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Naaman
Betrachtung zu 2. Könige 5
„Denn alles, was zuvor geschrieben ist, ist zu unserer Belehrung geschrieben, auf daß wir durch das Ausharren und durch die Ermunterung der Schriften die Hoffnung haben”. - Römer 15:4
Aus der Geschichte Naamans lassen sich viele Lehren über die Grundsätze Gottes ziehen!
Vers 1: Da sehen wir zum einen die sonderbare Tatsache, daß Gott den Syrern einen Sieg schenkt, einem heidnischen Volke, durch einen heidnischen Feldherrn. Wir haben doch gedacht, daß Gott nur mit Israel handelt und alle anderen Völker vorerst ihres Weges ziehen läßt, bis auch für sie im Reiche Gottes die „angenehme Zeit” folgen wird! Gewiß. Aber andererseits ist Gott immer nicht allein der Gott der Juden, sondern auch über die Nationen gewesen. Und es gibt keinen außer Ihm.
Zwar berichtet uns die Bibel darüber, daß es außer Jahwe noch geistige „Mächte, Gewalten und Fürstentümer” gibt; aber letzten Endes steht alles unter der Kontrolle des einen Gottes, der „das Licht bildet und die Finsternis schafft, der den Frieden macht und das Unglück schafft” - Jesaja 5:7*), des einzigen Gottes, der die Himmel geschaffen hat und die „Himmel der Himmel”, - siehe 5. Mose 10:14, 1. Könige 8:27, Jesaja 45:12, Jeremia 32:17, Apostelgeschichte 14:15 - Gott läßt zwar die Herrschaft des Bösen in der Welt zu, jedoch nicht grenzenlos.
*) als Trübsale einzig für die jüdische Nation als Züchtigung für ihre Verkehrtheiten; siehe Band 1, Studie VII, neue Ausgabe Seite 135 Fußnote
Wenn der Prophet Daniel uns durch Traumgesichte enthüllte, daß sich im Laufe der irdischen Geschichte vier große Weltreiche bilden konnten, und daß am Ende des Zeitalters das Reich Gottes als fünftes auf Erden aufgerichtet wird - das Reich, das „ewiglich nicht zerstört” werden wird (Daniel 2:44) - dann erkennen wir gerade daran, daß Gott trotz allem auch der Herr der Geschichte ist, und daß der Satan und Fürst dieser Welt nur innerhalb dieser festgesetzten Grenzen freie Befugnis hat.
Naaman, der Heeroberste des Königs von Syrien, ist aussätzig. Aber mit diesem Aussatz hat es eine besondere Bewandtnis. „Diese Krankheit ist nicht zum Tode, sondern um der Herrlichkeit Gottes willen, auf daß der Sohn Gottes durch sie verherrlicht werde”. - Johannes 11:4 So, wie die Krankheit des Lazarus nicht zugelassen war, damit Lazarus daran sterbe, so auch der Aussatz des Naaman nicht. Ihm ist diese Krankheit zum Segen geworden, denn Naaman ist ja ein Liebling Gottes. Hat ihm Jahwe doch den Sieg gegeben. Die ganze wunderbare Überwaltung der nachfolgenden Vorgänge enthüllt uns deutlich, daß Naaman ein Be-gnadigter des Herrn ist, und daß die Krankheit ein Mittel in der Hand Gottes ist, um ihm einen großen, herrlichen Segen zuzuwenden. Daß es sich so verhielt, erfahren wir aus dem Munde Jesu selbst.
Laßt uns einmal in Lukas 4 die Verse 14 - 28 aufmerksam lesen. Da erfahren wir, daß die Mitbürger Jesu in Nazareth über die gnadenreichen Verheißungen erstaunt waren, die aus seinem Munde hervorgingen. Sie sagten sich: Nun wird dieser große Arzt auch bei uns alle Kranken heilen, wie er es bereits in Kapernaum getan hat. Aber Jesus enttäuschte diese Hoffnung durch sehr harte Worte. Ihr Sinn ist etwa der: Ihr werdet mir nun sagen: heile vor allem hier, in deiner engsten Heimat, unter deinen Nächsten! Aber davon kann keine Rede sein. Es gibt eine Bedingung dafür, daß ihr geheilt werden könnt. Diese Bedingung ist die, daß ihr glaubt, daß ihr in mir den Gesandten Gottes seht - den Sohn Gottes, und nicht den Sohn des Zimmermanns Joseph von Nazareth. Ihr müßt zuerst ein geistiges Auge bekommen und mich nicht mit eurem beschränkten Blick betrachten und für irgendeinen der Euren halten. Aber gerade der Umstand, daß ich hier geboren und aufgewachsen bin, trübt euch das geistige Erfassen meiner Bedeutung und Sendung. Der Prophet kann darum auch in seinem Vaterhause und seiner Vaterstadt am allerwenigsten Wunder verrichten. Die Voraussetzung der Ehrfurcht, des rechten Glaubens, fehlt hier.
So hat denn auch Elia in der Zeit der Hungersnot in seinem eigenen Lande keinem helfen dürfen mit Ausnahme der Sidonierin in Sarepta. Elisa hat keinen der vielen Aussätzigen Israels heilen dürfen bis auf den heidnischen Syrer Naaman. So wird auch heute die Herrlichkeit Gottes an euch Nazarenern vorübergehen. Um eures Unglaubens willen seid ihr dieser Gnade nicht würdig.
Wenn Wunderzeichen von Gott geschehen, so geschehen sie nicht, um einfach die Welt zu heilen - bedingungslos zu heilen. Sie geschehen, um Gottes Herrlichkeit zu offenbaren, um die Welt zu diesem Gott zu führen, um ihr die Bedingungen zu offenbaren, unter denen sie geheilt werden kann und wird. Sie geschehen auch, um der Welt zu zeigen, daß ihr Krankheitszustand durch ihre Sünde bedingt ist, und daß es darum keine Heilung gibt, es sei denn, die Sünde werde beseitigt. Ihr sollt erkennen, daß Gott ist, und daß Er gerecht ist und gerecht bleibt - selbst dann, wenn Er euch in den ewigen Tod gehen ließe, weil ihr ja Aussätzige seid, Sündenkranke, mit einem unheilbaren Leiden behaftet. Wenn ihr aber in der Verfassung seid, daß ihr eure Krankheit erkannt habt, dann erst werdet ihr auch in der Lage sein, die Gnade und Barmherzigkeit Gottes zu erkennen und zu empfangen.
Das waren Worte, welche die Bürger von Nazareth, diese gesetzeseifrigen Juden, nicht gerne hörten. Sie gerieten in Wut über diese Kritik. Da kommt nun der Zimmermannssohn und wagt es, diesen würdigen Dorfmagnaten zu erklären, daß sie keineswegs als Gerechte vor Gottes Augen stünden. Sie wurden mit Zorn erfüllt - heute würde das nicht anders sein.
Naaman, der Syrer, ist also ein Begnadigter Gottes aus den Heiden. Wir dürfen ihn als ein Vorbild der Herauswahl aus den Nationen sehen. So, wie Naaman in Gottes Gunst stand, so auch die Herauswahl. „Dein waren sie, und mir hast du sie gegeben” - Johannes 17:6 -, sagt Jesus im hohe-priesterlichen Gebet von seinen Jüngern. So illustriert die Geschichte von Elisa und Naaman das Handeln Gottes mit der Herauswahl.
Es war Gnade Gottes, wie wir sehen werden, daß Naaman mit Aussatz geschlagen wurde; so ist es Gnade Gottes, wenn Er uns auf verschiedenen Wegen zur Erkenntnis unseres gefallenen Zustandes, unseres Verkauftseins an die Sünde, unserer gänzlichen Wehrlosigkeit gegen die Sünde bringt.
Wann waren wir Sünder? Früher? Ehe wir um die Vergebung in Jesu Christo wußten?
Nein! Heute! Wir müssen uns als Sünder erkennen, als Aussatzbehaftete alle Tage des Lebens bis an unser Ende. Wir müssen mit Blick auf uns selbst allezeit zerschlagenen und gebeugten Herzens sein - in der Herzensverfassung jenes Zöllners im Tempel also, der ja an seine Brust schlägt und ruft: „O Gott, sei mir, dem Sünder, gnädig!” - Lukas 18:13 Wir müssen mit David sprechen können: „Ich kenne meine Übertretungen, und meine Sünde ist beständig vor mir”. - Psalm 51:3 Das ist der einzige Weg zu Gott, und vor dem Angesicht Gottes bedürfen wir täglich der Rechtfertigung. Wir bedürfen täglich des Gebetes: „Vergib uns unsere Schulden!” Denn: „Wenn wir sagen, daß wir keine Sünde haben, so betrügen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns”. So spricht der Apostel in 1. Johannes 1:8 zu Gläubigen.
Als wir zunächst zum Herrn kamen und unsere Sündenlast abwarfen auf ihn, der die Sühnung für unsere Sünden ist, so war das der Anfang eines Erlebnisses, das nun gewissermaßen täglich in uns erneuert werden muß; es war das Aufleuchten eines Lichtes, das nun ständig von neuem in uns zum Aufleuchten gebracht werden muß. Wir sind der Aussätzige Naaman; wir müssen unseren Aussatz vor Augen haben, und wir müssen uns immer wieder im Jordan gesund baden.
Es gibt in unserer Errettung eine Reihenfolge, Dinge die nacheinander geschehen: Wir waren Sünder, aber nun haben wir den Weg der Vergebung gefunden und betreten. Wir sind Gerettete. Aber es gibt auch Dinge, die gleichzeitg geschehen: Wir sind Sünder und Verlorene, und wir sind Gerettete in Jesu Christo, unserem Herrn. Unsere Rechtfertigung ist eine fortschreitende, sich täglich erneuernde. Wir stehen nur dann in der Wahrheit und vor Gott, wenn wir auch allezeit unseren Aussatz vor Augen haben.
Vers 3: Auf einem höchst wunderbaren Wege muß nun der Aussätzige erfahren, daß es eine Möglichkeit für ihn gibt, von diesem Aussatz gereinigt zu werden:
Ein israelitisches Mädchen, eine aus dem „Haushalt des Glaubens”, aus dem Volke Gottes, ist es, die die Kenntnis dieses Heilsweges vermittelt. Eine geringe Sklavin darf das Werkzeug zur Errettung Naamans sein. So ist es bei uns allen gewesen. Auf merkwürdigen Wegen ist der Ruf Gottes zu uns getragen worden.
Und was ist es, das dieses Mädchen zum Reden treibt? Es ist das Mitleid mit dem armen Aussätzigen, „denn die Liebe des Christus drängt uns”. - 2. Korinther 5:14
Vers 5: Naaman versieht sich mit viel Gold und Silber, dazu mit zehn Wechselkleidern, die in der damaligen Zeit auch einen enormen Wert darstellten. Heute würde man sagen, daß Naaman ungefähr eine halbe Million Euro mit auf den Weg nimmt. Diese Summe ist auch für einen Naaman außerordentlich hoch. Er nimmt sein Alles mit. Dies offenbart uns, daß Naaman zu jedem Opfer bereit ist, um seine Gesundheit wiederzuerlangen. Er erkennt wohl, was das Wesentliche dieses Lebens ist.
Eine solche Bereitschaft muß bei denen vorhanden sein, die der Gnade und Errettung Gottes teilhaftig werden wollen: „Also nun, jeder von euch, der nicht allem entsagt, was er hat, kann nicht mein Jünger sein”. - Lukas 14:33
Vers 6: Der syrische König verlangt nun von dem König von Israel taktvoll die Heilung seines Dieners Naaman. Er hat gehört, daß ein Untertan des Königs im Besitz solcher Heilkräfte sei. Also ist es höflich und fein, sich an den König zu wenden; der wird dann seinem Diener schon befehlen, was er zu tun habe.
Das zeigt uns, daß die Welt die Errettung immer von den Mächtigen und Hohen erwartet.
Aber König Joram von Israel versteht diese Bitte nicht. Er weiß ja nichts davon, daß da ein Prophet ist, der sich auf die Heilung des Aussatzes versteht. Hat doch Elisa noch nie einen Aussätzigen geheilt. Er fürchtet, daß der mächtige König von Syrien einen Kriegsgrund sucht und deswegen eine unerfüllbare Forderung an ihn stellt.
Um Haaresbreite wäre die Reise Naamans ergebnislos verlaufen. Aber Jahwe hat Seine Hand im Spiel. Er überwaltet es so, daß dem Propheten Elisa die Verlegenheit des Königs Joram zu Ohren kommt. Und dieser läßt den König wissen, daß er, Elisa, hier helfen kann: „Laß ihn doch zu mir kommen, und er soll erkennen, daß ein Prophet in Israel ist”. - Vers 8
Wie kommt Elisa dazu, diese Weisung zu geben? Zweifellos hat ihm der Heilige Geist geoffenbart, daß Naaman durch Gott zu ihm gesandt sei.
Ein Prophet ist ein Mensch, der vor Gott wandelt und der bei Gott Gnade gefunden hat, so daß Er ihn zu Seinem Mundstück machen will, zum Zeugen Seiner Herrlichkeit. Elisas Name wird von einigen als „Mächtiger Befreier” gedeutet. Er mag in unserer Darstellung Gott symbolisieren, der die Kirche beruft und Sich im Blute Christi ein Eigentumsvolk reinigt.
Vers 10: Der vornehme Syrer Naaman wird also vor Elisas Haus gesandt. Was begegnet ihm hier? Elisa kommt nicht einmal aus dem Hause heraus, um den Fremden zu begrüßen. Er sendet ihm nur einen Diener hinaus mit der Weisung: „Gehe hin und bade dich siebenmal im Jordan”.
Was für eine grobe Verletzung der gewöhnlichsten Höflichkeitsregeln! Naaman erhält keine Audienz bei diesem Untertan des Königs von Israel. Und doch kommt er mit einem königlichen Empfehlungsbrief! Kein Wunder, daß der große Feldherr und Hofmann Naaman sehr gekränkt ist. Er kommt doch nicht als der erste beste - er kommt doch nicht mit leeren Händen! Er kommt doch nicht als Bettler! Wirklich nicht?
Ja, zu wem kommt denn Naaman? Er denkt: Zu dem großen Medizinmann und Zauberer Elisa, zu dem Untertan des Königs von Israel, zu einem Menschen. Gewiß - aber Elisa weiß es eben besser.
Elisa weiß, daß Naaman jetzt in die Gegenwart des lebendigen Gottes tritt, in die Gegenwart der Majestät aus der Höhe. Und Elisa weiß, daß Naaman in die Gegenwart Jahwes wirklich mit ganz leeren Händen tritt, daß er als ein armer, verlorener Bettler kommt, der auch gar nichts hat, was er Gott anbieten könnte als Honorar für die Heilung, als Loskaufspreis aus dem sicheren Tode. Denn dieser Gott sagt: „Nicht werde ich Farren nehmen aus deinem Hause, noch Böcke aus deinen Hürden. Denn mein ist alles Getier des Waldes, das Vieh auf tausend Bergen. Wenn mich hungerte, ich würde es dir nicht sagen: denn mein ist der Erdkreis und seine Fülle”. - Psalm 50:9, 10 und 12
Was ist diesem Mächtigen und Reichen gegenüber ein Naaman mit seiner halben Million?
Wie überaus groß und wie würdevoll wahrt da Elisa das Ansehen dessen, den er hier zu vertreten die Ehre hat! Hier wird einem Naaman, einem Aussätzigen, kein Zutritt gewährt. Denn Jahwe ist zu heilig, um Übles auch nur anzusehen.
Der Syrer soll den Abstand nur fühlen; er soll nur wissen, daß er hier vor dem Königsthron der Bettler ist. Dieses Wissen ist ihm höchst heilsam.
Vers 11: Aber Naaman versteht diese Tatsache vorerst noch nicht. Er wird zornig über eine solche Behandlung. Er beschwert sich. Hat er doch erwartet, daß der große Medizinmann nun heraustreten und ihn ehrenvoll empfangen werde, immerhin geschmeichelt durch den so hohen Besuch, und daß er dann umständliche Zauberformeln und Beschwörungsriten aussprechen werde. Statt dessen hieß es einfach: „Bade dich im Jordan!”
Stellen wir uns einmal vor: Ein reicher Mann, vielleicht ein Millionär oder sogar ein Milliardär, hört von einer großen medizinischen Kapazität irgendwo am anderen Ende der Welt. Er leidet an einer tödlichen Krankheit. Nun macht er die weite Reise zu dem berühmten Arzt. Dort angekommen, erhält der Millionär nicht einmal Audienz bei ihm. Der Professor läßt ihm nur durch einen Assistenten sagen: „Trinken Sie etwas Kamillentee!”
Soll man eine solche Behandlung ernst nehmen? Fliegt man dazu um den halben Erdball, um einen solch einfältigen Rat zu erhalten?
Aber Naaman fährt nach seiner Heilung nicht so rasch wie möglich nach Hause. Nein, vorher will er sich bei seinem Wohltäter bedanken, und er will dem Gott Israels die Ehre geben, die Ihm gebührt. Er will auch Elisa belohnen. Alles, was er hat, will er dem Propheten übergeben.
Vers 16: Aber der Prophet nimmt von Naamans Reichtümern nichts an. Er lehnt mit unerschütterlicher Entschiedenheit eine halbe Million ab. Es ist ja Gottes Werk! Was kommt dem Elisa für ein Verdienst zu?
Aber von welch edlen Gesinnungen schreibt uns doch immer die Bibel! Es kommt uns fast als selbstverständlich vor, wenn wir in ihr auf solche Beweise erhabener Charaktertreue und Verachtung der materiellen Güter stoßen. Die Welt sieht eine solche Haltung nur als Dummheit an - oder sogar als Anomalie. Darum sollten wir die Handlungsweise eines Elisa zu würdigen wissen, indem wir nicht einfach darüber hinweggehen, als ob dies selbstverständlich wäre, sondern das ganz Außerordentliche einer solchen Haltung wahrnehmen. Aber das Verhalten Elisas will uns noch Weiteres sagen. Es offenbart auch drei wichtige Wahrheiten:
- daß Gott will, daß wir das umsonst geben, was wir umsonst empfangen haben - Matthäus 10:8 -; und
- daß die Vergebung der Sünde durch gar nichts erkauft werden kann, was in unserem Besitz ist; daß sie freie Gnade ist und bleibt. „Also liegt es nun nicht an dem Wollenden noch an dem Laufenden, sondern an dem begnadigenden Gott” - Römer 9:16 -; und
- daß wir alle vor Gott gleich arm und unwürdig sind.
Alles, was wir nun tun können, ist das, daß wir unseren Stand vor Gott völlig erfassen und die Gabe dementsprechend dadurch würdigen, daß wir diesem Gott Lobpreis darbringen. „Durch ihn (Jesus) nun laßt uns Gott stets ein Opfer des Lobes darbringen, das ist die Frucht der Lippen, die seinen Namen bekennen”. - Hebräer 13:15
Vers 17: Naaman will künftig diesem Gott allein dienen und opfern. Er will von nun an bis an sein Ende auf dem heiligen Boden Israels weilen. Darum will er eine Maultierlast von Israels Erde mit nach Damaskus nehmen, damit er als ein Israelit nach dem Geiste an den Verheißungen und an dem Gott Israels Anteil habe.
So stehen auch wir, die Erlösten aus den Nationen, auf dem Boden Israels. Wir sind gegründet auf den Glauben Jesu Christi und der Apostel und der Propheten und der Väter. Und „Kanaans” Sprache ist unsere Sprache.
Vers 18: Aber in seiner heidnischen Umgebung wird Naaman nicht immer vermeiden können, daß er sich um der anderen willen vor dem Gott Baal Rimmon wird beugen müssen. Er bittet, daß Gott ihm diese formelle Anpassung an seine Umgebung vergeben möchte. Und Elisa antwortet: „Ziehe hin in Frieden!” Gott wird deswegen keine Last auf ihn legen.
Wir sehen: Es wird von Naaman nicht erwartet, daß er nun die Syrer zu Jahwe bekehrt und jede Gelegenheit ergreift, um die Syrer auf die Ungehörigkeit ihres Götzendienstes hinzuweisen. So sagt der Herr sinngemäß auch zu uns, daß wir zwar in der (heidnischen) Welt sind, aber nicht von der Welt. - siehe Johannes 15:9, 17:14, 16 und 18
Inmitten einer weltlichen Umgebung, die den Willen Gottes nicht beachtet und ihren Götzen opfert, da könnten auch wir in äußerlicher Weise - weil unser Tun sonst nicht verstanden würde - die Götzen dieser Welt gelten lassen. Kinder Gottes können nicht zu jeder gelegenen und ungelegenen Zeit den Götzendienst der Welt verurteilen. Sie sind nicht als unerträgliche Querulanten und Besserwisser unter die Menschen geschickt. Und wenn sie einmal gegen ihren Wunsch, aber als Eingegliederte in eine ihnen fremde Welt, äußerlich die Ehrung eines Nichtgottes dulden, dann haben sie einen verständigen Gott und Vater und einen barmherzigen Hohepriester, der weiß, wie das zu werten ist.
Das kann aber nicht bedeuten, daß es in jeden Fall bedeutungslos ist, sich der Welt gleichzustellen. Wenn ein Nebukadnezar genau zu dem Zweck ein Götzenbild aufstellen läßt, damit er herausbekommt, wer seines Glaubens ist und wer nicht, dann ist es eine Notwendigkeit für die Verehrer des wahren Gottes, sich - im Gegensatz zu allen anderen - zu Ihm zu bekennen. Wo immer man Rechenschaft von mir über meinen Glauben fordert, da ist es nicht statthaft, das eindeutige und freimütige Bekenntnis zu umgehen, sondern: „Ob unser Gott, dem wir dienen, uns … zu erretten vermag - und er wird uns aus deiner Hand, o König, erretten - oder ob nicht, es sei dir kund, o König, daß wir deinen Göttern nicht dienen und das goldene Bild, welches du aufgerichtet hast, nicht anbeten werden”. - Daniel 3:17 und 18
Verse 20 - 27: Der Diener Elisas ist ungehalten über seinen Herrn, daß er dem Syrer nichts von seinen großen Reichtümern abgenommen hat. Er eilt dem Wegziehenden nach, und unter lügnerischer Vorgabe bittet er im Namen Elisas um eine Gabe. Naaman ist freudig bereit, nicht allein das Gewünschte, sondern den doppelten Betrag auszuhändigen. Und Gehasi versteckt das Gewonnene vor seinem Herrn Elisa.
Kein schöner Gesinnungszug - nichts, was Gott wohlgefallen könnte. Dieser Gehasi will sich auf der Erde ansiedeln. Er will „Olivenbäume und Weinberge und Kleinvieh und Rinder und Knechte und Mägde” erwerben.
Aber Elisa straft ihn mit unerbittlicher Schärfe: „Ist es Zeit, Silber zu nehmen und Kleider zu nehmen?” Und übrigens hat Gehasi es im Namen Elisas getan! Und er hat ein schlechtes Gewissen dabei, denn er verbirgt seinen Gewinn vor dem Meister, und außerdem belügt er ihn.
Wer ist dieser Gehasi? Wenn uns die Geschichte Naamans eine Belehrung zu geben hat, so dürfte auch dem Diener Elisas eine Rolle zukommen. Gehasi, in seiner ganzen irdisch-materiellen Geisteshaltung, kann eigentlich nur ein System vorschatten, das aus der Verwaltung eines geistigen Vermächtnisses Gewinn ziehen möchte. Es ist ja dem Widersacher von jeher gelungen, die reine, göttliche Wahrheit zu seinem eigenen Vorteil „umzufunktionieren”, wie man heute sagen würde.
Anstatt das Wort Jesu zu beachten: „Umsonst habt ihr empfangen, umsonst gebet” - Matthäus 10:8 -, wird die göttliche Heilsbotschaft nicht selten als Erwerbsquelle mißbraucht. So gibt es Systeme, Abspaltungen, „heilbringende” Gruppen und auch Einzelpersonen, die - indem sie sich alle auf Gottes Wort berufen - Abgaben fordern, sich für bestimmte Dienstleistungen bezahlen lassen (für gute Zwecke natürlich) und zum Teil ungeheure Reichtümer anhäufen.
Wer so eigennützig vorgeht, hat den Auftrag der wahren Kirche Christi für das Evangeliumszeit-alter von Grund auf mißgedeutet. Das Gnadenangebot Gottes, das erst durch das uneigennützige Opfer Jesu ermöglicht werden konnte, wird abgewertet und entehrt.
Auf Naaman, der so freudig gibt, fällt kein Tadel. Er kann es nicht wissen, daß Elisa nichts von dieser Forderung weiß, daß er keinen Auftrag dazu gegeben hat. So fällt kein Tadel auf die, welche sich ausnutzen lassen. Ihre Gabe ist von Gott angenommen als Ihm gegeben, wenn sie in diesem Geiste und Sinne gegeben war.
Aber wehe dem Gehasi! Auf ihm liegt nun der Aussatz Naamans, und er wird an ihm haften und an seinem Samen ewiglich.
Dieses Bild zeigt, daß ein System der Gewinnsucht und des Abfalls von den gerechten und liebevollen Richtlinien Gottes nie wieder gesund wird. Ein einzelner Mensch kann Buße tun, kann umkehren von verkehrten Wegen, nicht aber ein ganzes System. Und wir hören unseren Herrn sagen: „Jeder, der diese meine Worte hört und sie nicht tut, der wird einem törichten Manne verglichen werden, der sein Haus auf den Sand baute; und der Platzregen fiel hernieder, und die Ströme kamen, und die Winde wehten und stießen an jenes Haus; und es fiel, und sein Fall war groß”. - Matthäus 7:27
Naaman aber will von nun an dem Gott Israels dienen - ihm allein. „Ziehe hin in Frieden” - Elisa spricht zu ihm dieses Wort im Auftrag Gottes. Welch ein wunderbarer Segen!