In der Nähe Gottes sein

„Und Jahwe sprach zu Mose: Auch dieses, was du gesagt hast, werde ich tun; denn du hast Gnade gefunden in meinen Augen, und ich kenne dich mit Namen. Und Mose sprach: Laß mich doch deine Herrlichkeit sehen”. - 2. Mose 33:17

Zu allen Zeiten hat das menschliche Herz begehrt, Gott zu erkennen und zu sehen. Das war nicht nur das Verlangen des Mose - es ist auch von jeher die Sehnsucht im Herzen des Volkes Gottes gewesen. Gottes Wort beweist auch, daß der ewige und allmächtige Schöpfer selbst die Absicht hat, Seine Geschöpfe in diese tiefsten Freuden zu führen.

Besonders seit Pfingsten soll die wahre Kirche (Herauswahl) die höchste Freude in Ihm selbst finden in der stetigen und zunehmenden Offenbarung der Heilswahrheiten Gottes in Seinem Liebesplan der Zeitalter. Wir finden dieses Verlangen schon vorher bei Henoch, Mose, David und bei allen Propheten des Alten Bundes. Aber auch im Neuen Testament ist es vorhanden - bei den Aposteln und allen Nachfolgern Jesu während des ganzen Evangelium-Zeitalters. Am Tag der Gnadenfrist der hohen himmlischen Berufung kennen auch wir selbst den Herzensschrei, der im Gebet und in Reden erbittet: „Herr, zeige uns den Vater, und es genügt uns.” Aber: „Wer mich sieht, sieht den Vater”, so sagte Jesus zu seinen Jüngern in Johannes 14:8 und 9. Es ist nicht immer selbstverständlich, daß wir unseren Gott und Vater in allen unseren Erfahrungen und Erlebnissen erkennen und verstehen. Und doch ist es so einfach, da Gott selbst es ist, der diesen Hunger und dieses Verlangen nach wahrer Erkenntnis Seiner selbst in uns gelegt hat. Er ist es ja, der uns stets begegnet in unseren Erprobungen durch vermehrte Erkenntnis Seiner Herrlichkeit in der gegenwärtigen Wahrheit in Christo Jesu. In Jesaja 7:14 lesen wir: „Siehe, die Jungfau wird schwanger werden und einen Sohn gebären, und wird seinen Namen „Immanuel” heißen”, das heißt „Gott mit uns”, oder „Gott ist mit uns”. In der Tat sind uns in Jesu die größten Möglichkeiten geboten, Gottes Herrlichkeit zu sehen. Nach 2. Korinther 4:6 sind es wunderbare Gelegenheiten, um „den Lichtglanz der Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes” im Angesichte Christi zu schauen.

Offenbarungen Gottes

Es war eine Offenbarung der Majestät und Erhabenheit Gottes, als Mose das Volk Israel durch viele schwierige Erfahrungen und Erprobungen hindurchführen durfte, um immer wieder den göttlichen Schutz und Seine Macht in großartiger Weise zu erleben. Dadurch wurde in ihm der glühende Wunsch immer mächtiger und stärker, den auch wir als Nachfolger des Herrn haben, Gott noch besser und klarer zu erkennen und zu verstehen. Gott wird sich uns um so mehr offenbaren, je mehr Er sieht, daß wir uns in unserem Herzen mit Ihm und Seinem Wort beschäftigen. Dies bestätigte Jesus ganz klar in Johannes 14:21 bis 23, und das ist köstlich für uns.

Der Ausspruch Gottes zu Mose: „Auch dieses, was du gesagt hast, werde ich tun …”, mag das göttliche „Ja” zu den Wünschen unseres Herzens bedeuten, die Seinem Willen entsprechen. Mose hatte seinen Gott im Glauben erlebt und gesehen. Aber seine Bitte, „laß mich doch deine Herrlichkeit sehen”, geht unendlich tiefer als alle bisherigen Erfahrungen. Sein Gebet war, innerlich noch mehr von seinem Gott ergriffen zu werden, als es bisher der Fall war. Es ist doch so, daß wir, je tiefer wir in die herrliche Wahrheit hineinschauen, Gott um so näher kommen, worum wir ja in dem schönen Lied „Näher mein Gott zu dir” von ganzem Herzen bitten. Kostbarer als alle Schätze der Erde, wertvoller als Ehre, Ruhm und Ansehen ist es doch, die Erfüllung der uns gegebenen Verheißungen zu erlangen, wie in Matthäus 5:8 geschrieben steht: „Glückselig, die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen.” Auf unserem schmalen Wege sind uns die größten und kostbarsten Verheißungen von Gott zum Trost und zur Ermunterung geschenkt worden, damit wir die tiefe, innere Freude erleben, die es nur in Christo gibt.

Das Ziel unserer hohen Berufung

Es gibt nichts Herrlicheres und wir können nach nichts Höherem trachten, als „Ihn zu sehen wie er ist” - 1. Johannes 3:2, Sein Ebenbild zu werden und Glieder der göttlichen Familie zu sein. Nach diesem Gipfel allen Trachtens dürfen wir streben, denn alles, wonach wir uns in unserem geistigen Leben als „Neue Schöpfungen” sehnen, ist, das Angesicht unseres Gottes und Vaters zu schauen. Alle, die durch die Wahrheit in innere Gemeinschaft mit Gott gezogen und durch den Geist Gottes gezeugt werden, fühlen sich eins in dem gemeinsamen Wunsch: „Zeige mir dein Angesicht und alle Dinge stehen im Licht!” Sie geben diesem Gedanken auch gern Ausdruck mit den Worten des Liederdichters: „Jesus, großer Meister du, das sei meine süße Ruh, daß ich völlig dir geweiht, treu dir diene in der Zeit. Bis ich darf im selben Licht, schauen dich von Angesicht!”

Durch das Licht der Wahrheit will Gott sich uns offenbaren in Seiner Liebe, Weisheit, Gerechtigkeit und Macht. Wenn Seine Liebe unsere empfänglichen Herzen weckt und bewegt, dann geschieht es doch, um in denselben eine nicht zu unterdrückende Sehnsucht nach Ihm zu erzeugen. Dies wird uns sehr schön durch den Psalmisten gezeigt, der sein Verlangen nach Gott mit dem Durst und dem Schrei eines Hirsches nach frischem Wasser vergleicht - Psalm 42:1 und 2 Wer die Güte Gottes erlebt hat, bei dem darf es keinen Stillstand geben. Jede wachsende Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes muß vermehrten „Durst” bewirken, ein wachsendes Verlangen, noch tiefer in die Wahrheit einzudringen. Solche Erfahrungen führen uns zu größerer Erkenntnis der Liebe Gottes, und diese Erkenntnis ist das ewige Leben und ewige Freude. - Johannes 17:3 Sie führt auch zu völliger Heiligung in Christo Jesu und damit zur Unsterblichkeit. Weder schwere Erlebnisse noch harte Prüfungen dürfen uns die tiefe, innere Freude im Herrn trüben, und keine Wolke irdischer Lust darf uns sein Angesicht verbergen.

Es gibt ja so vieles, was das kostbare Verhältnis trüben könnte, welches wir mit unserem Gott und Vater haben dürfen. Und das Verbergen Seines Angesichts würde für uns den Verlust alles dessen bedeuten, was unser Leben wertvoll und sinnvoll macht. Darum muß uns das Licht der wunderbaren Wahrheit stets aufs Neue aufgehen; wir müssen sie immer wieder neu erleben. Denn „glückselig” werden diejenigen gepriesen, welche „hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit, denn sie sollen gesättigt werden”. - Matthäus 5:6 Das Schauen der Wahrheit genügt aber nicht. Das Wissen um den Plan Gottes, und der Genuß der sich uns enthüllenden Herrlichkeit Gottes dürfen nicht zu einer Art geistigen Wohllebens gemacht werden. Nur da wirkt sich der Segen aus, wo er sehr eng verbunden mit dem Lebenswerk und der Verantwortung des Glaubenden gegenüber der Wahrheit ist. Darüber zu reden ist nicht schwer, aber in der Wahrheit leben, das heißt sterben mit Jesu und den Heiligungs-Prozeß durchmachen - 2. Korinther 4:7 - 10 - darauf kommt es an.

Moses starker Glaube

Der eigentliche Zweck, der uns in Prüfungen gegebenen besonderen Belehrungen, besteht darin, daß wir durch diese mehr lernen, Gottes Willen zu verstehen, um Kraft zu empfangen, der Wahrheit gehorsam zu sein. Das wird uns immer wieder an den alttestamentlichen Glaubenshelden gezeigt, deren sich Gott in besonderer Weise bediente, um Seine Pläne auszuführen. Von Mose steht gechrieben: „Er hielt standhaft aus, als sähe er den Unsichtbaren”. - Hebräer 11:27 Dieses Wort ist auch für unser Glaubensleben sehr wichtig und beachtenswert. Denken wir an die große Last, welche auf die Schultern des auserwählten Mannes Gottes Mose gelegt wurde! Was lag doch alles zwischen dem Tage, da er zum ersten Mal vor Pharao trat, um die Freilassung Israels zu fordern, und dem Augenblick, da er mit dem erlösten Volk auf der dem gelobten Lande zugewandten Seite des Roten Meeres stand. Da bedurfte er doch gewiß ständig des ungetrübten Schauens der Größe Gottes. Noch mehr aber war er hierauf angewiesen während der ganzen denkwürdigen Wüstenwanderung mit dem beständigen Murren und der großen Widerspenstigkeit seitens des Volkes Israel, das sogar sein Leben bedrohte. Wie notwendig war es da, festzustehen im Glauben, und im Vertrauen, „als sähe er den Unsichtbaren”.

So können auch wir unsere Reise durch die Wüste nach dem himmlischen Kanaan betrachten, wo uns das eigene Fleisch mit seinem beständigen Murren und seiner Widerspenstigkeit zu schaffen macht. Dazu noch die Lust der Welt sowie Satan mit seinen Dämonen. Wie wichtig und notwendig ist es da, sich durch Jesus Christus an Gott allein zu halten, „als sähen wir den Unsichtbaren”.

Es mag ein Augenblick der Schwäche gewesen sein, als Mose, der hervorragende Gottesmann, in seinem Zorn und in seiner Ungeduld das Angesicht Gottes aus den Augen verlor, und anstatt zum Felsen zu reden, diesen mit dem Stabe zweimal schlug. - 4. Mose 20:1 - 3 Wir wissen aus der Schrift, daß er sich dadurch das Tor zum verheißenen Land selbst verschloß und nur vom Berge aus in dasselbe hineinschauen durfte. Mose brauchte die Nähe Gottes, wie auch wir sie brauchen, um unseren Glauben an den schließlichen Sieg der Sache Gottes zu stärken. Sie muß auch bei uns die Zuversicht beleben, daß der, welcher das gute Werk in uns angefangen hat, es auch zu Seiner bestimmten Zeit vollenden wird. - Philipper 1:19 und 1. Petrus 5:10 und 11

Mose brauchte die Nähe Gottes auch wegen aller Erprobungen seiner Geduld, die er als Führer eines ihm anvertrauten Volkes aufzubringen hatte. - 2. Mose 33:14 und 15 Auch unser Ausharren in Geduld habe ein vollkommenes Werk. Wir verstehen nun besser, daß unsere Prüfungen in derselben Weise erforderlich zum Wachstum zum „größeren Mose” hin sind, zu unserem Herrn und Haupt. - Jakobus 1:4 und 14

Eine solche uneigennützige Herzensstellung ist aber auch nur bei einem Menschen möglich, der ganz in der „Nähe Gottes” lebt und für seine ihm angewiesene Aufgabe wirkt. Gerade diese Herzensstellung befähigte Mose zu einer so tiefen Hingabe, daß er trotz schwerer entmutigender Erfahrungen lieber mit dem ihm anvertrauten Volke sterben wollte, das ohne ihn seinen Weg ja nicht fortgesetzt hätte. In diesem seinem Verhalten liegt für uns eine kostbare Belehrung.

Treue zu Gott in unserem Pilgerlauf

Es liegt ja auch heute in unseren ernsten Schlußprüfungen so nahe, entmutigt und enttäuscht eine uns von Gott zugewiesene Stellung aufzugeben, zu verändern, oder eine andere einzunehmen. Es gibt leider Viele, die infolge der Länge der Zeit im Glaubenskampf müde geworden sind, und sehnsüchtig nach einem anderen Betätigungsfeld und Wirkungskreis, oder einer anderen Umgebung ausschauen, statt auf dem ihnen von Gott bestimmten Weg der Nachfolge Jesu „mit Gottes Volk im Bunde über Opfer zu leiden und zu sterben”. Solche hören gern von dieser oder jener Seite, daß unsere Ansichten veraltet seien, weil kein Nachwuchs hinzukäme. Gar zu leicht und schnell vergessen sie, daß Gott uns auf die „Treue in der Verwalterschaft” prüft, wo immer unser Wirkungskreis auch sein mag.

Es muß uns genügen, mit dem Propheten Elia zu wissen: Wir sind nicht allein, wenn auch nur noch wenige bei uns sind. Gott hatte damals noch 7.000 übriggelassen, die Er allein kannte. - 1. Könige 19:14 und 18 Denken wir an die Schriftstelle in Johannes 3:10: „Er muß wachsen, ich aber abnehmen.” Gerade dies erfüllt sich jetzt vor unseren Augen. Es wäre ungehorsam Gott gegenüber, müde zu werden im Gutestun, und zu vergessen, unseren Bund über Opfer immer wieder zu erneuern, wie groß die Schwierigkeiten auch sein mögen. Wir dürfen nicht nachlassen, in allen Dingen immer wieder neu auf das Angesicht Gottes zu blicken. Die Wahrheit wird uns den Weg zeigen, die Situation erklären, um in ihr die unermüdliche Liebe und Geduld unseres unveränderlichen Gottes und Vaters zu schauen. Dann werden wir bei aller Mühsal im Dienste ausharren, „als sähen wir den Unsichtbaren”. Wie die Kämpfer des Alten Bundes bedürfen auch wir des ungetrübten Anblickes Gottes und brauchen unbedingt Seine Nähe für den Ausblick, um den Sinn aller Anfechtungen zu verstehen und nicht zu ermüden und zu ermatten - hinschauend auf Jesus. Betrachtet ihn! - Hebräer 12:1 - 3

In Zeiten des Gedeihens und ungestörter Verhältnisse ist es ziemlich leicht, sich stark zu fühlen und mit der Wahrheit wie mit Schlagworten umzugehen. Wie leicht läßt sich sagen, daß der Glaube fest auf den Herrn vertraue, mag kommen was da will. Wenn aber schwere Prüfungen, Leiden und Schwierigkeiten kommen, haben wir auch dann noch Vertrauen zum Himmlischen Vater? Und wenn alles fragwürdig erscheint und trotz unseres Wissens darum, daß „denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Guten mitwirken müssen”, dennoch unsere Prüfungen das Vertrauen zu erschüttern drohen, ja, was dann? Dann bedürfen wir sehr des Angesichts unseres Gottes, auch wenn es hinter Wolken verborgen zu sein scheint. Es strahlt dennoch von göttlicher Liebe in unveränderter Weise und wird, wenn das Ziel der Erprobung erreicht ist, unseren Dank finden. - Epheser 5:20 Daher können in diesen ernsten Zeiten der Prüfung nur die Demütigen im Geiste wahre Gemeinschaft mit Gott genießen. Er widersteht den Hochmütigen und Selbstgefälligen, aber den Sanftmütigen und Niedriggesinnten wird Er seine Gunst erweisen.

Vision des Propheten Jesaja

In Jesaja 6:1 - 8 finden wir in klarer Weise diesen schönen Charakterzug, der uns das Bedürfnis des Anblickes Gottes besonders eindringlich vor Augen führt: „Wehe mir, denn ich bin verloren; denn ich bin ein Mann von unreinen Lippen, und inmitten eines Volkes von unreinen Lippen wohne ich; denn meine Augen haben den König, Jahwe der Heerscharen gesehen” - Vers 5. Nichts könnte unser Unvermögen und unsere Unwürdigkeit mehr offenbaren als eine wahre Schau von der Größe und Macht Gottes. Als Jesaja den Herrn sah, sitzend auf Seinem Throne, hoch und erhaben, da war sein erster Gedanke nicht der, wie unbedeutend doch die anderen sind, denen diese Wahrheit nicht - noch nicht - zuteil geworden ist. Was dem Seher zuerst einfällt, sind seine eigenen unreinen Lippen, sein unwüdiger Zustand. Auch wundert er sich nicht darüber, daß Gott sich herabgelassen hat zu einem Volke von unreinen Lippen, sondern daß Gott sich mit ihm, dem Unwürdigen, abgeben mag.

Durch das herrliche Wort Gottes erhalten wir in hohem Maße ein wahres Bild von Gott in Seiner Herrlichkeit und Erhabenheit und dürfen erkennen, in welcher begnadeten Gemeinschaft wir mit Ihm stehen. Wenn uns aber der Grad unserer Gebrechen offenbar wird und uns den Gegensatz zu Gottes Heiligkeit zeigt, was bleibt dann bei uns noch übrig für Selbstgerechtigkeit und Überlegenheitsdünkel? Durch dieses wahre Schauen erhalten wir das unfehlbare Heilmittel gegen jeden geistigen Stolz und Hochmut. Im Anblick Seiner Herrlichkeit werden wir zutiefst erstaunt sein über die unfaßbare große Gnade, Liebe und das Erbarmen, das uns vom Himmlischen Vater zuteil geworden ist.

Was bedeutet das nun für uns, wenn wir in Wirklichkeit eine solche Stufe geistigen Schauens schon erlangen durften? Doch nichts anderes, als auf diesem Wege in Ehrfurcht vor Gott wie in einem Spiegel die Herrlichkeit dessen widerstrahlen zu lassen, der sie uns gab, und dem wir dienen dürfen. Ja, wir dürfen aus Gnade in der herrlichen göttlichen Wahrheit wandeln, und daraus soll die uns zuteil gewordene Kraft nach außen hin in Erscheinung treten. Wenn wir in „Ihm” dargestellt werden möchten, „ohne Flecken und Runzeln”, dann ist es notwendig, die Ermahnung des Apostels ernst zu nehmen: „Jeder, der diese Hoffnung zu ihm hat, reinigt sich selbst, gleichwie er rein ist.” - 1. Johannes 3:3

Das Buch der Offenbarung

Johannes erhielt in seiner großen Einsamkeit auf Patmos einen Überblick über die Kirchengeschichte während des Evangelium-Zeitalters. Auf dem Höhepunkt der Darstellung in den Schlußkapiteln der Offenbarung sind die Verheißungsworte zu hören: „Ja, ich komme bald”, und Johannes fügte aus freiem Antrieb hinzu: „Amen, komm Herr Jesu.” - Offenbarung 22:20

Das war die Erwartung der Herauswahl, und dieses heiße, inbrünstige Gebet hat die Jahrhunderte hindurch geklungen, wo immer harrende und wartende Gläubige sich nach seiner herrlichen Erscheinung sehnten, denn ohne diese beglückende Vision wäre die Herauswahl sicherlich schon lange der Last ihrer Widerwärtigkeiten, Prüfungen und Leiden während einer so langen Wartezeit erlegen. Wieviel mehr sollten wir heute von glühender Erwartung und hinreißender Hoffnung erfüllt sein, da unser Versammeltwerden zu ihm hin in greifbare Nähe gerückt ist. Wahrlich, wir sehen heute die fortlaufende Erfüllung dieser unserer herrlichen Hoffnung! Welche Freude sollte uns beseelen und in welcher Bereitschaft und Einmütigkeit sollten wir über alle Schranken und Erkenntnisse hinweg diesen herrlichen Tag des Herrn tief in unseren herzen erfassen und erleben.

Sehen wir diese Güte und diese Wunder? Erleben wir Seine Macht und Offenbarungstaten? Welch reicher Segen, in der Nähe Gottes durch Glauben an Christum weilen zu dürfen! Wir können es zwar noch nicht völlig erfassen und begreifen noch uns vorstellen, wir können aber mit zunehmender Freude auf Gottes Güte blicken und zu der Hoffnung gelangen: „Wir alle aber, mit aufgedeckten Angesicht die Herrlichkeit des Herrn anschauend, werden vewandelt nach demselben Bilde von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, als durch den Herrn, den Geist.” - 2. Korinther 3:8

Schlußbetrachtung

Für unseren Herrn war es das innigste Verlangen und stärkste Bedürfnis seines Herzens, vor allem in der Nähe des Vaters, seines Gottes, zu sein. In allen Dingen suchte er stets den Willen dessen zu tun, der ihn gesandt hatte, und er freute sich, daß Gott in ihm wohnte. Was diese Gottesnähe für Jesus bedeutete, wird uns in Johannes 12:28 - 30 geschildert: „Da kam eine Stimme aus dem Himmel: Ich habe ihn verherrlicht und werde ihn wiederum verherrlichen.” Die Volksmenge, die dabeistand und zuhörte, sagte, es habe gedonnert. Andere sagte, ein Engel habe mit ihm geredet. „Jesus antwortete und sprach: Nicht um meinetwillen ist diese Stimme geschehen, sondern um euretwillen.” Für den Herrn allein war es die Stimme Gottes, für andere ein Donnergrollen oder eine Engelstimme. Aber eben die Gottesnähe bedeutete für den Herrn die Fähigkeit, Gottes Stimme zu verstehen.

Wenn wir durch die Heilige Schrift ganz nahe zu Gott kommen, muß uns dies tief innerlich erfassen. Nur wenn wir vor allem begehren, nahe bei Gott zu sein, können wir hoffen, Seine Stimme zu hören und zu verstehen; anders bleibt es wie damals nur bei einem „Donnergrollen” oder einer „Engelstimme”. „Glückselig, die nach Gerechtigkeit hungern und dürsten, denn sie werden gesättigt werden.” - Matthäus 5:6 Auch wenn uns zunehmende, vertiefende Gottes-Erkenntnis durch Seinen Liebesplan der Zeitalter geschenkt wurde, können wir doch nur mit Mose weiter bitten: „Laß mich doch deine Herrlichkeit sehen!” Denen, die dieses aufrichtige Verlangen ernstlich in sich tragen, wird die beglückende Antwort werden: „Du hast Gnade gefunden in meinen Augen, und ich kenne dich mit Namen … Ich werde alle meine Güte vor deinem Angesicht vorübergehen lassen, und werde den Namen Jahwes vor dir ausrufen.” - 2. Mose 33:17 - 19

Das ist das Erleben der wahren Gottesnähe, das glückselige Schauen der Wahrheit der treuen Nachfolger Jesu schon jetzt. Die tiefe Freude unseres Erlebens hilft uns, in froher Zuversicht geduldig zu warten und zu harren, und verleiht uns Kraft und Mut, treu zu sein dem, der uns den Sieg gibt, Gott, unserem Vater, durch Seinen Sohn Jesus Christus, unseren gebliebten Herrn. - 1. Korinther 15:58 Unser ganzes Sehnen ist und bleibt bis zum Ende wie in Psalm 17:15 geschrieben steht: „Ich werde dein Angesicht schauen in Gerechtigkeit, werde gesättigt werden, wenn ich erwache mit deinem Bilde.”



Tagesanbruch Bibelstudien- Vereinigung