Der Buchstabe und der Geist

„Der uns auch tüchtig gemacht hat zu Dienern des Neuen Bundes, nicht des Buchstabens sondern des Geistes; denn der Buchstabe tötet, der Geist aber macht lebendig.” - 2. Korinther 3:6

Für unsere Betrachtung sollten wir das „der Buchstabe tötet, aber der Geist macht lebendig” auf den Buchstaben des Bundes und den Geist des Bundes beziehen. Denn das diskutiert der Apostel hier offenbar - „der uns auch tüchtig gemacht hat zu Dienern”, oder zu geeigneten und brauchbaren Dienern oder Boten des Neuen Bundes. Wenn wir den Gedanken über den Bund weiter betrachten, so erkennen wir, daß alle Engel in Bundesgemeinschaft mit Gott stehen, nicht durch einen Neuen Bund, sondern durch einen Bund, der sehr alt ist. Es handelt sich hierbei nicht um einen Bund, der mit vielen Worten ausgedrückt ist, sondern vielmehr dadurch, daß sie wußten, daß sie ewiges Leben und alle ihre Segnungen unter der Bedingung erhielten, daß sie Gott gehorsam sind. Das ist ihre Bundesgemeinschaft.

Adam, der Begründer unseres Geschlechts, war in einer ähnlichen Weise in Bundesgemeinschaft mit Gott erschaffen. Gottes Gesetz war in sein Herz bzw. in sein Wesen geschrieben. Ohne, daß es in vielen Worten ausgesprochen wurde, wußte er, daß, wenn er gehorsam sein würde, er ewiges Leben haben und sich ewig aller Gnaden und Segnungen Gottes erfreuen würde. Wir wissen, daß Adam darin fehlte. Er brach den Bund. Die Folge war Gottes Urteil über ihn - das Todesurteil. Dies ist seiner ganzen Nachkommenschaft gefolgt, denn sie alle haben die Unvollkommenheit ererbt, so daß, wie gut ihre Absichten auch sein mögen, ihr Werk unvollkommen ist. Kein Mensch auf Erden ist daher in einer Bundesgemeinschaft mit Gott.

Durch das Beispiel Abrahams wird uns gezeigt, daß Gott dazu bereit ist, zu bestimmter Zeit und in bestimmter Weise mit jedem von unserem Geschlecht zu handeln, der nur durch böse Werke, aber nicht durch ein böses Herz oder böse Absichten außer Gemeinschaft mit ihm ist. Abraham gehörte zu der Klasse, die im Herzen in Harmonie mit Gott ist - auch in ihrem Verlangen nach Harmonie mit dem göttlichen Willen. So wurde Abraham sofort ein Maß von Bundesgemeinschaft gewährt, indem er das Vorrecht erhielt, ein Freund Gottes genannt zu werden, anstatt ein Feind Gottes. Er hatte das Vorrecht, Gottes Heilsplan zu kennen. Das war nicht nur für ihn selbst von Nutzen, sondern für alle, welche auch in Harmonie mit Gott kommen würden. Er erfuhr keine Einzelheiten, sondern nur den Umriß - sozusagen die Skizze des Planes Gottes. Zu bestimmter Zeit wurde mit seinen Nachkommen, den Kindern Israel, ein weiterer Vertrag mit Gott geschlossen. Dieser beeinhaltete das Angebot ewigen Lebens, wenn sie sein Gesetz halten würden. Es steht geschrieben: „Wer diese Dinge tut, soll leben.” Sie dachten, daß sie dadurch einen großen Vorteil hätten, aber die Einhaltung der Forderungen waren für sie unmöglich. Darum ist das Gesetz, das ihnen als eine Gunst verliehen wurde - und in gewisser Beziehung war es eine Gunst - „ihnen zum Tode gereicht”, und nicht zum Leben. Später, durch den Propheten Jeremia und andere, erklärte Gott ihnen, daß der Fehler des Bundes nicht im Gesetz war, noch auf seiner Seite: Vielmehr war es ihr Fehler, weil sie das Gesetz nicht hielten, und der einzige Weg, auf dem etwas zu ihrem Vorteil geschehen konnte, würde sein, in einen Neuen Bund durch einen neuen Mittler einzutreten. Dies müsse ein Mittler sein, der dazu fähig wäre, ihre Unvollkommenheiten gut zu machen und ihnen in einer Weise beizustehen, wie Moses es nicht konnte.

Von dieser Zeit an hielt Gottes Volk Ausschau nach diesem neuen Mittler. Sie erkannten, daß Moses selbst über diesen Mittler prophezeite, als er sprach: „Einen Propheten aus deiner Mitte, aus deinen Brüdern, gleich mir (mein Gegenbild) wird dir Jahwe, dein Gott, erwecken: auf ihn sollt ihr hören. Und es wird geschehen, der Mann, der nicht hört auf meine Worte, die er reden wird in meinem Namen, von dem werde ich es fordern.” - 5. Mose 18:15 und 19

Von da an richteten sich alle Erwartungen der Juden auf diesen Messias; und wir sehen, daß Gott durch die Worte der Propheten das Kommen dieses Messias besonders bezeugte, indem er sprach: „Siehe, ich sende meinen Boten, daß er den Weg bereite vor mir her, … den Engel des Bundes, den ihr begehret - den, auf den ihr gewartet habt, auf den eure Erwartungen gerichtet waren, ihn will ich senden, spricht der Herr; aber wer kann den Tag seines Kommens ertragen und wer wird bestehen bei seinem Erscheinen? Denn er wird wie die Lauge der Wäscher sein, indem er alles reinigen wird: er wird wie das Feuer des Schmelzers sein, indem er die von allen Unvollkommenheiten reinigen wird, die mit ihm vereint werden sollen, auf daß er die Kinder Levi reinige, damit er Gott ein annehmbares Opfer darbringe”. - Maleachi 3:1 - 3 Israel erwartete, daß Gott Sein ursprüngliches Angebot vollenden würde, sie zu Seinem auserwählten Volk zu machen. Sie erwarteten, daß Er sie als einen Kanal gebrauchen würde, um der Menschheit den Segen des ewigen Heils und ewiger Versöhnung - ewigen Lebens für die Welt der Menschen - mitzuteilen und alle Welt in Bundesgemeinschaft mit Gott zu bringen. Das wurde Israel als ein Neuer Bund genannt, denn Gott hatte ihnen zuvor etwas Ähnliches anerboten, nämlich den Gesetzesbund, den sie nicht halten konnten. „Dies ist daher ein neuer Bund mit euch”, sozusagen, ein besserer Bund. Das bedeutet nicht einen Bund, der in seinen einzelnen Teilen besser wäre, zum Beispiel in seinem Gesetz, sondern der günstiger für euch ist. Dieses Günstiger hat nicht zur Folge, daß er weniger fordern würde, als Gehorsam für das göttliche Gesetz - „du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen, Geist, Seele und Kraft, und deinen Nächsten, wie dich selbst” - sondern ein besserer Bund durch den Mittler, den er haben würde, - einen Mittler, besser geeignet, als Moses war, und eine Einrichtung, die günstiger sein würde, um ihnen aus ihren Schwierigkeiten, Unvollkommenheiten usw. herauszuhelfen.

Als unser Herr Jesus kam, war er dieser Mittler dieses Neuen Bundes. Er kam zu diesem Zweck, aber wer von ihnen bestand an dem Tage seiner Gegenwart? Wer von ihnen war bereit, als er erschien? Sehr wenige - nur die „rechten Israeliten”. Denn seine Lehren, sein Dienst waren gleich der Lauge der Wäscher und gleich dem Feuer des Schmelzers. Er reinigte zu dieser Zeit die Söhne Levis, die Geweihten, daß sie sich dem Herrn als lebendige Opfer darstellen möchten. So ist die Kirche eine opfernde Priesterklasse. Und so ist es durch das ganze Evangeliums-Zeitalter hindurch gewesen. Nachdem alles geeignete Material aus dem jüdischen Volke gesammelt war, ging das Vorrecht, gegenbildliche Leviten und gegenbildliche Priester zu werden, zum großen Teil auf die Heiden über, um aus ihnen die Zahl voll zu machen, die aus den Juden fehlte. So sind wir in diese Klasse gebracht worden, um ein Teil dieses Opfers zu werden, daß wir dem Herrn ein annehmbares Opfer darbringen möchten. Das ist alles nach unserem Verständnis vorbereitend für das große Werk des Mittlers, die größere Vermittlung dieses Neuen Bundes.

Gott erwählt jetzt das gegenbildliche Haus Levi und die gegenbildliche königliche Priesterschaft. Die Kirche soll in diesem Zeitalter vollendet und verherrlicht werden - der große Leib des Mittlers wird vollendet werden, und er wird bereit sein, sein großes Werk zu beginnen. Sein Werk wird die Aufrichtung der Neuen Bundes-Gemeinschaft sein, oder, in anderen Worten, die Einführung der Bundesgemeinschaft zwischen Gott und Israel von Neuem, auf besserer Grundlage, als die Einrichtung, die Moses machte. Denn dieser gegenbildliche Priester, dieser gegenbildliche Moses, wird die Macht haben, die Sünden des Volkes zu vergeben. Er wird daher auch das Recht besitzen, sie wiederherzustellen und sie aus der Gesunkenheit aufzurichten. Von der Zeit an, da er sein Werk als Mittler des Neuen Bundes beginnen wird, werden diejenigen, welche unter den Einrichtungen des Neuen Bundes sind, einen Anteil an diesem Segen haben und werden so in Gemeinschaft mit Gott sein und sich Seiner Gnade erfreuen - aber nicht in vollem Maße, sondern nur in und durch den Mittler. Wenn am Schluß dieses Zeitalters der Herr sein Blut zum zweiten Mal vor dem Gnadenthron darbringen wird - für alles Volk-, wird er dadurch den Neuen Bund besiegeln, ihn wirksam machen, und seine Stellung als der große Mittler oder König des Millennium-Zeitalters einnehmen. Durch diese Darbringung seines Blutes und das Besiegeln dieses Neuen Bundes wird er die Sorge für die Welt der Menschen übernehmen, und durch das Versiegeln des Neuen Bundes mit Israel wird er dieses Volk in besonderer Weise als den Kanal seines Segens gebrauchen.

Die Einrichtung des Neuen Bundes wird bedeuten, daß das Volk Israel sich gewisser Gnaden und Segnungen erfreuen wird, daß aber ihre Gemeinschaft nicht mit Gott direkt sein wird, sondern nur durch den Mittler. Dann wird der Mittler die Autorität und das Recht haben, ihnen ewiges Leben zu garantieren, und ihnen dazu zu verhelfen und ihnen alle die Belohungen und Segnungen zu geben, als ob sie bei Gott in voller Gnade stünden. Sie werden durch ihn bei Gott in Gnaden sein, aber nach Gottes Gesetz werden sie noch unvollkommen und unter dem göttlichen Urteil sein, und dadurch, sozusagen, um Armes Länge von dem Allmächtigen fern gehalten. Aber Gott hat die Einrichtung getroffen, daß durch diesen Mittler, diesen Propheten, Priester, König, Richter, Israel alle Seine Barmherzigkeit und Gnade gewährt wird. Dieses Volk wird daher während dieser Zeit alle diese Segnungen haben und nach und nach die Gnaden der Wiederherstellung und Aufrichtung aus allen Übeln der gegenwärtigen Zeit empfangen - die Befreiung vom Bösen. Die Segnungen werden sich auf andere Völker ausdehnen, indem ihnen gestattet wird, sich Israel anzuschließen und mit ihm teilzunehmen, indem sie durch die Beschneidung des Herzens rechte Israeliten werden. Sie werden mit dem Mittler in diese Gemeinschaft kommen, in diese Gemeinschaft mit dem Vater durch den Mittler, und wie der Prophet sagt: „Es soll geschehen, daß die Nation, welche nicht so zum Herrn nach Jerusalem kommen will, um die neue Gemeinschaft anzuerkennen, die in Israel aufgerichtet ist, und Teil daran zu nehmen, wie es ihnen gewährt wird, diese Nation wird keinen Segen Gottes haben.” Sie werden unter dem Fluche bleiben, das heißt, sie werden unter Gottes Ungnade bleiben. Sie werden nicht dem Satan und seinen Betrügereien preisgegeben werden, aber sie werden den verschiedenen Teilen der Strafe unterworfen sein - dem Tode, der Strafe für die Sünde.

Während des Millennium-Zeitalters wird die Einrichtung des Neuen Bundes in der Hand des Mittlers einen Segen für alle bedeuten, die unter dem Mittler sein werden und durch ihn vor den vollen Forderungen der göttlichen Gerechtigkeit geschützt werden, die sie um ihrer Unvollkommenheit willen vernichten würden. Unter dieser segensreichen Einrichtung werden sie die ganze Vollkommenheit ihrer Natur erlangen und am Ende des Millennium-Zeitalters dazu imstande sein, alle göttlichen Forderungen zu erfüllen. Schließlich werden sie nicht länger eines Mittlers zwischen sich und dem Vater bedürfen. So wird der Herr, wie der Apostel uns sagt das Königreich Gott, dem Vater, übergeben - nachdem er zu dieser Zeit alle Sünde und Ungehorsam niedergeworfen hat, den Tod vernichtet, die Menschheit aus dem Tode aufgerichtet hat, außer denjenigen, welche in den Zweiten Tod gehen. Dieses Übergeben geschieht nicht zur Vernichtung des Volkes, sondern weil es zu dieser Zeit völlig imstande sein wird, sich direkt aller Segnungen der Bundesgemeinschaft mit Gott zu erfreuen, was im unvollkommenen Zustand nicht sein kann.

Das wird die Bundesgemeinschaft im vollsten Sinne am Schluß des Millennium-Zeitalters sein. Die Menschheit wird genau in dieselbe Stelle zurückgekommen sein, in der Adam im Anfang stand, als er im Bilde und Gleichnis Gottes erschaffen war und „Sohn Gottes” genannt wurde. So wird die Menschheit, völlig wiederhergestellt, in volle Harmonie mit Gott gebracht, zurückgekehrt sein in volle Gemeinschaft mit Gott und sie werden alle dem Vater untertan sein.

Wie Adam geprüft wurde, als er ein Sohn Gottes war, so werden diese geprüft werden. Nach den tausend Jahren wird Satan losgelassen werden, damit er sie prüfen und zu verführen suchen möge. Wenn sie nach all den Erfahrungen mit der Sünde noch irgend eine lauernde Sympathie für sie haben sollten, so wird die Verführung das sicher entdecken und dadurch die Unfähigkeit des Individuums für ewiges Leben feststellen. Zu dieser Zeit müssen sie einen solchen Charakter entwickelt haben, daß sie die Gerechtigkeit lieben und Böses hassen, oder aber sie können nicht ewig diese Bundesgemeinschaft mit Gott erlangen.

Wir sehen also, daß die Neue-Bundesgemeinschaft während des gesamten Millennium-Zeitalters dieselbe sein wird, nur, daß sie vor dessen Ende unter der Leitung eines Mittlers sein und ihre Grenzen haben wird, um der Unvollkommenehit der Menschen willen, während die Menschen später vollkommen sein werden.

Laßt uns zu unserem Leittext zurückkehren, zu dem Ausspruch, daß „Gott uns auch tüchtig gemacht hat zu Dienern des Neuen Bundes”. Wir sehen, daß wir jetzt Diener des Neuen Bundes sind. Wir dienen ihm in dem Sinne, wie Jesus ihm diente. Jesus diente ihm in dem Sinne, daß er zuerst sich selbst vorbereitete, der große Prophet, der große Priester und König zu sein - der Mittler. Auf dieselbe Weise sind auch wir in Vorbereitung, indem wir unsere Lektionen empfangen und uns selbst disziplinieren und Charakter entwickeln gleich unserem Herrn, damit wir Glieder seines glorreichen Leibes, Glieder dieses glorreichen Samens werden mögen, des Propheten, Priesters, Königs der Zukunft. In diesem Sinne sind wir tüchtig gemacht zu Dienern desselben - nämlich, daß wir mit ihm nicht nur dienen, indem wir unsere Leiber niederhalten und die Früchte und Tugenden des heiligen Geistes in uns selbst entwickeln, sondern daß wir das auch einander tun. Die Braut bereitet sich vor. Diese Diener des Neuen Bundes helfen sich gegenseitig bei den Vorbereitungen. Sie sind alle Gleider des Leibes Christi und tüchtige Diener.

Das ist kein unvollkommener Dienst - es ist ein Dienst, der sein Werk, seinen Zweck erfüllt. Er wird die Sache tatsächlich vollenden. Das Opfer, das wir vollbringen, ist wirkliches Opfer; es ist kein Schein. Und die Vorbereitungen, die wir treffen, sind wirkliche, sie sind kein Schein. Auf welche Weise? Auf diese Weise: Wir waren weder Diener, noch tüchtig, Diener dieses Neuen Bundes zu sein, als wir „Kindes des Zornes waren, wie die anderen”, aber als wir von der Gnade Gottes hörten, hatten wir das gesegnete Ohr. Und als wir die glorreiche Einladung sahen, hatten wir das gesegnete Auge. Und als die Augen unseres Verstandes und die Ohren unseres Verstandes diese Botschaft der Gnade Gottes erfaßten, die uns Frieden in Jesus Christus zusagte, da waren unsere Herzen in einem Zustand, daß sie antworteten. Wir hatten dieselbe Erfahrung wie unser Herr. Wie er das Auge des Verstandes völlig geöffnet hatte, um des Vaters Willen zu wissen, und das gehorsame Ohr, das sagte: „Deinen Willen tue ich gern”, so müssen auch unsere Herzen diesen Zustand des Verlangens erreicht haben, des Vaters Willen zu wissen, ehe wir in irgend einem Sinne des Wortes Ihm wohlgefällig oder annehmbar sein konnten. Und selbst in diesem Zustand sind wir nicht annehmbar, denn Gott sieht weiter und spricht in bezug auf uns: „Ihr habt gute Absichten, aber euer Fleisch ist schwach, und ihr seid gefallen”. Dann wies Er uns auf die Tatsache hin, daß Er uns einen Sachwalter gegeben hat. Und als wir auf den Sachwalter schauten, sahen wir „Jesus Christus, den Gerechten”, der sich erbot, unser Fürsprecher zu sein und alle unsere Unvollkommenheiten gut zu machen, wenn wir mit ihm am Opfer teilnehmen wollten. So brachten wir uns Gott dar. Wir brachten unsere Leiber als lebendige Opfer dar. Wir erkannten an, daß wir aus uns selbst nicht vollkommen sind. Wir erkannten an, daß die guten Absichten alles sind, was wir haben. Wir hörten Seine Gnade und weihten uns völlig. Wir gaben alles auf, um in Jesu Schritten zu wandeln und jetzt mit ihm zu leiden, damit wir mit ihm verherrlicht werden.

Zu der Zeit, als wir diesen Punkt der Weihung erreichten und wünschten, mit Jesus als tüchtige Diener des Neuen Bundes vereint zu werden, kam Jesus uns entgegen, wurde unser Sachwalter, und stellte unseren Fall dem Vater vor, befürwortete ihn und rechnete sein Verdienst uns zu, um alle unsere Mängel zu bedecken. Als er das tat, nahm uns der Vater an und rechnete uns von da an als Glieder des Leibes Christi, Glieder der königlichen Priesterschaft vereint mit Jesus als tüchtige Diener des Neuen Bundes, des Neuen Testaments. Und so gehen wir nun vorwärts als tüchtige Diener, weil wir in dem Geliebten angenommen sind, nicht annehmbar unter den Bedingungen des Mittler-Königreiches des nächsten Zeitalters, denn es gibt jetzt keine solche Einrichtung, und kein solches Mittler-Werk vollzieht sich jetzt. Wir sind angenommen als Glieder des Mittlers, als Glieder des Leibes Christi. Nachdem das Haupt dieses Leibes unsere Mängel gut gemacht hat, so daß unser Opfer annehmbar sein konnte, ist unsere Stellung eine einzigartige. Sie unterscheidet sich von der Stellung der Welt der Menschen in der Zukunft. Als tüchtige Diener, oder als anerkannte Gesandte Gottes in der Welt, sind wir in dem Werk mit Christus vereint, das er jetzt ausführt, nämlich, die Sammlung der Juwelen des Herrn durch das ganze Evangelium-Zeitalter hindurch. Das ist das besondere Werk, das uns der Herr in der gegenwärtigen Zeit zu erledigen gegeben hat. Die Braut soll sich vorbereiten. Sobald die Braut bereit ist, wird das große Werk für die Welt der Menschen beginnen. Jetzt jedoch ist unser tüchtiger Dienst dieses Neuen Bundes, daß wir uns selbst zubereiten, und unsere Leiber als lebendige Opfer darstellen. Wir legen unser Leben für die Brüder nieder - und das alles, weil wir Glieder des großen Hohenpriesters sind, ist ein Teil seines Werkes; oder vielmehr, wie der Apostel sagt: „Gott ist es, der in euch wirkt, sowohl das Wollen, als auch das Vollbringen, nach seinem Wohlgefallen.” - Philipper 2:13 Es war Gott, der in Jesus wirkte, daß er sein Opfer in rechter Weise vollenden konnte, und es ist Gott, der jetzt in uns in derselben Weise wirkt. Er stellte einen großen Preis vor uns. Wie wir von unserem Herrn Jesus Christus lesen: „Welcher für die vor ihm liegende Freude das Kreuz erduldete und der Schande nicht achtete und sich gesetzt hat zur Rechten des Thrones Gottes” - Hebräer 12:2 -, so lernen wir auch, daß Gott „uns die größten und kostbarsten Verheißungen geschenkt hat, auf daß wir durch diese Teilhaber der göttlichen Natur werden” - 2. Petrus 1:4 Durch die Wirkung dieser Verheißungen in unseren Herzen werden wir dazu befähigt, unser Leben für die Brüder niederzulegen und die charakteristischen Züge unseres Herrn und Heilandes bis in den Tod nachzuahmen.

Nun, wir sind befähigte oder „tüchtige” Diener des Neuen Bundes, nicht des Buchstabens, sondern des Geistes. Der Mittler des Bundes sollte natürlich mit allen Bedingungen des Bundes in Harmonie stehen. Die Bedingungen dieses Bundes sind der vollkommene Gehorsam gegen Gott, wie er in dem göttlichen Gesetz repräsentiert wird: „Du sollst den Herrn, deinen Gott lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deiner ganzen Kraft und deinen Nächsten, wie dich selbst.”

Jesus ist natürlich in voller Übereinstimmung mit diesem Gesetz Gottes, das er als die Grundlage der Einrichtung annahm, die er für die Menschheit machte. All diejenigen, die Gott als Glieder seines Leibes, als seine Gefährten, als tüchtige Diener dieses Neuen Bundes mit ihm annehmen würde - alle solche müssen in Übereinstimmung mit dem göttlichen Gesetz sein, wie könnten sie sonst Diener dieses Gesetzes sein? Aber der Apostel sagt, daß wir nicht dazu fähig sind, dem Maßstab des Buchstabens dieses Gesetzes zu genügen. Wir sind lediglich dazu fähig, dem Geist desselben zu genügen, der Absicht desselben. Und in Harmonie damit sagt er an anderer Stelle: „Auf daß das Recht des Gesetzes (das heißt, die wahre Bedeutung, der wahre Geist des Gesetzes) in uns erfüllt würde, die nicht nach dem Fleische, sondern nach dem Geiste wandeln.” - Römer 8:4 Er sagt nicht, daß wir dazu fähig sind, völlig dem Geist entsprechend zu wandeln, ganz dem göttlichen Gesetz gemäß. Und wir wissen in der Tat, daß wir dazu nicht fähig sind, aber wir streben danach.

Da wir im Moment unserer Weihung durch das Verdienst Jesu, unseres Sachwalters, von Gott als tüchtige Diener des Neuen Bundes angenommen sind und als Glieder dieses Leibes des Mittlers, Königs und Priesters, so hat Gott Vorsorge getroffen, daß wir für jede unbeabsichtigte Verletzung dieses Gesetzes, dieses Bundes, „einen Fürsprecher bei dem Vater haben, Jesus Christus, den Gerechten.” Er ist nicht nur ein Fürsprecher, wenn wir zuerst zum Vater kommen und uns als lebendige Opfer darstellen und durch die Verleihung des Verdienstes unseres Herrn angenommen werden. Er ist vielmehr auch dann noch unser Fürsprecher - und wir bedürfen noch seiner Fürsprache, weil wir, während wir diese Stellung als Neue Schöpfungen haben und als solche unsere Absichten gut sind -, wenn wir als Neue Schöpfungen verantwortlich sind für das irdene Gefäß, den natürlichen Leib, durch welchen wir als Neue Schöpfungen handeln. Wir sind für alle seine Verletzungen des göttlichen Gesetzes verantwortlich. Darum sollten wir, wie der Apostel sagt, mit Freimütigkeit zum Thron der himmlischen Gnade kommen, wenn wir bemerken, daß wir ohne Absicht, gegen die Absichten unseres Willens, den Geist unseres Gemütes, das göttliche Gesetz, verletzen.

Wir dürfen nicht davon ausgehen, daß das, was unser Herr für uns tat, als wir uns als lebendige Opfer darstellten, unsere Mängel bis ans Ende des Lebens gut macht. Wir müssen erkennen, daß er die Mängel nur bis zu diesem Punkt gut machte, und daß wir für jede Unvollkommeneit und Verirrung seit dieser Zeit zu dem Thron der Gnade gehen müssen, um Barmherzigkeit zu erlangen und Gnade zu finden zur Hilfe. Wir kommen mit Freimütigkeit, weil wir einen so großen Hohenpriester haben, weil wir erkennen, daß wir Glieder des Hauses Gottes sind, gegenbildliche Leviten, die sowohl die kleine Herde, als die große Schar einschließen. Sie alle haben das Vorrecht, mit Freimütigkeit zum Thron der himmlischen Gnade zu kommen und dort Barmherzigkeit zu erlangen und Gnade zur Hilfe in jeder Zeit der Not. Auf diese Weise können sich die die „tüchtigen Diener” des Neuen Bundes ihre Stellung vor Gott fortdauernd durch ihren Fürsprecher erhalten, „der immerdar lebt, um sich für sie zu verwenden.” Weil wir diesen Fürsprecher haben, weil wir Jesus als unseren Sachwalter erkennen, dürfen wir zum Thron der Gnade kommen. Alle diese kommen, welche das Vorrecht haben, Gott unseren Vater zu nennen, um Vergebung solcher Übertretungen zu erlangen, welche täglich vorkommen, und die wir nicht beabsichtigt haben. Wir bitten dann um Verzeihung und finden Vergebung und Beistand, daß wir treuer sein und in diesen verschiedenen Dingen künftig besser überwinden mögen. So sind wir befähigte Diener des Neuen Bundes, nicht nach dem Buchstaben dieses Bundes, wie er im Millennium wirken wird, sondern nach dem Geist des Neuen Bundes, der jetzt in uns durch unseren Sachwalter wirkt, und uns dazu fähig macht, dem Vater durch ihn zu allen Zeiten annehmbar zu sein, und den Dienst als tüchtige Diener zu vollbringen und in dem Heiligen zu bleiben und zu hoffen, daß wir einst als Glieder des Leibes des großen Priesters, Propheten, Mittlers und Königs eingehen durch den zweiten Vorhang in das Allerheiligste.



Tagesanbruch Bibelstudien- Vereinigung