Die Sorgen und Freuden des Apostel Paulus
1. Korinther 11:21 - 33

„Meine Gnade genügt dir, denn meine Kraft wird in Schwachheit vollbracht”. 2. Korinther 12:9

Ein wunderbarer Mann, dieser Paulus! Ohne Zweifel liegt das Geheimnis seiner Vortrefflichkeit in der Tatsache begründet, daß er sich Gott völlig übergeben hatte, nicht seinen eigenen, sondern Gottes Willen zu tun. So konnte der Herr ihn als Apostel gebrauchen, als Mundstück, als Diener, und das in einem größeren Umfang als er vielleicht jemals einen anderen gebrauchte. Damit meinen wir jedoch nicht, daß Paulus größer war als sein Meister. Der Dienst unseres Herrn umfaßte nur dreieinhalb Jahre, während Paulus eine lange „Amtszeit” erlebte, einen langen Dienst für Gott und die Kirche. Es sei angemerkt, daß es dem Herrn nicht möglich war, die Einzelheiten des göttlichen Planes zu erläutern, denn sogar seine treuen Nachfolger, einschließlich der Apostel, waren normale Menschen, die ihre Geistzeugung erst an Pfingsten erhielten. Daher lesen wir, daß Jesu Lehren hauptsächlich in Gleichnissen und dunklen Reden bestanden. - 1. Korinther 2:14, Matthäus 13:10 - 17

Einmal sagte der Herr zu seinen Jüngern: „Noch vieles habe ich euch zu sagen, aber ihr könnt es jetzt nicht tragen. Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, gekommen ist, wird er euch in die ganze Wahrheit leiten … und das Kommende wird er verkündigen”. - Johannes 16:12 und 13 Solchen Beschränkungen waren Paulus und die anderen Apostel nach Pfingsten nicht mehr unterworfen. Ihre Briefe waren an die Heiligen Gottes in verschiedenen Gegenden gerichtet, denen sie offen jeden Zug des großen Themas, des göttlichen Planes der Erlösung, darstellten. Manche dieser Schriften hatten die Apostel in der Thematik so abgefaßt, daß sie für „Kindlein” in Christo geeignet waren, und andere waren „feste Speise”, die tieferen Dinge des göttlichen Planes. - Hebräer 5:13, 1 Petrus 2:1 - 3 Aber sie schrieben nur für die Geistgezeugten, nicht für Weltmenschen.

Die Fähigkiten des Apostels Paulus

Es ist nicht verwunderlich, daß der Widersacher selbst in der Urkirche so manches Sektierertum anzetteln konnte, wie Paulus kritisch anmerkt: Einige sagten, sie seien Anhänger von Paulus, andere, sie seien Anhänger von Apollo, und wieder andere von Petrus. - 1. Korinther 1:13 und 3:1 - 7 Doch diese ganzen Parteiungen tadelte der Apostel und erinnerte daran, daß nicht einer dieser Lehrer für sie gestorben ist, und daß sie alle Christen sein sollten, die sich nach niemand anderem als nach dem Herrn nennen sollten. Gerade dieser Geist trat auch noch in anderer Weise zutage. Die Apostel mußten in Gnade und Erkenntnis wachsen, genauso wie alle anderen vom Haushalt des Glaubens. Und wenngleich sie besondere Segnungen vom Herrn erhielten, hatten sie nicht alle zur gleichen Zeit den selben Weitblick.

Paulus, der Gebildetste unter den Zwölfen, der den Platz von Judas einnahm, besaß die besten Voraussetzungen für breitangelegte Gedanken. Es stimmt, daß er sich als Saulus von Tarsus als sehr strikt und linientreu in seinem Kampf gegen Christus und seine Nachfolger erwiesen hatte. Aber nachdem seine Augen des Verständnisses geöffnet worden waren, und nachdem er eine geistgezeugte Neue Schöpfung geworden war, offenbarte sich bei ihm ein wunderbares Verständnis der göttlichen Dinge. Er erklärte dieses Verständnis, indem er von seinen Visionen und Offenbarungen sprach, die größer waren als die aller anderen Apostel des Herrn zusammmen. - 2. Korinther 12:1

Dies stimmt mit den auf Paulus bezogenen Worten des Herrn überein, in denen er sagte: „… dieser ist mir ein auserwähltes Gefäß … ich werde ihm zeigen, wie vieles er in meinem Namen leiden muß”. - Apostelgeschichte 9:15 und 16 Natürlich konnte der Herr einen talentierten, einen gebildeten Mann gebrauchen, der seinen eigenen Willen völlig aufgegeben hat: So jemand konnte vorteilhafter eingesetzt werden als eine ungebildete Person. Und von einigen der damals noch lebenden Apostel steht geschrieben, daß sogar die Volksmenge wußte, daß sie ungebildet und unwissend waren. - Apostelgeschichte 4:13 Auf Paulus traf dies indessen nicht zu. Alle geistgezeugten Kinder Gottes, die sich um Verständnis der tiefen Dinge der Schrift bemühen, sind ganz sicher erstaunt über die Logik, die Weisheit und die Gewalt der Schriften des Apostels. Uns ist nichts auf der Welt bekannt, das damit verglichen werden könnte.

Als Paulus vom Herrn als sein Mundstück für die Nationen an die Front geschickt wurde, war dessen Verstand schneller im Begreifen der Belange des neuen Zeitalters, als es bei den anderen Aposteln der Fall war: und er verstand, daß die Nationen zusammmen mit den Juden Miterben der Vorrechte des Königreiches sein sollten. - Epheser 3:1 - 12, Kolosser 1:25 - 27 Manche Christen, die ihn hörten, meinten, daß Paulus zu weit ging, und es entstand bei ihnen die Ansicht, daß er nicht einer von den Zwölfen wäre, daß er nicht den Rang eines Apostels einnehmen würde usw.

Wenn nun auch Paulus damit einverstanden gewesen wäre, nichts darzustellen und andere in ihrer Meinung über ihn nicht zu korrigieren, so fühlte er sich nichtsdestoweniger der Wahrheit verpflichtet. Das veranlaßte ihn, uns in eindeutigen Worten darzulegen, daß er den klaren Beweis für sein Apostelamt hatte, und daß er bezüglich des Verständnisses des göttlichen Planes um keinen Deut selbst dem herausragendsten Apostel in Nichts nachstand - im Gegenteil, daß der Herr ihm mehr als allen anderen über die zukünftigen, von Jesus angesprochenen Dinge offenbart hatte. - Johannes 16:13, 2. Korinther 11:5, Galater 2:2 - 10 usw.

Sein Leiden für Christus

Paulus mühte sich ab mit der Gemeinde in Korinth; und es war seine große Sorge, daß sie es nicht schaffen würden, die notwendigen Fortschritte in der Wahrheit zu machen, weil sie ihn für einen unfähigen Lehrer hielten. Daher prangert er zu unserer Belehrung das „törichte Sich-Rühmen” an. Er billigte Sich-Rühmen nicht; und zum Wohl seiner Zuhörer war er bestrebt, sie über ganz bestimmte Prinzipien zu unterrichten. Wir können uns glücklich schätzen, daß der Heilige Geist den Apostel so geleitet hat, daß auch wir ihn besser kennenlernen und seine Liebe und Loyalität dem König der Könige gegenüber wertschätzen, sowie die Tatsache, daß er ein auserwähltes Gefäß des Herrn war, um die Wahrheit selbst für die Menschen der heutigen Zeit zu verkündigen!

Aber der Apostel rühmte sich nicht selbst - wegen seiner Fähigkeiten, seines Rednertalents, dessen, wie die Leute gefesselt waren, dessen wie viele Leute sein geschicktes Vorgehen bewunderten usw. Nein, er wollte eher stolz auf Dinge sein, die von anderen als beschämend angesehen wurden. Er wollte ihnen mitteilen, was Gottes Vorsehung an Leiden um der Wahrheit willen zugelassen hatte - Geißelung, Auspeitschen mit Ruten, Gefangenschaft, Gefahren der Tiefe, Gefahren von falschen Brüdern, Gefahren von den Heiden. Für ihn waren diese Dinge Zeichen von Gottes Gunst und Liebe, und sie legten auch Zeugnis davon ab, daß er selbst den Herrn und seine Gerechtigkeit liebte, und daß er bereit war, für den Herrn und die Wahrheit zu leiden.

So gesehen ist diese Lektion ein sehr wertvoller Bestandteil des Wortes Gottes. Sie teilt uns Dinge mit, die wir an keiner anderen Stelle finden. Sie führt uns klar ein Bild vor Augen - das Bild eines Kreuzesstreiters und was er zu ertragen hatte. Es sagt uns: „Sei treu bis zum Tod”, folge den Fußstapfen Jesu und dieses seines edlen Nachfolgers, rühme dich nicht deiner eigenen Person, sondern rühme dich des Herrn und deiner Vorrechte im Dienen, so wie es die Schrift vorgibt.

Das Geheimnis seines Erfolgs

Allmählich wird die Zeit kommen, zu der der Herr den vornehmen Apostel Paulus und seine weniger herausragenden Nachfolger in die ewige Herrlichkeit aufnehmen wird und ohne Flecken oder Makel dem Vater vorstellen wird. - Epheser 5:25 - 30 Wir können sicher sein, daß jeder einzelne dieser herrlichen Versammlung ein treuer Kriegsmann gewesen ist; kein Deserteur, keiner, der sich des Herrn schämt - keiner, der sich der Wahrheit schämt. Von solchen sagt der Herr, daß auch er sich ihrer nicht schämt, sondern ihre Namen vor dem Vater und Seinen heiligen Engeln bekennen wird. - Matthäus 10:32 und 33

Das Geheimnis des Ausharrens des Apostels bei so großen Schicksalsschlägen - Auspeitschen, Gefangenschaft, Erschütterungen der verschiedensten Art - steht in unserem Leittext verzeichnet. Die Gnade des Herrn war genug. Die Kraft des Herrn wurde in seiner Schwachheit vollkommen gemacht. Ist dies nicht das Geheimnis jedes erfolgreichen Lebens eines Christen? War es nicht bei unserem Herrn genauso? Waren nicht der Geist des Vaters in ihm, sein Vertrauen auf den Vater und sein Ausschauhalten auf das Licht, das vom Angesicht des Vaters kam, wirklich die Kraft Gottes, die in unserem Herrn wirkte, um das Wohlgefallen des Vaters anzustreben und zu tun?

Das gleiche gilt auch für jeden Nachfolger des Herrn seit seinen Tagen. Er sagte zu seinen Nachfolgern: „Ohne mich könnt ihr nichts tun”. - Johannes 15:5 Die Kraft Gottes wirkt durch unseren Herrn Jesus, durch das Wort der Wahrheit, durch Jesu Nachfolger. Diese Kraft kann in dem schwächsten Glied des Leibes Christi wirken und genauso in dem stärksten. Die Gnade des Herrn ist ausreichend für alle und steht immer dann, wenn sie gebraucht wird, bereit. Dabei sollten wir jedoch nicht vergessen, daß diese große und immer ausreichende Gabe nicht bedingungslos auf das Volk des Herrn ausgegossen wird, sondern als Antwort auf die Einsicht, daß es sie braucht, und auf seine Bitte im Gebet um Gottes Gnade zu Zeiten der Not.



Tagesanbruch Bibelstudien- Vereinigung