Gott angenehm

„Laß die Reden meines Mundes und das Sinnen meines Herzens wohlgefällig sein vor dir, Jahwe, mein Fels und mein Erlöser!” - Psalm 19:14

Wie schön ist in den Augen recht denkender Menschen ein sanftes, mildes und geübtes Wesen! Und wie wenig liebenswürdig dazu sind im Gegensatz die unerzogenen und zügellosen - die selbstsüchtigen und ungerechten, die unfreundlichen und erregten Charaktere. Von Natur aus erwecken die einen in uns Freude und Bewunderung, die anderen jedoch verursachen in uns Schmerzen. Wenn selbst Menschen, die bereits viel vom ursprünglichen Ebenbild Gottes verloren haben, in einer solchen Weise die Tugend wertschätzen und die Untugend verabscheuen, um wieviel deutlicher muß da der reine und heilige Gott die Dinge einschätzen.

Weltmenschen, die keine persönliche Bekanntschaft mit Gott gemacht haben, machen sich keine Gedanken darum, wie sie in Seinen Augen erscheinen. Diejenigen jedoch, die Ihn lieben und Sein Wohlwollen wertschätzen, sollten mit besonderer Sorgfalt darauf bedacht sein, ihr Leben nach Seiner reinen und heiligen Gesinnung auszurichten. Es ist wahr, daß alle „Wiedergezeugten” trotz ihrer Unvollkommenheiten, Schwachheiten und Erbfehler Gott durch Christus angenehm sind, dessen Kleid der Gerechtigkeit sie reichlich deckt. Das Maß dessen jedoch, in dem sie Gott durch Christus angenehm sind, hängt davon ab, wie ernsthaft sie danach streben, während sie im Besitz seiner zugerechneten Gerechtigkeit sind, auch tatsächlich den Maßstab der Vollkommenheit zu erreichen. Wenn sie dies mit Fleiß versuchen, so offenbaren sie damit ihre Wertschätzung für die göttliche Gunst.

Was für eine Verwirrung und Beschämung müßte doch eigentlich jemand, der während eines Anfalles von Zorn oder einer ungerechten oder bösen Handlung, die seiner und seines Berufes unwürdig ist, plötzlich vom Erscheinen eines geliebten Freundes mit einem sanften und edlen Charakter überrascht würde. Genau so verhält es sich: das Auge eines solchen geliebten Freundes ist allezeit auf uns gerichtet. Nur in dem Maß, indem wir diesen Gedanken vergessen oder des Herrn Meinung und Wohlwollen geringschätzen, werden wir den bösen Neigungen der gefallenen Natur Raum geben.

Wodurch wird ein Jüngling seinen Pfad reinigen?

In dem Bewußtsein, wie die alte Natur abwärts geneigt ist, wie beständig sollte da das Gebet des Psalmisten aus unserem Leittext in den Gedanken der geweihten Kinder Gottes gegenwärtig sein. Wir mögen uns manchmal fragen, wie das schwierige Werk der Bezähmung der in uns wohnenden Gesunkenheit vollbracht werden kann. Für den einen ist es sehr schwer, besonders unter aufregenden Umständen, eine übereilte oder heftige Wesensart zu beherrschen. Für einen anderen kann es eine besondere Herausforderung darstellen, seine Zunge im Reden über andere zu zügeln - insbesondere, wenn ihm die Prüfungen des Lebens die rechte Sicht auf die Dinge nehmen. Auch sollten wir uns immer vor Augen halten, welches Maß an Schwachheiten doch in uns wohnt; und jedes wahre Kind Gottes weiß genau, daß es dagegen kämpfen muß, wenn es Gott angenehm sein will. Die Gedanken unseres Herzens werden unseren Mitmenschen erst dann offenkundig, wenn wir sie in Worten und Taten zum Ausdruck bringen. Unserem Gott aber sind selbst die Gedanken und Sinne des Herzens aufgedeckt und offenbar. Welch ein Trost für diejenigen, die ehrlichen Herzens sind.

Der Psalmist bringt diese Selbstprüfung in der Frage zum Ausdruck: „Wodurch wird ein Jüngling seinen Pfad reinigen?” und antwortet: „Indem er sich bewahrt nach deinem Worte”. Dann faßt er den folgenden Vorsatz, der auch für unser Leben gelten soll: „Über deine Vorschriften will ich sinnen und achthaben auf deine Pfade; an deinen Satzungen habe ich meine Wonne; deines Wortes werde ich nicht vergessen”. - Psalm 119:9, 15 und 16 In diesen Versen finden wir das Geheimnis für ein reines und edles, Gott wohlgefälliges Leben. Nicht nur durch Gebete und gerechte Vorsätze kann es erreicht werden, sondern in Verbindung damit auch durch ein sorgfältiges und genaues Bewahren unseres Charakters. Dazu kommen systematische und eifrige Anstrengungen in der Selbstübung und die Sorgfalt in unserem Handeln und Ausdauer beim Ausmerzen böser Gedanken. Erforderlich zur Erreichung eines gottgefälligen Lebens sind auch eine eifrige und beständige Pflege reiner, wohlgefälliger und edler Gedanken, und daß wir das Unkraut der Verkehrtheit im Blütenansatz vertilgen, ehe es eine schnelle Ernte sündiger Worte und Taten hervorbringt.

Bei alldem sollten wir beachten, daß dieses Achtgeben und diese Sorgfalt nicht nach dem unvollkommenen Maßstab unseres eigenen Denkens ausgeübt werden sollen, sondern nach den Worten Gottes. Der Maßstab, nach dem wir unser Leben prüfen, führt auch zu sehr unterschiedlichen Schlußfolgerungen.

Der Psalmist empfiehlt uns den göttlichen Maßstab für unsere Selbstprüfungen und sagt: „Das Gesetz Jahwes ist vollkommen, erquickend die Seele (das heißt, wenn wir auf unseren Weg achthaben nach dem Gesetze Gottes, so wird es uns völlig vom Pfad der Sünde auf den Pfad der Gerechtigkeit bringen). Das Zeugnis (die Belehrung) Jahwes ist zuverlässig, macht weise den Einfältigen (die Demütigen, die sich belehren lassen - indem es ihnen die Wege der Gerechtigkeit deutlich offenbart); die Vorschriften (die Befehle, Entscheidungen und Gebote) Jahwes sind richtig (sind die unfehlbaren Regeln der Gerechtigkeit), erfreuend das Herz (der Gehorsamen); das Gebot Jahwes ist lauter, erleuchtend die Augen; die Furcht Jahwes ist rein (keine niedrige, sklavische Furcht, sondern eine von der Liebe erzeugte Ehrfurcht - eine Furcht vor der Einbuße Seines gerechten Wohlwollens), bestehend in Ewigkeit. Sie (das Gesetz und die Zeugnisse des Herrn), - die köstlicher sind als Gold und viel gediegenes Gold und süßer als Honig und Honigseim”.

Von übermütigen Sünden halte deinen Knecht zurück

„Auch wird dein Knecht durch sie belehrt (hinsichtlich der Gefahren auf dem Weg, der Schlingen des Widersachers und bezüglich aller Dinge, die ihn entmutigen oder sein Wachstum in Gnade verhindern könnten); im Beobachten derselben ist großer Lohn. Verirrungen, wer (von denen, die nur ihr eigenes fehlbares Urteil ohne den Maßstab des Gesetzes Gottes anwenden) sieht sie ein (kann sich recht beurteilen)?”

Wenn wir uns an diesem Maßstab messen und unsere Verfehlungen erkennen und bedauern, laßt uns an das Gebet des Psalmisten denken: „Von verborgenen Sünden reinige mich” und unsere Anstrenungen durch unsere Gebete unterstützen - Psalm 19:7 - 12

Aber noch einen weiteren Teil dieses Gebets gibt uns der Herr: „Auch von übermütigen Sünden halte deine Knecht zurück, laß sie mich nicht beherrschen; dann bin ich tadellos und bin rein von der großen Übertretung”. Betrachten wir einmal, worum es ich bei den übermütigen Sünden handelt. Übermütig sein bedeutet, den Mut zu haben, etwas ohne Autorität oder Beweis anzunehmen. Eine übermütige Sünde besteht also zum Beispiel darin, daß man etwas als Wahrheit annimmt und behauptet, was Gott nicht geoffenbart hat oder daß man etwas Geoffenbartes verwirft. Stur etwas zu behaupten und daran als einem Teil des Planes und der Lehre Gottes festzuhalten, nur aufgrund eines fehlbaren menschlichen Verstandes und ohne göttliche Autorität, stellt somit eine übermütige Sünde dar.

Um übermütige Sünden handelt es sich bei denen, die den göttlichen Charakter beschimpfen, indem sie dreist die gotteslästerliche Lehre von der ewigen Qual verkündigen, ohne dafür eine Begründung in der Schrift zu haben, ja selbst, da diese im direkten Widerspruch zur Heiligen Schrift steht. Es gibt noch viele andere Sünden, die in größerem oder geringerem Maße denselben Charakter tragen. Die nachfolgenden Worte scheinen sich jedoch auf eine ganz besondere Verirrung und Gefahr zu beziehen: „Dann bin ich rein von der großen Übertretung” - offenbar ist hier die Sünde zum Tode gemeint, über die sich die Apostel äußern. - 1. Johannes 5:16, Hebräer 6:4 - 6 und 10:26 - 31 Solch eine Sünde besteht darin, daß man im Übermut glaubt, einen Anspruch auf die Liebe Gottes und auf Errettung zu haben, auch wenn man sich mutwillig weigert, dies auf dem Wege anzunehmen, den Er vorgeschrieben hat - durch das teure zu unserer Erlösung vergossene Blut Christi.

Glückselig der Mann, der Lust hat am Gesetz Jahwes

Wir sollten besonders darauf achten, sowohl zu beten, als auch bestrebt zu sein, vor übermütigen Sünden bewahrt zu bleiben - Sünden des Hochmutes oder stolzen Eigenwillens, der sich nicht demütig dem Willen Gottes unterwirft. Wir sollten alles daran setzen, uns vor der kleinsten Neigung zum Hochmut, zum Eigenwillen oder der Neigung, über das hinaus weise zu sein, was geschrieben steht, zu hüten oder Dinge anzunehmen, die Gott nicht deutlich verheißen hat. Wenn wir alle Tage tatsächlich wachen und bereits gegen den geringsten Anfang eines stolzen und hochmütigen Geistes ankämpfen, der stets einem sicheren Fall vorausgeht, werden wir „rein sein von der großen Übertretung”.

„Glückselig der Mann, der seine Lust hat am Gesetz Jahwes und über sein Gesetz sinnet Tag und Nacht! Er ist wie ein Baum gepflanzt an Wasserbächen, der seine Frucht bringt zu seiner Zeit, und dessen Blatt nicht verwelkt; und alles, was er tut, gelingt”. - Psalm 1:1 - 3 Wenn wir das Wort Gottes beständig betrachten, werden seine Grundsätze schon sehr bald zu einem Teil unserer geistigen Verfassung werden - sie werden unseren Charakter zum Besseren und Gott und unseren Mitmenschen angenehmer gestalten. In Harmonie mit diesem Denken werden auch die Werke unseres Lebens Zeugnis ablegen.

Aus einer gereinigten Quelle wird süßeres Wasser hervorsprudeln als früher; sie wird allen denen Erfrischungen und Aufmunterungen bringen, die mit ihr in Berührung kommen. Sie wird fröhlichere Familien zustande bringen - bessere Ehegatten und bessere Kinder. Eine solche Quelle wird die Gemüter versüßen, die Stimmen erweichen, die Wortwahl bedachter gestalten, gute Verhaltensweisen fördern, die Zuneigungen vertiefen und ihre reizende Schönheit in jeder einfachen Pflicht entfalten. Das Prinzip der Liebe wird Einzug halten, und die unschön klingenden Elemente der Selbstsucht werden aus dem Leben entfernt. Auf diese Weise werden die Familien zu einem wahren Garten auf Erden, wo jede Tugend und jede Gnade reichlich Raum findet, sich auszubreiten um zu wachsen. Aber nicht nur der einzelne und sein Leben wird günstig beeinflußt werden - auch im Berufsleben wird dieser Einfluß spürbar sein. Ehrlichkeit und Rechtschaffenheit werden alles charakterisieren; und so wird Gott von denjenigen verherrlicht werden, die Seinen Namen tragen und den Stempel Seines gesegneten Geistes besitzen.

Sicherlich können wir die Höhen der Vollkommenheit in unseren unvollkommenen Leibern nicht erreichen, aber jedes Kind Gottes sollte ein deutlich erkennbares und voranschreitendes Wachstum in der Gnade bemerken. Wir sollten jeden Schritt vorwärts und aufwärts nur als eine weitere Stufe zu höheren Errungenschaften betrachten. Wenn wir kein deutlich erkennbares Wachstum im Ebenbilde Gottes oder sogar einen Rückschritt bemerken, vielleicht auch nur einen gleichgültigen Stillstand, dann befinden wir uns bereits in sehr großer Gefahr.

Behalten wir alle Tage das Vorbild vor unseren Augen, das uns unser Herr Jesus zum Beispiel gegeben hat - das Vorbild des völligen Erfüllens des Willens Gottes, wobei er das Gesetz untadelig hielt. Folgen wir diesen Fußstapfen der Gerechtigkeit und Selbstaufopferung so genau, wie es einem vollen Maß an Liebeseifer und treuer Gottergebenheit möglich ist. Wenn wir dies tun, werden wir bereits diesseits des Vorhanges das göttliche Wohlwollen besitzen und können uns dessen glücklich schätzen - und zu seiner Zeit werden wir die verheißene glorreiche Belohung der Gunst Gottes empfangen.



Tagesanbruch Bibelstudien- Vereinigung