Hoffnung, die sich hinzieht

„Hingezogene Hoffnung macht das Herz krank, aber ein eingetroffener Wunsch ist ein Baum des Lebens.” - Sprüche 13:12

Ein Spruch ist ein kurzgefaßter Grundsatz, der eine Wahrheit, die von langer Erfahrung abgeleitet wird, mit Bestimmtheit ausdrückt.

Alle Menschen kennen Sprüche, die von ihren Erfahrungen abgeleitet sind. Und sie alle erkennen an, daß diese Sprüche große Wahrheiten ausdrücken. Aus diesem Grund zitieren sie sie zur Unterweisung und Weisheit.

Wenn jedoch die Sprüche in den Heiligen Schriften geschrieben sind, werden sie nicht nur als Wahrheit erfaßt, die von den Erfahrungen heiliger Männer herrühren, die sie aufzeichneten, sondern auch als Wahrheiten, die mit Gottes eingegebener Erkenntnis versiegelt sind. Wahrscheinlich besaß der Prophet, der sie aufzeichnete, keine hinreichende Erfahrung darin. Vielleicht hatte er nur geringe oder keine Vorstellungen davon, aber Gottes Geist zeigte ihm deren Wahrheit und Weisheit an, so daß er imstande war, sie niederzuschreiben.

Salomo verfaßte 3.000 Sprüche und 1.005 Lieder. Wenn Gottes Weisheit nicht mit ihm gewesen wäre, so wäre er sicherlich nicht dazu in der Lage gewesen, sie auszulegen, weil es ihm in der kurzen Spanne seiner Lebenszeit nicht möglich gewesen wäre, persönliche Erfahrungen daraus zu ziehen, noch die Erfahrungen anderer zu beobachten. Das wäre selbst dann so, wenn er so alt wie Methusalem geworden wäre.

Die Sprüche der Menschen drücken Wahrheiten über natürliche Dinge aus, die sie betreffen. Die Sprüche aus Gottes Wort der Wahrheit jedoch drücken Weisheit und Wahrheiten aus, die nicht nur natürlich, sondern auch geistig und prophetisch zu verstehen sind, und die die Interessen eines besonderen Volkes betreffen - das heilige Volk Gottes.

Das erste Kapitel der Sprüche Salomos spricht über den Wert und Zweck dieser Sprüche, und sagt zusammenfassend: „…um zu verstehen, verständige Worte, um anzunehmen Zucht (mit) Einsicht, (dazu) Gerechtigkeit und Aufrichtigkeit, um Einfältigen Klugheit zu geben, dem jungen Mann Erkenntnis und Besonnenheit. Der Weise höre und mehre die Erkenntnis, und der Verständige erwerbe weisen Rat.”

Auf die gleiche Weise bekunden die Sprüche beim Studium, weil sie von Gottes Wort abgeleitet sind, bedeutsame geistige Wahrheiten.

Der Spruch aus unserem Leittext befaßt sich mit der Hoffnung, „die sich hinzieht”. Als Salomo diesen Spruch verfaßte, hatte er als gesalbter König Israels die Hoffnungen seines Volkes Israel unter dem Bund mit Gott im Sinn. Die Haupthoffnung des Volkes Israel galt dem ewigen Erbteil im Land der Verheißung, das von Milch und Honig fließt. Bevor dieses Volk jedoch in das Land der Verheißung gelangen konnte, hatte es eine lange Wanderschaft vor sich, mit vielen Zeitabschnitten dazwischen liegender Hoffnungen.

Gott hatte zu Abraham gesagt, daß seine Nachkommenschaft Fremdling in einem Land sein würde, das ihnen nicht gehört, und man sie vierhundert Jahre unterdrücken würde, - „Aber ich werde die Nationen auch richten, welcher sie dienen werden.” - 1. Mose 15:13 und 14

Sicherlich waren diese am Anfang an Abraham gerichteten Worte eine Hoffnung und eine Erprobung des Ausharrens. Wo, möchten wir gern wissen, ist das Land, wo sie sich aufhalten? Wann werden alle diese Ereignisse stattfinden? Dieses Jahr? In fünf Jahren? In zehn Jahren? Später gab es viele ähnliche Erwartungen und Prüfungen für Abrahams Nachkommen - von der Knechtschaft Ägyptens bis zum Eintritt in Kanaan und der Aufteilung des Landes. Aber selbst dann bekamen sie kein ewiges Erbteil.

Folglich zog sich die Hoffnung auf das ewige Erbteil für Israel nach dem Fleische fortwährend hin, mit Zeitabschnitten und Ereignissen von unbestimmtem Ausgang soweit es die Bedingungen, die Zeiten und Jahreszeiten und vieles mehr betrifft. Und all dies ereignete sich, um das Volk zu prüfen.

Die Hoffnung des geistigen Hauses

Salomo war nicht nur König Israels und Gesandter Gottes, sondern auch ein Vorbild des Christus in Herrlichkeit. Daher dienten die Werke und Worte vorwiegend dem Israel nach dem Geiste - dem geistigen Haus.

Und wie es für das fleischliche Israel die Hoffnung war, das Land der Verheißung und die ewigen Freuden und die dortigen Güter und immerwährenden Frieden und Glück zu erlangen, so ist es für das geistige Israel die Hoffnung auf Erlösung des Leibes des Christus und sein Gelangen hinter den Vorhang zur ewigen Ruhe beim Herrn.

Doch die Verwirklichung dieser Hoffnung erfordert eine Wanderschaft von ungefähr 2.000 Jahren. das ist eine lange Zeit des Wartens auf die verheißenen Ereignisse. Der Herr erklärte seinen Jüngern in Beantwortung der Frage nach seiner zweiten Gegenwart die Geschichte dieser 2.000 Jahre und ermahnt sie zu wachen und die Ereignisse zu beobachten. Er vervollständigte diese Geschichte durch verschiedene Gleichnisse.

Er führte das Gleichnis von einem gewissen Edelmann an, der in ein fernes Land ging, um für sich selbst ein Königreich zu empfangen, und nachdem er das Königreich empfangen hatte zurückkehrte, um mit seinen Knechten abzurechnen.

Er führte auch das Gleichnis von dem Mann an, der in der zweiten und dritten Wache von der Hochzeit zurückkehrte, und seinen Knechten, die wachen sollten, um ihn willkommen zu heißen. - Lukas 12:35 Des weiteren sprach er auch im Gleichnis davon, daß sie alle allezeit beten und nicht ermatten sollten. - Lukas18:1

Alle Ereignisse dieser 2.000jährigen Geschichte, die der Herr in seinen Gesprächen und Gleichnissen über die Geburt des Antichristen erwähnte, über den verwüstenden Greuel, über die Vernichtung der Nation Israel und die Zerstreuung der Juden unter alle Nationen und über das Wiedereinsammeln in das Land ihrer Väter während der zweiten Gegenwart, über die Offenbarung des Antichristen, sein Ende und seine Vernichtung, über die Zeiten der Nationen, usw. - alle diese Ereignisse waren Zwischenerwartungen, dazwischen liegende Hoffnungen im Hinblick auf die Verwirklichung der einen einzigen Hoffnung - der Hoffnung auf Befreiung und Erhöhung des ganzen Leibes des Christus.

Verzögerung der Hoffnung

In der Geschichte der Kirche während des ganzen Evagelium-Zeitalters scheint es uns als denjenigen, die die Erscheinung des Herrn wünschen, sehr oft, insoweit es die dazwischen liegenden Erwartungen der prophetischen Ereignisse und verschiedenen Abschnitte des göttlichen Planes, und soweit es unsere gesegnete Hoffnung betrifft, daß sich diese hinauszögert. - 2. Timotheus 4:8

Die Verzögerung ist manchmal real und von Gott zuvorbestimmt. Manchmal erscheint es uns nur so. Es ist jedoch immer von Gott vorhergewußt und vorherbestimmt, weil Er alle Dinge in der Weise befohlen hat, daß sie Seinen Zweck und das Werk zu unserem Besten erfüllen.

Eine Verzögerung, die von Gott absichtlich vorhergesehen war, kam für die Israeliten völlig unerwartet, als Gott sie wegen ihres Unglaubens für weitere 40 Jahre vom Berg fortschickte. Wir können aber auch davon ausgehen, daß die Verzögerung der Aufnahme der letzten Glieder der Kirche mit dem Ende der Zeiten der Nationen im Jahr 1914 Gott längst bekannt war und für uns unerwartet eintraf, wie es das Vorbild des Elias offenbart. Weil sich dies nicht erfüllt hat, hatte es für viele den Unglauben zur Folge.

Auch nach 1914 hat es viele Verzögerungen unserer Erwartungen gegeben. Wir gehen ohne die Kenntnis von Daten Stück für Stück dem Ende zu. Oftmals möchten wir verzagen, aber ermutigt von der gesegneten Hoffnung der Erlösung der ganzen Kirche schreiten wir doch voran. Der Herr prüft uns, um zu erkennen, ob wir ihn mit unserem ganzen Herzen und mit unserer ganzen Seele lieben. Täuschend wirkt die Verzögerung, wenn wir Zeit und Zeiten oder Ereignisse nicht gut erkennen können, und sie manchmal zu früh erwarten und manchmal später.

An einer Stelle gibt Paulus den Thessalonichern so etwas zu bedenken, indem er sagt: „Wir bitten euch aber, Brüder, wegen der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus und unserer Vereinigung mit ihm, daß ihr euch nicht schnell in eurem Sinn erschüttern, auch nicht erschrecken laßt, weder durch Geist noch durch Wort, noch durch Brief, als (seien sie) von uns, als ob der Tag des Herrn da wäre. Daß niemand euch auf irgendeine Weise verführe! Denn (dieser Tag kommt nicht), es sei denn, daß zuerst der Abfall gekommen und der Mensch der Gesetzlosigkeit geoffenbart worden ist, der Sohn des Verderbens.” - 2. Thessalonicher 2:1 - 3

In einem anderen Fall korrigiert Petrus andere wegen gegenteiliger Gedanken, - weil sie dachten und sagten, daß der Herr sein Kommen verzögere und sagt: „Der Herr verzögert nicht die Verheißung, wie es einige für eine Verzögerung halten, sondern er ist langmütig euch gegenüber, da er nicht will, daß irgendwelche verloren gehen, sondern daß alle zur Buße kommen … daß beim Herrn ein Tag ist wie tausend Jahre und tausend Jahre wie ein Tag … Es wird aber der Tag des Herrn kommen wie ein Dieb … .” - 2. Petrus 3:8 - 10

An einigen anderen Stellen warnt er vor der großen Trübsal, welche im Begriff ist zu kommen „wie ein Fallstrick! Denn er wird über alle kommen, die auf dem ganzen Erdboden ansässig sind.” - Lukas 21:35

Die Entmutigung des Herzens

In den Sprüchen lesen wir, daß die Verzögerung der Hoffnung das Herz krank macht. Diese Krankheit bewirkt Schwächung, Erschöpfung, Trägheit. Wie der natürliche Körper durch einen Mangel an guter und regelmäßiger Speise krank gemacht wird, so wird das Herz und die Neigung zur Ausführung der Werke des Herrn durch einige besondere Ursachen geschwächt. Paulus ermahnt uns in seinem Brief an die Hebräer vorsichtig zu sein, „damit wir nicht ermüden und in unseren Seelen ermatten.” Mit anderen Worten, unsere Vitalität und unsere geistige Energie sollten nicht krank gemacht werden, so daß wir in einen Zustand der Trägheit und der Untätigkeit verfallen. Er fügt darum hinzu: „richtet auf die erschlafften Hände und die gelähmten Knie,” welche Glieder für die Durchführung unserer Werke sind und von dem Empfinden unseres Herzens angetrieben werden. - Hebräer 12:12

Es gibt viele Ursachen, durch die das Herz träge werden kann. An dieser Stelle sprechen die Sprüche nur die „Verzögerung” an. Dieser Verzögerung können jedoch viele und verschiedene Dinge entgegenwirken. Es sind dies: Weihung, beständiges Wachen, ständige Ernährung vom Worte Gottes mit zugewiesener und reiner geistiger Speise und durch die vorgesehenen Mittel - Bücher, Versammlungen und Gebete, usw. Es gibt auch die Herzenswahrhaftigkeit. Wenn das Herz jedoch nicht wahrhaftig ist, dann ist die Krankheit unheilbar und führt sicherlich zu geistigem Tod.

Abraham war sehr glaubensstark und aufgrund dessen wurde er auf seinem Lebensweg nicht schwach, obwohl er Isaak - den Samen der Verheißung - nicht bekam, bis er hundert Jahre alt war. Er hoffte, und diese seine Hoffnung war eine solche, die dahin führte, auch Hagar zur Frau zu nehmen, bevor er starb, unachtsam gegenüber der Tatsache, daß es Gottes Plan war, das Kind der Verheißung durch Sara zu bekommen. Abraham wurde selbst dann nicht schwach, als er Isaak opfern sollte, sondern er glaubte, daß er ihn sogar vom Tod zurückbekommen konnte.

Wir erinnern uns auch an Kaleb, der im Alter von 85 Jahren Josua, den Sohn Nuns bat, ihm den Berg zu geben, von dem der Herr durch Mose gesagt hatte, daß Er denselben ihm geben werde. Er vergegenwärtigte sich nicht, daß er in einem Alter von 85 Jahren bald sterben mußte, sondern sagte, daß er noch stark zum Kampf sei, so wie er es als Jüngling war. Es war sein Glaube an Gott, der sein Herz schlagend erhielt.

Neben den zwei zuvor erwähnten Beispielen besitzen wir eine Wolke von Zeugen der alten Zeitverwaltung. Paulus stellt in seinem Brief an die Hebräer fest, daß diese nicht kraftlos wurden, obwohl sie die Verheißungen nicht erhielten, sondern sie von fern in dem Millenium-Königreich sahen.

Für jene von Israel jedoch, die untreu waren, führten Zeit und Verzögerungen dazu, daß sie durch ihren Unglauben ihr Leben in der Wüste ließen. Einige begehrten auf, wie Korah es tat. Andere vereinten sich mit den Heiden. Letztlich war alle ihre Hoffnung verloren mit der Ausnahme einer verbleibenden Anzahl, die den Verheißungen treu geblieben war - der „Wolke von Zeugen”.

Laßt uns an dieser Stelle den traurigen Zwischenfall des verzweifelten Herrschers Israels in Erinnerung bringen, der während des Tages des großen Hungers des Elisa, als sie ihre Kinder aßen, nicht glaubte, daß der nächste Tag „ein Tag guter Botschaft” sein würde und sagte: „… wenn der HERR Fenster am Himmel machte, könnte wohl so etwas geschehen? Und Elisa sagte zu ihm: „Siehe, du wirst es mit deinen (eigenen) Augen sehen, doch du wirst nichts davon essen!” Und die Segnung kam, und so geschah es ihm nun: das Volk trat ihn im Tor nieder, so daß er starb.” - 2. Könige, Kapitel 7

Und so ist es auch während des Evangelium-Zeitalters. Viele sind auf dem Wege geschwächt worden, weil sich die Ereignisse - anders als sie gehofft haben - verzögert haben. Es ist die gesamte Christenheit, die auch Edom genannt wird, - Edom bedeutet: der Ermattete - die kritisiert wurde, wie auch jene Heiligen, die durch ähnliche Fälle des Unglaubens entmutigt wurden.

Den Aposteln und anderen ist es jedoch nicht so ergangen: Aquilla und Priscilla, Titus, Timotheus und Silas und vielen mehr, bekannt oder unbekannt. Auch der verbleibenden Anzahl nach 1914, die ihren Pilgerlauf von Ort zu Ort fortsetzten, indem sie nach ihrer Erlösung mit Geduld Ausschau hielten, ist es nicht so ergangen.

Es ist wahr, und dies ist es, was die Sprüche zu offenbaren wünschen, daß Verzögerungen zu Schwachheit des Herzens führen. Aber sie heben auch hervor, daß, wenn die erhoffte Erwartung eintritt, sie ein Baum des Lebens ist.

Wenn das Erwünschte kommt, ist es ein Baum des Lebens

Bäume sind ein Symbol für Heilige: „Jeder Baum nun, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen.” - Matthäus 3:10

Und Jesaja sagt: „Den Trauernden Zions zu geben … Freudenöl statt Trauer, ein Ruhmesgewand statt eines verzagten Geistes, damit sie Terebinthen der Gerechtigkeit genannt werden, eine Pflanzung des HERRN … .” - Jesaja 61:3

Es besteht ein Unterschied zwischen den Bäumen, die in den Sprüchen erwähnt werden und den oben zitierten Worten Jesajas. Die Sprüche sprechen von dem „Baum des Lebens”, während Jesaja von dem „Baum der Gerechtigkeit” spricht.

Obwohl diese beiden Schriftstellen zum gleichen Ziel führen, zum Leben, gibt es einen klaren Unterschied bezüglich des Gedeihens eines Baumes, das zu dem schließlichen Resultat - seinen Früchten - führt.

Bruder Russell erklärt: „Paulus gibt uns das Bild eines Baumes, die Wurzel desselben, welche abwärts strebt und der Stamm, welcher aufwärts strebt, um jene Nahrung zu erreichen, die Stärke und Stabilität gibt. Die Wurzel des Glaubens versinkt tief in die Erkenntnis des göttlichen Planes, während der Baum des Charakters höher und höher wächst, indem er die reichen Früchte des heiligen Geistes Gottes entwickelt und zur Reife bringt, denn Unterweisung ist eine Form des Baumes.” - Reprints Seite 5.557

Wasser und Bewässerung des Baumes führen dazu, daß seine Wurzeln tiefer in den Boden wachsen und alle lebensnotwendigen Stoffe erlangen. Trockenheit und fehlende Bewässerung des Bodens, als auch der gelegentliche Befall von Würmern führen zum „Verfall” des Baumes oder sogar zu seiner totalen Zerstörung.

Der Baum bringt seine Früchte nicht innerhalb eines Tages hervor, sondern es erfordert einen Zeitabschnitt, in dem viel geschehen kann, soweit es den Aspekt der Fürsorge oder der Vernachlässigung durch den Eigentümer, und soweit es äußere Umstände betrifft. Wenn bis zum Ende alles gut geht, trägt der Baum reichliche und gute Früchte, die Frucht des Charakters des Baumes.

Wie Bäume sollten wir Gottes Wort tiefer betrachten. Wir sollten um uns selbst besorgt sein und die Zeit der Fruchtbarkeit und des Erntens erwarten, indem wir in der Zwischenzeit alle Aufgaben erfüllen, alle jene Dinge, die der Herr uns anvertraut hat.

Es gibt zwei charakteristische Vorbilder mit jeweils unterschiedlichen Ausgängen, die wir zuvor erwähnten, Elias und Elisa. Denn für beide dieser Männer vom Volke Gottes brachte das Erwünschte, als es kam, unterschiedliche Ergebnisse, unterschiedlich für Elias und unterschiedlich für Elisa.

Bevor der Mantel auf Elisa gefallen war, hatte Elias’ Baum seine Wurzeln tief in Gottes Willen versenkt, und die in der Zwischenzeit eingetretenen schlechten Umstände trockneten den Baum nicht aus, weil Gott auf wunderbare Weise für seine Glaubenstreue und für ihn Vorsorge traf. Und als der „feurige Wagen und der Wirbelwind” kamen, hatte Elias einen solch entwickelten Charakter, daß er nicht nur von diesen nicht vernichtet wurde, sondern mit Freude in den Wagen eintrat und zum Himmel emporgehoben und verherrlicht wurde.

Elisa hingegen empfing, als das Erwünschte kam, als der Mantel auf ihn fiel, Lebensenergie. Da er jedoch nicht Elias’ Charakter hatte, bekam er nach dessen Wegnahme den Geist - Elias’ Kraft -, nicht aber seine Herrlichkeit.

Der unterschiedliche Ausgang von Elias und Elisa war dem Geist des Lobpreises des Ersten zuzuschreiben im Gegensatz zu dem Geist der Schwerfälligkeit des Zweiten. Schwerfälligkeit bedeutet Nachlässigkeit, Sorglosigkeit, Untätigkeit. Elisa pflügte überbürdet mit dem Joch Ochsen in den Feldern in Sorge um das tägliche Leben, während Elias in dieser Zeit verfolgt wurde und Gott lobte.

Unser Herr Jesus wies besonders und eindringlich auf die Gefahren unserer Zeit hin, die ein Resultat der Übersättigung, Trunkenheit und der täglichen Sorgen um die reichlichen und verführerischen Nichtigkeiten unserer Zeit sind. Zeitweilig ist das Vergnügen gut, aber später kommen die Tränen.

Dieser besondere Aspekt wird oftmals in Vorträgen erwähnt. Dies geschieht jedoch nicht aus persönlicher Schwachheit oder Erkenntnis, sondern weil der Herr diesen Punkt in Bezug auf unsere Zeit besonders hervorhebt. Was des Herrn Wort ausdrückt, ist, daß dies niemals in irgendeiner anderen Zeit in der Vergangenheit vorhanden war. In den vergangenen Generationen mag vielleicht eine große Anzahl von Heiligen Torturen, Furcht und Verfolgungen erlegen sein, sehr wenige jedoch dem Überdruß, der Trunkenheit und den täglichen Sorgen. In unserer gegenwärtigen Laodicäa-Periode sind Überdruß, Trunkenheit und die täglichen Sorgen die besonderen und fatalen Fallen für die Nachfolger des Herrn.

Damit soll nicht zum Ausdruck gebracht werden, daß wir durch jede Entmutigung oder geistige Schwäche sogleich zur Elisaklasse gehören. Nein! Es soll nur auf das hinweisen, was uns unsere Erfahrung mit den Sprüchen lehrt, mit anderen Worten, daß die Verzögerung unserer Hoffnung in Bezug auf verschiedene Angelegenheiten einerseits einige Schwachheit zur Folge haben kann.

Wenn wir jedoch an des Herrn Willen festhalten und durch tief in die Erkenntnis des Wortes Gottes reichende Wurzeln täglich ernährt werden und wach bleiben, so wird das Ersehnte, wenn es kommt, uns nicht nur Leben, Energie, Handeln, Glück und Freude verleihen, sondern wir werden auch Bäume der Gerechtigkeit sein. Wir werden Heilige der Neuen Schöpfung genannt werden. Wenn jedoch das Herz schwerfällig ist, so wird es nur langsam und mit Schwierigkeit Kraft bekommen.

Die Israeliten wurden in der Wüste des Mannas überdrüssig, das Nahrung für Engel war. Dies geschah jedoch nicht, weil das Manna aufhörte eine besondere Nahrung zu sein, sondern weil sie krank im Geist und im Herzen wurden. Wenn einer kranken Person selbst die auserlesenste Speise angeboten wird, wird sie ihr geschmacklos erscheinen, und sie wird sagen: Schon wieder das Gleiche? Der an Geist und Herz Gesunde hingegen nimmt immer die gleiche Speise mit Freuden, und sie erscheint ihm immer neu und frisch, und so gleicht er fortwährend den immerblühenden Bäumen des Lebens, - „ein Baum gepflanzt an Wasserbächen”, wie der Psalmist sagt: „Glückselig der Mann, der nicht folgt dem Rat der Gottlosen, den Weg der Sünder nicht betritt und nicht im Kreis der Spötter sitzt, sondern seine Lust hat am Gesetz des HERRN, und über sein Gesetz sinnt Tag und Nacht! Er ist wie ein Baum, gepflanzt an Wasserbächen, der seine Frucht bringt zu seiner Zeit, und dessen Laub nicht verwelkt; alles was er tut gelingt ihm.” - Psalm 1:1 - 3

Jeremia sagt in Kapitel 17:7 und 8: „Gesegnet ist der Mann, der auf den HERRN vertraut und dessen Vertrauen der HERR ist! Er wird sein wie ein Baum, der am Wasser gepflanzt ist und am Bach seine Wurzeln ausstreckt und sich nicht fürchtet, wenn die Hitze kommt. Sein Laub ist grün, im Jahr der Dürre ist er unbekümmert, und er hört nicht auf Frucht zu tragen.”

Wenn die ganze Erde ein Paradies wie der Garten Eden wäre, so gäbe es keinen Grund auf einen Baum hinzuweisen, der am Wasser gepflanzt ist, weil Mengen von Regen in vollkommener Regelmäßigkeit vom Himmel fallen und das ganze Antlitz der Erde bewässern würden. Und wo der Baum auch immer gestanden hätte, er wäre immerblühend und ertragreich geblieben, weil zu jener Zeit, wie der Prophet sagt: „das Land voll sein wird von der Erkenntnis des HERRN, wie von Wassern, die das Meer bedecken.” - Jesaja 11:9

Heute ist jedoch die Erde, die ganze menschliche Gesellschaft, desolat und wasserlos, soweit es Aufrichtigkeit und das Hören von Gottes Wort betrifft. Nur noch auf ein paar Fleckchen gibt es Ströme von klaren friedlichen Wassern. An allen anderen Orten, unter allen anderen Bedingungen herrscht entweder vollkommene Trockenheit mit dem Ergebnis der Verwüstung, oder Ströme und Fluten mit Sturzbächen mit dem Ergebnis zerstörerischer Auswirkungen.

Dies ist das weltliche Umfeld mit verschlagenen Winden der Nichtigkeiten, die der Herr als die „Begierde des Fleisches und die Begierde der Augen und den Hochmut des Lebens” beschreibt. - 1. Johannes 2:16

Hier entsteht eine weitere Frage. Wann wird das Erwünschte eintreffen? Kann ein Ereignis tatsächlich in nur einer Weise stattfinden, jedoch vom Einzelnen in unterschiedlicher Weise wahrgenommen werden?

Es ist eingetreten, aber für einige scheint dies nicht der Fall zu sein. Wir möchten uns an des Herrn Worte erinnern, die er über den bösen Knecht sagte: „… so wird der Herr jenes Knechtes kommen an einem Tag, an dem er es nicht erwartet … .” Matthäus 24:50 Mit anderen Worten, während der Herr für den klugen Knecht gekommen ist, ist er für den faulen Knecht, der mit den Trunkenen aß und trank und seine Mitknechte um dieser Botschaft willen schlug, die sie verkündigten, nicht gekommen.

Daher, wenn das Erwünschte kommt, mag es nicht nur ein Baum des Lebens werden, sondern im Gegenteil ein „Stein des Anstoßes und ein Fels des Ärgernisses” für jene von uns, die mit den Trunkenen essen und trinken und dann letztendlich mit den Heuchlern gleichgestellt werden. Nach 1914 machte das Volk Gottes bittere Erfahrungen in dieser Angelegenheit, denn wie viele Ereignisse, die viele im Glauben predigten, wurden später von ihnen verneint, und darüber hinaus wurden sie selbst direkte Feinde von dem, was sie zuvor gepredigt hatten. Als Beispiele dienen hier Israel, die Gegenwart, usw.

Standhaftigkeit des Charakters

Eine andere wichtige Eigenschaft des Baumes, die in der Tat sehr wichtig für unsere Lehre ist, ist die Standhaftigkeit. Mit anderen Worten ist es die Unerschütterlichkeit, beständig an einem einmal eingenommenen Standpunkt festzuhalten und nicht seinen Instinkten zu, wie es die übrige Schöpfung tut. Dies ist es, was das Bild zu erklären wünscht, daß nur unsere Standhaftigkeit und fortwährendes Verbleiben in den fruchtbaren Zuständen von Gottes Wahrheit uns immergrün und fruchtbar erhalten können. Unser Wegrücken aus dieser Stellung bringt nicht wiedergutzumachenden Schaden und möglicherweise unsere völlige Vernichtung im Zweiten Tod.

Wir haben ein Gelöbnis gegeben, und wir müssen das ausführen, was wir versprochen haben. Es handelt sich nicht um eine leichtfertige oder oberflächliche Sache. Gott ist weder zu täuschen noch geht Er Kompromisse in solch einer Angelegenheit ein. Bruder Russell sagt in Übereinstimmung mit Prediger 5:4 und 5: „Es wäre viel besser, daß wir niemals geloben unser irdisches Leben und seine Interessen zu opfern, als daß wir dieses Gelöbnis auf uns nehmen und dann ermangeln zu bezahlen, was wir gelobt haben.”

Unser Herr sagte: „Denn was wird es einem Menschen nützen, wenn er die ganze Welt gewönne, aber sein Leben einbüßte.” - Matthäus 16:26 Unsere ewigen Interessen können von einer kleinen Dummheit auf eine nicht wiederherstellbare Weise geschädigt werden. „Noch ein wenig Schlaf, ein wenig Schlummer, noch ein wenig Händefalten, um auszuruhen! So kommt denn die Verarmung an dich heran wie ein Schnelläufer und der Mangel wie ein gewappneter Mann.” - Sprüche 6:10 (nach der Menge-Übersetzung)

Dieser Spruch spricht über ein wenig Schlaf, ein wenig Schlummer, ein wenig Händefalten um auszuruhen. Laßt uns aber auf die Ergebnisse achten. Er weist darauf hin, daß Mangel wie ein Schnelläufer kommt, mit anderen Worten mit Schnelligkeit, mit Hast und wie ein „gewappneter Mann”, das heißt mit furchtbarer Stärke. Dies erinnert uns an des Herrn Worte, als er sagte: „Wenn aber der unreine Geist von dem Menschen ausgefahren ist, … und wenn er kommt, findet er es (das Haus) leer, gekehrt und geschmückt. Dann geht er hin und nimmt sieben andere Geister mit sich, böser als er selbst, und sie gehen hinein und wohnen dort; und das Ende jenes Menschen wird schlimmer als der Anfang.” - Matthäus 12:43 - 45

Wie Gottes Wort, so ist auch die Einhaltung Seiner Gebote eine vollständige Waffenrüstung für uns. Dagegen bringt uns unsere Abkehr von Ihm vor stark bewaffnete Feinde, und wie werden wir dazu imstande sein ihnen zu widerstehen?

Laßt uns niemals unseren Ursprung vergessen, daß wir früher wie Saul von einer unbekannten Familie waren, daß wir nicht würdig sind, selbst auf die Esel aufzupassen, wie es Saul nicht war, und daß wir keine Identität hatten, uns selbst in der Gesellschaft zu zeigen und uns zu verbergen, wie Saul es hinter den Geräten tat, als Samuel ihn suchte, so daß er ihn dem Volke öffentlich vorstellen konnte.

Laßt uns nun unsere Ausführungen mit der wundervollen Vision beenden, die Johannes in der Offenbarung, im Kapitel 22:1 - 2 enthüllt, und auf die wir Tag und Nacht achten müssen: „Und er zeigte mir einen Strom von Wasser des Lebens, glänzend wie Kristall, der hervorging aus dem Thron Gottes und des Lammes. In der Mitte ihrer Straße und des Stromes, diesseits und jenseits, (war der) Baum des Lebens, der zwölf(mal) Früchte trägt und jeden Monat seine Frucht gibt, und die Blätter des Baumes (sind) zur Heilung der Nationen.” - Offenbarung 22:1 und 2

Diesen Worten der Offenbarung fügen wir hinzu: „Und seine Knechte … werden sein (Gottes) Angesicht sehen und sein Name wird an ihren Stirnen sein.” Der Prophet David endet mit den Worten: „Das ist die Ehre für alle seine Frommen.” - Psalm 149:9 Wie der Herr von jenen sagt: „Wenn ihr dieses wißt, glückselig seid ihr, wenn ihr es tut.” - Johannes 13:17



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