„Gehorsam besser als Opfer”
(1. Samuel 15:1 - 33)

„Jahwe, unserem Gott, wollen wir dienen und auf seine Stimme hören.” (Josua 24:24)

Unser Text berichtet von der Prüfung des Königs Saul, daß er sie nicht bestand, und daß folglich er selbst und seine Familie von dem Königtum ausgeschlossen wurden. Seine Geschichte mag in vier Teile eingeteilt werden:

1. Die günstigen Gelegenheiten seiner Jugend - er war energisch, schön, bescheiden, so daß seine Wahl zum König von Israel allgemein als eine gute betrachtet wurde.

2. In den ersten Jahren seiner Regierung war er ein erfolgreicher Heerführer und ein geschickter Organisator seines Königreiches.

3. In seiner Prüfung versagte er und wurde verworfen, erst teilweise, später gänzlich.

4. Der Verfall seiner Manneskraft, der fast gänzliche Verlust seiner Vernunft, und schließlich sein eigener und seiner Söhne tragischer Tod.

Unser Artikel handelt besonders von der dritten Epoche - von seiner Prüfung.

Die Philister übten eine Art Oberherrschaft in Palästina aus. Wahrscheinlich erhoben sie Steuern und boten dafür dem Volk ein gewisses Maß von Frieden und Besitz des Landes. Sie hatten offenbar Festungen in verschiedenen Gebieten Israels. Durch ihre Repräsentanten in den jeweiligen Gebieten erfuhren sie, daß die Israeliten Saul zum König gesalbt hatten. Dies bedeutete das Abwerfen des Joches der Philister - eine Unabhängigkeitserklärung. Sofort zogen die Philister ein Heer zusammen, um das neue Königreich umzustürzen. Den Bericht, daß sie 30.000 Wagen hatten, hält man für den Irrtum eines Abschreibers. Man vermutet eher, daß sie 3.000 hatten, denn die Zahl der Reiter, von denen zwei zu einem Wagen gehörten, wird mit 6.000 angegeben. Dieses große Heer marschierte in Palästina ein und so begann der Kampf zwischen ihnen und den Israeliten. König Saul wünschte offenbar in Harmonie mit dem Herrn zu sein. Er erkannte, daß ihm ohne göttliches Eingreifen die Macht fehlen würde, einen so mächtigen Feind zu überwinden. Er hatte den Propheten Samuel benachrichtigt. Von ihm erhielt er das Versprechen, daß dieser binnen sieben Tagen kommen würde, um Gott Opfer für Israel darzubringen, damit des Herrn Segen mit seinem Volke sei und ihnen den Sieg schenkte - in Harmonie mit dem göttlichen Bund.

König Saul wartete sechs Tage und sah inzwischen sein Heer durch Fahnenflucht zusammenschmelzen, denn die Israeliten waren unzureichend ausgerüstet und befanden sich in großer Furcht. Sie besaßen tatsächlich keine Waffen, sondern lediglich ihre Ackergeräte als Kriegswaffen.

Offenbar hatten die Philister sie vorher aller Kriegswaffen beraubt und die Kaniter, welche zu dieser Zeit Schmiede waren, daran gehindert, ihnen Schwerter und Speere zu liefern. Als zu Beginn des siebenten Tages Samuel noch immer nicht gekommen war, brachte König Saul - entgegen der göttlichen Ordnung - selbst das Opfer dar. Unmittelbar darauf erschien Samuel und hielt Saul seine Verfehlung vor. Er wies ihn darauf hin, daß der Allmächtige Gehorsam mehr schätzt, als Opfer. Samuel wies auch darauf hin, daß das Opfer unter solchen Umständen eine Sünde war. Gott würde infolge dieses Ungehorsams Saul und sein Königreich nicht bestätigen. Dennoch verhieß er, daß die Schlacht, in die sie ziehen mußten, um Israels und um Gottes eigener Sache willen, erfolgreich sein würde.

Die Schwierigkeit bestand darin, daß Saul Gottes Vorkehrung nicht respektierte, sondern sich anmaßte zu tun, was nicht ihm, sondern einem anderen aufgetragen war. Des Herrn Sache wurde nicht gehindert; aber sein eigenes Gedeihen wurde aufgehalten durch seine Nichtbeachtung der göttlichen Vorkehrung.

Die Lektion für das geistige Israel

Welche Lektion sollen wir aus diesem Vorfall lernen? Wir möchten einen Augenblick Saul als den Repräsentanten derer betrachten, die von Gott begnadigt und zu Miterben Jesu in seinem Königreich berufen und mit Seinem Heiligen Geist gesalbt sind. Wir mögen so in seinen ersten Siegen ein Bild unseres guten Anfangs sehen, als wir Gott durchaus vertrauten und nur tun wollten, was Er leitete. Wir warteten geduldig und vertrauensvoll auf Ihn, daß Er alle unsere Angelegenheiten führe. Wie Saul hätte Fortschritte machen und in seinem Glauben, Geduld und Gehorsam stärker werden sollen, so sollten unsere ersten Erfahrungen als des Herrn Diener zu vermehrter Geduld, Ausdauer, Glauben, Vertrauen und einfältigem Gehorsam führen. Wie es jedoch bei König Saul nicht der Fall war, ist es auch nicht so bei vielen, welche zur Miterbschaft mit dem Herrn in seinem Königreich gesalbt worden sind. Viele von ihnen machten ähnliche Erfahrungen wie Saul. Anstatt daß sie sich immer mehr dem Herrn überlassen, werden sie aufgrund der erhaltenen Gnaden weniger sorgfältig, Seinen Willen zu erkennen und zu tun. Sie fürchten den Herrn noch und sie erkennen noch, daß sie ohne Ihn nichts zu tun vermögen. Sie sind jedoch nicht sorgfältig genug, zu erkennen, was Er in allen Lebensumständen von ihnen verlangt. Manchmal fangen sie an, das Werk anderer zu tun und mischen sich in die Angelegenheiten anderer, wie König Saul es tat und sündigte, als er opferte, was nur dem Propheten zu tun zukam.

Wir sollten erkennen, daß nach Gottes Sinn der Gehorsam eines der wichtigsten Elemente des Charakters ist. Der Herr erzieht uns in der Schule Christi für ein großes Werk der Zukunft. Die erste Bedingung für künftige Ehren und Gelegenheiten muß unser Gehorsam in den guten Gelegenheiten und Führungen des Herrn in der gegenwärtigen Zeit sein. Unser Herr sprach das klar in seinen Gleichnissen aus, als er sagte, daß er einigen seiner Knechte mehr Talente anvertraut habe, als anderen; daß von jedem Rechenschaft gefordert werden würde über den rechten Gebrauch der Talente, Verantwortlichkeiten und Befehle, die ihm übertragen worden waren. Jeder würde entsprechend des Gebrauches seiner Talente belohnt werden. Unseres Herrn Worte lauten: „Wer im geringsten treu ist, ist auch in vielem treu”. - Lukas 16:10

So lautet also unser Text: „Gehorsam ist besser als Opfer” - in Gottes Augen. Er wird unsere Sorglosigkeit in dieser Sache weder billigen noch belohnen. Im Gegenteil, direkte Unachtsamkeit gegen Seinen Willen würde uns als verhältnismäßig ungeeignet für Seinen direkten Dienst kennzeichnen - sowohl jetzt, als auch später. Das setzt eine solche Treue für den Herrn, eine solche Sorgfalt in Seinem Dienst, eine solche gegenseitige Anerkennung in bezug auf den Herrn und Seinen Dienst bei uns voraus, daß wir sehr sorgfältig in unseren Bemühungen sein sollten, Seiner Sache zu dienen. So mahnt der Apostel: „Sehet nun zu, wie ihr sorgfältig wandelt”. - Epheser 5:15

Wie der Seefahrer den Lauf seines Schiffes nach dem Lauf der Sterne und nach Karten richtet, welche verborgene Klippen und Sandbänke anzeigen, so hat auch der Christ eine Karte, die ihm zeigt, welchen Weg er gehen soll. Sie zeigt ihm, was ihn selbst schädigt und was Gott mißfällt. Diese Karte ist die Bibel. Wer immer in Harmonie mit Gott ist, muß nicht nur auf diese Botschaft hören, sondern auch auf die verborgenen Gefahren achten, die seinen Weg umgeben. Jeder von uns steht auf der Probe. Dieses Evanglium-Zeitalter ist unser Gerichtstag, unsere Prüfungszeit. Der Herr selbst beobachtet den Weg, den wir gehen, ganz genau. Es genügt Ihm nicht, daß wir Eifer besitzen. Der Eifer, den Er billigen soll, muß aus Liebe und nach Seiner Anweisung wirken. Den Eifer, der die göttliche Unterweisung mißachtet, billigt Er nicht; er führt zum Schiffbruch.

Der Apostel gibt zu diesem Punkt einige Hinweise, wenn er sagt, daß jedes Glied des Leibes Christi notwendig ist (1. Korinther 12:12 - 26); keins soll verachtet oder gehindert werden, seinen Anteil an dem allgemeinen Werk der Auferbauung des Leibes in dem allerheiligsten Glauben beizutragen. Der Apostel zeigt, daß das Auge nicht zur Hand oder zum Fuß sagen kann: „Ich bedarf eurer nicht”; und umgekehrt kann die Hand oder der Fuß nicht sagen, daß sie des Auges und des Ohres nicht bedürfen. Jedes Glied ist notwendig. Vor allem aber soll jedes Glied des Leibes sich nur im Einklang mit dem Willen des Hauptes bewegen. Und dieser Wille soll in allen Vorfällen des Lebens, den großen und den kleinen, beachtet werden. Wir sollen nicht meinen, daß des Herrn Sache ganz von uns abhängt. Denken wir an den Fehler, den Usso machte: als er sah, daß die Lade Gottes auf dem Wege schwankte, streckte er seine Hand aus, um dieselbe zu halten. Er starb für seinen Ungehorsam. Es war nicht seine Aufgabe, die Lade zu stützen. Der Herr hatte diese Angelegenheit unter Seiner eigenen Aufsicht, und nur der Priester durfte die Lade berühren. Laßt uns also alle eifrig sein, nicht nur dem Herrn zu dienen, sondern auch den Weg zu wissen, auf dem Er diesen Dienst von uns annehmen will. Laßt uns davon überzeugt sein, daß ein Dienst, der nicht auf göttlich gewiesene Weise getan wird, nicht annehmbar ist und uns keinen Segen bringen wird. Er wird uns ganz im Gegenteil des Herrn Ungnade einbringen. Gehorsam ist besser, als Opfer.

Die Schlacht der Amalekiter

Eine Reihe von Jahren liegen augenscheinlich zwischen den Ereignissen, von denen wir zuvor berichtet haben, und denjenigen, welche den Hauptteil unserer Abhandlung bilden - König Sauls zweite Prüfung. Inzwischen war Israel als Volk stark geworden. So war die Zeit gekommen, um die lange zuvor gemachte göttliche Erklärung in die Tat umzusetzen, nämlich, daß die Amalekiter gänzlich vernichtet werden sollten. Als ein Zweig der Familie Esaus waren sie mit den Israeliten und den heutigen Arabern verwandt. Gleich den letzteren waren sie Reiter und eine Art Briganten, die durch die Plünderung ihrer Nachbarn reich wurden. Selbst nicht stark genug, um die Israeliten zu schädigen, verbanden sie sich mit anderen Feinden Israels. Entweder nahmen sie direkt an dem Krieg teil oder nur indirekt, indem sie nach der Schlacht Beute machten. Sie waren es auch, die in der Wüste gegen Israel kämpften, als es sich auf dem Weg nach Kanaan befand. - 2. Mose 17:8 - 16 Und sie waren es wiederum, die Israel bei der Eroberung des Landes der Verheißung widerstanden; und der Herr hatte durch Mose erklärt, daß sie gänzlich vernichtet werden sollten. Dieser Befehl wurde Israel erteilt. - 5. Mose 25:17 - 19

Die Ausführung dieser Befehle wurde verzögert. Dafür gab es warscheinlich zwei Gründe. Erstens hatten die Israeliten keine Kavallerie. Sie empfanden es als sehr schwierig, diesen Marodeuren standzuhalten, die plötzlich über sie gekommen und ebenso schnell fort gewesen waren. Zweitens ist es warscheinlich, daß der Herr den Amalekitern erlaubte, als ein Dorn an der Seite der Israeliten zu bleiben, um sie zu züchtigen. Aber nun erging zur Zeit Samuels der Befehl an König Saul, die Amalekiter gänzlich zu vernichten - nicht nur alles Volk, groß und klein, sondern alles, was sie besaßen - Schafe, Vieh, Pferde - alles. Die Israeliten sollten dies als das Schwert des Herrn tun, um das Urteil auszuführen, das Gott gefällt hatte. Ihnen sollte nicht nachgesagt werden, daß sie Briganten und Diebe geworden wären, die ihre Nachbarn mit Krieg überziehen um sich an deren Schätzen zu bereichern. Es sollte ein Zeugnis sein, nicht nur für die benachbarten Nationen, sondern auch für die Israeliten selbst - eine dauerhafte Lektion. Sie sollten nicht den Eindruck gewinnen, daß Krieg gegen ihre Nachbarn aus irgend welchen selbstsüchtigen und Handels-Motiven geführt werden dürfte. Es handelte sich in diesem Falle um eine Geißel Gottes. Wir dürfen daraus nicht den Schluß ziehen, daß Gott heute irgend einem Volke den Befehl erteilt, ein anderes Volk auszurotten. Wir müssen ganz im Gegenteil bedenken, daß Israel ein vorbildliches Volk war. Der Herr handelte durch ihre Erfahrung und Geschichte in besonderer Weise mit ihnen, um Prinzipien zu illustrieren. Er gebrauchte Israel als Sein Schwert, als Seine Feder, als Sein Mundstück.

Nicht zu ewigem Schicksal

Gottesleugner halten die Handlungsweise der Israeliten mit den Amalekitern für ein schreckliches Beispiel von Grausamkeit, das aller Gerechtigkeit widerspricht. Ernste, aufrichtige Gemüter haben sich daran gestoßen, weil sie die zugrunde liegenden Prinzipien nicht verstanden haben. Viele neigen zu dem Gedanken: „Warum sandte Gott nicht Saul und die Israeliten mit dem Evangelium zu den Amalekitern? Warum sandte er Israel, um ihr Leben zu zerstören und so ihre Prüfung zu beenden und sie in ewige Qual zu stoßen?”

Wir antworten, daß ewige Qual ganz und gar nichts mit ihrem Fall zu tun hatte. Gott hat keine solche Drohung ausgesprochen und legt keine solche Strafe auf ihre Sünden, noch auf irgend eine Sünde. Es heißt in der Schrift: „Der Lohn der Sünde ist der Tod”. - Römer 6:23 Der Tod war der Lohn, den Gott Israel autorisierte, an die Amalekiter auszuzahlen, ein Todesurteil. Ihre Hinrichtung war genau dasselbe, als wenn Gerichtshöfe heutzutage die Hinrichtung von Mördern befehlen, nur daß in diesem Fall der Herr selbst als Richter handelte, die Entscheidung verlas und die Strafe vorschrieb.

Die Israeliten predigten niemandem das Evangelium. Es konnte kein Evangelium gepredigt werden, solange Christus noch nicht gekommen war und für Adams Sünde bezahlt hatte. Auf Grund dieses Werkes Christi gebietet Gott allen Menschen auf Erden, Buße zu tun, weil Er einen Tag gesetzt hat, an welchem Er den Erdkreis richten wird. - Apostelgeschichte 17:31 Gott beendete ihren Tag der Prüfung nicht, denn er war noch gar nicht gekommen. Gleich allen Menschen waren sie unter dem Todesurteil für Adams Sünde. Es ist für die Gerechtigkeit gleich, wie sie sterben - ob durch Pestilenz, durch allgemeinen Verfall oder durch das Schwert. Die Tatsache, daß ihr Tod eine göttliche Strafe war, wurde durch ihre Hinrichtung in Harmonie mit dem göttlichen Befehl besser bezeugt, als wenn er auf andere Weise über sie gekommen wäre. Der Vorgang wurde zu einer Lektion für das vorbildliche Israel. Auch für das geistige Israel bildet er noch eine Lektion. Jene Amalekiter sind alle durch die Vorsehung der Liebe Gottes in Jesu Tod erlöst worden. Zur bestimmten Zeit werden sie alle das Zeugnis hören, daß Christus für ihre Sünden starb. Sie werden im Millennium-Zeitalter, dem Gerichtstag der Welt, die Gelegenheit haben, zu voller Harmonie mit Gott umzukehren und zu leben.

König Sauls zweite Prüfung

Daß eine lange Reihe von Jahren vergangen war, und daß König Saul guten Gebrauch von seinen Gelegenheiten gemacht hatte das Königreich zu organisieren, bezeugt die Tatsache, daß ein großes Heer versammelt war. Dies war in Harmonie mit dem Befehl des Herrn an den Propheten: „Zweihunderttausend Mann zu Fuß und zehntausend Mann von Juda”. Dieses Heer war offenbar so aufgeteilt, um jede Flucht der Amalekiter zu verhindern. Inzwischen hatte man den Kanitern, welche unter den Amalekitern wohnten, Boten geschickt. Sie rieten ihnen, ihre Wohnungen zu verlassen, damit sie nicht unter der Strafe der Amalekiter leiden mögen. Es wurde ihnen erklärt, daß sie verschont werden sollen, weil sie freundlich gegen das Volk des Herrn gewesen waren. Die Vernichtung der Amalekiter geschah nämlich auf Befehl des Herrn, weil sie Gegner Israels gewesen waren.

Alle wurden getötet, außer dem König, den König Saul als eine Art Trophäe verschonte. Auch die Tiere wurden alle vernichtet, mit Ausnahme der besten der Herden. Dies war wiederum dem göttlichen Befehl zuwider.

Als der Prophet Samuel zum König kam, grüßte ihn letzterer als Gottes Repräsentanten und berichtete, daß er den göttlichen Befehl ausgeführt habe. Dann folgte die Frage: „Was ist denn das für ein Blöken von Kleinvieh in meinen Ohren, und ein Brüllen von Rindern, das ich höre?” Sauls Antwort, daß diese aufgespart wurden, um dem Herrn als Opfer dargebracht zu werden, war warscheinlich eine Ausflucht. Daraufhin machte Samuel ihm den Vorwurf, daß er mit dieser Verschonung gegen den Befehl des Herrn gehandelt habe. Der König behauptete hingegen, daß das Volk sie verschont und daß Israel sie begehrt habe. Wir können uns vorstellen, daß unter den Israeliten eine Opposition gegen die Verwüstung der guten Dinge der Amalekiter geherrscht hat. Für die Menschen jener Zeit war es nicht ungewöhnlich, wertvolle Dinge zu begehren - wie es heute ja auch der Fall ist. Saul hätte sich der göttlichen Anweisung fügen und dem Herrn gehorsam sein sollen, auch wenn es dem Volke mißfallen hätte. Er hätte dann das göttliche Wohlgefallen behalten. So aber brachte der Prophet das göttliche Mißfallen zum Ausdruck, indem er sagte: „Hat Jahwe Lust an Brandopfern und Schlachtopfern, wie daran, daß man der Stimme Jahwes gehorcht? Siehe, Gehorchen ist besser, als Opfer, Aufmerken besser, als das Fett der Widder.”

Prüfungen der königlichen Priesterschaft

Laßt uns überlegen, ob es nicht gleiche Prüfungen für die königliche Priesterschaft gibt. Oft kommen Prüfungen zu dieser Klasse, nachdem sie sich bereits eine lange Zeit in der Schule Christi befanden. Der Apostel spricht zu einigen von diesen, wenn er sagt: „Da ihr der Zeit nach Lehrer sein solltet, bedürfet ihr wiederum, daß man euch lehre, welches die Elemente des Anfangs der Aussprüche Gottes sind”, die Lehren Christi. - Hebräer 5:12 Manchmal sind wir erstaunt über andere, manchmal über uns selbst, daß wir so langsam Fortschritte gemacht haben, daß wir augenscheinlich in der Bildung des Charakters und der Würdigung der Prinzipien, die unter den Gesalbten des Herrn herrschen sollten, die für den Thron vorbereitet werden, so wenig Siege errungen haben. Sauls Schwierigkeiten und Prüfungen mögen einige der unseren repräsentieren.

1. Ein selbstsüchtiger Geist, ein Verlangen nach dem Besten derjenigen, welche der Herr verurteilt hat; eine Bereitschaft, sie zu verschonen, weil sie uns von einem selbstsüchtigen Standpunkt, vom fleischlichen Gesichtspunkt aus, gefallen.

2. Ein Geist der Menschenfurcht. Wie Saul fürchtete, sich die Mißbilligung des Volkes zuzuziehen, auf der einen Seite zu engherzig, und auf der anderen zu sorglos zu erscheinen, so kommt zu dem Volk des Herrn eine Versuchung, ihren Weg nicht ausschließlich durch das Wort des Herrn vorzeichnen zu lassen, sondern den Meinungen anderer nachzugeben. Das ist die Menschenfurcht, die einen Fallstrick legt. - Sprüche 29:25 Wir werden vom Geist der Welt verstrickt. Von solchen sagt der Herr: „Wie könnt ihr glauben (in rechter Jüngerschaft beharren), die ihr Ehre voneinander nehmt, und die Ehre, welche von Gott allein ist, nicht suchet?” - Johannes 5:44

3. Sauls dritte Schwierigkeit war, daß er eine zu nachlässige Wertschätzung für das Wort Gottes besaß. Das ist eine Schwierigkeit, die beinahe jedem Nachfolger des Herrn anhaftet, der in der Lehre oder im Wandel abirrt. Mit welcher Sorgfalt sollten wir auf uns achten, damit wir nicht, nachdem wir Teilhaber eines so großen Segens geworden sind, wie unsere Salbung ihn enthält, der glorreichen Verwirklichung in dem Königreich verlustig gehen.

Laßt uns darauf achten, daß wir alle Liebe zur Sünde in jeder Form ablegen, und daß wir des Herrn Gnade so hoch schätzen, daß menschliche Freundschaft für uns gar nicht in Betracht kommen kann, wenn sie nicht in voller Harmonie mit dem göttlichen Programm ist. Damit diese rechten Beziehungen andauern mögen, laßt uns auf Sein Wort achten.

Laßt uns auf das Wort des Apostels achten, daß wir nicht wider Fleisch und Blut kämpfen, sondern wider die geistigen Mächte der Bosheit in den himmlischen Örtern. - Epheser 6:12 Laßt uns bedenken, daß diese bösen Geister die Macht besitzen, uns in gewissem Maße in bösen Gesinnungen zu bestärken. Und in dem Maß, in dem wir unserem Geist selbstsüchtige, sündige oder unedle Gedanken gestatten würden, könnten diese unsichtbaren Widersacher der Heiligen Macht über sie gewinnen. Laßt uns im Gegensatz dazu bedenken, daß wir in demselben Maße, in dem unsere Herzen dem Herrn und seinem Worte, und dem Geist der Wahrheit, dem Geist der Liebe, treu sind, von einem heiligen Einfluß umgeben sind, der uns schützt, so daß von solchen gesagt werden mag: „Der Böse tastet ihn nicht an.” - 1. Johannes 5:18

Die Prüfung in vollkommener Liebe

Die Schrift deutet ganz klar auf eine große Prüfung für die Kirche in den nächsten Jahren hin. Sie wird für sehr viele entscheiden, was Sauls Prüfung für ihn entschied. Sie wird entscheiden, ob Gottes Gnade mit den Gelegenheiten und Privilegien des Königreiches andauern wird. Zu den Treuen sagt der Herr: „Fürchte dich nicht, kleine Herde, es ist eures Vaters Wohlgefallen, euch das Königreich zu geben.” Den anderen wird geantwortet werden, wie dem Saul: „Gehorsam ist besser, als Opfer;” du bist verworfen. In der Offenbarung sagt uns der Herr, wie die Philadelphia-Kirche bewahrt wurde „vor der Stunde der Versuchung, die über den ganzen Erdkreis kommen wird, um die zu versuchen, welche auf der Erde wohnen”. - Offenbarung 3:10 Es ist von Prüfungen die Rede, die über die Laodicäa-Kirche kommen, die zur Zeit der Gegenwart des Menschensohnes lebt, wenn er an der Tür steht und anklopft. - Offenbarung 3:20 Uns wird gesagt, daß in dieser Prüfung Tausend fallen werden zur Seite und Zehntausend an der rechten Hand des einen Leibes der wahren Kirche, deren Haupt Jesus ist. Der Apostel Petrus schildert in bildhafter Sprache, daß die Himmel in Feuer geraten sind. - 2. Petrus 3:12 Er zeichnet symbolisch die kirchlichen Einflüsse unserer Zeit. Paulus spricht von dem „Feuer, das eines jeden Werk bewähren wird”. - 1. Korinther 3:13 Wir wissen, daß nur das Gold, das Silber und köstliche Steine des göttlichen Charakters und der göttlichen Lehre die feurige Prüfung bestehen werden. Sicherlich, niemand vom Volk des Herrn kann solche Prüfungen ignorieren - besonders niemand von denen, die mit uns glauben, daß wir jetzt in dieser Prüfungszeit leben.

Wenn der Prüfstein des von Gott gebilligten Charakters die Liebe ist - vollkommene Liebe zu Gott, zu den Brüdern, ja, auch zu unseren Feinden - dann laßt den Gedanken fortwährend vor unserem Geiste sein, damit wir nicht überrascht werden, damit wir von dem großen Widersacher nicht betrogen werden, der noch immer gern Finsternis für Licht und Licht für Finsternis in allen Bereichen des Lebens ausgeben möchte. Wir denken, daß der große Konflikt, der schließlich die Welt erreichen und in Anarchie gipfeln wird, welche Gesetz und Ordnung umstürzt, mit der Kirche beginnen wird; mit den Geweihten, Geheiligten, Erleuchteten. Hat uns der Herr nicht prophezeit, daß in allen Dingen das Gericht am Hause Gottes anfangen muß? - 1. Petrus 4:17 Es muß unbedingt mit denen beginnen, die die höchste Stellung in diesem Hause einnehmen in bezug auf Licht, Erkenntnis und Privilegien.

Sind wir auf diese Prüfungen vorbereitet? Wir lesen über diese Prüfungen, daß, so es möglich wäre, auch die Auserwählten verführt werden. Wir glauben noch immer, daß es Prüfungen in bezug auf vollkommene Liebe sein werden. Liebe und Selbstsucht sind die beiden großen Kräfte, welche die Welt und jeden einzelnen Menschen bewegen. Wir haben bereits gesehen, daß die Selbstsucht, welche die Welt in Kürze überwältigen wird, Lieblosigkeit in solchem Grade sein wird, daß die Schrift sagt: „Ich überliefere die Menschen, einen jeden der Hand seines Nächsten, und der Aus- und Eingehende hatte keinen Frieden.” - Sacharja 8:10 und 11:6 Sollen wir dieselbe Situation in der Kirche erwarten - jeder wider seinen Nächsten, die Zunge jedes Bruders wider den anderen Bruder im Herrn? Sollen Zorn, Bosheit, Haß, Neid und Streit die Kirche Christi überwältigen? Können solche Dinge irgend eine Stätte finden oder Einfluß gewinnen bei denen, welche die Wahrheit kennen? Wir befürchten, daß wir genau das zu erwarten haben.

Wir haben die Gewohnheit die Worte unseres Herrn: „Der Bruder wird den Bruder zum Tode überliefern”, so anzusehen, als ob sie sich nur auf des Herrn Lebenszeit und die finsteren Jahrhunderte beziehen. Vergessen wir nicht, daß ähnliche Verhältnisse am Ende dieses Zeitalters erwartet werden müssen. Die Überlieferung mag nicht physisch geschehen. Das Kreuzigen, das Rösten mag nicht buchstäblich geschehen. Wir glauben aber, daß in jeder Hinsicht dieselben Dinge erwartet werden dürfen, allerdings nur in solchen Grenzen, die unsere Zivilisation ermöglicht. Es ist augenscheinlich nicht Prüfung genug für uns, „gehaßt zu werden von allen Menschen um meines Namens willen”. Wir müssen geprüft werden durch den Haß, die Bosheit, das Übelreden und Übeldenken derer, welche mit uns in die Schüssel getaucht haben, derer, welche mit uns teilhatten an den gegenwärtigen Dingen göttlicher Schätze am Tisch des Herrn, der geistigen Speise. Wenn das der Fall ist, so mögen wir in der Tat für die letzten Tage der Kirche des Leibes Christi Erfahrungen erwarten, ähnlich denen, welche in Gethsemane über den Meister kamen. Der Judaskuß muß davon wohl eine der schwersten gewesen sein.

Brüder, was sollen wir tun?

Als einige von denen, welche die Apostel am Pfingsttag hörten, die Wahrheit erkannten - daß sie und ihre Führer den Fürsten des Lebens gekreuzigt hatten - einige von ihnen tatsächlich und andere, weil sie nicht protestiert hatten - schnitt es denen, die rechtschaffen waren, ins Herz und sie riefen: „Was sollen wir tun?” Der Apostel versicherte sie der Vergebung, weil sie es unwissend getan hatten. So ist es auch bei uns. Wenn wir bemerken sollten, daß durch irgend eine Versuchung oder Verführung des Widersachers, wir einem Bruder Unrecht getan haben, so sollte uns das sofort ins Herz schneiden. Wir sollten zum Herrn gehen und nach göttlicher Vergebung suchen. Auch sollten wir zu denen gehen, welchen wir Unrecht getan haben, damit auch sie uns vergeben. So können wir die Niederlage von der Hand des Widersachers in einen Sieg für uns verwandeln.

Zweifellos ist ein solcher Sturm im Anzug, und wie der Prophet sagt, lautet die Frage nicht: Wer wird fallen, sondern „Wer wird bestehen?” - Maleachi 3:2 Tausend werden fallen für einen, der stehen wird. Die Auserwählten werden nicht verführt werden. Es stellt sich aber die Frage: Sind wir die Auserwählten? Und unsere Antwort muß lauten, daß der Herr diese Angelegenheit entscheiden wird - je nach dem, wie wir entscheiden, wenn wir uns in der Prüfung befinden. Es ist unmöglich für uns zu erahnen, welches die verschiedenen scheinbaren Gründe für Unbrüderlichkeit, für den Verlust der Liebe eines Bruders sein werden. Wenn wir auf den Widersacher hören, so wird er uns davon überzeugen, daß es in Ordnung sei, die reguläre Vorschrift für das rechte Handeln außer Acht zu lassen. Wenn wir uns darauf einlassen, wird er uns glauben machen, daß wir uns ganz im Recht fühlen, beim Verletzen all der verschiedenen Weisungen, welche der Herr, unser Gott, uns gegeben hat. Es wird bei jedem von uns liebevolle Treue für den Herrn und für die Brüder erfordern, um fähig zu sein, den Prüfungen dieses Tages zu widerstehen. Wir wollen an dieser Stelle nochmals alle Nachfolger des Herrn an das erinnern, was bereits in Schriftstudien-Band 6 im Kapitel 9 ausgeführt wurde. Es handelt sich um den Hinweis auf den Weg, den die neue Kreatur in jeder Angelegenheit des Lebens gehen sollte, wenn man sich von einem Bruder beleidigt fühlt. Unser Herr hat diesen Weg in Matthäus 18:15 - 17 vorgezeichnet.

Wir dürfen überzeugt sein, daß der Widersacher jedes Mittel einsetzen wird, uns von diesem klar ausgesprochenen Gesetz der Liebe abzubringen. Er wird versuchen, uns glauben zu machen, daß es nicht auf die Schwierigkeit, die uns bekümmert, anwendbar sei. Laßt uns auf alle solche Einflüsterungen Satans antworten: „Weiche von mir.” Der vorstehende Artikel besitzt diese Deutlichkeit, weil auch unter unseren Geschwistern Mißverständnisse bestehen. Dies betrifft unter anderem die Bekundung eines lieblosen Geistes, eines überstrengen, unbrüderlichen Geistes, eines Geistes, der in direktem Widerspruch zu der goldenen Regel und den Weisungen des Herrn steht, allein zu ihm zu gehen, zu suchen, den Bruder zu gewinnen, und ihn nicht auszuschließen, noch zu exkommunizieren. Im Gegenteil, wir sollen die Bereitschaft haben, für unsere Geschwister zu sterben. „Auch wir sind schuldig, für die Brüder das Leben darzulegen.” - 1. Johannes 3:16

Laßt uns bedenken, daß dieser lieblose Zustand des Herzens, dieser überstrenge Geist, nicht plötzlich über jemanden hereinbricht, sondern sich nach und nach entwickelt. Darum sollte jeder einzelne vom Volk des Herrn täglich sein Herz erforschen, um zu sehen, ob er dort irgend etwas von dem Geist der Bosheit gegen irgend jemanden, gegen Heilige oder Sünder finden kann, den der Herr bildlich als Sauerteig bezeichnet und dessen Einfluß so verderblich ist. „Ein wenig Sauerteig durchsäuert die ganze Masse.” - 1. Korinther 5:6 Ein wenig Neid, ein wenig Bosheit, ein wenig Ärger, ein wenig Haß und ein wenig Streit mag unsere Herzen vollständig durchsäuern. So wird in verhältnismäßig kurzer Zeit die Süßigkeit unserer neuen Natur, der Geist der Liebe, in ätzende Bitterkeit verkehrt. Zudem bleibt der Sauerteig nicht leicht bei einem, sondern er dehnt sich auf andere aus. So mögen viele befleckt werden. Ein Dichter hat gesagt:

„Wir sind nicht auf einmal am schlimmsten;
Der Lauf des Bösen beginnt so langsam, und aus so kleinen Quellen,
Daß eines Kindes Hand den Bruch mit Erde verstopfen könnte;
Aber laß den Strom tiefer werden, und Philosophie,
Ach! und Religion auch wird vergeblich versuchen,
Den reißenden Lauf aufzuhalten.”


Tagesanbruch Bibelstudien- Vereinigung