Dies erwäget |
Jedes Gelenk der Darreichung
Epheser 4:16
Es sollte zu jeder Zeit das Bestreben der Christen sein, den Geist guten Willens gegeneinander zu zeigen. Wahre Einheit unter den Geschwistern kann nur aus dem Geist des guten Willens und der Liebe hervorgehen, die aus ihren Herzen quillt und sich in einem lindernden Strom des Mitgefühls und der Hilfsbereitschaft gegenüber allen ergießt, die auf demselben schmalen Weg des Opferns und der Hingabe an Gott wandeln.
Weil wir von Natur aus unterschiedlich sind, kann es vorkommen, daß wir eine Neigung haben, uns in unserem Studium und bei der praktischen Anwendung der Wahrheit zu „Spezialisten” zu entwickeln. Einige scheinen besonders die Vorbilder und Schatten des Alten Testaments wertzuschätzen; andere empfinden große Freude an den Prophezeiungen, besonders an denjenigen, die unsere Zeit betreffen. Wieder andere Geschwister sind begeistert von den Lehren des göttlichen Planes (wir alle sollten dies sein) und werden nie müde, über deren Harmonie und Schönheit zu sprechen. Dann wiederum gibt es solche, die gefühlvoller dabei sind zu empfinden, daß als das Wichtigste die Liebe Jesu betrachtet und gelehrt werden müsse - seine Liebe für uns und unsere Liebe für ihn.
Alle diese Blickwinkel der Wahrheit sind im Worte Gottes enthalten und stehen zu unserer Unterweisung und Ermutigung dort. Es ist für unterschiedliche Gemüter und Charaktere verständlich, einen bestimmten Zug der Wahrheit und dessen Anwendung in ihrem Leben besonders wertzuschätzen. Aber einer solchen Vorliebe unter Vernachlässigung der übrigen Wahrheit nachzugeben oder davon auszugehen, daß diejenigen, die diese uns besonders erfreuenden Dinge nicht so sehr wertschätzen, nicht so „geistig gesinnt” sind wie wir, ist nicht im Sinne Gottes. Es kann vielmehr sogar zum Richten und zur Verurteilung unserer Geschwister führen. Es ist nicht weise, irgendeinen Teil der Wahrheit zum Steckenpferd zu machen. Jesus sagt, daß der Mensch nur von „einem jeden Wort” leben kann, das aus dem Munde Gottes ausgeht. Der Herr hätte uns nicht die ganze Bibel gegeben, wenn wir nur Jesus zu lieben, oder nur die Stiftshütte zu studieren, oder uns nur an bestimmten Prophezeiungen zu erfreuen brauchten.
Paulus spricht, indem er die „Leib”-Veranschaulichung auf die Kirche anwendet, von „jedem Gelenk der Darreichung”. - Epheser 4:16 Offenbar wußte der Herr in Seiner göttlichen Anordnung, daß einige von Seinem Volke bestimmten Teilen Seines Wortes mehr Studium widmen würden als andere. Er hat es so eingerichtet, daß sie einander helfen können und sollten, indem sie ihre besonderen Schätze in lieblicher und aufbauender Gemeinschaft zusammentun.
Die Vorbilder und Schatten des Alten Testaments hätten keine wirkliche Bedeutung, wenn wir sie nicht im Lichte der kostbaren Lehren des göttlichen Planes betrachten könnten. Die Lehren leuchten in einem helleren Licht, wenn sie durch die Lektionen der Vorbilder beleuchtet werden. Es sollte also auch ein jeder, der besonders für die Lehren schwärmt, die Studien eines anderen wertschätzen, der sich über die Vorbilder und Schatten freut, und umgekehrt.
Wir sollten das wertzuschätzen lernen, was ein jeder zu unserer Gemeinschaft in der Wahrheit beizutragen vermag. Ein wichtiger Teil der Heiligen Schrift ist zum Beispiel die Apostelgeschichte. Ein Grund, warum wir uns alle so sehr daran erfreuen ist der, daß sie so viele begeisternde Erfahrungen der Gläubigen der Urkirche erwähnt. Auch heute ist ein wichtiger Teil der Gemeinschaft auf unsere Erfahrungen im Dienste des Herrn und füreinander gegründet.
Die Liebe ist unbestreitbar ein besonders wichtiges Erfordernis im christlichen Leben. Sie sollte all unser Denken, unser Studium und unseren Dienst durchdringen. Wir müssen die größte Liebe für Gott haben, eine Liebe, die uns dazu treibt, alles, selbst das Leben, im Ausführen Seines Willens zu opfern. Unsere Liebe zu Gott schließt auch die Liebe für Jesus ein. Der Meister ermutigte uns, seinen Vater zu lieben, und zeigte, daß wir, wenn wir dies tun, auch ihn lieben würden. Als Petrus seine Liebe für Jesus bekannte, erhielt er den Auftrag: „Weide meine Schafe”. Zu allen seinen Jüngern sagte Jesus: „Wenn ihr mich liebet, so haltet meine Gebote”. - Johannes 14:15 und 21:15 - 17
In Gehorsam gegenüber dem Auftrag, die Schafe des Herrn zu weiden, schrieb Petrus zwei der hervorragendsten Briefe des Neuen Testamentes. Der erste Brief handelt hauptsächlich von den vorausgesagten Leiden des Christus und von unserem Vorrecht, an diesen Leiden teilzuhaben. Er behandelt aber auch, daß, wenn wir treu sind, wir auch Anteil an den „Herrlichkeiten danach” haben werden. - 1. Petrus 1:11 Der zweite Brief ist größtenteils der „glückseligen Hoffnung” gewidmet, welche die zweite Gegenwart Christi und die Aufrichtung seines Königreiches betrifft, indem er diese herrliche Aussicht als einen Anreiz zur Treue gebraucht, damit wir unserem Glauben die Tugend, Erkenntnis, Selbstbeherrschung, Ausharren, Gottergebenheit, Bruderliebe und Liebe hinzufügen. Petrus hält in diesem Brief jedoch nicht zurück, die Kirche vor falschen Lehrern und Spöttern zu warnen, die versuchen würden, den Glauben zu untergraben. Er tat das, weil er Jesus liebte.
„Wenn ihr mich liebet, so haltet meine Gebote”. Eines dieser Gebote ist, daß wir „einander lieben”, wie Jesus uns liebte. Aber es gibt noch andere, die jeden Teil des christlichen Lebens umfassen, unser Studium des Wortes und unsere Tätigkeit als seine Gesandten eingeschlossen. Wenn wir unser Licht leuchten lassen, bekunden wir unsere Liebe für Jesus. Wenn wir Zeit, Kraft und Mittel im Dienste der Geschwister opfern, beweisen wir unsere Liebe für Jesus. Unsere Begeisterung für alle die herrlichen Lehren des göttlichen Planes, in welchem Jesus der Mittelpunkt ist, zeigt unsere Liebe für ihn und natürlich auch für unseren Himmlischen Vater, den Urheber des göttlichen Planes.
Wir können tatsächlich keinen Teil der Wahrheit außer Acht lassen, auch nicht irgendeinen Teil unserer Beziehung zu Gott durch Christus und die Wahrheit, und uns in dem Glauben, daß wir die beste von den Anordnungen des Herrn gewählt haben, vorrangig nur einer Sache widmen. All diejenigen, die sich vom Geiste Gottes leiten lassen, werden sich über alles freuen, was zum göttlichen Plan und zu seinem Dienst gehört. In ihrer Liebe für Gott und für Jesus werden sie einen lebendigen Anteil an der Förderung der Interessen der ganzen Wahrheit nehmen, indem sie sich des Vorrechtes erfreuen, alle ihre Lehren zu erörtern und erörtert zu hören, wie diese Lehren uns beim Niederlegen unseres Lebens im göttlichen Dienste beeinflussen sollten.
Der Apostel Paulus sagt uns, daß der Herr jedes Glied am Leibe des Christus gesetzt hat, wie es ihm gefällt. - 1. Korinther 12:18 Das bedeutet zunächst einmal, daß unsere Dienstvorrechte verschieden sein werden. Aber auch hierbei sollte es ein schönes und liebreiches Ineinandergreifen der Interessen und Freuden geben. Ungeachtet dessen, wie klein oder wir unbedeutend unsere Gelegenheiten des Dienstes an dem „Leib” sein mögen, sie sind wichtig - ebenso wichtig wie die größeren Gelegenheiten anderer. Wir sind Diener füreinander. Welch eine wunderbare Harmonie der Interessen wird auf diese Weise dargestellt, und welch tröstliche Freude wird es für uns sein, wenn wir durch des Herrn Gnade diesen Gesichtspunkt der Liebe im Sinn behalten und in unserer Gemeinschaft mit den Geschwistern treu daran festhalten.
Wir erwähnen dies alles nicht, weil wir davon ausgehen, daß wir dies nicht ohnehin wissen, sondern gerade weil wir es dem Grunde nach kennen und wissen - und weil es sichtbar ist, daß diese lebenswichtigen Grundsätze der Ergebenheit und Liebe bereits in unseren Herzen wohnen. Wir glauben nicht, daß sonst des Herrn Segen auf dem gegenseitigen Dienst füreinander und der Verkündigung der Wahrheit gelegen hätte. Laßt uns bestrebt sein, es weiter so zu halten.
Die wunderbaren Gelegenheiten des Dienstes werden weitergehen - der Dienst in den Versammlungen, das gemeinsame und persönliche Zeugniswerk und das große Vorrecht des Gebetes. Dazu werden wir weiterhin unsere Freuden des Studiums und der Gemeinschaft und unserer persönlichen Verbindung mit dem Herrn haben. Die Zukunft wird gesegnet werden, wenn wir im Geiste der Liebe unsere Freuden als Kinder der einen Familie teilen - der Familie Gottes - und als Glieder des einen Leibes - des Leibes des Christus.