Des Christen Leben und Lehre |
Gefahrvolle Zeiten sind gekommen
„Dieses aber wisse, daß in den letzten Tagen gefahrvolle Zeiten da sein werden.” (2. Timotheus 3:1)
Wir können erkennen, daß wir jetzt in diesen Zeiten leben, auf die der Apostel hinweist. Einige mögen fragen: Wie kann das sein? Sind nicht unsere Zeiten im Vergleich mit vergangenen Zeiten besonders günstig für das Gedeihen der Kirche? Es hat Zeiten gegeben, in denen Feuer, Schwert, das Henkerbeil und Folter systematisch angewendet wurden, um die treuen Heiligen Gottes aufzureiben - in denen das Wort Gottes ein verbotenes Buch war und in denen das gläubige Forschen in der Schrift mit Gefängnis und Kerker belohnt wurde. Und ist die Erkenntnis über die Wahrheit heute nicht größer und wird besser verstanden als früher? Und genießt nicht ein jeder die volle Freiheit (wenn sie jemand gebrauchen will), zu glauben und zu lehren, sowohl privat als im öffentlichen Bereich, was er für die Wahrheit hält?
Ja, das sind die günstigen Verhältnisse unserer Zeit. Niemals zuvor hat es in der ganzen Geschichte der Kirche eine Zeit solcher Vorrechte und Segnungen gegeben - solcher Zunahme der Erkenntnis und allgemeiner Intelligenz, solcher Hilfsmittel für die allgemeine Verbreitung der Erkenntnis und solcher Breite persönlicher Freiheit - des Gewissens, der Rede und Tat - als heute. Der Geist der Freiheit breitet sich aus. Die listigen Feinde, welche diese Freiheit einst fesselten, hinderten und gefangennahmen, existieren noch und würden sie gern, wie einst, gefangennehmen. Doch sie erkennen mit Bedauern, daß der empor-fliegende Adler die Schwingen ausgebreitet hat und nie wieder mundtot gemacht werden kann. Aber Hand in Hand mit diesen günstigen Verhältnissen entsteht sonderbarerweise die größte Gefahr für die Kirche. Sicherlich besteht für Leben und Eigentum wenig Gefahr - dies ist jedoch für die wahren Heiligen von geringerer Bedeutung, weil sie ihr irdisches Leben nicht als wertvoll betrachten, im Vergleich zu der göttlichen Natur und Herrlichkeit, die sie auf die Weise erlangen können, zu der sie berufen sind.
Die Gefahr unserer Zeit ist eine Bedrohung der geistigen Natur der Heiligen und ihrem wertvollen Erbteil an den überaus großen und kostbaren Verheißungen Gottes, die alle Ja und Amen sind in Christo Jesu. Heutzutage bedrohen listige Einflüsse das geistige Leben der Heiligen. Sie drohen, dieses geistige Leben zu untergraben und auszulöschen und die Heiligen ihrer glorreichen Hoffnung zu berauben. Sie wollen heimlich die Fundamente des Christentums entkräften und so tatsächlich den ganzen Bau des christlichen Glaubens in den Herzen vieler umstürzen, um sie dadurch zum Straucheln und zum Verlust ihres glorreichen Erbes als Mit-Erben mit Christo zu bringen.
Die gegenwärtigen Versuchungen, die so listiger Art sind, sind um so mehr darauf ausgerichtet, zu verblenden und zu verstricken. Wenn jemand nur für einen Augenblick nicht wachsam ist, werden die Werkzeuge des Widersachers das ausnutzen und den Achtlosen überfallen. Gott läßt solche Schlingen zu, denn nur die Treuen und Gläubigen und daher immer Wachsamen werden würdig befunden, diesen starken Verführungen zu entfliehen.
„Wachet nun, zu aller Zeit betend, auf daß ihr würdig geachtet werdet, diesem allen zu entfliehen, was geschehen soll, und vor dem Sohne des Menschen zu stehen.” (Lukas 21:36)
Wie diese Gefahren kommen
Der Apostel hat die Kirche bereits zuvor gewarnt - nicht nur davor, daß solche Gefahren sicher kommen und wie sie beschaffen sind, sondern auch auf welche Weise sie herannahen. Er beschrieb dies einmal wie folgt: „Denn ich weiß, daß nach meinem Abschied verderbliche Wölfe zu euch hereinkommen werden, die der Herde nicht schonen. (Das waren die großen und verderblichen päpstlichen Mächte.) Und aus euch selbst werden Männer aufstehen, die verkehrte Dinge reden, um die Jünger abzuziehen hinter sich her.” (Apostelgeschichte 20:29 - 30) Einigen dieser Männer begegneten Paulus und die Kirche zu ihrer Zeit.
Paulus befand sich oft in Gefahr unter falschen Brüdern, deren Glaube Schiffbruch erlitten hatte, und die seinen Worten und Bemühungen, die Kirche im allerheiligsten Glauben aufzuerbauen, großen Widerstand leisteten. (2. Korinther 11:26, 1. Timotheus 1:19, 2. Timotheus 4:14 - 17) Er zeigt, daß von diesen falschen Brüdern - Brüdern, die von der Wahrheit abgeirrt sind und falsche Lehren bringen -, die größte Gefahr für die Kirche in diesen letzten Zeiten ausgehen wird. (2. Timotheus 2:16 -18 und 3:5) Damit wir sie erkennen und uns vor ihnen hüten können, hat er sie sehr genau beschrieben, obwohl die klare Bedeutung der Warnung durch eine fehlerhafte Übersetzung etwas undeutlich ist - sie lautet: „Denn die Menschen werden eigenliebig sein, geldliebend, prahlerisch, hochmütig, Lästerer, Eltern ungehorsam, undankbar heillos*), unversöhnlich, Verleumder, unenthaltsam, grausam, das Gute nicht liebend, Verräter, Verwegene, aufgeblasen, mehr das Vergnügen liebend, als Gott: die eine Form der Gottseligkeit haben, ihre Kraft aber verleugnen, die immerdar lernen und niemals zur Erkenntnis der Wahrheit kommen können.”
*) Der Sinaiticus, die älteste und zuverlässigste Handschrift, läßt die Worte „ohne natürliche Liebe” aus, sie sind folglich kein Teil des Grundtextes.
Der Leser wird bemerken, daß die Schilderung wie sie hier übersetzt ist, widersprüchlich ist. Menschen von so bösem Charakter können keine Form der Gottseligkeit besitzen. Wir lesen die Schilderung erneut und bedenken dabei: Wie können ein stolzer, geldliebender prahlerischer Lästerer, ein Unversöhnlicher, ein Verleumder, unenthaltsam, grausam, der das Gute nicht liebt, ein aufgeblasener, verwegener, Vergnügen liebender Verräter irgendeine Form der Gottseligkeit haben, oder jemanden auf diese Weise täuschen? Solch ein grausamer Charakter und verwegener Lästerer könnte sich weder als ein Mann Gottes ausgeben noch würde er es versuchen. Tatsache ist, daß die
Übersetzer die Sprache des Apostels nicht immer völlig verstanden - bei der Übersetzung gaben sie den griechischen Worten die denkbar stärkste Form. Somit ist die Beschreibung dieser Personen übertrieben. So lautet zum Beispiel das griechische Wort, das hier mit „Lästerer” (Vers 2) übersetzt ist, blasphemos. Es bedeutet: „einer, der ungünstig spricht”, oder „einer, der Böses redet”.
Wenn wir ohne den Zusammenhang zu beachten nur das Wort betrachten, so können wir nicht unterscheiden, ob in diesem Fall Bösesreden bis hin zu Schmähungen gemeint ist oder nicht. Da es jedoch mit den nachfolgenden Worten im Zusammenhang steht - im Hinblick auf den späteren Ausspruch, daß diese eine Form der Gottseligkeit haben (Vers 5), obwohl sie ihre Kraft verleugnen - müssen wir davon ausgehen, daß hier die milderen oder verhüllteren Formen von Bösesreden gemeint sind. Diese würden sich in gewisser Weise mit heuchlerischen Formen von Gottseligkeit vertragen. Sie lassen jedoch erkennen, daß unser Wort lästern, obwohl es Bösesreden bedeutet, ein zu starker Ausdruck ist, um das griechische Wort blasphemos zu übersetzen. Die allgemein anerkannte und volle Bedeutung des Wortes lästern im biblische Sinne wird umschrieben mit: „von dem höchsten Wesen in Ausdrücken gottloser Unehrerbietung reden, von Gott, Christus, oder dem Heiligen Geist verächtlich reden - böse reden, beleidigend oder verleumderisch, vorwurfsvoll reden.”
Das Wort apeithes, das mit „ungehorsam” übersetzt ist, bedeutet auch nicht überzeugt. So würde folglich der Ausdruck „den Eltern ungehorsam” nicht derselben Überzeugung oder nicht derselben Gesinnung wie die der Eltern bedeuten. Das Wort anosios, mit „heillos” übersetzt, welches unfreundlich oder unheilig bedeutet, sollte gleichfalls im Hinblick auf den Zusammenhang besser mit dem passenderen Ausdruck unfreundlich übersetzt werden. Das mit „unversöhnlich” übersetzte Wort asplachni (Vers 3), bedeutet hart-näckig oder in beständiger Feindschaft. Das Wort akratis, mit „unenthaltsam” übersetzt, bedeutet richtiger ohne Kraft oder ohne Selbstbeherrschung. Obwohl dieser Gedanke auch in dem Wort „unenthaltsam” liegt, so hat es doch eine schärfere Bedeutung. Das Wort anemeros mit „grausam” übersetzt, bedeutet nicht mild, wild. Das umschreibt einen geringen bis hin zu einem großen Mangel an Milde, der in einigen Fällen zu wilder Bitterkeit wird. Aber auch hier verträgt sich der Gedanke der Grausamkeit oder Wildheit nicht mit irgend welchen Aussprüchen auf Gottseligkeit, wie Vers 5 andeutet. Das Wort aphilagathos, das mit „das Gute nicht liebend” übersetzt wird, würde besser mit nicht freundlich zu den Guten übersetzt werden.
So richtiggestellt, lauten des Apostels Worte wie folgt: „Denn die Menschen werden eigenliebig (selbstsüchtig) sein, geldliebend, prahlerisch, hochmütig, die Böses reden, nicht von derselben Gesinnung wie ihre Eltern (d. h. sie werden neue Lehren aufbringen), undankbar, unfreundlich, unversöhnlich, Verleumder, ohne Selbstbeherrschung, nicht milde, nicht freundlich zu den Guten - Verräter, verwegen, aufgeblasen, das Vergnügen mehr liebend, als Gott (d. h. ihren eigenen Willen oder Gefallen dem Willen und Gefallen Gottes vorziehend), die eine Form der Gottseligkeit haben, ihre Kraft aber verleugnen: die immerdar lernen und niemals zur Erkenntnis der Wahrheit kommen können.”
„Aus euch selbst werden Männer aufstehen, die verkehrte Dinge reden”
Es sollte auch beachtet werden, daß auf dem Wort Menschen im Vers 2 in dem griechischen Text eine besondere Betonung liegt. Es ist eine besondere Klasse von Menschen gemeint, die nach der Beschreibung keine andere sein kann als die, welche in Apostelgeschichte 20:29 - 30 erwähnt wird. Es handelt sich um Menschen, „aus euch selbst (Menschen aus eurer eigenen Gemeinschaft, Menschen welche ihr bisher als Glieder des Leibes Christi betrachtet habt, und welche noch den An-spruch erheben, es zu sein), die aufstehen werden, um verkehrte Dinge zu reden” (die Wahrheit verdrehen).
Einige von uns fragen jetzt vielleicht, warum irgend jemand, der einmal die Wahrheit erhalten hat, wünschen sollte, sie zu verdrehen? Der Apostel antwortet, daß ihr Ziel darin besteht, „die Jünger hinter sich her abzuziehen”. Zu diesem Zweck, Jünger hinter sich her abzuziehen, halten sie die Form der Gottseligkeit fest, obwohl sie ihre Kraft verleugnen - die einzige Kraft, durch welche jemand aus dem gefallenen Geschlecht in Gottes Augen gottselig oder gerecht gerechnet werden kann. Es handelt sich um die Kraft des kostbaren Blutes Christi, welches uns von aller Sünde reinigt, so lange wir es wertschätzen und dieses Heil durch Glauben an sein Blut annehmen.
Wenn wir erkennen, daß wir in diesen letzten Tagen leben, von denen hier die Rede ist, so fragen wir vielleicht: „Gibt es heute tatsächlich eine solche Klasse von Feinden der Wahrheit und der Kirche?” Wahrlich, die Stimme der Weissagung hat die Gläubigen nie zu Unrecht alarmiert oder lediglich wage Vermutungen geäußert. Diese gefahrvollen Zeiten sind gekommen, und die vorausgesagten Gefahren umgeben uns. Nebeneinander in denselben Gemeinschaften mit den demütigen, gläubigen geweihten Heiligen - in denselben kleinen Versammlungen zusammen mit denen, welche aus der Knechtschaft Babylons entflohen sind, in denselben Haushalten und oft an demselben Tisch des Herrn, hat sich eine Klasse von Personen entwickelt, die eigenliebig (selbstsüchtig), habsüchtig (nach Ehre und Ansehen und Ruhm bei Menschen), prahlerisch (als ob das Verdienst für die jetzt fällige und erhaltene Wahrheit in gewisser Beziehung ihnen gebühre, und als ob sie darum das Recht hätten, sie nach eigenem Belieben zu verändern) und hochmütig (auf diese Erkenntnis, welche nur mit Demut und Dankbarkeit empfangen werden sollte, und welche nur unter diesen Umständen bewahrt werden kann) ist.
Das Licht der sich jetzt entfaltenden Wahrheit hat auf ihren Weg geleuchtet. Daher sind sie nicht mehr derselben Gesinnung wie ihre Eltern, sondern zunächst der der gläubigen Heiligen. Anstatt daß aber die Güte Gottes, die ihnen so erschienen ist, in ihnen den Geist der Dankbarkeit und Mitarbeit hervorruft - was sie eigentlich be-zweckt - scheint sie den Geist des Stolzes und der Anmaßung zu erregen. Dieser zögert nicht lange, die Wahrheit um des ehrgeizigen Zweckes willen preiszugeben, wie kleinlich und töricht dieser Zweck auch sein mag. Und während sie diesem ehrgeizigen Bestreben nachgehen, werden sie nach und nach „Verleumder” (wider die Lehren Christi und diejenigen, welche sie glauben und lehren), „unfreundlich” (nicht freundlich zu den Guten, welche die Wahrheit in Gerechtigkeit fest-halten), „Verräter” (derselben). Diesen Weg fortsetzend, scheinen sie alle frühere Kraft des christlichen Charakters zu verlieren. Sie werden unversöhnlich gegen die Wahrheit, so daß weder die Schrift, noch die Vernunft, noch das Beispiel der Gläubigen die Macht hat, sie auf den rechten Weg zurückzubringen. Da sie ihren eigenen Willen mehr lieben als den Willen Gottes, werden sie immer hochmütiger und prahlerischer wegen ihrer Errungenschaften - aufgeblasen und verwegen. Da sie sich dem Haupt des Leibes, Jesus Christus, nicht unterwerfen, streben sie danach, das ständige Haupt neuer Parteien zu werden, und so werden sie zu Verrätern der Wahrheit.
Auch behaupten sie von sich, ernsthafte Bibelforscher zu sein - und sie sind es, aber sie kommen niemals zur Erkenntnis der Wahrheit. Sie jagen etwas Neuem nach, einem neuen und besonderen „Fund” in der Mine Gottes, der das Staunen vieler neugieriger Jünger hervorrufen soll. Aber ihre Bemühungen sind vergeblich. Es gibt keine solch merkwürdigen Funde in dem gesegneten Wort Gottes. Der Eifer dieser Ehrgeizigen ist jedoch der Lage der Dinge gewachsen. Schließlich werden die tatsächlichen Wahrheiten eine nach der anderen verhüllt, verdreht und verkehrt für diesen unedlen Zweck und als neu gefundene Wahrheiten verkündigt. Die Unachtsamen nehmen sie schließlich als solche an und erkennen zunächst nicht, daß sie das ganze System der göttlichen Wahrheit umstürzen. So wird ihr Glaube an die bereits gelernten Wahrheiten unmerklich untergraben. Sie sind in der Schlinge des Feindes gefangen. Wenn sie fortfahren, auf diese verführerischen Einflüsse zu hören, so werden sie zunehmend tiefer verstrickt. Nachdem sie ihren Anker verloren haben, werden sie sich mitten in einem Meer des Unglaubens befinden und nicht wissen, wohin sie treiben. Gleich ihren Führern mögen sie die Form der Gottseligkeit behalten, aber ihre Kraft haben sie verloren.
Ihr Vorgehen ist sehr verführerisch
Aber es gibt noch ein weiteres Merkmal in der Beschreibung dieser falschen Lehrer, deren Ehrgeiz so viele Gefahren auf den Weg der Heiligen bringt, und der nicht übersehen werden sollte. Die Verse 6 und 8 schildern, oder illustrieren vielmehr, die Art, in welcher sich der Einfluß dieser Lehrer in der Kirche geltend machen wird. Sie bringen ihre Opposition nicht in kühnen, widerlegenden Aussprüchen hervor oder machen sie mit Heftigkeit geltend oder betonen sie auf so eine Weise. Wie hier angedeutet wird, ist ihr Verfahren listig, verführerisch, schlau, unter dem Vorwand der Gottseligkeit, der Liebe zur Wahrheit und dem Eifer für die Wahrheit. Ihr Einfluß wird ungefähr so ausgeübt, wie es die böse Klasse tut, die in Vers 6 erwähnt wird, die „sich in die Häuser schleichen und Weiblein gefangen nehmen, welche mit Sünden beladen, von mancherlei Lüsten getrieben werden”. Nicht, daß diese Lehrer einen tatsächlich unmoralischen Charakter haben - nein - aber ihr Verfahren ist ebenso verführerisch.
Ihr tatsächliches Verhalten wird ausführlicher in Vers 8 geschildert: „Gleicherweise aber wie Jannes und Jambres Mose widerstanden, also widerstehen auch diese der Wahrheit - Menschen, verderbt in der Gesinnung (verderbt oder abgewandt von der Wahrheit), unbewährt hinsichtlich des Glaubens.” So wird uns gezeigt, daß die Opposition gegen die Wahrheit auf eine listige, verführerische Weise geschehen wird, ähnlich wie bei jenen Gegnern Moses! Sie widerstanden Mose, indem sie etwas Ähnliches taten wie er. Dadurch verwirrten sie das Volk. Gott hatte Mose Macht gegeben, gewisse Wunder zu tun, um Israel zu beweisen, daß Moses ein von Gott erwähltes Werkzeug sei. Satan ermächtigte sofort seine Werkzeuge, diese Wunder nachzuahmen, was sie in gewissem Maße - wenn auch unvollkommen - taten. So versuchten sie, das Volk zu verwirren und sein Vertrauen auf Moses und seine Führung und Lehre zu erschüttern.
Genau so ist es heute. Die Absicht der falschen Lehrer - der falschen Brüder, die sich inmitten der Kirche entwickeln - ist, die Wahrheit durch plausible Formen des Irrtums zu verdrängen, das Vertrauen zur Wahrheit und allen Lehrern der Wahrheit zu erschüttern. So ziehen sie die Jünger ab und hinter sich und ihren Theorien her. Als eine Folge der Verführungen dieser falschen Lehrer und der Untreue vieler für die Liebe und den Dienst der Wahrheit, welche sie empfangen haben, wird eine Klasse inmitten der Kirche dem Ehrgeiz dieser falschen Brüder viel Ermutigung geben. „Denn”, sagt der Apostel (2. Timotheus 4:3 - 4), „es wird eine Zeit sein, da sie die gesunde Lehre nicht ertragen, sondern nach ihren eigenen Lüsten (Gelüste nach etwas Neuem) sich selbst Lehrer aufhäufen werden, indem es ihnen in den Ohren kitzelt (nach neuen sonderbaren Dingen); und sie werden die Ohren von der Wahrheit abkehren und zu den Fabeln sich hinwenden”.
Diese Klasse wird nicht nur eine kleine Minderheit sein. Damit die Gläubigen nicht entmutigt sind, wenn sie diese Dinge vor Augen haben, sind sie vorher gewarnt worden (Psalm 91:7). Ehe dieser Konflikt endet, werden Tausend fallen an ihrer Seite und Zehntausend an ihrer Rechten. Wenn sie erkennen, daß Gott alles vorher wußte, und daß die Hinausführung Seiner glorreichen Absichten dadurch nicht im Geringsten gefährdet wird, können sie volles Vertrauen und Freude im Hinblick auf die erfolgreiche Vollendung Seines Planes und ihrer eigenen, ihnen darin verheißenen Stellung haben.
„Von diesen wende dich weg”
Aber wie sollen sich die treuen Gläubigen gegen diese falschen Brüder in ihrer Mitte verhalten? Sollen sie ihnen die Hand reichen, wie früher, und sagen: „Gott mit euch!”? Sollen sie sie als Brüder in Christo anerkennen? Hat Gott sie als Söhne angenommen? Können wir wirklich mit ihnen wandeln und dabei schuldlos bleiben? Was sagt der Apostel, das wir tun sollen? Er sagt: „Von diesen wende dich weg.” (Vers 5) „Seid nicht ihre Mitgenossen; denn einst waret ihr Finsternis, jetzt aber Licht in dem Herrn; wandelt als Kinder des Lichts … und habt nicht Gemeinschaft mit den unfruchtbaren Werken der Finsternis, vielmehr aber strafet sie auch.” (Epheser 5:6 - 11) Und der Apostel Johannes (2. Johannes 10) bestätigt den Rat des Paulus, wenn er sagt: „Wenn jemand zu euch kommt und diese Lehre nicht bringt, so nehmet ihn nicht ins Haus auf und grüßet ihn nicht; denn wer ihn grüßt, nimmt teil an seinen bösen Werken.”
Solche „böse Menschen”, sagt Paulus (Vers 13), werden im Bösen fortschreiten (immer dreister und heftiger werden, ermutigt durch das schnelle Anwachsen dieser Klasse, welche die gesunde Lehre nicht mehr ertragen wird), indem sie andere verführen und (selbst) verführt werden (indem sie immer fester in den Schlingen ihres eigenen Gewebes verstrickt werden, so daß es unmöglich ist, sie zu befreien). Aber dennoch kommt die Zeit, in der sie nicht weiter fortschreiten werden. Ihr Unverstand wird allen offenbar werden, wie auch der von Jannes und Jambres es wurde, die nicht für immer den Lehren Moses’, des Knechtes Gottes, widerstehen konnten. (Vers 9)
Dann fährt Paulus damit fort uns zu zeigen, warum Timotheus allen Grund hatte, Vertrauen zu ihm als einem treuen Lehrer der göttlichen Wahrheit zu haben, wenn er sagt: „Du aber hast genau erkannt meine Lehre, mein Betragen, meinen Vorsatz, meinen Glauben, meine Geduld, meine Liebe, mein Ausharren, meine Verfolgungen, meine Leiden; welcherlei Leiden mir widerfahren sind in Antiochien, in Ikonium, in Lystra; welcherlei Verfolgungen ich ertrug, und aus allen hat der Herr mich gerettet.” (Verse 10 und 11)
Dies sind stets die Merkmale eines treuen Lehrers. Seine Lehre wird so sein, daß sie der sorgfältigsten Prüfung der Schrift deutlich stand hält und über jeden Zweifel erhaben ist. Sein Leben wird seinen Glauben und seine Weihung für den Herrn widerspiegeln. Sein Bestreben wird sein, die Kirche in dem allerheiligsten Namen aufzuerbauen. Sein Glaube wird positiv und klar sein - nicht nur Vermutungen, sondern Erkenntnis, auf das sichere Wort Gottes gegründet, bei dem keine Veränderung ist, noch der Schatten eines Wechsels. Seine große Liebe für die Kirche wird offenbar sein, wie es bei Paulus der Fall war - und wie Moses’ Liebe für Israel war, durch Langmut, Geduld, und Sanftmut im Ertragen von Verfolgungen - beides von einer widersprechenden Welt und falschen Brüdern, die in der Mitte des Volkes Gottes aufstehen. An solchen Verfolgungen wird es keinem treuen Lehrer fehlen; denn „alle, die gottselig leben wollen in Christo Jesu, werden verfolgt werden”. (Vers 12) Das sind die Erfahrungen aller treuen Lehrer gewesen, die Gott jemals erweckt hat, um Sein Volk zu befreien und zu leiten. Das bezeugen Noah, Moses, Paulus, Luther usw.
Wir befinden uns in gefahrvollen Zeiten, in denen der Irrtum seine verhängnisvollste und verführerischste Gestalt annimmt. Er findet seine eifrigsten Vertreter unter falschen Brüdern und Schwestern in unserer Mitte. Die Treue zur Wahrheit wird das Zerreißen sogar der liebsten familiären Bande herbeiführen, die wir je gekannt haben - selbst unter denen, mit denen wir einst süße Gemeinschaft gepflegt haben, wenn wir gemeinsam zum Hause Gottes gingen. Ja, laßt uns in diesen Zeiten noch einmal den Rat des Paulus wiederholen: „Bleibe in dem, was du gelernt hast, und wovon du völlig überzeugt bist, da du weißt, von wem du gelernt hast”; denn es steht geschrieben (Johannes 6:45): „Sie werden alle von Gott gelehrt sein.” Wer immer das göttliche Werkzeug gewesen sein mag, das Gott benutzt hat, um uns zur Erkenntnis der Wahrheit zu bringen, er war nur ein Wegzeiger, der uns half, sie selbst in der Heiligen Schrift zu finden. In Demut und Treue wollte er nichts weiter sein, und versicherte uns, daß die Heilige Schrift, auf welche er immer und fortdauernd hinwies, in der Tat „fähig ist, weise zu machen zur Seligkeit durch den Glauben, der in Christo Jesu ist”; und daß „alle Schrift, von Gott eingegeben, nütze ist zur Lehre, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Unterweisung in der Gerechtigkeit, auf daß der Mensch Gottes vollkommen sei, zu jedem guten Werke völlig geschickt”.
Die kostbare Wahrheit ist Gottes Botschaft
Darum sollten wir diese Dinge festhalten, die wir gelernt haben:
- über Gottes glorreichen Plan der Zeitalter
- über die bevorzugte Stellung der Kirche in diesem Plan, als Erben Gottes und Miterben Jesu Christi, seines Sohnes
- über die Bedingungen, unter welchen wir diese kostbare Verheißung haben und sie endlich erlangen sollen
- über diese große fundamentale Lehre unserer Erlösung von Sünde und Tod durch das kostbare Blut „des Menschen Christus Jesus, welcher sich selbst zum Lösegeld für alle gab”, auf welchem Grunde das ganze Gebäude des wunderbaren und glorreichen Planes ruht
wissend, von wem wir sie gelernt haben. Diese kostbare Wahrheit ist Gottes Botschaft an uns, nicht die eines Menschen. Eine so hohe und glorreiche Hoffnung könnte niemals einem sterblichen Menschen in den Sinn gekommen sein, hätte Gott sie nicht durch Seinen Geist geoffenbart, wie Er es durch Sein Wort zu Seiner eigenen bestimmten Zeit getan hat. Es ist alles in diesem Worte enthalten. Forschen und sehen wir selbst - und laßt uns dabei nicht ungläubig sein, sondern gläubig. Das Wort kommt nicht zu uns mit der elenden Autorität leerer Einbildung, oder Träume, oder zweifelhafter Gesichte, sondern mit der Autorität des allerheiligsten und authentischen Wortes Gottes. Es ist wohl wahr, daß es fast zu gut ist, um geglaubt zu werden - aber ist es nicht genau so wunderbar wie unser Gott selbst? Stellt es uns nicht in glorreicher Weise die Breite Seines mächtigen Geistes, den Umfang Seiner wunderbaren Weisheit und Macht, und die Tiefe Seiner Liebe und Gnade dar?
Bleibe daher in dem, was du gelernt hast, und von dem du völlig überzeugt bist (nachdem du es selbst durch die Schrift geprüft), und sei nicht von denen, welche ihre Ohren von der Wahrheit abwenden und Fabeln zukehren. Und wenn du solche beobachtest, welche eine Form der Gottseligkeit haben, aber dennoch durch ihre falschen Lehren die Kraft derselben verleugnen, „wende dich von ihnen ab” und „habe keine Gemeinschaft mit den unfruchtbaren Werken der Finsternis, strafe sie vielmehr”.
Wir können nicht zwei Herren dienen. Wir können nicht die Sache der Wahrheit ergreifen und gleichzeitig die Sache des Irrtums. Wir können nicht die Freundschaft Gottes behalten und auch die der Vertreter des Irrtums. Wer ist auf des Herrn Seite? Laßt sie sich um die Fahne des Herrn sammeln. Alle zusammen werden sie nur „eine kleine Herde” sein. Gleich Gideons Schar, muß die Schar, die jetzt durch die Verkündigung der Erntebotschaft der Wahrheit gesammelt wird, geprüft und gesichtet werden, bis nur die treuen, gläubigen, aufrichtigen, tapferen und mutigen Streiter des Kreuzes übrig bleiben. Nur ihnen, auch, wenn ihre Zahl nur klein sein wird, wird der Sieges-Lorbeer gehören, wenn Wahrheit und Gerechtigkeit schließlich überwinden. Niemand sollte sich jetzt irgendwelcher Zahlen von Gläubigen rühmen, denn die höchsten Interessen der Auserwählten Gottes gehören alle den wenigen Treuen, denen das Königreich zu geben Gottes Wohlgefallen sein wird.