Dies erwäget |
„Endlich aber seid alle gleichgesinnt”
„Endlich aber seid alle gleichgesinnt (in Harmonie), mitleidig, voll brüderlicher Liebe, barmherzig, demütig, und vergeltet nicht Böses mit Bösem, oder Scheltwort mit Scheltwort, sondern im Gegenteil segnet, weil ihr dazu berufen worden seid, daß ihr Segen ererbet.” (1. Petrus 3:8,9)
Harmonie bedeutet nicht Gleichheit. Sie bedeutet vielmehr Einigkeit bei Verschiedenheit das ist die Bedeutung des griechischen Wortes, das in unserem Leittext mit „gleichgesinnt” übersetzt ist. Des Herrn Wille mit Seinem Volk beabsichtigt nicht absolute Gleichheit, die die individuellen Charaktere und Besonderheiten außer acht läßt. Ganz im Gegenteil Verschiedenheit mit Harmonie ist wünschenswerter als Gleichheit. So ist z. B. die harmonische Vereinigung der sieben Farben, welche die Schönheit des Regenbogens bildet. Ebenso ist es in der Musik: Jemand berührt einen Akkord auf dem Piano oder der Orgel und das Resultat ist Harmonie, Einheit, Einigkeit die Verschiedenheit der Noten ergibt eine Melodie, die nicht erzielt werden könnte, wenn man nur eine Note anspielen würde oder alle Noten mit derselben Lautstärke. Das ist der Gedanke, den des Apostels Worte uns im Hinblick auf Gottes Volk gaben. Sie sind von unterschiedlichem natürlichem Temperament und Charakter. Die göttliche Alchemie, durch die das Menschliche in das Geistige, die alte Gesinnung in die neue Gesinnung verwandelt wird, zerstört nicht gänzlich. Sie ist nicht bestimmt, die Elemente des Charakters und der Veranlagung gänzlich zu zerstören. Sie ist aber dazu bestimmt, aus den Wesenszügen die Schlacken, Unvollkommenheiten und Unreinheiten zu entfernen, und es so schließlich allen zu ermöglichen, sich zu einem harmonischen Ganzen zu entwickeln.
Der Herr erwartet jedoch nicht, daß dieser Zustand voller Harmonie von Seinem Volke bereits im Augenblick der Weihung erreicht wird. Im Gegenteil, wie der Apostel in unserem Leittext andeutet, ist diese Harmonie das Ergebnis, vielmehr also die glorreiche Vollendung, als der Beginn des Werkes der Gnade in dem Volk des Herrn. Er sagt „endlich” nicht zuerst sollen wir allesamt in Harmonie sein. Im allgemeinen erfordert es lange Jahre in der Schule Christi, bis seine Jünger so in Gnade und Erkenntnis und Liebe gewachsen sind, bevor sie den herrlichen Zustand erlangen, den unser Leittext als „endlich” beschreibt.
Der Apostel Paulus sagt uns, daß wir fortfahren müssen, so in Gnade und Erkenntnis und Liebe zu wachsen, um im Herzen, im Willen das Wachstum des vollkommenen Mannes in Christo zu erlangen. Ein „Kind” in Christo hat nicht die Statur eines „Mannes” und benötigt die Milch des Wortes, und später „die starke Speise”, damit es dabei wächst, um schließlich den idealen Zustand zu erlangen, den unser Leittext darstellt einen Zustand der Harmonie mit dem Herrn und untereinander, der zeigt, daß das Werk der Gnade gut vorangeschritten ist; daß das Ziel der vollkommenen Liebe im Herzen erreicht ist, auch wenn es noch nicht möglich ist, sie in jedem Wort und Werk des Lebens gänzlich auszudrücken.
Der Apostel Paulus beschreibt diese Verwandlung des Lebens, dieses Wachstum, wenn er sagt: „Verändert euch durch die Erneuerung eures Sinnes”. Aber während es nur kurze Zeit erfordert, diese Unterweisung zu geben, und es nicht lange dauert, den Entschluß zu fassen, derselben folgen zu wollen, so erfordert es doch geduldige Ausdauer in der Pflichterfüllung, um den Anforderungen gerecht zu werden selbst dabei, den veränderten Zustand erst in unseren Herzen zu erlangen, so daß wir das Rechte wollen, wie schwer es uns auch fallen mag, das Rechte zu tun. Und hier entsteht eine Schwierigkeit: Viele sehen nicht klar, welche Anforderungen gestellt werden, und gehen daher verwirrt durch das Leben, in Bestürzung, in Zweifel, in Furcht, und entbehren die Ruhe, den Frieden und Segen, die vom rechten Verständnis und beständigen Bemühen kommen.
Es ist eine Tatsache, daß diejenigen, welche das tiefste Interesse für den göttlichen Plan zeigen, nicht immer die sanftesten und angenehmsten Leute in der Welt sind. Oft sind sie so streitsüchtig, daß sie ständig sich selbst und ihre Freunde durch ihren Mangel an Weisheit oder ihre Neigung zu Streit und Widerspruch betrüben. Gerade diese Eigenschaft, die der Apostel in unserem Leittext erwähnt, das Gleichgesinntsein oder die Harmonie, fehlt der Mehrheit derer, die ein tiefes Interesse für die gegenwärtige Wahrheit gewinnen, von Natur aus. Und einige haben sich übereilt dazu hinreißen lassen, die Lehre zu verdammen und zu sagen, das ist nicht der friedliche Geist Christi. Wo der Geist Christi ist, da sollte Liebe und Harmonie sein. Der Apostel sagt: „Endlich aber seid alle gleichgesinnt.” Das sollte als das Endergebnis der Erziehung und Unterweisung in der Schule Christi im Gedächtnis behalten werden. An dem Maß, in dem wir im Bestreben nach Harmonie voranschreiten (während wir zugleich treu und mutig zur Wahrheit stehen), können wir unser Wachstum in Gnade, Erkenntnis und Liebe sicher messen.
Es gibt eine Erklärung für die Ursachen der kampflustigen Veranlagung so vieler vom Volk des Herrn. Ein streitsüchtiger und widersprechender Charakter ist das Ergebnis großer Kampflust falsch geleitet unweise ausgeübt. Kampflust an sich ist keine böse Eigenschaft. Im Gegenteil, sie ist eine gute Eigenschaft eine Eigenschaft, tatsächlich unentbehrlich zur Erlangung des uns im Evangelium in Aussicht gestellten Preises. Diejenigen, welche keine Kampflust besitzen, haben auch kein Rückgrat. Sie ermangeln der Fähigkeit, unter den gegenwärtigen Verhältnissen ein geradliniges Leben zu führen. Sie gleichen einem Boot auf dem Fluss, das weder Ruder hat, noch ein Rad, noch eine Schraube. Sie können nur mit dem Strom schwimmen, denn sie haben keine Mittel, gegen ihn anzukommen. Es gibt viele sehr gute Menschen, ohne Festigkeit, ohne Charakter, ohne Kampflust, die kein anderes Interesse haben, als mit dem populären Strom zu schwimmen. Diese werden oft fälschlich für „Heilige” gehalten, was sie jedoch gar nicht sind. Sie sind nicht einmal aus dem Material, aus dem der Herr „Heilige” macht. Sie sind ungeeignet für Seine Zwecke unter dem gegenwärtigen Ruf dieses Evangeliums-Zeitalters; denn alle, welche jetzt berufen werden, zu der auserwählten Kirche zu gehören, sind berufen, „Überwinder” zu werden. Sie sind berufen, Sieger zu werden; berufen, gegen die populäre Strömung zu schwimmen; berufen, einen guten Kampf des Glaubens und Gehorsams zu kämpfen; und solche, welche gar keine Fähigkeit zum Kampf und keinen kampflustigen Charakter besitzen, können solche Bedingungen nicht erfüllen, und sind nicht an dem Wettlauf beteiligt.
Wenn nun einige von denen, welche die Wahrheit ergriffen und sich daraufhin dem Herrn geweiht haben, allmählich die Verkehrtheit ihrer natürlichen Veranlagung gefühlt haben ihre Kampflust, Neigung zu Widerspruch und Streit und sich dadurch entmutigt fühlen, so mögen sie Gott danken und Mut fassen. Mögen sie erkennen, daß gerade diese Veranlagung eine Vorbedingung zur Berufung und zum Dienst unter dem Herzog unserer Seligkeit bildet. Wenn wir diese verkehrte Veranlagung in den Dienst des Herrn stellen, wird sie zur Harmonie mit dem Geist der Liebe gebracht. Am Ende führt dies dazu, daß die Streitsucht unterdrückt und die Kampflust in eine andere Richtung zum Vorteil genutzt wird.
Wir können eine große Ermutigung aus dem Gedanken entnehmen, daß der Herr eine kämpfende Klasse von „Überwindern” wünscht, sucht und beruft. Sie können nur Sieger sein, wenn es etwas zu besiegen gibt; und sie können nur siegen, wenn sie etwas von der kampflustigen Veranlagung besitzen. Laßt uns dennoch sorgfältig darüber nachdenken und erkennen, daß die gute Eigenschaft der Kampflust zuvor falsch angewandt wurde, und daß von dem Augenblick an, in dem wir als Streiter des Kreuzes Christi eintreten, unsere Kampflust in neue Bahnen gelenkt werden muß. Wir haben zuerst zu lernen, daß unsere Kampflust nicht gegen den Herrn gerichtet werden darf, indem wir Seinem Willen widerstehen. Sondern wir müssen im Gegenteil unsere Gedanken und Worte und unser Betragen völlig Ihm übergeben. Wir müssen bedenken, daß Kampflust nicht gegen die Brüder eingesetzt werden darf. Gegen die Brüder kämpfen heißt wider Gott, wider die Wahrheit, wider die Glieder unserer eigenen Reihen kämpfen. Statt gegen die Brüder zu kämpfen, sollen wir sie lieben und für sie kämpfen, so wie wir für den Herrn und für die Wahrheit kämpfen sollen. Wir sollen auch bedenken, daß unsere Kampflust nicht gegen unsere Freunde, unsere Nachbarn, oder die Welt im allgemeinen eingesetzt werden soll. Nein, sie alle haben genug zu kämpfen, auch ohne unsere Opposition. Im Gegenteil, sie benötigen unsere Anteilnahme, unsere Hilfe, unsere Ermutigung sie benötigen alles, was wir ihnen nur geben können, um sie aufzurichten.
Kämpfe den guten Kampf des Glaubens (1. Timotheus 6:12)
Wie und gegen was sollen wir dann unsere Kampflust wenden, damit sie recht geleitet wird zum Wohlgefallen des Herrn und im Dienst Seiner Sache? Wir antworten, daß unsere Kampflust gegen die Sünde gerichtet sein muß. Ihre erste Übung muß bei uns selbst beginnen: Der Kampf mit dem Ich ist der größte Kampf. Der Herr sagt uns dazu in Seinem heiligen Wort, daß der, welcher „seinen Geist (seinen Willen) beherrscht, größer ist, als der, welcher eine Stadt einnimmt”. Er hat gewissermaßen gelernt, die wahre Kampflust in der rechten Weise anzuwenden, in Selbstbeherrschung. Erst wenn wir beträchtliche Erfahrung im Kampf mit Sünde und Selbstsucht in uns gewonnen haben, in dem Herausziehen des Balkens aus unseren eigenen Augen, im Bekämpfen von Zorn, Bosheit, Haß, Streit in unserem eigenen Fleisch und Herzen, erst dann sind wir durch die Erfahrungen dieses schweren Kampfes vorbereitet, unseren Brüdern beizustehen und ihnen zu helfen in ihren Schwierigkeiten ihnen zu helfen, daß sie ihre Anfechtungen und Schwachheiten überwinden.
Wer immer es unternimmt, gegen die Sünden anderer zu kämpfen, bevor er einen siegreichen Feldzug gegen seine eigenen Schwachheiten und Irrtümer geführt hat, begeht einen Fehler. Er braucht Demut und Anteilnahme, um anderen beizustehen, ihre Kämpfe auszufechten und die kann er nicht haben, wenn er nicht erst mit sich selbst gekämpft und gelernt hat, wie stark der Feind ist, der bekämpft werden muß, und wie tief gewurzelt Sünde und Selbstsucht im Fleisch ist. Manchmal besteht die Notwendigkeit, in einigen der Kämpfe mit dem Ich zu unterliegen, um Selbsterkenntnis zu erlangen über die eigene Unfähigkeit zum Überwinden. Dies zwingt, zum Thron der himmlischen Gnade Zuflucht zu nehmen, um Barmherzigkeit und Gnade zur rechtzeitigen Hilfe zu erlangen. Wir bedürfen dessen, weil, wie der Apostel sagt, wenn wir schwach sind, so sind wir stark; und wenn wir stark sind in Selbstvertrauen und es darum unterlassen, zum Herrn zu gehen, dann sind wir schwach und werden im Kampf unterliegen und von dem Feind der Sünde überwunden werden. (Hebräer 4:16, 2. Korinther 12:10)
Jeder, der solche Erfahrungen gesammelt und gelernt hat, seine Kampflust richtig anzuwenden, weiß auch, daß es zum Einsatz der Kampflust ausreichende Gelegenheiten gibt:
1. Ständig in uns selbst; wie der Apostel es ausdrückt: „Ich zerschlage meinen Leib und führe ihn in Knechtschaft, auf daß ich nicht, nachdem ich anderen gepredigt, selbst verwerflich werde.” (1. Korinther 9:27) O wieviel Energie und wieviel Ausdauer in dem guten Kampf des Glaubens und der Treue zu Gott ist nötig, um sich selbst zu besiegen „jeden Gedanken (und soweit wie möglich, jedes Wort und jede Tat) gefangen nehmend unter den Gehorsam Christi”. (2. Korinther 10:5) Da ist Raum genug für Kampflust; Raum genug für allen Widerspruch und Streit, zu dem wir drängen mögen Widerspruch gegen Sünde und Eigenwillen, Streit und Widerspruch bei jedem Schritt gegen den Willen des Fleisches ihn unterdrückend und seine Neigungen und Wünsche ablegend. Kein Wunder, daß der Apostel diese gegenwärtigen Erfahrungen als einen Kampf bezeichnet. Kein Wunder, daß er uns sagt, daß wir bereit sein müssen, als gute Streiter des Herrn Jesu Christi Hartes zu erdulden.
2. Sobald der Sieg über das Ich erlangt ist, und sobald der neue Geist eine Wache in jeden Bezirk des besiegten Leibes gestellt hat, um ihn zu hindern, sich in Aufruhr zu erheben und ihn in Unterwerfung unter den König der Könige und Herrn der Herren zu halten können sofort alle Kräfte, die nicht zur Selbstbeherrschung gebraucht werden, reichliche Gelegenheit finden, nützlich zu werden im Kampf für den Herrn, für die Brüder, für die Wahrheit, gegen Irrtum, gegen allen Betrug des Teufels, „denn seine Gedanken sind uns nicht unbekannt”, wie der Apostel erklärt.
3. In dem Maße, in dem sich die Augen unseres Verstandes weiter und weiter öffnen, so erkennen wir den großen Konflikt, der durch die ganze Welt zwischen Gerechtigkeit und Sünde geht, zwischen unserem Herrn und dem Gott dieser Welt und seinen verblendeten Vertretern. Diese meinen in ihrer Unwissenheit, Gott zu dienen, und erweisen sich dabei oft als Kämpfer gegen die Wahrheit und gegen treue Streiter des Kreuzes, ihre Brüder. So war es mit Paulus. Wir wissen, wie er als Saulus von Tarsus die Kirche verfolgte. Er nutzte seine Kampflust irrtümlich auf falsche Weise. Wir wissen, wie ihn der Herr auf dem Wege rief: „Saul, Saul, was verfolgst du mich?” Warum kämpfst du wider Gott, widerstehst der Wahrheit und Seiner Sache? Bei Paulus sehen wir, daß, sobald die Augen seines Verständnisses geöffnet waren, er einer der tapfersten Streiter des Kreuzes wurde. Er zögerte nicht, sein Leben im Dienst des Herrn und der Brüder niederzulegen, welchen er zuvor unwissend widerstanden hatte.
Dieselbe Kampflust, die Paulus zu einem heftigen Verfolger machte, machte ihn später zu dem tapfersten aller Apostel in der Verteidigung der Wahrheit. Und so war es auch mit anderen Aposteln. Diejenigen, welche von Natur aus den höchsten Grad an Kampflust besaßen, wurden, wenn sie in die rechte Bahn geleitet wurde, am stärksten und tapfersten für die Wahrheit. Petrus z. B. war voll Kampflust und zuerst schwer dadurch gehindert. Er war bereit, zur Verteidigung des Herrn dem Knecht des Hohenpriesters das Ohr abzuhauen. Später war er sehr tapfer und setzte seine Talente zu des Herrn Ehre ein. Jakobus und Johannes, zwei andere, von dem Herrn besonders begünstigt und anerkannt und besonders im Dienst der Wahrheit gebraucht, hatten eine so kampflustige Veranlagung, daß sie als „Donnersöhne” bekannt waren. Sie waren es, die so erzürnt über die Samariter waren, die ihren Herrn nicht in ihrer Stadt aufnehmen wollten, und die so voll Liebe und Eifer für den Meister waren, daß sie fragten: „Herr, willst du, daß wir Feuer vom Himmel herabfallen und sie verzehren heißen?” Sie hatten die Kampflust, den Mut, den Eifer; aber sie hatten noch nicht gelernt, sie in richtiger Weise zu gebrauchen. Der Meister deutet das an, als er sagte: „Ihr wisset nicht, wess’ Geistes ihr seid. Der Sohn des Menschen ist nicht gekommen, der Menschen Seelen zu verderben, sondern zu erlösen.” Später zu Pfingsten, als sie mit dem Heiligen Geist gesalbt waren und nach und nach gelernt hatten, wess’ Geistes sie waren (wess’ Geistes der Meister war und wess’ Geistes sie als seine Jünger sein mußten), verstanden sie besser, wie ihre Kampflust und ihr Eifer eingesetzt werden mußten. Und daher sehen wir sie als treue Kreuzesstreiter keine Gefahr fürchten und als gute Streiter des Herrn Jesu Hartes erdulden, selbst bis zum Tode.
Auch bei Petrus und Johannes war diese natürliche Kampflust vorhanden. Beide waren Gott geweiht und recht geleitet durch den Geist, als sie von dem Synedrium bedroht wurden und ihnen streng befohlen wurde, nie mehr im Namen Jesu zu reden. Sie befähigte sie dazu, dieser ungesetzlichen Beschränkung ihrer Freiheiten und Rechte als Juden unter dem Gesetz mutig zu widerstehen und der Stimme des himmlischen Rufes zu gehorchen und zu erklären: „Ob es vor Gott recht ist, auf euch mehr zu hören als auf Gott, urteilet ihr; denn es ist uns unmöglich, von dem, was wir gesehen und gehört haben, nicht zu reden.” (Apostelgeschichte 4:19,20) Der Herr wußte, wen er als seine Apostel erwählte. Wir sehen klar, daß schwache, unentschlossene, kraftlose Menschen der Sache nicht gedient hätten, wie diejenigen es taten, welche Jesus erwählte. Und es ist nur vernünftig, daß wir daraus schließen, daß der Herr gleichfalls während dieses Zeitalters starke Charaktere sucht und erwählt. Er sucht solche, die das Rechte zu tun wagen; die das Stirnrunzeln der Welt, ihre Verachtung und ihren Spott, ihre Verhöhnung und Sticheleien, und ihre Verfolgung um der Treue willen für den Herrn und die Brüder auf sich zu nehmen bereit sind. Das ist Überwinden und in welchem Grade auch immer jemand erkennt, daß er diese Eigenschaften nicht ausreichend besitzt, laß’ ihn diese Kampflust in dieser Richtung pflegen um Schwachheit, Sünde und Abhängigkeit von solchen Dingen zu bekämpfen, die dem Herrn und Seinem Wort zuwider sind.
Glaube und die Botschaft auch wesentlich
Aber Kampflust allein reicht nicht aus. Es ist ebensoviel Glaube erforderlich, um die Kampflust in der richtigen Weise einzusetzen. Darum hören wir unseres Herrn Wort: „Das ist der Sieg, der die Welt überwindet, euer Glaube”. Glaube an den Herrn muß die Kraft sein, die Sein Volk bewegt und mit Tatkraft erfüllt. Nicht der Glaube an Bekenntnisse, noch Glaube an Menschen, noch Glaube an uns selbst, sondern Glaube an den Herrn und Seine überaus großen und kostbaren Verheißungen. Wie die Räder eines Dampfschiffes seine Kampflust darstellen, mit denen es gegen das Wasser kämpft, es vorantreibt und so befähigt wird, den Strom hinaufzufahren, so stellt die Kraft der Schiffsmotoren den Glauben dar, der hinter der Kampflust stehen muß, um sie zu regieren um uns dahinzubringen, Hartes zu erdulden, den guten Kampf zu kämpfen und auf den verheißenen Lohn zu hoffen.
Gleicherweise stellen das Feuer und der Dampfkessel, die den Dampf erzeugen, das Wort und die Vorsehung Gottes dar. Sie erzeugen in uns die Kraft des Glaubens. Sie befähigen uns, gegen den Strom zu schwimmen. Die überaus großen und kostbaren Verheißungen des göttlichen Wortes sind uns als Grundlagen des Glaubens gegeben als das Feuer, das in uns die Kraft hervorbringen soll, nach Gottes Wohlgefallen zu wollen und zu vollbringen. (Philipper 2:13) Daher dürfen diese gnädigen Verheißungen nicht vernachlässigt werden. Sie müssen fortdauernd genutzt werden und uns fortdauernd stärken. Die Kraft muß umgesetzt werden wir müssen dementsprechend gegen den Lauf dieser Welt vorangehen, wenn wir den herrlichen Stand erlangen wollen, zu dem wir berufen sind.
Damit wir nicht mutlos werden, sollten wir stets bedenken, daß unsere Entwicklung hin zum vollen Einklang und zur vollen Harmonie mit dem Herrn und so weit wie möglich mit seinem Volk, welches auch in Einklang und Harmonie mit ihm ist, „endlich” sein soll. Zu dieser Entwicklung gehört die Erlangung der Herrschaft über unseren eigenen Geist und unser Gemüt. Wir sollen unser Bemühen, diese endliche und große Entwicklung zu erlangen, nicht verzögern, zu der uns der Apostel in unserem Leittext ermahnt. Wir sollen diese endliche Entwicklung immer als den Maßstab, das Ziel, vor uns haben. Wenn wir auch immer wieder fallen mögen, sofern wir recht zur Sache stehen, werden wir nach jedem Fehltritt stärker sein; denn jeder Fehltritt wird uns die schwachen Punkte unseres Charakters deutlicher zeigen, als wir sie zuvor sahen. Und wenn jeder schwache Punkt sorgfältig erkannt und in Zukunft im Zaume gehalten wird, so werden wir schließlich durch die Gnade Gottes und die Leitung unseres großen Lehrers, durch sein Wort und Beispiel und seine Führung zu dieser Selbstbeherrschung und Harmonie kommen, die dem Ausdruck unseres Leittextes entspricht. Wenn solche, die diese Erfahrungen bereits hinter sich haben, zurückblicken, so sehen sie, daß selbst die Fehltritte, die später erkannt wurden, zu größerer Befreiung von den Listen des Widersachers und den Schwachheiten des Fleisches führten. Sie wurden vom Herrn zu unserem Segen überwaltet, nach Seiner Verheißung, daß alle Dinge denen zum Besten dienen müssen, die ihn lieben.
In dem Maß, in dem wir endlich Harmonie erlangen, werden wir unsere natürliche Veranlagung zum Streit hinter uns lassen. Wir werden unsere kampflustigen Neigungen in Einklang mit dem Herrn und Seinem Wort und Geist und in Einklang mit denen, die Sein sind unseren Mitkämpfern im Kampf für das Rechte bringen. Dann wird unsere Gesinnung die sein, die der Apostel hier schildert: Wir werden Mitleid miteinander haben. Wir bezweifeln nicht den Kampf der Brüder um die Herrschaft über das Ich und werden es beobachten können. Wir werden anteilnehmend und mitleidig sein. Sollten sie aus Schwachheit des Fleisches irren, werden wir sie gern mit einem sanftmütigen Geist zurechtweisen. Dabei achten wir auf uns selbst, damit nicht auch wir versucht werden. (Galater 6:1) Wir werden sie lieben, wie Brüder lieben sollen herzlich, ausdauernd mit einer Liebe und einem Mitleid, das uns alles in unserer Macht stehende tun läßt, um ihnen behilflich zu sein. Es geht dabei ganz besonders um geistigen Beistand im Überwinden der Sünde und im Wachsen in Gnade, Erkenntnis und Liebe. Aber auch in zeitlichen Dingen werden wir, wie wir Gelegenheit und Möglichkeit haben, Beistand leisten.
Unter den geistigen Brüdern kann dieses Mitleid und diese brüderliche Liebe auch in weltlichen Dingen sicher nicht geringer sein, als es unter leiblichen Brüdern der Fall sein würde. Tatsächlich ist die geistige Verwandtschaft die höhere, edlere, größere der beiden. Ohne irgend etwas von der Liebe und Zuneigung zu den Verpflichtungen für die leibliche Verwandtschaft hinwegzunehmen, würde doch die geistige noch größeren Raum in uns einnehmen. Daher würden wir für einen Bruder in Christo in weltlichen Dingen alles tun, was wir für unseren irdischen Bruder tun würden und viel mehr. Der Apostel setzt diesen Maßstab, indem er sagt, daß wir „Gutes wirken gegen alle, wie wir Gelegenheit haben, am meisten aber gegen die Hausgenossen des Glaubens”.
Das heißt natürlich nicht, daß wir unsere Haushaltsangehörigen oder unsere Verpflichtungen ihnen gegenüber vernachlässigen sollen. Es bedeutet vielmehr, daß neben ihnen die geistigen Brüder den ersten Platz in unseren Herzen, unserer Anteilnahme und unserer Liebe mit allem, was das einschließt, haben sollten. Dazu gehört, daß wir sowohl die geistigen als auch die weltlichen guten Dinge, die wir besitzen, soweit sie es bedürfen, mit ihnen teilen. Wer diesen Zustand der Herzens-Harmonie mit dem Herrn und Seinem gnädigen Plan erreicht hat, wird bei der Erlangung dieser Stellung selbst eine Erfahrung gemacht haben, die ihn mitleidig mit anderen hat werden lassen. Er nahm dadurch Anteil an den Schwierigkeiten und Prüfungen anderer. Das wird ihn „höflich”, „freundlich”, „sanft” gegen alle machen.
Zusammengefaßt sollten die Glieder der Kirche Christi nach dem Maßstab der Schrift die höflichsten, die gebildetsten, die edelsten und die freundlichsten aller Menschen in der Welt sein. Dies sollte sich nicht nur auf eine in der Welt allgemein übliche, äußere Form der Freundlichkeit, Höflichkeit usw. beschränken, sondern es sollte eine Höflichkeit und Freundlichkeit sein, die von Herzen kommt, und die aus der Würdigung des Geistes des Herrn des Geistes der Wahrheit, der Liebe und der Gerechtigkeit hervorgeht. Es ist ausgesprochen schwierig zu lernen, vollkommen gerecht zu sein, und in allen unseren Angelegenheiten anderen zu tun, wie wir wünschen, daß sie uns tun möchten. Es ist schwer, ihnen dieselben Freiheiten zu gewähren, die wir selbst besitzen möchten. Sicherlich, das Gesetz Gottes ist ein wunderbares Gesetz. Daher muß das Volk, das vom Herrn gelehrt und in Harmonie mit dem göttlichen Willen erzogen ist, ein besonderes Volk sein, eifrig zu guten Werken.
Kampflustige Leute werden, solange sie im Fleische sind, stets eine Neigung zur Vergeltung fühlen. Diejenigen aber, welche vom Herrn die Lektion der Selbstbeherrschung gelernt und Sanft-mut und brüderliche Liebe und Mitleid entwickelt haben, werden dadurch fähig sein, die Forderungen unseres Leittextes zu erfüllen, nicht Böses mit Bösem vergelten, oder Scheltwort mit Scheltwort. Wenn sie den Herrn als ihr Vorbild betrachten, werden sie sehen, wie er sich verhalten hat „als er gescholten wurde, er nicht wieder schalt”. Nicht, daß seine Feinde etwas an ihm gefunden hätten, das mit Recht geschmäht und zu bemängeln gewesen wäre noch daß seine Feinde der Vollkommenheit so nahe waren, daß er an ihnen nichts auszusetzen und zu bemängeln gehabt hätte er hingegen war so voll Unterwerfung unter den göttlichen Willen, daß er imstande war, den Spott und die Schmähungen des Volkes hinzunehmen, und sie demütig und geduldig zu ertragen. Er wußte, daß er genau dazu berufen war, geduldig zu ertragen, die Lektionen zu lernen, sich treu zu erweisen, seinen wahren Charakter zu entwickeln und zu beweisen, daß sein Mitleid mit dem Volke in seiner Blindheit und Unwissenheit und seine Liebe aufrichtig sei. Genauso muß es mit uns geschehen, wenn wir in die Charakter-Gleichheit mit unserem Herrn hineinwachsen. Wir werden auch weniger dazu neigen, die zu schmähen, die uns schmähen. Wir werden auch bereit sein, alles zu verlieren und zwar mit Freude ja, sogar in den Prüfungen und Schwierigkeiten dieser gegenwärtigen Zeit zu frohlocken. Denn wir wissen, wie der Apostel sagt, daß sie für uns ein überschwengliches, ewiges Gewicht von Herrlichkeit bewirken. Wir bemerken hier die Übereinstimmung zwischen dem Ausspruch des Paulus in dieser Sache und dem unseres Herrn: „Segnet, die euch fluchen; segnet und fluchet nicht”. (Philipper 3:8, 2. Korinther 4:17, Matthäus 5:44, Römer 12:14) Der Apostel sagt, daß wir vielmehr segnen sollen. Laßt uns nicht entmutigt sein, wenn wir diesen hohen Maßstab, der am Ende des Laufes steht, noch nicht erreicht haben den Meilenstein vollkommener Liebe, wo wir unsere Feinde lieben und bereit, willig und begierig sind, sie zu segnen. Wenn wir bereit sind, ihnen zu helfen, ihre Aufrichtung aus Finsternis und Erniedrigung zu wünschen, und alles in Harmonie mit dem großen göttlichen Plan zu wünschen und zu tun. Laßt uns stattdessen vorwärts drängen, daß wir sobald wie möglich diesen Punkt erreichen mögen, der der Meilenstein des vollendeten Charakters ist. Denn, wie der Apostel sagt: „Dazu sind wir berufen worden, daß wir Segen ererben.”
Das gesegnete Erbe, für das wir vollendet werden sollen
Wir sind berufen, die Königliche Priesterschaft unter Jesus, dem Königlichen Hohenpriesters unseres Bekenntnisses, zu sein. Die Schrift sagt uns, daß diese Königliche Priesterschaft Gottes Werkzeuge während des Millenniums sein sollen, um die Welt der Menschen zu segnen. „Dazu sind wir berufen worden”, daß wir für diese Priesterschaft befähigt werden sollen. Der Apostel sagt uns, daß es in der Vorbereitung unseres Herrn Jesu und seiner Prüfung, ob er für das Amt des Hohenpriesters befähigt sei, notwendig war, daß er geprüft, versucht wurde und litt. Er sollte dadurch ein barmherziger und treuer Hoherpriester werden, wenn die Zeit kommt, die Autorität und Macht seines Amtes auszuüben. Ebenso ist es notwendig, daß alle, welche zu dieser Königlichen Priesterschaft gehören wollen, jetzt solche Erfahrungen machen, die auch in ihnen diese Prinzipien der Wahrheit und der Gerechtigkeit entwickeln. Solche Erfahrungen, die sie dahin bringen, Gerechtigkeit zu lieben und Bosheit zu hassen solche Erfahrungen im Kampf und in der Beherrschung des Ichs (wenigstens soweit der Geist, der Wille in Betracht kommt), die sie zu Siegern machen und in ihnen die Früchte des Geistes entwickeln, die der Apostel erwähnt: brüderliche Liebe, Mitleid, Güte. Alle diese Eigenschaften werden im Umgang mit der Welt im Millennium nötig sein. Sie werden barmherzige und treue Priester sein, weil sie in der Lage sein werden, Mitleid mit der armen Welt in ihrem gefallenen Zustand zu haben. Sie werden sie in ihren verschiedenen Bemühungen ermutigen, den Maßstab der Vollkommenheit wieder zu erlangen, der gelten wird, während die Wiederherstellung vor sich geht.
Wir werden dann sowohl Könige als auch Priester sein. Als Könige werden wir die Macht erhalten, die Welt zu regieren. Das wird eine weitere sinnvolle Anwendungsmöglichkeit der Kampflust sein. Wir eignen uns jedoch nicht dazu und sind auch nicht darauf vorbereitet, die Welt in der gegenwärtigen Zeit zu regieren. Daher sagt der Herr seinem Volke, daß sie warten und sich sehnen sollen und beten, daß Sein Königreich komme und Sein Wille geschehe daß es eingeführt werde durch himmlische Macht und Autorität. Diese „auserwählten” Könige und Priester werden befähigt sein, ihre Macht in Milde auszuüben. Sie werden dann die neuen Leiber in vollkommenem Einklang mit dem neuen Geist besitzen den neuen Geist, der jetzt entwickelt und geschult und zu dem Maßstab der vollkommenen Liebe gebracht werden muß. Sie ist voll Mitleid, brüderlicher Liebe und Harmonie. Wie notwendig ist es, liebe Geschwister, daß wir diese Lektionen lernen, wenn wir fähig sein wollen, in dem glorreichen Dienst des Königreiches gebraucht zu werden, das hoffentlich bald aufgerichtet werden wird.