Die Ausgießung des Heiligen Geistes

Bevor unser Herr nach seiner Auferstehung aus den Toten zum Himmlischen Vater entrückt wurde, bereitete er seine Jünger auf ein für sie sehr wichtiges Ereignis vor: die Ausgießung des Heiligen Geistes.

Noch fehlte den Jüngern das rechte Verständnis darüber, daß ihr geliebter Herr mit seiner Auferstehung ein herrliches Geistwesen geworden war. Und so überzeugte der Herr sie behutsam vom Wechsel seiner Natur, indem er bei verschiedenen Anlässen plötzlich in ihrer Mitte erschien und ebenso plötzlich verschwand, indem sich sein materieller Körper in Nichts auflöste.

Es war notwendig den Jüngern auf eine solch demonstrative Weise zu verstehen zu geben, daß er von nun an nicht mehr als der Mensch, Jesus, unter ihnen sein würde, sondern als unsichtbares Geistwesen. Seine Verheißung: „Ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende”, sollte von nun an durch den Heiligen Geist und sein Wort der Wahrheit in Erfüllung gehen.

Am Ende seines Opferweges hatte der Herr seinen Jüngern verheißen, daß er sie nicht allein lassen, sondern ihnen einen anderen „Beistand” geben würde. Wir lesen davon in Johannes 14:15 - 17: „Wenn ihr mich liebt, so werdet ihr meine Gebote halten; und ich werde den Vater bitten, und er wird euch einen anderen Beistand geben, daß er bei euch sei in Ewigkeit, den Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, weil sie ihn nicht sieht noch ihn kennt. Ihr kennt ihn, denn er bleibt bei euch und wird in euch sein”.

Dieser sollte sie „in die ganze Wahrheit führen” und ihnen „das Kommende” verkündigen. Aber der „Beistand” sollte nicht von selbst zu den Jüngern kommen, sondern der Herr mußte zuerst zu seinem Himmlischen Vater gehen und Ihn darum bitten. In Johannes 16:7 spricht er von dieser Notwendigkeit: „Es ist euch nützlich, daß ich weggehe, denn wenn ich nicht weggehe, wird der Beistand nicht zu euch kommen; wenn ich aber hingehe, werde ich ihn zu euch senden”.

Der Beistand

Es entsteht die Frage: Wer oder was ist dieser „Beistand”? Das griechische Wort, das in unserer Sprache als „Beistand, Tröster oder Fürsprecher” übersetzt wird, ist „Paraklitos”. In dem Wort „Paraklitos” ist sowohl der Gedanke der Hilfe und des Beistandes, als auch der Ermutigung und Stärkung und des Trostes enthalten, wie er in Jesaja 61:1 - 3 zum Ausdruck kommt: „Der Geist des Herrn, Jahwes ist auf mir … zu trösten alle Trauernden … .” Derselbe „Paraklitos” ist also eine geistige Kraft und nicht eine Person, wie manche glauben. In dem Wort „Paraklitos” ist aber auch der Gedanke des Flehens oder des flehentlichen Bittens enthalten, was in dem deutschen Wort „Fürsprecher” nur begrenzt zum Ausdruck kommt.

Fünfmal spricht die Heilige Schrift vom „Paraklitos” und zwar in Johannes 14:16, 14:26, 15:26, 16:7 und 1. Johannes 2:1 - und nur der Apostel Johannes spricht von demselben.

Johannes 14:16: „Und ich werde den Vater bitten, und er wird euch einen anderen Beistand (einen anderen „Paraklitos”) geben, daß er bei euch sei in Ewigkeit”. - Die genauere Übersetzung sagt für den Äon, für die Zeit des Evangelium-Zeitalters, bis die Kirche vollendet und beim Herrn ist. Es ist Jesus, der den Himmlischen Vater um den „Paraklitos”, den „Beistand”, für seine noch nicht vollendeten Nachfolger bittet.

Betrachten wir nun Johannes 14:26, so bemerken wir, daß es der Vater ist, der den Beistand sendet: „Der Beistand aber, der Heilige Geist, den der Vater senden wird in meinem Namen, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe”.

Der Heilige Geist des Vaters wird im Namen Jesu, oder auf die Bitte Jesu, gesandt. Jesus ist durch das Wort der Wahrheit der Offenbarer der Absichten des Vaters mit dem Menschen, denn wie er sagte „wird der Geist der Wahrheit nicht aus sich selbst reden, sondern was irgend er hören wird, (was er vom Vater hören wird) wird er reden, und das Kommende wird er euch verkündigen”. (Johannes 16:13) So beginnt denn auch das letzte Buch der Bibel mit den Worten: „Offenbarung Jesu Christi, die Gott ihm gab, um seinen Knechten zu zeigen, was bald geschehen muß” - Alles kommt vom Vater durch Jesus zu uns.

Der Tröster und Fürsprecher

In 1. Johannes 2:1 wird der „Beistand” oder „Tröster”, der „Paraklitos”, als unser Fürsprecher oder Advokat gezeigt: Johannes sagt: „Meine Kinder, ich schreibe euch dies, damit ihr nicht sündigt; und wenn jemand sündigt - wir haben einen Beistand bei dem Vater: Jesus Christus, den Gerechten”.

Unser Zukurzkommen und unsere Sünden richten sich gegen Gottes Gerechtigkeit. Aber wir haben einen Fürsprecher der für uns eintritt vor dem Vater, Jesus Christus, der Gerechte, der für uns sein kostbares Blut gegeben hat. Jesus ist unser Advokat, der unsere Interessen vor dem hohen Gerichtshof Gottes vertritt, und der für uns eintritt und für uns bürgt.

Der „Paraklitos” ist sogesehen der fürsprechende, der bittende Geist. Es ist der Geist des Herrn Jesus, der den Vater für uns bittet. Jeder der bittet, unterstellt sich dem, an den er seine Bitte richtet. Jesus nahm sich nie die Ehre, sondern er unterwarf sich in allem seinem Himmlischen Vater, um den Willen Gottes zu tun. Und so wird es auch am Ende der Wiederherstellung sein, wenn der Christus das Reich dem Vater übergibt, „dann wird auch der Sohn selbst dem unterworfen sein, der ihm alles unterworfen hat, damit Gott alles in allem sei”. (1. Korinther 15:28)

Der Heilige Geist trägt in den Schriften auch verschiedene Bezeichnungen, die nicht alle in einem direktem Zusammenhang mit dem heiligen göttlichen Namen oder dem des Sohnes stehen, wie zum Beispiel „Geist der Wahrheit”, „Geist der Heiligung”, „Geist des gesunden Sinnes”, „Geist der Sanftmut”, „Geist der Weisheit”, „Geist der Annahme”, um nur einige zu nennen. Alle diese sind verschiedenartige Bezeichnungen des einen Heiligen Geistes, der ursprünglich vom Vater ausgeht und durch die Vermittlung des Sohnes zu uns kommt.

Der Geist des Vaters und des Sohnes

In Johannes 14:23 verheißt Jesus seinen wahren Nachfolgern: „Wenn jemand mich liebt, so wird er mein Wort halten, und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm machen”.

Auch hier spricht Jesus von dem Heiligen Geist, und er sagt uns, daß er, Jesus Christus, und der Vater, also beide, bei uns Wohnung machen werden, wenn wir ihn, Jesus, lieben und sein Wort halten. Wie können wir dies verstehen? Den Philippus fragte Jesus: „Glaubst du nicht, daß ich in dem Vater bin und der Vater in mir ist?” Jesus kam um den Willen des Vaters zu tun. Er war diesem einen Ziel völlig geweiht. Der Heilige Geist des Vaters wohnte in ihm. „Ich und der Vater sind eins”. - Der Heilige Geist, der vom Vater ausgeht, ist auch der heilige Geist des Sohnes und, wenn wir mit Christo eins sind, indem wir ihn lieben und sein Wort halten, so sind auch wir als Glieder seines Leibes eins mit dem Vater und beide werden bei uns Wohnung machen. (Johannes 17:10, 11 und 21)

Jesu Erscheinen vor dem Vater war notwendig. Er war vom Vater ausgegangen und Mensch geworden, um ein bestimmtes Werk zu tun, um die Menschheit mit seinem kostbaren Blut zu erkaufen. Dieses Werk war nun vollbracht, und er kehrte zu seinem Vater zurück, um Ihn zu bitten, den Verdienst seines Opfers für einen Teil der Menschheit, die Herauswahl des Evangelium-Zeitalters, in Anwendung zu bringen. (Johannes 17:9 „Ich bitte für sie; nicht für die Welt bitte ich …”)

In Johannes 14 sagt unser Herr: „Der Beistand aber, der Heilige Geist, den der Vater senden wird in meinem Namen, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe”. - Jesus übergab sein Leben am Jordan, er weihte sich den Willen des Vaters bis in den Tod zu tun, um die Menschheit von Sünde und Tod zu erkaufen. Und der Himmlische Vater bestätigte Jesus „als Seinen geliebten Sohn an dem er Wohlgefallen gefunden hatte” und salbte ihn mit Seinem Heiligen Geist.

Obgleich Jesus als das Haupt des zukünftigen Christus gesalbt war, konnte er den Heiligen Geist, als das Siegel der Sohnschaft, noch nicht an die Jünger weitergeben. Was hinderte ihn daran? Jesus mußte zuerst seinen begonnenen Opferweg im Tod vollenden und auferstehen. Aber auch nach seiner Auferstehung konnte er in dieser Weise nichts für seine Jünger tun. Darum befahl er seinen Jüngern in Jerusalem auf die Ausgießung des Heiligen Geistes zu warten.

Der Geist der Wahrheit

In Johannes 14:17 bezeichnet Jesus den Heiligen Geist als den „Geist der Wahrheit”, den der Vater auf Jesu Bitte hin senden wird. Jesus besitzt diesen „Geist der Wahrheit” in Fülle seit seiner Taufe am Jordan. Zu Philippus sagte der Herr: „Glaubst du nicht, daß ich in dem Vater bin und der Vater in mir ist? Die Worte, die ich zu euch rede, rede ich nicht von mir selbst; der Vater aber, der in mir bleibt, tut seine Werke”. (Johannes 14:10)

So lange Jesus inmitten seiner Jünger war, belehrte und kräftigte er sie mit dem Wort der Wahrheit. Aber, wie Jesus sagte, waren die Jünger noch nicht imstande die tieferen Wahrheiten zu verstehen. Es waren bestimmte Voraussetzungen noch nicht erfüllt, als daß der Himmlische Vater mit den Jüngern Jesu als mit Söhnen hätte verkehren können. Diese Voraussetzungen wurden erst mit Jesu Tod und Auferstehung erfüllt.

Die Bibel berichtet nicht direkt darüber, was nach Jesu Auferstehung in der himmlischen Welt geschah, aber wir wissen, daß er zu seinem Vater ging, um für seine Nachfolger himmlische Wohnungen zu bereiten. Und es ist eine logische Folge, daß ihn der Vater mit Freuden empfing und ihm den erkauften Besitz übergab. Obgleich Jesus der Vater des ganzen zukünftigen Geschlechts wurde, galten seine ersten Gedanken seinen Jüngern, die ohne Trost und Beistand in Jerusalem ausharrten.

Fünfzig Tage nach der Auferstehung Jesu wurde der Heilige Geist auf die Jüngerschar ausgegossen, die im Obersaal warteten. Wir lesen davon in Apostelgeschichte 2:1-6: „Und als der Tag des Pfingstfestes erfüllt war, waren sie alle an einem Ort beisammen. Und plötzlich geschah aus dem Himmel ein Brausen, als führe ein gewaltiger Wind daher, und erfüllte das ganze Haus, wo sie saßen. Und es erschienen ihnen zerteilte Zungen wie von Feuer, und sie setzten sich auf jeden einzelnen von ihnen. Und sie wurden alle mit Heiligem Geist erfüllt und fingen an, in anderen Sprachen zu reden, wie der Geist ihnen gab auszusprechen”.

Die sichtbare Ausgießung des Heiligen Geistes, die Jesus am Jordan als das Haupt der Kirche empfangen hatte, fand hier im Obersaal in Jerusalem ihre Fortsetzung in der Salbung der Jünger, als Glieder des Leibes Christi. Wie Johannes der Täufer es vorhersagte, sollte Jesus, nachdem er alles vollbracht hatte, und mit seinem Blut für unsere Aussöhnung mit dem Vater bezahlt hatte, von seinem Heiligen Geist auf seine Leibesglieder ausgießen. Die Heilige Schrift gibt zu verstehen, daß auf Jesus der Heilige Geist ohne Maß ausgegossen wurde, während wir nur ein gewisses Maß seiner Salbung empfangen. Wir können dies am besten verstehen, wenn wir das im Psalm 133 gezeichnete Bild des Hohenpriesters Aaron vor Augen haben, von dessen Haupt das köstliche Salböl bis auf die Säume seiner Kleider herabfließt.

In den Stiftshüttenbildern finden wir Pfingsten als die entsprechende Zeit vorgeschattet, wo der Hohepriester seine Hand auf den Kopf des Bockes legt, der geopfert werden sollte. Der Bock Jahwes stellt die Kirche dar. Wir erkennen in dieser vorbildlichen Handlung unseren Herrn als den wirklichen Hohenpriester, der nun seine Leibesglieder als einen Teil des gesamten Christus opfert, wie auch von denen, die den Opferbund geschlossen haben gesagt wird, daß „sie in ihrem Fleisch ergänzen, was noch aussteht von den Bedrängnissen des Christus für seinen Leib … .” (Kolosser 1:24)

Wie wir in dem Pfingstbericht sehen, war die Ausgießung des Heiligen Geistes von sichtbaren Zeichen begleitet. Schon als Jesus am Jordan getauft wurde, sah Johannes den Geist in Gestalt einer Taube auf den Herrn herniederkommen.

Im Obersaal in Jerusalem „sahen” die dort anwesenden Jünger den Heiligen Geist in Gestalt von Flammenzungen erscheinen, die sich auf jeden einzelnen von ihnen setzten. Beides waren passende Darstellungen, die Taube als Symbol der Friedfertigkeit und Reinheit des Geistes der Liebe Gottes, die Jesu erfüllte, und die Flammenzungen, als Symbol der Kennzeichnung derer, die unter der Leitung des Heiligen Geistes zu Sprechern der frühen Kirche wurden, und deren Aussprüche für uns noch heute die reine inspirierte Wahrheit darstellen.

Der „Geist der Annahme” und der „Geist der Sohnschaft” sind verschiedene Ausdrucksformen der Salbung des Heiligen Geistes. In Römer 8:15 lesen wir: „Denn ihr habt nicht einen Geist der Knechtschaft empfangen, wieder zur Furcht, sondern einen Geist der Sohnschaft habt ihr empfangen, indem wir rufen: Abba, Vater! Der Geist selbst zeugt mit unserm Geist, daß wir Kinder Gottes sind”.

Diese Worte des Paulus sagen etwas über den Wechsel der Stellung zu Gott aus, die sich mit der Salbung zu Pfingsten vollzog. In Galater 4:6 stellt der Apostel fest: „Weil ihr aber Söhne seid, sandte Gott den Geist seines Sohnes in unsere Herzen, der da ruft: Abba, Vater. Also bist du nicht mehr Sklave sondern Sohn … .”

Das Geschehen zu Pfingsten war die Bestätigung des Himmlischen Vaters, daß Er die Fußstapfennachfolger Jesu als Söhne angenommen hatte und als solche behandelte. Die Kirche erhielt zu Pfingsten das Siegel der Sohnschaft, und damit als Erben Gottes und Miterben Jesu Christi, als Erben der Verheißung.

Der Geist der Sohnschaft

Wir müssen daran denken, daß die Jünger bis dahin noch unter Gesetz waren und unter der Knechtschaft des Gesetzes. Erst nachdem unser Herr seinen Opferweg zuende gegangen war und das Gesetz ans Kreuz genagelt hatte, erst nachdem er auferstanden und zu seinem Vater gegangen war, um den Verdienst seines Opfers in Anwendung zu bringen, war die Voraussetzung gegeben, daß aus Knechten Söhne Gottes werden konnten.

Mit der Ausgießung des Heiligen Geistes zu Pfingsten wurden die Nachfolger Jesu Erben der Abrahamischen Verheißung, Erben Gottes und Miterben Jesu Christi, wie auch Paulus im Brief an die Galater feststellt: „Weil ihr aber Söhne seid, sandte Gott den Geist seines Sohnes in unsere Herzen, der da ruft: Abba, Vater! Also bist du nicht mehr Sklave, sondern Sohn, wenn aber Sohn, so auch Erbe durch Gott”. (Galater 4:6 und 7)

Nach der dem Abraham gegebenen Verheißung sollten durch seinen Samen alle Geschlechter der Erde gesegnet werden. „In dir und deinem Samen werden sich segnen alle Geschlechter der Erde”. Jesus Christus ist der Same der Verheißung, der durch seinen Opfertod die Menschheit erkaufte, der die Versöhnung mit Gott bewirkt und als barmherziger Hoherpriester nach der Ordnung Melchisedeks die verheißenen Segnungen über die Menschheit bringt in der Zeit der Wiederherstellung aller Dinge.

Als Mitopferer sind die Leibesglieder des Christus ein Teil des Samens der Verheißung geworden, denn wenn wir mit ihm leiden bis in den Tod, so werden wir auch mit ihm herrschen. In Christo sind wir Erben der Verheißung geworden.

Durch die Ausgießung des Heiligen Geistes zu Pfingsten wurden die Jünger, als die Fußstapfennachfolger und Mitopferer Jesu Christi, zur Sohnschaft gezeugt, und alle die sich seitdem geweiht haben, haben in gleicher Weise den Geist der Sohnschaft bekommen. Diese Zeugung zur Sohnschaft besagt, daß Gott uns als Söhne ansieht und mit uns als mit Söhnen handelt, obgleich wir noch der Geburt als Söhne Gottes entgegengehen, die, wenn wir treu sind bis in den Tod, mit unserer Verwandlung jenseits des Vorhangs Wirklichkeit wird.

Noch müssen wir uns als Söhne bewähren, noch bedürfen wir der Erziehung und Leitung, und wenn nötig, der Züchtigung, die ein liebender Vater seinen Söhnen zu ihrem Besten nicht vorenthalten wird. „Denn wen der HERR liebt, den züchtigt er, er schlägt aber jeden Sohn den er aufnimmt. Was ihr erduldet ist zur Züchtigung: Gott behandelt euch als Söhne. Denn ist der ein Sohn, den der Vater nicht züchtigt? Wenn ihr aber ohne Züchtigung seid, deren alle teilhaftig geworden sind, so seid ihr Bastarde und nicht Söhne”.(Hebräer 12:6 - 8)

Petrus gebraucht die symbolischen Schlüssel

Mit dem Geschehen am Pfingsttag erkennen wir auch, wie Petrus unter der Leitung des Heiligen Geistes zum Sprecher der Herauswahl wird. Ihm hatte der Herr Jesus die symbolischen Schlüssel des Himmelreichs gegeben, und Petrus gebrauchte den ersten Schlüssel in seiner Pfingstpredigt, um den natürlichen Erben der Verheißung, den Juden, das Tor zur himmlischen Berufung zu öffnen. (Matthäus 16:19)

Ein Schlüssel ist ein passendes Symbol der Macht etwas auf- oder abzuschließen. Petrus gebrauchte den ersten Schlüssel, als die Juden zur Buße und Taufe in Jesu Christi aufrief: „Tut Buße, und jeder von euch lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung eurer Sünden! Und ihr werdet die Gabe des Heiligen Geistes empfangen. Denn euch gilt die Verheißung und euren Kindern und allen, die in der Ferne sind, so viele der Herr, unser Gott, hinzurufen wird”. (Apostelgeschichte 2:38 und 39)

Petrus mußte diesen ersten Schlüssel gebrauchen, weil das Volk der Juden, das in Mose getauft war, als heilige Nation, als Volk zum Besitztum, vom Herrn verworfen wurde. Petrus schloß für den Überrest, für einzelne Juden auf, die bereit waren, Christus als ihren Erretter anzunehmen, um von Mose zu Christo hinüberzugehen. Hier begannen die dreieinhalb Jahre noch verbleibender Gnade für den einzelnen, in der die reifen Erstlingsfrüchte des Christus aus dem jüdischen Volk gesammelt wurden.

Sie wurden als ein Überrest aus dem auserwählten Volk gesammelt. Es waren nur wenige aus dem Volke, die Jesus als ihren Messias annahmen, um die Prophezeiung Mose zu erfüllen: „Einen Propheten wie mich, wird dir der HERR, dein Gott, aus deiner Mitte, aus deinen Brüdern, erstehen lassen. Auf ihn sollt ihr hören”. (5. Mose 18:15) Die Jesus als ihren Erretter annahmen, empfingen eine Rechtfertigung aus Glauben. Für sie allein traf es zu, daß Jesus das Gesetz ans Kreuz genagelt hatte.

Die Salbung der Gläubigen aus den Nationen

Als die dreieinhalb Jahre verbleibender Gnade beendet waren, und alle reifen Früchte aus der Beschneidung gesammelt waren, war es wiederum Petrus, den Gott beauftragte, für die Gläubigen aus den Nationen das Tor zum Königreich, zur himmlischen Berufung, aufzuschließen. Dies geschah, als Petrus zu Kornelius gesandt wurde, der als erster aus den Nationen angenommen und in den Christus getauft wurde. Hier gebrauchte Petrus den zweiten Schlüssel, den der Herr ihm gegeben hatte, um für die Heiden aufzuschließen. Bildlich gesehen begann zu dieser Zeit die Einpfropfung der „wilden Zweige” in den Ölbaum.

Paulus zeigt dies bildhaft in Epheser 2:14 - 17 an, indem er feststellt: „Denn er ist unser Friede. Er hat aus beiden eins gemacht und die Zwischenwand der Umzäunung, die Feindschaft, in seinem Fleisch abgebrochen. Er hat das Gesetz der Gebote in Satzungen beseitigt, um die zwei - Frieden stiftend - in sich selbst zu einem neuen Menschen zu schaffen und die beiden in einem Leib mit Gott zu versöhnen durch das Kreuz, durch das er die Feindschaft getötet hat. Und er kam und hat Frieden verkündigt euch, den Fernen, und Frieden den Nahen. Denn durch ihn haben wir beide durch einen Geist den Zugang zum Vater”.

Weil die Nationen bisher von jeglicher Gnade ausgeschlossen waren, bedurfte es eines besonderen Zeichens, daß sowohl Petrus als auch die mit dem Geiste gesalbten Juden davon überzeugte, daß die Gläubigen aus den Nationen in gleicher Weise von Gott angenommen waren, Glieder des Leibes Christi zu werden. Für die Juden waren die Nationen unrein und sie bezeichneten sie verächtlich als Hunde, deren Kontakt sie nach Möglichkeit mieden. Selbst Petrus wehrte sich zunächst, als Gott ihn in einer Vision aufforderte unreine Tiere zu schlachten und zu essen. Es bedurfte somit eines besonderen Zeichens, das die Verbindung zu der Ausgießung des Heiligen Geistes zu Pfingsten herstellte, und dieses Zeichen geschah, als der Heilige Geist auf die Gläubigen aus den Nationen ausgegossen wurde, indem auch sie plötzlich in fremden Sprachen redeten, wie dies zu Pfingsten zuvor unter den in Jerusalem versammelten Jüngern aus der Beschneidung geschehen war.

Petrus, der gesehen hatte, daß Gott das Gebet des Kornelius erhört hatte, gebrauchte nun den zweiten Schlüssel, den der Herr ihm anvertraut hatte, um den Gläubigen aus den Nationen das Tor zur himmlischen Berufung zu öffnen, indem er bezeugt: „In Wahrheit begreife ich, daß Gott die Person nicht ansieht, sondern in jeder Nation ist, wer ihn fürchtet und Gerechtigkeit wirkt, ihm angenehm. das Wort, das er den Söhnen Israels gesandt hat, indem er Frieden verkündigte durch Jesus Christus - dieser ist aller Herr”. (Apostelgeschichte 10:34 - 36)

Wie auch Paulus, der Apostel der Nationen, an die Galater schreibt: „Da ist nicht Jude noch Grieche, da ist nicht Sklave noch Freier, da ist nicht Mann und Frau; denn ihr alle seid einer in Christus Jesus”. (Galater 3:28)

Es war sowohl um der Berufenen aus den Juden, als auch derer aus den Nationen notwendig, daß dieses besondere Zeichen geschah, das schon zu Pfingsten die Ausgießung des Heiligen Geistes begleitet hatte, das Reden in verschiedenen Sprachen. Woher hätten sonst die Gläubigen aus den Nationen die Sicherheit genommen, daß es der gleiche Geist der Sohnschaft war, den sie empfingen? Woher hätten die Gläubigen aus den Juden die Gewißheit erlangt, daß die Gläubigen aus den Nationen die gleichen Vorrechte von Gott bekamen, Söhne Gottes zu werden? Fortan sollte jeder angenehm sein, der im Glauben durch Jesus Christus zum Vater kommt.

In 1. Korinther 12:13 lesen wir „Denn wie der Leib einer ist und viele Glieder hat, alle Glieder des Leibes aber, obwohl viele, ein Leib sind: so auch der Christus. Denn in einem Geist sind wir alle zu einem Leib getauft worden, es seien Juden oder Griechen, es seien Sklaven oder Freie, und sind alle mit einem Geist getränkt worden”.

Wie wir bemerken, war die Taufe mit dem Heiligen Geist von äußerlichen Zeichen oder Kundgebungen begleitet. Bei Jesu Taufe kam der Geist in Form einer Taube auf ihn herab, und es ertönte eine Stimme aus dem Himmel. Zu Pfingsten kam der Heilige Geist in Form von Flammenzungen auf die Häupter der Jünger, und sie begannen in „fremden Zungen” zu reden. Und letztes ereignete sich wiederum, als der Heilige Geist auf die Gläubigen aus den Nationen ausgegossen wurde. Apostelgeschichte 10:45: „Und die Gläubigen aus der Beschneidung … gerieten außer sich, daß auch auf die Nationen die Gabe des Heiligen Geistes ausgegossen worden war; denn sie hörten sie in Sprachen reden und Gott erheben”.

Warum nun die gleichen äußerlichen Kundgebungen des Zungenredens, sowohl bei den Gläubigen aus der Beschneidung, als auch den Gläubigen aus den Nationen? Die Antwort: Weil beide eins in Christo sind, weil Christus „aus beiden eins gemacht hat”, weil er „die Zwischenwand abgebrochen” hat „und die beiden in einem Leib mit Gott versöhnt hat”.

Für die Gläubigen aus der Beschneidung war es nur schwer zu verstehen, daß nun die Gläubigen aus den Nationen die gleichen Gnadenerweisungen besitzen sollten, Kinder, oder gar Söhne Gottes genannt zu werden. Daher mußte Gott Seine Gnadenerweisungen an die Gläubigen aus den Nationen unmißverständlich deutlich machen, und dies konnte am besten in der Weise geschehen, in der es sich abspielte, indem die gleiche Salbung mit dem Heiligen Geist auch die gleichen Auswirkungen zeigte, das Reden in fremden Sprachen.

Da die Gnadenzeit der siebzig Wochen für die Juden dreieinhalb Jahre nach Pfingsten enden sollte, konnte die Pfingstsalbung nur den Gläubigen aus den Juden gelten. Oder anders gesagt: Als der Heilige Geist zu Pfingsten auf die Jünger ausgegossen wurde, waren die Gläubigen aus den Nationen noch nicht angenommen. Zuerst mußten alle reifen Früchte aus den Juden gesammelt werden, als die Erstlingsfrüchte des Christus, denn ihnen galt die Verheißung. Es war Gottes Vorherwissen, daß dieser Überrest aus der Beschneidung nicht die Vollzahl der vorgesehenen 144.000 Leibesglieder ausmachen würde, und so wurde der Heilige Geist als Zeichen der Annahme zur Sohnschaft mit Ablauf der siebzig Wochen der Gnadenzeit für die Juden auch auf die Gläubigen aus den Nationen ausgegossen.

Wir bemerken, daß die Salbung zu Pfingsten, wie auch die Salbung, die dreieinhalb Jahre später auf die Gläubigen aus den Nationen kam, die gleiche Salbung ist, sie gilt dem gleichen Leib Christi, der aus den Juden und den Nationen gesammelt wird, und es ist Jesus Christus, der den Heiligen Geist auf seine Leibesglieder ausgegossen hat, wie Petrus uns sagt.

Während der ganze Leib den Geist Christi empfängt, ist es doch die Aufgabe jedes einzelnen Gliedes dafür Vorsorge zu schaffen, daß der Geist Christi, der auch der Geist des Vaters ist (Ich und der Vater sind eins), reichlich in uns wohnen kann. Wir müssen für ihn Raum schaffen, indem wir jeden unnützen Geist der Selbstsucht, der Habsucht, der Zwietracht, der Eifersucht und des Hochmuts ausräumen.

Wer eine alte Dachkammer, die voll von Gerümpel steht, zu einer gemütlichen Wohnung umgestalten möchte, muß sich zuerst von den alten Dingen trennen. Oftmals ist es so, daß jemand einen Kompromiß schließen möchte, einen Teil auszuräumen und zu beseitigen und einen Teil neu zu gestalten. Auf den Geist bezogen ist dies aber nicht möglich, denn entweder tun wir alles, um den Heiligen Geist in uns wohnen zu lassen, oder wir tun es nicht. Ein Kompromiß ist vor Gott nicht annehmbar. Hier gilt, was auch in Bezug auf die Talente gilt: „… von dem aber, der nicht hat, von dem wird selbst, was er hat, weggenommen werden”. (Matthäus 25:29)

Was können wir tun, daß der Heilige Geist reichlich in uns wohnt? Diese Frage, die sich mancher stellen mag, wird von unserem Herrn Jesu in Lukas 11:13 beantwortet: „Wenn nun ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gute Gaben zu geben wißt, wieviel mehr wird der Vater, der vom Himmel (gibt, den) Heiligen Geist geben denen, die ihn bitten”. Aber nur um den Heiligen Geist zu bitten ohne das Wort der Wahrheit zu studieren, wäre auch verfehlt. Wir bezeichnen das Wort der Wahrheit als „geistige Speise”, die die Neue Schöpfung ernährt und kräftigt. Laßt uns also mit Gebet reichlichen Gebrauch davon machen, damit der Geist der Wahrheit in uns bleibt, und laßt uns wachsam sein, daß wir „den Heiligen Geist Gottes nicht betrüben mit dem wir versiegelt worden sind auf den Tag der Erlösung hin”. (Epheser 4:30)

Aber auch unser Wandel ist von Bedeutung, daß der Geist Christi aus unserem Reden und unserem Handeln spricht. Wie Paulus sagt: „Wenn wir durch den Geist leben, so laßt uns durch den Geist wandeln”. Unser Wandel ist letztlich ein Spiegelbild nach außen, ob Christus in uns ist, und wir danach trachten, die Früchte des Geistes hervorzubringen, die da sind: „Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut, Enthaltsamkeit”. (Galater 5:22)

„Seid mit dem Geiste erfüllt, redend zu euch selbst in Psalmen und Lobliedern und geistlichen Liedern, singend und spielend dem Herrn in euren Herzen, danksagend allezeit”. (Epheser 5:18 - 20)



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