Die Söhne des Reiches

Jesus verwendete den Begriff „Söhne des Reiches”, als er seinen Jüngern das Gleichnis vom Weizen und Unkraut vortrug. Dieses Gleichnis finden wir in Matthäus 13:24 - 30, und die erklärenden Ausführungen Jesu sind in den Versen 36 - 43 niedergeschrieben. Das Gleichnis handelt, ebenso wie das Gleichnis von Säemann, vom Ausstreuen von Samen. In dem Gleichnis von Säemann wird der Samen als das „Wort vom Reiche” gedeutet, während in dem Gleichnis vom Weizen und Unkraut der Samen die „Söhne des Reiches” darstellt. - Matthäus 13:19 und 38

Diese Söhne des Reiches werden durch die Macht des Wortes Gottes, das in ihre Herzen gesät ist, gezeugt. In diesem Gleichnis aber werden auch sie selbst als Samen betrachtet. Dies ist sehr wichtig und darf nicht aus den Augen verloren werden, wenn wir die übrigen Einzelheiten des Gleichnisses untersuchen.

Im Gleichnis vom Weizen und Unkraut gibt es zwei Arten von Samen. Der gute Same wurde ausgestreut, und dann, als „die Menschen schliefen”, säte ein Feind Unkraut auf das gleiche Feld. Das Ergebnis war, wie nicht anders zu erwarten, daß das Unkraut den Weizen zu ersticken drohte. Die Diener des Hausherrn, der den guten Samen gesät hatte, hielten es für angemessen, das Unkraut auszureißen und zu vernichten. Doch der Hausherr erlaubte es ihnen nicht. Er erklärte ihnen, daß dann zugleich der Weizen ausgerottet werden könnte. Er ordnete daher an, daß beides, sowohl der Weizen als auch das Unkraut, bis zur Ernte heranwachsen sollte, um dann das Unkraut zu bündeln, zusammenzutragen und zu verbrennen und den Weizen in die Scheune zu bringen.

Die Auslegung dieses Gleichnisses durch Jesus beginnt im Vers 37. In Vers 38 erklärt er, daß das Feld die Welt ist und daß der, welcher den guten Samen sät, den „Sohn des Menschen” darstellt. Dieses Gleichnis hat eine weitreichende Bedeutung. Es berichtet nicht über das Werk des Säens, das die Nachfolger des Herrn in den einzelnen Epochen des Zeitalters ausgeführt haben, wie es bei dem Gleichnis vom Säemann der Fall ist. Vielmehr umfaßt es das ganze Zeitalter in seiner Entwicklung, beginnend mit dem Ausstreuen des Samens durch Jesus am Anfang des Zeitalters, und endend mit der Ernte am Schluß des Zeitalters.

Das Säen des Samens durch den Sohn des Menschen beschreibt die Erwählung der Apostel und anderer treuer Jünger, die den Mittelpunkt der frühen Kirche bildeten. Sie waren die ersten Söhne des Reiches, die Jesus im 38. Vers beschreibt. Wie passend ist diese Bezeichnung. Sie wurden durch die Botschaft vom Königreich zu Jesus gezogen. Durch den Geist dieser Königreichsbotschaft wurden sie gezeugt, und sie weihten ihr Leben für den Dienst des Herrn.

Ihre Nachfolger wurden durch das ganze Zeitalter hindurch auf die gleiche Weise durch das Evangelium vom Königreich angezogen und mit ihm erfüllt. Sie sind mehr als nur rechtschaffende Menschen; es sind solche, die sich der Verkündigung der guten Botschaft vom kommenden Reich des Messias widmen. Darum nennt Jesus sie „Söhne des Reiches”.

Der Feind

Jesus sagte: „Das Unkraut aber sind die Söhne des Bösen; der Feind aber, der es gesät hat, ist der Teufel”. Das ist sehr offen gesprochen, doch wird hiermit eine Prophetie dessen gegeben, was sich tatsächlich ereignete. In dem Gleichnis lesen wir, daß der Feind Unkraut säte, „während die Menschen schliefen”. Die Menschen, von denen hier die Rede ist, sind offensichtlich die Apostel, welche über die Interessen der frühen Kirche so treu wachten. Paulus sprach zu den Ältesten in Ephesus: „Ich weiß, daß nach meinem Abschiede verderbliche Wölfe zu euch hereinkommen werden, die der Herde nicht schonen”. - Apostelgeschichte 20:29 Petrus schrieb, daß „falsche Lehrer sein werden, welche verderbliche Sekten nebeneinführen werden und den Gebieter verleugnen, der sie erkauft hat, und sich selbst schnelles Verderben zuziehen. Und viele werden ihren Ausschweifungen nachfolgen, um welcher willen der Weg der Wahrheit verlästert werden wird”. - 2. Petrus 2:1 und 2

Die Warnung Jesus’ und der Apostel an die frühe Kirche vor den falschen Lehrern, die sich aus ihnen erheben würden, war nicht unbegründet. Die Geschichte zeigt, daß ein solcher Abfall tatsächlich eingetreten ist. Irrlehrer beschränken sich selten auf einen einzigen falschen Lehrpunkt. Das zeigte sich auch bei denen, die sich über die Kirche erhoben, nachdem die Apostel im Tode entschlafen waren. Durch die Entwicklung der Dreieinigkeitslehre „verleugneten sie den Gebieter, der sie erkauft hat”. Und durch ihre Unwahrheiten wurde der liebende Gott als ein quälender Dämon dargestellt, über den sie ihre gotteslästerliche Höllentheorie verbreiteten.

Aber das Gleichnis vom Weizen und vom Unkraut beleuchtet auch noch eine andere falsche Lehre, die vom Unkraut ausgeht - von den Söhnen des Bösen. Diese besagte, daß das Reich Christi durch sie errichtet sei, nämlich durch die Vereinigung von Kirche und Staat. Zu Beginn des Wirkens Jesu bot der Satan ihm an, ihm alle Reiche der Welt zu geben, wenn er bereit sei, ihn anzubeten. Jesus lehnte dieses Angebot entschieden ab. Doch später waren jene, die von Satan verführt wurden und die seine verschiedenen, Gott entehrenden Lehren aufgenommen hatten, willens, auf den Vorschlag des Teufels einzugehen. Das Ergebnis war die Entwicklung eines falschen Reiches Christi, das vom Unkraut regiert wurde.

Historiker beschreiben, wie sich die ursprüngliche Lehre allmählich veränderte. Zu Beginn des zweiten Jahrhunderts wurde die Hoffnung auf das kommende Königreich auf Erden, das nach der Wiederkunft des Christus aufgerichtet werden sollte, allmählich verdrängt. Philosophen und Theologen verbreiteten ihre Ansichten innerhalb der Kirche und legten vor allem anderen Wert auf ein „Heiligungs-Leben”. Unter dem Einfluß dieser Gedanken verlor bei vielen die Hoffnung auf ein künftiges Messianisches Königreich an Bedeutung und erschien ihnen nebensächlich. Hierdurch wurde der Weg für ein nachgeahmtes und falsches Königreich geebnet.

In dieser frühen Epoche, vor der Teilung der Kirche in den griechischen und römischen Zweig, hatte man die Hoffnung auf das Reich Christi noch nicht völlig verworfen. Als sich aber die griechische Kirche oder Ostkirche eigenständig entwickelte und von Rom trennte, setzte Dionysius, der Bischof von Alexandria, seinen Willen durch, das Buch der Offenbarung aus der griechischen Bibel zu entfernen. Seine Absicht dabei wird wohl gewesen sein, jeden Hinweis auf die Wiederkunft Christi und seine tausendjährige Herrschaft auf Erden aus der Schrift auszutilgen. Diese Lehre der Bibel von dem Tausendjahrreich Christi wird in Kreisen der griechischen Kirche als Chiliasmus (Tausendjahrlehre) bezeichnet und bis heute vom Klerus heftig bekämpft.

Die Westkirche, deren Organisation sich unter der Leitung Roms allmählich festigte, unternahm keine so offensichtlichen Angriffe gegen die Lehre vom Königreich. Die Tatsache, daß der Christus wiederkehren und tausend Jahre regieren solle, wurde von verschiedenen Lehrern in unterschiedlicher Form vorgetragen. Es scheint, daß dies auch bis in das vierte Jahrhundert hinein ohne Behinderung geschah. Wir zitieren aus einem Artikel in der Britischen Enzyklopädie:

„Diese Gegebenheiten zeigen, wie standhaft die erste Hoffnung auf die Zukunft im Westen festgehalten wurde. Bei den meisten der Theologen, wie Lactantius, nahm sie (die Hoffnung auf das Messianische Königreich) offensichtlich etwas eigenwillige Formen an. Doch die Tatsache, daß diese Männer daran festhielten, ist der deutlichste Beweis dafür, daß im Westen die Lehre vom Millennium noch im vierten Jahrhundert ein Gegenstand des Glaubens war.

Diese Lehre verschwindet allmählich zu Ende des vierten Jahrhunderts. Zwei Ursachen sind für diesen Wechsel der Glaubennsätze festzustellen. Einmal erreichte die griechische Theologie den Westen hauptsächlich auf Betreiben von Hieronymus, Rufinus und Ambrosius. Zum anderen wurde eine neue Kirchenidee durch Augustinus hervorgebracht, die der veränderten politischen Lage der Kirche Rechnung trug. Augustinus wagte als erster, den Gedanken zu äußern, daß die katholische Kirche als Machtgefüge das Königreich Christi sei und daß das Millenniums-Königreich mit dem Kommen Christi begonnen habe und daher bereits eine vollendete Tatsache sei. Durch diese Darstellung des Augustinus wurde die Hoffnung auf das Millennium schließlich aus der offiziellen Theologie verbannt, wenn sie auch nicht völlig ausgelöscht werden konnte”.

Sehr deutlich hat der Geschichtsschreiber hier die Entwicklung dargestellt, die von Jesus in seinem Gleichnis über den Weizen und das Unkraut vorhergesagt wurde. Während des vierten Jahrhunderts wurde das Unkraut oder der Scheinweizen über das ganze Feld ausgestreut. „Die Söhne des Reiches”, die seither an ihrer Hoffnung festhielten und sie verkündeten, gerieten zunehmend in Schwierigkeiten. Doch, genau so, wie das Gleichnis voraussagt, wurde der Weizen nicht völlig erstickt und vernichtet. Vielmehr sollte er übrigbleiben und zusammen mit dem Unkraut aufwachsen - bis zum Ende des Zeitalters, bis zur Ernte. Die Geschichte lehrt, daß auch diese Vorhersage eingetroffen ist. Wir führen aus dem gleichen Artikel an:

„Sie (die Hoffnung auf das Messianische Königreich) lebte weiter, wenn auch in solchen Kreisen der christlichen Gesellschaft, die keinen maßgeblichen Einfluß hatten. Und durch gewisse verborgene Strömungen wurde sie von Jahrhundert zu Jahrhundert weitergetragen. In verschiedenen Epochen des Mittelalters fand ein plötzliches Aufkeimen des Millenniums-Gedankens statt, manchmal als Lehre einer kleinen Sekte, gelegentlich auch als eine weitreichende Bewegung. Seit diese Hoffnung unterdrückt wurde - nicht, wie im Osten, durch die dunklen Vorstellungen des stärksten Gegners, sondern durch die Kirchenpolitik der Priesterherrschaft - erkennen wir, daß wo immer die Lehre vom tausendjährigen Reich während des Mittelalters auftauchte, ihre Lehrer gemeinsame Sache mit den Feinden der verweltlichten Kirche machten . … Wenn die Kirche - und nicht der Staat - als Babylon betrachtet würde und der Papst als Antichrist, so erschienen diese Schlußfolgerungen, die aus alten Überlieferungen und der derzeitigen Stellung der Kirche hergeleitet wurden, als berechtigt”.

In der gleichen Geschichtsaufzeichnung wird erklärt, daß, obwohl zur Zeit der deutschen und Schweizer Reformatoren eine zeitlang die Hoffnung auf das Millenniums bestanden hat, sie doch bald „in dieser Sache den gleichen Standpunkt einnahmen, wie die katholische Kirche ihn seit Augustinus vertreten hat”. Es ist eine allgemein bekannte Tatsache, daß nahezu alle früheren Reformatoren sich mit den weltlichen Regierungen verbündeten und auf ihre Organisationen unrechtmäßig den Namen „Christentum” anwandten.

Sie wachsen zusammen auf

Im Gleichnis gibt der Hausherr seinen Dienern den Auftrag, Weizen und Unkraut bis zur Ernte zusammen aufwachsen zu lassen. Der Weizen lebte und reifte nicht etwa, weil er mit dem Unkraut zusammenstand und dadurch unterstützt wurde, sondern er wurde vielmehr von Gott bewahrt und wuchs ganz unabhängig von seiner Umgebung auf. Welch ein treffendes Bild wird uns doch von dem Geschichtsschreiber vermittelt. Jene, die ihre Hoffnung auf die Wiederkehr Christi und die Errichtung seines Reiches aufrechterhielten, wurden nicht aus dem „Feld” verdrängt, wenn auch das Unkraut die führende Stellung einnahm. Offensichtlich wurde bis zum vierten Jahrhundert und ein wenig darüber hinaus der Millenniums-Gedanke als Rechtgläubigkeit angesehen - zumindest in einigen Teilen der Kirche.

Die „Söhne des Reiches” wurden als solche bezeichnet, weil sie die Hoffnung auf das Messianische Königreich, die in der ganzen Bibel vorrangig betrachtet wird, in sich trugen. Als Augustinus verkündete, daß die römische Kirche das Reich Christi auf Erden sei, und später, als dieses abtrünnige Kirchensystem sich mit dem Staat vereinigte, ergab sich für den Weizen - die Söhne des Reiches - die Notwendigkeit, „im Verborgenen” zu wirken. Doch befanden sie sich weiterhin in dem Felde und bewahrten das Licht der Königreichsbotschaft vor dem gänzlichen Erlöschen. Diese Situation des „gemeinsamen Aufwachsens” setzte sich bis zum Ende des Zeitalters fort, bis die Zeit der Ernte anbrach.

Das Unkraut war als Gruppe weiterhin an dieser Hoffnung auf das kommende Reich des Messias auf Erden desinteressiert und bekämpfte sie oftmals. Zwar gab es eine Auflehnung unter ihnen gegen verschiedene üble Taten des regierenden kirchen-staatlichen Systems, doch der Gedanke an ein von Menschen gegründetes Königreich blieb bestehen und wurde auch von den heutigen liberalen Theologen übernommen.

Diese befürworten natürlich nicht die kirchen-staatliche Regierung. Sie bringen aber zum Ausdruck, daß nach ihrer Meinung das Eingreifen Gottes in die Angelegenheiten der Menschen durch die Heiligungs-Lehren der Kirchen vollbracht wird. Das Ziel besteht darin, die Regierungen dahingehend zu beeinflussen, daß sie gerechte Gesetze verordnen und deren Befolgung erzwingen. Sie glauben aber nicht an die Aufrichtung einer mächtigen Regierung, die in den Händen Christi liegt.

Doch inmitten all der verkehrten und verwirrenden Strömungen, die widersprüchliche „Reform”-Bewegungen, die sogenannten höheren Kritiker sowie Evolutionstheorien und Freidenkertum nach sich zogen, blieb ein kleiner Teil Weizen lebendig. In jeder Generation gab es einige Söhne des Reiches.

In den ersten Jahren des 19. Jahrhunderts wurde mehr Aufmerksamkeit auf die Wiederkunft Christi gerichtet, als es sonst üblich gewesen war. Dies geschah unter der Führung von William Miller. Gewiß waren viele seiner Lehren nicht richtig, so zum Beispiel die Ansicht über die Art und Weise der Wiederkehr Christi. Doch wurde durch die von ihm ins Leben gerufene Bewegung die Menschheit auf die Tatsache hingewiesen, daß die Bibel das zweite Kommen Christi lehrt. Dieses geschah innerhalb der nominellen Kirchen. Wie sehr der Weizen von dieser Bewegung auch erfaßt sein mochte, so befand er sich doch noch immer mit dem Unkraut auf einem „Felde”.

Die „Engel” und die „Ernte”

Im Gleichnis spricht der Hausherr: „Zur Zeit der Ernte werde ich den Schnittern sagen: Leset zuerst das Unkraut zusammen und bindet es in Bündel, um es zu verbrennen; den Weizen aber sammelt in meine Scheune”. - Vers 30 Die Erklärung, die Jesus hierzu gibt, ist folgende: „Der Sohn des Menschen wird seine Engel aussenden, und sie werden aus seinem Reiche alle Ärgernisse zusammenlesen, und die das Gesetzlose tun; und sie werden sie in den Feuerofen werfen: da wird sein das Weinen und das Zähneknirschen. Dann werden die Gerechten leuchten wie die Sonne in dem Reiche ihres Vaters. Wer Ohren hat, zu hören, der höre!” - Verse 41 - 43

Das griechische Wort, das an dieser Stelle mit „Engel” übersetzt wurde, bedeutet eigentlich „Boten”. Die Boten des Herrn können entweder Wesen aus Fleisch und Blut oder Geistwesen sein oder beides. Sie können heilige Engel des Himmels sein, die als ergebene Diener Gottes wirken. Sie können aber auch aus dem geweihten Volke Gottes auf Erden bestehen. Gott kann jedoch sowohl die Engel des Himmels und gleichzeitig mit ihnen bzw. zusätzlich Sein Volk auf der Erde als Boten einsetzen. Wenn wir die verschiedenen Dienste betrachten, die von diesen Engeln oder Boten ausgeführt werden, so scheint es, daß auch unterschiedliche Vermittler damit beauftragt werden.

Es gab ein Erntewerk am Ende des jüdischen Zeitalters, und Jesus sandte seine Jünger aus, um dieses Werk zu verrichten. Auch forderte er sie auf, „den Herrn der Ernte” zu bitten, „daß er Arbeiter aussende in seine Ernte”. - Matthäus 9:37 und 38 Diese geweihten Nachfolger Jesu sollten am Erntewerk teilnehmen, indem sie das Evangelium des Reiches predigten, so wie auch Jesus selbst es getan hatte.

In jener Ernte wurde die „Spreu” verbrannt. Johannes der Täufer sagte dieses Ereignis mit den Worten voraus: „Er (der Herr) wird seine Tenne durch und durch reinigen und seinen Weizen in die Scheune sammeln, die Spreu aber wird er verbrennen mit unauslöschlichem Feuer”. - Matthäus 3:11 und 12 Lukas 3:16 und 17 Wir glauben, daß dieses eine Prophetie über die jüdische Nation in den Jahren 70 - 73 nach Christus ist. Die für dieses „Feuer” überwiegend verantwortlichen Boten waren die Soldaten der Armee des Titus.

Dies scheint auch ein interessantes Vorbild der zwei Erntearbeiten am Schluß des Evangelium-Zeitalters zu sein, denn auch hier findet eine Weizenernte statt. In dieser späteren Ernte haben wir anstelle der „Spreu” Unkraut, das zusammengelesen und verbrannt wird. Die Boten, die vom Herrn dazu benutzt werden, sind gewiß nicht seine geweihten Heiligen. Doch ist es auch von geringer Bedeutung, welche Boten oder Einflüsse gewählt werden, um „alle Ärgernisse” „und die das Gesetzlose tun” zusammenzulesen.

Der Weizen wird in die Scheune des Herrn eingesammelt. Die Erklärung Jesu dazu lautet: „Dann werden die Gerechten leuchten wie die Sonne in dem Reiche ihres Vaters”. Diese Bemerkung schließt die Erhöhung der „Söhne des Reiches” in der ersten Auferstehung mit ein, damit sie mit dem Christus leben und herrschen. Jetzt scheinen sie nur wie „Lampen”. - Matthäus 5:14 - 16 Bevor das Königreich „in Macht und großer Herrlichkeit” aufgerichtet ist, bilden die Söhne des Reiches im Fleische das einzige Licht der Welt. - Matthäus 24:30 Nach der ersten Auferstehung aber, wenn sie mit dem Christus herrschen, leuchten sie wie die Sonne. Sie sind dann ein Teil jener „Sonne der Gerechtigkeit”, von der Maleachi berichtet. - Maleachi 4:2

Das Erheben der Söhne des Reiches in der ersten Auferstehung zur göttlichen Natur ist ein Kraftaufwand, der unseren Verstand übersteigt. Auch dieses Werk ist ein Teil der Ernte am Schluß des Evangelium-Zeitalters. Es trifft zu, daß ein nicht unerheblicher Teil der Erntearbeit von den Söhnen des Reiches geleistet wird, indem sie das Evangelium vom Königreich verkündigen, so wie es in der Ernte am Ende des jüdischen Zeitalters der Fall gewesen ist.

Die Erntebotschaft

Über seine zweite Gegenwart und das Ende des Zeitalters sagt Jesus, er würde „seine Engel (Boten) aussenden mit starkem Posaunenschall”, damit sie „seine Auserwählten versammeln von den vier Winden her, von dem einen Ende der Himmel bis zu ihrem anderen Ende”. - Matthäus 24:31 Hier sind die Söhne des Reiches als die Boten zu erkennen, die zugleich die „Auserwählten” sind, welche versammelt werden sollen. Das Sammeln geschieht durch „Posaunenschall”, womit symbolisch die Verkündigung einer Botschaft umschrieben ist.

Das ist die Königreichsbotschaft der gegenwärtigen Wahrheit, die Erntebotschaft. Es ist das „ewige Evangelium”, welches zur bestimmten Zeit, nämlich jetzt, am Ende des Evangelium-Zeitalters, denen verkündet werden sollte, „die auf der Erde ansässig sind, und jeder Nation und Stamm und Sprache”. Einige Einzelheiten der Botschaft sind vom Verfasser der Offenbarung niedergeschrieben, nämlich: „Fürchtet Gott und gebet ihm Ehre, denn die Stunde seines Gerichts ist gekommen; und betet den an, der den Himmel und die Erde gemacht hat und das Meer und die Wasserquellen”. - Offenbarung 14:6 und 7

Ein anderer Teil der Botschaft lautet: „Gefallen, gefallen ist Babylon, die Große, die mit dem Wein der Wut ihrer Hurerei alle Nationen getränkt hat”. - Vers 8 Babylon ist die abtrünnige Kirche, die das Unkraut bildet. Ihre Hurerei war ihre verbotene Verbindung mit den staatlichen Regierungen. Durch den „Wein” oder die Lehrsätze, welche besagen, daß diese kirchen-staatliche Vereinigung das Königreich Christi darstelle, haben sie alle Nationen vergiftet. Sie verschafften ihnen die falsche Vorstellung, daß ihre Regenten durch die Autorität und Fügung Gottes eingesetzt seien. Und während sie sich durch diese abscheuliche Lehre selbst rechtfertigten, zögerten sie nicht, sogenannte heilige Kriege zu führen, um ihr eigenes selbstsüchtiges Begehren nach Macht und Ehre zu stillen.

Der Hauptschnitter

Jesus erwähnte, daß er seine Boten aussenden würde, um seine Auserwählten zu versammeln. Daraus ist zu schließen, daß er dann auf dem „Feld” gegenwärtig sein muß, um als Hauptschnitter wirken zu können. Näheres hierüber ist in Offenbarung 14:14 und 15 berichtet. Wir zitieren: „Ich sah: und siehe, eine weiße Wolke, und auf der Wolke saß einer gleich dem Sohne des Menschen, welcher auf seinem Haupte eine goldene Krone und in seiner Hand eine scharfe Sichel hatte. Und ein anderer Engel kam aus dem Tempel hervor und rief dem, der auf der Wolke saß, mit lauter Stimme zu: Schicke deine Sichel und ernte; denn die Stunde des Erntens ist gekommen, denn die Ernte der Erde ist überreif geworden”.

Später wird uns in diesem Kapitel von einem „anderen Engel” oder Boten erzählt, der „Gewalt über das Feuer” hat. - Vers 18 Dieser Bote ist dafür zuständig, „die Trauben des Weinstocks der Erde” zu lesen und in die „große Kelter des Grimmes Gottes” zu werfen. Wenn auch die bildliche Darstellung hier vom Feuer zu der Kelter des Grimmes Gottes wechselt, so wird hiermit zweifellos auf die Sammlung und Vernichtung des Unkrauts Bezug genommen. Auf diese Weise wird uns die Erntewahrheit aus dem Gleichnis über den Weizen und das Unkraut bestätigt.

In Offenbarung 18:1 lesen wir: „Nach diesem sah ich einen anderen Engel aus dem Himmel herniederkommen, welcher große Gewalt hatte; und die Erde wurde von seiner Herrlichkeit erleuchtet”. Hiermit wird offenbar die Wiederkehr unseres Herrn geschildert. Das Licht seiner Herrlichkeit wird schließlich die ganze Erde erhellen. Eines der ersten Merkmale seiner Tätigkeit wird uns wie folgt beschrieben: „Er rief mit starker Stimme und sprach: Gefallen, gefallen ist Babylon, die große, und ist eine Behausung von Dämonen geworden und ein Gewahrsam jedes unreinen Geistes und ein Gewahrsam jedes unreinen und gehaßten Vogels. Denn von dem Weine der Wut ihrer Hurerei haben alle Nationen getrunken, und die Könige der Erde haben Hurerei mit ihr getrieben, und die Kaufleute der Erde sind durch die Macht ihrer Üppigkeit reich geworden. Und ich hörte eine andere Stimme aus dem Himmel sagen: Gehet aus ihr hinaus, mein Volk, auf daß ihr nicht ihrer Sünden mitteilhaftig werdet, und auf daß ihr nicht empfanget von ihren Plagen”. - Offenbarung 18:2 - 4

Diese Schriftstelle zeigt, daß der Fall Babylons nach der Wiederkunft unseres Herrn und in der Zeitperiode seiner Gegenwart stattfindet. Bis zur Ernte wuchsen Weizen und Unkraut zusammen auf. Die Einladung an den Weizen, sich nun abzusondern, ist ein Bestandteil der Erntebotschaft - „gehet aus ihr hinaus, mein Volk”. Das stimmt auch mit dem Zeugnis Jesu in seinem Gleichnis und mit seiner Prophezeiung über das Ende des Zeitalters überein.

Jetzt in der Ernte

Gibt es nun irgendwelche Beweise dafür, daß diese Prophetien richtig verstanden wurden? Diese Frage ist wichtig, denn wenn es einen vernünftigen Grund zu der Annahme gibt, daß wir uns jetzt in der Ernte am Ende des Zeitalters befinden, so wäre dies einer der hervorragendsten Beweise für die „parousia” unseres Herrn Jesus als des Hauptschnitters in dieser Ernte. Wir glauben, daß es einen solchen Beweis gibt. Laßt uns daran denken, daß die Ernte beides umfaßt - sowohl das Zusammenlesen des Unkrauts als auch das Einsammeln des Weizens. Und wir sind sicher, daß die Einbringung des Weizens und ein Bündeln des Unkrauts sowie auch ein teilweises Verbrennen desselben bereits begonnen hat und noch andauert.

Zuerst betrachten wir die Ernte des Weizens - der Söhne des Reiches. Es ist bekannt, daß etwa im Jahre 1874 eine kleine Gruppe ernster Bibelforscher die herrlichen Verheißungen der Heiligen Schrift bezüglich der Zeit sowie der Art und Weise der Wiederkunft des Herrn klar erkannte. Auch wurde ihnen der Grund seiner Rückkehr verständlich - daß er vor allem der Herr der Ernte sei und daß er danach, zur selben Zeit der völligen Aufrichtung seines Reiches, das Werk durchführen würde, welches wir kennen als die „Zeiten der Wiederherstellung aller Dinge, von welchen Gott durch den Mund seiner Heiligen Propheten von jeher geredet hat”. - Apostelgeschichte 3:19 - 23

Ein Mann aus dieser Gruppe, den tausende ernster Christen als „jenen Knecht” betrachtet haben, wurde vom Herrn dazu befähigt und mit der Aufgabe betraut, der Verwalter seiner Habe zu werden. Er besaß einen ausgeprägten Opfergeist, um diese Wahrheiten weltweit zu verkünden. Die Botschaft wurde in gedruckter Form an Minister und Lehrer der damaligen Sonntagsschulen in den gesamten Vereinigten Staaten von Amerika gesandt. Die Söhne des Reiches unterlagen keiner Beschränkung mehr, wie es in der Vergangenheit der Fall gewesen war. Gott hatte ihnen die Botschaft gegeben und für sie zugleich die Möglichkeit geschaffen, sie zu verbreiten, und man begann, die „Posaune” zu blasen.

Es war kein Werk, das im Verborgenen stattfand. Innerhalb weniger Jahre wurde das Wirken des „Millennium-Tagesanbruch” in der ganzen Christenheit bekannt. Diese Menschen vom Millennium-Tagesanbruch - Christen, die abseits von der nominellen Christenheit standen - arbeiteten gemeinsam, um das Evangelium des Reiches mit großer Überzeugung und mit vermehrter Anstrengung zu verkündigen.

Diese waren in Wahrheit die Söhne des Reiches. Sie glaubten nicht nur an die Verheißungen der Bibel bezüglich des Tausendjahrreiches Christi. Die herrliche Aussicht auf dieses Reich erfüllte sie auch mit großem Eifer, und nichts konnte sie davon abhalten, jede mögliche Gelegenheit zu nutzen, den Menschen die wunderbare Ernte- und Königreichsbotschaft zu übermitteln.

In zunehmender Zahl fanden sich die Söhne des Reiches zusammen, um die gute Botschaft über das tausendjährige Reich Christi darzulegen. In ihm herrschen Gesetze der Gerechtigkeit und die Menschen sollen mit Frieden, Gesundheit und ewigem Leben gesegnet werden. Das Zeugnis vom Evangelium des Reiches ist nicht verstummt. Satan hat wohl Anstrengungen unternommen, das Volk des Herrn zu entmutigen, Trennungen herbeizuführen und die Söhne des Reiches zu zerstreuen - durch Täuschungen und auf mancherlei andere Weise. Doch stets sind sie in der Lage gewesen, sich wieder zu sammeln und die Posaune auch weiterhin zu blasen, die auf das Erntewerk und das Königreich hinweist.

Durch das ganze Zeitalter hindurch sind die Söhne des Reiches mit dem Unkraut gemeinsam gewachsen. Nun aber, zur Zeit der Ernte, traf Gott Vorsorge, daß sie von dem Unkraut abgesondert wurden und unabhängig wurden. Und wie reich wurden jene gesegnet, welche erkannten, was hier vor sich ging, und die mit den Schnittern zusammenwirkten, um die Erntebotschaft der nun fälligen Wahrheit zu verkünden.

Das Unkraut

Wie Jesus erklärt, stellt das Unkraut in dem Gleichnis die „Söhne des Bösen” dar. Das bedeutet nicht, daß sie unmoralische Personen und Diener des Teufels sind. Es soll nur ausdrücken, daß ihre Ansichten und ihr Leben durch die falschen Lehren Satans bezüglich des Reiches Gottes bestimmt werden, denn sie halten an den verkehrten Meinungen über das Königreich fest, wie es in der „christlichen” Gesellschaft, der sie angehören, üblich ist.

Das Bündeln und Verbrennen des Unkrauts wird von Jesus erläutert. Es bedeutet ihren Ausschluß aus dem Königreich, dessen Bestandteil zu sein sie sich anmaßen. Das „Feld”, auf das der Weizen gesät wurde, sollte ein Weizenfeld werden. Das Unkraut wurde von einem Feind dazwischengestreut und hatte inmitten des Weizens keine Existenzberechtigung. So wurde es ausgesondert - in den „Feuerofen” geworfen, wo „Weinen und Zähneknirschen” sein wird.

Wir verstehen es so, daß das Unkraut aufhören wird, Unkraut zu sein. Keinesfalls wird der einzelne als Personen vernichtet. Dieser Gedanke wird durch die Feststellung bestärkt, daß in dem Feuerofen Weinen und Zähneknirschen sein wird. Hiermit bringt Jesus zum Ausdruck, daß sie Enttäuschung und Verdruß empfinden. Wie bestürzt und enttäuscht wird diese Unkrautklasse sein, wenn sie erkennen muß, daß die von ihr glanzvoll vorgetragene Darstellung des Reiches der Himmel vor dem Herrn keinen Bestand hat und daß sie daher nicht als himmlische Klasse anerkannt wird.

Das Gleichnis sagt: „Leset zuerst das Unkraut zusammen und bindet es in Bündel, um es zu verbrennen”. Hieraus ist nicht darauf zu schließen, daß das Bündeln und Verbrennen des Unkrauts vollendet ist, bevor die Weizenernte beginnt. Der Gedanke ist vielmehr, daß dieses Bündeln und Verbrennen des Unkrauts abgeschlossen ist, bevor sämtlicher Weizen in die „Scheune” eingesammelt ist, wo sie, wie Jesus uns sagt, „leuchten wie die Sonne in dem Reiche ihres Vaters”.

Der Feuerofen, in dem das Unkraut verbrannt wird, symbolisiert die Zeit der großen Trübsal, in welcher die gegenwärtige böse Welt vernichtet werden soll. - Daniel 12:1, Galater 1:4 In dieser Zeit der Drangsal werden die verschiedenen Elemente der heutzutage von Menschen errichteten sozialen Ordnung aufgelöst und entfernt. - Matthäus 24:21 Das schließt die verschiedenen Unkrautorganisationen oder „Bündel” ein.

Kurz darauf wird das wahre Reich Christi seine Herrschaft beginnen und alle Menschen segnen. Seine Herrscher sind die Söhne des Reiches, die in der ersten Auferstehung hervorgebracht wurden und zur Erhellung und Heilung aller Völker wie die Sonne leuchten.

Diese tausendjährige Regierung des Reiches Christi wird alle Feinde Gottes und der Gerechtigkeit vernichten, auch den Tod. Jedes Knie wird sich beugen und jede Zunge bekennen, daß Jesus Christus Herr ist, zur Verherrlichung Gottes. Wenn dieses Werk vollendet ist, dann wird das Gebet „Dein Reich komme; dein Wille geschehe, wie im Himmel also auch auf Erden” völlig erhört sein. - Jesaja 45:23, Römer 14:11, Offenbarung 5:13, Matthäus 6:10



Tagesanbruch Bibelstudien- Vereinigung