„Laßt es euch nicht befremden”

„Geliebte, laßt euch das Feuer der Verfolgung unter euch, das euch zur Versuchung geschieht, nicht befremden, als begegne euch etwas Fremdes; sondern insoweit ihr der Leiden des Christus teilhaftig seid, freuet euch, auf daß ihr auch in der Offenbarung seiner Herrlichkeit mit Frohlocken euch freuet!” - 1. Petrus 4:12 und 13

Vielleicht haben wenige den Wert der Lehren des Herrn erkannt, wie es der glaubenstreue Apostel, der diese Worte niederschrieb, getan hat. Während er, ebenso wie andere, meinte, daß „alle Züchtigung für die Gegenwart nicht ein Gegenstand der Freude, sondern der Traurigkeit zu sein” scheint, erkannte er dennoch den Wert einer solchen Erziehung. Er sah sie als zusätzlichen Beweis für die Sohnschaft Gottes an, so daß er sich darüber freute, daran Anteil zu haben.

Wir sollen uns nicht um die Versuchungen sorgen, die vor uns liegen könnten, sondern sollen an die Worte des Apostels denken, wenn sie an uns herantreten: „Laßt es euch nicht befremden”. Sie treten an uns heran zu unserer Erprobung und um unseren Charakter zu stärken. Sie dienen dazu, Gerechtigkeit und Wahrheit in unseren Herzen tiefe Wurzeln schlagen zu lassen.

Die Verfolgungen treten wie feurige Pfeile durch unseren großen Feind Satan an uns heran. Sein Grimm gegen die Kinder des Lichts ist zugelassen, um sich selbst auf verschiedene Art und Weise zu offenbaren. Aber die Pfeile können diejenigen nicht verletzen, die sich mit dem von Gott dargereichten Brustharnisch der Wahrheit und Gerechtigkeit fest umgürten. „Deshalb”, spricht der Apostel, „nehmet die ganze Waffenrüstung Gottes, … in dem ihr über das alles ergriffen habt den Schild des Glaubens, mit welchem ihr imstande sein werdet, alle feurigen Pfeile (und nicht nur einige davon) des Bösen auszulöschen”. - Epheser 6:13 - 16

Es treten Prüfungen auf

Der Apostel Paulus sagt hinsichtlich der Kirche des Evangelium-Zeitalters: „Alle aber auch, die gottselig leben wollen in Christo Jesu, werden verfolgt werden”. - 2. Timotheus 3:12 Gott läßt es stets zu, daß Sein Volk diese Erfahrungen macht und für das Gute leidet. In der gegenwärtigen Zeit ruft Er eine heilige Schar zusammen. Diese Schar wird das königliche Priestertum der Zukunft sein, um die ganze Welt während der Herrschaft des Messias zu segnen. Die Bibel erklärt uns, daß diese Verfolgungen zu ihrer Erprobung dienen, und um ihren Charakter zu prüfen.

Gott möchte sehen, wie treu wir zur Gerechtigkeit stehen. Es gibt einige, die eine gewisse Zeit ausharren und sich dann zurückziehen. Andere werden größere Ausdauer haben. Der Herr erklärt, daß Er solche sucht, die alles aufgeben, um treu zu ihrem Bund zu stehen, den sie mit Ihm geschlossen haben. Diese Glaubenstreue bedeutet völlige Treue zu Gott, zu Seinen Geboten, die Gebote der Gerechtigkeit sind.

Das Feuer der Verfolgungen

Diese Verfolgungen erproben die Kirche (Her-auswahl) und haben eine läuternde Wirkung in ihrer Mitte. Diese Erfahrung muß von jedem einzelnen ertragen werden. Die Kirche wird nicht als Ganzes widerstehen, sondern jeder einzelne wird persönlich dem Feuer der Verfolgungen ausgesetzt.

Es gibt verschiedene Arten von Verfolgung, die an jeden einzelnen herantreten können. Die Erklärung für diesen Unterschied kann kurz mit diesen Worten zitiert werden: „ … insoweit ihr der Leiden des Christus teilhaftig seid”. - 1. Petrus 4:13

Wenn wir wissen, daß jedes Glied des Leibes Christi Verfolgungen ausgesetzt werden muß, können wir frohlocken, wenn das Feuer uns berührt. Wir können sagen: „Ich nehme teil an den Leiden des Christus; ich bin glücklich, daß ich in Gottes Vorsehung an diesen Verfolgungen teilhabe; denn wie könnte ich ohne sie wissen, daß ich einer bin, der zu den Leibes-Gliedern gehört?”

Hauptursache der Mühsal

Da wir also wissen, daß dieses Feuer der Verfolgung vom Herrn zugelassen ist, frohlocken wir darin. Das bedeutet nicht, daß der Herr die Ursache für die Verfolgungen ist. Gewöhnlich ist dies der Widersacher. Wir selbst aber haben uns in unseres Herrn Hand gegeben. Er hat verheißen, über allem, was uns angeht, zu wachen. Darum können wir sicher sein, daß es die Absicht des Vaters ist, oder daß es durch die Zulassung des Vaters für uns zum Guten geschieht, was immer auch an uns herantreten mag. Wenn wir also erkennen, daß der Herr bestimmte Erfahrungen in Seiner Vorsorge für uns angeordnet hat, ist es gut so. Trotzdem müssen wir häufig zum Thron der Gnade gehen und um Hilfe bitten, wenn wir ihrer bedürfen.

Gott hat uns Sein Vorhaben geoffenbart. Christus (Jesus, das Haupt, und die Kirche, sein Leib) sollen zu großer Herrlichkeit, Ehre und Unsterblichkeit hoch erhöht werden. - Römer 2:7 Deshalb freuen wir uns auf die Zeit, in der dieser Leib Christi vollendet sein wird, und wir an der Herrlichkeit unseres Hauptes teilhaben werden.

Verfolgungen sind heute verfeinert

Wir sollten nicht denken, daß die teuflische Sinnesart, die sich gegen unseren Herrn offenbarte und aus der alle seine Leiden resultierten, von der Menschheit selbst stammten. Unter keinen gewöhnlichen Umständen hätte die Menschheit jemals solch einen boshaften Geist besitzen können, wie er Jesus gegenüber in Erscheinung trat. Offensichtlich steckte der Teufel dahinter, wie auch hinter all den furchtbaren Verfolgungen der Heiligen - das Herausschneiden der Zungen, das Foltern ihrer armen Leiber und das Ausstoßen bitterer Worte gegen sie.

Heute sehen wir uns eher einer neueren Art von Verfolgung gegenüber. Denn die jetzige Welt - der Durchschnittsmensch - würde nicht gestatten, was im finsteren Mittelalter üblich war. Aber die tiefbösen Gefühle sind vorhanden - Feindseligkeit und Bitterkeit. Wie der Apostel Jakobus sagt: „Die Zunge ist ein Feuer, die Welt der Ungerechtigkeit … die den Lauf der Natur anzündet”. - Jakobus 3:6 Und daher werden heutzutage Zunge und Schreibstift als Waffe des Bösen benutzt.

Wir sollten uns jedoch daran erinnern, daß nichts geschehen kann, ohne daß der Vater es zuläßt. Würden wir nicht auf diese Weise verfolgt werden, geschähe es auf andere Art, um unseren Unrat zu verbrennen und die Eigenschaften unseres Charakters, die der Entwicklung bedürfen, zu stärken.

Wir sollten uns von diesen Schwierigkeiten abwenden und die großartige Absicht Gottes wahrnehmen. Wir sollten überlegen, daß dies die Art und Weise ist, in der Gott uns meißelt und poliert, damit wir bereit sind für den herrlichen Tempel der Herrlichkeit. Und wenn wir daran denken, können wir Mut fassen und in Geduld dieses Feuer der Verfolgung ertragen, indem wir völlig erkennen, daß wir dadurch reichlich gesegnet werden.

Herrlichkeit in Drangsal

So lernen wir als Volk Gottes zu „frohlocken”. Wir können frohlocken in all dem, was Er für uns und in uns getan hat. Worin wir wahrscheinlich natürlich am wenigsten frohlocken würden, das sind Drangsal und Verfolgungen. Aber wir können uns daran erfreuen - nicht, daß wir uns über Drangsal oder Verfolgung freuen - aber wir erkennen, daß diese an unserem Charakter so arbeiten, daß Gott Wohlgefallen daran hat. Der Herr wird darauf achten, daß wir genügend und nicht zu viel Drangsal haben.

Es ist an uns, zu erkennen, daß in all diesen Verfolgungen der Herr alles zum Guten für uns hin-ausführt. Wir können deshalb in jeder Verfolgung frohlocken, besonders dann, wenn uns überhaupt kein Tadel trifft. „Wenn aber als Christ, so schäme er sich nicht (so fühle er sich nicht entehrt), sondern verherrliche Gott in diesem Namen”. - 1. Petrus 4:16

Treue Botschafter

Gott hat uns das Wort (die Botschaft, das Evangelium) der Versöhnung anvertraut (durch den Einen); und wir, jeder einzelne, sollen wie Lichter in der Welt scheinen und dieses Wort des Lebens verkündigen. Hinsichtlich des wahren Evangeliums ist die Welt ein finsterer Ort. Sünde und Irrtum sind reichlich vorhanden. Wenn wir weiterhin treue Botschafter für Christus sind und ihm in seinen Fußstapfen nachfolgen, ist es dann ein Wunder, daß wir das Vorrecht und die Ehre haben, „mit ihm” zu leiden um der Gerechtigkeit willen?

Noch ist es wahr, daß, wer stets treu seine Aufgabe als Botschafter ausübt und nicht aufhört, Gottes ganzen Ratschlag zu verkünden, bald etwas von Christi Leiden erfahren wird. Dieser kann wahrlich sagen: „Die Schmähungen derer, die dich schmähen, sind auf mich gefallen”. (Psalm 69:9)

Die Mächte der Finsternis und des Bösen zielen auf uns, um uns zu verleiten und zu entmutigen. Durch diese feindseligen Einflüsse würden wir - wenn wir nicht widerstehen - lauwarm werden - eine Ermüdungserscheinung bei aller guten Gesinnung. Diese Einflüsse stellen „Scheffel” her, indem die Heiligen versucht werden, das Licht der Wahrheit darunter zu verbergen, das ihnen so gnädig von Gott anvertraut worden ist.

Satan sorgt direkt oder indirekt für bittere Aggressionen und schmerzhafte Ungerechtigkeit gegen die treuen Nachfolger Jesu, um ihren Mut niederzuschlagen. Sie werden wie ihr Meister geschmäht (in ihrer Sprache mißhandelt). Sie „schmähen aber nicht wieder”. Jesus hat durch den Schreiber der Offenbarung gesagt: „Wer überwindet, dem werde ich geben, mit mir auf meinem Throne zu sitzen”. (Offenbarung 3:21) Leiden wir jetzt mit ihm, und wir werden mit ihm im Königreich herrschen.

Segen durch Verfolgung

Sollen wir sagen, daß wir uns mit irgendeiner besonderen Erfahrung nicht abfinden? Nein! Wir haben uns alle dem Herrn anvertraut, und es ist an uns, uns in völliger Unterwerfung niederzubeugen. Wir wissen durch Glauben und durch die Versicherung in Gottes Wort, daß alle Dinge zu unserem Besten zusammenwirken.

Welche Not auch sein mag, sie wird uns Geduld lehren, wenn wir richtig geübt sind. Einige aus dem Volke des Herrn mögen Geduld gut entwickelt haben und daher nicht so viele dieser Erfahrungen benötigen. Was wir auch immer wirklich benötigen - wir sollten den Wunsch äußern.

Von einem Bruder wird erzählt, daß er seine Sinnesart erkannt und festgestellt hatte, daß es ihm am meisten an Geduld mangelte. Daraufhin betete er sehr ernsthaft zum Herrn und bat Ihn darum, ihm mehr Geduld zu geben. Er betete und betete; und je mehr er betete, desto mehr Schwierigkeiten und desto größere Erprobungen schien er hinsichtlich der Geduld zu haben. Dann fiel ihm ein, daß dies die Antwort auf sein Gebet war. Dies war der Weg, um geduldig zu werden. Da er die Situation nun richtig erkannte, wurde er ermuntert und machte eine große Veränderung durch. Er sah, daß der Herr sein Gebet dadurch beantwortet hatte, daß Er ihm gerade die Erfahrungen gewährte, die er benötigte, um diese Gnade des Geistes in seinem Charakter zu entwickeln.

Schwachheiten unseres Fleisches

Wie segensreich ist es zu wissen, daß unser Vater die unvermeidlichen Makel unseres irdischen Gefäßes nicht gegen uns vermerkt, wenn unsere Herzen treu und wahrhaftig sind! Wenn wir täglich zu Ihm kommen, um Reinigung durch das Verdienst unseres Erlösers zu erbitten, werden uns unsere Verfehlungen nicht zugerechnet, sondern gänzlich vergeben.

Da also Gott somit nicht auf die Schwachheiten unseres Körpers sieht und uns als vollkommen annimmt und mit uns als mit Seinen lieben Kindern vertraulich spricht, sollten wir ebenfalls einander achten. Wir sollten nicht gegenseitig die Schwachheiten des Fleisches betrachten und uns beschuldigen. Andere sind wie wir ernsthaft darum bemüht, die Schwachheiten des Fleisches, die alle demütig bekennen, durch Gottes Gnade und wie es in ihren Kräften steht, zu überwinden.

Der Fall liegt jedoch anders, wenn die Schwachheiten des Fleisches gepflegt werden. Wenn ihnen nachgegeben wird, ohne sich wirklich zu bemühen, sie zu korrigieren und gerechtfertigt zu werden, dann werden wir die Schwachheiten beibehalten. Dann werden sie wahrlich gegen uns verwendet. Wenn wir uns nicht schnellstens „selbst richten” und entschiedene Maßstäbe benutzen, um unsere Fehler zu korrigieren, dann wird der Herr selbst uns richten und züchtigen. - 1. Korinther 11:31 und 32

Jedes treue Kind Gottes erinnert sich, „Er weiß um alles, liebt uns und trägt Sorge”, und Seine dienenden Engel sind uns stets nahe. Zu harte Versuchungen werden nicht zugelassen. Der liebe Meister steht am Schmelztiegel, und es wird niemals zugelassen, daß die Schmelzhitze so intensiv wird, daß das kostbare Gold unseres Charakters beschädigt oder sogar zerstört wird. Er liebt uns zu sehr, um irgendeine nicht notwendige Not oder Leiden zuzulassen.

Die Belohnung für geduldiges Ausharren

„Befiehl Jahwe deinen Weg und vertraue auf ihn! und er wird handeln; … Vertraue still dem Jahwe und harre auf ihn!” (Psalm 37: 5 und 7) Wir dürfen nicht enttäuscht sein und dürfen unseren Glauben nicht wanken lassen, wenn die Erprobung des geduldigen Ausharrens an uns herantritt, während äußerlicher Friede und Ruhe, um die wir flehen, lange ausbleiben.

Äußerlicher Friede und Stille sind nicht immer Umstände, die unseren Bedürfnissen als „neue Schöpfung” entsprechen. Wir würden uns nicht andere Verhältnisse wünschen, in denen die kostbaren Früchte des Geistes nicht wachsen und sich nicht in uns entwickeln könnten. Darum, „Geliebte, laßt euch das Feuer der Verfolgung unter euch, das euch zur Versuchung geschieht, nicht befremden, als begegne euch etwas Fremdes; sondern … freuet euch”.

Unser liebreicher, mitfühlender Gott ist weise und mächtig. Seine Verheißungen haben nie diejenigen verlassen, die ihr Vertrauen in Ihn gesetzt haben. Es kann das Gefühl in uns aufkommen, daß unsere Bemühungen, gut zu sein und Gutes zu tun, unergiebig sind - daß der Gegensatz von außen und innen zu stark ist. Aber gerade, wenn wir schwach sind, wenn wir unsere eigene Hilflosigkeit und Unzulänglichkeit verspüren, können wir stark im Herrn und in der Stärke Seiner Macht sein. Denn dann verspüren wir, daß unsere Schwachheit in Seiner Kraft vollkommen gemacht ist.

Gemeinschaft mit Gott

Wenn vollendetes Vertrauen zum Herrn und in Seine große verständnisvolle Vorsorge in unserem Leben zur kostbaren persönlichen Kenntnis und zu unserem vertrauten Umgang geworden ist, lernen wir, uns in Ihm zu freuen. Ja, wenn das Herz dem Herzen antwortet, wenn bittende Gebete erkennbare Antworten des Friedens geben, wenn die göttliche Liebe und Fürsorge deutlich erkannt worden ist in der Führung unseres Weges, dann können wir die bleibende Gegenwart des Vaters und des Sohnes mit uns verspüren.

Dann ist der Gedanke des göttlichen Schutzes immer mit uns - so finster unser Weg auch sein mag, so stark der Sturm, der über uns wütet. So sind wir als Kinder des Herrn nie verzweifelt; obgleich niedergeschlagen, sind wir doch nicht vernichtet; obgleich verfolgt, sind wir doch niemals verlassen. Wir wissen, daß die Hand unseres Himmlischen Vaters stets steuert, daß wir Seiner Liebe und Fürsorge versichert sind und Er treu ist.

Die gegenwärtige Aufgabe der Kirche (Herauswahl) ist, in sich jegliche Gnade zu entwickeln, Gottes Zeugen für die Welt zu sein und sich darauf vorzubereiten, Könige und Priester im Millenium-Zeitalter zu sein. Dann wird sie gemeinsam mit unserem geliebten mitfühlenden Hohenpriester und König in Herrlichkeit Gottes wunderbares Königreich auf Erden errichten. Das Feuer der Verfolgung, in dem wir frohlocken sollen auf dieser Seite des Vorhangs, mache uns für die Ewigkeit im himmlischen Königreich tauglich.



Tagesanbruch Bibelstudien- Vereinigung