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Die große Schar vor dem Thron
Die gegenbildlichen Leviten
Ausschließlich den Nachkommen Levis war es erlaubt, den inneren Hof um die Stiftshütte her-um zu betreten. Nur den als Priester amtierenden Leviten war gestattet, ins Heilige der Siftshütte einzutreten. Diese Priester schatteten die königliche Priesterschaft vor, deren Haupt Jesus und deren Glieder die wahren Nachfolger Jesu sind, während die Leviten den Haushalt des Glaubens, die aus Glauben Gerechtfertigten, darstellen. Die gegenbildlichen Priester sind in zwei Kategorien einzuteilen, deren zweite, bestehend aus denen, die nicht opfern, den großen Preis nicht erlangen, sondern die in der Offenbarung erwähnte große Schar vor dem Thron ausmachen wird. Wer sich einmal geweiht hat, von Gott angenommen wurde und des Heiligen Geistes teilhaftig geworden ist, kann seinen Weihebund nicht wieder verwerfen. Er kann nicht zur menschlichen Natur zurückkehren, sondern er kann nur auf geistiger Stufe vollkommen werden oder er verfällt dem zweiten Tod. Einen Mittelweg gibt es nicht. Die Bedingungen, unter denen der Herr ihn zum Geistwesen machen will, sind vernunftgemäß und logisch. Genauso sind die Bedingungen, die Er machen könnte, um ihn zu menschlichen Vollkommenheit zu führen.
Wenn im Tausendjahrreich die ganze Menschheit die Gelegenheit erhalten wird, sich mit Gott auszusöhnen, wird der vollständige Gehorsam dem Gebot der Liebe gegenüber die Voraussetzung dafür sein - nicht nur äußerlich, sondern von Herzen. Und wer am Ende des Tausendjahrzeitalters diese Herzensstellung nicht erlangt hat, der wird gewiß den zweiten Tod sterben. - Offenbarung 20:9, Matthäus 25:46 Gott kann nichts als gerecht annehmen, was noch im geringsten mit der Sünde sympathisiert. Diese selbe Regel, welche für die Welt im kommenden Zeitalter gelten wird, ist im Evangeliumszeitalter für die große Schar maßgebend. Um nach einem Verlust des großen Preises noch zu dieser großen Schar zu gelangen, wird es erforderlich sein, sich gezwungen, unter erschwerten Umständen als treu und gerechtigkeitsliebend zu erweisen, den Herrn und seine Regierungsweise nicht zu verleugnen, koste es was es wolle. Nur auf diesem Weg wird es möglich sein, dem zweiten Tode zu entrinnen und ewiges Leben zu empfangen. Die kleine Herde hingegen wartet nicht darauf, gezwungen zu werden. Für sie ist es eine Lust, den Willen des Vaters zu tun. Darum beeilt und müht sie sich, irdische Interessen beiseite zu tun, wo sich Gelegenheit bietet, das Leben in den Dienst des Königs und an den Brüdern und an der Wahrheit und Gerechtigkeit zu stellen.
Einmal geweiht, für immer geweiht
Vielleicht gelingt es einigen gläubigen Menschen nicht sogleich, in der großen Schar das Gegenbild der Levitenschaft zu erkennen. Wir wollen deshalb diesen Punkt hier näher untersuchen. Auf die Frage: „Wie können solche, die schon ein Opfer gebracht haben, das Gegenbild derer sein, die nicht opfern?” entgegnen wir, daß die große Schar eben nicht opfert. Ihr Weihe- oder Bundesgelübde lautete einst, zu opfern bis in den Tod. Hätten sie dieses Gelübde treu gehalten, so wären sie nicht der großen Schar, sondern der kleinen Herde zugerechnet worden, den Überwindern, der könglichen Priesterschaft. Nach Gottes Urteil haben sie jedoch nicht nach ihrem Gelübde gelebt und können daher nicht als Priester anerkannt werden. Eine Zeitlang waren sie Anwärter für die Priesterschaft, aber, da sie das Opfern unterlassen haben, können sie keine Mitglieder der Priesterschaft werden: ihre Unterlassung unterscheidet sie von ihren Brüdern und macht aus ihnen eine besondere Klasse, die sich zwar geweiht, aber sich nachher nicht an das Gelübde gehalten hat.
Wir müssen hier sorgfältig unterscheiden: die große Schar besteht nicht aus solchen, die den Herrn verworfen, absichtlich gesündigt, ihren Weihebund gering geachtet haben. Sie sind im Gegenteil in ihren Herzen der Gerechtigkeit zugetan und hängen am Herrn. Aber sie entwickeln nicht den verzehrenden Eifer, der Überwinder, wie die Schrift es versteht, aus ihnen machen würde. Sie lieben Gerechtigkeit und hassen die Sünde, aber sie handeln nicht konsequent genug diesen Prinzipien gemäß, um Nachbilder von Gottes geliebtem Sohne zu werden. So lange sie sich zum Herrn gehörig halten, ihn und seine Gerechtigkeit lieben, werden sie von ihm nicht gänzlich verworfen, wohl aber von der Brautklasse ausgeschlossen werden. Gott sei Dank! All diejenigen, die die Gerechtigkeit lieben und das Unrecht hassen, erhalten volle Gelegenheit, sich über diese Denkweise auszuweisen, und sie werden ewiges Leben erhalten. Und derer sind viele - die Schrift nennt sie eine große Schar, viel größer als die kleine Herde, wie auch die Leviten nach Tausenden zählten, während es lediglich fünf Priester waren.
Wenn also die Mitglieder der königlichen Priesterschaft alle Mitglieder des Haushaltes des Glaubens waren, bevor ihr Weihebund vom Herrn angenommen war, was werden sie sein, wenn sie infolge der Nichtausführung ihres Bundes nicht zur Priesterschaft gelangen? Sie bleiben Leviten. Ihre priesterlichen Vorrechte, ihre Kronen werden anderen gegeben. Ihre Namen werden aus dem Priesterverzeichnis gestrichen. Aber sie bleiben Glieder des Haushaltes des Glaubens, es sei denn, daß sie den Herrn und Seine Gnade absichtlich, willentlich verwerfen. Ihr Vorbild bleibt demnach immer noch der Stamm Levi.
Wenn die Rechtfertigung verloren ginge
In derselben Weise, wie unser Stand als Glieder der königlichen Priesterschaft im gegenwärtigen Leben nur auf Probe ist und geändert werden kann, wenn wir nicht opfern, genau so ist auch unsere Gerechtmachung oder Gerechtrechnung im gegenwärtigen Leben auf Probe und davon abhängig, daß wir im Glauben und Gehorsam verharren. Zweck der Gerechtrechnung aus Glauben ist es einfach, uns die Gelegenheit zu geben, uns für die königliche Priesterschaft zu weihen. Wäre es nicht Gottes Absicht, eine solche Priesterschaft auszuerwählen, so gäbe es keine Gerechtmachung aus Glauben, keine Anrechnung einer nicht vorhandenen Gerechtigkeit. Stattdessen hätte die ganze Menschheit auf die Heilsgelegenheit des zukünftigen Zeitalters zu warten, auf die tatsächliche Gerechtmachung, Vervollkommnung und Wiederherstellung, welche das Teil der Welt sein wird, auf die Gerechtmachung durch Werke in Verbindung mit Glauben. Denn nach Offenbarung 20:12 wird die Welt nach ihren Werken gerichtet (beurteilt) werden.
Im Gegensatz zur Welt werden die Berufenen schon im gegenwärtigen Zeitalter gerichtet, das bedeutet, sie werden nach ihrem Glauben und den Werken, zu denen sie dieser Glaube treibt, so unvollkommen diese Werke an sich auch sein mögen, beurteilt. Diese letzteren sollen lediglich Beweise unseres Glaubens sein, während im kommenden Zeitalter einzig vollkommene Werke annehmbar sein werden und der Glaube der Maßstab der Werke sein wird.
Wenn nun feststeht, daß der einzige Zweck unserer Rechtfertigung aus Glauben der ist, dem Glaubenden zu gestatten, seinen Leib (also sein Leben im Fleisch) darzustellen als lebendiges Opfer, heilig, Gott annehmbar, welches unser vernünftiger Dienst ist, so folgt, daß diejenigen, die als lebendige Opfer nie zu dieser Darstellung gelangen, die Gnade Gottes (die Gerechtmachung aus Glauben) umsonst empfangen haben. An solchen erfüllt die Gnade ihren ausschließlichen Zweck nicht. Sie wird daher innerhalb einer vernünftigen, von Gott bestimmten Frist hinfällig, wenn die Weihung, die sie ermöglichen soll, nicht erfolgt. Wenn dem so ist, so geht auch die Eigenschaft als gegenbildliche Leviten verloren, und die Betreffenden werden als zur Welt gehörend gerechnet, gerade wie die geweihten Priester, wenn sie das Opfer nicht vollziehen, wieder bloß als Leviten gerechnet werden.
Als Erkenntnis können wir festhalten: die königliche Priesterschaft besteht ausschließlich aus der kleinen Herde derer, die freudig und von Herzen ihr Leben in den Dienst des Königs stellen und hierin das Beispiel ihres Hohenpriesters Jesus befolgen. Die gegenbildliche Levitenschaft dagegen besteht aus der großen Schar derer, die sich zwar geweiht haben, aber den Priestergrad zu erwerben verfehlen, indem sie das Opfer nicht vollziehen.
Des Herrn Ziegenbock und der Sündenbock
In der Broschüre „Die Stiftshütte” (ebenfalls über uns zu beziehen, siehe hintere Umschlagseite - Anmerkung der Redaktion) wird ausgeführt, daß das Werk des gegenbildlichen Versöhungstages, d. h. des Evangeliumszeitalters, mit dem Opfer des gegenbildlichen Farren, unseres Herrn Jesu begann. Im Vorbild wurde das Blut des Farren vom Hohenpriester ins Allerheiligste hineingetragen und zur Versöhnung der Priesterschaft und Leviten (im Gegenbild: des Leibes des Christus und des Haushaltes des Glaubens) auf den Gnadenstuhl gesprengt. Nach dem Opfer des Farren kamen die zwei Ziegenböcke. Beide waren am Eingang der Stiftshütte gebunden (geweiht). Sie stellen die Gesamtheit der Geweihten dar und die Verschiedenheit ihres Loses stellt die Unterschiede zwischen der kleinen Herde und der großen Schar dar.
Des Herrn Ziegenbock ist das Vorbild der kleinen Herde, der königlichen Priesterschaft. So, wie er in gleicher Weise geopfert wurde wie auch der Farren - sein Fett auf dem Altar, seine Haut, seine Hörner und Hufe außerhalb des Lagers verbrannt und sein Blut ins Allerheiligste getragen wurde -, so machen die Glieder der kleinen Herde die gleichen Erfahrungen wie ihr Hohepriester: sie leiden mit ihm, sie sind gehaßt gleich ihm, sie gehen zu ihm außerhalb des Lagers und tragen seine Schmach. Doch wie ein Farren viel, ein Bock aber nur wenig Fett hat, so hatte auch unser Herr viel Liebe auf dem Altar Gottes zu opfern, während seine Nachfolger davon nur wenig besitzen und ihr geringes Opfer auch nur dadurch annehmbar werden kann, daß das vorangegangene Opfer des Herrn für die Mängel ihres Opfers aufkommt. Das ganze Evangeliumszeitalter hindurch wurde der gegenbildliche „Ziegenbock Jahwes” geopfert, und sein Blut ist noch nicht vor dem Vater dargestellt worden durch den erhöhten Christus, Haupt und Leib.
Der Sündenbock stellt die übrigen Geweihten dar, die nicht zur kleinen Herde gelangen. Er ist wie sein Gefährte, des Herrn Ziegenbock - gefesselt, zum Opfer geweiht, aber er wird nicht geopfert. Gleicherweise verhält es sich mit den von ihm Dargestellten: sie opfern nicht; sie gehen nicht zu ihrem Herrn außerhalb des Lagers und tragen die Schmach Christi nicht. Ihr Fett wird nicht auf dem Altar verbrannt und ihr Blut nicht auf den Gnadenstuhl gesprengt. Sie verfehlen, ihre Berufung und Erwählung festzumachen. Aber das Erbarmen des Herrn bewahrt sie vor dem zweiten Tode, weil sie wenigstens auf ihn vertrauen, die Gerechtigkeit lieben und das Unrecht hassen und es nur an der Entwicklung des richtigen Eifers fehlen lassen, so daß sie den Überwindern, der königlichen Priesterschaft nicht beigesellt werden können.
Die auf den Sündenbock gelegten Sünden
Die Schrift belehrt uns, daß der Priester dadurch, daß er die Hände auf den Sündenbock legte und dazu die Sünden des Volkes bekannte, sie dadurch gleichsam auf den Bock übertrug, und daß der Bock anschließend in die Wüste geführt und dort unter seiner symbolischen Last gelassen wurde. Wir haben darin ein Vorbild der Überlieferung unwürdiger Glieder der Versammlung in die Gewalt des Widersachers gesehen, die zum Zweck schließlicher Errettung ihrer Neuen Schöpfung geschieht. Ihr Leben, daß sie nicht geopfert haben, wird zerstört. Die Leiden, die sie nicht freiwillig auf sich genommen, werden ihnen nun auferlegt, und wenn sich in ihnen die Treue zum Herrn bewährt, so mögen sie als durchs Feuer gerettet werden, aus großer Trübsal kommend. Eine große Schar, die niemand zählen kann, wird aus großer Trübsal kommen, nachdem sie ihre Kleider im Blute des Lammes gewaschen hat. Leviten, eine herrliche Gesellschaft, wenn auch im Plan Gottes zur Erlösung der Welt auf niedrigerer Stufe stehend als die Braut, dieser in dem glorreichen Werk der Wiederherstellung der Menschheit im Tausendjahrzeitalter untergeordnet.
Auf den Einwand, daß der Sündenbock nicht ins Heilige ging und daher nicht die große Schar vorschatten kann, erwidern wir, daß auch der Farren und der Ziegenbock Jahwes nicht ins Heilige gingen. Der Farren und der Ziegenbock des Herrn stellen, der erste den Sohn Gottes als Mensch, letzterer die Geweihten des Herrn als Menschen, nicht als Neue Schöpfungen dar. Der springende Punkt liegt darin, daß der Ziegenbock des Herrn wie der Farren geopfert wurde, der Sündenbock aber nicht geopfert wurde. Das Blut des Ziegenbocks Jahwes wurde auf den Gnadenstuhl gesprengt, während dasjenige des Sündenbocks überhaupt nicht gesprengt wurde.
Eine Zeit der Trübsal
Was nun das Bekennen der Sünden des Volkes auf den Sündenbock anbelangt, so müssen wir bedenken, das diese Sünden nicht diejenigen sein können, für welche der Farren Genugtuung geleistet hat. Die Sühnung durch das Jesu Blut deckt den Schaden Adams und die daraus erwachsenden Mängel seiner Nachkommenschaft. Daneben aber gibt es Sünden, für die es die Sühne nicht gibt, die nicht vergeben sind, um derer willen der Zorn Gottes in den vergangenen sechs Jahrtausenden immer mehr oder weniger offenbar geworden ist und sich insbesondere in der nahenden großen Trübsal offenbaren wird, die es so nicht gegeben hat, seit es Nationen gibt und die so nie wieder sein wird. Davon handelt in der Offenbarung das Kapitel von den sieben Zornschalen, die den Zorn Gottes über die Welt repräsentieren, der darüber entbrannt ist, daß die Menschen nicht der ihnen zuteil gewordenen Erkenntnis gemäß lebten, daß sie die Segnungen Gottes nicht als solche würdigten und von den Gelegenheiten, sich ihm zu nähern, keinen Gebrauch gemacht haben. Diese Trübsal wird als eine natürliche Folge natürlicher Ursachen, am Tage der Rache oder Vergeltung kommen. An dieser Trübsal wird die große Schar, wenn wir recht verstehen, einen besonderen Anteil haben. Das wird die Zeit sein, wo eines jeglichen Menschen Werk erprobt wird „als durchs Feuer”.
Das ganze Evangeliumszeitalter hindurch sind sicherlich einige aus dieser Schar dem Satan zur Vernichtung des Fleisches und zur Errettung der Neuen Schöpfung am Tage des Herrn Jesu überliefert worden. Aber deren Zahl dürfte im Verhältnis zu der Zahl derer verschwindend klein sein, die jetzt, wo das Licht heller leuchtet und die Gelegenheiten, sich treu zu erweisen, größer sind - solchen, die sich zwar geweiht haben, aber später das Opfer nicht vollziehen. Das vorbildliche Opfer des Ziegenbocks Jahwes am Versöhnungstag belehrt uns darüber, daß unser Opfer erst vollzogen ist, nachdem das letzte Glied des Leibes Christi mit dem Haupt gelitten hat, sein Blut gesprengt, und sein Opfer nicht nur bereit gestellt, sondern verzehrt worden ist.