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David
„Ich habe dich von der Trift genommen, hinter dem Kleinvieh weg, daß du Fürst sein solltest über mein Volk, über Israel; und ich bin mit dir gewesen überall, wohin du gezogen bist, und habe alle deine Feinde vor dir ausgerottet; und ich habe dir einen großen Namen gemacht, gleich dem Namen der Großen, die auf der Erde sind.” - 2. Samuel 7:8 und 9
Unter den zahlreichen großen Charakterbildern des Alten Testamentes ist dasjenige Davids unstrittig eines der anziehendsten und schönsten. Eine prächtige Jünglings- und Männergestalt von Natur aus, vielseitig und reich begabt, urwüchsiger, blutvoller Charakter, von hohem Tatendrang erfüllt, geborener Führer, wird seine Persönlichkeit gezügelt, gemildert und veredelt durch einen inbrünstigen Glauben an Jahwe und unbedingte Hingabe an den Gott Israels. Das Gesamtbild dieser Persönlichkeit, daß er jeden Augenblick bereit ist, sein Alles zur Verherrlichung seines Gottes einzusetzen, Ihm mit ungeteilten Herzen zu dienen, sich unter den Willen des Höchsten zu beugen, sich selbst vor Ihm auszulöschen - das ist es, was diesem Menschen einen so hohen sittlichen Adel verleiht, daß wir uns unter den Biographien geschichtlicher Gestalten umsonst nach Gleichwertigem umsehen.
Dabei ist David kein moralisches Schema; er ist Fleisch und Blut, er ist ein Mensch, so ursprünglich und mannigfaltig in seinen Lebensäußerungen, wie es nur eine ungebrochene Natur sein kann - seine Sittlichkeit, sein Seelenadel sind nicht Ergebnis ängstlichen Buchstabengehorsams, moralischen Drills - sie ergeben sich aus seiner inbrünstigen und ungeheuchelten Liebe zu Jahwe und allem Edlen, Guten, Wahren, Schönen, was dieser Name umschließt.
Darum dient diese Gestalt ja auch als Vorbild für den Christus, die Körperschaft, die durch Jesus und seine Herauswahl, die wahre Kirche, in der Weise gebildet wird, daß in den Psalmen Davids das Ich des Dichters und sein Name meistens der „Kirche im Fleisch”, der kämpfenden Kirche gleichgesetzt werden können.
David und Saul als Vorbild
David ist ja der Auserwählte und, wie sein Name andeutet, der „Geliebte” Gottes, der nach Wahl der Gnade, nicht nach Gesetz (Erbrecht) für den Thron Israels Bestimmte. Er entstammt nicht der königlichen Familie, und unter den Söhnen Isais ist er der Jüngste. Samuel hatte den Ältesten salben wollen; aber Jahwe sprach zu ihm: „Blicke nicht auf sein Aussehen und die Höhe seines Wuchses; denn ich habe ihn verworfen; denn Jahwe sieht nicht auf das, worauf der Mensch sieht; denn der Mensch sieht auf das Äußere, aber Jahwe sieht auf das Herz. ”
Wir werden erinnert an das Wort des Paulus über die Grundsätze Gottes bei der Berufung der Kirche: „Das Törichte Gottes ist weiser als die Menschen, und das Schwache Gottes ist stärker als die Menschen. Denn sehet eure Berufung, Brüder, daß es nicht viele Weise nach dem Fleisch, nicht viele Mächtige, daß es nicht viele Edle sind, sondern das Törichte der Welt hat Gott auserwählt, auf daß er die Weisen zu Schanden mache … und das Unedle der Welt und das Verachtete hat Gott auserwählt, und das was nicht ist, auf daß er das, was ist, zunichte mache, damit sich vor Gott kein Fleisch rühme.” - 1. Korinther 1:25 - 29
Nicht, daß David ohne persönliche Vorzüge gewesen wäre; es heißt von ihm: „Er war rötlich (rotblond), dazu schön von Augen und von gutem Ansehen” - 1. Samuel 16:12, 7 und „ein schöner Mann” - Vers 18; aber was hinfort ins Gewicht fiel, das waren die „Gaben des Geistes”; denn, nachdem Samuel ihn zum König gesalbt hatte, „geriet der Geist Jahwes über David von selbigem Tage an und hinfort”. - Vers 13
So ist David ein passendes Bild für die „gesalbte Klasse”. Er ist es auch darin, daß er hinfort durch eine harte Schule der Prüfung und Bewährung zu laufen hat, ehe er den verheißenen Thron einnehmen darf; er stellt hierin die „leidende und verfolgte Kirche” des Evangelium-Zeitalters dar. Aber er wartet geduldig auf seine Erhöhung und achtet die Leiden der Verfolgungszeit für gering gegenüber der Herrlichkeit, die an ihm geoffenbart werden soll. - Römer 8:18 Er kämpft den ihm verordneten Kampf. Er erfreut seine Umgebung durch sein herrliches Saitenspiel und seinen Gesang. „Und es geschah, wenn der (böse) Geist von Gott über Saul kam, so nahm David die Laute und spielte mit seiner Hand; und Saul fand Erleichterung, und es wurde ihm wohl, und der böse Geist wich von ihm.” - 1. Samuel 16:22 und 23
In gleicher Weise läßt die Kirche ihre wohllautende Stimme ertönen: sie verkündet die frohe Botschaft, und wo diese gehört wird, da muß der böse Geist weichen, da wird es den Menschen wohl, und sie finden Erleichterung und Trost.
Aber David ist auch ein großer Held. Er bringt den mächtigen Riesen Goliath zu Fall, obwohl die Waffen, welche ihm zur Verfügung stehen, gegenüber der furchteinflößenden Ausrüstung des gewaltigen Gegners ganz machtlos erscheinen. Seine wahren Waffen sind auch nicht die Schleuder und der Stein, sondern der lebendige Gott, in dessen Namen er den Feind angreift.
Dennoch sind Torheit, Irrtum, sittliche Niederlage dem Leben Davids nicht fremd. Aber als von einem Geliebten Gottes gilt von ihm das Wort: „Der Gerechte fällt siebenmal und steht wieder auf”. Das ist die Größe Davids, daß er immer Mensch ist und Mensch bleibt; daß er bei so vielen Erfolgen sich stets seiner menschlichen Unzulänglichkeit bewußt, daß er demütig und belehrbar bleibt und darum auch nie aus der Gnade fällt wie Saul. Der Heilige Geist verläßt ihn nicht; er darf immer wieder den Weg zu Vergebung und Zurechtbringung finden. Sein Glaube wird ihm zur Rechtfertigung, wenn sein Wandel die Billigung und das Wohlgefallen Gottes nicht immer zu gewinnen vermag.
Auch dieses allgemeine Charakterbild eines Menschen, der guten Willens ist und dem Glauben treu - aber in vielfältiger Weise durch die Schwachheit des Fleisches beeinträchtigt -vermittelt uns einen anschaulichen Begriff von der Beschaffenheit der Kirche.
Wenn David ein Typus ist, dann wird auch Saul zu einem Bild. Er ist dann eben das Bild der abtrünnigen, der untreuen Kirche. Der Geist der Salbung verwandelt sich in einen „bösen Geist” von Jahwe, der Saul ängstigt. Verworrenheit des Geistes, Unglaube und ein Gefühl der Unsicherheit und Leere quält die abtrünnige Kirche. Hat sie zu Zeiten noch Gefühle der Symphathie, der Bewunderung und Liebe für die Schar der Gläubigen, - wir lesen: „Und David kam zu Saul und stand vor ihm (das heißt diente ihm) und er (Saul) liebte ihn sehr, und er wurde sein Waffenträger” - so schlägt diese Zuneigung unter dem Einfluß des bösen Geistes doch rasch in glühende Eifersucht und Haß um, ja in Furcht vor dem Nebenbuhler, der ihm nach Gottes Verfügung auf dem abgesprochenen Throne folgen soll. Aus dieser Stimmung heraus wird Saul zum unversöhnlichen Verfolger Davids, und die nominelle Kirche zur Verfolgerin der wahren. Aber der Sieg fällt ihr nicht zu. David erlebt den Sturz und Untergang des Hauses Sauls.
Davids Verhältnis zu Gott
Der Grundzug von Davids Wesen ergibt sich aus seinem Verhältnis zu Jahwe, das ein solches tiefer Ehrfurcht und Liebe ist. Nie verliert er aus den Augen, daß alle seine Erfolge, sein Gelingen diesem Gott zu verdanken sind, der auch der Gott Israels ist, der lebendige und allein wahre Gott.
Die Mißachtung dieses Gottes durch den großmäuligen Goliath im Angesicht des ganzen israelischen Heeres kann er nicht ertragen. Er fühlt sich persönlich aufgerufen, für die Ehre des Gottes Israels zu streiten und sein Leben einzusetzen. „Die ganze Erde soll erkennen, daß Israel einen Gott hat. Und diese ganze Versammlung soll erkennen, daß Jahwe nicht durch Schwert und durch Speer rettet; denn Jahwe ist der Streit, und er wird euch in unsere Hand geben!” ruft er dem Philisterheer zu. - 1. Samuel 17:46 und 47
Seine Ehrfurcht vor Jahwe zeigt sich besonders eindrucksvoll, als er, bereits gekrönter König, bei der Überführung der Bundeslade nach Jerusalem mitten unter dem Volk vor dem Heiligtum Jahwes religiöse Tänze aufführt. Wie edel entgegnet er seinem Weibe Michal, die ihn tadelt, daß er sich in solcher Weise gemein gemacht habe mit dem Volk: „Vor Jahwe, der mich vor deinem Vater und seinem ganzen Hause erwählt hat, um mich als Fürst zu bestellen über das Volk Jahwes, über Israel, ja, vor Jahwe will ich spielen; und ich will noch geringer werden denn also, und will niedrig sein in meinen Augen; aber bei den Mägden, von denen du sprichst, bei ihnen werde ich geehrt sein.” - 2. Samuel 6:21 und 22
Seine Gottergebenheit kommt rührend zum Ausdruck. So, als er vor seinem rebellischen Sohne Absalom aus Jerusalem fliehen muß und die ihm anhangende Priesterschaft auch die Bundeslade auf die Flucht mitnehmen möchte. Der König verwehrt es ihnen aus Ehrfurcht vor dem Heiligtum Jahwes mit den Worten: „Bringe die Lade in die Stadt zurück. Wenn ich Gnade finde in den Augen Jahwes, so wird er mich zurückbringen und mich sie und seine Wohnung sehen lassen. Wenn er aber spricht: Ich habe kein Gefallen an dir - hier bin ich, mag er mit mir tun, wie es gut ist in seinen Augen.” - 2. Samuel 15:25 und 26
Und als der fliehende König von Simei, einem Abkömmling des Hauses Sauls, verhöhnt und beleidigt wird, und Abisai, Davids Feldherr, diesen dafür bestrafen will, wehrt der König mit den Worten: „Ja, mag er fluchen! denn wenn Jahwe ihm gesagt hat: Fluche David! wer darf dann sagen: Warum tust du also? … Siehe, mein Sohn, der aus meinem Leibe hervorgegangen ist, trachtet mir nach dem Leben! Wie viel mehr dieser Benjaminiter! Laßt ihn, daß er fluche, denn Jahwe hat es ihn geheißen. Vielleicht wird Jahwe mein Elend ansehen, und Jahwe mir Gutes erstatten dafür, daß mir geflucht wird an diesem Tage.” - 2. Samuel 16:10 - 12
Die Bußfertigkeit Davids ist uns aus den Psalmen bekannt, besonders aus dem 51. Er wurde nach der überaus scharfen Anklagerede des Propheten Nathan, der dem König den an Urija begangenen Frauenraub und Mord vorhält, gedichtet. Gebeugten Hauptes hört der König die harte Rede an; er versucht nicht die mindeste Ausflucht, sondern bekennt unumwunden: „Ich habe gegen Jahwe gesündigt”. Damit meint er, daß er eine Todsünde begangen habe; er spricht sich also das Leben ab mit diesem Bekenntnis, und das ist immerhin eine ungewöhnliche Kraft der Gerechtigkeit und Wahrheitsliebe. Dem zerknirschten Sünder kann Jahwe Gnade erteilen, und demgemäß darf ihm denn der Prophet das Urteil Gottes verkünden: „So hat auch Jahwe deine Sünde hinweggetan, du wirst nicht sterben.” - 2. Samuel 12:13 Wer sich selbst richtet, den richtet Gott nicht mehr.
Als Jahwe, von Israel gereizt, in Zorn gegen dasselbe entbrennt, und David veranlaßt, eine Volkszählung durchzuführen und damit die Züchtigung Gottes herabzubeschwören, da stellt sich David allein zur Verfügung, das Strafgericht Jahwes auf sich zu nehmen: „Siehe, ich habe gesündigt, und ich habe verkehrt gehandelt; aber diese Schafe, was haben sie getan? Es sei doch deine Hand wider mich und wider das Haus meines Vaters.” - 2. Samuel 24:17 Der König will die allgemeine Sünde büßen, um das Volk vor Gott zu entlasten. Immer wirft David seinen ganzen Menschen in die Bresche, wenn ihn etwas von Gott zu trennen droht: Das wäre das Schlimmste, was ihm zustoßen könnte: aus der Hand Jahwes sich gerissen, von seinem Gott sich verworfen zu wissen. Daher, als ihm drei Sühnungsgerichte zur Wahl gestellt werden, entweder siebenjährige Hungersnot, oder dreimonatige Feindesnot oder dreitägige Pest, da wählt er das letzte mit den Worten: „Mögen wir doch in die Hand Jahwes fallen, denn seine Erbarmungen sind groß; aber in die Hand der Menschen laß mich nicht fallen!” - Vers 14
Tod ist weniger schlimm als Trennung von Gott!
Nur einmal bringt David es nicht über sich, das verhängte Strafgericht Gottes in widerspruchsloser Bußfertigkeit anzunehmen, als Jahwe das Kind der Sünde Davids mit Todeskrankheit schlug, da lag David sieben Tage, ohne Nahrung einzunehmen, auf Knien vor Gott, Ihm durch Gebet das teure Pfand abzuringen. Als das Kind gestorben war, wagte niemand, dem überaus tief bekümmerten Vater die Todesnachricht zu bringen. Er merkte es endlich an dem auffälligen Flüstern seiner Umgebung und stellte selber die verhängsnisvolle Frage: „Ist das Kind tot?” Zur Verwunderung aller konnte sich David sehr schnell mit der unabänderlichen Tatsache abfinden: „Da stand David von der Erde auf und wusch und salbte sich und wechselte seine Kleider und ging in das Haus Jahwes und betete an; und er kam in sein Haus und forderte, daß man ihm Speise vorsetze, und er aß.” - 2. Samuel 12:19 und 20 Sobald die Entscheidung Jahwes gefallen ist, weiß David sich in Ihm zu beruhigen und mit dem Unabänderlichen im Frieden des Herzens sich abzufinden. Den Knechten, die das nicht verstehen, gibt er die Antwort: „Als das Kind noch lebte, habe ich gefastet und geweint, weil ich dachte: Wer weiß, ob Jahwe mir nicht gnädig sein wird, daß das Kind am Leben bleibt? Nun es aber tot ist, warum sollte ich denn fasten (das heißt mich der Trauer hingeben)? Vermag ich es wieder zurückzubringen? Ich gehe zu ihm, aber es wird nicht zu mir zurückkehren.” - Verse 22 und 23
Sein Verhältnis zu den Menschen
Davids Glaube bestimmt auch sein Benehmen gegenüber seinen Mitmenschen.
Die Ehrfurcht vor Gott führt zur Ehrfurcht vor den menschichen Leben, selbst vor dem Leben seines Todfeindes, soweit die rauhen Sitten seiner Zeit Menschlichkeit und Milde zulassen. Jedenfalls unterscheidet sich David merklich von seinen barbarischen Kriegsobersten, besonders den Söhnen der Zeruja, die immer wieder über seine Menschlichkeit und Milde verständnislos den Kopf schütteln, wenn sie nicht gar David darüber zürnen.
Vor allem gilt seine Ehrfurcht dem „Gesalbten des Herrn”, dem König Saul. So viel Ungerechtigkeit, Haß und Verfolgung er auch von seiner Seite zu ertragen hat, nie hören wir ein unehrerbietiges Wort gegen den König aus seinem Munde. Großmütig verschont er zweimal das Leben seines Verfolgers, den ihm der Zufall in seine Hand gegeben hat. Als David den schlafenden Saul in der Höhle zu Engedi findet, wollen seine Anhänger ihn überreden, den König zu töten. Aber David begnügt sich damit, den Zipfel seines Mantels abzuschneiden, um ihm beweisen zu können, daß er in seiner Gewalt war. Den Männern erwidert er: „Jahwe lasse es fern von mir sein, daß ich so etwas an meinem Herrn, dem Gesalbten Jahwes, tun sollte, meine Hand gegen ihn auszustrecken! Denn er ist der Gesalbte Jahwes!” Und dem Saul ruft er später aus der Ferne zu: „Siehe, mein Vater, ja siehe den Zipfel deines Oberkleides in meiner Hand! Denn daß ich einen Zipfel deines Oberkleides abgeschnitten und dich nicht getötet habe, daran erkenne und sieh, daß nichts Böses in meiner Hand ist … du aber stelltst meinem Leben nach, um es zu nehmen. Jahwe, richte zwischen mir und dir, und Jahwe räche mich an dir; aber meine Hand soll nicht wider dich sein”. - Verse 12 und 13 Diese Lage wiederholt sich, als David mit Abisai in Sauls Lager einschleicht und dem schlafenden König nur Spieß und Wasserbecher wegnimmt, um ihm damit seine loyale Gesinnung beweisen zu können. - 1. Samuel 26:22 - 24
Ja, David trauert aufrichtig über Sauls Tod und feiert den König in einem Klagelied: „Deine Zierde, Israel, ist erschlagen auf deinen Höhen! Wie sind die Helden gefallen! … Saul und Jonathan, die Geliebten und Holdseligen in ihrem Leben, sind auch in ihrem Tode nicht getrennt; sie waren schneller als Adler, stärker als Löwen.” - 2. Samuel 1:19 und 23 Er belohnt die Leute von Jabes, die darauf bedacht waren, Sauls Leiche zu begraben, und er tötete den Überbringer der Königskrone Sauls, der sich in betrügerischer Weise rühmt, Saul erschlagen zu haben, um David gefällig zu sein. - 2. Samuel 1:11 - 16 Er rächt auch die Ermordung von Sauls Sohn Isboseth durch einen übereifrigen Anhänger. - 2. Samuel 4:9 - 12
Die Aufforderung zur Befriedigung einer niedrigen Rachsucht gegenüber dem in seine Hand gegebenen Gegner weist er immer und immer wieder entrüstet von sich. Jahwe ist sein Rächer, Ihm überläßt er das Gericht langmütig. Die Ermordung des großen Abner, des Feldherrn Sauls, durch seinen Kriegsobersten Joab mißbilligt und beklagt David heftig, und er ordnet eine Landestrauer an um den, der während langer Zeit sein gefährlichster Feind gewesen war. Auch ihm widmet er ein ergreifendes Klagelied: „Mußte, wie ein Tor stirbt, Abner sterben? Deine Hände waren nicht gebunden, und nicht in eherne Fesseln gelegt deine Füße. Wie fällt man vor Söhnen der Ungerechtigkeit, so bist du gefallen!” Und er erklärt seinen Knechten: „Wisset ihr nicht, daß an diesem Tage ein Oberster und ein Großer in Israel gefallen ist?” - 2. Samuel 3:28 - 34 und 38
Aber nicht nur dem Tüchtigen und Würdigen unter seinen Feinden läßt David gerecht Anerkennung widerfahren. Er zeigt sich überhaupt fähig, den Menschen in seinem Gegner zu sehen und an dessen Unglück aufrichtigen Anteil zu nehmen. Als er hört, daß sein rebellischer Sohn Absalom im frevelhaften Krieg gegen seinen eigenen Vater und König das Leben eingebüßt hat, vermag er sich des Sieges nicht einen Augenblick zu freuen. Er „wurde sehr bewegt, und er stieg in das Obergemach des Tores und weinte; und während er ging, sprach er also: Mein Sohn Absalom! Mein Sohn, mein Sohn Absalom! Wäre ich doch an deiner Statt gestorben!” - 2. Samuel 18:33 Diese wahre Menschlichkeit, dieses tiefe Empfinden für die Tragik des Menschenlebens, wie sie in dem widernatürlichen Konflikt zwischen einem so edlen Vater und einem glänzenden Sohn vor unser Auge tritt, - wird von der Umgebung des Königs weder verstanden, noch gebilligt. Der tüchtige, aber rohe Joab macht sich zum Sprecher des Volkes, um den König wegen seiner Trauer um den Aufrührer zu tadeln und sich über ihn zu beklagen: „Du hast heute das Angesicht aller deiner Knechte beschämt, die heute dein Leben errettet haben und das Leben deiner Söhne und deiner Töchter … indem du liebst, die dich hassen, und hassest, die dich lieben; denn du hast heute kund getan, daß dir Oberste und Knechte nichts sind; denn heute erkenne ich, daß, wenn Absalom lebendig und wir alle tot wären, daß es dann recht wäre in deinen Augen.” - 2. Samuel 19:6 So muß der König vor einer verständnislosen Welt seine zarteren Gefühle verleugnen und verbergen. Er muß sich sozusagen vor der Welt entschuldigen, daß er ein Mensch ist. Das ist die Lage des Christen in dieser Welt.
Auch dem Niederträchtigen gegenüber übt David Großmut. Wenn er verwehrt, daß der Beleidiger Simei bestraft wird, so tut er dies aus bußfertiger Gesinnung; er sieht in Simei das Werkzeug der göttlichen Züchtigung, das er nicht anzutasten hat. Aber nachdem Jahwe zu Gunsten Davids entschieden hat in dem gefährlichen Konflikt zwischen ihm und Absalom, da besteht für den siegreichen König anscheinend kein Grund mehr, glimpflich mit seinem Beleidiger zu verfahren. Das meinen die Zeruja-Söhne; Abisai spricht zum König: „Sollte nicht Simei dafür getötet werden, daß er dem Gesalbten Jahwes geflucht hat?” Aber David antwortet ihm. „Was haben wir miteinander zu schaffen, ihr Söhne der Zeruja, die ihr mir heute zu Widersachern werdet? Sollte ein Mann heute in Israel getötet werden? Denn weiß ich nicht, daß ich heute König bin über Israel? Und der König sprach zu Simei: Du sollst nicht sterben! Und der König schwur ihm.” - 2. Samuel 19:21 - 23
In einer Zeit, da ganz allgemein noch nach dem Gesetz der Blutrache gehandelt wird - Absalom tötet seinen Bruder Amnon, weil dieser seine Schwester Thamar geschändet hat; Joab ermordet Abner, weil dieser im Kriege seinen Bruder Asahel getötet hatte - fällt Davids Milde ganz aus den Gebräuchen seiner Umgebung heraus. David läßt zwar als König und Richter den Mörder Amnons suchen, gibt aber die Verfolgung bald auf und begnadigt den Verbannten Absalom, diesmal auf Joabs Fürsprache, und läßt ihn wiederum sein Angesicht sehen. - 2. Samuel 14:17, 20, 32 und 33
Was für versöhnliche und gewinnende Worte findet er, als er nach dem vollständigen Sieg über Absalom das abtrünnige Juda ermutigen möchte, sich ihm wieder zu unterwerfen! Seinen Boten gibt er den Auftrag: „Redet zu den Ältesten von Juda und sprechet: Warum wollt ihr die Letzten sein, den König in sein Haus zurückzuführen? … Meine Brüder seid ihr, ihr seid mein Gebein und mein Fleisch; und warum wollt ihr die Letzten sein, den König zurückzuführen? Und zu Amasa (dem Feldherrn Absaloms) sollt ihr sagen: Bist du nicht mein Gebein und mein Fleisch? So soll mir Gott tun und so hinzufügen, wenn du nicht alle Tage Heeroberster vor mir sein sollst an Joabs Statt!” Diese milden Worte gewinnen ihm denn auch in wunderbarer Weise die Abtrünnigen zurück: „Und er neigte das Herz aller Männer von Juda wie eines Mannes Herz, und sie entboten dem König: Kehre zurück, du und alle deine Knechte.” - 2. Samuel 19:11 - 14
Herzerhebend ist Davids Selbstlosigkeit den ihm anvertrauten Untertanen und Knechten gegenüber.
Als er genötigt ist, vor Absalom zu fliehen, will sich auch der Hauptmann der philistäischen Söldner Itthai ihm anschließen. Aber David hat Bedenken, das Schicksal dieses Fremden, der keine nationale Pflicht ihm gegenüber zu erfüllen hat, in dieser Krise an sich zu binden; er erteilt ihm daher den großherzigen Rat: „Kehre um und bleibe bei dem - erfolgreichen jungen - König; denn du bist ein Fremder, und sogar in deinen Ort eingewandert. Gestern bist du gekommen, und heute sollte ich dich mit uns umherirren lassen? Ich aber gehe, wohin ich gehe. Kehre um und führe deine Brüder zurück; Güte und Wahrheit seien mit dir!” - 2. Samuel 15:19 und 20 Wir wissen nicht, was bewundernswürdiger ist, ob Davids gewissenhafte Selbstlosigkeit oder die hochherzige Antwort Itthais: „So wahr Jahwe lebt und mein Herr König lebt, an dem Orte, wo mein Herr, der König, sein wird, sei es zum Tode, sei es zum Leben, daselbst wird auch dein Knecht sein.” - Vers 21 Da bewährt sich das Sprichwort: Wie der Herr, so der Knecht.
Darauf haben wir schon hingewiesen, wie David nicht duldet, daß die Bundeslade des Herrn mit auf die Flucht genommen wird, obwohl er sich ja von der Gegenwart des Heiligtums einen günstigen Einfluß auf die Verfassung seiner Krieger hätte versprechen dürfen.
Ein anderes Beispiel seiner edlen Gesinnung gibt er, als er einen Helm voll Wasser, den drei ergebene Krieger unter Einsatz ihres Lebens im Feindesland geschöpft und ihrem dürstenden König gebracht haben, nicht trinken will, ihn vielmehr als Trankopfer für Jahwe zur Erde gießt: „Ferne sei es von mir, Jahwe, daß ich solches tue. Sollte ich das Blut der Männer trinken, die mit Gefahr ihres Lebens hingegangen sind?” - 2. Samuel 23:17
Als David auf der Tenne Arawnas, wo Jahwe der verderblichen Seuche über Israel Einhalt geboten hat, einen Opferaltar errichten und Brandopfer darbringen will, zeigt sich der Besitzer bereit, seine Rinder als Brandopfer und seine Landwirtschaftsprämie als Brennholz dem König zu schenken; aber David weist diese hochherzige Gabe mit den Worten zurück: „Nein, sondern kaufen will ich es von dir um einen Preis, und ich will Jahwe, meinem Gott, nicht umsonst Brandopfer opfern.” David weiß, daß Opfer, die einen nichts kosten, keine Opfer sind. - 2. Samuel 24:24
Davids Gerechtigkeit ist herzerfreuend. Sie offenbart sich sogar in seinem Verhalten gegenüber der Anklagerede des Propheten Nathan. Als dieser von dem reichen Mann redet, der das einzige Lamm eines armen Mannes raubt, um seinem Gast ein Festmahl vorzusetzen, „da entbrannte der Zorn Davids sehr wider den Mann, und er sprach zu Nathan: So wahr Jahwe lebt, der Mann, der dieses getan hat, ist ein Kind des Todes; und das Lamm soll er vierfältig erstatten, darum daß er diese Sache getan, und weil er kein Mitleid gehabt hat.” - 2. Samuel 12:5 und 6 So sehr die gerechte Empörung über Unrecht den König und Richter ehrt, noch weit größer ist, daß er sich unter das unbewußt gegen sich selbst ausgesprochene Todesurteil beugt, daß er es nicht minder gelten läßt, als er erfährt, es gehe ihn selber an.
David wird durch seinen Gerechtigkeitssinn auch zum Rechtsschöpfer in seinem Lande. Als er den räuberischen Amalekitern nachjagt und große Beute abnimmt, wollen seine Krieger diese nur unter sich verteilen und die Ermüdeten und Erschöpften, welche an der Hauptschlacht nicht teilnehmen konnten, davon ausschließen. „Aber David sprach: Tut nicht also, meine Brüder, mit dem, was Jahwe uns gegeben hat; und er hat uns behütet und die Schar, welche über uns gekommen ist, in unsere Hand gegeben. Und … wie das Teil dessen, der in den Streit hinabzieht, so soll auch das Teil dessen sein, der bei dem Geräte zurückbleibt: Gemeinsam sollen sie teilen! Und so geschah es von jenem Tage an hinfort; und er machte es zur Satzung und zum Recht für Israel bis auf diesen Tag.” - 1. Samuel 30:23 - 25
Davids Tapferkeit ist sichtbar ein Ausfluß seines Gottvertrauens. Er weiß, daß Gott Recht will, und daß daher der Kämpfer für die gerechte Sache sich auf Gottes Machtschutz verlassen darf. Die Siege sind die Siege Gottes; sie geben dem Glücklichen Anlaß zu Dank, aber nicht zu Übermut und Selbstzufriedenheit.
In dieser Gesinnung tritt er, der halbwüchsige Knabe, dem Riesen Goliath gegenüber. Was für ein klarer und gläubiger Sinn spricht aus der Rede, mit der er seinen Gegner zum offenen Kampf herausfordert: „Du kommst zu mir mit Schwert und mit Speer und mit Wurfspieß; ich aber komme zu dir im Namen Jahwes der Heerscharen, des Gottes der Schlachtreihen Israels, den du verhöhnt hast. An diesem Tage will Jahwe dich in meine Hand überliefern … und die ganze Erde soll erkennen, daß Israel einen Gott hat.” - 1. Samuel 17:45
Auch in der Folgezeit errang David viele kriegerische Erfolge, unter denen die Einnahme der Jebusiterstadt Jerusalem zu den größten gehört. Man weissagte ihm, daß er die Stadt nicht einnehmen werde, sondern „die Blinden und die Lahmen werden dich wegtreiben; sie wollten damit sagen: David wird hier nicht hereinkommen. Aber David nahm die Burg Zion ein, das ist die Stadt Davids.” - 2. Samuel 5:6 und 7
Bei dem allem blieb David bescheiden und demütig. Er verkennt nicht seine Stellung. Mit welcher Bescheidenheit lehnt er Sauls Angebot, ihm seine Tochter Merab zu geben ab: „Wer bin ich und was ist mein Leben und das Geschlecht meines Vaters, daß ich des Königs Eidam werden sollte?” - 1. Samuel 18:18 und 23
Ist David auch ein entschlossener und leidenschaftlicher Mann, so läßt er doch nicht zu, daß die Leidenschaft und Tatenlust ihn taub macht für die Stimme der Gerechtigkeit und Vernunft. Wie schön ist sein Verhalten gegenüber der klugen Abigail. Deren Gatte, der reiche Landwirt Nabal, hatte Davids Anhänger - David lebte damals als Bandenführer in den Bergen und mußte seinen Unterhalt zum Teil aus freiwilligen Gaben der Grundbesitzer, deren Herden Davids Leute beschützten, bestreiten - barsch abgewiesen, als sie beim Schafschurfest um den üblichen Anteil am Festmahl baten; er hatte sie als umherlaufendes Gesindel bezeichnet. David schwor, diese Beschimpfung zu rächen und machte sich mit seinen Leuten zu Nabals Hof auf. Aber Nabals Weib Abigail, die von dem Vorfall gehört hatte, belud einen Esel mit reichlichen Speisegaben und ritt David entgegen, entschuldigte sich wegen des schlechten Benehmens ihres Gatten. Gleichzeitig wünschte sie David, daß er den Nachstellungen Sauls glücklich entgehen und bald den Thron besteigen möchte! Darum solle er jetzt in seinem Zorn keine Unbesonnenheit begehen und Blut vergießen und sich selbst Recht schaffen, was ihm als künftigem König sicher einst unbequem und nachteilig werden müßte. Sofort erkennt David die Weisheit und Vernunft dieser Rede, und er unterwirft sich gehorsam und dankbar dem klugen Rat. „Und David sprach zu Abigail: Gepriesen sei Jahwe, der Gott Israels, der dich an diesem Tage mir entgegengesandt hat! Und gesegnet sei dein Verstand, und gesegnet seist du, daß du mich heute davon zurückgehalten hast, in Blutschuld zu kommen und mit meiner Hand mir Hilfe zu verschaffen!” - 1. Samuel 25:32 und 33 Indem er so besonnen und gehorsam darauf verzichtet, sich sein Recht zu nehmen, darf er erleben, daß Jahwe zu seinem Rächer wird: Nabal, der sich beim Fest der Schafschur betrunken hat, wird von einem tödlichen Schreck gepackt, als er erfährt, in welcher Gefahr er geschwebt hatte, und stirbt infolge des Schreckens nach zehn Tagen. „Als David hörte, daß Nabal gestorben sei, sprach er: Gepriesen sei Jahwe, der den Rechtsstreit meiner Schmach von seiten Nabals geführt und seinen Knecht vom Bösen abgehalten hat! Und die Bosheit Nabals hat Jahwe auf seinen Kopf zurückkehren lassen.” - Vers 39
Aus all dem können wir erkennen, daß David eine Persönlichkeit von ungewöhnlicher Liebenswürdigkeit war. Von seiner Jugend an wird er von jedermann geliebt, sowohl um seines anmutigen Äußeren, als um seiner edlen und reinen Seele willen. Saul „liebte ihn sehr”, bevor er seinen Nebenbuhler in ihm sieht. - 1. Samuel 16:21 Sauls Sohn, Jonathan, „liebte ihn, wie er seine Seele liebte” und er schließt einen schwärmerischen Freundschaftsbund mit ihm, schützt ihn unter eigener Lebensgefahr gegen die Nachstellungen seines Vaters und läßt sich in seiner Treue auch nicht wankend machen, als er sich darüber klar geworden ist, daß David den Thron seines Vaters besteigen wird. Er tröstet den Flüchtling mit den Worten: „Fürchte dich nicht; denn die Hand meines Vaters Saul wird dich nicht finden; und du wirst König werden über Israel, und ich werde der Zweite nach dir sein; und auch mein Vater Saul weiß es so. - Und sie schlossen beide einen Bund vor Jahwe.” - 1. Samuel 23:17 Von so unbestreitbarer Überlegenheit ist Davids Persönlichkeit, daß ein wohlgesinnter Mensch wie Jonathan nicht daran denkt, ihm seinen Anspruch auf den Thron streitig zu machen.
Auch Michal, Sauls Tochter, liebt David - 1. Samuel 18:20 - ja, wir lesen: „Ganz Israel und Juda hatten David lieb, denn er zog aus und ein vor ihnen her.” - 1. Samuel 18:16
Man mußte diesen edlen Jüngling und Mann lieben, man mußte ihm Wohlergehen wünschen, denn er war verständig und hatte Gelingen: „Und David zog aus, wohin immer ihn Saul sandte, und er hatte Gelingen.” Und wiederum: „Und es gelang David auf allen seinen Wegen, und Jahwe war mit ihm. Und als Saul sah, daß es ihm wohl gelang, scheute er sich vor ihm.” - 1. Samuel 18:5, 14 und 15
David erwiderte die ihm entgegengebrachte Symphathie aber auch mit warmem und dankbarem Herzen. Wie liebte er Jonathan! Wie beklagt er seinen frühen Tod: „Mir ist wehe um dich, mein Bruder Jonathan! Holdselig warst du mir sehr; Wunderbar war mir deine Liebe, mehr als Frauenliebe.” - 2. Samuel 1:26 Noch nach seinem Tode erweist er seine Treue gegen den Freund, indem er dessen lahmem Sohn Mephiboseth die verlorenen Güter zurückerstatten und ihn an seinem Königstische essen läßt. - 2. Samuel 9:1, 7 und 9
Treu und dankbar erweist er sich auch gegen den Greis Barsillai, der ihm in der Not mit Lebensmitteln beigestanden hat. Nun lädt er den Achtzigjährigen an seinen Hof; dieser aber schlägt die Gunst seines Alters wegen aus, erbittet sie aber für seinen Knecht Kimham, was von David sofort bewilligt wird. „Und der König küßte Barsillai und segnete ihn; und er kehrte an seinen Ort zurück.” - 2. Samuel 19:31 - 40
So erblicken wir in David eine solches Zusammenspiel von liebenswürdigen, großen und edlen Zügen, daß sein Bild uns als unwirklich und idealisiert vorkommen könnte, wenn diese Persönlichkeit nicht andererseits in ungeschminkter Natürlichkeit als Mensch seiner Zeit dargestellt würde, der Anteil hat an aller Barbarei und Rohheit jener Epoche, an der brutalen und oft grausamen Kriegführung, an der Sitte der Vielweiberei, und was sonst das Sittengemälde jener Zeit entstellt. David müßte kein Mensch mehr gewesen sein, wenn der Charakter der Umwelt ohne Einfluß auf sein Wesen geblieben wäre. Vor mancher Schlinge des Widersachers bewahrte ihn sein Gott, dem er treu diente. Aber Versuchungen blieben ihm nicht erspart, und nicht allen zeigte er sich gewachsen.
Als David seinem Untertanen Urija das Weib nahm und sodann, um die Freveltat zu verdecken, den Urija auf hinterlistige Weise aus der Welt schaffte, da tat er sicherlich nichts, was an einem orientalischen Machthaber jener Zeit besonders schockierend und anstößig gewesen wäre. David mag sich einen Augenblick gesagt haben, daß er als Monarch sich erlauben dürfe, was andere in seiner Stellung sich erlauben. Aber es war eine „Sünde gegen Jahwe, den lebendigen Gott”, und er „hat den Feinden Jahwes durch diese Sache Anlaß gegeben zur Lästerung.” - 2. Samuel 12:14 So mußte er bestraft werden, und wir wissen, wie er bestraft wurde, und in welcher Weise er sich dieser Buße unterwarf.
Die Erwählung Davids bietet uns Gewähr für die Wahrhaftigkeit der Bibel, und sie zeigt uns, daß „da keiner ist, der (nur) Gutes tue, auch nicht einer” - Römer 3:12, eine Grundtatsache und auch Grundlehre der Bibel. Sie versäumt nie, in den Gemälden ihrer großen Helden, eines Abraham, eines Moses, eines David und eines Salomo, auf den „dunklen Punkt” hinzuweisen, der sie alle dem allgemeinen Begriff des unvollkommenen und sündigen und erlösungsbedürftigen Menschen zuordnet.
Andererseits gewinnen wir in diesen Gemälden herrliche und nachahmenswürdige Vorbilder und lebendige Beweise für die segensreichen Wirkungen des Heiligen Geistes im Leben der Gläubigen.