Der Heilige Geist Gottes

„Der Geist Gottes schwebte über der Fläche der Wasser” - 1. Mose 1:2

Eines der bedeutungsvollsten Themen der Bibel ist das Zeugnis über den Geist Gottes und seine Beziehung zu allen seinen gewaltigen Werken. Mehrere hundertmal wird in der Bibel der Geist Gottes erwähnt. Im Neuen Testament wird er im allgemeinen der „Heilige Geist” genannt. Im Alten Testament ist das Wort „Geist” eine Übersetzung des hebräischen Wortes ruach, das der amerikanische Professor James Strong - ein bedeutender Verfasser von Bibelkonkordanzen - mit „Wind” erklärt. Dasselbe Wort wird viele Male mit „Odem” übersetzt. Im Neuen Testament ist das Wort „Geist” eine Übersetzung des griechischen Wortes pneuma, das nach Professor Strong „Atem” oder „Luftzug” bedeutet.

Laßt uns jedoch daraus nicht schließen, daß der Heilige Geist Gottes nur ein Wind oder Lufthauch ist. Die alten hebräischen und griechischen Sprachen kannten nicht für alles genau beschreibende Worte. Dies traf besonders auf die Umschreibung von Gedanken mit Bezug auf Gott und Seine Beziehung zu allen Seinen gewaltigen Werken zu. Viele Wörter erlangten jedoch durch den Zusammenhang, in dem sie verwendet wurden, eine den Umständen angepaßte Bedeutungen. So kam es dazu, daß ruach in der hebräischen und pneuma in der griechischen Sprache, wegen ihrer ursprünglichen Anwendung auf die unsichtbare Macht des Windes, irgendeine unsichtbare Kraft oder Macht bedeuten und verwendet wurden, um die unsichtbare Macht Gottes zu beschreiben.

Kurz umschrieben ist also der Geist Gottes die unsichtbare Macht Gottes. Es ist die unsichtbare, undefinierbare Kraft des Schöpfers, durch welche Er alle Seine guten Absichten ausführt. Es ist diese mächtige Kraft, der nichts entgegengesetzt werden kann, und durch die der Schöpfer Seinen Willen nach Seinem Wohlgefallen ausführt. Jahwe sagt: „Ich habe geredet und werde es auch kommen lassen; ich habe entworfen und werde es auch ausführen”. - Jesaja 46:11 Der Schöpfer sagt auch: „Mein Wort … das aus meinem Munde hervorgeht, es wird nicht leer zu mir zurückkehren, sondern es wird ausrichten, was mir gefällt, und durchführen, wozu ich es gesandt habe”. - Jesaja 55:10 und 11

Der Geist oder die Macht Gottes wird in der ganzen Schöpfung geoffenbart. Der Geist Gottes war es, der diesen Planeten aus einer leeren, formlosen Masse zu der schönen Erde bildete, die sie heute ist. Er schuf sie so, daß sie dazu geeignet ist, zahllose Lebewesen, Pflanzen und Tiere zu nähren und er gestaltete unzählige Landschaften mit all ihren Natur- und Bodenschätzen. Es war der Geist Gottes, der bei diesem Gestaltungswerk den mächtigen Ozeanen eine Grenze setzte, so daß der Schöpfer sagen konnte: „Bis hierher sollst du kommen und nicht weiter, und hier sei eine Schranke gesetzt dem Trotze deiner Wellen”. - Hiob 38:11

Gottes Macht brachte auf der Erde unter anderem Dinge wie Gras und Kräuter hervor. Sein Geist verwirklichte Seinen Beschluß: „Es wimmeln die Wasser vom Gewimmel lebendiger Wesen”. Wahrlich, Sein „Geist schwebte über der Fläche der Wasser”. - 1. Mose 1:2 und 20 Der Geist Gottes vollbrachte Sein Wort: „Die Erde bringe hervor lebendige Wesen nach ihrer Art”. - 1. Mose 1:24 Und seine Macht wirkte bei der Erschaffung des Menschen.

In nur Gott bekannten, von Seiner Macht geleiteten und geheimen Vorgängen, wird alles Leben auf der Erde dazu befähigt, sich fortzupflanzen und so seine eigene Art hervorzubringen. Salomo schrieb: „Gleichwie du nicht weißt, welches der Weg des Windes ist, wie die Gebeine in dem Leibe der Schwangeren sich bilden, ebenso weißt du das Werk Gottes nicht, der alles wirkt”. - Prediger 11:5 Salomo war zu seiner Zeit der weiseste Mensch. Dennoch erkannte er an, daß er über die Wirkungsweise des Geistes Gottes unwissend war. Auch die Wissenschaftler unserer Tage können nicht mehr tun, als zu Salomos Bekenntnis „Amen” zu sagen.

Wir können das Wirken der göttlichen Macht nicht verstehen. Wir können nur bewundern, was sie hervorbringt. Sie ist wahrlich - wie der Wind - eine unsichtbare Kraft. Die Schwerkraft ist eine ihrer Erscheinungen - er „hängt die Erde auf über dem Nichts”. - Hiob 26:7 Aber die Erde ist nur ein unendlich kleines Fleckchen in Gottes großem Universum. Denken wir an die zahllosen Milliarden von Sonnen, Sternen und Planeten, die alle in der gleichen Weise über dem „Nichts” aufgehängt sind, die aber doch in den ihnen bestimmten Bahnen kreisen und durch das, was wir das „Gesetz der Schwerkraft” nennen, in ihrer Position gehalten werden.

Werden wir uns der Kraft des großen Schöpfers bewußt, die in unserer Sonne enthalten ist und kontrolliert abgegeben wird, um unsere Erde mit Licht und Wärme zu versorgen! Es ist wissenschaftlich erwiesen, daß die Sonne in einer Sekunde mehr Energie abgibt, als der Mensch mit Hilfe all seiner sinnreichen Erfindungen und Einrichtungen verbraucht hat, seitdem er auf der Erde ist. Ja, selbst die vom Menschen nutzbar gemachte Kraft und Energie haben ihren Ursprung in Gott. Der Mensch kann nur durch die Nutzbarmachung der von Gott erschaffenen Dinge Kraft und Energie erzeugen.

Der Mensch hat die gewaltige Energie entdeckt, die durch die Spaltung eines einzelnen Atoms erzeugt und freigesetzt werden kann. Wir können zwar versuchen, die Zahl der Atome auszurechnen, die in der ganzen unermeßlichen Schöpfung Gottes enthalten sind. Tatsächlich aber kann der menschliche Verstand dies unmöglich erfassen und ergründen. Allein der Gedanke daran jedoch kann uns dabei helfen, die allmächtige Kraft Gottes ein wenig realistischer zu begreifen. Für einen Schöpfer, der so unbegrenzte Kraftquellen besitzt, war die Zubereitung der Erde als menschliche Wohnstätte verhältnismäßig einfach.

Die Kraft des Lebens

Der Geist oder die Macht Gottes ist eine lebengebende Kraft. In 1. Mose 6:17 wird ruach mit „Hauch” übersetzt - im Zusammenhang mit der Formulierung „Hauch des Lebens”. Wir können daher auch sagen, daß der ruach oder Geist Gottes, der über der Fläche der Wasser schwebte, der Geist des Lebens ist. Zur Bestätigung dafür lesen wir über den Schöpfer in Hiob 12:10: „In dessen Hand die Seele (das Leben) alles Lebendigen ist und der Geist (ruach) alles menschlichen Fleisches”. Diesen Gedanken drückte auch Paulus in seiner Predigt auf dem Marshügel aus, als er von Gott sagte: „In ihm leben und weben und sind wir”. - Apostelgeschchte 17:28

Der Geist Gottes ist die Kraft sowohl des unbelebten wie auch des bewußten Lebens. „Nur Gott kann einen Baum schaffen”, schrieb ein Dichter - dies beleuchtet klar und deutlich die Tatsache, daß, wenn der Geist Gottes nicht wäre, es keine Bäume, keine Blumen, kein Gras, keine Früchte, keine Pflanzen geben würde. Wissenschaftler können zwar alle Elemente eines Grashalms zusammensetzen, aber sie können ihm kein Leben geben. In seiner Predigt an die Athener sagte Paulus, daß Gott „nicht fern ist von einem jeden von uns”. - Apostelgeschichte 17:27 Und so ist es - der Geist Gottes wird überall um uns herum offenbar: in der Schönheit und dem Duft der Blumen, in der liebevollen Vielfalt der Nahrung und in den prächtigen Landschaften, die durch die Zusammenstellung von unzähligen Formen in der Natur gebildet werden und uns durch ihre Schönheit entzücken.

Als sich Paulus bemühte, eine bildliche Umschreibung für die Tätigkeit des Christen beim Verkündigen des Evangeliums zu finden, verglich er sie mit dem Säen und Begießen des Samens. Er erklärte aber, daß es Gott ist, welcher das „Wachstum” gibt. - 1. Korinther 3:7 Wie nutzlos wäre die Arbeit des Säens im Frühling, wenn nicht Gott das Wachstum geben würde! Einige Landwirte mögen sich darüber bewußt sein, wenn sie die winzigen Pflanzen durch die Erde treiben und ihre Blätter ausbreiten sehen, daß der Geist Gottes das Wachstum bewirkt - viele sind es jedoch nicht. Wieviel mehr würden wir das Leben um uns herum wertschätzen, wenn wir uns stets bewußt wären, daß das, was wir sehen, nicht nur ein chemischer Vorgang, kein Zufall der „blinden Natur” ist, sondern die Auswirkung des Geistes Gottes!

Gottes Geist im Menschen

Die vielfältigen Offenbarungen des Geistes Gottes, wie wir sie jeden Tag unseres Lebens um uns herum sehen, sind wunderbar. Die Bibel zeigt uns jedoch, daß es im Leben Seiner menschlichen Geschöpfe, besonders derer, welche Ihm dienen, einen viel greifbareren Ausdruck dieser Kraft gibt. Wir können dies in Gottes Handlungsweise mit Joseph im Lande Ägypten erkennen. Der Pharao erzählte Joseph seine Träume, die sieben Jahre der Fülle im Lande prophezeiten, auf die sieben Jahre der Hungersnot folgen sollten. „Und Joseph sprach zum Pharao: Der Traum des Pharao ist einer; was Gott tun will, hat er dem Pharao kundgetan”. - 1. Mose 41:25 Durch Seine von Joseph ausgelegten Träume hat Gott es dem Pharao „kundgetan”. Später sagte Pharao von Joseph: „Werden wir einen finden wie diesen, einen Mann, in welchem der Geist Gottes ist?” - Vers 38

Ja, in Joseph war der „Geist” Gottes. In diesem besonderen Fall verwendete Gott Seine Macht zuerst, um dem Pharao die beiden Träume in den Sinn zu geben, und dann Joseph die prophetische Bedeutung der Träume zu offenbaren. Dies wirft bei einigen vielleicht die Frage auf: Wie konnte das geschehen? Die einfache Antwort ist - wir wissen es nicht. So, wie wir auch nicht wissen, wie Gott einen Baum erschafft. Für die mächtige Kraft, welche die Erde und alle anderen Himmelskörper im Universum über dem Nichts aufhängt, die allem Lebendigen Leben gibt, ist es sicherlich auch nicht besonders schwierig, dem Sinn eines seiner Geschöpfe bestimmte Gedanken einzugeben, und einem anderen die Fähigkeit der Auslegung dieser Gedanken zu verleihen.

Der Schöpfer war es, der das menschliche Gehirn mit all seinen wunderbaren Nervenbahnen und Blutgefäßen, mit deren Hilfe es arbeitet, bildete. Es ist für Ihn ein einfacher Vorgang, Gedanken auf andere Weise in das Gehirn gelangen zu lassen als durch die normalerweise dafür verantwortlichen fünf Sinne. Wir können die Funktionen, die das Leben schaffen und erhalten, in seiner Gesamtheit nicht erfassen - es ist für uns ein Wunder. Sobald wir dies und auch die Tatsache der mächtigen Kraft Gottes anerkennen, die sich in allen Seinen Schöpfungswerken kundtut, werden die in der Bibel berichteten Wunder keine Steine des An-stoßes für unseren Glauben sein. Wir werden sie als alltägliche Wirksamkeit in der Ausführung des weisen Vorhabens des Schöpfers mit Seinen menschlichen Geschöpfen ansehen.

„In jeglichem Werk”

Auf eine ganz andere Weise tat sich der Geist Gottes dem Bezaleel zur Zeit des Baues der Stiftshütte in der Wüste kund. Die Notwendigkeit hierzu ist offensichtlich. Die Israeliten waren Generationen hindurch Sklaven in Ägypten gewesen. Es ist äußerst unwahrscheinlich, daß irgend jemandem aus dem Volke Israel gestattet worden war, die Kunstfertigkeiten jener Tage - z. B. der Verarbeitung von Metallen usw. - zu erlernen. Als die Zeit für den Bau der Stiftshütte und die Beschaffung ihrer Einrichtungsgegenstände gekommen war, war dies jedoch unbedingt erforderlich - und Gott traf in dieser Lage Vorsorge dafür.

Der Herr sagte zu Mose über Bezaleel: „Ich … habe ihn mit dem Geiste Gottes erfüllt, in Weisheit und in Verstand und in Kenntnis und in jeglichem Werk; um Künstliches zu ersinnen, zu arbeiten in Gold und in Silber und in Erz, und im Schneiden von Steinen zum Einsetzen und im Holzschneiden, um zu arbeiten in jeglichem Werk. Und ich, siehe, ich habe ihm Oholiab, den Sohn Achisamaks, vom Stamme Dan, beigegeben; und in das Herz eines jeden, der weisen Herzens ist, habe ich Weisheit gelegt, daß sie alles machen, was ich dir geboten habe”. - 2. Mose 31:3 - 6

Als Mose von Gott die Anweisungen zum Bau der Stiftshütte und alle ihrer feinen und komplizierten Einrichtungsgegenstände erhielt, wird er sich vermutlich gewundert haben, wie dies alles geschaffen werden sollte. Er wußte, daß keiner der Israeliten solche Fähigkeiten besaß. Für Gott aber war dies kein Problem. Für Ihn, dessen Geist das Universum erschaffen und alle Erze in der Erde eingelagert hatte, für Ihn, der allein einen Baum hervorbringen kann, ist es kein Problem, solchen, die Er erwählt, die nötigen Fähigkeiten zu verleihen, um Metalle zu formen, das Holz der Bäume zu schnitzen, und „um zu arbeiten in jeglichem Werk”. Er hätte die Engel beauftragen können, diese kunstfertigen Arbeiten zu erledigen, wenn es Ihm gefallen hätte. In Seiner Weisheit hielt Er es jedoch für das Beste, einigen Seiner menschlichen Diener die Fähigkeit zu geben, das Werk auszuführen. Hierin sehen wir eine weitere Art und Weise, in welcher Gott Seine Kraft, Seinen Geist, gebraucht.

In Verbindung mit dem Bau der Stiftshütte wird unsere Aufmerksamkeit noch auf einen anderen Weg gelenkt, durch welchen Gottes Geist dieses Vorhaben möglich machte. Es war etwas Wunderbares, daß Gott verschiedenen Personen die dazu nötigen Fähigkeiten verlieh - doch wären sie alle nutzlos gewesen, wenn sie nicht das erforderliche Material gehabt hätten, um damit zu arbeiten. Zu jener Zeit waren die Israeliten in der „Wüste”. Sie hatten keine Möglichkeit, Bergwerke zu errichten oder auf andere Arten nach Erzen zu schürfen, um die dafür benötigten Metalle zu beschaffen; aber selbst hierfür hatte Gott vorgesorgt. Durch Seine Vorsehung erhielten die Israeliten Schmuckstücke verschiedener Art, die sie mit sich nahmen, als sie Ägypten verließen. - 2. Mose 12:35 und 36

Als die Zeit für den Bau der Stiftshütte gekommen war, sprach Mose „zu der ganzen Gemeinde der Kinder Israel und sagte: Dies ist das Wort, das Jahwe geboten hat, indem er sprach: Nehmet von euch ein Hebopfer für Jahwe; jeder, der willigen Herzens ist, soll es bringen, das Hebopfer Jahwes: Gold und Silber und Erz, und blauen und roten Purpur und Karmesin und Byssus und Ziegenhaar”. - 2. Mose 35:4 - 6 Mose zählte alle Dinge auf, die zum Bau der Stiftshütte und ihrer Einrichtung notwendig waren. Dann lesen wir in Vers 21: „Und sie kamen, ein jeder, den sein Herz trieb; und ein jeder, der willigen Geistes war (den der Geist Gottes willig machte), brachte das Hebopfer Jahwes für das Werk des Zeltes der Zusammenkunft und für all seine Arbeit und für die heiligen Kleider”. - 2. Mose 35:21 Hier sehen wir die Kraft Gottes in den Herzen Seines Volkes wirken und sie antreiben, das nötige Material für die Stiftshütte zu bringen, zu deren Bau Er Mose angewiesen hatte. Doch auch hier können wir nicht wirklich begreifen, wie dies geschah.

Ein weiterer Ausdruck der Kraft Gottes wird in Verbindung mit Seiner Handlungsweise mit Israel während der Periode der Richter erwähnt, in der die Nation keine zentrale Regierung hatte. Dieser Mangel an Organisation machte sie für ihre Feinde zu einer leichten Beute. Wenn sie unterdrückt wurden und die Vernichtung drohte, griff der Herr ein. Er tat dies, indem Er einen Anführer oder einen „Richter” einsetzte, den Er bei der Vertreibung der Feinde Israels segnete. Der Bericht sagt, daß Gott Seinen „Geist” auf sie legte. Damit wird zum Ausdruck gebracht, daß Er sie dazu befähigte, Seine Absichten auszuführen. - siehe Richter 3:10, 6:34, 11:29, 13:25 und 14:6

Als Serubbabel den Tempel Gottes in Jerusalem wieder aufbaute und er dabei auf viel Widerstand stieß, kam das Wort Jahwes zu ihm und sagte: „Nicht durch Macht und nicht durch Kraft, sondern durch meinen Geist, spricht Jahwe der Heerscharen”. - Sacharja 4:6 So verhält es sich in jeder Situation unseres Lebens, wenn wir uns bemühen, dem Herrn zu dienen und zu Ihm um Leitung und Hilfe aufzublicken. Wenn Sein Geist für Sein Volk wirkt, kann jedes Hindernis überwunden werden, um Sein Vorhaben in ihrem Leben durchzuführen.

In Matthäus 12:28 weist Jesus darauf hin, daß seine mächtigen Wunder durch den Geist Gottes ausgeführt wurden. Er zeigt, daß dies bei allen Segnungen der Fall sein wird, welche die Menschen erreichen werden, wenn das „Reich Gottes” auf Erden herrschen wird. So erhalten wir erneut die Zusicherung, daß die Verheißungen Gottes bezüglich der Heilung der Kranken und der Auferweckung der Toten bestimmt erfüllt werden sollen. Sein Geist wird keine Verhinderung des göttlichen Vorhabens zulassen. Wie dankbar sind wir, daß eine so unbegrenzte Kraft unter der Kontrolle eines gerechten und liebevollen Gottes ist - eines Gottes, der auch unendliche Weisheit besitzt. Deshalb wissen wir, daß Sein Geist niemals zur Unterdrückung oder zum Schaden Seines Volkes angewandt werden wird, sondern stets, um es aufzurichten und zu segnen.

Gottes Geist überall

Oft wird fälschlicherweise von der Allgegenwart Gottes gesprochen, was bedeutet, daß Er überall zu gleicher Zeit gegenwärtig ist. Dies führt dazu, daß die Persönlichkeit des Schöpfers in den Hintergrund tritt. Es ist jedoch Gottes Geist, Seine Kraft, der überall und allezeit gegenwärtig ist. Es gibt im ganzen Universum keine Situation, die Sein Geist nicht völlig beherrscht oder nicht augenblicklich beherrschen würde. David schrieb: „Kenntnis, zu wunderbar für mich, zu hoch; ich vermag sie nicht zu erfassen! Wohin sollte ich gehen vor deinem Geiste, und wohin fliehen vor deinem Angesicht? Führe ich auf zum Himmel, du bist da; und bettete ich mir im Scheol, siehe, du bist da. Nähme ich Flügel der Morgenröte, ließe ich mich nieder am äußersten Ende des Meeres, auch daselbst würde deine Hand mich leiten und deine Rechte mich fassen”. - Psalm 139:6 - 10

Hier bringt David sein Vertrauen zum Ausdruck, daß er selbst im Tode, d. h. im „Scheol”, für die göttliche Macht nicht unerreichbar ist. Wie unverständlich wäre der Ausspruch des Psalmisten, wenn Scheol (Luther-Übersetzung: Hölle) ein Ort des Feuers und der Qual wäre! Wenn wir aber die schriftgemäße Tatsache erkennen, daß Scheol oder Hölle lediglich den Todeszustand darstellt, gewinnt dieser Ausspruch doch an Bedeutung. Es ist einfach Davids poetische Weise, seinen Glauben an die Verheißungen Gottes, die Toten zum Leben zurückzubringen, zu bestätigen. Der Ausspruch beschreibt, wie Gottes Geist in den Todeszustand hineinreichen und die Toten auferwecken wird. Dies wurde durch die Auferstehung Jesu Christi aus den Toten durch die allmächtige Kraft des Vaters bestätigt. Gott ließ die Seele Jesu, sein Wesen, nicht in der „Hölle”, im Scheol. - Psalm 16:10, Apostelgeschichte 2:27, 28 und 32, Epheser 1:19 und 20 In seiner ursprünglichen Vollkommenheit erfreute sich der Mensch der Gunst Gottes. Der Herr ließ Sein Angesicht über ihm leuchten, und in diesem Leuchten des Angesichtes Gottes erfreute sich der Mensch des Lebens. Auch David schrieb, daß in Gottes Gunst Leben ist. - Psalm 30:5 Gott bereitete für Seine menschliche Schöpfung ein Heim wie ein schöner Garten und unterwies sie, sich zu mehren, die Erde zu füllen und sie sich untertan zu machen. Der Mensch sollte alles so herrichten wie das Stückchen Garten, für das Gott gesorgt hatte. Diese Vorkehrung eines Heimes und des Lebens war jedoch von dem Gehorsam des Menschen dem Gesetz Gottes gegenüber abhängig; er aber war ungehorsam. Da verbarg Gott Sein Angesicht vor dem Menschen, und Sein menschliches Geschöpf wurde furchterfüllt und bestürzt. Der Mensch begann zu sterben und zum Staube zurückzukehren. Durch das Todesurteil wurde der „Odem des Lebens” sozusagen weggenommen.

Das war jedoch nicht das Ende der menschlichen Erfahrung. Es war noch nicht die endgültige Bestimmung, die Gott für den Menschen beschlossen hatte. Durch die Erlösung, die in Christo Jesu ist, traf Gott Vorsorge dafür, den Menschen aus dem Tode zurückzubringen. Dies soll durch die göttliche Macht ausgeführt werden - die Kraft, welche dem Menschen zuerst Leben gab. Der Psalmist erklärt es wie folgt: „Du sendest deinen Geist aus: sie werden erschaffen, und du erneuerst die Fläche des Erdbodens”. - Psalm 104:30 Der Geist Gottes, der „über der Fläche der Wasser schwebte”, - jene mächtige Kraft, die jedes Atom im ganzen großen Universum hervorbrachte, die allem Lebendigen Leben gab, belebtes und unbelebtes - wird zu der von Gott bestimmten Zeit hin-abreichen in den Tod und die Toten zum Leben zurückbringen.

Viele Menschen sind der Meinung, daß, wenn es Leben über das Grab hinaus geben soll, das Leben gar nicht aufhören kann. Dies ist jedoch eine falsche Schlußfolgerung, die den Geist oder die Kraft Gottes nicht berücksichtigt. Der Psalmist verwendet erbauliche Worte, um uns über die Schwachheit unseres Glaubens an die Macht Gottes hinwegzuhelfen. Er sagte: „Du sendest deinen Geist aus: sie werden erschaffen”. Wenn der Odem des Lebens zu Gott, der ihn zuvor gab, und der Leib zum Staube zurückkehrt, hat der Mensch tatsächlich vorläufig aufgehört zu existieren. Er ist, als ob er „nicht gewesen wäre”. - Prediger 12:7, Hiob 10:18 und 19 Deshalb ist das, was in der Auferstehung durch den Geist Gottes vollbracht wird, tatsächlich eine Wiedererschaffung des Einzelwesens.

Adam wurde bei seiner ursprünglichen Erschaffung ein vollkommenes Gehirn mit vollkommener Fähigkeit, innerhalb der Grenzen der menschlichen Sinne zu denken und zu überlegen, gegeben. Es wurden jedoch keine Gedanken in sein Gehirn eingepflanzt. Diese empfing er später, indem sie seinem Gehirn durch die fünf Sinne zugeführt wurden. In der Wiedererschaffung der Toten zum Leben - im Neuen Testament mit „Auferstehung” beschrieben - wird das ursprüngliche Gedankengut, welches das Wesen während seiner früheren Lebenszeit aufgebaut hat, in das neue Gehirn eingepflanzt werden. So wird es wieder David oder Jesaja - eben genau der Mensch sein, der zuvor in der alten Welt gelebt hatte.

Der Psalmist erklärt darüber hinaus, daß, wenn der Geist Gottes zur Wiedererschaffung des Menschengeschlechts ausgesandt wird, auch die „Fläche des Erdbodens” erneuert werden wird. Als Gott unsere ersten Eltern zum Tode verurteilte, sagte Er: „So sei der Erdboden verflucht um deinetwillen”. - 1. Mose 3:17 Während der tausend Jahre der Herrschaft Christi, wenn der Geist Gottes die Toten zum Leben zurückbringen wird, wird auch dieser Fluch von der Erde entfernt werden. In der Offenbarung wird uns erklärt, daß dann „keinerlei Fluch mehr sein wird”. - Offenbarung 22:1 - 3 Dann wird die ganze Erde ein einziges Paradies werden, in dem das wiederhergestellte Menschengeschlecht das herrliche Vorrecht haben wird, sich der Gunst Gottes ewig zu erfreuen.

Wie wunderbar ist es, zu erkennen, daß der Geist Gottes, welcher über der Fläche der Wasser schwebte, und die Erde als menschliche Wohnstätte zubereitete, sich wieder durch das Zurückbringen der Toten zum Leben und die Wiederherstellung des Paradieses offenbaren wird! Ja, Gottes Geist wird Segnungen der Gesundheit und des Lebens für die ganze Menschheit bewirken. Dann werden Gottes menschliche Geschöpfe in den zuerst von David gesungenen Lobgesang einstimmen: „Wie viele sind deiner Werke, Jahwe! du hast sie alle mit Weisheit gemacht, voll ist die Erde deiner Reichtümer”. - Psalm 104:24

Doch vor der Zeit, zu der der Geist oder die Kraft Gottes in das Grab hinunterreichen wird, um die Toten zum Leben zurückzubringen, bevor der „Fluch” von der Erde entfernt wird, und bevor Gottes Geist die Erde mit seiner Herrlichkeit und mit Reichtümern der Gesundheit und des Lebens zur Freude seiner menschlichen Geschöpfe erfüllen wird, gibt es noch eine weitere und andere Art, in welcher Sein Geist wirkt, um Seine Absichten durchzuführen. Es ist die Wirksamkeit des Heiligen Geistes, von der im Neuen Testament auf so viele Weise und so häufig gesprochen wird. Sie bezieht sich auf Gottes Handlungsweise mit Jesu und seinen Fußstapfen-Nachfolgern.



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