Glückselig die Sanftmütigen

„Er leitet die Sanftmütigen im Recht, und lehrt die Sanftmütigen Seinen Weg.” (Psalm 25:9)

Selbst ein vollkommener Mensch bedarf der göttlichen Leitung in der Verurteilung von Dingen, in seinen Entscheidungen und in bezug auf die Richtung seines Lebensweges. Und wenn ein vollkommener Mensch der göttlichen Leitung und Führung bedarf, um angesichts seines beschränkten Maßes von Erkenntnis keinen Fehler zu begehen, weil ihm der Wille des Vaters in bezug auf ihn nicht völlig bekannt ist, wieviel mehr bedarf dann ein unvollkommener Mensch der göttlichen Leitung. Die Guten und die Bösen, die Weisen und die Törichten alle Menschen bedürfen der Unterweisung. Aber es gibt jetzt nur eine Klasse, die sich in der rechten Sinnesverfassung befindet, um diese Unterweisung empfangen zu können. Diese Klasse besteht aus den Sanftmütigen, wie die Schrift sie nennt.

Die Sanftmütigen sind nicht solche, die das Empfinden haben, daß sie minderwertig sind, und daß es unbedingt solche geben müsse, zu denen sie als zu Höherstehenden emporzublicken hätten. Wenn dem so wäre, hätte Adam nicht sanftmütig sein können. Ebenso hätte Jesus nicht sanftmütig sein können; und auch der Himmlische Vater könnte nicht sanftmütig sein. Obwohl die Schrift nicht sagt, daß der Himmlische Vater sanftmütig ist, so war doch Jesus sanftmütig; und er war das genaue Ebenbild des Vaters im Fleische. Wir möchten daher annehmen, daß der Himmlische Vater Sanftmut besitzt, im Gegensatz zum Hochmut.

Gott widersteht den Hochmütigen

Unser Herr sagte: „Ich bin sanftmütig und von Herzen demütig.” Er war sanftmütig, weil er lernbeflissen war. Er war sich dessen bewußt, daß es selbst für ihn in seiner Vollkommenheit Dinge zu lernen gibt. Er lernte den Gehorsam an dem, was er litt. Eben darum, weil er diese Eigenschaft der Sanftmut und Lernbeflissenheit besaß, wurde ihm das Angebot zuteil, unser Heiland zu werden. Wir dürfen wohl voraussetzen, daß er ohne diese Eigenschaft niemals unser Erlöser geworden wäre. Denn ohne diese Eigenschaft würde er selbstbewußt und stolz gewesen sein, und nicht bereit, den Willen des Vaters zu tun.

Geringe Talente, die richtig angewendet werden, sind wertvoller, als große Talente, die in der falschen Richtung gebraucht werden. Der Lebensweg zeigt, daß manches große Talent aus Mangel an richtiger Erkenntnis und Leitung falsch geleitet wird. Und dieser Mangel an Leitung hat sich, wie wir annehmen dürfen, aus dem Mangel an Lernbeflissenheit ergeben aus dem Mangel an dem Verlangen, den besten Weg, den Weg des Vaters, kennen zu lernen. Wir können sehen, daß selbst ein Heide, wenn er sanftmütig ist, mehr Gelegenheit haben wird, den Willen des Vaters kennen zu lernen, als jemand, der meint, über jede Belehrung erhaben zu sein. Derjenige, der aus sich selbst alles zu wissen meint, befindet sich nicht in einer Verfassung, die ihn befähigt, irgendwelche Belehrung anzunehmen.

Der Herr sagt, daß Er den Hochmütigen widerstehe. Selbst wenn sie Seine Kinder werden, werden sie in einem gewissen Abstand gehalten. Wenn es den Hochmütigen ermöglicht wäre, dem Herrn näher zu kommen, so würden sie dadurch nur hochmütiger werden, während sie, wenn sie ein wenig auf Abstand gehalten werden, sanftmütig, lernbeflissen und demütig werden können. Wir sehen daher, daß alle der Belehrung bedürfen. Aber die einzigen, die sich in einer Stellung befinden, in der sie Belehrung annehmen können, sind diejenigen, die ihr Bedürfnis einsehen und deren Herzensstellung sie dahin leitet, wo sie das Angebot des Herrn, sie in ihrem Urteil, Wege und in ihrer Lebensrichtung zu leiten, annehmen. Diejenigen, die dieses Vorrecht nutzen, erhalten eine richtige Ansicht von allen Dingen sowohl von denen des gegenwärtigen, als auch von denen des zukünftigen Lebens.

Dies sind diejenigen, die der Herr gern belehrt und in die Erkenntnis Seines Sohnes sowie in alle Seine Segnungen einführt. Und wenn sie fortfahren, sanftmütig zu sein, so ist Er fähig, aus ihnen Erben Gottes und Miterben Jesu Christi, ihres Herrn, zu machen. Wir lesen in der Schrift, daß die Sanftmütigen das Erdreich ererben werden. Sie werden es unter den Bedingungen des ersten und ursprünglichen Bundes ererben. Sie werden den Samen Abrahams bilden. Von ihnen wird der Segen auf alle Menschen ausgehen, die während der Millenniums-Herrschaft Gehorsam üben. Nach der Schlußprüfung am Ende des Millenniums-Zeitalters wird die ganze Welt lernbeflissen sein. Sie wird die große Lektion gelernt haben, daß Gott die Quelle aller Weisheit ist. Aus dieser Belehrung wird sie Nutzen gezogen haben.



Tagesanbruch Bibelstudien- Vereinigung