Die drei Geburten unseres Herrn

Wenn wir die Heilige Schrift studieren, dann stellen wir fest, daß Jesus Christus, unser Herr und Meister, drei Mal geboren wurde.

Die erste Geburt

Von ihr ist die Rede im Kolosserbrief, Kapitel 1 Vers 15: „welcher das Bild des unsichtbaren Gottes ist, der Erstgeborene aller Schöpfung”. Er war also das erste erschaffene Lebewesen, der Beginn der Schöpfung des Allmächtigen, was auch aus der Schriftstelle Offenbarung 3:14 hervorgeht, wo es heißt: „Und dem Engel der Versammlung in Laodizea schreibe: Dieses sagt der »Amen«, der treue und wahrhaftige Zeuge, der Anfang der Schöpfung Gottes”. Eine weitere Bestätigung finden wir in den Sprüchen, wo unser Herr als die „Weisheit” personifiziert wird, und wo wir in Sprüche 8:24 - 26 lesen: „Ich war geboren, als die Tiefen noch nicht waren, als noch keine Quellen waren, reich an Wasser. Ehe die Berge eingesenkt wurden, vor den Hügeln war ich geboren; als er die Erde und die Fluren noch nicht gemacht hatte, und den Beginn der Schollen des Erdkreises”.

Welche Daseinsform hatte der Herr bei seiner Erschaffung?

Er wurde als Geistwesen erschaffen, als in himmlischen Sphären lebendes Wesen, denn, wie es der Apostel Paulus in 1. Korinther 15:40 ausdrückt, „Und es gibt himmlische Leiber und irdische Leiber. Aber eine andere ist die Herrlichkeit der himmlischen, eine andere die der irdischen”; Geistwesen sind für das menschliche Auge unsichtbar.

Zu jener Zeit hatte Jesus nicht die Unsterblichkeit, die göttliche Natur. Er war ein in himmlischen Sphären lebendes Wesen, hatte Engelsnatur, sehr wahrscheinlich Engelsnatur des höchsten Ranges. Gott nannte ihn den „Logos”, aus dem Griechischen, was „Wort” bedeutet.

Der Logos als Wortführer des Allmächtigen war unter den Engeln mit einer bestimmten Machtfülle ausgestattet, aber er war kein allmächtiger Gott. Da wiederum das Wort „Gott” „Mächtiger” bedeutet, wurde es in der Schrift zuweilen für den Logos und mitunter sogar für andere Wesen verwendet.

So lesen wir im Johannesevangelium, im Kapitel 1, Verse 1 und 2: „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war <ein> Gott. Dieses war im Anfang bei Gott”. Aus diesen Versen ist gut ablesbar, daß der Logos ein mächtiges Geistwesen war, aber nicht der Allmächtige. Auch ein gewisses Maß an Herrlichkeit war ihm zu eigen, was aus den Worten in Johannes 17:5 hervorgeht: „Und nun verherrliche du, Vater, mich bei dir selbst mit der Herrlichkeit, die ich bei dir hatte, ehe die Welt war”.

Welches Werk führte der Logos aus?

Gott der Allmächtige setzte ihn als ausführendes Organ im gesamten Schöpfungswerk ein. „Alles ward durch dasselbe, und ohne dasselbe ward auch nicht eines, das geworden ist”. - Johannes 1:3 „So ist doch für uns ein Gott, der Vater, von welchem alle Dinge sind und wir für ihn, und ein Herr, Jesus Christus, durch welchen alle Dinge sind und wir durch ihn”. - 1. Korinther 8:6

Die Tätigkeit unseres Herrn als Werkmeister des Schöpfungswerkes wird auch im Buch der Sprüche angeführt, wo es in Sprüche 8:29 und 30 heißt: „als er dem Meere seine Schranken setzte, daß die Wasser seinen Befehl nicht überschritten, als er die Grundfesten der Erde feststellte: da war ich Schoßkind bei ihm, und war Tag für Tag seine Wonne, vor ihm mich ergötzend allezeit”.

Anmerkungen

Es besteht also kein Zweifel, daß unser Herr als erste Schöpfung des Allmächtigen einen Anfang hatte und in den Augen Gottes Sein Sohn ist und war. Es gab eine Zeit, in der es ihn nicht gab, während der ewige Gott, sein Himmlischer Vater, schon immer da war. Dieser hat keinen Anfang und kein Ende, wie es in Psalm 90 heißt, wo wir in den Versen. 1 und 2 lesen: „Herr (hier bezieht sich das Wort „Herr” auf den Allmächtigen), du bist unsere Wohnung gewesen von Geschlecht zu Geschlecht .Ehe geboren waren die Berge, und du die Erde und den Erdkreis erschaffen hattest - ja, von Ewigkeit zu Ewigkeit bist du Gott”.

Daraus muß man schließen, daß es zwischen dem Allmächtigen und Seinem Erstgeborenen, dem Logos, keine vollständige Wesensgleichheit gibt und gegeben hat. Was auch bedeutet, daß die Dreieinigkeitslehre, der zufolge ein einziger Gott in drei Personen, dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist, von denen jede den anderen in allen Stücken vollkommen gleich sein soll, nicht in der Schrift verankert ist. Arius hatte also Recht, als er sich auf dem Konzil von Nicaea gegen diese Lehre auflehnte.

Die zweite Geburt

Dies zuallererst: Aus welchem Grund mußte unser Herr ein zweites Mal geboren werden?

Dies geschah, damit das Werk des Loskaufs beginnen konnte. Gott hatte dem Logos Seinen Wunsch kundgetan, die Menschheit von der Sünde und dem Tod loszukaufen, um den Menschen das ewige Leben auf der Erde zu schenken. Und Er hat ihm auch Seinen Wunsch kundgetan, eine Kleine Herde, eine Kirche aus dem Menschengeschlecht zu berufen, um sie ihm in Seinem Reich zuzugesellen und sie an seinem Werk und seiner Herrlichkeit als seine Braut teilhaben zu lassen.

Um dies hinauszuführen, war das Opfer eines vollkommenen Menschen nötig, und der Logos erklärte sich bereit, dieser Mensch zu werden, denn wegen der von Adam ererbten Unvollkommenheit konnte jemand aus dem Menschengeschlecht keinesfalls dafür zur Verfügung stehen. Daher ergab sich zwingend, daß der Logos in seiner Daseinsform als himmlisches Geistwesen in den irdischen Zustand versetzt wurde. Der Apostel Paulus spricht darüber in Philipper 2, wo es in den Versen 5 und 6 heißt: „Denn diese Gesinnung sei in euch, die auch in Christo Jesu war, welcher, da er in Gestalt Gottes war, es nicht für einen Raub achtete, Gott gleich zu sein,”. Diese Verse unterstreichen, daß der Logos nicht wesensgleich mit Gott war und auch nicht danach trachtete es zu werden. Sein Stand war dort „in Gestalt Gottes” als Geistwesen, wie wir schon gesagt haben.

Zu Philipper 2 Vers 7

„sondern sich selbst zu nichts machte und Knechtsgestalt annahm, indem er in Gleichheit der Menschen geworden ist”. So hat unser Herr, indem er so wurde wie die Menschen, eine Stellung als Diener angenommen. Wir wissen, wie Jesus so wurde wie die Menschen. Das geschah mittels des Heiligen Geistes durch die Empfängnis in den Schoß der Maria und dann durch seine Geburt. Er wurde als Mensch geboren, gleich jedem anderen menschlichen Wesen. So hat er eine Knechtsgestalt angenommen, denn jeder Mensch befindet sich in dieser Stellung als Knecht oder Sklave.

Wessen Knecht oder der Knecht wovon ist der Mensch? Der Sünden und des Todes.

Wurde der Herr auch Sklave von Sünde und Tod?

Nein! Er hat niemals eine Sünde begangen! Er war heilig, unschuldig, rein und abgesondert von den Sündern. - Hebräer 7:26

Aber er kam zur Welt in Gleichheit derjenigen, die sich unter der Herrschaft der adamischen Sünde und des adamischen Todes befanden, um ihre Sünden auf sich zu nehmen und für sie den Opfertod zu sterben. Denn es steht geschrieben:

Die Nachkommenschaft oder der Same des Herrn, von der im letztgenannten Vers die Rede ist, werden all diejenigen aus dem Menschengeschlecht sein, die in seinem Reich Christus als ihren Loskäufer annehmen und zum ewigen Leben auf Erden gelangen. Soviel ist verständlich und nachvollziehbar.

Beachten wir aber, daß der Herr, um dieses tun zu können, sich seiner göttlichen Daseinsform entledigen mußte, wie wir es in Philipper 2:6 niedergeschrieben finden. Anders ausgedrückt, er mußte den Leib eines Geistwesens, den er als Logos hatte, ablegen oder sich dessen entäußern.

Wie konnte dieses „Sich-Entäußern” vor sich gehen?

Um diese Frage zu beantworten, ist es hilfreich, sich an das Wort „Denn wofür er gestorben ist: er ist ein für allemal der Sünde wegen gestorben” (Anmerkung: eigene Übersetzung aus dem Griechischen) aus Römer 6:10 zu erinnern. Darin steckt der Gedanke, daß sein Sterben unter keinem anderen Vorzeichen geschah oder aus anderen Motiven, als eben der Sünde zu sterben. Und dies erstreckt sich insbesondere auf den Vorgang seines Wechsels aus der himmlischen Daseinsform in die irdische. Dabei gab es für den Herrn kein Aufhören des Lebens.

Aufgrund dieser Tatsache könnten wir die folgende Hypothese aufstellen. Bei der menschlichen Fortpflanzung entwickelt ein Lebenskeim, das Spermium, im Körper einer Frau nach und nach die verschiedenen Teile des menschlichen Körpers bis zu seiner vollständigen Ausbildung nach einem festgelegten Zeitraum. Dieser Lebenskeim, dieser menschliche Same enthält einen ganzen Bauplan, der von einer unendlichen Weisheit ersonnen wurde; davon spricht mit Erstaunen und Bewunderung der Psalmist David in Psalm 139.

Doch wenn der ewige Gott die Macht hat, aus einem Samen ein Lebewesen hervorgehen zu lassen, dann können wir sicher sein, daß Er in gleicher Weise ein Lebewesen in seinen Samenzustand zurückversetzen kann, indem Er den Prozeß umdreht. Anders ausgedrückt, Er konnte den geistigen Leib des Logos in den Zustand eines lebendigen Samens zurückversetzen und diesen dann mittels des Heiligen Geistes in den Leib der Maria verpflanzen, die ihm, da sie selbst ein irdisches Lebewesen war, einen menschlichen Leib ausgebildet hat. Und dieser Leib war vollkommen, da der empfangene Samen vollkommen war. So konnte das Sich-Entäußern des Logos vor sich gehen.

Stellen wir außerdem fest, daß, wenn wir das Ablegen einer Daseinsform so verstehen, der geistige Leib des Herrn aufhört zu existieren, während bei der Geburt von Jesus einzig die menschliche Natur vorhanden ist und keine Unterbrechung des Lebens stattfindet. Und so konnte der Herr „ein wenig … unter die Engel erniedrigt” werden, wie es in Psalm 8:5 heißt.

Sprechen wir nun von der Taufe des Herrn

Dazu zitieren wir die Worte des Evangelisten Markus, der über die Taufe Jesu in Markus 1:9 - 11 spricht: „Und es geschah in jenen Tagen, da kam Jesus von Nazareth in Galiläa, und wurde von Johannes in dem Jordan getauft. Und alsbald, als er von dem Wasser heraufstieg, sah er die Himmel sich teilen und den Geist wie eine Taube auf ihn herniederfahren. Und eine Stimme geschah aus den Himmeln: Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen gefunden”.

Diese Taufe ist das sichtbare Zeichen für die Weihung des Herrn. Nachdem der symbolische Vorgang abgeschlossen war, kam der Heilige Geist auf ihn herab und tat kund, daß der Allmächtige diese Weihung annahm. Und durch ebendiesen Heiligen Geist erfolgten Jesu Salbung und seine Zeugung zu einer neuen Natur. Er wurde gesalbt und durch diese Salbung wurde er der Gesalbte, d. h. der Christus, der Messias; denn diese beiden Worte, Christus auf Griechisch und Messias auf Hebräisch, bedeuten beide „gesalbt”. Er wurde gesalbt, um König und Hoherpriester nach der Ordnung Melchisedeks gemäß Hebräer 6:20 zu sein.

Er wurde außerdem zu einer neuen Natur gezeugt, zur göttlichen Natur und wurde zu einer Neuen Schöpfung. Ein neues Leben begann sich in ihm zu entwickeln, das Leben, das seinen Ursprung im Himmel hatte.

So gab es in Jesus Christus von seiner Taufe an bis zu seinem am Kreuz erfolgten Tod das was starb, nämlich das als Opfer dargebrachte Leben eines Menschen, und es gab das was lebte, nämlich die durch den Heiligen Geist gezeugte Neue Schöpfung. Man kann also sagen, daß Jesus während dieser Zeit zwei Naturen in sich trug, die geheiligte menschliche Natur und die vom Heiligen Geist gezeugte göttliche Natur.

Die Neue Schöpfung hatte Leiden und Gehorsamsprüfungen zu erdulden

Dazu lesen wir in der Schrift, daß der Herr „obwohl er Sohn war, an dem, was er litt, den Gehorsam lernte”. - Hebräer 5:8

Unser Herr war seinem Himmlischen Vater gegenüber immer gehorsam, sei es im Himmel, als der Logos, oder auf der Erde vor seiner Weihung. Sein Gehorsam fand da seinen Ausdruck in friedlichen, glücklichen Lebensumständen. Doch Gehorsam unter widrigen Umständen, im Leiden, in äußerstem Leiden, das hat Jesus einzig im Lauf seines Dienstes auf der Erde gelernt und ganz besonders in den letzten Augenblicken seines Lebens auf der Erde, nämlich im Garten Getsemane und danach am Kreuz auf Golgatha.

Durch sein Leiden wurde er „vollkommen <gemacht>”, wie es in Hebräer 2:10 heißt: Es handelt sich hier um die Erhöhung des Herrn nach seiner Auferweckung und seiner Himmelfahrt. Diese Deutung unterstreicht die an erster Stelle genannte Erklärung.

Betrachten wir nun die Folgen des Todes des Herrn

Am Kreuz hat er sein Opfer vollendet. Er ist dort für die ganze Menschheit gestorben.

Er hat sich dort als Lösegeld für alle hingegeben, nach 1. Timotheus 2:6.

Und dort wurde, wie es auch in den ersten Ausführungen Bruder Russells in den Schriftstudienbände dargestellt wird, der Preis des Lösegeldes bezahlt, das dann bereit gestellt wurde. Nachdem die Zahlung geleistet war, konnte das Verdienst Christi zugerechnet werden, so eine der letzten Darstellungen Bruder Russells.

Und in den Annalen der Menschheitsgeschichte stellte und stellt für alle Zeiten der Tod des Herrn am Kreuz das allerwichtigste Ereignis das.

Wie ist sein letzter Ausruf zu deuten?

„Vater, in deine Hände übergebe ich meinen Geist!” - Lukas 23:46

Er legte seine Hoffnung auf Leben in die Hände des Vaters, die Hoffnung, daß Er ihn als Geistwesen wieder zum Leben erwecken würde, und er legte in die Hände des Vaters auch sein Verdienst aus seinem Opfer als Mensch. Und der Herr legte dieses Verdienst im Hinblick auf dessen Verwendung nach dem Willen des Vaters, wie es im Vorwort zu Band 5 erklärt wird, in Seine Hände.

Was nun den Leib des Herrn anbelangt, seinen irdischen Leib, so wurde dieser durch Joseph von Arimathia ins Grab gelegt - Matthäus 27:57 - 60, und anschließend verschwand er. Man kann davon ausgehen, daß Engel ihn weggenommen haben, um ihn zu verbergen, und es ist möglich, daß Gott ihn verborgen aufbewahrt, damit dieser Körper nicht etwa Gegenstand von schwärmerischer Anbetung wird. Wir erinnern uns, daß der Körper von Mose auch von Gott verborgen wurde, der nicht zuließ, daß Satan sich seiner bemächtigt und ihn für seine Zwecke mißbraucht. - vergleiche 5. Mose 34:6 und Judas 9.

Die Neue Schöpfung wiederum ist eingeschlafen, wie wir es aus dem Fall von Stephanus kennen, gemäß Apostelgeschichte 7:60, und sie schlief bis zum dritten Tage.

Was geschah bei seiner Auferweckung am 3. Tag?

Die Neue Schöpfung wurde auferweckt, und sie erhielt den herrlichen geistigen Leib, der ihr zugedacht war, wie es geschrieben steht in 1. Petrus 3:18, wo es heißt: „getötet nach dem Fleische”; als vollkommener Mensch wurde er „lebendig gemacht nach dem Geiste”, als herrliches mit göttlicher Natur ausgestattetes Geistwesen. Und seitdem besitzt er als einziger jene göttliche Natur. Vergessen wir jedoch nicht, daß er das Verdienst seines Opfers zur Verfügung hatte, das er in die Hände des Vaters gelegt hatte. Er begann, sich seines Verdienstes an Pfingsten zu bedienen, für die Kirche. Und er wird es am Beginn seiner Königsherrschaft zum Nutzen der Menschheit hernehmen.

So wurde unser Herr der Erstgeborene aus den Toten. Dieser Begriff für ihn wird unter anderem in Offenbarung 1:5 gebraucht, wo es heißt: „ … und von Jesu Christo, welcher der treue Zeuge ist, der Erstgeborene der Toten … .” Diese Auferstehung ist also gleich einer Geburt aus den Toten, und ihr ging eine Geisteszeugung voraus, wie oben erwähnt.

Diese Unterscheidung zwischen Zeugung und Geburt wird in unseren Bibelübersetzungen nicht klar getroffen.

So lesen wir z.B. in Apostelgeschichte 13:32 und 33:

„Und wir verkündigen euch die gute Botschaft von der zu den Vätern geschehenen Verheißung, daß Gott dieselbe uns, ihren Kindern, erfüllt hat, indem er Jesum erweckte; wie auch in dem zweiten Psalm geschrieben steht: Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt”.

Da es in diesen Versen um die Auferstehung des Herrn geht, geht es also um seine Geburt aus den Toten und nicht um die Geisteszeugung. Diese fehlerhafte Darstellung wird erläutert in dem nachstehenden Auszug aus einem Artikel über die Wiederherstellung, der am 15. Juli 1904 veröffentlicht wurde und der französischen Veröffentlichung „Glanage de Moisson” (Die Nachlese der Ernte) abgedruckt ist. Er wurde in französischer Sprache im Jahr 2003 im 2. Heft der Zeitschrift „Messager” (Bote) neu veröffentlicht.

Wie wurde Christus „wiedergeboren”?

„… Die Auferstehung unseres Herrn wird an drei weiteren Textstellen erwähnt, wo von einer Geburt aus den Toten die Rede ist, doch die bei uns gebräuchliche Version hat den Gedanken unverständlich gemacht, indem an Stelle des Wortes GEBOREN das Wort GEZEUGT übersetzt wurde. Dies geschah in den Schriftstellen Apostelgeschichte 13:33, Hebräer 1:5 und 5:5. Diese Verse sind Zitate aus den Psalmen, und wir verstehen aus der Erklärung des Apostels in Apostelgeschichte 13:33, daß sie sich auf die Auferstehung des Herrn beziehen.

Unser Herr wurde zum Zeitpunkt seiner Taufe durch den Heiligen Geist gezeugt, und dieses neue dort gezeugte Geistwesen erlebte seine Geburt bei seiner Auferstehung. Gleichermaßen findet bei seinen Nachfolgern zum Zeitpunkt ihrer vollständigen Weihung die Geisteszeugung statt, und wenn es der Neuen Schöpfung gut geht, wird man ihre „Belebung”, ihre Aktivität im Dienst des Herrn, wenngleich in einem sterblichen Leib, erkennen können. Und wenn ihr Wachsen an Gnade, an Erkenntnis und an Liebe - ein Zunehmen an Gottesebenbildlichkeit - andauert, wird daraus mit Gewißheit in jedem einzelnen Fall eine Geburt im Geiste hervorgehen, eine Geburt zur Neuen Schöpfung in der ersten Auferstehung. … ”. - Zitatende

Leben in sich selbst

Bei der Auferstehung von Jesus Christus haben sich auch die Worte aus Johannes 5:26 erfüllt, wo es heißt: „Denn gleichwie der Vater Leben in sich selbst hat, also hat er auch dem Sohne gegeben, Leben zu haben in sich selbst”.

Leben in sich selbst ist ein eigenständiges Leben, das von keinem äußeren Faktor abhängig ist; es ist die Unsterblichkeit, die Unvergänglichkeit. Wer es besitzt, kann nicht sterben. Bei seiner Erschaffung als Logos besaß der Herr es nicht. Doch entsprechend seiner eigenen Aussage eröffnete ihm der Allmächtige die Möglichkeit es zu bekommen, und zwar als Belohnung durch den ihm anvertrauten Dienst. Jesus war treu, und er erhielt diese Belohnung. Er wurde als Geistwesen göttlicher Natur auferweckt.

Dies wird im Hebräerbrief erläutert, in Hebräer 1:3, wo die Formulierung gebraucht wird: „der Abdruck seines Wesens” mit Bezug auf den auferstandenen Herrn. Anders ausgedrückt: der Herr ist der Abdruck des Wesens des Vaters geworden, folglich der „Abglanz Seiner Herrlichkeit” (Hebräer 1:3), als er auferweckt wurde.

Das Wesen des Himmlischen Vaters ist etwas Unsterbliches, Unvergängliches. Der Apostel erklärt, daß diese Daseinsform, die der Herr nun besitzt, auch der Kirche zugesagt ist.

Dabei soll noch angemerkt werden, daß der Begriff „Abdruck” im genannten Vers 3 die Übersetzung eines griechischen Wortes mit der Bedeutung „Charakter” ist. Dem entnehmen wir, daß der Herr der „Charakter” des „Wesens” des Allmächtigen geworden ist. Wenn das Wort die vorausgegangene Interpretation des Wortes „Abdruck” stützt, kann es eine weitergefasste Bedeutung haben und auch des Innehaben eines Charakters bedeuten, der dem des Allmächtigen gleicht. Und in der Tat hat sich der Herr einen dem Himmlischen Vater absolut gleichartigen Charakter erworben, nachdem er sein Mitleiden am Elend und den Beschwernissen der Menschen unter Beweis gestellt hat.

Vergessen wir dabei nicht, daß wir uns anstrengen müssen, ebenfalls dieses Ziel zu erreichen. Wir werden es nicht zu 100 Prozent erreichen, doch wir dürfen wissen, daß, wenn wir unser Bestes geben, das Verdienst des Herrn die Differenz ausgleichen wird.

Die Opferung nach der Ordnung Melchisedeks

Gemäß Hebräer 6:18 und 20 wird unser Herr bei seiner Auferstehung Hoherpriester nach dieser Ordnung. Wohl wurde dem Herrn im Hinblick auf die Ausübung dieses Amtes bei seiner Taufe durch den Heiligen Geist die Salbung zuteil, doch die offizielle Einsetzung als Hoherpriester nach jener Ordnung erfolgte erst nach seiner Auferstehung. Vielleicht geschah dies aus dem Grund, daß Jesus Christus bei seiner Taufe seine Treue noch nicht unter Beweis gestellt hatte. Er war damals eine Neue Schöpfung, aber noch nicht am Endpunkt seiner Ausbildung angekommen, und sein Opfer war noch nicht in vollem Umfang dargebracht. Doch sobald dieses Opfer erfüllt war, und die Treue des Herrn unter Beweis gestellt war, sobald der Herr als herrliches Geistwesen mit einem geistigen Leib auferweckt worden war, da konnte er vorbehaltlos zum Hohenpriester nach der Ordnung Melchisedeks ausgerufen werden, und er wurde es.

Alle Gewalt im Himmel und auf Erden, auch das wurde ihm bei seiner Auferstehung gegeben, wie wir seinen eigenen Worten in Matthäus 28:18 entnehmen.

Bei seiner Auferstehung wurde der Herr auch das geschlachtete Lamm, das ins Leben zurückgebracht und für würdig befunden wurde, das Buch mit sieben Siegeln zu empfangen, das der, der auf dem Thron saß, in Seiner Rechten hielt. - Offenbarung 5:1 und 6:9.

Und es wurden unmittelbar nach der Auferstehung des Herrn noch weitere Vorkehrungen getroffen, die zu der ihm zugesagten Belohnung gehören. Wir wollen sie im folgenden Punkt zusammenfassen.

Die Verherrlichung des Herrn

Diese Verherrlichung oder Einsetzung in Ehre und Macht mit der ganzen Herrlichkeit und Majestät des Amtes, das dem Herrn verliehen wurde, erfolgte nach seiner Himmelfahrt und unmittelbar vor der Aussendung des Heiligen Geistes, wo es in Johannes 7:39 heißt: „Dies aber sagte er von dem Geiste, welchen die an ihn Glaubenden empfangen sollten, denn der Geist war noch nicht, weil Jesus noch nicht verherrlicht worden war”. Offensichtlich war dies ein ganz besonderes und an Ehre unserem Herrn und Heiland völlig zukommendes Ereignis, ihm, der in die himmlischen Sphären zurückkehrte, nachdem er sie dreiunddreißig Jahre und einige Monate zuvor verlassen hatte.

Dort erhielt er einen Namen, der über allen Namen ist. - Hebräer 1:4, Philipper 2:9 und 10

Er wurde der Erbe aller Dinge. - Hebräer 1:2

Er wurde, gemäß der Aussage in Lukas 19:12, in die Königswürde eingesetzt und erhielt das Zepter der Aufrichtigkeit, das Recht zu herrschen, von dem in Hebräer 1:8 die Rede ist.

Und es wurde die Weisung ausgegeben, daß alle Engel Gottes ihn anbeten. - Hebräer 1:6

Und er erschien, um das Buch aus der Hand dessen entgegenzunehmen, der auf dem Thron saß. - Offenbarung 5:7

„Denn es geziemte ihm, um deswillen alle Dinge und durch den alle Dinge sind, indem er viele Söhne zur Herrlichkeit brachte, den Anführer ihrer Errettung durch Leiden vollkommen zu machen”. - Hebräer 2:10 Womit Jesus Christus gemeint ist. Er wurde „durch Leiden vollkommen” gemacht bei seiner Auferstehung, vollkommen als Neue Schöpfung göttlicher Natur, weil er gehorsam in den Tod gegangen war. Und so bewies er, daß er würdig war, der Anführer unseres Heils zu sein, denn er hatte sich die dafür notwendige Erfahrung erworben, wie es auch Hebräer 2:17 und 18 ausdrückt: „auf daß er in den Sachen mit Gott ein barmherziger und treuer Hoherpriester werden möchte, um die Sünden des Volkes zu sühnen; denn worin er selbst gelitten hat, als er versucht wurde, vermag er denen zu helfen, die versucht werden”, denjenigen von Seinem Volk, die jetzt Versuchungen erdulden, und er wird gleichermaßen im Millennium denen helfen, die sich dann bemühen, Seinen Geboten zu folgen.

Die Erhöhung zur Vollkommenheit als vollkommene Neue Schöpfung mit einem Leib der Herrlichkeit bei der Auferstehung ist nicht der einzige Aspekt, der in dem griechischen Wort „teleióo” in Hebräer 2:10 enthalten ist. Andere Übersetzungen ersetzen den Ausdruck „vollkommen gemacht” durch „er übte aus / erfüllte / nahm auf sich / brauchte bis zur Neige auf”.

Dies wird folgendermaßen erklärt: „Erfüllen oder vollkommen machen im Hebräerbrief bedeutet, alles Notwendige zu tun, um für ein Amt gerüstet zu sein. Das vom Allmächtigen dem Herrn anvertraute Amt ist, wie wir gesehen haben, das des Hohenpriesters und Königs. Um zur Ausübung dieser Aufgaben gerüstet zu sein, mußte unser Herr, wie wir ebenfalls gesehen haben, den Gehorsam durch Leiden lernen sowie die Fähigkeit des Mitleidens entwickeln. Sowohl das eine wie auch das andere hat er in den dreieinhalb Jahren seiner Lebenszeit nach der Weihung gelernt, und dies noch am Kreuz, und da mehr als zu jedem anderen Zeitpunkt, denn dort war sein Leiden am schmerzvollsten”.

So und in dem eben besprochenen Sinne können wir sagen, daß der Herr am Kreuz alles auf sich nahm, endgültig vollkommen gemacht wurde und gerüstet für die Aufgaben als Hoherpriester nach der Ordnung Melchisedeks.

Interessante Ausführungen über die Bedeutung des Wortes „teleióo” finden sich auch im Griechisch-englischen Wörterbuch zum Neuen Testament von Thayer, wo Bezug genommen wird auf die Textstelle bei Professor Strong Nr. 5048. Dort heißt es u. a.: „Vervollständigen / vollkommen machen, das heißt hinzufügen was noch fehlt, um eine Sache komplett zu machen … einen Charakter zur Vollkommenheit zu führen. …”

Es geht also darum, hinzuzufügen was fehlt. Diese Erklärung entspricht der zuvor zitierten; daher wollen wir uns dabei nicht länger aufhalten.

Eine weitere Deutung: „Hinführen an das angestrebte Ziel oder Ende, wiederum bezogen auf Hebräer 7:19”.

Diese Erklärung trifft zu im Hinblick auf die Ausbildung der erforderlichen Qualifikationen. Der Herr nahm im Augenblick seines Todes alles auf sich, wurde gänzlich vollkommen gemacht. Diese Fassung ist außerdem zutreffend im Hinblick auf das Endziel, das der Allmächtige für Seinen Sohn gesteckt hatte: die Erhöhung zur Herrlichkeit, die Gewährung einer sehr großen Belohnung.

Und noch eine weitere Erklärung: „Vollkommen machen oder bis zur Neige aufbrauchen bedeutet, ihn in den Stand zu erheben, der ihm zukam. Und dieses geschah von Gottes Seite, als Er Jesus in den Stand der Himmlischen Majestät erhöhte. - Hebräer 2:10”.

Was Jesus nach seiner Verherrlichung als erstes tat

Als erste Handlung erschien er vor Gott für die Glieder der ganzen Kirche der Erstgeborenen, die während des ganzen Evangeliumszeitalters berufen werden sollten. Und er hat für sie das beim Vater hinterlegte Verdienst seines Blutes zur Anwendung gebracht. Durch diese Zurechnung waren und sind sie von ihren Sünden gereinigt. - Hebräer 9:24 und 1:3 Dabei ist festzuhalten, daß das Blut des Herrn sowohl die Sünden abwäscht, als auch den Loskaufpreis, das Lösegeld darstellt; vergleiche 1.Petrus 1:18 und 19. Daraus ergibt sich, daß die Menschen, denen dieses Blut zugerechnet wurde, nämlich den Gliedern der Kirche der Erstgeborenen (Kleine Herde und Große Schar), auch zugleich losgekauft wurden. - 1. Korinther 6:20

Der offizielle Loskauf der Menschheit im allgemeinen und ihre Reinigung von den Sünden wiederum finden beim zweiten Erscheinen des Herrn vor Gott statt, kurz vor dem feierlichen Beginn seines Königtums, in dessen Wirken das Verdienst seines Blutes zum Heil der Menschen Anwendung findet. Dies geschieht anschließend, nachdem die Reinigung von den Sünden erfolgt ist, wie aus Hebräer 1:3 hervorgeht.

Er hat sich gesetzt zur Rechten der göttlichen Majestät in Himmelshöhen

„Zur Rechten” ist ein Bild für eine fürstliche Stelle, für die herausgehobene oder am meisten vom Allmächtigen begünstigte Stellung, welcher ihn an Seiner eigenen Autorität und Herrschergewalt teilhaben läßt - ein Gedanke, der bereits durch die Tatsache zum Ausdruck kommt, daß der Herr auf dem Thron Gottes Platz genommen hat. Offensichtlich erhielt er da den Heiligen Geist von seinem Himmlischen Vater und goß ihn auf die in Jesusalem versammelten Jünger aus. Dies geschah an Pfingsten - Apostelgeschichte 2:33 - und nach seiner Verherrlichung.

Und er brach das erste der sieben Siegel des Buches, das er von seinem Vater empfangen hatte, sowie im Anschluß daran die weiteren Siegel - Offenbarung 5:9 -, wie aus den nachfolgenden Kapiteln der Offenbarung hervorgeht.

So verstand das Volk Gottes nach und nach im Verlauf der sieben Zeitspannen des Evangeliumszeitalters den Plan Gottes und seine Absichten. Und wir jetzt Lebenden haben das Vorrecht, an dieser Erkenntnis reichlicher teilzuhaben als andere, denn das letzte Siegel ist gebrochen und das Buch geöffnet für alle, die dem Lamme nachfolgen. Und wir können die Größe und Schönheit des Planes bewundern, den der Herr des Universums entworfen hat, „indem er uns kundgetan hat das Geheimnis seines Willens, nach seinem Wohlgefallen, das er sich vorgesetzt hat in sich selbst für die Verwaltung der Fülle der Zeiten: alles unter ein Haupt zusammenzubringen in dem Christus, das was in den Himmeln und das, was auf der Erde ist, in ihm”, - Epheser 1:9 und 10

Wir sprechen jetzt von einer Erweiterung der Herrlichkeit

Es kommt noch hinzu, daß zum gegebenen Zeitpunkt die den Gliedern der Kirche zugesagte Herrlichkeit der eigenen Herrlichkeit des Herrn hinzugefügt wird. Dazu heißt es in Band 1 der Schriftstudien, Studie XII, Seite 160: „Wir wissen nicht, wie lange nach ihrer „Verwandlung” oder Vervollkommnung zu geistigen Wesen (Stufe L) es sein wird, ehe sie als eine vollzählige und vollendete Schar mit dem Herrn (auf Stufe K) verherrlicht, mit ihm in Macht und großer Herrlichkeit vereinigt werden. Diese Vereinigung und völlige Verherrlichung des Gesamtleibes Christi mit dem Haupte ist nach unserem Verständnisse „die Hochzeit des Lammes” mit seiner Braut, da sie ganz und voll in die Freude ihres Herrn eingehen wird”. - Zitatende

Dann wird der Herr sich auf seinen Thron setzen, nach Matthäus 25:31, wo es heißt: „Wenn aber der Sohn des Menschen kommen wird in seiner Herrlichkeit, und alle Engel mit ihm, dann wird er auf seinem Throne der Herrlichkeit sitzen”.

Dann werden auch die verherrlichten Glieder der Kirche mit ihm auf seinem Thron sitzen: „Wer überwindet, dem werde ich geben, mit mir auf meinem Throne zu sitzen, wie auch ich. Und dann wird auch die Herrlichkeit des Herrn und der Kirche der Welt offenbar gemacht, überwunden und mich mit meinem Vater gesetzt habe auf seinen Thron”. - Offenbarung 3:21 Wie es uns die Schriftstelle in Kolosser 3:4 mitteilt: „Wenn der Christus, unser Leben, geoffenbart werden wird, dann werdet auch ihr mit ihm geoffenbart werden in Herrlichkeit”.

Zum Abschluß hören wir die Worte des Lobpreises aus Offenbarung 5:11 und 12: „Und ich sah: und ich hörte eine Stimme vieler Engel um den Thron her und um die lebendigen Wesen und die Ältesten; und ihre Zahl war Zehntausende mal Zehntausende und Tausende mal Tausende, die mit lauter Stimme sprachen: Würdig ist das Lamm, das geschlachtet worden ist, zu empfangen die Macht und Reichtum und Weisheit und Stärke und Ehre und Herrlichkeit und Segnung”.

Möge der ewige Gott jedem einzelnen von uns seinen Segen zuteil werden lassen!



Tagesanbruch Bibelstudien- Vereinigung