Die größeren Werke

„Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer an mich glaubt, der wird auch die Werke tun, die ich tue, und wird größere als diese tun, weil ich zum Vater gehe.” - Johannes 14:12

Das Leben ist süß. Das Leben ist kostbar. Es ist das größte Geschenk Gottes, denn ohne Leben kann nichts wahrgenommen werden, kann man sich nichts erfreuen, nichts kann erkannt und nichts erhofft werden - „Denn es gibt weder Tun noch Berechnung, noch Kenntnis, noch Weisheit im Scheol, in den du gehst.” - Prediger 9:10 Aus diesem Grund hängen die Menschen beharrlich am Leben. Menschen bringen all ihre Habe auf, um ihre verlorengegangene Gesundheit zurück zu gewinnen und das Leben so lange wie möglich zu verlängern.

Wenn zum Beispiel ein Gerücht verbreitet wird, daß Heilungen an einem weit entfernten Wallfahrtsort geschehen sind, so können wir sehen, daß tausende von kranken Menschen dorthin reisen, egal was es sie an Geld und Schmerzen kostet.

Menschen reisen buchstäblich um die Welt, wenn auch nur die geringste Aussicht besteht, daß ihre Leiden geheilt werden können und sie sich ein paar Lebenstage mehr erfreuen können. Die Ankündigung, daß ein neues Medikament erfolgreich gegen eine Krankheit angewendet werden kann, zieht sofort Zehntausende von Anfragen nach dieser Medizin nach sich.

Der Mensch scheint instinktiv zu verstehen, daß er dazu geschaffen wurde, ewig zu leben, und er wehrt sich und kämpft gegen jede zeitliche Einschränkung jenes Lebens. Dieser natürliche Instinkt zum Überleben ist so stark ausgeprägt, daß auch des Herrn Volk, das vertrauensvoll erwartet, daß „dieses Sterbliche Unsterblichkeit anziehen muß”, am menschlichen Leben hängt. Dies sollte auch so sein, denn es steht nur Gott zu, über die Zeit unserer Verwandlung zu entscheiden.

Wir erinnern uns der Geschichte eines alten Bruders, die sich vor vielen Jahren ereignete. Er war verkrüppelt und an Arthritis erkrankt - so war er buchstäblich doppelt gebunden. Er hatte ständig Schmerzen, bereits mehrere Herzanfälle erlitten und erwartete immer, daß der nächste für ihn tötlich ausgehen würde. Wenn er zu den Versammlungen kam, so schleppte er sich langsam und schmerzvoll den Weg entlang, wobei er kurze Gehstöcke benutzte. Die Inhalte seiner Zeugnisse war immer dieselben: „O, wenn der Herr mich nur heimholen würde! Ich habe wie Paulus den guten Kampf gekämpft, ich habe den Glauben bewahrt, ich habe meinen Lauf vollendet. Wenn ich nur diesen miserablen, mißgestalteten, sterblichen Leib ablegen könnte, in dem ich gefangen bin, um in einem Augenblick mit dem herrlichen göttlichen Leib, den der Herr mir verheißen hat, bekleidet werden zu können. Ich kann den Zeitpunkt meiner Verwandlung kaum erwarten. O, liebe Freunde, es ist so hart zu warten!”

Einige Zeit später erlitt er einen weiteren Herzanfall. Er sandte sogleich nach einem Arzt, um Adrenalin, Sauerstoff und andere Medikamente zu erhalten, um seine gepeinigte menschliche Existenz ein wenig zu verlängern.

Diese Begebenheit erinnert uns an Elisa, der sich in der Wüste unter einen Wacholderstrauch setzte und ernsthaft zu sterben wünschte. Warum war er zuerst in die Wüste geflohen? Weil Jesebel gedroht hatte ihn zu töten. Das aber ergibt keinen Sinn, es sei denn, um uns zu zeigen, daß das Leben lebenswert ist, und jeder menschliche Instinkt an ihm hängt.

Die menschliche Natur war in den Tagen Jesu die gleiche, mit dem Unterschied, daß die Situation seinerzeit viel hoffnungsloser war. Heute beheben viele moderne Techniken der Medizin und Operationen viele Leiden. Es gibt viele verschiedene Untersuchungsmöglichkeiten. Kliniken und Hospitäler sind weitgehend verfügbar und fast täglich werden neue Medikamente erfunden. Aber in den Tagen Jesu war das medizinische Wissen gering und vergleichsweise unwirksam. Es gab nur eine sehr ärmliche Gesundheitspflege, geschweige denn Einrichtungen zur Erkennung und Behandlung von Krankheiten. Einige schwere Leiden wurden mit solch verzweifelten Maßnahmen behandelt wie dem herzlosen Verbannen der Leidenden in die Wüste oder Wildnis, so daß sich andere an ihnen nicht angestecken konnten. Wir können daher annehmen, daß die Zahl der kranken, leidenden, verkrüppelten und blinden Menschen in jenen Tagen viel größer war als in den heutigen zivilisierten Ländern.

In diesen Umständen mögen die Juden, die die Schriften besaßen und an jedem Sabbattag darin lasen, seinerzeit mit einem gewissen Verlangen an einige Ereignisse in ihrer Geschichte gedacht haben. Die Kranken werden an die Zeit gedacht haben, in der feurige Schlangen die Kinder Israel gebissen hatten, so daß viele erkrankten und starben. Aber nach der Anweisung des Herrn machte Mose eine kupferne Schlange und erhob sie auf einer Stange. Wenn jemand gebissen wurde, so schaute er auf die kupferne Schlange und wurde geheilt - 4. Mose 21:8 und 9

„Was für eine wunderbare Einrichtung dies war!” werden sie gesagt haben. „Auch wir sind von der Sünde „gebissen” worden und von Krankheit und Tod. Wenn nur jemand wie Mose oder größer als Mose erscheinen würde. Wir würden nur auf ihn schauen und geheilt werden!”

Es gab viele Aussätzige in jenen Tagen. Diejenigen, die an dieser schrecklichen Krankheit litten konnten sich erinnern und sagen: „Der Prophet Elisa heilte den Aussatz von Naaman dem Syrer (2. Könige 5:10 - 27). Wenn nur ein anderer solcher Prophet des Herrn kommen würde, um uns vom Aussatz zu heilen.”

Die Armen und Notleidenden - diejenigen, die an Unterernährung und Hunger litten - erinnerten sich sicherlich des Mannas und der Wachteln während der Wüstenwanderung. Sie erinnerten sich womöglich auch daran, wie Elisa bewirkte, daß das Öl der Witwe zunahm und nicht versiegte (2. Könige 4:2 - 27), und wie er mit zwanzig Gerstenbroten hundert Männer speiste und noch Reste übrig behielt (2. Könige 4:42 - 44). Sie mögen gebetet haben: „O, Herr, sende uns auch Brot!”

Dann gab es diejenigen, die geliebte Menschen durch den Tod verloren hatten - das Grausamste von allem. Sie werden sich daran erinnert haben, daß Elia den Sohn der Witwe, nachdem er gestorben war, ins Leben zurück brachte. „Da sagte die Frau zu Elia. Jetzt erkenne ich, daß du ein Mann Gottes bist und daß das Wort des HERRN in deinem Mund Wahrheit ist.” - 1. Könige 17:17 - 24

Ja, sie würden auch imstande sein einen Propheten von Gott zu erkennen und auf ihn hören und an ihn glauben, wenn nur jemand kommen würde, um die Kranken zu heilen, die Volksmengen zu speisen und Tote aufzuerwecken, wie es die Propheten von alters her taten.

Die Beladenen in Israel würden sich auch an andere Verheißungen erinnern. Der Psalmist hatte gesungen: „Preise den HERRN, meine Seele, und vergiß nicht alle seine Wohltaten! Der da vergibt alle deine Sünde, der da heilt alle deine Krankheiten. Der dein Leben erlöst aus der Grube, der dich krönt mit Gnade und Erbarmen.” - Psalm 103:2 - 4

Jesaja hatte von einer Zeit gesprochen, in der „kein Einwohner sagen wird: Ich bin schwach.” - Jesaja 33:24 -, denn er hatte eine Freudenbotschaft von Gott verkündet: „Er selbst kommt und wird euch erretten. Dann werden die Augen der Blinden aufgetan und die Ohren der Tauben geöffnet. Dann wird der Lahme springen wie ein Hirsch, und jauchzen wird die Stimme des Stummen.” - Jesaja 35:4 - 6

Maleachi hatte von einer geheimnisvollen „Sonne der Gerechtigkeit” gesprochen, „und Heilung unter ihren Flügeln”. - Maleachi 3:20 Dies waren die Dinge, nach denen sie ausschauten, nach denen sie sich ausstreckten, und nach denen sie hungerten und dürsteten.

Die Heilungen zogen eine Zuhörerschaft an

Es gab in jenen Tagen kein e-mail, kein Internet und kein Telefon, keine täglichen Zeitungsnachrichten, noch nicht einmal einen regulären Postdienst, und nicht viele Menschen waren dazu imstande zu lesen und zu schreiben. Aber das Wort begann sich zu verbreiten, wie durch Elektrizität und Gerüchte gingen aus, daß ein neuer Prophet in Israel erschienen sei. „Dieser Mann”, so sagten die Menschen, „kann alle Krankheiten heilen, sogar den Aussatz.” „Er kann Dämonen austreiben. Er befiehlt ihnen dies, und sie tun es.”

Zuerst glaubten die Menschen dies nicht - es waren zuvor viele falsche Propheten erschienen. „Laßt uns uns nicht allzu sehr über diese Sache erregen” wird mancher gesagt haben, „wahrscheinlich ist nichts an dieser Sache.” Dann jedoch brachte die nächste Karawane weitere Nachrichten. „Er ist ein junger Mann mit Namen Jesus aus Narareth. Er hat eine Legion von Dämonen ausgetrieben, und sie fuhren in eine Herde von Schweinen, und diese sprangen über die Klippen. Durch eine Berührung seiner Hände wurden Blinde sehend. Sogar einer der blind geboren wurde kann jetzt sehen.”

Es bestand unter den Menschen noch etwas Unglaube - diese Nachrichten waren zu gut, um wahr zu sein. Dann kam die Nachricht, daß der Sohn der Witwe von Nain, der gestorben war, von diesem wunderbaren Mann wieder lebendig gemacht wurde und, daß er auf wunderbare Weise nicht nur hundert Menschen gespeist hatte, wie Elisa es getan hatte, sondern fünftausend. Das war alles, was sie hören wollten. Wie konnten sie dies mißverstehen? Hier gab es einen Mann Gottes, der nicht nur ihre Krankheiten heilen würde, sondern sie auch speisen würde, wenn ihnen das benötigte Geld ausginge. So lesen wir: „ … und die Kunde von ihm ging hinaus durch die ganze Umgegend.” - Lukas 4:14 Tausende von Menschen verließen ihre Wohnstätten und ihre Arbeit und liefen zu den Orten zusammen, an denen Jesus sich aufhielt: die Kranken, die Lahmen, die Blinden, die Tauben, die Stummen und die geistig Beladenen. Die körperlich weniger kranken trugen diejenigen, die nicht imstande waren selbst zu gehen. Diejenigen, die sehen konnten, leiteten die Blinden dorthin. Alle hatten ein Ziel, diesen Menschen Jesus zu finden und von ihm von ihren Gebrechen geheilt zu werden.

Es war die natürlichste Reaktion der Welt, daß sie so handelten. Dies war es, was Jesus wünschte, das sie tun sollten. Er wollte, daß sie zu ihm kommen. Es war so vorherbestimmt, daß er in genau dieser Weise - durch seine Wunder der Heilung - erkannt werden sollte, und so die Menschen zu ihm gezogen werden sollten, wie wir lesen: „Als aber Johannes im Gefängnis die Werke des Christus hörte, sandte er durch seine Jünger und ließ ihm sagen: Bist du der Kommende, oder sollen wir auf einen anderen warten? Und Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Geht hin und verkündet Johannes, was ihr hört und seht: Blinde werden sehend, und Lahme gehen, Aussätzige werden gereinigt, und Taube hören, und Tote werden auferweckt, und Armen wird gute Botschaft verkündigt.” - Matthäus 11:2 - 5 Jesus wußte, daß Johannes der Täufer mit den alten Prophezeiungen vertraut war und ihre Erfüllung erkennen würde - daß er an den Werken, die Jesus getan hatte, erkennen würde, daß Jesus tatsächlich der Messias sei. Johannes erkannte dies.

Stellen wir uns vor, es würde uns heute durch glaubwürdige Augenzeugen verkündet werden, da wäre ein Mann, der öffentlich in unserer Stadt Vorträge halte, der jede Krankheit - unabhängig davon wie fortgeschritten sie ist, einschließlich Krebs und geistiger Krankheiten - heilen könnte, der Blindheit und augenblicklich jeden Schaden an jedem Organ oder Gliedmaßen beheben könne und der sogar dazu imstande ist, jemandem das Leben zurückgeben, der bereits vor mehreren Tagen verstorben ist. Was würde geschehen? Es würde wohl das größte Verkehrschaos in der Geschichte geben. Nahezu jeder Mensch würde wünschen ihn zu sehen und zu hören. Obwohl viele vielleicht nur aus Neugierde kommen würden, die meisten würden in verzweifeltem Ernst erscheinen - um von ihren Gebrechen geheilt zu werden. Die menschliche Natur war in den Tagen Jesu dieselbe wie heute, jedoch der Anteil derjenigen, die in Betrübnis waren, war viel größer.

Sie kamen zu Tausenden, die meisten von ihnen zu Fuß - arm, spärlich bekleidet, staubig, hungrig, krank oder Kranke mit sich tragend, müde von ihrer Reise, Heimweh fühlend in fremder Umgebung und weit entfernt von ihrer Heimat. Das Herz Jesu floß über, wenn er sie sah.

„Als er aber die Volksmengen sah, wurde er innerlich bewegt über sie, weil sie erschöpft und verschmachtet waren wie Schafe, die keinen Hirten haben.”- Matthäus 9:36

Vielleicht erkennen wir nicht sogleich die wirklich herrliche Größe der Heilungsaktivitäten Jesu. Vielleicht mag bei uns der Eindruck entstehen, daß er als ein kleines Beispiel oder Vorbild für das, was schließlich in seinem Millennium-Königreich getan wird, nur wenige Menschen heilte. Aber tatsächlich gab er ein umfassendes Beispiel. Er übertrug sein großes Mitgefühl auf ein großartiges Handeln, wie wir lesen: „ … und von Jerusalem und von Idumäa und (von) jenseits des Jordan und (von der Gegend) rings um Tyrus und Sidon, eine große Menge; da sie hörten, wie viel er tat, kamen sie zu ihm.” - Markus 3:8

„ … und eine große Menge des Volkes von ganz Judäa und Jerusalem und von der Seeküste von Tyrus und Sidon, die kamen, ihn zu hören und von ihren Krankheiten geheilt zu werden; und die von unreinen Geistern Geplagten wurden geheilt. Und die ganze Volksmenge suchte ihn anzurühren, denn Kraft ging von ihm aus und heilte alle.”- Lukas 6:17 - 19

Die Formulierung „eine große Volksmenge” beinhaltet eine große Anzahl von Menschen - und er heilte sie alle, nicht nur hier und dort einen oder zwei, sondern alle. „Und Jesus zog umher durch alle Städte und Dörfer und lehrte in ihren Synagogen und predigte das Evangelium des Reiches und heilte jede Krankheit und jedes Gebrechen.” - Matthäus 9:35 und 36

Das Besuchen aller Städte und Dörfer und das Heilen jeder Krankheit und jedes Gebrechens bedeutet den Besuch einer großen Menge von Orten und Menschen.

„Als aber die Sonne unterging, brachten alle, die an mancherlei Krankheiten Leidende hatten, sie zu ihm, er aber legte jedem von ihnen die Hände auf und heilte sie.” - Lukas 4:40 und 42 Beachtet, daß es scheint, daß er seine Heilungen begonnen hat, als die Sonne unterging und bis zum Tagesanbruch nicht beendete. - Vers 42 Es beschäftigte ihn die ganze Nacht, aber er heilte einen jeden von ihnen.

Wie anders konnte dies sonst möglich gewesen sein? Konnte Jesus mit seinem liebenden und mitfühlendem Herz sich zu seinen Jüngern umwenden und sagen: „Es ist genug, ich will heute niemand mehr heilen - vielleicht zu einer anderen Zeit?” Nein, in dieser großen Volksmenge befanden sich Menschen, die weite Entfernungen zurückgelegt hatten, um ihn zu finden, und die schon tagelang gewartet hatten, bevor sie zu ihm gelangten. Einige hatten die Grenze ihres Ausharrens erreicht und wurden kraftlos. Für die Menschen mit den ernstesten Krankheitsfällen war es höchst beschwerlich ihn zu erreichen. Von der Menge wird an einer Stelle der Schrift gesagt, daß sich „viele Tausende der Volksmenge versammelt hatten, so daß sie einander traten … .” -Lukas 12:1 In ihrem verzweifelten Wunsch danach geheilt zu werden, drängten die Stärkeren die Schwächeren beiseite, indem sie buchstäblich auf sie traten, so daß jene, die am meisten der Heilung bedurften, bis zuletzt warten mußten. So blieb Jesus bis auch der letzte Heilung Suchende ihn fand und heilte einen jeden von ihnen, auch wenn es die ganze Nacht in Anspruch nahm. So lesen wir: „Als es aber Abend geworden war, brachten sie viele Besessene zu ihm; und er trieb die Geister aus mit (seinem) Wort, und er heilte alle Leidenden, damit erfüllt würde, was durch den Propheten Jesaja geredet ist, der spricht: ‚Er selbst nahm unsere Schwachheiten und trug unsere Krankheiten‘.” - Matthäus 8:16 und 17

Sein Dienst kostete Jesus etwas

Er hatte „Mitleid mit unseren Schwachheiten.” - Hebräer 4:15 „Er selbst trug unsere Schwachheiten” - was bedeutet das? Es bedeutet, daß die Heilungen, die Jesus in seinem Dienst durchführte, ihn etwas kosteten: „Jedoch unsere Leiden - er hat (sie) getragen, und unsere Schmerzen - er hat sie auf sich geladen … . Doch er war durchbohrt um unserer Vergehen willen, zerschlagen um unserer Sünden willen … durch seine Striemen ist uns Heilung geworden.” - Jesaja 53:4 und 5

Diese Worte beziehen sich nicht nur auf seinen schmerzvollen Tod am Kreuz als ein Lösegeld - sie beinhalten viel mehr. Sein Herz schmerzte bei jeder unglücklichen Person, die er sah. Er wurde von Mitleid bewegt. Wenn er jemanden sah, der Schmerzen hatte, so fühlte er mitfühlend diese Schmerzen. Wenn er ein herzzerreißendes Leid über den Tod eines geliebten Menschen sah, weinte er. Er trug täglich ihren Kummer und ihre Leiden. Sein Herz war verwundet von dem, was er sah - die Hoffnungslosigkeit und Erniedrigung und die Verzweiflung des Volkes unter der Knechtschaft des Satans. Er wurde gequält von dem Anblick all der Leiden, die er sah.

All dies beanspruchte seine nervlichen Kräfte stark. Wenn er die Kranken heilte, so erlitt er einen weiteren Verlust - „denn es ging Kraft von ihm aus” - Lebenskraft ging von ihm aus und er fühlte den Verlust derselben.

Dies wird uns durch ein Ereignis besonders geschildert, von dem in Markus, im 5. Kapitel, berichtet wird. Eine Frau litt schon zwölf Jahre lang an einer schlimmen Krankheit. Während dieser Zeit hatte sie bei den Ärzten Hilfe gesucht und vieles erlitten, aber überhaupt keine Linderung erfahren. Als sie von einem Arzt zum anderen ging, hatte sie alles, was sie besaß, aufgebraucht, aber anstatt daß es ihr besser ging, ging es ihr schlechter. Dann hatte sie von jenem wunderbaren Mann mit Namen Jesus gehört, der dazu imstande war, jedes Gebrechen zu heilen. Schwach, wie sie war, suchte sie nach ihm. Aber als sie die Menge um ihn herum fand, die sehr groß war, konnte sie die Aufmerksamkeit des Meisters nicht auf sich lenken. Zu dieser Zeit waren wichtige Dinge im Gange - einer der Vorsteher der Synagoge hatte Jesus gebeten seine im Sterben liegende Tochter zu heilen. Jesus hatte eingewilligt. Eine große Menge begleitete ihn zu dem Haus des Synagogenvorstehers, um ein Wunder mitzuerleben, und die arme Frau erkannte, daß es für sie unmöglich wäre sich durch die Menge zu drängen, um Jesus zu sehen und ihre Bitte vorzutragen. Bei all dem - wer war sie, um seine Aufmerksamkeit von dem Vorsteher der Synagoge auf sich selbst zu lenken?

Dann urteilte sie in ihrer Demut: „Warum sollte ich die Zeit nehmen mit ihm zu sprechen? Er besitzt eine solch überwältigende Machtfülle, daß, wenn ich mich nur ausstrecke und den Saum seines Gewandes berühre, ich vollständig geheilt sein werde. Er wird es nicht bemerken, er wird nicht einmal davon wissen wollen.” Mit diesen Gedanken trat sie in die Menge. Und es gelang ihr, durch die Jesus umgebende Volksmenge hinter ihn zu treten, ihre Hand nach im auszustrecken und sein Gewand zu berühren. Es war so, als ob sie einen unter Stromspannung stehenden Draht berührt hatte, sie fühlte einen ungeheuren Energiefluß ihren ganzen Leib durchströmen und mit großer Freude stellte sie fest, daß sie geheilt worden war.

„Und sogleich erkannte Jesus in sich selbst die Kraft, die von ihm ausgegangen war, wandte sich um in der Volksmenge und sprach: Wer hat mein Gewand angerührt? Und seine Jünger sagten zu ihm: Du siehst, daß die Volksmenge dich drängt, und du sprichst: Wer hat mich angerührt? Und er blickte umher, um die zusehen, die dies getan hatte. Die Frau aber fürchtete sich und zitterte, da sie wußte, was ihr geschehen war, kam und fiel vor ihm nieder und sagte ihm die ganze Wahrheit. Er aber sprach zu ihr: Tochter, dein Glaube hat dich geheilt. Geh hin in Frieden und sei gesund von deiner Plage.” - Markus 5:30 - 34

Ja, Jesus hatte augenblicklich die von ihm ausgehende Kraft gefühlt. Wir können annehmen, daß dies immer dann passierte, wenn er jemanden heilte.

Laßt uns versuchen, die verständliche Folgerung aus diesem Ereignis zu erkennen. Tausende von Menschen - eine sehr große Menge aus allen Teilen des Landes - kamen zusammen, um ihn zu sehen und zu hören, und sie brachten alle ihre Kranken mit. Wir lesen: „Und die ganze Volksmenge suchten ihn anzurühren, denn Kraft ging von ihm aus und heilte alle.” - Lukas 6:19

Wenn eine einzige Frau, die den Saum seines Gewandes anrührte, einen Verlust von Kraft verursachte, den er fühlen konnte, was mußte dann passieren, wenn ihn die ganze Volksmenge berührte? Natürlich war er ein vollkommener Mensch mit einem außergewöhnlichen Vorrat an natürlicher Vitalität und ungewöhnlichen, wiederzuerlangenden Kräften. Dennoch können wir vernünftigerweise schlußfolgern, daß jede Heilung und Belehrung der Menge einen Kraftverlust verursachte und ihn ermüdete und körperlich erschöpfte. Er war nach allem ein Mensch. Als die Menge ihn suchte, war er buchstäblich berührt von den Gefühlen der menschlichen Gebrechen, er trug buchstäblich menschlichen Gram und menschliche Leiden.

Er war verwundet, verletzt und gequält von den menschlichen Sünden, obwohl er selbst ohne Sünde war. Betrachten wir die unvorstellbar große Menschenmenge, mit der er während seines Dienstes in Berührung kam. Wir erkennen, daß seine dreieinhalb Jahre der Erfahrungen eine vergleichbar lange Lebenszeit gewöhnlicher menschlicher Erfahrungen weit übersteigen.

Laßt uns nun kurz wiederholen: Jesus war gekommen, um sich selbst als ein Lösegeld für alle zu opfern, aber er kam auch, um die Wahrheit von Gottes Königreich in Israel zu predigen - um dem natürlichen Israel eine Gelegenheit zu geben das geistige Israel zu werden. Dies ist eine seiner letzten Erklärungen auf Erden: „Ich bin dazu geboren und dazu in die Welt gekommen, daß ich für die Wahrheit Zeugnis gebe.” - Johannes 18:37

„Jedem, der aus der Wahrheit ist”. Dies bedeutet, er mußte die Gelegenheit allen in Israel geben, seine Stimme oder Botschaft zu hören, und er war nur ein Mann in Begleitung einiger unwissenden und ungelernten Jünger. Er verfügte über kein Radio, kein Fernsehen, keine Mikrophone oder sonstige elektronischen Medien, keine Druckerpressen. Ihm standen keine Broschüren oder Zeitungen zur Verfügung - und auch seine Zeit war sehr kurz bemessen - nur dreieinhalb Jahre, um eine große Aufgabe auszuführen.

Das Fischen nach Menschen

Was tat er? Als er seinen Jüngern sagte, daß er sie zu Menschenfischern machen würde (Matthäus 4:19), offenbarte er ihnen seine Methode. Wie ein Fischer dem Fisch einen Köder anbietet, so würde er dem Volk etwas, das sie sich sehr wünschten, anbieten - und sie würden zu ihm kommen. Dann würde er ihnen das Evangelium vom Königreich predigen - die gute Botschaft, daß sie der geistige Same Abrahams werden könnten, eine Nation von Königen und Priestern, daß sie gebraucht werden könnten, alle Geschlechter der Erde zu segnen.

Was war der Köder? Es war ein reicher Vorgeschmack von den Segnungen, die schließlich durch das Millenium-Königreich auf Erden sein würden, alle Geschlechter der Erde zu segnen. Wenn das Leben in Fülle gegeben wird, wenn es keine Krankheit und keinen Schmerz mehr geben wird, wenn alle Tränen abgewischt werden, wenn es keinen Tod mehr geben wird, weder Trauer noch Geschrei (Offenbarung 21:4). Ja, es war ein Vorgeschmack auf Gottes Königreich, wenn das Ersehnte aller Nationen kommen wird (Haggai 2:7). Dies wird von Lukas mit den Worten bestätigt: „ … und heilt die Krankheiten darin und sprecht zu ihnen: Das Reich Gottes ist nahe zu euch gekommen.” - Lukas 10:9

Nahe dem Ende seines Dienstes beauftragte Jesus siebzig Jünger, ein Ernte- oder Nachlesewerk nach ihm durchzuführen und in jede Stadt und an jeden Ort zu gehen, um das Evangelium zu predigen, so daß niemand übergangen werden sollte. Er verlieh diesen siebzig Jüngern wunderbare Macht, um das Volk anzuziehen. Er sagte ihnen, wenn sie in eine Stadt kämen, dann sollten sie „die Kranken in ihr heilen und zu ihnen sagen, das Königreich Gottes ist nahe zu euch gekommen.” Mit anderen Worten: „Ihr habt im voraus die Segnungen von Gottes kommenden Königreich geschmeckt - dies ist nur eine Probe von dem, was das Königreich Gottes schließlich in einem umfassenden und weltweiten Maßstab tun wird”. Jesu Wunder, besonders seine Heilungen, kennzeichneten ihn als den Messias (Markus 12:37). „Und die große Volksmenge hörte ihn gern.”

Für eine Zeit lang war Jesus die beliebteste Person des Landes. Bei einer Gelegenheit kamen fünftausend Menschen zusammen und „als die Leute das Zeichen sahen, das Jesus tat, sprachen sie: Dieser ist wahrhaftig der Prophet, der in die Welt kommen soll.” - Johannes 6:14 Sie planten ihn zu ergreifen und zum König zu machen.

Bald danach kam die Zeit, in der Jesus sie alles gelehrt hatte, was ihr fleischlicher Verstand aufnehmen konnte. Sie mußten nun auf das Kommen des Heiligen Geistes warten, der sie weiter erleuchten sollte, der sie zu einer höheren Ebene des Verständnisses emporheben sollte. An einem seiner letzten Tage auf Erden versammelte Jesus seine Jünger um sich und sagte: „Noch vieles habe ich euch zu sagen, aber ihr könnt es jetzt nicht tragen. Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, gekommen ist, wird er euch in die ganze Wahrheit leiten; denn er wird nicht aus sich selbst reden, sondern was er hören wird, wird er reden, und das Kommende wird er euch verkündigen.” - Johannes 16:12 und 13 Dreieinhalb Jahre lang hatten sie über seine mächtigen Werke der Heilung und von seinen anderen atemberaubenden Wundern Zeugnis abgelegt. Sie selbst waren dazu ermächtigt worden einige Wunder in dem Namen Jesu zu vollbringen. So wurden sie vollständig davon überzeugt, daß Jesus tatsächlich der von Gott gesandte Messias war.

Es war anläßlich dieser gleichen Zusammenkunft, daß Jesus die Worte unseres Leittextes aussprach: „Glaubt mir, daß ich in dem Vater bin und der Vater in mir ist; wenn aber nicht, so glaubt um der Werke selbst willen.” Und dann traf er eine überraschende Feststellung, die Christen jahrhundertelang verwirrt und frustriert hat: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer an mich glaubt, der wird auch die Werke tun, die ich tue, und wird größere als diese tun, weil ich zum Vater gehe.” - Johannes 14:11 und 12

Größere Werke als diese? Was für ein erstaunlicher Gedanke! Was könnte größer sein, als Tote aufzuerwecken? Größer, als dem grausamen Ende des Todes zu trotzen, wie Jesus es tat, den Trauernden zu sagen, ihre Wehklage zu beenden, die Stimme einer Mutter, deren Herz gebrochen ist, vom Weinen zurückzuhalten und ihre Augen von den Tränen zu trocknen (Jeremia 31:16). Was könnte größer sein, als die erkaltete Hand eines kleinen Kindes zu nehmen und zu sagen: „Steh auf!”, den wiederkehrenden Puls zwischen den Fingern zu fühlen und unter dem warmen Aufwallen des Lebens das Erröten der bleichen Wangen zu sehen - zu sehen, wie die Augen sich öffnen und angesichts der fremden Ansammlung verwundert umherblicken, die Tränen der hoffnungslosen Betrübnis der Mutter zu sehen, wie sie zu Tränen der Freude werden, als sie ihren Liebling wieder in ihre Arme schließen kann?

Größere Werke als diese? Größer, als alle Kranken der ganzen Umgegend, die vor dir versammelt sind, die unter jeder vorstellbaren Krankheit und Schwäche leiden, nacheinander zu heilen?

Gibt es größere Werke als diese? Größer, als zu veranlassen, daß Blinde sehen, Taube hören, Stumme reden und Lahme umhergehen?

Größere Werke als diese? Größer, als Wasser in Wein zu verwandeln, fünftausend Menschen mit zwei Fischen und fünf Laiben Brot zu sättigen, auf dem Wasser zu wandeln und den heftigen Sturm zu beruhigen?

Größere Werke als diese?

Ja, es ist wahr, absolut wahr! Es sind größere Werke als diese vollbracht worden und sie werden vollbracht werden von den Nachfolgern des Meisters! Wir denken dabei nicht an die Zeltmissionen von sogenannten Evangeliumsheilern vor tausenden Anwesenden, von denen nur eine Hand voll behaupten mögen, daß ihnen geholfen wurde. Wir haben auch nicht die Schreine und Grotten im Sinn, in denen angeblich Heilungen geschehen, wenn auch weniger häufig. Dies sind keine größeren Werke.

Hat jemals einer von uns gesehen, daß jemand von den Toten auferstand? Ja, wir haben es gesehen und es ist ein höchst überwältigender Anblick. Wir haben Menschen gesehen, die tot waren in Übertretungen und Sünden und belebt wurden, aufstanden und freudig in Neuheit des Lebens wandelten (Epheser 2:1 - 5). Wir alle haben es gesehen! Ist dies nicht ein größeres Werk? Diejenigen, die Jesus auferweckte, starben wieder, aber diese haben ewiges Leben - sind zur Herrlichkeit bestimmt, zur Ehre und Unsterblichkeit. In der Sprache des Paulus sind „die zwei nicht wert miteinander verglichen zu werden.” Jesus führte dieses größere Werk nicht während seiner ersten Gegenwart aus, weil es noch nicht die bestimmte Zeit war, dies zu tun. Er mußte zuerst sterben und zum Vater auffahren, bevor der „neue und lebendige Weg” eröffnet werden konnte, und die größeren Werke vollbracht werden können.

Hat jemals einer von uns die Heilung eines Blinden gesehen? Natürlich haben wir eine solche gesehen. Es gibt keine größere Blindheit, als die des Geistes - blind gemacht durch Satan - blind gegenüber Gottes Gnade und liebender Freundlichkeit, blind gegenüber Gottes Plan der Zeitalter. Geistige Blindheit ist eine große Finsternis. Wir sind alle blind gewesen, aber jetzt können wir sehen - wirklich sehen. Der Blinde, der von Jesus geheilt wurde, war dazu imstande, die Dinge der Erde für einige wenige Jahre zu sehen - und es war eine wundervolle Sache. Aber wie viel größer ist die Öffnung der Augen des Verständnisses, die herrliche Evangeliumsbotschaft Christi zu erkennen, das himmlische Licht zu sehen, die Schönheiten und Färbungen und Wunder in allen Facetten des göttlichen Planes, und schließlich „zu sehen, wie Er ist!” Dies ist in der Tat ein größeres Werk!

Die Heilung derjenigen, die von den Erregungen weltlicher Ambitionen, Stolz oder Unzufriedenheit, gequält wurden und die durch die Wahrheit, die sie frei machte, von den belastenden Beklemmungen und Sorgen dieses Lebens geheilt wurden, so wie die Mutter des Petrus von Jesus von ihrem Fieber geheilt wurde, die aufstanden und dem Meister dienten und jenen, die mit ihm waren (Matthäus 8:15) ist ein solches Werk. Und so dienen diese, die von ihrer Lust, dem Reichtum nachzujagen geheilt und dem verzehrenden Ehrgeiz und dem Stolz des Lebens befreit wurden, freudig dem Herrn und seinen Brüdern. Dies ist ein viel größeres Werk! Dann ist da die Reinigung vom Aussatz der Sünde, die die gesegnete Stellung der Rechtfertigung zuwege bringt, indem es den unreinen Aussätzigen zu einem Kind Gottes umformt. Wieviel größer ist dies, als die Verlängerung des menschlichen Lebens um wenige kurze Jahre?

Was ist mit der Verwandlung von Wasser in Wein? Ja, es gibt größere Werke als dieses. Das klare Wasser der Wahrheit zu nehmen und es zu verwenden, um den edelsten Wein herzustellen - den Wein der Teilnahme und Gemeinschaft in dem vergossenen Blut Jesu Christi und den Wein der Freude mit ihm zu trinken, zu dem wir in seinem Königreich eingeladen sind bei dem Hochzeitsfest, das viel großartiger ist als das in Kaana, ist ein solches Werk.

Hat jemals einer von uns gesehen, daß eine Menge von fünftausend Menschen mit nur fünf Gerstenbroten und zwei kleinen Fischen, die von dem Herrn gesegnet worden waren, gespeist und gesättigt wurde? Wir haben ein viel größeres Werk mit sehr bescheidenen Hilfsmitteln als dieses gesehen, das kaum mit den fünf Broten und zwei Fischen verglichen werden kann, aber dem reichlichen Segen durch den Herrn. Eine weltweite Verkündigung geistiger Speise ist während dieser Erntezeit durch die Verwendung von Schriften, Büchern, Zeitungen, öffentlichen Versammlungen, Radio, Fernsehen und persönliches Zeugniswerk zu Millionen von Menschen gelangt.

Hat jemals einer von uns gesehen, daß jemand einen mächtigen Sturm zurechtweist und eine große Stille schafft? Ist es möglich ein größeres Werk zu schaffen als dieses? Ja, es ist möglich!

Erinnern wir uns, es gab nur ein paar Jünger auf dem Schiff, die an jenem Tag vor dem Sturm gerettet wurden, den Satan gebraut hatte. Andererseits, wie viele Tausende vom Volk des Herrn sind in Satans Stürmen der Umstände gefangen worden und haben geschrien: „Meister, Meister, wir verderben.” Sie haben des Meisters: „Friede, sei still” gehört und haben die gesegnete Ruhe des Herzens erfahren, die vom erneuerten Glauben kommt, daß „alle Dinge zusammenwirken zu unserem Guten”. Wie Jesus auf dem stürmischen See wandelte, so wandelt der Christ ruhig den Weg, den er ausgewählt hat in einer Welt, die verrückt geworden ist, sich erhebend über die rastlosen und turbulenten Bedingungen dieser gegenwärtigen bösen Welt. Der Glaube der Nachfolger Jesu ist heute stärker als es der des Petrus war, der, in dem Versuch Jesus auf dem Wasser zu folgen unterging und in Panik schrie: „Herr, rette mich!” Auch dies ist ein größeres Werk.

Persönliche Teilnahme an diesen Werken

Aber in welcher Weise nehmen wir persönlich an diesen „größeren Werken” teil? Dies ist wichtig, weil Jesus sagte, daß jene, die „an ihn glauben” die größeren Werke tun würden. Als erstes und wichtigstes: wir nehmen individuell an diesen „größeren Werken” in dem Sinn teil, daß diese in uns getan werden, durch unsere Mitarbeit und Einladung. Wie Paulus in Römer 6:19 erklärt, überlassen wir uns selbst als Diener zur Gerechtigkeit und Heiligkeit. Jeder geweihte und angenommene Nachfolger des Meisters ist von toten Werken zur Neuheit des Lebens erweckt worden. Was für eine erheiternde Erfahrung dies gewesen ist! Es ist wie bei Lazarus, als er die Stimme Jesu sagen hörte: „Komm heraus! steh auf und verlasse die Gruft”, so haben auch wir geantwortet und sind „vom Tod zum Leben hinübergegangen”.

Die Augen eines jeden von uns sind geöffnet worden, die tiefen Dinge Gottes zu erkennen, aber zuerst war es für uns notwendig, unsere Blindheit zu erkennen und ernsthaft zu sehen zu wünschen. Es gab einst einen armen blinden Bettler auf der Straße nach Jericho, der beharrlich schrie: „Sohn Davids, Jesus, erbarme dich meiner!” - Markus 10:47 Als Jesus stehenblieb und ihn fragte: „Was willst du, das ich dir tun soll?” antwortete er begierig: „Rabbuni, daß ich sehend werde!” Er wußte, was er wollte. So sollen auch wir mitarbeiten und uns eifrig zeigen.

Betrachten wir das Ereignis, als Jesus einen Mann sah, der blind geboren worden war. Er machte aus Lehm und seinem Speichel einen Teig und salbte die Augen des Blinden mit dem Teig (Johannes 9:1 - 25). Dann forderte ihn Jesus auf zu einem bestimmten Wasserteich zu gehen und dort den Teig abzuwaschen. Als der Mann dies tat, wurde er sehend. Jesus hätte ihn leicht ohne diese Prozedur heilen können, aber er gab dem Mann eine Gelegenheit mitzuarbeiten, um sich selbst einzubringen. Blind, wie er war, mußte er eine bestimmte Strecke zu dem Teich gehen. So wurde seine Aufrichtigkeit und sein Glaube geprüft. Ein skeptischer Mann hätte sagen können: „Was für ein Unsinn ist das! Wird Lehm die Blindheit beseitigen können, die bei mir von Geburt an besteht?” Aber dieser Mann führte aus, was ihm gesagt wurde. Als ein Schimmer von Licht und Sicht seine neuen Augen traf, war er imstande die Worte einer großartigen alten Hymne zu zitieren: „eins weiß ich, daß ich blind war und jetzt sehe!”

Diese besondere Methode, die unser Herr benutzte, um den blinden Mann zu heilen, hat noch eine tiefere Bedeutung - sie stellt unseren Teil an den „größeren Werken” dar. Der Speichel aus seinem Mund stellt den Geist der Lippen des Herrn dar - seine Gnade und Wahrheit - und der Lehm, der mit dem Speichel gemischt wurde, stellt die dürftigen menschlichen Talente des Volkes des Herrn dar, das eingeladen ist die Wahrheit in dem Maße zu verbreiten, in dem es dazu Gelegenheit hat. Diese Kombination ist höchst wirksam gewesen die Augen des Verständnisses jener zu öffnen, die der Herr gerufen hat.

Mit dem ernsthaften Wunsch, daß diese „größeren Werke” in uns getan werden, indem wir uns selbst zu ihrer Vollendung in uns selbst einbringen, und indem wir mit dem Herrn und unseren Geschwistern in Christo mitarbeiten um diese Werke gegenüber anderen Herausgerufenen anzuwenden, erfüllen wir die Prophezeiung und unseren Text: „Und ihr werdet größere Werke als diese tun.”

Durch unsere Anstrengungen und die Zusammenarbeit, die schwach aber vom Herrn gesegnet sind, werden auch andere Ohren für die Wahrheit aufgetan. Die Schwäche des Charakters von anderen, sowie auch von uns selbst, wird überwunden, die geistige Lähmung, das Fieber und der Aussatz geheilt und die Herzen, besessen und schwer mit Lehren von Teufeln, sind rein und strahlend geworden.

Der Leib Christi verrichtet diese Werke

Natürlich führt kein Einzelner alle diese „größeren Werke” aus. Aber als Glieder des Leibes Christi nehmen wir alle teil an dem, was durch den ganzen Leib vollendet wird. Paulus schrieb: „Das Auge kann nicht zur Hand sagen: Ich brauche dich nicht; oder wieder das Haupt zu den Füßen: Ich brauche euch nicht.” - 1. Korinther 12:21 und 22

„Und die uns die weniger ehrbaren am Leib zu sein scheinen, die umgeben wir mit größerer Ehre.” Ist das nicht ermutigend? Wir alle können aus diesem Vers Mut fassen. Dies bedeutet, daß unsere geringen und schwachen Anstrengungen, die wir als so nichtig und so unbedeutend ansehen, vom Herrn beachtet werden, und wir werden gerechnet und gezählt, als ob wir einen wirklichen Anteil an den vollständigen Werken des ganzen Leibes haben würden, einschließlich des Hauptes Christi Jesu. Laßt uns mit dem 29. und 30. Vers fortfahren: „Sind etwa alle Apostel? Alle Propheten? Alle Lehrer? Haben alle (Wunder-)kräfte? Haben alle Gnadengaben der Heilungen? Reden alle in Sprachen? Legen alle aus?”

Die klare Antwort ist: „Nein!” Aber ein jeder von uns, ungeachtet seiner Stellung im Leib Christi, wird von Gott als Teilnehmer an den Werken des ganzen Leibes betrachtet.

Es gibt eine wichtige Anwendung unseres Leittextes, die sich noch erfüllen muß - mehr „größere Werke” zu tun - und es ist ein wundervoller und erfreulicher Reichtum. Uns wird versichert, daß wenn wir treu bis zum Tode sind, wir „leben und herrschen werden mit dem Christus die tausend Jahre.” Das Werk jenes Millenium-Königreichs ist das Werk der Wiederherstellung. Wir werden Verwaltungsbevollmächtigte für Christus bei der Durchführung dieses Werkes sein. Bei seiner ersten Gegenwart gab Jesus dem Volk durch seine wundervollen Werke einen Vorgeschmack jenes Werkes, und es wird unser großartiges Vorrecht sein, die vollkommene Erfüllung herbeizuführen. Anstatt von wenigen Personen, die zeitlich begrenzt auferweckt wurden, werden alle Toten auferweckt werden, und wenn sie gehorsam sind, werden sie für immer leben.

Unter unserer Verwaltung werden all die Kranken geheilt werden, wird jede körperliche Schwäche beseitigt werden, und den Menschen wird es dauerhaft gut gehen. Satan und seine Engel mit ihren bösen Einflüssen werden entfernt werden, um niemals mehr die menschlichen Sinne zu verführen. Nicht nur fünftausend Menschen, sondern die gesamte Menschheit - alle die jemals gelebt haben - werden reichlich mit dem Brot des Lebens versorgt werden. Wie Jesus das Brot in die Hände seiner Jünger gab, um es der hungrigen Menge auszuteilen, wird es dann durch uns geschehen, daß das Verdienst des Opfers Jesu bewirken wird, daß „das Land wird voll von Erkenntnis des Herrn sein, wie von Wassern, die das Meer bedecken.” - Jesaja 11:9 Dann wird sich die Prophezeiung unseres Leittextes vollkommen erfüllen: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer an mich glaubt, der wird auch die Werke tun, die ich tue, und wird größere als diese tun, weil ich zum Vater gehe.”

Wir danken dem Himmlischen Vater für das große Vorrecht, das Er uns gewährt hat jetzt an den „größeren Werken” teilzunehmen. Mögen wir vorbereitet sein für die noch größeren Werke der Zukunft.



Tagesanbruch Bibelstudien- Vereinigung