einen klaren Blick für die Tiefen Gottes haben. Vielleicht besitzen solche nicht die feinen Umgangsformen manch anderer Geschwister, weil sie weniger Gelegenheiten hatten, sich diese anzueignen. Aber hinsichtlich dessen, was sie in Christo erreicht haben, mag es manche beschämen, die sich nur nach außen hin gut zu benehmen wissen. Wir sollten sorgfältig darauf achten, daß wir uns in der Beurteilung und Einschätzung eines Charakters an der Denk- und Handlungsweise unseres Herrn ausrichten. Wir sollten unter die Oberfläche blicken, daß wir mehr die wahren, wesentlichen Züge erkennen und wertschätzen, anstatt irgendwelcher äußeren Eigenarten oder besonders zuvorkommender Verhaltensweisen, die ohne ein entsprechendes Herz in den Augen Gottes kein Gewicht haben. Denn nur dies wird die Stellung im Königreich bestimmen!

Etwas zum Nachdenken

Wir sollen im nächsten Zeitalter die Richter der Welt sein. Wenn wir aber jetzt nicht lernen, bei der Einschätzung unserer Geschwister den richtigen Standpunkt, nämlich den Standpunkt des Herrn, einzunehmen, wie können wir dann für eine solche Stellung im Königreich geeignet sein? Wenn bereits unsere Liebe und Wertschätzung für unsere Geschwister durch Äußerlichkeiten, Kleinigkeiten oder durch Dinge beeinflußt werden, die in den Augen des Herrn keiner Beachtung oder Verurteilung wert sind, entwickeln wir dann die Charaktereigenschaften, die uns zu gerechten Richtern des hereinbrechenden Zeitalters über die gesamte Menschheit befähigen? In welcher Weise wachsen wir dann überhaupt in den Christus hinein? Laßt uns - einer jeder sich selbst - streng darauf hin prüfen, ob wir uns nach der liebenden Herzensstellung des Christus hin entwickeln, damit wir tatsächlich dem Meister gleichgestaltet werden und schließlich seine Anerkennung finden!

Der Apostel ermahnt uns, im Glauben gegründet zu bleiben. Er erwähnt dabei „den einmal den Heiligen überlieferten Glauben”, den einen Glauben. An diesem Glauben müssen wir um jeden Preis festhalten. Satan wird suchen, unsere Herzen in andere Richtungen zu ziehen und unsere Aufmerksamkeit auf etwas Neues zu lenken. Aber es gibt nur einen Plan Gottes, nur eine Wahrheit Gottes, wie sie in Christo Jesu, unserem Herrn, geoffenbart ist. Die Wahrheit ist uns zu unserer Unterweisung in der Gerechtigkeit gegeben worden, „auf daß der Mensch Gottes vollkommen sei, zu jedem guten Werke völlig geschickt”. - 2. Timotheus 3:17 Es ist nicht die Wahrheit der Mathematik, der Geologie, der Astronomie oder sonst einer Wissenschaft, die wir eifrig zu unserem geistigen Fortschritt studieren sollen und in der wir gegründet und auferbaut werden müssen, sondern die Wahrheit des Wortes Gottes. - Johannes 17:17 Die anderen Wahrheiten sind an ihrem Platz und für ihren Zweck notwendig und geeignet. Wir verfügen nur über wenig Zeit, um sie für unsere geistige Entwicklung zu studieren. Die ganze Ewigkeit wird uns zur Verfügung stehen, um alle Wunder der Schöpfung kennen zu lernen. Jetzt sollen wir uns in besonderer Weise mit der Erforschung der geistigen Wahrheit, der Tiefen des Geheimnisses Gottes, die Seinen Geheiligten zu einem bestimmten Zwecke geoffenbart worden ist, widmen.

Ein im Glauben gegründeter Christ ist kein Fanatiker

Die Wahrheit schließt alle Lehren der Schrift ein, die sich auf Christus und sein Werk, sowie auf unsere Beziehungen zu ihm als Glieder seines Leibes und zu den Geschwistern als unsere Mitgenossen beziehen. Wir sollen in dieser Wahrheit mit Danksagung verbleiben und uns mit ihren verschiedenen Standpunkten zunehmend besser vertraut machen. Wir sollten uns darüber im klaren sein, was unser Herr lehrte und warum er es lehrte; und wir sollten wissen, wie wir die verschiedenen Teile der Wahrheit zu einem harmonischen Ganzen zu verbinden haben. Wir sollen und mit allen Teilen der Wahrheit befassen und die Barmherzigkeit unseres Gottes, durch die uns die herrlischen Dinge geoffenbart worden sind, wertschätzen und uns dessen bewußt sein, daß diese Dinge nicht von uns selbst oder von irgend einem Menschen stammen, sondern von Gott selbst. Sie sind die Gabe Gottes für uns, für die wir überaus dankbar sein sollten und die wir als einen unvergleichlichen Schatz mit großer Sorgfalt behüten sollten, während wir gleichzeitig unser Licht zur Verherrlichung des Namens Gottes leuchten lassen.

Die Vertreter falscher Lehren, sowie die Kinder dieser Welt im allgemeinen, die nicht erkennen, daß es für einen Christen erforderlich ist, seinen Glauben auf den Christus zu gründen, halten die Gegründeten für bigott. Ein Mensch, der nur zu leicht etwas annimmt und daran stark festhält, ohne daß er es jemals weder an Hand des Wortes Gottes, noch mit gesunden Verstand geprüft hat, kann zu Recht als bigott oder als Fanatiker bezeichnet werden. Aber derjenige, der mit einfältigem und kindlichem Glauben das annimmt und festhält, was von Gott inspiriert ist, was Gott zu unserer Belehrung in Seinem Buch hat niederschreiben lassen, ist kein Fanatiker, sondern ein starker, gegründeter Charakter. Er wird stehen bleiben, wenn alle, die ihre Gebäude auf den zahlreichen Theorien und falschen Lehren von Menschen aufgebaut haben, fallen werden. Der große Tag, der jetzt über uns gekommen ist, prüft eines jeden Christen Charakter-Gebäude; und es wird selbst unter den bekennenden Christen nur sehr wenige geben, die die Prüfung bestehen werden.

Die Wenigen, die durch diese gründliche Prüfung ohne Schaden hindurchgelangen, werden solche sein, die in der Wahrheit Gottes gegründet sind, sowie „gewurzelt und auferbaut und befestigt in Christo”. Der Unterschied zwischen einem starken und gegründeten Christen und einem Fanatiker ist der, daß der eine in der Wahrheit gegründet ist, der andere dagegen im Irrtum. Das „Feuer” des gegenwärtigen Tages wird sein Werk fortsetzen und den großen Unterschied zwischen den beiden genannten Klassen völlig offenbaren, bis alle, die jetzt im Gericht stehen, geprüft und erprobt und entweder würdig oder unwürdig erfunden sein werden.

Die Wichtigkeit der Selbstprüfung

Die Worte des Apostels in unserem Leittext führen jedes Kind Gottes zurück zum Zeitpunkt seiner Weihung. Unter welchen Bedingungen gelangten wir in den Christus? Wir erinnern uns daran, daß es viel Demut unsererseits erforderte, um anzuerkennen, daß wir Sünder und völlig unfähig waren, uns selbst zu retten. Einige scheinen den Weg zu vergessen, den sie am Anfang betraten. Sie fingen an mit Glauben, Demut und Sanftmut, sowie mit dem Verlangen, durch die Wahrheit aufgebaut zu werden und die Charakter-Ebenbildlichkeit unseres Herrn zu erlangen. Aber nach und nach scheinen sie ihre ursprünglichen Vorsätze sowie den betretenen Weg aus den Augen zu verlieren. Sie scheinen in eine andere Richtung zu wachsen und vergessen, daß sie Sünder bleiben - sie weichen vom Weg ab, der geradewegs zur Fülle des Christus führt. Sie sind bemüht, nach Außen hin Geltung zu erlangen. Sie beginnen, die ersten Grundsätze der christlichen Entwicklung zu verleugnen, dabei reden sie aber doch noch über diese Lehre reden, oder sie legen sich sogar eigene Lehren zurecht.

Auf diese Weise wenden sie sich allmählich von den Lehren und dem Geist Christi ab. Der Apostel warnt uns vor solchen Gefahren und stellt uns mittelbar die Frage: Bist du dir sicher, ob du jemals wahrlich den Christus empfangen hast? Bist du dir dessen sicher, daß du dich jemals völlig Gott geweiht hast und eine Neue Schöpfung geworden bist? Du solltest dies wissen! Wenn es so ist, so vergewissere dich, ob du voranschreitest und die Charakter-Ebenbildlichkeit Christi zunehmend entwickelst! Wenn du dich nicht sorgfältig selbst prüfst, könnte es geschehen, daß Du von dir selbst noch annimmst, daß du auf dem rechten Weg voranschreitest, während dies vielleicht schon nicht mehr so ist. Der schmale Weg bleibt bis zum Ende deiner Reise schmal. Lediglich ein Lippenbekenntnis des Glaubens und ein Beobachten verschiedener Gebote allein genügen nicht. Wir sollten daran denken, daß wir den Herrn so bekennen sollen, wie es der Dichter in den Worten zum Ausdruck bringt:

„Im Wort, im Werk, in allem Wesen sei Jesus und sonst nichts zu lesen!”

Nur durch eine ständige Selbstprüfung im Licht des Wortes Gottes können wir auf dem schmalen Wege, den unser Herr wandelte, echte Fortschritte machen. Die Wahrheit muß uns immer heller, voller und klarer scheinen, während wir vorwärts schreiten. Zu diesem Zweck müssen wir uns an das Wort Gottes halten und immer mit dem göttlichen Plan in Fühlung bleiben. Gott kann für Sein Königreich keine kleinen, unentwickelten Sprößlinge annehmen; er sucht vielmehr solche Charaktere, die gereift und emporgewachsen sind als starke, kräftige „Bäume der Gerechtigkeit”. - Jesaja 61:3

Gottes Wort allein vermag geistig aufzuerbauen

Graben wir uns zunehmend tiefer in die Verheißungen Gottes hinein! Wenn wir dies tun, so werden die Wurzeln des Glaubens Nahrung an sich ziehen, die wir dann unserem Leben zufließen lassen können, so daß wir wachsen wie ein Baum, der reichlich Nahrung hat. Nur auf diese Weise allein - und nicht durch eigene oder fremde, falschen Ideen und Lehren - werden wir im Glauben gegründet. Unser Glaube sollte mit jedem Tag stärker und lebendiger werden. Aber es sollte kein Glaube an uns selbst oder an irgend etwas anderes außer Gott und unseren Herrn sein. Wir bedurften des Glaubens am Anfang unseres geistigen Laufes. Und wir werden ein vermehrtes Maß des Glaubens an Gott und sein zuverlässiges Wort benötigen, wenn wir auf dem Weg des geistigen Lebens Fortschritte machen wollen. Alles, was wir als Kinder Gottes wissen, ist uns durch Jesus, seine heiligen Apostel und die Propheten vermittelt worden. Wir sollten fortfahren, uns mit Danksagung von genau diesem Tische zu nähren.

Wir sollten keine abschweifenden Gedanken in uns aufkommen lassen, wie: „Ich kann mich auch an anderen Orten nach geistigen Lehren einmal umschauen und sehen, ob mich diese vielleicht auch geistig voranbringen. Ich möchte mich geistig nicht lediglich auf das beschränken, was die Bibel lehrt. Ich möchte mehr Freiheit im Glauben genießen!” Ein solches Denken zeugt nicht von dem Geist eines wahren Kindes Gottes. Wenn wir solche Wünsche in uns bemerken und fördern, so werden wir in geistiger Hinsicht völligen Schiffbruch leiden. Wir müssen allen Versuchungen in diese Richtung, die an uns herantreten, sofort und entschieden entgegenwirken. Wir sollten ein Gefühl tiefster Dankbarkeit dafür haben, daß uns die glorreiche Offenbarung des göttlichen Planes zuteil geworden ist. Wenn wir so auf dem Weg des Herrn wandeln, werden wir die einzig wahre Freude finden und den einzig wahren Fortschritt machen. „Wenn ihr diese Dinge tut, so werdet ihr niemals straucheln. Denn also wird euch reichlich dargereicht werden der Eingang in das ewige Reich unseres Herrn und Heilandes Jesu Christi.” - 2. Petrus 1:10 - 11



Tagesanbruch Bibelstudien- Vereinigung