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Eliesers Brautwerbung
1. Mose 24
Die einfache Erzählung von der Aussendung Eliesers durch Abraham, damit er dessen Sohn Isaak eine Braut suche, ist für den Gläubigen eine aussagekräftige Schilderung. Erkennen wir darin doch ein Bild von der Aussendung des Heiligen Geistes durch Gott, damit dieser Seinem Sohn Jesus Christus aus der ganzen Menschheit eine Braut erwählen soll.
Es ist der Vater, der seinem Sohn Isaak die Braut suchen läßt. Wo läßt er sie suchen? Er läßt sie unter der Verwandtschaft suchen. Die Glieder der Brautgemeinde müssen schon von vornherein eine gewisse innere Übereinstimmung mit dem Herzen des Bräutigams aufweisen. Als Mindestes wird eine Sympathie für das Wesen des Bräutigams vorausgesetzt. Abraham sendet den Elieser zu seinen Verwandten, zu solchen, die gleichgesinnt sind, die den gleichen Gott anbeten. So wendet sich auch Jesus an die, welche „aus Gott sind” und die darum die Worte Gottes hören können. - Johannes 8:47 und 10:27
Elieser ist ein Knecht Abrahams. Er ist nicht unabhängig in seinen Entscheidungen, aber er wird mit Vollmachten ausgerüstet, weil er treu ist. Auf diese Weise ist er ein schönes Bild des Heiligen Geistes, des „Sachwalters”, wie Jesus ihn nennt - Johannes 14:26 -, der in voller Übereinstimmung mit Gott ist und keine Eigenmächtigkeit kennt. - Johannes 16:13 Diesem darf das verantwortungsvolle Geschäft der Brautwahl wohl anvertraut werden.
Nach Kanaan, in das Land der Verheißung, soll Elieser die Braut bringen. Unter keinen Umständen darf es geschehen, daß Isaak in das Land der Braut hinabzieht. Wenn die Braut nicht willig ist, Elieser in das Land des Bräutigams zu folgen, dann muß auf diese Braut verzichtet werden. Das zeigt uns, daß die Braut auf die Daseinsstufe ihres Bräutigams emporgehoben werden soll. Unter keinen Umständen wird Jesus noch einmal Knechtsgestalt annehmen, um seiner Braut zu begegnen. Sie muß Willens sein, sich zu ihm hinauf führen zu lassen durch den Heiligen Geist. Dabei wird jedoch keinerlei Druck ausgeübt. Es wird ihrem freien Willen überlassen, ob die Braut dahin ziehen möchte oder nicht.
Elieser sucht die Braut am Brunnen. Durch eine Herzensprüfung will er das geeignete Mädchen ausfindig machen. Bevor sie noch von seinen Absichten eine Ahnung erlangen kann, will er sie um eine Gefälligkeit bitten: Sie soll ihm zu trinken reichen. Und wenn sie ihm die Bitte gewährt und ihm darüber hinaus noch aus freien Stücken anbietet, auch seine Kamele zu tränken, so will er das für ein Zeichen ansehen, daß sie die von Gott bestimmte Braut für Isaak sei.
Auf eine vergleichbare Weise prüft der Heilige Geist die Berufenen. Gott bittet auch uns um eine Gefälligkeit, und Er erwartet eine große Bereitwilligkeit und ein Entgegenkommen über Sein Bitten hinaus. Er wünscht nicht nur Gehorsam, sondern freudigen Gehorsam zu sehen, nicht nur Glauben, sondern reichen Glauben - und das, ohne daß wir wissen, wie diese Prüfung für uns verläuft. Wenn ein Mensch unserem Herrn Jesus so begegnet wie der Hauptmann von Kapernaum, der nicht nur glaubte, daß Jesus seinen Knecht heilen könne, sondern daß er dazu sogar aus der Ferne und ohne sein Haus zu betreten imstande sein könne, dann erkennt der Herr daran die Eignung zur Brautklasse. - Matthäus 8:5 - 11
Elieser ist mit den Überlegungen für seine Herzensprobe kaum fertig, da erscheint schon die Gesuchte. Gott gibt oft schnell eine Antwort auf unsere Gebete, wenn wir die rechte Überlegung angestellt haben. Es kommen nicht erst verschiedene andere Mädchen zum Brunnen. Gott kennt die, welche Er berufen will. Hierbei gibt es keine Unsicherheiten. „Es kennt der Herr die Seinen und hat sie stets gekannt”.
Rebekka erfüllt die Erwartungen Eliesers alle reichlich. Sie gibt erst ihm zu trinken, und dann bietet sie ihm aus freien Stücken an, auch noch seine zehn Kamele zu tränken. Das ist eine große Aufgabe. Viele Male muß sie zur Quelle hinuntersteigen und ihren Krug füllen, bis die Tränkrinne gefüllt ist, aus der die Kamele trinken!
Mit Wohlgefallen und Erstaunen sieht Elieser ihr zu. Wir könnten uns wundern, daß er nicht auch Hand anlegt, um dem Mädchen behilflich zu sein. Aber das gehört eben zur Prüfung: Er will sehen, ob sie das Versprechen auch erfüllt, das sie so bereitwillig gegeben hat. Wir erinnern uns, wie schnell bereit das Volk Israel Gott versprach: „Alles, was Du zu Moses, Deinem Knechte, gesprochen hast, das wollen wir tun!” und wie wenig dann diese Zusage gehalten worden ist.
Erst als Rebekka ihr Werk vollendet hat, greift Elieser zu den Schätzen, die er mitgebracht hat und schmückt Rebekka mit Gold und Silber. Erst dann bittet er sie, im Hause ihres Vaters zu Gast sein zu dürfen und erfährt, daß das Mädchen eine nahe Verwandte seines Herrn ist. Treuherzig folgt er ihr in das Haus ihrer Eltern und trägt hier in aller Einfachheit und Einfalt sein Anliegen vor. Er tut dies ohne irgendeine List und ohne etwas vor ihnen zu verbergen.
Genau diese Einfalt finden wir auch auf den Wegen Gottes, in der Art, wie Er Seine Kinder beruft. Gott sucht sie ohne Umschweife mit Geradheit - Er sucht das Offene und Wahre, die Demut, die Einfachheit und Aufrichtigkeit. Gott weiß, wie Er sie findet. Eine Bedingung steht im Vordergrund: Die Braut muß eine Jungfrau sein, sie muß rein sein wie Rebekka, von der bezeugt wird: „Und das Mädchen war sehr schön von Ansehen, eine Jungfrau, und kein Mann hatte sie erkannt”. So spricht auch der Apostel von der Kirche: „Ich habe euch einem Manne verlobt, um euch als eine keusche Jungfrau dem Christus darzustellen”. - 2. Korinther 11:2 Es können nur solche des Herrn sein, die in ihren Herzen keinem anderen Gott oder Götzen irgendwie ergeben sind, sondern unentwegt an ihrem Bräutigam festhalten und getreu sind bis in den Tod. Denen will er die Krone des Lebens geben.
Rebekka muß jedoch bereit sein, dem Elieser in ein fernes Land zu folgen, das sie nicht kennt. Sie willigt ohne Bedenken ein. Wir erkennen hierin, daß es eine Klasse gibt, die mit ihrer Hinwegnahme rechnet und dies ohne Zögern hinnimmt.
Das ist ein großer Tag für Rebekka. Er beginnt mit Herrlichkeit und endet mit noch größerer Herrlichkeit. Elieser schmückt die Auserwählte nun mit kostbaren Kleidern und silbernem und goldenem Geschmeide. So empfangen auch die Berufenen reine, weiße Gewänder - das Kleid der zugerechneten Gerechtigkeit. Sie erhalten zudem Kostbarkeiten und reines Gold, die kostbarsten Verheißungen und das Gold des lebendig gewordenen Wortes, sowie jede Gnadengabe des Geistes aus der Hand des treuen Sachwalters. Und an diejenigen, denen es an Schmuck mangelt, ergeht der Rat: „Ich rate dir, Gold von mir zu kaufen, geläutert im Feuer, auf daß du reich werdest, und weiße Kleider, auf daß du bekleidet werdest”. - Offenbarung 3:18 Der Sachwalter hat Schätze genug. Aber gewisse Voraussetzungen müssen gegeben sein, damit wir sie empfangen. Eine von ihnen ist die Demut. Bei Rebekka war sie bemerkbar. Die Arbeit des Wasserschöpfens für die Kamele war eine schwere. Es war eher eine Arbeit für Knechte als für eine zarte Magd, aber sie hat diese aus Liebe und Ehrfurcht vor dem Fremden willig verrichtet.
So will auch uns der Heilige Geist schmücken, denn ohne Schmuck könnte er uns nicht brauchen. In unserem Alltagsgewand und ohne Schmuck dürfte er uns dem Bräutigam nicht vorstellen.
Nun geht es auf die Reise. Elieser läßt sich nicht aufhalten. Und auch Rebekka macht ihrerseits keinen Versuch, ihn zum Aufschub seiner Reise zu bewegen. Nachdem wir den Ruf des Herrn vernommen haben, ist kein Verzug angebracht, daß wir mit Entschiedenheit in die Nachfolge eintreten. Wie der Kämmerer aus Äthiopien, nachdem ihm das Evangelium verkündet worden war, beim erstbesten Wasser am Wege anhält mit den Worten: „Siehe, da ist Wasser; was hindert mich, getauft zu werden?” Auf dem schnellen Entschluß ohne zu zögern liegt der Segen des Herrn. Das Ziel ist uns gezeigt, aber auf welchem Wege wir dahin gelangen, das wissen wir nicht. Gott hat uns aber einen guten Führer gegeben, den Heiligen Geist. Der Sachwalter bürgt uns dafür, daß wir das Ziel erreichen werden.
Wir nehmen an, daß Elieser versuchte, der Braut den langen Weg dadurch zu verkürzen, daß er ihr von dem Reichtum und der Herrlichkeit seines Herrn Abraham und seines Sohnes Isaak erzählt: „Jahwe hat meinen Herrn sehr gesegnet, so daß er groß geworden ist, und er hat ihm Kleinvieh gegeben und Rinder, und Silber und Gold, und Knechte und Mägde, und Kamele und Esel. Und Sara, das Weib meines Herrn, hat meinem Herrn einen Sohn geboren, nachdem sie alt geworden war; und er hat ihm alles gegeben, was er hat”. - 1. Mose 24:35 und 36
So verkündet uns der Heilige Geist auf der langen Wüstenwanderung alles, was wir wissen müssen und dürfen von der Herrlichkeit des Herrn, des Himmlischen Vaters und Seines Sohnes, des „Erben aller Dinge”. Ja, was er uns auf dieser Reise zu berichten hat, das überbietet die schönsten Geschichten der Welt an Pracht und Herrlichkeit. Der Unterschied besteht darin, daß all diese Herrlichkeit wirklich ist und erlangt werden kann, wenn wir den vor uns liegenden Wettlauf mit Ausharren laufen. Der Weg mag weit und mühevoll scheinen, aber wir dürfen volles Vertrauen zu unserem Führer haben, der ihn wohl kennt und nicht verfehlen wird.
Schließlich kommt ihnen am Ende der langen Reise Isaak zum Brunnen Lachai-Roi entgegen, was bedeutet: „Brunnen des Lebendigen, der sich schauen läßt”. Gegen Abend erblickt Rebekka ihren Herrn und Bräutigam zum ersten Mal und wird von Elieser darüber belehrt, daß er es ist.
So kommt am Abend des Zeitalters der Herr seiner Braut entgegen, und sie darf ihn endlich sehen, wie er ist. - 1. Johannes 3:2
Wir lesen, daß Rebekka beim Anblick Isaaks und als sie erfahren hatte, wer vor ihr stand, sich mit ihrem Schleier oder Mantel verhüllte. Isaak führte sie in das Zelt seiner verstorbenen Mutter, und sie wurde sein Weib und er liebte sie.
So wird auch die himmlische Braut beim Anblick ihres Geliebten in den Worten, die der Prophet ihr in den Mund legt, frohlocken: „Meine Seele soll frohlocken in meinem Gott! Denn er hat mich bekleidet mit Kleidern des Heils, den Mantel der Gerechtigkeit mir umgetan, wie ein Bräutigam den Kopfschmuck nach Priesterart anlegt und wie eine Braut sich schmückt mit ihrem Geschmeide”. - Jesaja 61:10 Dann wird sie der Bräutigam in die ewigen Hütten führen, in eine Heimat, welche sie nie wieder verlassen wird.