Johannes der Vorläufer

Durch Maleachi, den letzten Propheten des Alten Testaments, erklärte der Herr: „Siehe, ich sende meinen Boten, daß er den Weg bereite vor mir her.” - Maleachi 3:1 Diese Prophezeiung wird in Markus 1:2 zitiert und nimmt Bezug auf Johannes den Täufer, den Vorläufer Jesu. In Markus 1:3 wird Johannes als derjenige bezeichnet, der die Prophezeiung aus Jesaja 40:3 erfüllte. Dort heißt es: „Stimme eines Rufenden in der Wüste: Bahnet den Weg Jahwes; ebnet in der Steppe eine Straße für unseren Gott!” In Johannes 1:28 wendet der Apostel Johannes diese letzte Prophezeiung auf Johannes den Täufer an.

„Siehe, ich sende meinen Boten.” Dieser Ausspruch unseres Herrn ist bedeutsam, denn die Geburt des Johannes ereignete sich als direkte Folge der überwaltenden Vorsehungen Gottes. Den Bericht hierüber finden wir in Lukas 1:5 - 25. Die Umstände gleichen in vieler Hinsicht der Erfahrung Abrahams und Saras in Verbindung mit der Geburt Isaaks. Auch Zacharias und Elisabeth, welche die Eltern des Johannes wurden, waren „beide in ihren Tagen weit vorgerückt”, und Elisabeth war „unfruchtbar”.

Die mit der Geburt des Johannes verbundenen Wunder überzeugten seinen Vater Zacharias davon, daß sich im Plane Gottes bedeutungsvolle Dinge ereigneten. Diese Schlußfolgerung wurde bestätigt, als Maria, die Verwandte seiner Frau, sie besuchte. Bei dieser Gelegenheit erfuhren sie, daß der Engel Gabriel ihr verkündigt hatte, daß sie die Mutter Jesu werden sollte. Dieser sollte der verheißene König sein und „auf dem Thron seines Vaters David” sitzen. - Lukas 1:32

Zacharias sagte über seinen Sohn: „Und du, Kindlein, wirst ein Prophet des Höchsten genannt werden; denn du wirst vor dem Angesicht des Herrn hergehen, seine Wege zu bereiten, um seinem Volke Erkenntnis des Heils zu geben in Vergebung ihrer Sünden, durch die herzliche Barmherzigkeit unseres Gottes, in welcher uns besucht hat der Aufgang aus der Höhe, um denen zu leuchten, die in Finsternis und Todesschatten sitzen, um unsere Füße zu richten auf den Weg des Friedens.” - Verse 76 - 79

Die einzige Information, welche uns die Bibel über Johannes von der Zeit seiner Kindheit bis zu der Zeit des Beginns seines Dienstes gibt, ist in Lukas 1:80 enthalten. Dieser Text lautet: „Das Kindlein aber wuchs und erstarkte im Geist und war in den Wüsteneien bis zum Tage seines Auftretens vor Israel.” Es ist sicher davon auszugehen, daß er sich während seiner Entwicklungsjahre in der Wüste auf seinen kommenden Dienst durch Selbstzucht und Gemeinschaft mit Gott vorbereitete. Ein Leben in der Wüste erfordert an sich schon Mut und Charakterstärke.

Matthäus 3:1 lautet: „In jenen Tagen aber kommt Johannes der Täufer und predigt in der Wüste von Judäa.” Vers 5 sagt: „Da ging zu ihm hinaus Jerusalem und ganz Judäa und die ganze Umgegend des Jordan.” Dies erklärt, daß Johannes in der Ausübung seines Dienstes nicht von Ort zu Ort ging, sondern daß das Volk zu ihm kam. Und dort fanden sie einen Mann mit „Kleidung von Kamelhaar und einem ledernen Gürtel um seine Lenden; seine Speise aber waren Heuschrecken und wilder Honig.” - Vers 4

Jesus machte über den Dienst des Johannes in der Wüste und seine Kleidung eine aufschlußreiche Bemerkung: Nachdem die Jünger des Johannes fortgegangen waren, „fing Jesus an, zu den Volksmengen zu reden über Johannes: Was seid ihr in die Wüste hinausgegangen zu sehen? Ein Rohr, vom Winde hin und her bewegt? Aber was seid ihr hinausgegangen zu sehen? Einen Menschen, mit weichen Kleidern angetan? Siehe, die die weichen Kleider tragen, sind in den Häusern der Könige. Aber was seid ihr hinausgegangen zu sehen? Einen Propheten? Ja, sage ich euch, und mehr als einen Propheten. Denn dieser ist es, von dem geschrieben steht: „Siehe, ich sende meinen Boten vor deinem Angesicht her, der deinen Weg vor dir bereiten wird!” - Matthäus 11:7 - 10

Durch die wunderbaren Umstände in Verbindung mit der Geburt dieses „mehr als einen Propheten”, seine Lebensweise und die allgemeine Erwartung, daß irgendein Großer in Erscheinung treten würde, wurden viele zu ihm gezogen. - Matthäus 3:5 Er forderte seine Hörer auf, die Sünden zu bereuen. Solche, die es taten, taufte er im Wasser als Symbol der Reinigung von Sünden.

Johannes tat seinen Dienst mit Freimütigkeit. Als er die Pharisäer und Sadduzäer unter seinen Zuhörern bemerkte, sagte er zu ihnen: „Otternbrut! Wer hat euch gewiesen, dem kommenden Zorn zu entfliehen?” Dann sprach er zu ihnen, indem er ihnen den einzigen Weg, auf dem sie diesem Zorn entfliehen könnten, zeigte: „Bringet nun der Buße würdige Frucht.” - Matthäus 3:7 und 8

Der von Johannes erwähnte „kommende Zorn” war nicht ewige Qual in einer Feuerhölle, sondern die Feuertaufe, welche auf die Nation Israel wegen der nationalen Verwerfung ihres Messias kommen sollte. Dieser „Zorn” kam in den Jahren 70 bis 73 nach Christus über die Nation. Jerusalem wurde zerstört und das Volk zerstreut. Mit seiner symbolischen Prophezeiung über die Vernichtung der Nation fortfahrend, sagte Johannes: „Schon ist aber die Axt an die Wurzel der Bäume gelegt.” - Vers 10

Wer war Johannes der Täufer?

„Die Juden aus Jerusalem sandten Priester und Leviten,” um Johannes zu fragen: „Wer bist du?” - Johannes 1:19 Er machte den Nachforschenden klar, daß er „nicht der Christus” sei. - Vers 20

Darauf fragten sie: „Was denn? Bist du Elias?” Erneut lautete seine Antwort: „Ich bin es nicht.” Schließlich fragten sie: „Bist du der Prophet?” Und er antwortete: „Nein.” - Vers 21

Die an Johannes gestellte Frage: „Bist du Elias?” gründete sich auf die Prophezeiung aus Maleachi 4:5 und 6, in der es heißt: „Siehe, ich sende euch Elia, den Propheten, ehe der Tag Jahwes kommt, der große und furchtbare. Und er wird das Herz der Väter zu den Kindern und das Herz der Kinder zu ihren Vätern wenden, auf daß ich nicht komme und das Land mit dem Banne schlage.” Diese Prophezeiung beschreibt ein Werk der Sinnesänderung, wie sie Johannes in Israel vermittelte. Es war deshalb ganz natürlich, daß man ihn fragte, ob er sich selbst für diesen vorhergesagten „Elia” hielt oder nicht.

Diejenigen, welche an die falsche Theorie von der Wiederfleischwerdung glauben, bemächtigten sich dieser Prophezeiung als Hinweis darauf, daß die Bibel ihre Theorie unterstützt. Sie behaupten, daß dort die Rückkehr des Propheten Elia als eine andere Persönlichkeit dargelegt wird. Dieser Gedanke ist jedoch nicht richtig. Der Prophet Elia war ein großer Reformator in Israel. Aus diesem Grund wird sein Name in der Prophezeiung verwendet, um die in ihr vorhergesagte Art des Werkes zu beleuchten, das durch den Einen unternommen werden sollte.

Johannes äußerte mehrfach, daß er nicht der vorhergesagte „Elia” sei. Jesus aber sagte mit Bezug auf Johannes zu seinen Jüngern, daß „auch Elias gekommen ist”. - Markus 9:13 Dies widerspricht den Worten des Johannes hierüber jedoch nicht. In Matthäus 11:14 wird dieser Standpunkt vollständiger erklärt, als Jesus zu seinen Jüngern sagte: „Wenn ihr es annehmen wollt, er ist Elias, der kommen soll.” Dies bedeutet, daß er für diejenigen, welche durch den Dienst des Johannes die Sünden bereuten und bereit waren, Jesus anzunehmen, der verheißene „Elia” war. Denn in ihrem Herzen und Leben hatte er das vorhergesagte Werk der Sinnesänderung vollbracht.

Die Prophezeiung von dem kommenden „Elia” deutet in der Erfüllung die Wahl zwischen zwei Dingen an - „auf daß ich nicht komme und das Land mit dem Banne schlage.” Mit anderen Worten, wenn das versuchte Werk der Sinnesänderung fehlschlägt, würde der prophezeite „Bann” über die Nation Israel kommen. Dieser „Bann” war in Wirklichkeit das, was Johannes als den „kommenden Zorn” bezeichnete. - Matthäus 3:7 und 8 Johannes beschrieb ihn auch als eine „Feuertaufe”, die, wie wir feststellten, in den Jahren 70 bis 73 nach Christus über die jüdische Nation kam. Obwohl durch den Dienst des Johannes einige bekehrt wurden und bereit waren, Jesus anzunehmen, war dies bei der Nation als Ganzes doch nicht der Fall. Daher kam der vorhergesagte „Bann” auf sie, vernichtete die Nation und zerstreute das Volk über die Erde.

Da Johannes selbst leugnete, tatsächlich der vorhergesagte „Elia” zu sein, ist es rechtens, nach einer größeren Erfüllung der Prophezeiung Maleachis Ausschau zu halten. Wir glauben, daß diese größere Erfüllung mit Jesus begann und mit seinen treuen Nachfolgern während des ganzen Zeitalters fortgeführt wurde. So wie Johannes Buße predigte, so tat dies auch Jesus. Matthäus 4:17 lautet: „Von da an begann Jesus zu predigen und zu sagen: Tut Buße, denn das Reich der Himmel ist nahe gekommen.”

Jesus sandte seine Jünger zum Dienst aus. Wir lesen: „Und sie gingen aus und predigten, daß sie Buße tun sollten.” - Markus 6:12 Auf dem Marshügel sagte Paulus, daß „jetzt” Gott „den Menschen gebietet, daß sie allenthalben Buße tun sollen”. - Apostelgeschichte 17:30 Durch die Verkündigung der Botschaft über die Buße haben Jesus und seine treuen Nachfolger während des ganzen Zeitalters das Elia-Werk fortgeführt.

Aber auch bei dieser größeren Anwendung der Prophezeiung werden die Bemühungen von einem allgemeinen Fehlschlag begleitet. Einige haben Buße getan, so wie es auch durch die Predigt des Johannes eine Handvoll tat. Die Welt als Ganzes hat jedoch ihre sündigen und selbstsüchtigen Wege fortgesetzt. Deshalb muß sich erneut die weitere Erfüllung der Prophezeiung ereignen, diesmal nicht nur für eine Nation, sondern für alle Nationen. Tatsache ist, daß dieser vorhergesagte „Bann” bereits auf der Welt liegt in Form einer „Zeit der Drangsal, dergleichen nicht gewesen ist, seitdem eine Nation besteht”. - Daniel 12:1

Dies bedeutet jedoch nicht, daß das vorhergesagte Elia-Werk der Buße und Sinnesänderung niemals zur Ausführung kommen wird. Während der Zeit des Königreiches Christi wird es erfolgreich ausgeführt werden. Unter dem vorbildlichen Elia wurde das Volk Israel zur Buße und zu einer Rückkehr der Anbetung Jahwes, des wahren und lebendigen Gottes, geleitet. Ebenso wird es unter der Verwaltung des Königreiches Christi sein. Die Völker werden „reine Lippen” oder eine reine Botschaft erhalten, die Erkenntnis des Herrn wird die Erde erfüllen, und als Folge dieser Erleuchtung werden die Völker „alle den Namen Jahwes anrufen und ihm einmütig dienen”. - Zephanja 3:8 und 9, Jesaja 11:9

„Der Prophet”

Die Priester und Leviten, die gesandt wurden, um Johannes zu befragen, erkundigten sich bei ihm, ob er „der Prophet” wäre. - Johannes 1:21 Auch hier erwiderte Johannes, daß er es nicht sei. Diese Frage bezog sich offenbar auf eine Prophezeiung von Moses, in welcher dieser sagte: „Einen Propheten aus deiner Mitte, aus deinen Brüdern, gleich mir, wird Jahwe, dein Gott, dir erwecken; auf ihn sollt ihr hören.” - 5. Mose 18:15

Der Apostel Petrus zitierte diese Prophezeiung und wandte sie auf das Königreichswerk Christi an, das während der „Zeiten der Wiederherstellung aller Dinge” hinausgeführt werden soll. - Apostelgeschichte 3:19 - 23 Johannes wußte, daß er nicht dieser große Prophet war, welchen Moses verheißen hatte. In Erwiderung auf die Frage: „Was sagst du von dir selbst?” antwortete er: „Ich bin die Stimme eines Rufenden in der Wüste: Machet gerade den Weg des Herrn, wie Jesaja, der Prophet, gesagt hat.” - Johannes 1:22 und 23

Johannes hatte eine geringe Meinung von sich selbst und von seinem Platz im göttlichen Plan. Auf die Frage, warum er denn taufe, da er „nicht der Christus, noch Elias, noch der Prophet” sei, antwortete er: „Ich taufe mit Wasser; mitten unter euch steht, den ihr nicht kennet, der nach mir Kommende, dessen ich nicht würdig bin, ihm den Riemen seiner Sandale zu lösen.” - Johannes 1:25 - 27

Wir lesen: „Des folgenden Tages sieht er Jesum zu sich kommen und spricht: Siehe, das Lamm Gottes, welches die Sünde der Welt wegnimmt.” - Vers 29 Johannes erklärte außerdem, daß der, welcher ihn gesandt hatte, mit Wasser zu taufen - dies war selbstverständlich unser Himmlischer Vater - zu ihm gesagt hatte: „Auf welchen du sehen wirst den Geist herniederfahren und auf ihm bleiben, dieser ist es, der mit Heiligem Geiste tauft.”

Johannes verstand die volle Tragweite hiervon nicht. Er verstand es aber so, daß der, auf den er den Geist herniederkommen sah, der verheißene Messias und „der Sohn Gottes” sein würde. - Verse 33 und 34 Später entstand eine Unterhaltung zwischen einigen Jüngern des Johannes und den Juden, „und sie kamen zu Johannes und sprachen zu ihm: Rabbi, der jenseits des Jordan bei dir war, dem du Zeugnis gegeben hast, siehe, der tauft, und alle kommen zu ihm.” - Johannes 3:26

Dies war mehr eine Feststellung als eine Frage. Sie zeigte, daß Jesus mehr Nachfolger hatte als Johannes. Johannes folgerte dies schnell und erwiderte: „Ein Mensch kann nichts empfangen, es sei ihm denn aus dem Himmel gegeben. Ihr selbst gebet mir Zeugnis, daß ich sagte: Ich bin nicht der Christus, sondern daß ich vor ihm hergesandt bin. Der die Braut hat, ist der Bräutigam; der Freund des Bräutigams aber, der da steht und ihn hört, ist hoch erfreut über die Stimme des Bräutigams; diese meine Freude nun ist erfüllt. Er muß wachsen, ich aber abnehmen.” - Johannes 3:27 - 30

Wenn diejenigen, die Johannes befragten, dachten, daß er bestürzt oder entmutigt über die Tatsache sein würde, daß Jesus mehr Anhänger hatte als er, so irrten sie sich. Johannes war einverstanden und erfreut, daß es so kam. Gerade das erwartete er, denn er sagte: „Er muß wachsen, ich aber abnehmen.” Er wußte, daß, nachdem er die Gegenwart des Messias angekündigt hatte, seine eigene Mission jetzt praktisch erfüllt war. Nachdem der Eine gekommen war, dessen Weg zu bereiten er beauftragt wurde, war das Werk der Vorbereitung vorüber.

Wir denken nicht, daß Johannes alle Einzelheiten des göttlichen Planes klar verstand. Zweifellos sagte er vieles unter der Inspiration des Heiligen Geistes. Dies mag sicher auf seine Äußerung über den Bräutigam und die Braut zutreffen. In Offenbarung 19:7 wird von der Hochzeit des „Lammes” gesprochen, auf welches Johannes als das „Lamm Gottes” hinweist, das „die Sünde der Welt wegnimmt”. In diesem Bild stellt Jesus den Bräutigam und sein „Weib” die Braut dar. Diese Braut-Klasse wird von seinen treuen Nachfolgern gebildet, beginnend mit den Aposteln, die zu Pfingsten die Taufe des Heiligen Geistes von Jesus empfingen.

Johannes lebte nicht bis Pfingsten. Er hatte daher keine Gelegenheit, ein Glied der Braut-Klasse zu werden. Deshalb war alles, was er für sich in Anspruch nahm, die große Freude, der „Freund” des Bräutigams zu sein, dessen Stimme er gehört hatte. „Diese meine Freude nun,” sagte er, „ist erfüllt.” Johannes war mit diesem herrlichen Anteil an der göttlichen Vorkehrung zufrieden. Er beklagte sich nicht darüber, daß er kein Glied der „Braut”-Klasse werden konnte. Jesus erkannte selbstverständlich auch, daß Johannes keiner der Herausgerufenen des Evangelium-Zeitalters sein würde, welche - wenn treu - auf der himmlischen Stufe des Königreiches mit ihm leben und herrschen werden. Jesus sagte: „Unter den von Weibern Geborenen ist kein Größerer aufgestanden als Johannes der Täufer; der Kleinste aber im Reiche der Himmel ist größer als er.” - Matthäus 11:11

Johannes’ Glaube geprüft

Johannes, in seiner Gerechtigkeit, tadelte „Herodes, den Vierfürst”, weil er das Weib seines Bruders Philippus hatte. Dafür wurde er ins Gefängnis geworfen. Dies war eine ernste Erprobung seines Glaubens, denn, nachdem er den verheißenen Messias angekündigt hatte, glaubte er zweifellos, so wie die Jünger später annahmen, daß das Königreich Christi „alsbald erscheinen” würde. - Lukas 19:11 Dies erwartend, wunderte er sich, warum er sich im Gefängnis befand, da er einer der neuen Untertanen dieses Königreiches sein sollte, ja, ein „Freund” des Königs.

Scheinbar begann er sich zu fragen, ob Jesus der verheißene Messias sei. Als er jedoch im Gefängnis blieb und ihn die Kunde erreichte, daß die „Werke des Christus” andauerten, sandte er Boten zu Jesu, um ihn zu fragen: „Bist du der Kommende, oder sollen wir auf einen anderen warten?” - Matthäus 11:2 und 3

Die Antwort Jesu auf diese Frage war deutlich und sachlich. Er sagte: „Gehet hin und verkündet Johannes, was ihr höret und sehet: Blinde werden sehend, und Lahme wandeln, Aussätzige werden gereinigt, und Taube hören, und Tote werden auferweckt, und Armen wird gute Botschaft verkündigt; und glückselig ist, wer irgend sich nicht an mir ärgern wird!” - Matthäus 11:4 - 6

Die Schrift gibt uns keine Auskunft darüber, ob diese Antwort Johannes die Gewißheit gab, die er suchte. Wahrscheinlich war es aber so. Er wußte, daß diese wunderbaren Werke von dem Messias erwartet werden mußten. Er konnte nicht wissen, daß das eigentliche Zeitalter weltweiter Wunder noch ungefähr zweitausend Jahre in der Zukunft lag. Jesus verrichtete damals Wunder und weckte sogar Tote auf. Soviel Johannes wußte, hielt dieses Werk an und nahm noch zu. Hatte er nicht selbst gesagt, daß Jesus zunehmen würde?

Es ist wahr - Johannes erhielt keine Erklärung dafür, warum der wunderwirkende Christus zuließ, daß er im Gefängnis blieb. Jesus hatte jedoch in seiner Antwort gesagt: „Glückselig ist, wer irgend sich nicht an mir ärgern wird!” Dies war möglicherweise eine Prüfung. Wahrscheinlich beschloß Johannes, sich nicht an ihm zu „ärgern”, selbst wenn Jesus ihm nicht zu Hilfe kommen würde.

Wie alle anderen der Klasse der alten Glaubenshelden, ist Johannes „im Glauben gestorben und hat die Verheißungen nicht empfangen.” Am Geburtstag des Herodes tanzte die Tochter der Herodias vor ihm, und sie gefiel ihm so, daß er versprach, ihr zu geben, um was sie bitten würde. Die Mutter hatte ihre Tochter angewiesen, um das Haupt Johannes des Täufers zu bitten. Dies tat sie. „Der König wurde traurig; aber um der Eide und um derer willen, die mit zu Tische lagen, befahl er, es zu geben.” - Matthäus 14:1 - 12

Dies erscheint als ein schreckliches Ende einer treuen Dienst-Laufbahn für die Sache des Herrn. In Wirklichkeit war es aber nicht so. Johannes war Gott und den göttlichen Grundsätzen der Gerechtigkeit treu geblieben. Wenn er in jener „besseren Auferstehung”, die allen alten Glaubenshelden verheißen ist, hervorgebracht wird, um einer der „Fürsten auf der ganzen Erde” zu sein, wird er sich freuen und in seinem treuen Dienst fortfahren - nicht als der Vorläufer Christi, sondern als einer der menschlichen Vertreter des Königreiches.



Tagesanbruch Bibelstudien- Vereinigung