Israels großartige Errettung

„Gott rettete Israel an dem Tage aus der Hand der Ägypter, und Israel sah die Ägypter tot am Ufer des Meeres.” - 2. Mose 14:13 - 27 und 30

Das Sterben der Erstgeburt überzeugte die Ägypter schließlich davon, daß es tatsächlich ratsam ist, die Hebräer los zu werden. Ebenso entschieden wie sie zuvor für ihr Bleiben im Lande gewesen waren, trieben sie nun ihren Auszug voran. Sie halfen ihnen sogar dabei und drängten sie zur baldigen Abreise. Als die Israeliten sie um Abschiedsgeschenke in Form von Schmucksachen und dergleichen baten, gaben ihnen die Ägypter diese mit großer Bereitwilligkeit. Wahrscheinlich hatten sie das Gefühl, sie könnten die Jahre schwerer Zwangsarbeit einigermaßen wieder gut machen, indem sie ihnen Großmut erwiesen. Wie verabredet, versammelten sich die Hebräer zur bestimmten Zeit in Sukkoth, das auf dem Wege nach Palästina lag. Es waren beinahe zwei Millionen Menschen, und ihre Viehherden müssen sehr beträchtlich gewesen sein. Es kommt einem fast unglaublich vor, daß soviel Volk gleichzeitig und so plötzlich ausrücken konnte. Man muß aber bedenken, daß sie eine lange Zeit zur Vorbereitung hatten. Sie warteten nur auf den einen Augenblick, wo Pharaos Erlaubnis kam. Auch hatten die Menschen damals und in dem Lande weit weniger Lebensbedürfnisse, als es heutzutage der Fall ist. Den Fellahs und den Arabern macht es nichts aus, nachts auf freiem Felde zu schlafen, eingewickelt in ihre Obergewänder, und einen Stein zum Kopfkissen wie Jakob. Es gibt verschiedene Beispiele solcher Völkerwanderungen, die häufig vorkommen. Noch am Ende des vorletzten Jahrhunderts wanderte ein ganzes Nomadenvolk von 400.000 Tartaren bei Nacht aus und überschritt die Grenze Rußlands.

Ein Augenzeuge berichtet von einem ähnlichen großen Auszug vor etwa 200 Jahren nahe bei demselben Lande Gosen, wo die Israeliten gewohnt hatten. Mohamed Ali wollte in der Nähe von Jerusalem eine Seidenfabrik errichten. Er pflanzte daher Maulbeerbäume an und ließ syrische Arbeiter aus Damaskus und Beduinen aus Arabien kommen, denen er fruchtbare Weideplätze gab und denen er Freiheit von Abgaben und Militärdienst versprach.

Viele Jahre lang lebten sie dort in Wohlstand, und das Volk vermehrte sich. Nach dem Tode ihres Herrn unternahm man Versuche, sie zu besteuern und zum Militärdienst heranzuziehen. Ihre Weigerungen blieben unberücksichtigt. Eines Nachts machte sich daher die ganze Bevölkerung mit ihren Kindern und Schafherden auf, und wanderte zu ihren Stammesgenossen im Osten Ägyptens zurück. Ihre Heimstätten ließen sie leer zurück. Als der französische Architekt Ferdinand de Lesseps Mitte des 19. Jahrhunderts in die Gegend kam, um den Suezkanal zu erbauen, war die gesamte Siedlung ein einziges Bild der Verlassenheit und Einöde.

Die israelitischen Scharen zogen zunächst nordwärts, dann östlich nach Etham, und wandten sich hierauf der südlichen Richtung zu. Dies hat den Anschein eines Schwankens in der Leitung seitens ihres Führers Moses und von Gott, seinem Ratgeber. Aber wir können uns darauf verlassen, daß dem Herrn alle Wege bekannt waren, und daß dieses Umherwandern absichtlich geschah. Wahrscheinlich lag es im ursprünglichen Plan, die Hauptstraße entlang zu ziehen, die von Ägypten nach Palästina durch das Land der Philister führt. Aber das Volk war jetzt nicht in der Verfassung, gegen Feinde kämpfen zu können. Es gab noch eine andere Straße durch die Wüste, aber durch diese konnten sie wegen ihrer zahlreichen Viehherden nicht ziehen, weil das Weideland und das nötige Wasser fehlten.

Eine lichte Wolke - eine dunkle Wolke

Das Volk wurde vom Herrn südwärts geführt, und zwar durch eine deutlich sichtbare Wolkensäule, die in der Nacht hell leuchtend und am Tage dunkel war. Gleichzeitig verlieh sie Schutz gegen die Hitze der Sonne. Diese Naturerscheinung wurde von den Ägyptern und anderen Völkern wahrscheinlich nicht bemerkt. Die Israeliten erkannten darin jedoch ihre Leitung. Sie hatten gelernt, sich auf Gott als sicheren Führer zu verlassen. Diese Wolke war keineswegs etwas Außergewöhnliches. Sie stand auch nicht im Widerspruch zu den Naturgesetzen. Sie war einfach da, und sorgte vierzig Jahre bei dem Volke auf all ihren Wanderungen für einen sichtbareren Beweis von Gottes Fürsorge für sie. Außerdem konnte sie ihnen sehr zur Glaubensstärkung dienen. Erst, als sie am Schluß ihrer Reise den Jordan überschritten hatten, hörte diese Erscheinung am Himmel auf.

Folgen wir der Erzählung von Israels Errettung und Gottes Führung, so darf das geistige Israel nicht übersehen, daß unsere Errettung aus der Welt - für die Ägypten ein Vorbild ist - noch viel merkwürdiger ist. Als wir durch des Geistes Wirken in uns der Macht der Welt, des Fleisches, und des Widersachers zu entrinnen suchten, waren verschiedene Wege möglich, aber nicht alle gleich günstig. Wären wir uns selbst überlassen, so wählten wir gewiß den falschen Weg durch das Philisterland, wo uns die Kämpfe zu schwer gewesen wären, oder auch den Weg durch die Wüste, wo Hungersnot und Mutlosigkeit uns befallen hätten.

In all unseren Lebenslagen ist es also notwendig, zu dem rechten Wegweiser aufzublicken, dann bleiben wir vor der Hitze der Trübsal und Verfolgung verschont, und finden auch im Dunkeln genügend Licht und Erheiterung. Es ist auch so von Gott geordnet, daß das wahre Israel, bis daß es den Jordan überschritten hat und in das himmlische Kanaan eingezogen ist, der Leitung von oben bedarf. Selig sind diejenigen, deren Glaube lebendig ist, und die Gottes Gnadenbeweise verstehen und gern annehmen. O Herr, gib, daß wir uns zunehmend auf Deine Führung verlassen und Deiner Weisheit alles zutrauen, die unsere irdischen Verhältnisse ordnet, bis daß wir endlich durch Dein Wort und Deine Gnade in die Ruhe des wahren Kanaans gelangen!

Unterwegs umherirrend

Da die Israeliten des Herrn Führung deutlich durch die lichte oder dunkle Wolke erkannten, folgten sie voller Vertrauen der veränderten Richtung von Nordost nach Süden. Bei den Ägyptern entstand jedoch ein ganz anderer Eindruck. Mehrere Tage waren vergangen. Die Trauer um die Erstgeborenen war vorüber. Jetzt wurde ihnen ihr großer Verlust durch den Wegzug der Hebräer wieder bewußt. Schließlich waren sie sehr tüchtige Dienstboten, und die Ägypter hatten die Gewohnheit, das sehr stark auszunutzen. Der Gedanke, daß sie keine Waffen mitgenommen hatten und auch überhaupt keine Kampferfahrung besaßen, belebte in ihnen Hoffnung, sie wieder zurückholen zu können. Sie wollten zu ihnen sagen: „So, nun habt ihr eure gewünschten Feiertage gehabt, jetzt kehrt wieder in die alten Verhältnisse zurück.” Als sie nun von dem Hin- und Herschwanken in der Richtung ihrer Wanderungen Kunde erhielten, - zuerst nach Nordost, dann dem Süden zu, schlossen sie daraus, sie hätten sich unterwegs verirrt, sie wüßten auch wohl nicht so recht, wohin sie ziehen wollten. Das war eine ganz richtige Schlußfolgerung. Werfen wir einen Blick auf die Landkarte, so erkennen wir, daß sie wieder die Richtung nach Ägypten einschlugen, anstatt entgegengesetzt zu wandern, wenn sie nach Palästina gelangen wollten. Im Geist hören wir die Ägypter sagen: „Was für einfältige Leute! Sie hatten es doch so gut, als sie in unseren Diensten standen, viel besser, als jetzt, wo sie frei sind. Sie wissen gar nicht, was sie machen sollen. Gewiß laufen sie bald auseinander. Die meisten kehren jedenfalls zu uns zurück.” Aus purem Eigennutz hielten es die Ägypter sogar für ihre Pflicht, sie zurückzuholen und sie wieder ihre Knechte sein zu lassen. Die Ägypter hatten immer noch nicht erkannt, daß sie mit dem Gott Israels stritten. Ebensowenig hatten die Israeliten es wirklich verstanden, daß Gott sie aus Ägypten herausgeführt hatte, und nicht Moses oder sie selbst.

In der Zwischenzeit hatten sich die israelitischen Scharen wieder in Richtung Westen gewandt, den Bitterseen zu, in die die nördliche Spitze des Roten Meeres ausläuft. Da ertönt plötzlich der Schreckensruf: Sechshundert Wagen von Pharao jagen hinter uns her! Entsetzen kam über die ganze Menge, Kinder schrien, Mütter rangen weinend die Hände, und auch das stärkste Herz der Männer erzitterte. Wie Kinder in der Not zum Vater laufen, so kamen sie zu Moses und machten ihm Vorwürfe: Waren in Ägypten keine Gräber und hast du uns darum weggeholt, damit wir in der Wüste sterben? Warum hast du uns das angetan - warum hast du uns aus Ägypten herausgeführt? Haben wir dir nicht in Ägypten gesagt: Laß uns in Ruhe, und laß uns den Ägyptern dienen? Denn es wäre besser für uns, ihnen zu dienen, als in der Wüste zu sterben.

Auch das geistige Israel verirrt sich

Genauso machen es Gottes Kinder heute noch. Glücklich sind sie aus der Welt herausgekommen. Sobald jedoch Versuchungen und Schwierigkeiten auf sie zukommen, werden sie kleingläubig, seufzen und denken: „Ach, hätten wir uns doch nicht auf diesen Weg begeben, der in die Freiheit führt, mit der Christus uns frei gemacht hat, und nach der Ruhe und dem Frieden des verheißenen Landes.” Alles das ist uns versprochen, aber es scheint ihnen so in weiter Ferne, ja unmöglich, bis dahin zu gelangen. Moses hingegen war voll Mut und Vertrauen. Das war ganz natürlich, denn er hatte dem Volk doch so viel Erfahrung voraus. Er war der Führer, unter dessen Leitung Israel Ägypten verließ. Auch unser himmlischer Führer sagt, so wie damals Moses: „Fürchtet euch nicht, stehet fest und sehet, was für eine Errettung der Herr heute an euch tun wird. Denn die Ägypter, die ihr heute sehet, werdet ihr hinfort nicht mehr sehen ewiglich.” Moses lebte jedenfalls in sehr enger Verbindung mit Jahwe, wenn er mit solcher Sicherheit einen Ausweg aus so schweren Nöten voraussagen konnte.

Ebenso dürfen wir unserem Herrn Jesus vertrauen, wenn er sagt, daß die Macht des Feindes Grenzen hat. Sie darf die Grenzen des jetzigen Zeitalters nicht überschreiten. Wenn der Morgen, das tausendjährige Friedensreich anbricht, werden wir sehen, wie alle Mächte des Bösen gestürzt werden. Moses fügte noch hinzu: „Der Herr wird für euch streiten, und ihr werdet stille sein.” Und auch Seinen Gläubigen verspricht Gott: „Größer ist der, der mit uns, als der mit ihnen ist, wie mächtig die Feinde auch seien.” „Ist Gott für uns, wer mag wider uns sein?” So sprechen Seine Getreuen, daher „fürchte ich kein Unglück, denn Du bist bei mir, Dein Stecken und Stab trösten mich”.

Israel wird befohlen, vorwärts zu gehen

Vor den Reisenden lag nun das Rote Meer, hinter ihnen Ägypten, und unmittelbar auf ihren Fersen war das Dröhnen der Wagen und Reiter Pharaos zu hören. Noch sind die Israeliten nicht bis an das Ufer des Wassers gelangt. Da kommt Moses Befehl, vorwärts zu gehen. Keine Anweisung, wie sie durch die Fluten gelangen sollen! Moses Glaubenskraft erweist sich bei diesem Befehl als stark, aber auch der Glaube des Volkes wird jetzt auf die Probe gestellt. Im Gehorsam wandern sie weiter, gerade auf das Wasser zu. Handelt Gott nicht ebenso mit Seinen Kindern? Läßt Er nicht manchmal zu, daß sich Berge von Unglück und Widerwärtigkeiten aller Art vor ihnen auftürmen?

Führt Er sie nicht oft einen Weg, auf dem es kein Entrinnen vor einer drohenden Gefahr zu geben scheint? Dann ist der Augenblick gekommen, wo man auf Seine Stimme horchen und im Glaubensgehorsam voranschreiten muß - ohne Zweifel, im festen Vertrauen, daß, der in uns das gute Werk angefangen hat, es auch am Tage Jesu Christi vollenden wird - beim Anbruch des neuen Gnadenreiches.

Nach Gottes Anweisung ergriff Moses seinen Stab und streckte ihn über das Meer aus. Er hatte die feste Gewißheit, daß die Fluten sich teilen und den nötigen Ausweg aus ihrer gefahrvollen Lage schaffen würden. Wer diese Erzählung liest, muß seinen Glauben nicht besonders bemühen, um sich in etwa Bilder vorzustellen, in denen die Israeliten am Ufer gestanden hätten und etwa sechzig Kilometer entfernt wäre das gegenüberliegende Ufer des Roten Meeres gewesen. Es bedarf nicht der Vorstellung, die Wasserberge hätten auf jeder Seite mehrere Meter emporgeragt wie senkrechte Wände und das Volk Israel hätte zuerst tief hinab auf den Meeresgrund und auf der anderen Seite wieder in die Höhe steigen müssen. Wir zweifeln nicht im geringsten, daß Gott im Notfall das ganze Meer plötzlich hätte austrocknen können, aber wenn man die Verhältnisse an Ort und Stelle kennt, so liegt eine solche Notwendigkeit gar nicht vor. Man muß sich nicht vorstellen, daß Gott Seine Wunder gewaltiger macht als nötig. Betrachten wir dieses Wunder, wie es sich in Wirklichkeit zutrug, und wir sehen, wie alles vernunftgemäß vor sich ging. Trotzdem bleibt es in unseren Augen ein Wunder, obwohl wir den Hergang nachvollziehen können.

Am oberen Ende des Meeres liegt eine marschige Ebene, in der sich mehrere Seen, die Bitterseen befinden, deren Wasser starken Salzgehalt hat. Um diese Zeit muß das Rote Meer, das eigentlich nur ein großer See ist, bis zum Mittelmeer gereicht haben. Da, wo es in dem sumpfigen Marschland mit seinen zahlreichen kleinen Seen zusammenstößt, ist das Wasser nie tief, und Pferde können zur Zeit der Ebbe das Rote Meer in der Gegend leicht durchwaten. Napoleon hat es mit seiner Reiterschar getan, wobei er jedoch beinahe sein Leben eingebüßt hätte. Wenn die Flut zurückkehrt, so liegen die Verhältnisse ganz anders, denn die Flutwellen sind dann sehr hoch.

Die Erklärung eines Wunders

Die Schilderung des gesamten Vorganges ist genau in Übereinstimmung mit dem, was wir zuvor dargestellt haben. Zur Zeit der Ebbe wehte ein starker Wind nordwärts, und so wurde auf eine lange Strecke Sandboden freigelegt, über den die Israeliten in voller Sicherheit bis zum Morgen schritten. Die lichte Wolke erleuchtete ihnen die Nacht, während die dunkle Seite den Ägyptern zugekehrt war und sie in Finsternis einhüllte, so daß die Verfolger in ihrer Jagd hinter ihnen her es schwer hatten, sich zurechtzufinden. Wahrscheinlich konnten sie die Richtung der Flüchtlinge nur durch das dumpfe Geräusch von Stimmen und Tönen erraten. Es ist sehr wahrscheinlich, daß die Ägypter nichts von der eingetretenen Ebbe und von dem durch den starken Wind ausgetrockneten Meeresboden wußten; sie hatten wohl keine Ahnung, daß sie die Israeliten auf dem Bodensand des Meeres verfolgten. Als die Fliehenden die Strecke bis zum jenseitigen Ufer glücklich zurückgelegt hatten, streckte Moses seinen Stab wieder aus. Der Wind veränderte seine Richtung, und das Wasser strömte wieder zurück, denn die Zeit der Flut war jetzt da. Als sich die Ägypter nun mitten auf dem sandigen Meeresboden befanden, merkten sie, wie der Sand unter ihren Füßen immer weicher wurde. Die Wagenräder gruben sich tief ein und zerbrachen, ihre Pferde blieben bei der Antrengung sich herauszuziehen stecken. Es entstand eine allgemeine Verwirrung, und die schnell über sie hereinstürzenden Flutwellen bereiteten ihnen einen jähen Untergang.

Wir lassen hier einige Berichte von Augenzeugen solcher Ebben und Fluten und Erklärungen dieses Ereignisses von Naturforschern folgen:

„Ein plötzlich eingetretener Südostwind jagte die ganze Wassermenge der seichten Bucht nach Nordwesten, während zu gleicher Zeit eine starke Ebbe eintrat, wodurch die unteren Gewässer südwärts getrieben wurden, so daß der Meeresgrund auf eine weite Strecke trocken gelegt war.”

„Es geschah bald nach dem Vollmond der Tag- und Nachtgleiche, der immer eine tiefe Ebbe und eine starke Flut zur Folge hat. Die Wogen sind Suez gegenüber zwei bis drei Meter hoch, bei heftigen Winden noch höher, und nach der Ebbe kehren sie mit rasender Schnelligkeit und Gewalt zurück.”

„Der französische Architekt Lesseps erzählt von außergewöhnlichen Ereignissen in Sturmperioden, die alle fünfzehn bis zwanzig Jahre vorkommen. Er sah einst, wie am Nordende des Meeres große Strecken durch den Wind vollständig trocken gelegt waren.”

„Das starke Einsetzen des Windes bei der Gelegenheit des Durchzugs der Israeliten durch das Meer würde ebenso sehr ein Wunder bedeuten, als das sich das Wasser plötzlich teilte, ohne das eine fremde Ursache dazu gekommen wäre.”

Es heißt in der Schrift „das Wasser war ihnen gleich Mauern zur Rechten und zur Linken”; darunter brauchen wir uns nicht gerade senkrechte Mauern vorzustellen, sondern einen Damm, eine Schutzwehr auf jeder Seite. Die Israeliten konnten ruhig vorwärtsgehen, die Gefahr war hinter ihnen, und auf beiden Seiten waren sie gut beschützt.

Der Untergang der Ägypter

Wer noch an dem Glauben festhält, daß jetzt die Probezeit der ganzen Menschheit zur Erlangung des ewigen Lebens ist, und das ewige Verdammnis über alle kommt, die unterliegen, müßte sich wundern, warum Moses und die Israeliten nicht die Gelegenheit, den untergehenden Ägyptern zu predigen, ergriffen. Warum verließen sie überhaupt Ägypten und blieben nicht unter ihnen als Missionare wohnen? Warum nahm ihnen Gott solch ausgezeichnete Gelegenheit zur Missionstätigkeit? Ferner müßte man sich wundern, wie Moses und das Volk Israel sich bei dem Gedanken freuen konnten, daß tausende von ihren Feinden jetzt der ewigen Qual entgegengingen. Gott sei gelobt, daß Er uns in Seiner Gnade Licht gegeben hat, die in Seinem Wort enthaltenen Lehren immer deutlicher zu erkennen. Wir verstehen, daß die Zeit zur Evangelisation der ganzen Welt noch nicht da war, denn das Lösegeld war noch nicht dargebracht. Daher konnte den Ägyptern noch kein ewiges Heil dargeboten werden. Christus starb erst sechzehn Jahrhunderte später für die Sünden der ganzen Welt. Und als er dann erschien, war sein Erlösungswerk in erster Linie nicht für die Welt, wie er auch nicht für die Welt bat. „Ich bitte nicht für die Welt, sondern für die, die du Mir gegeben hast.” - Johannes 17:9 Nach dem göttlichen Programm ist sein erstes Werk die Auserwählten zu sammeln. Mit dessen Vollendung endet das jetzige Zeitalter und das Werk für die Welt nimmt seinen Anfang. Dann werden all diesen Ägyptern, den Sodomitern und der übrigen Menschheit durch Christus und die Seinen große Segnungen zufallen.

Daher stürzten diese ägyptischen Scharen in den Tod, gerade wie damals die Leute von Sodom und Gomorrha, und die ganze Welt folgt ihnen hinab in das große Gefängnis, das Grab, Scheol oder Hades genannt. Wir sind froh, daß unser Meister sagt, „alle, die in den Gräbern sind, werden hervorgehen”, die Wenigen, die Gutes getan haben, zur Vollkommenheit des Lebens, aber die großen Massen zum Gericht. Das ist ihre Probezeit, und wenn sie gehorsam sind, können sie am Schluß derselben durch die Erkenntnis des teuren Gottessohnes zum ewigen Leben gelangen. Denken wir an die Worte des Herrn, daß es Sodom und Gomorrha am jüngsten Tage, am großen Gerichtstag, erträglicher ergehen wird, als denen, die schon mehr Erkenntnis hatten und nicht danach handelten. Dann darf man auch wohl annehmen, daß manche von den in Selbstsucht und Verblendung gehaltenen ägyptischen Reitern mehr zu entschuldigen sind, als viele von dem wahren Samen Abrahams, die durch Moses wohl herausgeführt, aber aus Mangel an Glauben in der Wüste starben. Der Untergang der ägyptischen Heerscharen ist ein Vorbild von dem künftigen Sturz der Mächte des Bösen und der Knechtschaft durch Christus.

„Das Lied Moses und des Lammes”

Wenn es noch der Beweise gegen die Entwicklungslehre - die Abstammung des Menschen von Affen - bedürfte, so wäre hier ein Beweis durch die Art und Weise geliefert, wie die Israeliten den Sieg des Herrn auffaßten, als er sie so glücklich durch das Rote Meer brachte, und ihre Verfolger dem Untergang preisgab. Feierten sie diese Ereignisse durch ein Volksfest mit Tanz, Gelage und wüsten Belustigungen? Nein, ganz das Gegenteil. Überströmend von frommen Gefühlen lobten und preisten sie ihren Gott und Erretter. Moses dichtete einen Lobgesang, den sie gemeinsam anstimmten, wobei Miriam, die Schwester von Moses, und eine Schar Sängerinnen den Chor bildeten, und einzelne Teile des Lobliedes wiederholten. Hebräische Gelehrte haben letzteres, wie es in 2. Mose 15:1 - 20 geschrieben steht, auf seine Echtheit hin geprüft und herausgefunden, daß die Sprache mehrfach mit ägyptischen Ausdrücken durchsetzt ist. Ebenfalls wird die Echtheit des Lobgesanges durch mehrere Psalmen bewiesen, wie z. B. im 106. Psalm, wo der liebliche Sänger den ganzen Hergang der Errettung und den Untergang der Feinde so lebendig schildert. Diese Ereignisse und das Lied Moses werden ferner vom Herrn Jesus selbst in seiner letzten Botschaft an die Gemeinden angeführt, wo er ihnen symbolisch eine gewisse Klasse von seinen Nachfolgern vor Augen stellt, die am Ende dieses Zeitalters eine ähnliche Errettung erfahren sollen, und welche dann „das Lied Moses, des Knechtes Gottes und des Lammes” singen. - Offenbarung 15:2 und 3

Wir geben wohl alle zu, daß es selbstverständlich war, wenn das Volk Israel den Herrn wegen Seiner großen Taten verherrlichte. Wieviel mehr muß dies aber dem geistigen Israel selbstverständlich erscheinen, das aus viel schwereren Banden und Nöten, vom Satan und der Sünde errettet ist, durch das Blut des Lammes Gottes, das für unsere Sünden in den Tod ging. Wenn schon solche ungelehrte Leute, die lange Jahre in der Sklaverei geschmachtet hatten, ohne Kenntnis der Gnadenbotschaft von Christus Jesus, derartige Lob- und Danklieder singen konnten, wieviel mehr sollten wir, die wir Seine Gnade und Güte geschmeckt haben, lobsingen, zur Ehre dessen, der uns von der Finsternis in Sein wunderbares Licht berufen hat. - 1. Petrus 2:9 Kann es uns daher verwundern, wenn wir überall in der Schrift von Gotteskindern, Dienern am Evangelium lesen, die laut rühmen, wie der Herr sie „herausgezogen hat aus der Grube des Verderbens und aus dem Schlamm” - Psalm 40:2 und 3, und wie er ihnen „ein neues Lied in den Mund gegeben hat, einen Lobgesang ihrem Gott”?

Dieses Lied können auch wir, die wir dem Herrn und Seiner Gnade Glauben bewahrt haben, singen, wenn auch die Vollendung unserer Errettung noch nicht da ist. Sie wird erst erreicht, wenn das ganze Volk Gottes gesammelt ist, - wenn im Millennium durch Gottes Gnade die blinden Augen der Welt sehend, die tauben Ohren hörend geworden sind. Wenn die Erkenntnis des Herrn die ganze Erde erfüllt, wenn Gott all die Seinen zu Sich genommen hat, wenn Er alle Menschen aus der Knechtschaft der Sünde und des Todes befreit, und sie in volle Übereinstimmung mit Gottes Zielen der Vollkommenheit durch das Werk der Wiederherstellung gebracht hat, denn „es kommen Zeiten der Erquickung, die Gott durch den Mund Seiner heiligen Propheten von Anbeginn der Welt an verheißen hat”. - Apostelgeschichte 3:19 - 21 Dann wird die vollständige Erfüllung dessen sein, was der Durchzug durchs Rote Meer und der Untergang der Feinde Gottes bildlich darstellt. Denn am Schluß des Tausendjährigen Reiches werden Satan und alle, die auf seiner Seite sind, als Feinde der Gerechtigkeit auf immer vernichtet. Aber allen, die das Gute lieben, das Böse hassen und in der Sonne Seiner Gnade leben, werden unter der Führerschaft ihres himmlischen Moses die Kräfte des ewigen Lebens zuteil, wie geschrieben steht: „Einen Propheten, gleichwie mich (Moses) wird euch der Herr, euer Gott, aus euren Brüdern erwecken; auf ihn sollt ihr hören in allem, was er zu euch reden wird. Es wird aber geschehen, daß jede Seele, die auf jenen Propheten nicht hört, aus dem Volke ausgerottet wird.” - Apostelgeschichte 3:22 und 23



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