Mit uns im „Feuer”

„Siehe, ich sehe vier Männer frei wandeln mitten im Feuer, und keine Verletzung ist an ihnen; und das Aussehen des vierten ist gleich einem Sohne der Götter.” - Daniel 3:25

Welche durch Glauben „des Feuers Kraft auslöschten”, schrieb Paulus in einem Hinweis auf die Erfahrungen der drei hebräischen Jünglinge im Feuerofen. - Hebräer 11:34 Glauben ist „eine Überzeugung von Dingen, die man nicht sieht” und unbestreitbar konnten Sadrach, Mesach und Abednego vom natürlichen Standpunkt aus einen Weg des Entrinnens vor dem Zorn Nebukadnezars „nicht sehen”, falls sie seinem Befehl, das von ihm aufgestellte goldene Bild anzubeten, trotzen und ihm keinen Gehorsam leisten würden. - Hebräer 11:1 Aber ihr Glaube an Gottes Fähigkeit, für sie zu sorgen, trat bei ihnen an Stelle des Sehens, darum waren sie entschlossen, „Gott mehr (zu) gehorchen als Menschen”. Auch war einer „gleich einem Sohne der Götter” bei ihnen im Feuer und errettete sie aus dem, was andernfalls der sichere Tod für sie gewesen wäre.

Jesus lehrte seine Jünger, daß sie „dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist”, geben sollten. - Matthäus 22:21 Der Apostel Paulus schrieb, daß wir den bestehenden Mächten untertan sein sollten. - Römer 13:1, Titus 3:1 Jedoch hat es in jedem Zeitalter für die Knechte Gottes Zeiten gegeben, zu denen ihre Ergebenheit für Gott sie daran gehindert hat, den irdischen Herrschern unbeschränkten Gehorsam zu leisten, und sie sahen sich vor die zwingende Notwendigkeit gestellt, zu entscheiden, was Gott gehört, und was richtigerweise dem „Kaiser” gegeben werden konnte.

Das war die Lage, in der sich die drei jungen Hebräer befanden, als sie sich der Forderung Nebukadnezars gegenübersahen, das goldene Bild anzubeten, das er hatte aufstellen lassen. Es war eine besonders harte Erprobung, die ihnen auferlegt worden war, denn sie kam, kurz nachdem ihnen auf persönliches Ersuchen Daniels, ihres großen Freundes und Bruders im Exil, hohe Vertrauensstellungen in der Regierung gegeben worden waren. Vom Standpunkt ihrer eigenen persönlichen Interessen und ihres Vorteiles aus wäre es für sie viel besser gewesen, dem Erlaß des Königs zu gehorchen und das Bild anzubeten.

Der Herr erprobt solche aus Seinem Volk oft, indem er es zuläßt, daß Verhältnisse in ihrem Leben eintreten, die einen leichteren Weg eröffnen, ihm zu dienen - und zwar mit einleuchtenden Gründen dafür, daß der weniger beschwerliche Weg auch der bessere zu sein scheint. Die drei Hebräer hätten leicht so denken können. Bestimmt war ihre Erhöhung zu Machtstellungen im Königreich die Folge göttlicher Überwaltung, und es schien offenbar zu sein, daß der Herr sie in diesen Schlüsselstellungen zu dem Zweck haben wollte, Ihm und Seinem Volk einen besonderen Dienst zu leisten. In diesem Fall wäre es vom Standpunkt menschlicher Vernunft aus tollkühn erschienen, gegen den König Stellung zu beziehen. Denn dies würde ihren Vorteil zunichte machen und sie noch das Leben kosten.

Aber diese inbrünstigen Diener Gottes betrachteten die Lage nicht von diesem Gesichtspunkt aus, denn es stand ein sehr entscheidender Grundsatz auf dem Spiel. Das Gesetz ihres Gottes zeigte deutlich, daß sie keine anderen Götter anbeten und sich nicht vor Bildern niederbeugen sollten. Diese Tatsachen überwogen jede andere Erwägung, als sie ihre Entscheidung fällten. Welche guten Folgen sich auch ergeben oder welche Vorteile sie dadurch gewinnen mochten, daß sie dem Gebot des Königs nachkämen, dieses zu tun - es hätte für sie immer Ungehorsam gegenüber dem göttlichen Gesetz bedeutet. Genauso wie der Apostel Paulus glaubten sie nicht, daß sie Böses tun sollten, damit Gutes folgen möchte. - Römer 12:17 - 21

Es ist so leicht und dem Fleische so angenehm, sich in die Menge einzureihen, besonders wenn dies mit schönen Begleittönen - gleich dem angenehmen Klang einer Musik, über die uns berichtet wird - verbunden ist, wenn die Mitläufer als Helden gefeiert werden und die Wohltaten der bestehenden Mächte empfangen. Dies war eine verlockende Gelegenheit, die den drei Hebräern geboten wurde. Sie aber zogen es vor, unabhängig zu bleiben und lehnten damit die „Befreiung” ab, die ihnen für den Gehorsam gegenüber Nebukadnezar angeboten wurde. - Hebräer 11:35 Der Erlaß wurde deutlich bekanntgemacht, denn ein „Herold” oder Sprecher verkündete im Auftrag des Königs den versammelten Vertretern des Königreiches: „Euch wird befohlen, ihr Völker, Völkerschaften und Sprachen: Sobald ihr den Klang des Hornes, der Pfeife, der Zither, der Sambuke, der Laute, der Sackpfeife und allerlei Art von Musik hören werdet, sollt ihr niederfallen und das goldene Bild anbeten, welches der König Nebukadnezar aufgerichtet hat. Und wer nicht niederfällt und anbetet, der soll sofort in den brennenden Feuerofen geworfen werden.” - Daniel 3:4 - 6

Es muß eine beträchtliche Zeit erfordert haben, das goldene Bild zu errichten, das für Babylons Götter stand. Die drei Hebräer, die hohe Stellungen in der Regierung einnahmen, werden im Verlaufe dieser Zeit sicherlich bereits erkannt haben, daß sie früher oder später vor die Entscheidung, sich für das Gebot der Treue für ihren Gott und gegen das Niederbeugen vor diesem „geschnitzten Bild” gestellt würden. Dies war ihnen also nicht plötzlich aufgezwungen worden, als die Musik zu erklingen begannen. Zweifellos hatten sie sich im voraus überlegt, was sie tun würden, wenn die Entscheidung auf sie zukam. Sie konnten von ihrer Einstellung weder durch den anfeuernden Appell der „Musik” noch durch die Massenhysterie heidnischer Anbeter abgebracht werden. Sadrach, Mesach und Abednego vertrauten dem Herrn. Sie wußten, daß Er fähig war, sie zu befreien, und es tun würde, wenn Er wollte. Sie wußten jedoch nicht annähernd, wie ihr Gott eingreifen würde, um sie zu erretten. Glaube braucht nicht zu wissen, auf welche Weise Gott Sein Wort zum Nutzen Seines Volkes wahrmachen wird. Es genügt zu wissen, daß Er es „vermag”, und daß Seine unbegrenzte Weisheit die Zeit und Weise bestimmt, in welcher Seine Gnade gegen solche überfließen soll, die ihr Vertrauen auf Ihn setzen.

Weder Daniel noch diese drei jungen Hebräer waren bei den anderen Amtsträgern des Reiches beliebt, die sich stets freuten, wenn sie eine Gelegenheit finden oder sogar schaffen konnten, um sie in den Augen des Königs herabzusetzen. Und hier bot sich genau solch eine Gelegenheit. Zweifellos wurden die drei Hebräer von den anderen besonders beobachtet, um zu sehen, ob sie sich vor dem Bilde Nebukadnezars niederbeugen würden, wenn die Musik zu spielen begann. Als die Drei es nicht taten, waren die anderen schnell dabei, deren Ungehorsam zu berichten. - Vers 12

Der König war verständlicherweise zornig. Er war ein Diktator über sein Reich und war es nicht gewohnt, daß seine Erlasse umgangen oder mißachtet wurden. Aber er befand sich in einer eigenartigen Lage: Sadrach, Mesach und Abednego waren auf Daniels Bitte von ihm besonders geehrt worden, und er fühlte Daniel gegenüber eine gewisse Verpflichtung wegen des ihm geleisteten wunderbaren Dienstes durch die Wiederholung und Deutung seines Traumes, in welchem er sich als das goldene Haupt eines großen Standbildes sah. Vielleicht gab er deswegen und trotz seines „Zornes” den ungehorsamen Hebräern eine „zweite Gelegenheit”.

Wahrscheinlich sprach der König persönlich zu den Dreien und fragte sie, ob es wahr sei, daß sie sich mit „Absicht” nicht vor seinem Bilde niedergebeugt hatten. Der König zweifelte nicht an dem Bericht, der ihm gegeben worden war. Er wollte sich jedoch selbst Gewißheit verschaffen, ob die Hebräer vorsätzlich den Gehorsam verweigert hatten, oder ob es sich nur ein Mißverständnis handelte. Um darüber Gewißheit zu erhalten, sagte er: „Nun, wenn ihr bereit seid, zur Zeit, da ihr den Klang des Hornes, der Pfeife, der Zither, der Sambuke, der Laute und der Sackpfeife, und allerlei Art von Musik hören werdet, niederzufallen und das Bild anzubeten, welches ich gemacht habe … , wenn ihr es aber nicht anbetet, sollt ihr sofort in den brennenden Feuerofen geworfen werden; und wer ist der Gott, der euch aus meiner Hand erretten wird?” - Verse 14 und 15 Die Entscheidung war nun gefallen. Nebukadnezar hatte nicht nur die drei Hebräer bedroht, sondern er hatte ihren Gott herausgefordert. Der aus ihrer Antwort an den König hervorstrahlende Glaube und Mut kommen in den Worten zum Ausdruck: „Wir halten es nicht für nötig, dir ein Wort darauf zu erwidern, um in dieser Angelegenheit deine Gunst zurückzuerlangen.”

Dann gaben sie den Grund dafür an - und welch einen wunderbaren Grund! - „Ob unser Gott, dem wir dienen, uns aus dem brennenden Feuerofen zu erretten vermag - und er wird uns aus deiner Hand, o König, erretten - oder ob nicht, es sei dir kund, o König, daß wir deinen Göttern nicht dienen und das goldene Bild, welches du aufgerichtet hast, nicht anbeten werden.” - Verse 16 bis 18 Der König hatte sie mit der Behauptung zu schrecken versucht, daß ihr Gott machtlos sein würde, in das einzugreifen, was er zu tun vorhatte. Das aber brachte ihren Glauben nicht im geringsten ins Wanken.

„Ob unser Gott, dem wir dienen, uns … zu erretten vermag.” Das wußten die drei Hebräer. Nicht sicher waren sie, ob es Sein Wille sein würde, sie aus dem brennenden Feuerofen zu erretten; aber selbst wenn es nicht so wäre, hatten sie nicht vor, die Befreiung unter der von Nebukadnezar gestellten Bedingung anzunehmen. Wenn sie auch nicht Gottes großen Plan der Errettung verstanden, wie es heute das Vorrecht Seines Volkes ist, so glaubten sie doch, daß sie von den Toten auferweckt werden würden - daß der Tod nicht das Ende ihrer Erfahrung war. Während sie das Vertrauen in Gottes Fähigkeit hatten, das Vorhaben Nebukadnezars, sie zu vernichten, zu durchkreuzen, würden sie doch, wenn das nicht Sein Wille sein sollte, ihm treu sein und sich so der Befreiung in einer „besseren Auferstehung” würdig erweisen. - Hebräer 11:33 - 35

Gottes Befreiung

Als Nebukadnezar erfuhr, daß die Hebräer es vorsätzlich unterlassen hatten, sein Bild anzubeten, und daß sie nicht durch Einschüchterung zu einer Änderung ihres Sinnes bewogen werden konnten, selbst wenn ihnen eine weitere Gelegenheit dazu geboten wurde, da wurde er „voll Grimmes, und das Aussehen seines Antlitzes veränderte sich gegen” sie. Er befahl, den Feuerofen siebenmal stärker als gewöhnlich zu heizen und befahl den „stärksten” Männern in seiner Armee, diese Ungehorsamen zu binden und in den Feuerofen zu werfen. Die Hitze des Feuerofens war so gewaltig, daß selbst diese „stärksten” Männer getötet wurden, als sie die drei Hebräer in die Flammen warfen.

Der König hatte seine Drohung wahrgemacht. Als Diktator des Reiches konnte er keine andere Entscheidung treffen. Er hatte die Forderungen seines „Grimmes” befriedigt und sich bei dem Gedanken vielleicht mit Wohlgefallen ergötzt, daß nichts die überlegene Gewalt seiner Herrschaft beeinträchtigen konnte. Durch Daniel hatte er etwas von der Fähigkeit des Gottes Israels kennengelernt, zu dem Sadrach, Mesach und Abednego ein so unbegrenztes Vertrauen hatten. Er aber hatte veranlaßt, sie in den brennenden Feuerofen zu werfen, und ihr Gott hatte nicht eingegriffen. Offenbar war dem König nicht ganz behaglich, denn er hatte den Gott Israels herausgefordert - den Gott, der Daniel befähigte, seinen Traum zu wiederholen und zu deuten, als alle weisen Männer seines Königreiches versagt hatten, Das war kein beruhigender Gedanke. Unter gewöhnlichen Umständen würde ein König von Babylon wahrscheinlich über das Schicksal von Verbrechern, die er zum Tode verurteilt hatte, nicht sonderlich beunruhigt sein. Aber dies war kein gewöhnlicher Umstand, und es scheint so, daß Nebukadnezar, sobald die Hitze des Feuerofens genügend sank, um eine Besichtigung zuzulassen, persönlich dorthin ging, um in die Flammen zu schauen.

Wir können selbstverständlich nicht wissen, welche Gedanken dem König durch den Sinn gingen, oder warum er sich die Mühe machte, selbst in den Feuerofen zu sehen. Wäre er sich jedoch seiner Sache sicher gewesen, so hätte er gewußt, daß in jenem Feuerofen außer den Flammen wenig oder nichts zu sehen gewesen wäre. Doch er „erschrak”, wurde in Staunen versetzt und beunruhigt durch das, was er sah. Daniels Gott, der Gott Sadrachs, Mesachs und Abednegos, hatte sie errettet - nicht dadurch, daß Er sie aus dem Feuer nahm, sondern dadurch, daß Er sie in den Flammen am Leben erhielt.

Der König rief seine Räte herbei und fragte sie nach der Zahl derer, die in den Feuerofen geworfen worden waren. Es wurde ihm gesagt, daß es drei waren, nun aber sah er, wie er sagte, „vier Männer frei wandeln mitten im Feuer, und keine Verletzung ist an ihnen; und das Aussehen des vierten ist gleich einem Sohne der Götter”. Was dann geschah, ist für uns erwartungsgemäß. Die drei Hebräer wurden aufgefordert, den brennenden Feuerofen zu verlassen, und durch den König wurde eine Proklamation erlassen, die jedem im ganzen Königreich verbot, gegen den Gott Israels zu reden. Sadrach, Mesach und Abednego jedoch wurden in noch höhere Stellungen in der Regierung versetzt, als sie sie vorher eingenommen hatten.

Seine Gegenwart

Viele haben sich über Nebukadnezars Hinweis auf „einen Sohn der Götter” gewundert. In Vers 28 bezeichnet der König diesen vierten im Feuerofen als einen „Engel”, den der Gott Israels gesandt hatte, um Seine Knechte zu befreien. Der Ausdruck, „der” Sohn Gottes erscheint erst im Neuen Testament, wo er auf den Eingeborenen des Himmlischen Vaters angewandt wird. Im Neuen Testament werden „Söhne” Gottes als Engel bezeichnet. Wie zum Beispiel die „Engel, die ihren ersten Zustand nicht bewahrt” haben. - Judas 6, 1. Petrus 3:19 und 20, 2. Petrus 2:4 und 5 und 1. Mose 6:2

Die wichtige Bedeutung in dieser so ermutigenden Schilderung liegt jedoch darin, daß Gott in der Lage ist, Sein Volk aus den Händen seiner Feinde zu erretten. Zu Mose sagte Gott: „Mein Angesicht wird mitgehen, und ich werde dir Ruhe geben.” - 2. Mose 33:14 Dies bedeutete nicht, daß Jahwe bei jedem Schritt des Weges persönlich bei Mose gegenwärtig war, sondern einfach, daß Mose sich dessen gewiß sein konnte, daß der Herr seine Bedürfnisse kennen und auch erfüllen würde, welcher Art sie auch sein mochten. In einer schönen Erklärung hinsichtlich der Fürsorge Gottes für das alte Israel lesen wir: „In all ihrer Bedrängnis war er bedrängt, und der Engel seines Angesichts hat sie gerettet. … und er hob sie empor und trug sie alle Tage vor alters.” - Jesaja 63:9

Das Wort „Engel” wird in der Heiligen Schrift verwendet, um einen Boten zu bezeichnen. In den meisten Fällen bezieht es sich zweifellos auf himmlische Wesen, wie in Hebräer 1:7, wo es heißt: „Der seine Engel zu Winden macht und seine Diener zu einer Feuerflamme.” Und auch heißt es: „Der Engel Jahwes lagert sich um die her, welche ihn fürchten, und er befreit sie.” - Psalm 34:7 Andererseits wird jedes Werkzeug, dessen sich der Herr bedient, um Seine Vorsätze auszuführen, von der Schrift als „Engel” oder Bote bezeichnet. Auch wenn es von Interesse ist, zu wissen, wie Gott Seine Stärke zu unserem Besten erweisen mag, so ist es doch gut, über den „Engel” hinauszuschauen und Gott selbst als den zu erkennen, der uns Befreiung, Frieden und Ruhe verschafft. Nebukadnezar sah zusammen mit den drei Hebräern im Feuer einen „gleich einem Sohne der Götter”, aber er erkannte, daß Gott der tatsächliche Befreier war, denn Er hatte zu diesem Zweck „seinen Engel gesandt”.

Die Erprobung unseres Glaubens

„Ohne Glauben aber ist es unmöglich, ihm (Gott) wohlzugefallen”, schrieb Paulus. - Hebräer 11:6 Der Glaube der drei jungen Hebräer war es, der auf der Probe stand - ihr Glaube an Gottes Fähigkeit, sie aus dem brennenden Feuerofen zu befreien, und ihr Vertrauen in die Weisheit Gottes, ob es das beste sein würde, sie aus den Flammen zu erretten oder in der „besseren Auferstehung”. Wahrer Glaube an Gott bedeutet mehr als ein Glauben an Seine allgewaltige Macht. Er schließt Vertrauen in die Richtigkeit Seiner Entscheidungen hinsichtlich jeder Einzelheit Seines Planes für die ganze Welt und Seines Willens für uns als einzelne ein.

Wenn wir die wunderbaren Werke der Schöpfung betrachten, ist es nicht besonders schwer, zu erkennen und zu glauben, daß der Schöpfer aller dieser Dinge in der Lage ist, für uns zu sorgen und uns vom Bösen zu befreien. Aber Vertrauen in Seine Wege und Zeiten, uns zu befreien zu haben, ist schwieriger. Die drei Hebräer hatten Glauben an Gottes Fähigkeit, sie aus dem brennenden Feuerofen zu erretten, aber ihr Glaube erstreckte sich auch auf die „ob nicht”-Ansicht der Angelegenheit. Gerade in dieser Hinsicht haben alle vom Volke des Herrn ihre härtesten Glaubensprüfungen.

Der Begriff „Feuer” wird in der Bibel verschiedene Male verwendet, um harte und schwierige Prüfungen zu umschreiben, die der Herr im Leben Seines Volkes eintreten zuläßt, um ihren Glauben und ihre Ergebenheit zu erproben. Der Apostel Petrus schrieb: „Laßt euch das Feuer der Versuchung unter euch, das euch zur Versuchung geschieht, nicht befremden, als begegne euch etwas Fremdes.” - 1. Petrus 4:12 Petrus schrieb auch von „mancherlei Versuchungen" oder Prüfungen, die über die „Auserwählten” dieses Evangelium-Zeitalters kommen. Er erklärt uns den Grund hierfür: „Auf daß die Bewährung eures Glaubens, viel köstlicher als die des Goldes, das vergeht, aber durch Feuer erprobt wird, erfunden werde zu Lob und Herrlichkeit und Ehre in der Offenbarung Jesu Christi.” - 1. Petrus 1:2, 6 und 7

Ein ähnlicher Gedanke wird uns im Alten Testament vermittelt, wo wir lesen: „Wer von uns kann weilen bei verzehrendem Feuer? Wer von uns kann weilen bei ewigen Gluten? - Wer in Gerechtigkeit wandelt und Aufrichtigkeit redet.” - Jesaja 33:14 und 15 Interessant ist die Feststellung, daß diese Schriftstellen nicht besagen, daß die Gerechten erwarten sollten, aus dem „Feuer” errettet zu werden, sondern vielmehr, daß sie nicht verzehrt werden, obgleich sie im Feuer „weilen” und das „Feuer der Versuchung" über sie kommt - „keine Verletzung ist an ihnen”. - Daniel 3:25

Petrus schrieb: „Die Augen des Herrn sind gerichtet auf die Gerechten, und seine Ohren auf ihr Flehen; das Angesicht des Herrn aber ist wider die, welche Böses tun. Und wer ist, der euch Böses tun wird, wenn ihr Nachahmer des Guten geworden seid? Aber wenn ihr auch leiden solltet um der Gerechtigkeit willen, glückselig seid ihr! Fürchtet aber nicht ihre Furcht, noch seid bestürzt.” - 1. Petrus 3:12 - 14 Hier wird uns dieselbe Situation und Entscheidung vor Augen geführt, vor die auch die drei Hebräer gestellt waren. Sie wußten, daß der König Babylons ihnen keinen Schaden zufügen konnte, wenn Gott ihn daran hindern wollte - aber „wenn nicht”, so würden sie sich dennoch nicht vor seinem Bild niederbeugen. Ebenso schrieb Petrus, daß uns niemand Schaden zufügen kann, „aber wenn ihr auch leiden solltet um der Gerechtigkeit willen”, seid glückselig darüber und erkennt, daß der Herr es zu eurem ewigen Guten zuläßt, und daß Sein Angesicht mit uns im „Feuer” sein wird.

Bis zum Ende des Zeitalters

Die Heilige Schrift offenbart, daß Gott in alten Zeiten sehr häufig die Engel als Boten Seiner Gegenwart benutzte. Wir haben das Vertrauen, daß sich dies auch heute noch so verhält. - Matthäus 4:11, Hebräer 1:14 Während des Evangelium-Zeitalters ist der Himmlische Vater durch den Heiligen Geist Seinem Volke noch näher vertraut gewesen, welchen Jesus mit einem „Tröster” verglich. - Johannes 14:16 und 17 In seiner Verheißung, den Heiligen Geist zu senden, fügte Jesus hinzu: „Siehe, ich bin bei euch alle Tage, bis zur Vollendung des Zeitalters.” Der Gedanke ist der, daß Jesus durch das Mittel des Heiligen Geistes bei seinem Volke gegenwärtig sein würde.

Schließlich haben wir für diese Erntezeit am Ende des Zeitalters die Zusicherung der persönlichen Gegenwart Jesu bei seinem Volke, und daß er sich ihnen dadurch offenbaren würde, daß er sie mit „Speise zur rechten Zeit” bedienen würde -.mit reicher geistiger Speise bezüglich des göttlichen Planes der Zeitalter. Denen, die in dieser Zeit geistigerweise „erwachen" und sein „Anklopfen” hören, gilt seine Verheißung, daß er, wenn sie ihm öffnen werden, eintreten und „das Abendbrot mit ihnen essen” wird. - Matthäus 24:45, Lukas 12:37, Offenbarung 3:20 Wie wunderbar vermitteln diese verschiedenen Beschreibungen den Gedanken des Naheseins des Herrn an diesem besonderen Tag der Erprobung, dem „bösen Tage", der über den ganzen Erdkreis kommen sollte. - Lukas 21:35, Epheser 6:13

Über dieselbe Zeit schreibend, sagte der Psalmist: „Gott ist uns Zuflucht und Stärke, eine Hilfe, reichlich gefunden in Drangsalen.” - Psalm 46:1 Ja, Er ist eine „reichlich gefundene” Hilfe. Er ist nicht weit, sondern tatsächlich mit uns in den Flammen der Drangsal, um zu verhindern, daß wir als „Neue Schöpfungen” in Christo Jesu Schaden erleiden. - 2. Korinther 5:17 In Psalm 31:20 wird der „Schirm seiner Gegenwart" erwähnt. Es ist der „Schirm des Höchsten”, und dort „bleiben” wir „im Schatten des Allmächtigen”. - Psalm 91:1

Im Gegensatz zu Nebukadnezar, der den Engel des Herrn bei den drei Hebräern sah, erkennen die Menschen in der Welt heute nicht, daß wir einen unsichtbaren Gefährten und Bewahrer haben, der die Winde und Stürme des Lebens besänftigt, damit sie uns nicht „schaden” können. Sie erkennen nicht, daß dort jemand ist, der die Hitze der feurigen Prüfungen kontrolliert, so daß, während die Flammen die Fesseln verbrennen, welche uns an eine Welt wie diese binden, wir nicht beschädigt werden, sondern geläutert und „fähig" gemacht werden „zu dem Anteil am Erbe der Heiligen in dem Lichte”, dem Erbe der Erhöhung, um mit Christo zu leben und tausend Jahre zu herrschen. - Kolosser 1:12, Offenbarung 20:4

Paulus erklärte, daß uns keine Versuchung oder Erprobung ergriffen hat, als nur eine menschliche. - 1. Korinther 10:13 Dies ist wahrscheinlich in unserer Gegenwart mehr der Fall als in den Tagen der Urkirche, denn damals wurden hauptsächlich viele der Heiligen verfolgt. Dennoch sind diese Erfahrungen auch nur menschliche, weil sich das Menschengeschlecht aus politischen, wirtschaftlichen, nationalen, rassischen oder anderen Erwägungen heraus gegenseitig verfolgt und „die Unmenschlichkeit des Menschen gegenüber dem Menschen ungezählte Tausende zu Trauernden gemacht” hat. Außer vornehmlich Ländern unter ausgesprochen diktatorischem Druck kommen jedoch in unserer Zeit unsere Erprobungen zum großen Teil aus den alltäglichen Lebenserfahrungen, aber diese können sehr hart sein, sehr „feurig”. Wir würden sicherlich von ihnen verzehrt werden, wenn es nicht so wäre, daß er mit uns in den Flammen ist. Und in diesen eintönigen menschlichen Lebenserfahrungen wird unser Glaube in der gleichen Art und Weise erprobt, als ob wir in einen „brennenden Feuerofen” geworfen oder gleich Märtyrern aufgefordert würden, vor einen Erschießungstrupp zu treten. Vielleicht noch mehr, denn in diesen alltäglichen Kleinigkeiten sind wir versucht, zu empfinden, daß der Herr uns möglicherweise verlassen haben mag. Plötzlich vor eine größere Glaubenserprobung gestellt, würden wir wahrscheinlich sofort erkennen, daß des Herrn Hand uns prüfte, wie Gold geprüft wird - aber es ist nicht so leicht zu glauben, daß er in den gewöhnlichen Dingen des Lebens mit uns ist.

Unser brennender Feuerofen können sehr wohl die geringfügigen Arbeiten in unserem Heim sein. Wir können wünschen, frei zu sein und hinauszugehen an die Kampffront des Christen, wo wir für den Herrn Zeugnis geben und der Welt von den Herrlichkeiten Seines jetzt so nahen Königreiches erzählen könnten. Wir mögen uns fragen, warum der Herr die Dinge nicht anders für uns anordnet; aber wir sollen dabei doch Glauben haben. Seine Weisheit sieht, daß wir uns in der Ausführung der gewöhnlichen Lebensaufgaben treu erweisen müssen. Und wir sollten auch immer daran denken, daß er an unserer Seite ist, ob wir in der Küche, bei der Wäsche oder in der Kinderstube sind. Und er ist da, um es gewiß zu machen, daß dieses, unser graues Leben, in uns „die friedsame Frucht der Gerechtigkeit” bewirkt - Hebräer 12:11

Andere Heilige Gottes finden ihren „brennenden Feuerofen” möglicherweise im Büro oder in der Fabrik, wo sie durch göttliche Vorsehung notwendigerweise die meisten Tage zubringen müssen. Aber des Herrn Angesicht ist auch mit diesen. Niemand von Seinem Volk braucht jemals allein zu sein. Die einzige Frage, die sie sich selbst in ihren Herzen und Sinnen beantworten müssen, ist die, daß sie keine Zugeständnisse an die Gewalten des Bösen gemacht haben, daß sie sich geweigert haben, sich vor anderen Göttern zu beugen. Die Situation ist heute für das Volk des Herrn ganz anders als damals für die drei Hebräer. Uns wird nicht befohlen, uns vor einem goldenen Bild zu verbeugen, obwohl der „Betrug des Reichtums” einige versuchen könnte, sich vor dem Gott des Goldes zu verbeugen. Wir werden nicht aufgefordert, heidnische Götter anzubeten, aber wir müssen beständig vor der Gefahr auf der Hut sein, uns vor „Göttern” unserer eigenen Schöpfung zu beugen, die unsere eigensinnigen Herzen an die Stelle Gottes setzen. Da ist der Gott der Bequemlichkeit, der Gott des Vergnügens, der Gott des Stolzes, der Ich-Gott. Wir könnten buchstäblich unser Heim oder unsere Familie anbeten und ihnen gestatten, in unseren Herzen den Platz einzunehmen, der unserem Himmlischen Vater gehört. Wir könnten besondere oder „private” Auslegungen der Bibel haben, vor denen wir uns niederbeugen - „Steckenpferd-Götzen” sozusagen. Nur durch entschiedene Weigerung, uns vor irgendeinem dieser modernen „Götter” niederzubeugen, bekunden wir unseren Glauben an den wahren Gott, unseren liebreichen Himmlischen Vater.

Laßt uns entschlossen sein, unserem Gott ergeben zu sein, nicht für Lohn, sondern weil es recht ist. Wenn der Herr uns aus Prüfungen befreit, wozu Er, wie wir wissen, die Macht hat, wollen wir uns freuen und bestrebt sein, die günstigen Lebenserfahrungen zu Seiner Verherrlichung zu verwenden. Und wenn Er zuläßt, daß wir leiden - und was auch die Flammen nähren mag -, wir werden wissen, daß Er mit uns im Feuer ist, daß Er Seinen „Engel” gesandt hat, um uns vor Schaden zu bewahren, so daß, wenn wir das Ende des Weges erreichen, an der Neuen Schöpfung „keine Verletzung” sein wird - daß alles Geschehen nur zum Verbrennen der „Fesseln des Fleisches” dient, damit wir frei und zur Herrschaft mit Christo im Königreich erhöht werden mögen.

Moses ging durch viele schwere Erprobungen, aber Gottes Angesicht war mit ihm. Joseph war viele Jahre in einem „brennenden Feuerofen”, aber er erkannte in seinen Erfahrungen Gottes Hand, darum hielt er seinen Brüdern nicht vor, daß sie ihn nach Ägypten verkauft hatten. Jesus, der Vollkommene, erduldete „so großen Widerspruch von Sündern”. Er wurde nicht aus den Flammen befreit, sondern es wurde zugelassen, daß er den grausamen Kreuzestod starb. - Hebräer 12:2 und 3 Stephanus verkündigte den Pharisäern unerschrocken den Christus und wurde zu Tode gesteinigt. Er wurde nicht befreit, aber der Herr war mit ihm in den „Flammen”, und er besaß den Glauben und die Kraft, den Herrn zu bitten, seinen Mördern zu vergeben. - Apostelgeschichte 7:60

So kann es auch bei uns sein. Ärgern und versuchen uns einige, mit denen wir verbunden sind? Sagen wir es dem Herrn. Er weiß es - sie wahrscheinlich nicht. Diese Erfahrungen sind das „Feuer”, welches uns versucht; aber der Herr ist mit uns, und deshalb sollten wir uns dies nicht weiter zu Herzen gehen lassen. Liegen wir von Krankheit oder Schmerz darnieder? Der Herr weiß auch das, und Er ist in solch einem „Feuer" des Leidens bei uns. Er wird den Flammen nicht gestatten, zu verletzen, sondern nur zu läutern.

Die drei Hebräer befanden sich in Babylon in der Verbannung und waren den Launen und Wünschen der bestehenden Gewalten unterworfen. Sie hatten wenig oder gar keine Wahl, ob sie geehrte Stellungen in der Regierung einnehmen, in ein Gefängnis oder in einen brennenden Feuerofen geworfen werden wollten, es sei denn, daß dieser Wechsel der Schauplätze in ihrem Leben durch ihre Ergebenheit für Gott herbeigeführt wurde. Und die große Lehre durch ihr Beispiel für uns ist, daß sie ohne Rücksicht auf die Folgen treu ergeben waren.

So sind auch wir heute wie Verbannte in der „gegenwärtigen bösen Welt”. - Galater 4:1 Obwohl wir in der Welt sind, sind wir kein Teil von ihr. Wenn wir von der Welt wären, würde die Welt das ihre lieben, wir aber werden von der Welt nicht geliebt. Es gibt Zeiten, da die Welt die Rechtschaffenheit des Volkes Gottes schätzt, wie es auch im Falle der drei Hebräer war, aber laßt uns nicht den Weg der Welt gehen, um ihre Gunst zu erlangen.

Laßt uns unserem Gott und Seinen Grundsätzen der Gerechtigkeit treu sein. Nur unser Glaube wird uns in die Lage versetzen, dies zu tun und den Sieg zu erlangen. Laßt uns „im Gutestun nicht müde werden”. - Galater 6:9 Wie heiß auch die Flammen um uns lodern mögen, und welche örtlichen Verhältnisse auch die Flammen nähren mögen, die uns läutern, wie das Gold geläutert wird, laßt uns stets der Zusicherung gedenken, daß der Herr mit uns ist, und weil Er es ist, werden wir nicht „verletzt” werden. So möge das Beispiel der Hebräer uns neuen Mut geben, fest für den Herrn zu stehen, für Seine Wahrheit und für einander. Welche Erfahrungen Seine Weisheit auch für uns für die besten halten mag, möge unser Glaube niemals wanken hinsichtlich der Tatsache, daß Er mit uns im Feuer ist, und daß das „Leichte unserer Drangsal”, die nur „vorübergehend” ist, in uns „ein über die Maßen überschwengliches, ewiges Gewicht von Herrlichkeit” bewirkt - 2. Korinther 4:17



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