Lichtstrahlen |
Die Reife des Christen
oder
Das Wachsen des Christen in Christo
„Denn wir, die wir geglaubt haben, gehen in die Ruhe ein”. - Hebräer 4:3
Die Reife des christlichen Lebens, Erkenntnis und Wertschätzung des göttlichen Willens sind sicher die Ziele, die von jedem Nachfolger Christi angestrebt werden. Nur eine solche Entwicklung kann die Fülle jener gesegneten Ergebnisse bringen, welche in dem Worte Gottes verheißen sind. Neben den Früchten des Geistes, die von dem Apostel in Galater 5:22 und 23 aufgeführt werden, sind Friede des Herzens und innere Ruhe unter den vorzüglichsten Gaben, die in Verbindung mit der reifen Erfahrung des Christen hervorgebracht werden.
Es ist wahr, daß in den ersten Entwicklungsstufen des christlichen Lebens ein gewisses Maß von Ruhe und Frieden im Verhältnis zu dem Grade des Glaubens und des geistigen Verständnisses vorhanden ist. Aber wie die harte, grüne Frucht, die unmittelbar nach dem Fall der Blüte gesehen wird, nicht ausgereift und nicht für eine Verwendung geeignet ist, so stellt auch dieser Zustand Gott nicht zufrieden, der auf den ersten Stufen des christlichen Lebens erreicht wird. Der Apostel sagt: „Als ich ein Kind war, redete ich wie ein Kind, dachte wie ein Kind, urteilte wie ein Kind; als ich ein Mann wurde, tat ich weg, was kindisch war”. - 1. Korinther 13:11 Er verwendet hier das Bild des Fortschrittes und der Entwicklung des natürlichen Menschen. In ihm gibt es einen Abschnitt der Kindheit, der Jugend und des reifen Mannesalters. So ist das Wachsen und die Entwicklung des geistigen Menschen in Christo. Der Glaube, welcher zum Anfang genügt, um das ganze Leben und Vermögen auf dem Opferaltar zu weihen, muß wachsen, bis er in einen Zustand des beständigen Vertrauens und der Zuversicht auf Gott gelangt. Die begrenzte Ruhe und der schwache Friede, die bei den ersten Übungen des Glaubens erfahren wurden, sollten wachsen und zum „süßen Frieden” werden, der ein Geschenk der göttlichen Liebe ist - oder zum Frieden Gottes, der die menschliche Erkenntnis übersteigt, indem er eine beständige Ruhe, eine Zuversicht des Herzens auf Gott bewirkt, welche kein Leiden, kein Sturm und kein Unwetter des Lebens bewegen oder von uns nehmen kann.
In Gottes Gegenwart lebend
Der Apostel sagt, sich an die Kirche Christi wendend: „Euer Leben ist verborgen mit Christo in Gott” - Kolosser 3:3 -, oder nach einer anderen Übersetzung: „Das Leben, verborgen mit dem Gesalbten bei Gott”. Es ist ein Leben, das in Gottes Gegenwart gelebt wird und zwar in dem Sinne, daß die Seele sich mit der Betrachtung jener Dinge nährt und beschäftigt, die durch die heilige Stätte der Stiftshütte vor unseren Geist gebracht werden. Diejenigen, die dort verweilen, genießen das Licht des goldenen Leuchters; sie nähren sich von dem Schaubrot und bringen auf dem goldenen Altar Weihrauch dar.
Es ist ein Leben fortgesetzten Vertrauens und entsprechender Fügungen, die persönliche Bekanntschaft und Verwandtschaft mit Gott bedeuten. Solch ein Leben heiliger Vertraulichkeit ist nur jenen innerhalb des „Heiligen” bekannt, nur jenen in dem Gesalbten; daher ist es zu Recht genannt: Das Leben, „verborgen mit Christo”.
Zu diesem Leben sind wir berufen worden. Es ist das Leben, welches eine Reife der Erfahrung und Wandel mit Gott hervorbringt. Und da dieses hohe und heilige Vorrecht uns gehört, so können wir zu Recht fragen: Welches sind seine hauptsächlichen Charaktermerkmale; wie unterscheidet es sich von dem des gewöhnlichen Christen, und wie können wir es in seiner Fülle erlangen?
„Kommet her zu mir!”
Natürlich ist einer der vorrangigsten Punkte dieses Lebens heiliger Gemeinschaft mit Gott eine vollständige Übergabe an den Herrn, ein Übergeben unseres Willens an Ihn. Solange ein selbstsüchtiges Zurückhalten des Willens vorhanden ist, kann ein Einssein des Geistes nicht vorhanden sein, jene völlige Verbindung mit dem Herrn, welche so unentbehrlich für den Fortschritt des Christen ist. Der Gedanke, „völlig in dem Gesalbten sein”, bedeutet Selbstverleugnung und unsere Taufe in Christus, „mit ihm begraben worden durch die Taufe in den Tod, auf daß, gleichwie Christus aus den Toten auferweckt worden ist durch die Herrlichkeit des Vaters, also auch wir in Neuheit des Lebens wandeln”. - Römer 6:4 Wir erkennen nun an, daß unsere Interessen mit denen des Herrn übereinstimmen, daß wir nichts „neben” Ihm haben. So werden wir angeleitet, alle unsere Lasten wegzuwerfen, jede von ihnen in die Hände des Herrn zu legen und Ihm zu erlauben, alle unsere Angelegenheiten für uns zu ordnen. Vielleicht ist dies eine Angelegenheit, die uns beunruhigt, geistig und zeitlich. Vielleicht ist eine der größten Lasten, wenn nicht die größte, das eigene Ich - unsere Schwachheiten, Verlegenheiten und Scherereien, unsere inneren Angelegenheiten jeder Art, unsere Gesundheit, unser guter Ruf, unsere tägliche Arbeit und unser Besitz - alles was uns betrifft.
Wenn wir dies betrachten, können wir die Ermahnung des Apostels entsprechend würdigen: „Seid um nichts besorgt, sondern in allem lasset durch Gebet und Flehen mit Danksagung eure Anliegen vor Gott kund werden; und der Friede Gottes, der allen Verstand übersteigt, wird eure Herzen und euren Sinn bewahren in Christo Jesu”. - Philipper 4:6 und 7 Indem wir Ihm alles anvertrauen, erlangen wir vollkommenen Frieden, eine innere Ruhe des Herzens. Die Seele, die dieses Geheimnis des einfachen Glaubens, des Vertrauens auf den Herrn gefunden hat, hat den „Schlüssel zu der Schatzkammer Gottes” gefunden. Dies ist sicherlich, was den Frieden Gottes bringt.
Aber warum finden wir es so schwer, dem Einen, der uns so vieles gibt, zu vertrauen? Erinnern wir uns daran, wie gnädig der Herr uns behandelt hat: während wir noch Sünder waren, starb Christus für uns - Römer 5:8. Erinnern wir uns der gnädigen Einladung: „Kommet her zu mir, alle ihr Mühseligen und Beladenen, und ich werde euch Ruhe geben”. Erinnern wir uns der Versicherung der Liebe Gottes, daß sogar die Haare unseres Hauptes gezählt sind, daß Er wird „erfüllen alle unsere Notdurft nach Seinem Reichtum in Herrlichkeit in Christo Jesu” - Philipper 4:19 -; daß Er uns niemals verlassen noch versäumen wird. Und erinnern wir uns, daß Er derselbe „gestern, heute und in Ewigkeit” ist und daß wir Seine „ewige Liebe” haben - was können wir mehr wünschen? Wenn wir Ihm vertrauen, ist das Resultat ein so herrliches. „Schmecket und sehet, daß Jahwe gütig ist! Glückselig der Mann, der auf Ihn traut!” - Psalm 34:8 „Den festen Sinn bewahrst du in Frieden; denn er vertraut auf Dich”. Es gibt eine Sache, die eines Menschen Herz hier in diesem Leben in vollkommenem Frieden erhält, und kindliches Vertrauen auf Gott ist der Schlüssel zu diesem Besitz.
„Eingetreten in Sein Heiligtum”
Ebenso wie in dem Vorbild der Stiftshüttenopfer der Tod des Tieres am Eingang der Stiftshütte stattfand, ehe der Hohepriester in das Heilige eintrat, so ist es im Gegenbild. Der Tod des „Ich” muß stattfinden - das „Übergeben unserer selbst an den Herrn”, die völlige Hingabe, wenn wir jenes Leben im Heiligtum Gottes genießen wollen. Diese Weihung geschieht nicht, um die Segnungen im Heiligtum zu erkaufen, auch nicht, um sie zu verdienen, sondern um alle Hindernisse wegzuräumen und es Gott zu ermöglichen, uns Seine Gaben zu verleihen. Von unserem Herrn wird an einer gewissen Stelle gesagt, daß er dort „wegen ihres Unglaubens” kein mächtiges Werk verrichten konnte. Dies geschah nicht etwa, weil er nicht wollte, sondern weil er nicht konnte. „In der göttlichen Ordnung hängt Gottes Wirken von unserem Mitwirken ab. Wir denken oft von Gott, daß Er nicht wolle, während es tatsächlich so ist, daß Er „nicht kann”. So wie der Töpfer, wie geschickt er auch sein mag, kein schönes Gefäß aus einem Lehmklumpen formen kann, der niemals in seinen Händen war, so kann auch Gott aus mir kein Gefäß zu Seiner Ehre machen, wenn ich mich nicht selbst in Seine Hände lege. Mein Teil besteht in inniger Wechselbeziehung zu Gottes Teil bezüglich meiner Errettung; und so wie Gott dahingehend zuverlässig ist, daß Er Seinen Teil richtig vollbringt, so ist die Hauptsache für mich, herauszufinden, was mein Teil ist und es dann zu tun … .”
„Wenn ein Lehmklumpen zu einem schönen Gefäß gemacht werden soll, so muß er vollständig dem Töpfer übergeben werden und geduldig in seinen Händen liegen bleiben. So ähnlich verhält es sich, wenn eine Seele zu einem Gefäß zu Gottes Ehre gemacht werden soll, geheiligt und passend für des Meisters Gebrauch und zubereitet zu jedem guten Werk, so muß sie gänzlich Ihm preisgegeben werden”.
Unter dem „Preisgegebenwerden” verstehen wir eine völlige Übergabe des ganzen Wesens an Gott; unter Seine alleinige Kontrolle gestellt sein, damit Er gerade das tun kann, was Ihm gefällt. Dies mag einigen hart erscheinen, nämlich denen, die Gott nicht kennen; aber denen, die Ihn kennen, ist es das „glücklichste aller Leben”.
Unsere Weihung
Wir wollen einen Moment verweilen, um nachzudenken und eine Selbstbetrachtung anzustellen. Bringen wir uns ins Gedächtnis zurück, daß wir zwar unsere Mitmenschen betrügen können - ja sogar uns selbst täuschen können, aber es ist uns doch nicht möglich, unseren Gott zu täuschen. Er kennt das Herz mit seinen Gedanken und Absichten. Laßt uns deshalb, indem wir uns selbst einige Fragen stellen, diese vor dem allsehenden Herzenskündiger beantworten.
Vor Jahren vielleicht, oder es mögen nur einige Monate sein, machten wir einen Bund mit dem Herrn. Feierlich gelobten wir vor Ihm, der Welt gegenüber tot zu sein, der Sünde, dem Ich, der Weltlichkeit in jeder Form zu entsagen. Wir bekundeten Ihm mit dem ehrlichsten Herzen, daß wir Ihm zu dienen wünschten, völlig zu Seinem Dienste geweiht zu sein.
Über die Monate oder Jahre hinweg sind wir in verschiedene Erfahrungen hineingeführt worden. Einige davon waren dunkel und stürmisch. Wir sind verschiedenen Versuchungen, Prüfungen und Trübsalen begegnet. Welche Wirkung hat diese Zeit auf uns gehabt? Ist unsere Liebe tiefer gewachsen? Sind unser Eifer und unsere Tatkraft belebt worden? Ist der Herr uns kostbarer geworden, unsere Gemeinschaft mit Ihm süßer? Sind wir durch die persönliche Gemeinschaft mehr mit Seinem Geiste angefüllt worden? Ist unser Charakter milder geworden? Sind Seine Verheißungen für uns wirklicher und persönlicher geworden, so daß Sein Wort ein „lebendiges Wort” geworden ist? Befriedigt der Herr selbst jeden unserer Wünsche und unser Sehnen, so daß wir im wahrsten Sinne des Wortes singen können: „Alles, Herr, bist Du!” - und daß wir sagen können: „Alles, was ich wünsche, bist Du; alles, was ich brauche, finde ich in Dir”.
Wenn dies so ist, so können wir uns freuen und Gott für Seine überfließende Gnade danken. Denn wenn wir diese Herzensstellung einnehmen, werden wir erkennen, daß die Ehre Ihm gehört, daß nichts, was wir tun könnten, auch nicht unsere Gerechtigkeit, diese Umwandlung verdient oder bewirkt hat. Wir werden dann erkennen, daß das Blut Jesu, am Kreuze vergossen, unsere einzige Hoffnung gewesen ist und es immer sein wird.
Oder empfinden wir ganz anders? Haben die Zeit und unsere Erfahrung zur Folge, daß wir sorgloser, lauer und gleichgültiger wurden? Hat der herrliche Plan der Erlösung, der Gnade und Barmherzigkeit seinen ersten Reiz und seine Süße verloren, so daß er es nicht mehr bewirkt, uns zu beleben, zu erquicken und zu trösten? Vermissen wir jetzt jene herzliche Antwort des Geistes, wie sie einst vorhanden war? Haben wir die „erste Liebe” verloren - Offenbarung 2:4 -, so daß, während die Wahrheit uns noch kostbar ist, der Herr selbst uns nicht nahe ist? Folgen wir Ihm scheinbar „von ferne” und ist in unseren Gebeten und in unserer Hingabe nicht diese Innigkeit der Gemeinschaft bemerkbar? Können wir sagen: „Wo ist die Glückseligkeit, die ich im Anfang kennen lernte, als ich den Herrn fand?”
„Prüfet euch selbst”
Wenn wir so empfinden, so laßt uns eifrig den Grund dafür suchen. Hat sich die Welt mit ihren Verlockungen und Reizen eingeschlichen und uns in gewissem Grade dazu gebracht, unser Gelübde zu verletzen? Haben wir der Stimme des natürlichen Menschen gelauscht und dem „Ich” erlaubt, sich selbst zu behaupten? Hat Satan uns beeinflußt, so daß wir uns in unserem Leben eine Verletzung des Gewissens erlaubten? Leben wir nach unbeständigen Grundsätzen, indem wir die Richtigkeit unseres Lebensweges behaupten, mit welchem wir selber nicht aufrichtig zufrieden sind? Ist da vielleicht ein Stillschweigen des Gewissens bei Ereignissen unseres täglichen Lebens, ohne die sündigen Handlungen aufzugeben?
Gerade in solchen Momenten können unsere Herzen auffallend betrügerisch sein. „Wenn ich Sünde liebe in meinem Herzen, wird der Herr mich nicht erhören”. Eine kleine verborgene Sache, eine kleine Verletzung des Gewissens mag es sein, die unser geistiges Leben untergräbt und die Ursache unserer geistigen Erstarrung und Schläfrigkeit ist. Laßt uns von ganzem Herzen wieder zum Herrn umkehren, indem wir unsere früheren Wege bereuen und unsere erste Liebe und unseren früheren Eifer, unseren Opferbund erneuern: mit ihm tot zu sein und in Neuheit des Lebens zu wandeln. „So laßt uns hinzutreten mit wahrhaftigem Herzen, in voller Gewißheit des Glaubens, die Herzen besprengt und also gereinigt vom bösen Gewissen und den Leib gewaschen mit reinem Wasser”. - Hebräer 10:22 Laßt uns eine erneute und vollkommene Übergabe unseres Ichs an den Willen und in den Dienst Gottes machen. Wenn wir uns aus dieser kalten Stimmung erhoben haben, die uns ergriffen hat, so müssen wir den Herrn zu unserem vornehmsten Gegenstand machen; wir müssen auf Ihn vertrauen, auf Ihn warten, auf Ihn sehen, für Ihn leben und nur für Ihn allein. Wir müssen die Schlacken der alten Natur und der Erde los werden, „um Jesus zu erkennen und die Kraft seiner Auferstehung und die Gemeinschaft seiner Leiden, indem ich seinem Tode gleichgestaltet werde”.
Die Liebe Gottes
Betrachten wir um uns herum die Wunder der Schöpfung: die Erde mit ihrer Pracht und Schönheit, den Himmel mit seinen Myriaden von Planeten und Naturgesetzen, die wechselseitige und harmonische Einrichtung von allem. Besonders dann, wenn wir über die Schöpfung des Menschen nachdenken, der mit Intelligenz ausgestattet wurde, um zwischen Recht und Unrecht zu unterscheiden und zu wählen, so erkennen wir, daß allein der Schöpfer von alledem unendlich an Weisheit und unbegrenzt an Macht sein muß. Aber zu oft kommen wir über einen solchen Gedanken kaum hinaus. Wir verfehlen zu erkennen, daß Seine Liebe genau so groß, gleich groß ist. Und es ist das Vorrecht eines jeden Gotteskindes, etwas von dieser Liebe erfahrungsgemäß zu wissen, denn es ist die mächtige Liebe unseres Vaters, welche uns diese Erfahrungen gewährte. „Könnten wir nur für einen Augenblick einen Schimmer in die mächtige Tiefe Seiner Liebe gewinnen, unsere Herzen würden herausspringen, um Seinem Willen entgegenzukommen und Ihn als unseren reichsten Schatz zu ergreifen, und wir würden uns selbst mit einer Begeisterung von Dankbarkeit und Freude Ihm überlassen, daß solch ein wunderbares Vorrecht unser eigen sein sollte. Besser und süßer als Gesundheit, Freunde, Geld, Ruhm, Wohlbehagen oder als Besitz ist der anbetungswürdige Wille unseres Gottes”. Wenn wir etwas von dieser Liebe Gottes erkennen, wird unsere Übergabe eine freudige sein. Sie wird als ein Vorrecht gewürdigt werden, und dann werden wir bereit sein, die Fülle der Segnungen zu empfangen - den Frieden und die Freude, die der Herr zu unserer Verfügung hält.
„Ergreifen”
Nach einer völligen Hingabe ist die fortgesetzte Übung des Glaubens notwendig. Wenn uns ein Freund auch eine Sache völlig übergeben mag, so ist sie doch nicht unser, bis wir es glauben und sie für uns beanspruchen. Erst dann empfangen wir die Wohltat davon. Die meisten von uns verstehen diesen Grundsatz, wenn er auf die Vergebung unserer Sünden angewandt wird. Die Lehre von der Aussöhnung und Vergebung der Sünden hätte uns unser ganzes Leben lang gepredigt worden sein können, aber sie war nie unser, bis wir daran glaubten und die Vergebung beanspruchten. Genauso ist es mit dem christlichen Leben. Wie wir den Herrn Jesus Christus annahmen, so sollen wir in ihm wandeln. Wir nahmen ihn durch Glauben an; so laßt uns darin fortfahren.
Der Herr hat viele Segnungen zu verleihen, aber aus Mangel an Glauben empfangen wir sie nicht; denn „dir geschehe nach deinem Glauben” ist noch immer die Handlungsweise Gottes beim Austeilen. So wie Israel einst aufgrund seines Unglaubens in das verheißene Land einzugehen verfehlte, so verfehlen heute viele Christen wegen eines gleichen Unglaubens in Seine Ruhe einzugehen. Dies wird so eindringlich durch den Apostel in seinem Brief an die Hebräer, Kapitel 3 und 4 ausgeführt. Dort sagt er - Kapitel 3:12 - 14: „Sehet zu Brüder, daß nicht etwa in jemandem von euch ein böses Herz des Unglaubens sei in dem Abfallen von dem lebendigen Gott. … Denn wir sind Genossen des Christus geworden, wenn wir anders den Anfang der Zuversicht bis zum Ende standhaft festhalten!” „Deshalb werfet euer Vertrauen nicht weg, welches eine große Belohnung hat”. - Hebräer 10:35
Im folgenden vergleicht der Apostel die christliche Erfahrung mit der Israels und sagt, daß sie den Herrn durch ihren Unglauben kränkten, und er mahnt dazu, daß wir ihm nicht gleich sein sollen: „So sehen wir, daß sie wegen des Unglaubens nicht eingehen konnten. Fürchten wir uns nun, daß nicht etwa, da eine Verheißung, in Seine Ruhe einzugehen, hinterlassen ist, jemand von euch scheine zurückgeblieben zu sein. Denn auch uns ist eine gute Botschaft verkündigt worden, gleichwie jenen, aber das Wort der Verkündigung nützte jenen nicht, weil es bei denen, die es hörten, nicht mit dem Glauben vermischt war”. Welch eine feierliche und ernste Warnung! Hier, in den Worten des Apostels, besitzen wir das Geheimnis des Eingehens in die Ruhe - das Geheimnis des Friedens, welchen die Welt nicht kennt, jenes Friedens, „der allen Verstand übersteigt”, vollkommenen Friedens. Es liegt nur daran, wie der Glaube die Verheißungen Gottes ergreift, damit sie in uns ihre Wirkung entfalten. In dem Maße, wie wir den Herrn bei Seinem Wort nehmen, wie wir glauben und vertrauen, sind wir fähig, in Seine Ruhe einzugehen. „Denn wir, die geglaubt haben, gehen in die Ruhe ein”.
Unsere eigenen Werke aufgebend
Es ist der Wunsch des Apostels, daß wir wissen, daß unsere eigenen Anstrengungen, unsere eigenen Kämpfe, diese Ruhe für uns nicht gewinnen können, denn er sagt in Hebräer 4:10: „Denn wer in Seine Ruhe eingegangen ist, der ist auch zur Ruhe gelangt von seinen Werken, gleichwie Gott von Seinen eigenen”. Wie notwendig ist dies, wenn wir völlig in die Ruhe des Glaubens eintreten wollen! Wir müssen erkennen, daß alle unsere Werke wie schmutzige Lumpen sind, daß wir unfähig sind, etwas zu tun, was einen Wert hätte. Unsere besten Bemühungen in der Gerechtigkeit, unsere Anstrengungen und unsere Kämpfe können für uns das nicht verdienen, was wir suchen. Wir müssen uns am Fuße des Kreuzes niederbeugen und erkennen, daß wir nur hier Annahme bei Gott finden. Nur durch das Verdienst des kostbaren Blutes schließlich werden wir würdig gerechnet werden. Unsere Hoffnung beruht allein auf Christo und seinem beendeten Werk. „Laßt uns nun Fleiß anwenden, in jene Ruhe einzugehen, auf daß nicht jemand nach demselben Beispiel des Ungehorsams falle”. Anstrengungen und Kämpfe müssen in der Tat sein, nur laßt uns darauf achten, daß diese in die richtigen Bahnen gelenkt werden. Diese Übung des Glaubens und der Weg, auf dem wir in diese Ruhe eingehen, bedeutet „Fleiß anwenden”. Es fordert auf jedem Schritt des Weges Übung des Glaubens. Zuerst vertrauten wir Gott in Bezug auf die Vergebung und sie wurde uns zuteil, wir trauten auf Ihn in Bezug auf unsere Gerechtigkeit, und sie wurde uns zugerechnet. Er zog uns aus der Grube und Er hat uns mit sich in himmlische Örter versetzt. Dies alles wurde beim Anfang unseres christlichen Laufes zugerechneter Weise unser, aber praktisch und erfahrungsgemäß ist nichts unser, bis wir es durch Glauben beanspruchen, denn „dir geschehe nach deinem Glauben” hieß es auch für uns.
„Wende Fleiß an, um in die Ruhe einzugehen”
Süß sind Seine Segnungen, reich sind Seine Verheißungen, wenn wir nur Glauben haben einzugehen, und es muß ein gegenwärtiger Glaube sein, ein Glaube an das für uns beendete Werk. Wir sind gänzlich machtlos, uns selbst von unseren Sünden zu befreien und wir sind völlig kraftlos, für uns selbst tatsächliche Gerechtigkeit zu wirken. Christus und nur Christus allein kann beides für uns tun. Unser Teil ist: zu vertrauen; uns an ihn anzuklammern wie zu Beginn unseres Glaubens.
Laßt uns also „Fleiß anwenden, um in jene Ruhe einzugehen”, erstens durch völlige Selbst-Übergabe und zweitens durch unbedingten Glauben. Ganz egal, wie unsere Erfahrungen auch immer sein mögen, einerlei, was unsere Schwierigkeiten oder unsere Verlegenheiten sein mögen - wenn wir in diesen zwei Schritten ausharren, wird der Herr uns auf grüne Weiden und zu stillen Wassern führen, und wir werden Ruhe für unsere Herzen finden.
„Kostbarer, selbstverleugnender Glaube, Glaube, welcher mit Gott rechnet bei allen Dingen und dem Fleisch in nichts vertraut; Glaube, welcher Gott in jede Schwierigkeit mitnimmt und uns mit tiefster Dankbarkeit anleitet, das Ich zu verbergen und Ihm die ganze Ehre zu geben. Mögen unsere Herzen diesen gesegneten Glauben mehr und mehr kennen lernen”.