Warum nicht für immer leben?

„Der Geist und die Braut sagen: Komm … Und wen da dürstet, der komme; wer da will, nehme das Wasser des Lebens umsonst.” - Offenbarung 22:17

Die medizinische Wissenschaft behauptet seit Jahrzehnten, auf der Spur der Vorgänge zu sein, die das Altern und den Tod verursachen. Die Forscher meinen, bald imstande zu sein, diese Prozesse aufheben zu können. In dem Leitartikel einer kanadischen Tageszeitung wurde bereits vor über 50 Jahren dazu die Frage gestellt: „Wir möchten wohl wissen: Erkennen die Wissenschaftler, womit sie spielen? Wenn man sich jetzt auch erst mit der reinen, kalten Mathematik dieses Vorhabens beschäftigt, würde eine mit Unsterblichen bevölkerte Welt ein entsetzlicher Aufenthaltsort sein. Es würde am Ende weder Raum noch Nahrung für irgend jemanden geben”. Wie aktuell diese Frage auch heute noch ist, werden wir im folgenden versuchen, darzulegen.

Dieser Artikel erschien unter der Überschrift: „Möchten Sie tausend Jahre leben?” Mit seinen Einwänden gegen eine so lange Lebensspanne fortfahrend, bemerkte er, daß es den größten Teil der Unternehmer das Geschäft kosten, und daß die Langeweile zu einem schrecklichen Problem werden würde. Am Schluß des Artikels sagte er: „Obwohl die Probleme des Lebens schwerwiegend sind, sind doch die Probleme eines endlosen Lebens zu furchtbar, um sie auszudenken. Jemand sollte die Wissenschaftler auf diese Dinge aufmerksam machen”.

Trotz der Befürchtungen und Einwände des Verfassers dieses Artikels ist es jedoch eine Tatsache, daß kein normaler Mensch sterben möchte, auch wenn das Leben unter den gegenwärtigen Verhältnissen bei weitem nicht ideal ist. Solange die Sinne gesund sind, wird das Leben als die größte Kostbarkeit geschätzt, obwohl es mit geistiger Anstrengung und körperlichem Leiden verbunden sein mag. In den meisten Fällen ist ein Mensch, der fünfundsiebzig Jahre alt ist, ebenso entschlossen, das Leben fortzusetzen, wie er es mit fünfundzwanzig Jahren war. Und so ist die Welt mit Menschen gefüllt, die sich nach dem Leben sehnen und nach ihm streben, die dennoch wissen, daß sie nach dem gewöhnlichen Lauf der Dinge schließlich sterben müssen.

Vom historischen Standpunkt aus ist der Gegenstand der Lebensdauer ein interessantes Studium. Die Geschichte der Bibel, die uns in die vorsintflutliche Welt zurückführt, zeigt, daß es damals für Menschen nicht ungewöhnlich war, viele hundert Jahre zu leben. Adam, der erste Mensch, von Gott direkt erschaffen, lebte 930 Jahre. Methusalah, der nach dem Bericht der älteste Mensch war, lebte 969 Jahre. Ein Grund dafür, daß diese ersten Bewohner der Erde so lange lebten, ist, daß sie sich der Abstammung nach sehr dicht an der ursprünglichen Quelle der Vollkommenheit befanden.

Die Bibel schildert das Menschengeschlecht als auf einem „breiten Wege” wandernd, der zum Verderben führt. Deshalb ist zu erwarten, daß die Lebensspanne bei nachfolgenden Generationen, die sich von der Vollkommenheit unserer ersten Eltern weiter entfernten, im Durchschnitt kürzer sein würde. Dies war in bemerkenswerter Weise in den ersten zweitausend Jahren der menschlichen Geschichte der Fall.

Bald nach der Sintflut nahm die Lebensspanne schnell ab, obwohl Noah, der die Sintflut überlebt hatte, sogar 950 Jahre lebte. Abraham, nur einige Generationen später, starb, als er 175 Jahre alt war. Damals wurde dies jedoch als ein sehr hohes Alter betrachtet, denn der Bericht sagt, daß Abraham „starb in gutem Alter, alt und der Tage satt”. (1. Mose 25:7 und 8) Im Vergleich zu Adam, Methusalah und Noah war Abraham jedoch nur ein Minderjähriger, als er starb.

Einige hundert Jahre später beschreibt Moses die Länge des menschlichen Lebens mit „siebenzig Jahre und, wenn in Kraft, achtzig Jahre, und ihr Stolz ist Mühsal und Nichtigkeit, denn schnell eilt es vorüber, und wir fliegen dahin”. (Psalm 90:10) Ungefähr zu dieser Zeit hörte die rapide Verkürzung der menschlichen Lebensspanne auf und erreichte einen allgemeinen Stand. Dieser blieb über die Jahrhunderte hinweg in etwa gleich.

Zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts lag das durchschnittliche Lebensalter bei etwas über dreißig Jahren. Infolge der zunehmenden Erkenntnis auf dem Gebiet der medizinischen Wissenschaft liegt die durchschnittliche Lebenserwartung der Menschen heutzutage zwischen ungefähr siebzig und achzig Jahren. Das ist jedoch nicht die vollständige Erklärung dieser Veränderung in dem abwärtsführenden Lauf. Alle bemerkenswerten Ereignisse und Veränderungen, die die gegenwärtigen Generationen erleben und erfahren, geschehen in Erfüllung der Prophezeiungen der Bibel bezüglich einer Zeitperiode im göttlichen Plan, die als „Zeit des Endes” beschrieben wird. (Daniel 12:4)

Diese prophetische „Zeit des Endes” ist jedoch nicht das Ende der Zeit, sondern eine Übergangszeit in eine neue soziale Ordnung unter Christo. Der Prophet Daniel sagte voraus, daß sich in dieser „Zeit des Endes” die „Erkenntnis” sehr „mehren” würde. Diese Mehrung der Erkenntnis sehen wir heute auf jedem Gebiet menschlichen Denkens und Strebens einschließlich der medizinischen Wissenschaft.

Wir wollen damit nicht zum Ausdruck bringen, daß der Mensch durch seine eigene Weisheit das Geheimnis des Lebens entdecken und für immer leben wird. Sicherlich wird Gott ihm zweifellos gestatten, sich bis zu einem nicht unerheblichen Grad selbst zu helfen - und zwar so, wie der Mensch eben jetzt seine Fähigkeit durch göttliche Vorsehung dazu zeigt. Ewiges Leben ist eine Gabe Gottes durch Christus. Der Mensch sündigte und wurde von der göttlichen Vorkehrung zur Erhaltung seines ewigen Lebens abgeschnitten. Aber Christus nahm die Stelle des Sünders ein. Dadurch wird es dem Menschen, symbolisch gesprochen, gestattet werden, zu „dem Baume des Lebens” zurückzukehren. (1. Mose 3:22 - 24)

Es ist allgemein bekannt, daß Jesus für die sündige Welt starb. Die meisten Bibelleser nehmen jedoch an, daß dies eine Vorkehrung ist, durch welche Gläubigen zugesichert werden kann, daß sie in den Himmel kommen, wenn sie sterben - oder einige Zeit danach. Den Nachfolgern Jesu ist tatsächlich zusammen mit ihrem Meister ein himmlisches Heim verheißen. Was aber von vielen lange übersehen wurde, ist, daß diese auch mit Christo in einem Tausendjahr-Königreich leben und herrschen sollen. Der große Zweck besteht darin, die übrigen der Menschheit zur Vollkommenheit menschlichen Lebens in einem ewigen irdischen Paradies wiederherzustellen. (Offenbarung 20:4 und 6)

Während der prophetischen „Zeit des Endes” kommt Christus wieder, um seine machtvolle Herrschaft auf Erden aufzurichten. Wie wir zuvor erwähnten, erkennen wir rings um uns herum Beweise dafür, daß wir jetzt in dieser „Zeit des Endes” leben. Aus diesem Grund finden überall hervorragende Übergangs-Veränderungen statt. Die vorhergesagte „Mehrung der Erkenntnis” bringt der Welt schon einige der frühen Anfänge der Königreichs-Segnungen, einschließlich der bereits jetzt schnell zunehmenden menschlichen Lebensspanne.

Es war Gottes Absicht bei der Erschaffung des Menschen, daß er weiterleben sollte. Heute ist der Mensch nur ein sterbendes Geschöpf, weil er Gottes Gesetz übertreten hat. Die Wissenschaftler haben mit der Annahme recht, daß der Mensch nicht altern und sterben muß. Sie hoffen, Mittel und Wege zu entdecken, um die Natur zu unterstützen, die vom Körper verbrauchten Kräfte in vollständiger Weise zu ersetzen, und so das menschliche Leben unbegrenzt fortzusetzen.

Der Herr kennt dieses Geheimnis. Und so wie der erste Mensch wegen seiner ursprünglichen Vollkommenheit und trotz der Tatsache, daß er unter dem Todesurteil stand, nahezu tausend Jahre lebte, so wird der wiederhergestellte Mensch, wenn die Todesstrafe durch Christus aufgehoben ist, sich des Lebens durch endlose Zeitalter der Ewigkeit hindurch erfreuen. In dem Symbolismus unseres Textes haben wir die Zusicherung, daß die Menschen eingeladen werden: „Komm … und nehme das Wasser des Lebens umsonst”. (Offenbarung 22:1, 2 und 17)

Als unsere ersten Eltern erschaffen und in ihrem vollkommenen Heim in Eden eingesetzt wurden, wurde ihnen geboten, sich zu mehren, die Erde zu füllen und sie sich Untertan zu machen. (1. Mose 1:28) Die meisten Erforscher der Bibel übersehen die Begrenzung dieses Gebotes, denn das Vermehren sollte nur solange andauern, bis die Erde ausreichend bevölkert ist.

Die weltweit schnell anwachsende Bevölkerung wirft bereits heute erhebliche Probleme für die Weltwirtschaft auf. Einige hundert Jahre bei dem jetzigen Verhältnis der Zunahme weiter, und die Erde wird übervölkert sein. Gegenwärtig ist jedoch Platz für alle, einschließlich derjenigen, die gestorben sind. Dies mag für viele eine überraschende Feststellung sein. Doch wenn wir die in der Bibel gegebene Berechnung und Zeit der Erschaffung annehmen, so beweisen die Zahlen tatsächlich, daß die Auferstehung aller Toten nicht zu einer Überfüllung der Erde führen würde. Gottes Vorsehung für Leben durch Christus schließt die Auferstehung der Toten ein. (Apostelgeschichte 24:15)

Dem einen oder anderen fällt hier vielleicht das Bild zweier Keime in einer Schale ein. Die Anzahl der Keime verdoppelt sich jede Sekunde, und am Ende einer Stunde ist die Schale voll. An welchem Punkt der Stunde ist sie halbvoll? Zu Beginn der letzten Sekunde von den sechzig Minuten der Stunde. Wenn wir dieses Bild auf die gegenwärtige Weltbevölkerung übertragen, könnten wir sagen, daß wir jetzt in die letzte „Sekunde” der Zeit eintreten, während der die göttliche Vorsehung dem Menschengeschlecht gestatten wird, sich zu mehren.

Die Einzelheiten hinsichtlich der Bevölkerung der Erde sind dem Herrn überlassen. Wir sind davon überzeugt, daß, wenn der Tod allmählich aufhört, die Leichenbestatter froh sein werden, sich anderen Beschäftigungen zuwenden zu können. Dann sollte sich auch niemand mehr über die Langeweile eines endlosen Lebens Gedanken machen. Der Physiker Isaak Newton sagte kurz vor dem Ende seines bedeutenden Lebens, daß er nur Zeit gehabt hätte, einige interessante „Steine” am Strande aufzuheben, während der weite „Ozean” unerforschter Wissenschaft unberührt geblieben ist. Der wiederhergestellte und vollkommene Mensch wird unbegrenzte Quellen höchster Befriedigung und Freude finden und wird das Leben in zunehmendem Maße wertschätzen, während die Jahrhunderte in die Ewigkeit dahinfließen.

Beginn der Königreichs-Segnungen

Das Ergebnis der „Mehrung der Erkenntnis” für die „Zeit des Endes”, in der wir jetzt leben, wurde uns prophezeit. Es ist in vielen Dingen ein Vorgeschmack der Segnungen, die in ihrer Fülle der Menschheit während der tausend Jahre der Herrschaft Christi zugänglich gemacht werden. Eine dieser Voraussichten auf das Königreich ist die bereits allmähliche Aufhebung des Fluches der schweren Arbeit. Als Gott den Menschen zum Tode verurteilte, sagte Er zu ihm: „Im Schweiße deines Angesichts wirst du dein Brot essen, bis du zurückkehrst zur Erde”. (1. Mose 3:19)

Die „Technisierung” ist in den Industriestaaten innerhalb der vergangenen einhundert Jahre in rasanter Geschwindigkeit vorangegangen und wir können um uns herum erkennen, daß die Entwicklung täglich schneller voranschreitet. Die Entwicklung der Elektrotechnik ist für die industrielle Welt von umwälzender Bedeutung. Wir sehen es überall, daß die körperlichen Arbeitsbelastungen zunehmend geringer werden und, daß Maschinen den Menschen die Arbeit erleichtern oder sogar abnehmen. Die Arbeitswoche des Menschen wird immer weiter reduziert. Möglicherweise werden dies in naher Zukunft nur noch sehr wenige Stunden sein - und in diesen Stunden können durch die Unterstützung von Maschinen Mengen produziert werden, die in den vergangenen Jahrhunderten unvorstellbar waren.

Diese Wunder unserer modernen Zeitepoche sind nicht das Ergebnis größerer Klugheit des Menschen gegenüber derjenigen seiner Vorfahren. Wir besitzen sie zu unserer Freude, weil die göttliche Vorsehung es dem Menschen gestattete, einige der Geheimnisse der Natur zu entdecken. Die Meister der Vergangenheit - die Maler, Dichter, Bildhauer und Musiker - haben heute, wenn überhaupt, nur wenige ihresgleichen. Die großartigen Erfindungen und Entwicklungen unserer Zeit sind das Forschungsergebnis von Tausenden, denen das angesammelte Wissen vergangener Generationen zugute kam, das durch die Druckerpresse verfügbar gemacht wurde.

Warum wurde die Druckerpresse nicht vor tausenden von Jahren erfunden? Gottes bestimmte Zeit dafür war noch nicht gekommen. Die Druckerpresse war es, die zu der vorhergesagten „Mehrung der Erkenntnis” in der „Zeit des Endes” führte. Der schlagartige Einsatz der zunehmenden Erkenntnis begann die Welt vor ungefähr einhundertfünfzig Jahren zu verändern. Denken wir nur einmal darüber nach, welche umwälzenden Veränderungen seitdem stattgefunden haben!

Als die Dampfmaschine erfunden und zum Ziehen der Eisenbahnzüge verwendet wurde, sowie gewaltige Dynamos zur Erzeugung von Elektrizität, schien es, als ob die Erfinder das Äußerste erreicht hätten. Doch diese Erfindungen erwiesen sich nur als der Anfang und waren nur für zeitweiligen Gebrauch geeignet. Alle Erfindungen, die von Kohle und Öl abhängig sind, müssen notwendigerweise von begrenzter Dauer sein, denn die Kohle- und Ölvorräte werden früher oder später erschöpft sein.

Die Wissenschaftler erkennen dies und haben jetzt ihre Anstrengungen auf die Entwicklung erneuerbarer Energien gerichtet. Dies steht in Übereinstimmung mit der „Zeit des Endes”, in welcher wir leben. Die Prophezeiungen der Bibel zeigen deutlich, daß die Welt gerade jetzt in das neue Zeitalter hinübergeht, in dem alle ewiges Leben erhalten werden, die dem göttlichen Gesetz gehorchen. Deshalb beginnen nach des Herrn Vorsehung die Menschen bereits, in Begriffen der zunehmenden Lebensdauer zu denken, und in einigen Fällen sogar für die Ewigkeit zu planen.

Vom Standpunkt der menschlichen Torheit und Selbstsucht aus ist dies vielleicht die gefährlichste Epoche der menschlichen Entwicklung und der damit verbundenen Erfahrungen. Es ist eine Tatsache, daß sich das Menschengeschlecht jederzeit völlig vernichten könnte. Die Bibel versichert uns jedoch, daß dies nicht zugelassen werden wird. Stattdessen wird die friedliche und aufbauende Anwendung der gegenwärtigen Entdeckungen zunehmen. Wissenschaft und Erfindungen können dem Menschen natürlich kein ewiges Leben geben. Nur die Gnade Gottes durch das Blut Christi kann dies tun, und wir gehen jetzt in das Zeitalter hinein, in dem dies geschehen wird.

Wahrlich, die vor uns liegenden Aussichten sind hell, denn die kommenden Jahre gehören Gott. In ihnen wird Er Seine Verheißungen erfüllen, die Tränen von allen Angesichtern abzuwischen, und am Ende wird es keinen Schmerz und Tod mehr geben. Denn die früheren Übel, welche die Menschheit plagten, werden vergangen sein. (Offenbarung 21:4, 1. Korinther 15:25 und 26)



Tagesanbruch Bibelstudien- Vereinigung