Lichtstrahlen |
Josephs Silberbecher
Die Geschichte von Joseph umfaßt 14 Kapitel (1. Mose 37 bis 50) und ist eine der längsten im Alten Testament. Es ist eine zu Herzen gehende Geschichte, die sowohl von Gemeinheit als auch von großem Charakter zeugt. Haß und Liebe beherrschen die Geschichte, während die göttliche Vorsehung dabei ist, Gottes Vorsatz zu erfüllen. Am Ende setzt sich die Liebe durch. Dies ist der schöne Teil in Gottes Plan, daß Liebe am Ende triumphiert. Es gibt auch ein glückliches Ende für Jakob. Er glaubte, daß Joseph tot sei und dann fand er ihn lebend in Ägypten. Als Jakobs Leben endet, ist es Joseph, der durch Gottes mitfühlende Barmherzigkeit Jakobs Augen schließt. - 1. Mose 46:4 Jakobs Leib wird in das verheißene Land zurückgebracht und in der Höhle Machpela bei Abraham und Isaak begraben. Dies stärkte Josephs Hoffnung in Gottes Verheißungen.
Jakobs Liebe für Joseph
Joseph war ein Kind von Jakobs geliebter Rahel. Er war jünger als die meisten seiner Brüder. Rahel war lange Zeit unfruchtbar. Als sie dann endlich Joseph gebar, liebte sie ihn ganz besonders. Was für den Fortgang der Geschichte jedoch noch bedeutender war, ist der Umstand, daß er ein ganz entzückendes Kind war. Für Joseph mag dies schön gewesen sein, aber es entstand dadurch Eifersucht unter seinen Brüdern. Sie trachteten danach, ihn ins Verderben zu stürzen. Es ist auch wichtig zu verstehen, daß Josephs enge Bindung an Jakob der Grund dafür war, daß er ein Verständnis und eine Wertschätzung für sein Erbe erlangt hatte - die Abrahamische Verheißung. In all den Jahren, die er in Ägypten verbrachte, verging mit Sicherheit kein Tag, an dem er sich nicht an die kostbaren Verheißungen erinnerte. Vielleicht fühlte er, daß sich die Abrahamischen Verheißungen zu erfüllen begannen, als er der Retter Ägyptens wurde.
Eifersucht ist so grausam wie das Grab
Wenn Eifersucht beginnt sich auszubreiten, kann sie ein gesundes, gutes Herz in ein böses verwandeln. Wir alle erinnern uns daran, wie Josephs Brüder ihn haßten und schließlich planten, ihn zu töten. Ruben, der älteste Sohn, wollte nicht zulassen, daß seine Brüder Joseph töteten. Er überredete sie dazu, Joseph in eine Grube zu werfen. Er hegte dabei die Hoffnung, ihn später zu befreien. Hier erkennen wir, wie Gott den Zorn des Menschen zu Seiner eigenen Verherrlichung verwendet. Gott wollte Joseph in Ägypten haben. Dafür gestattete Er dem Zorn der Brüder Josephs, ihn in die Sklaverei zu verkaufen. Diese Handlung war gemein und verächtlich.
Eigentlich ist davon auszugehen, daß Brüder zusammenhalten und einer dem anderen hilft. Dies ist eine Eigenschaft, die wir im Sinn behalten möchten. Wenn wir jemals an uns selbst bemerken, daß wir einem Bruder oder einer Schwester Unrecht zu tun wünschen, so sind wir sicherlich nicht vom Tod zum Leben hinübergegangen, weil wir die Brüder lieben. Wir verletzen am meisten uns selbst, wenn wir es in einer Prüfung an Liebe fehlen lassen. Wir müssen die Brüder lieben. Es mag nicht immer dem Verhaltensmuster unserer alten Natur entsprechen, aber ohne Liebe sind wir nichts.
Joseph wurde für zwanzig Silberlinge verkauft. Das war der Preis für einen Sklaven, der noch keine dreißig Jahre alt war. Joseph war zu dieser Zeit siebzehn Jahre alt. Jesus wurde für dreißig Silberlinge verkauft, da er ein reifer Mann war. Die Lektion in diesen Bildern ist die gleiche; den Altersunterschied können wir hierbei unberücksichtigt lassen. Es wird uns nicht mitgeteilt, wie die Brüder Josephs das Geld unter sich aufteilten. Da es zehn Brüder waren, hätte jeder von ihnen zwei Silberlinge bekommen können, wenn sie dieselben zu gleichen Teilen untereinander aufgeteilt hätten. Vielleicht wiesen aber einige das Geld zurück, als die Qualen der Schuld sie zu bedrücken begannen.
Josephs ließ seinen Charakter nicht durch sein Umfeld prägen
Heutzutage empfindet man es als normal, daß das persönliche Verhalten durch das Umfeld geprägt und beherrscht wird. Allgemein wird die Auffassung vertreten, daß sich Menschen auf Grund der Prägung durch ihr Umfeld schlecht oder gut benehmen. Aber das muß nicht so sein. Einerlei in welcher Umgebung wir uns befinden, können wir auf der höheren geistigen Ebene unserer Ideale und Hoffnungen leben. Das ist die Lehre von Josephs Verhalten. Er wurde kein Verbrecher, weil er mit Kriminellen im Gefängnis war. Und während seine Brüder gemein und gehässig waren, handelte Joseph nicht in gleicher Weise.
Er blieb ehrlich, obwohl es für sein Handeln keinen Lohn gab, sondern nur Bestrafung. Warum? Er lebte auf einer höheren geistigen Ebene und gestattete sich selbst nicht, auf eine Ebene hinabzusteigen, auf der Rücksichtslosigkeit und Eigennutz herrschen. Er beabsichtigte nicht, so zu werden wie die, die ihn mißhandelten. Er hätte viele Gründe gehabt, verbittert und rachsüchtig zu sein. Er war von seinen Brüdern, von Potiphar und seiner bösen Frau, und von dem Mundschenk schlecht behandelt worden, der ihn zwei Jahre lang beim Pharao zu erwähnen vergaß.
Der Bericht in 1. Mose sagt uns, daß Gott mit ihm war, und er in allem Gelingen hatte, was er tat. Es mag nicht den Anschein haben, daß Gott mit ihm war, als er nach Ägypten gebracht wurde. Es mag auch nicht so scheinen, daß Gott mit ihm war, als Potiphars Frau ihn fälschlich anklagte. Es mag nicht so scheinen, daß Gott mit ihm war, als er für zwei weitere Jahre im Gefängnis war. Doch Gott war mit ihm, und er hatte Gedeihen im Gefängnis.
Er war ein Mann von unfehlbarem Charakter und erstaunlicher Fähigkeit zu organisieren und in einer fairen und brillianten Weise zu überwachen. Noch war er im Gefängnis und verbrachte einige der besten Jahre seines Lebens als ein Sklave oder wie ein Krimineller. Wieviele von uns wären dazu im Stande unter solch widrigen Umständen zu überwinden?
Es ist ein menschlicher Wunsch, daß Gott den Berg für uns fortbewegt. Gott aber wünscht, daß wir auf den Berg steigen, während Er uns die Kraft dazu gibt. Wir wissen, wie Joseph aus dem Gefängnis geholt wurde, um Pharaos Traum zu deuten und dann Herrscher über Ägypten wurde. In 1. Mose 41:44 lesen wir: „Ich bin der Pharao, aber ohne dich soll kein Mensch im ganzen Land Ägypten seine Hand oder seinen Fuß erheben!”
Pharao stellt in diesem Bild Gott dar, Joseph stellt den Christus dar. Was für ein wunderbares Verhältnis bahnte sich hier zwischen dem Pharao und Joseph an. Denken wir daran, welche gewaltige Macht ein Mann in den Händen hielt, der gerade ungefähr dreißig Jahre alt war, der als ein Sklave und Gefangener dreizehn Jahre lang dahingesiecht hatte. Stellen wir uns vor, wie weit die Macht reichte, die ihm gegeben wurde, so daß niemand „seine Hand oder seinen Fuß erheben konnte”, ohne Josephs Einwilligung. Diese Formulierung ist sicherlich eine übertriebene Sprache, aber es bedeutete für den Einzelnen und für alle, daß Joseph vollkommene Macht und Autorität besaß.
Die sieben Jahre der Fülle aus der Geschichte des Joseph stellen vorbildlich die Gnade und Wohltätigkeit Gottes dar, die während des Evangelium-Zeitalters die Zeit der Gnade in Christo ist. Die sieben Jahre der Hungersnot stellen das Mittlerkönigreich zu der Zeit dar, zu der einst Christus mit oberster Herrschergewalt regieren wird. In dieser Zeit wird niemand dazu im Stande sein, sich auf seine eigene Gerechtigkeit zu berufen. Der Mittler wird sie vor der exakten Forderung der Gerechtigkeit beschützen. Christus wird sie am Leben erhalten. Als die Hungersnot die Menschen schädigte, mußte das Volk alle seine Besitztümer verkaufen und sich selbst zu Sklaven des Pharao machen. Dies stellt bildlich dar, wie alle Menschen sich Gott übergeben und völlig geweiht sein müssen, wenn Christus dem Vater das Königreich übergibt. Ihre einzige Chance zu überleben wird sein, die Bedingungen anzunehmen, die der gegenbildliche Joseph ihnen anbietet.
Die Welt benötigt die Vorsorge, die der Mittler für sie trifft, dessen Gerechtigkeit sie stützen wird, um vor dem Thron Jahwes zu stehen, bis sie ihre eigene menschliche Vollkommenheit erlangt. Ohne die Vorsorge des gegenbildlichen Joseph würden sie alle umkommen. Sie könnten niemals geistige Vollkommenheit oder Gerechtigkeit erlangen. Wir hingegenen sind jetzt dazu im Stande, unser Leben zu weihen. Wir geben unseren Besitz dahin und übergeben Gott unseren Willen während der Zeit der Gnade. Unser Platz wird daher bei Joseph sein. Es wird unsere Aufgabe im Königreich sein, die Menschen arm an Eigenwillen zu machen und sie unter den Willen Gottes zu bringen.
Um Josephs Vorrat an Nahrung zu bekommen (wenn die Menschen diese Nahrung essen, wird sie sie in der Gerechtigkeit wachsen lassen), müssen die Menschen sich von ihren eigenen aufgehäuften Hilfsmitteln entledigen, um sich schließlich ganz der Oberherrschaft Gottes zu übergeben. - 1. Mose 47:24 und 25 Israel mußte ein Zehntel (den Zehnten) den Priestern und Leviten geben. Joseph brachte die Ägypter dazu, ein Fünftel dem Pharao zu geben, ein doppeltes Zehntel in Gottes Königreich. Dies läßt Joseph zunächst als wenig freigiebig erscheinen, aber es handelt sich hier um die Bedingungen für ewiges Leben. Den „Böcken” wird diese Anordnung nicht gefallen. Sie werden sich unter der Königreichsherrschaft wund reiben und begierig sein, für sich selbst bessere Bedingungen zu schaffen.
Was wir jedoch aus dem zuvor Gesagten erkennen und verstehen müssen ist, daß die gegenwärtige Menschheit vier Fünftel aller geistigen Güter und Gaben für sich selbst haben wird. Das ist weitaus mehr, als sie jemals nutzen können wird. Würde die Menschheit heute ein Fünftel aller Gaben dem Allgemeinwohl zur Verfügung stellen, wie reich wäre diese Welt! Hat Gott jemals auch nur einen Cent von der Erde genommen? Nein! Und Er wird es niemals tun. Gott und Christus werden jedoch das, was zur Förderung der Menschheit getan wird, so bewerten, als ob es ihnen getan würde. 1. Mose 44:18: „denn du bist dem Pharao gleich”. Dies sind die Worte, die Juda zu Joseph sprach. Ja, Christus übt die ihm von Gott gegebene Macht und Autorität aus.
Wahrscheinlich nahmen die Ägypter es Joseph übel, daß er solch eine Macht ausübte. Sicherlich versuchten sie auch, diese Autorität zu umgehen. Der Pharao entließ jedoch nicht einen der Ägypter aus der Autorität Josephs - nicht einen. Christus ist jetzt unser Haupt. Wir können nicht erwarten, daß die Welt später seine Vormachtstellung anerkennt, wenn wir jetzt das Haupt nicht anerkennen. Diejenigen, die danach trachten die Braut Christi zu sein, müssen konsequent darin sein, die überragende Stellung unseres Herrn jetzt und für immer zu akzeptieren. Wer in dieser Angelegenheit eine andere Auffassung vertritt, braucht nicht zu hoffen, zu seiner Braut zu gehören.
Das Ringen um höchste Autorität
Viel Schmerz und Leid, das in die Welt kommt, wird durch selbstsüchtige Menschen und den Teufel verursacht, der versucht Autorität auszuüben. Nimrods Turm zu Babel wurde aufgrund des Trachtens nach Weltherrschaft und Dominanz errichtet. Gott mußte einschreiten und dieses ehrgeizige Vorhaben beenden. Betrachten wir die menschliche Geschichte, erkennen wir, daß die Nationen stets Krieg geführt haben. Die mächtigen Nationen plünderten die schwächeren Nationen, indem sie sie beherrschten und versklavten. Wir bemerken sogar unter den Aposteln vor Pfingsten einen ähnlichen Geist. In Markus 9:33 und 34 lesen wir: „Was habt ihr unterwegs besprochen? Sie aber schwiegen: denn sie hatten sich auf dem Weg untereinander besprochen, wer der Größte sei.”
Sie schämten sich, dem Meister die Wahrheit über den Inhalt ihrer Unterhaltung kundzutun. Es überrascht uns nicht zu sehen, daß später in der christlichen Kirche eine Rivalität unter den Bischöfen entstand. Als die Zahl der Bischöfe sich vervielfältigte, tauchte bald die Frage auf, wer der Bischof der Bischöfe wäre. Kaiser Justinian beendete diesen Streit, indem er den Bischof von Rom zum Haupt aller heiligen Kirchen erklärte. Von da an versank die Welt in die dunklen Zeitalter, die durch die List der Pfaffen und Könige beherrscht wurden, die die Welt und die Gedanken der Menschen kontrollierten. Satan ist in dieser grausamen und blutigen Herrschaft gegenwärtig. Die Autorität, die in dieser Welt ausgeübt wird, ist durch die Sünde mit schwerwiegenden Fehlern behaftet.
Folglich sind einige zu dem Schluß gekommen, aller Autorität zu widerstehen und sie zu mißbilligen. Dadurch entstand eine überzogene Anspruchshaltung auf menschliche Rechte und Privilegien. Bei diesem Einfordern der Rechte kommt es oft zum Widerstand gegen jegliche Autorität. Die Menschen bilden sich ein, daß ihre eigene Herrschaft ohne Grenzen sein muß. Wir leben in einer Zeit, in der den Einschränkungen durch die Autoritäten widerstanden wird und ihnen niemand mehr Respekt entgegen bringt. Wir dürfen dem anarchistischen Geist dieser Welt nicht gestatten Besitz von uns zu ergreifen. Wir müssen uns ins Gedächtnis rufen, daß Gott nach solchen sucht, die die Herrschaft Christi lieben und wertschätzen. Christus soll jeden Tag unseres Lebens unser Haupt sein.
Selbst in der Auferstehung werden wir uns bis in alle Ewigkeit unter der Herrschaft Christi befinden. Die Lektion, die uns Josephs Leben vermittelt, ist, daß während er vollkommene Autorität ausübte, er sich selbst ganz der Autorität des Pharao unterstellte - so wie Christus stets die Oberhoheit seines Vaters respektierte. Sein Verhalten war nicht von selbstsüchtigem Ehrgeiz geprägt. Ein solcher Ehrgeiz zerstörte Satan. Er wird auch jeden Christen zu Fall bringen, der sich nicht dem Haupt unterwirft. 1. Mose 45:8 besagt: „Und nun, nicht ihr habt mich hierher gesandt, sondern Gott: und er hat mich zum Vater des Pharao gemacht und zum Herrn seines ganzen Hauses und zum Herrscher über das ganze Land Ägypten.” Diese Schriftstelle ist wunderbar. Joseph wurde der Vater der Nation - sie lebte nur durch ihn.
Christus wird der Ewigvater der Welt sein. Er wird sie schließlich zu Gott bringen. Begann Josephs Vaterschaft erst in der Hungersnot? Begann sie in den Jahren der Fülle? Begann sie, während er versklavt und im Gefängnis war, wo er lernen mußte Gottes Führung unter rauhen und schmerzvollen Bedingungen zu folgen? Vor der Erhöhung liegt die Demut. Als des Herrn Volk benötigen wir selbst jetzt den wahren nährenden Geist. Wie dankbar sollten wir sein, daß wir gemeinsam mit der Welt die Leiden in diesen Jahren der Gnade und Gunst teilen können! Dies wird uns befähigen, die Welt zur Weihung zu bewegen. Die praktische Lehre, die wir von Joseph erhalten, ist die, daß er den Menschen gegenüber konsequent handelte. Seine Handlungen mit dem Volk bezweckten, sie zur völligen Unterwerfung unter den Pharao zu bewegen. Nur eine Liebe, die auf Gerechtigkeit gegründet ist, ist bei Gott zulässig. Erinnern wir uns an Römer 11:22, wo geschrieben steht: „Sieh nun die Güte und die Strenge Gottes.” In der modernen Vorstellung von Gott, besitzt dieser nur Güte ohne irgendwelche Strenge. Der Gott, den wir kennen, besitzt beides - Güte und Strenge. Laßt uns diese Tatsache im Sinn behalten.
Josephs harte Behandlung seiner Brüder
Als seine Brüder vor ihm erschienen, klagte Joseph sie als erstes an „Spione” zu sein. Sie waren gekommen, um Getreide zu kaufen und befanden sich in großen Schwierigkeiten. In 1. Mose 42:17 - 19 lesen wir „Und er setzte sie zusammen drei Tage in Gewahrsam. Am dritten Tag aber sagte Joseph zu ihnen: Tut folgendes! Dann sollt ihr leben; ich fürchte Gott. Wenn ihr redlich seid, so bleibe einer eurer Brüder gefangen im Haus eures Gewahrsams: ihr aber zieht hin, bringt Getreide für den Hunger eurer Häuser.” Hier sehen wir, wie unser Herr seine hebräischen Brüder für drei Tage in die Diaspora gesetzt hatte (Teile von drei Tausendjahrtagen von der Verwerfung Jesu durch die Nation bis zu seinem zweiten Kommen). Und an dem dritten Millenniumstag läßt er sie zu ihren Häusern zurückkehren, um ihre Familien zu speisen.
Dies ist ein Bild der Zeit von Christi Tod bis zu seiner Wiederkehr, wenn er sich seinen Brüdern wieder zuwendet und ihnen durch das Treffen entsprechender Vorkehrungen gestattet, in ihr Heimatland zurückzukehren. Als Joseph sie aus dem Gefängnis entließ, bekannten sie ihre Sünden in hebräischer Sprache. Dabei wußten sie nicht, daß er in der Lage war, ihre Sprache völlig zu verstehen. Als Joseph ihre Gewissensbisse und Schuldbekenntnisse hörte, mußte er sich abwenden, wie 1. Mose 42:24 berichtet, weil er seine Tränen nicht zurückhalten konnte.
Es verwundert uns vielleicht, wie oft in unserer Zeit viele vom jüdischen Volk mit Traurigkeit auf ihre schmerzvolle Geschichte zurückgeschaut haben - auch auf die Ereignisse um Jesus. Sicherlich werden bei vielen von ihnen die Herzen diesbezüglich von Gewissensbissen geplagt. Sie können dies jedoch nicht öffentlich gegenüber den Nationen eingestehen. Sozusagen nur in der hebräischen Sprache werden diese Gewissensbisse gehört. Das Bekennen geht der echten Vergebung voraus. Wir glauben, daß der Prozeß in aller Stille begonnen hat und in Sacharja 12:10 seine Erfüllung erreichen wird: „Und sie werden auf mich blicken, den sie durchbohrt haben, und werden über ihn wehklagen, wie man über den einzigen Sohn wehklagt … .”
Dies wird der Moment sein, wenn Joseph zu ihnen spricht: „Ich bin Joseph, euer Bruder.” Was für eine glückliche Wiedervereinigung. Im Gegenbild wird dies der große Augenblick sein, wenn Christus sich Israel offenbart und sie in seine offenen Arme fallen. Joseph jedoch offenbarte seinen Brüdern seine wahre Identität noch nicht, als er sie aus dem Gefängnis entließ. Zunächst tat er etwas sehr Harsches. Er sonderte Simeon ab. Wir lesen in 1. Mose 42:24: „Und er nahm von ihnen Simeon und band ihn vor ihren Augen.” Warum Simeon? Warum sollte er gebunden in das Gefängnis geworfen werden, während den anderen Brüdern erlaubt wurde, zu ihren Familien zurückzukehren? Das war sehr schmerzvoll und erniedrigend.
Ruben ist der einzige, der unter seinen Brüdern unschuldig war. Er erklärt seine Unschuld in 1. Mose 42:22. Warum band Joseph nicht Juda, der ihnen vorgeschlagen hatte, ihn in die Sklaverei zu verkaufen? - 1. Mose 37:27 Wir sind nicht absolut sicher, aber wir denken, es war Simeon, der Joseph band, als sie ihn verkauften, der am wenigsten Mitleid mit Joseph empfand, als er mit ihnen dem Verkauf zustimmte. Nun mußte Simeon am eigenen Leib den Schmerz fühlen, gebunden zu sein. Er mußte mit ansehen, wie seine Brüder frei heimkehren konnten, und er in das Gefängnis eingesperrt und gebunden wurde. Er mußte etwas von seiner eigenen Medizin trinken, und es war nicht angenehm. Vielleicht hatte auch Simeon keine ausreichende Reue des Herzens gezeigt, und Joseph wandte diese strenge Behandlung an, um ihm zu helfen, zu einem wahren bußfertigen Herzenszustand zu gelangen. Wir sollten hierbei eine Sache besonders beachten: Juda und seine Brüder erheben keinen Einspruch bezüglich der Behandlung Simeons. Es bietet sich nicht einer an, ihm beizustehen.
Im Gegenbild wissen wir, wer Jesus (vorgeschattet durch Joseph) band. Es waren die religiösen Führer, die Jesus haßten und ihn bei vielen Gelegenheiten zu töten versuchten. Schließlich banden sie Jesus mit der Hilfe Judas und lieferten ihn an Pilatus aus. Dann hetzten sie Pilatus auf, ihn zu kreuzigen. Fünfmal stellte Pilatus fest: „Ich finde keine Schuld an ihm.” Die religiösen Führer jedoch banden Jesus nicht nur erfolgreich, sondern sie befreiten sich letztendlich auch selbst von ihm - bis zu seiner Auferstehung. Wen mag Simeon in unserer Zeit darstellen, wenn die Brüder Josephs (Jesus) vor ihm stehen, nachdem sie im Begriff sind, aus dem Gefängnis der Diaspora entlassen zu werden?
Denken wir darüber nach, scheint es in unserer Zeit eine Klasse von Juden zu geben, die zusätzliche schwierige Erfahrungen benötigen. Alle Hebräer, die vor Joseph standen, hatten ihn verworfen. Simeon wurde eine zusätzlich harsche Behandlung zuteil. - 1. Mose 42:24 Wen könnte er in unserer Zeit darstellen? Es scheint, daß Juden, die sich mit der nominellen Kirche verbinden, welche das Königreich Christi falsch darstellen, durch besondere Drangsale gehen müssen. Sie befinden sich im Begriff, in Ägypten oder in Babylon gebunden zu werden.
Gemeint sind hiermit nicht die Messianischen Juden, die Jesus als den Messias annehmen, die sich aber nicht mit den Kirchen und ihren geschichtlichen Greueltaten an den Juden in Verbindung zu bringen wünschen. Sie wünschen nur abgesondert von der Christenheit und abgesondert von der Dreieinigkeitslehre an den Messias zu glauben. Wir denken, daß Simeon solche Juden darstellen mag, die zu Dreieinigkeits-Christen werden, die brennenden Höllenfeuer-Christen, und die gemeinsame Sache mit den falschen christlichen Kirchen zu machen wünschen. Die Juden, die ein Teil von Babylon geworden sind, werden sich selbst in besonderen Nöten befinden, wenn dieses System zusammenbricht. Sie werden in jenes System eingebunden sein und sich Gottes Gericht zuziehen. Sie mögen tatsächlich Simeon in unserer Zeit bildlich darstellen. Ja, die Simeonklasse ist mit der Christenheit verbunden, während seine Brüder in ihr Heimatland zurückgekehrt sind, indem sie ihre Familien und Jakob ernähren. Die neun Brüder werden unter der Bedingung heimgeschickt, daß sie bei ihrer Rückkehr Benjamin mit sich bringen.
Das zweite Zusammentreffen
Beim nächsten Zusammentreffen mit Joseph bringen seine Brüder ihm ihren jüngsten Bruder Benjamin mit. Wir wissen, wie es Jakob das Herz brach, weil er Benjamin nach Ägypten senden mußte. Die Hungersnot ließ ihm jedoch keine andere Wahl. Benjamin stellt die Große Schar dar, so wie Joseph den Christus bildlich darstellt. Joseph suchte fünf Geschwister aus, um zehn seiner Brüder darzustellen. - 1. Mose 47:2 Wir lesen: „Und er nahm aus der Gesamtheit seiner Brüder fünf Männer und stellte sie vor den Pharao.” Dies bestätigt die Geschichte vom reichen Mann und Lazarus, wo fünf Brüder zehn Stämme repräsentieren. - Lukas 16:19 - 31
In dem zweiten Zusammentreffen mit Josephs Brüdern erkennen wir folgendes Bild:Benjamin, der gegenbildlich die Große Schar darstellt, kommt zusammen mit der Nation Israel vor Christus (Joseph). Es ist von interessanter Bedeutung, daß Benjamin, der die fünf törichten Jungfrauen darstellt, seinen Bruder Joseph nicht verwarf. Er war unschuldig am Verbrechen seiner Brüder. Benjamin liebt seinen Bruder Joseph, so wie die Große Schar Christus liebt und auf diesen Felsen baut. Die fünf Anteile, die Benjamin in Josephs Festhalle erhält, stellen ein Zeichen großer Gunst dar. - 1. Mose 43:34
Beachten wir, wie Joseph, als er die Augen auf Benjamin richtete, sagte: „Gott sei dir gnädig, mein Sohn! Und Joseph eilte (hinaus), denn sein Innerstes wurde erregt über seinen Bruder.” - 1. Mose 43:29 und 30 Hier erkennen wir, daß Christus sich nach seinem Bruder, der Großen Schar, sehnt. Er ist jedoch noch nicht bereit sich ihr zu offenbaren.
Josephs silberner Becher
Der Plan wird uns hier immer deutlicher. Joseph füllt seines Bruders Taschen mit Geld, und siehe da, er legt seinen silbernen Becher (wahrscheinlich das Wort der Wahrheit, welches das natürliche Israel und das verheißene Land betraf) in die Tasche Benjamins. Dieser Schachzug Josephs führt seine Brüder scheinbar ins Verderben. Sie werden alle eingesperrt und es sieht nun so aus, daß sie ohne Benjamin zurückkehren müßten. Juda, der vorgeschlagen hatte, Joseph in die Sklaverei zu verkaufen, wirft nun sein eigenes Leben in die Waagschale.
Joseph beharrt jedoch darauf, daß derjenige, der seinen Becher besitzt, sein Sklave sein werde. Wir wissen, daß die Große Schar vor dem Thron „Tag und Nacht in seinem Tempel” dienen wird. In 1. Mose 44:18, 33 und 34 lesen wir: „Da trat Juda zu ihm und sagte: Bitte, mein Herr, laß doch deinen Knecht ein Wort reden zu den Ohren meines Herrn, und es entbrenne nicht Zorn gegen deinen Knecht, denn du bist dem Pharao gleich … . Und nun, laß doch deinen Knecht anstelle des Jungen (hier) bleiben, als Knecht meines Herrn, der Junge aber ziehe hinauf mit seinen Brüdern! Denn wie könnte ich zu meinem Vater hinaufziehen, ohne daß der Junge bei mir ist? - Daß ich nicht das Unglück mitansehen muß, das meinen Vater dann trifft.”
Dies ist der Augenblick auf den Joseph gewartet hatte. Juda bekennt Joseph seine Sünden. - 1. Mose 44:16 Seine Bereitwilligkeit, Benjamins Platz als Sklave einzunehmen, überwältigt Joseph. Erinnern wir uns, daß es Juda war, der ursprünglich vorschlug, daß sie Joseph in die Sklaverei verkaufen sollten. Jetzt aber ist er zu einer wunderbaren Person herangereift. Er sorgt sich um seinen Vater Jakob und seinen Bruder Benjamin. Es erforderte große Charakterstärke, sich selbst an Stelle von Benjamin anzubieten, in die Sklaverei zu gehen. Erinnern wir uns auch, daß sich niemand anbot für Simeon einzustehen. Selbstverständlich muß Juda nicht in die Sklaverei gehen. Sein wundervoller Herzenszustand befreit ihn letztendlich. Dies ist sehr dramatisch. In Offenbarung 16 gießen „sieben Engel” sieben goldene Schalen aus. - Alle diese kommen vom Tempel, der von Gottes Herrlichkeit erfüllt ist. Den „sieben Engeln” werden dann „goldene Schalen” göttlichen Gerichts gegeben. Diese stellen den Zorn Gottes dar.
Benjamin ist kein Bestandteil des Werkes dieser „sieben Engel”, die vom Tempel kommen, der wahren Kirche Gottes. Gold stellt Göttliches dar. Beachten wir, daß Benjamin, der die Große Schar vorschattet, der Silberbecher gegeben wird. Silber ist ein Bild für die Große Schar. In Offenbarung 16:15 finden wir unseres Herrn Botschaft an die Große Schar: „Siehe, ich komme wie ein Dieb. Glückselig, der wacht und seine Kleider bewahrt, damit er nicht nackt umhergehe und man nicht seine Schande sehe!” Dies ist eine Botschaft an die Große Schar, ihre Kleider der Gerechtigkeit anzubehalten, wenn alles um sie herum zusammenbricht. Nun sehen wir, daß Joseph seinen silbernen Becher in Benjamins Tasche legte, so wie Christus es mit der Großen Schar tut. Es brachte für Benjamin eine Zeit großer Drangsal und Verwirrung. Er schien verurteilt, weil er Josephs Silberbecher hatte.
Auch die Große Schar wird sich wegen der „Silberbecher”-Wahrheiten, die in ihre „Tasche” gelegt werden, in großer Drangsal befinden. Genau wie der Silberbecher in Benjamins Tasche verborgen war, so wird Christus seine silbernen Wahrheiten auf die Große Schar legen, und sie werden im Besitz mancher wichtiger Wahrheit sein, die normalerweise nur Joseph (Christus) gehört. Was mag das für eine Wahrheit sein? Wir denken, daß die Wahrheit, die die Große Schar besitzen wird, die Wahrheit ist, die das natürliche Israel betrifft. Die Große Schar wird daher wissen, daß jeder Versuch Israel zu vernichten, verurteilt werden wird.
Wenn Gog und Magog gegen Israel aufstehen, werden die Kirchen diese verurteilte Invasion segnen. Die Große Schar wird jedoch wissen, daß diese Mission zum Scheitern verurteilt ist. Sie werden dies aussprechen und werden sich so deren Zorn zuziehen.
Wo tritt Juda für die Große Schar ein? Die Treuen im natürlichen Israel schatten Juda vor. Er wird in allen Angelegenheiten bemüht sein, die Benjaminklasse, die Große Schar, vor Unrecht in Schutz zu nehmen, wenn die nominellen Systeme sich gegen sie wenden. Dies wird der große Wendepunkt sein, wenn der gegenbildliche Joseph die Gewissensbisse im Herzen Judas sieht, und er sich nicht länger vor seinen natürlichen Brüdern verbergen kann. Wir lesen in 1. Mose 45:1 - 3: „Da konnte Joseph sich nicht mehr bezwingen vor all denen, die um ihn her standen, und er rief: Laßt jedermann von mir hinausgehen! So stand niemand bei ihm, als Joseph sich seinen Brüdern zu erkennen gab. Und er erhob seine Stimme mit Weinen, daß die Ägypter es hörten und auch das Haus des Pharao hörte es. Und Joseph sagte zu seinen Brüdern: Ich bin Joseph.”
Joseph versucht seine Sehnsucht nach seinen Brüdern vor den Ägyptern, der Welt, zu verbergen. Schon bald aber bemerken alle, daß Christus sich seinen natürlichen Brüdern geoffenbart hat. Ist das nicht wundervoll?
Wenn Gogs Invasion zusammenbricht, wird die Große Schar, die sich zu dieser Zeit in großer Trübsal befindet, diese Erde verlassen. Dazu lesen wir in Hesekiel 38:23: „Und ich werde mich groß und heilig erweisen und werde mich kundtun vor den Augen vieler Nationen. Und sie werden erkennen, daß ich der Herr bin.” So wird Josephs (Christi) Liebe für sein natürliches Volk der ganzen Welt offenbar werden. Beachten wir, daß dies nicht geschehen wird, bis Juda (das natürliche Israel) versucht, Benjamin (die Große Schar) in einer einzigartigen Weise zu beschützen, daß Joseph (der gegenbildliche Christus) sich seinen Brüdern offenbaren wird. Christus bereitet seine natürlichen Brüder im Fleische, Israel, über eine lange Zeitperiode auf die Zeit vor, ihn zu empfangen. Unsere Lektion zeigt jedoch, daß er sich am Ende seinen natürlichen Brüdern sehr plötzlich und spontan offenbaren wird.
Joseph scheint Benjamin für eine besondere Trübsal abgesondert zu haben, die darin bestand, daß sich sein Silberbecher der Wahrheit, die das natürliche Israel betrifft, in Benjamins Besitz befand. Er scheint auch seinen Brüdern sowohl Segnungen als auch Kummer bis zu der Zeit zu bereiten, wenn Juda sich anbietet, Benjamins Platz einzunehmen. Erinnern wir uns, Benjamin ist Josephs Vollbruder, ein Teil der Kirche der Erstgeborenen. Diese Geschichte scheint uns zu versichern, daß zu erwarten ist, daß das gegenbildliche Juda einige edle Anstrengungen unternehmen wird, die Leiden der Großen Schar zu mildern.
Wir erwähnen dies, um ein anderes Fenster einer Prophezeiung zu öffnen, die unmittelbar vor uns liegt. Es ist kaum zu bezweifeln, daß die Geschichte von Joseph in vieler Hinsicht ein Vorbild ist. Vielleicht wurde die vorbildliche Geschichte gegeben, um uns ein Verständnis für die Beziehung zwischen der Großen Schar, Christus, Juda, Gogs Invasion und Harmagedon zu geben. Hätte Juda seine wahren Gewissensbisse und seine wundervolle Herzensstellung auf eine überzeugendere Weise zeigen können, als in der edlen Weise in der er handelte, um Christi Brüder, die Große Schar, zu beschirmen? Aber dieses Eintreten wird die Große Schar nicht erretten. Erinnert euch, daß Joseph sagte: „Der Mann, in dessen Hand der Kelch gefunden worden ist, der soll mein Knecht sein.” - 1. Mose 44:17 Die Große Schar wird Gott in seinem Tempel vor dem Thron dienen. Es ist Judas Gnadengesuch, welches Christus veranlaßt, sein Herz gegenüber seinen natürlichen Brüdern zu öffnen.
Sieben Jahre lang kein Säen oder Pflanzen
Es ist wichtig zu wissen, daß einer der Gründe für das Überleben der siebenjährigen Hungersnot darin bestand, daß sie sieben Jahre lang nicht säten und nicht pflanzten. Wenn sie es getan hätten, so hätten sie nicht überlebt. Wir sind uns sicher, daß die Herzen der Ägypter mit Furcht erfüllt waren, als die Hungersnot sich ausbreitete. Es wäre für sie ein natürlicher Wunsch gewesen, Getreide anzubauen und auf eine Ernte zu hoffen. Sie konnten jedoch nur dadurch überleben, daß sie Josephs Gewalt unterstellt wurden. Wir lesen in 1. Mose 45:6: „Denn schon zwei Jahre ist die Hungersnot im Land, und es dauert noch fünf Jahre, daß es kein Pflügen und Ernten gibt.” Dann, am Ende der sieben Jahre der Dürre pflanzten sie. Wir lesen in 1. Mose 47:23: „Und Joseph sagte zum Volk: Siehe, ich habe euch und euer Land heute für den Pharao gekauft. Da habt ihr Samen! Besät nun das Land!”
Im Gegenbild wird dies der Zeitpunkt sein, wenn sie ein Fünftel ihrer Ernte dem Pharao, Gott, geben müssen, oder tatsächlich dem Gemeinschaftswohl zur Verfügung stellen müssen. Einen letzten Kommentar zu Joseph gibt Paulus in Hebräer 11:22: „Durch Glauben gedachte Joseph sterbend des Auszugs der Söhne Israels und traf Anordnung wegen seiner Gebeine.” Dies war eine bedeutsame Geste von Joseph. Er hätte leicht ein großes monumentales Begräbnis in Ägypten haben können. Sein Name war groß und die Nation verdankte ihm ihr Leben. Joseph hatte jedoch niemals die Abraham, Isaak und Jakob gegebene Verheißung vergessen. Unter keinen Umständen war er bereit, in Ägypten zu ruhen.
Der Charakter kann entwickelt werden
Die Geschichte von Joseph beweist, daß Menschen, die einst gemein und häßlich handelten, sich zu wundervoll sorgenden Personen wandeln können. Was ein Mensch heute ist, sollte sich nicht hinderlich auf das auswirken, was er später einmal sein mag, wenn er sich entschließt zu bereuen und sich zu bessern. Ein Dichter hat gesagt: „Die traurigsten Worte der Zunge oder Feder sind die Worte: Es hätte sein können.” Was Menschen sind und was sie sein könnten, können zwei verschiedene Dinge sein. Alles hängt davon ab, die richtige Wahl und die rechten Entscheidungen zu treffen. Die Menschen, die die falsche Wahl und die falsche Entscheidung treffen, werden mit gebrochenem Herzen darauf zurückblicken, was gewesen wäre, wenn sie anders gehandelt hätten. Wir wünschen nicht zu sein, was „wir hätten sein können”, Christen.
Rückblick auf Benjamin
Wir sind tatsächlich mehr um Benjamin besorgt als um Simeon. Bei allem ist Benjamin unser Bruder in Christo. Warum würde der gegenbildliche Joseph seinen Silberbecher in Benjamins Tasche legen, um solch eine Trübsal über ihn und alle natürlichen Israeliten zu bringen? Erinnern wir uns, als Joseph seinen Bruder Benjamin sah, sehnte sich seine Seele nach ihm, und er mußte den Raum verlassen und einen Ort zum Weinen aufsuchen. - 1. Mose 43:30 Danach gab er seinem Bruder Benjamin fünf Teile! Er scheint überaus großen Gefallen an Benjamin zu finden. Dann legt er seinen Silberbecher in Benjamins Tasche und läßt ihn wie einen Dieb erscheinen. Nichts scheint zusammenzupassen.
Benjamin war nicht wirklich in Gefahr, buchstäblich ein Sklave Josephs zu werden. Sicherlich würde Joseph nicht erlauben, daß irgendein Leid über seinen Bruder kommen würde, den er so liebte. Joseph wußte, daß seine Brüder Benjamin unter großen Bedenken seines Vaters Jakob zu ihm gebracht hatten. Bestimmt beabsichtigte Joseph nicht irgend etwas zu tun, um seinem Vater weh zu tun. Sein silberner Becher wurde Benjamin untergeschoben, um seine Brüder zu prüfen.
Wie würden sie reagieren, wenn es danach aussah, daß Leiden über Benjamin kommen sollten? Zu Josephs großer Freude wandelte sich Juda, derselbe Bruder, der vorgeschlagen hatte, ihn in die Sklaverei zu verkaufen, zu einer liebenden und fürsorglichen Person. Als Juda erkannte, daß sie ohne Benjamin zurückkehren müßten, hatte er Angst um seinen Vater Jakob. Sie hatten ihn seines Sohnes Joseph beraubt. Sie können nicht ohne Benjamin zurückkehren, und so bietet sich Juda an, Benjamins Platz einzunehmen. Von nun an kann sich Joseph nicht mehr weiter vor seinen Brüdern verbergen. Während er alle Ägypter hinausschickt, weint er so laut, daß jeder Ägypter ihn hört.
Dies ist selbstverständlich ein Vorbild Christi. Der gegenbildliche Joseph wartet anscheinend, um bei seinem natürlichen Bruder Juda, dem führenden Stamm Israels, nicht nur verbale Reue, sondern auch die tätige Bereitschaft zu erkennen, als ein Bürge für die Errettung seines Bruders Benjamin zu leiden. Dies ist der Augenblick, an dem sich Christus allen seinen Brüdern und der Welt offenbaren wird.
Erinnern wir uns, bis zu diesem Zeitpunkt war Joseph ein wenig hart zu ihnen. Er hatte sie wiederholt in anstrengende und qualvolle Situationen gebracht, obgleich er sie allezeit prüfte, um schließlich ein großer Wohltäter für sie zu sein. Es war nur durch seine Großzügigkeit möglich, daß Vorkehrungen für ihr Weiterleben getroffen wurden.
Wir sind uns nicht sicher, wie sich dies in den vor uns liegenden Tagen entwickeln wird. Wenn der Höhepunkt von Harmagedon erreicht ist und die Nationen der Christenheit im Begriff sind, über Jerusalem zu kommen, kann es sein, daß dann die Wahrheit über Israel bekannt wird - hervorkommend aus der Tasche Benjamins (der Großen Schar). Die nominellen Kirchen werden über die Große Schar bestürzt sein, die ihren Kreuzzug gegen Israel und Jerusalem tadeln wird. Es mag in diesem Augenblick geschehen, daß einige der Treuen vom natürlichen Israel freimütig ihre Stimme zur Verteidigung der Großen Schar erheben werden. Es wird die Große Schar jedoch nicht erretten, weil sie durch „große Trübsal” gehen muß, um letztlich zu überwinden und vor dem Thron Gottes zu stehen.
Die Essenz dieser Lektion ist die, daß Christus sich dem natürlichen Israel und der Welt nicht offenbaren wird, bis „Juda”, der vorbildlich die Treuen vom natürlichen Israel darstellt, sich für Benjamin, die Große Schar, einsetzt. Das ist der große Augenblick, wenn Christus sagen wird: „Ich bin Joseph, euer Bruder.” Zum Abschluß erinnern wir uns noch einmal an den Grund für die Weihung eines Christen: Die Wahrheit Gottes ist alles, um dafür zu leben, und sie ist auch alles, um dafür zu sterben.