Elias feuriger Wagen

„Fülle von Freuden ist vor deinem Angesicht, Lieblichkeiten in deiner Rechten immerdar.” (Psalm 16:11)

Das Leben des Propheten Elia war prophetisch. Seitdem Bibelforscher das erkannt haben, und daß er die ganze Herauswahl Christi vorschattete, ist sein Lebenslauf noch interessanter und verständlicher geworden. Er war ein treuer Diener Jahwes. Aber seine größte Prophezeiung, diejenige seines Lebens, war nicht verstanden worden, obschon Gott später verkünden ließ: „Siehe, ich sende euch Elia, den Propheten, ehe der Tag Jahwes kommt, der große und furchtbare.” (Maleachi 4:5) Dieser gegenbildliche Elia, anfangend mit Jesus im Fleische, ist beständig gekommen und hat der Welt fortgesetzt seit nunmehr über zwanzig Jahrhunderten seine Botschaft verkündigt. Wir glauben, daß die Hinwegnahme des Elia in einem feurigen Wagen, (was die Herauswahl oder Kirche Christi im Fleische betrifft) bald in Erfüllung geht. Wir finden den Bericht in 2. Könige 2:1-12. Bald wird sie nicht mehr im Fleische vorhanden sein; denn der Herr wird sie zu sich nehmen und sie verherrlichen. Der Apostel erklärt, daß sie ihm in die Luft entgegengerückt werden soll, in das Gebiet geistiger Macht über die Erde, zu königlicher Macht und großer Herrlichkeit. (1. Thessalonicher 4:17)

Elisa hatte die Gelegenheit, Elias Nachfolger zu werden. Er scheint vom rechten Geist des Eifers geleitet worden zu sein, Elia zu folgen und ihm zu dienen. Als Elia in dem feurigen Wagen fortgenommen wurde, fiel dessen Mantel ihm zu. Dies bedeutete, daß er sein Nachfolger geworden war und einen besonderen Segen mit dem Eliageiste zu erwarten habe. Wir sind sicher, daß Elia die Herauswahl Gottes im Fleische darstellt. Mit derselben Gewißheit nehmen wir an, daß Elisa ebenfalls ein Vorbild war und eine weitere Klasse des Volkes Gottes darstellte. Sie wird in der Bibel zuweilen als die „Törichte-Jungfrauen-Klasse” erwähnt dann wieder als die Diener der Brautklasse, die ihr nachfolgen. Sie wird auch als eine Große Schar erwähnt, deren Zahl niemand kennt, die aus großer Drangsal kommt und einen Platz vor dem Throne bekommt. Der Grund dafür ist ihr Verfehlen mit der Eliaklasse als Miterben Christi auf den Thron zu gelangen. (Matthäus 25:1-13, Psalm 45:14 und 15, Offenbarung 7:9-17)

Die Prophetensöhne können ebenfalls ein Vorbild sein. Wenn das der Fall ist, dann scheinen sie eine dritte Klasse vorzuschatten, die mit Elia und Elisa bekannt ist, aber in keiner besonderen Gemeinschaft mit ihnen steht. Die Tatsache, daß sich die Söhne der Propheten mit Elisa über die Wegnahme des Elia unterhielten, bedeutet nicht unbedingt, daß sie die Sache glaubten. Sie wußten, daß Elia seine Wegnahme erwartete. Ihre eigenen Zweifel darüber werden jedoch durch die Tatsache erhärtet, daß sie nachträglich die Gegend durchforschten, um festzustellen, ob Elia nicht irgendwo liegen geblieben sei, nachdem er von dem Wirbelsturm fallen gelassen worden war. Ihre Nachforschungen und schließliche Überzeugung deuten darauf hin, daß eine Zeitlang gewisse Klassen von christlich gesinnten Leuten im Zweifel darüber sein werden, ob die Herauswahl wirklich in die Herrlichkeit eingegangen ist. Schließlich werden sie aber überzeugt. Möglicherweise stellen die drei Tage des Suchens drei Jahre dar.

Elia nicht im Himmel

Vieles Schriftstudium der Vergangenheit ist oberflächlich gewesen. Man hatte gewisse Lehren und Glaubensbekenntnisse als wahr angenommen. Folglich hat man die Bibel in der Absicht studiert, die Überlieferungen aus der Vergangenheit bestätigt zu finden, anstatt ihre Richtigkeit anzufechten. Sorgfältiges Studium bringt nun ans Licht, daß im ganzen Alten Testament nicht gesagt wird, daß irgend jemand in den Himmel aufgenommen worden wäre. Nur im Fall des Elia, und in den Worten, „Henoch wandelte mit Gott und wurde nicht gefunden, denn Gott nahm ihn hinweg” irgendwohin. Die Bibel sagt uns deutlich, daß kein himmlisches Leben angeboten werden konnte, bevor Jesus als unser Erlöser gestorben war. So versichert uns die Schrift, daß Leben und Unsterblichkeit durch die Botschaft Jesu ans Licht gebracht wurden. Zuvor war hierüber nichts Deutliches oder Genaues bekannt. (2. Timotheus 1:10)

Jesus war der Erste, der durch seine Auferstehungsverwandlung von irdischen zu himmlischen Zuständen überging „getötet im Fleische, aber lebendig gemacht im Geiste”. (1. Petrus 3:18) Der Herauswahl ist eine ähnliche herrliche Verwandlung verheißen, jedem, der treulich in den Fußstapfen des Meisters wandelt. Ihre Verwandlung soll bei der Wiederkunft Christi stattfinden. Sie werden als kluge Jungfrauen, als die Eliaklasse, jenseits des Vorhanges gehen. Sie werden von irdischen Zuständen zu himmlischen Zuständen hinübergehen. Diese Verwandlung wird zum Eingehen in das Himmelreich notwendig sein, denn „Fleisch und Blut können das Königreich Gottes nicht ererben.” (1. Korinther 15:50) Etwas später werden die Drangsale die Große-Schar-Klasse entwickeln, die Elisa vorschattet. Noch später wird der Segen des Herrn der gesamten menschlichen Familie zuteil werden durch das Messianische Königreich.

Während das Alte Testament nichts von einer Einladung oder Berufung für den Himmel erwähnt, läßt das Neue Testament an die Herauswahl eine „Himmlische Berufung”, eine „Hohe Berufung”, ergehen. (Philipper 3:14, Hebräer 3:1) Der Apostel Paulus weist darauf hin, daß Gott einen anderen Segen für die Evangeliumsherauswahl vorgesehen hat, als für andere. Selbst die Alttestamentlichen Überwinder, einschließlich Abraham, die Propheten David, Elia, Elisa, Moses usw., können nicht zur Herauswahl gelangen, ebensowenig wie sie in den Fußstapfen Jesu wandeln konnten. Ihre Treue gegen Gott und die Gerechtigkeit soll in reichem Maße belohnt werden. Ihr Segen wird jedoch irdischer Natur sein, in Verbindung mit dem durch das Messianische Königreich auf der ganzen Erde aufgerichteten Paradies.

Nachdem er die würdigen Charaktere der Vergangenheit aufgezählt hat, sagt Paulus: „Diese alle sind im Glauben gestorben und haben die Verheißungen nicht empfangen, … da Gott für uns etwas Besseres vorgesehen hat, auf daß sie nicht ohne uns vollkommen gemacht würden.” (Hebräer 11:13, 39 und 40) Mit anderen Worten, die Herauswahl muß erst ihr himmlisches Erbteil empfangen haben; denn, wie Jakobus sagt, ist sie für Gott die Erstlingsfrucht Seiner Geschöpfe. (Jakobus 1:18)

Jesus sagt uns ausdrücklich, daß Elia nicht in den Himmel gegangen ist, wenn er sagte: „Niemand ist hinaufgestiegen in den Himmel.” (Johannes 3:13) Petrus bestätigt dies und sagt, daß der Prophet David nicht in den Himmel gegangen sei, sondern sich noch bei Jerusalem im Grabe befinde. Petrus bestätigt damit gleichzeitig, daß keiner der Propheten in den Himmel aufgestiegen sei. (Apostelgeschichte 2:34) Unser großes Interesse für die Erfahrungen Elias liegt darum in der Tatsache, daß seine buchstäbliche Auffahrt in den Lufthimmel ein Teil seines allgemeinen Lebenslaufes war. Dieser ist ein Vorbild von der Herauswahl im Fleische.

Auf dem Berg der Verklärung

Drei seiner Jünger, die Apostel Petrus, Jakobus und Johannes, erhielten von Jesus eine besondere Vision über seine zukünftige Herrlichkeit. Was sie sahen, war nicht die Wirklichkeit, sondern, wie Jesus nachträglich sagte, lediglich eine Vision. (Matthäus 17:9) Die herrlich erscheinenden Personen waren solches ebensowenig in Wirklichkeit, wie die Herrlichkeit und die Stimmen und Personen, die Johannes in der Offenbarung sah. Der Apostel Petrus, einer von den dreien, sagt uns, daß das, was sie gesehen hätten, eine Darstellung der kommenden Herrlichkeit Christi sei. Nichtsdestoweniger sei das prophetische Wort befestigter, als die Vision oder das Gesicht. (2. Petrus 1:16 bis 21) In der Vision war Jesus die Hauptperson. Moses stellte das Gesetzeszeitalter dar, das mit Christo zu Ende ging. Elia stellte das Evangeliumszeitalter dar, das mit Christo begann.

Gilgal, Bethel, Jericho, Jordan

Elisa wußte, daß Elia seine Hinwegnahme erwartete. In dieser Voraussicht waren sie nach Gilgal gewandert. Dort nahm ihn Gott jedoch nicht hinweg, sondern sandte ihn weiter nach Bethel. Elias Vorschlag, daß Elisa in Gilgal bleiben möchte, bedeutet, daß Elisa entmutigt war und den Glauben an den Zweck der Reise in etwa verloren hatte. Aber nein! Er begleitete Elia weiter. Das gleiche geschah in Bethel, und so gingen sie weiter nach Jericho. Das gleiche geschah in Jericho, und so gingen sie weiter zum Jordan. Sie durchschritten den Jordan und gingen weiter hinfort aber ohne ein bestimmtes Ziel in Aussicht zu haben. Von der Zeit an, da sie den Jordan erreicht hatten, wurden sie von einer Menge der Söhne der Propheten mit großem Interesse beobachtet.

Wenden wir diese Dinge in gegenbildlicher Weise auf die Herauswahl an. Gilgal stellt anscheinend den Anfang der Erntezeit im Oktober 1874 dar. Dieses Datum ist in der Bibel deutlich gekennzeichnet (Daniel 12:12) und wurde von vielen Bibelforschern mit großem Interesse als der mögliche Zeitpunkt erwartet, da die Herauswahl vollzählig sein würde obschon nichts in der Bibel dies ausdrücklich sagte. Die Schlußfolgerung konnte zwar leicht gezogen werden, aber es war nicht deutlich gesagt, daß die Verwandlung der Herauswahl dann geschehen müßte. Eine gewisse Enttäuschung wurde verspürt, als sich die Erwartungen nicht erfüllten. Trotzdem machte sich die Eliaklasse auf den Weg zu der nächsten Station. Sie wurde von so vielen anderen begleitet, wie würdig erachtet wurden, zu der gegenbildlichen Elisaklasse zu gehören.

Die Erfahrungen zu Bethel ähnelten den vorhergehenden. Das Frühjahr 1878 entsprach Bethel. Es wurde deutlich als die parallele Zeit der Annahme königlicher Ehre seitens des Herrn am Ende des Jüdischen Zeitalters erkannt, als er sagte, „Euer Haus wird euch wüste gelassen”. (Lukas 13:34 und 35) Es war nicht ungereimt, dieses biblische Datum als die Zeit für die Verherrlichung der Herauswahl anzunehmen obgleich der Herr dies nicht direkt verheißen hatte. Immerhin empfingen alle diejenigen einen Segen, welche die Enttäuschung mit der rechten Geisteshaltung annahmen.

Nun ging es weiter bis zum nächsten Datum, das Jericho entspricht, nämlich 1881. Größeres Interesse wurde von vielen Bibelforschern an dieses Datum geknüpft, weil es das parallele Datum der Zeit war, als den Nationen die Tür aufgetan und Kornelius, der erste Bekehrte aus den Nationen oder Heiden, in die Familie Gottes aufgenommen wurde. Die Bibelforscher nahmen an, daß damit ein Zeitalterwechsel stattfinden könnte, und daß die Verherrlichung der Herauswahl vorgeschattet sei. In dieser Annahme hatten sie sich geirrt. Sie empfingen jedoch einen großen Segen und gingen weiter.

Der nächste von der Schrift angedeutete Zeitpunkt war Oktober 1914, das Ende der Zeiten der Nationen, welches dem Jordan entspricht. Viele Bibelforscher sind überzeugt, daß die 2520 Jahre von dem Tage Zedekias an bis Oktober 1914 da zu Ende gingen, und daß damit die den Nationen von Gott gewährte Periode der Weltherrschaft abgelaufen war. Sie sind überzeugt, daß die seitdem weltweit tobenden Kriege die Folge davon sind, und daß ihr schließlicher Ausgang den völligen Umsturz all der Königreiche der Welt und die volle Aufrichtung des Messianischen Königreiches zur Beherrschung der Erde sein wird.

Der Herr hatte nicht gesagt, daß die Herauswahl vor dem Ende der Heidenzeit verherrlicht werden würde. Dennoch war ein solcher Gedanke nicht unlogisch, wenn man so manche Schriftstellen in Betracht zog. Unbeirrt gehen auch seitdem die Bibelforscher weiter, genau so, wie Elia und Elisa weiter gingen, nachdem sie über den Jordan hinaus waren. Sie gehen aber keinem bestimmten Datum entgegen, ebensowenig wie Elia ein anderer Ort angegeben wurde, wohin er gehen sollte. Sie gingen einfach weiter und warteten auf die Verheißung Gottes, Elia zu Seiner Zeit und auf Seine Weise hinwegzunehmen.

Ein Wagen von Feuer und Sturmwind

Während die beiden miteinander weitergingen, ohne zu wissen, wie weit sie gehen würden, sagte Elia zu Elisa: „Was möchtest du, daß ich dir geben soll für deine treue Begleiterschaft?” Elisa antwortete, daß er am liebsten ein großes Maß des Geistes Gottes haben möchte, der sich so merkwürdig in Elia offenbarte. Die Antwort lautete, daß er diesen großen Segen nur unter besonderen Bedingungen haben könne, nämlich, daß er weiterhin in Treue bis zum Ende mitwirken würde, bis Elia von ihm genommen würde. Das war nicht so leicht, denn wenn Elisas Aufmerksamkeit sich anderen Dingen zuwandte, würde er keinen so großen Segen empfangen.

Als die beiden so miteinander gingen, wurden sie plötzlich durch einen Wagen von Feuer voneinander getrennt! In symbolischer Sprache scheint dies anzudeuten, daß die Eliaklasse in sehr feurige Prüfungen hineingeraten wird, in Verfolgungen, durch die sie von ihren Genossen getrennt wird. Das weitere Sinnbild eines Sturmwindes, oder Wirbelsturmes, der Elia in den Himmel emporhebt, bedeutet weitere Trübsale. Gewöhnlich werden die Prophezeiungen erst verstanden, wenn sie erfüllt sind, während sie vorher nur undeutlich erkannt werden. So war es zur Zeit des ersten Adventes unseres Herrn in bezug auf die Prophezeiungen, die damals in Erfüllung gingen.

Wir können nicht hoffen, vor dem Eintreffen gewisser Ereignisse die volle Bedeutung des Wagens von Feuer und des Sturmwindes zu verstehen. Für manche wäre der Gedanke an eine plötzliche, gewaltsame Hinwegnahme aus diesem Leben inmitten feuriger Trübsale usw. eine schreckliche Aussicht. Nicht so für die Glieder der Eliasklasse. Indem sie auf ihre Verwandlung warten und in täglicher Bereitschaft des Herzens leben, gehen sie ohne Beängstigung weiter. Im Gegenteil, auf welche Art und Weise sie auch immer genommen werden sollten, so werden sie die Verwirklichung ihrer Hoffnungen erfahren, worauf sie so lange gewartet haben. Was sie erfleht haben ihre Erlösung oder Errettung, wird ihr Teil sein.

WT vom Dezember 1915



Tagesanbruch Bibelstudien- Vereinigung