Mose schlägt den Fels in Kadesch

Es war gegen Ende der vierzigjährigen Wüstenwanderung, daß die Israeliten erneut nach Kadesch kamen. Und wie so oft murrten sie gegen Mose, weil er sie in die Wüste geführt hatte, und insbesondere, weil sie hier kein Wasser fanden.

Schon einmal war Mose in einer ähnlichen Situation gewesen, als sie am Anfang ihrer Wüstenwanderung in Refidim lagerten und kein Wasser fanden. Auch damals murrte das Volk gegen Mose: „Gib uns Wasser, damit wir zu trinken haben.” (2. Mose 17:1-7)

Nur zu gut wußte Mose, daß er nicht imstande war dem Volk, das bei seinem Auszug aus sechshunderttausend Männern plus Frauen und Kindern bestand, das lebensnotwendige Wasser zu beschaffen. Dies konnte nur auf wunderbare Weise durch den Gott Israels geschehen. Und als Mose in seiner Verzweiflung zum HERRN schrie: „Was soll ich mit diesem Volk tun?” antwortete ihm der Ewige (2. Mose 17:5 und 6):

„Geh dem Volk voran und nimm einige von den Ältesten Israels mit dir, auch deinen Stab, mit dem du (auf) den Nil geschlagen hast, nimm in deine Hand und geh hin! Siehe, ich will dort vor dir auf den Felsen am Horeb treten. Dann sollst du auf den Felsen schlagen, und es wird Wasser aus ihm hervorströmen, so daß das Volk (zu) trinken (hat). Und Mose machte es so vor den Augen der Ältesten Israels.”

Und wie der HERR es angeordnet hatte, so geschah es. Als Mose den Fels schlug sprudelte Wasser hervor, genug um das zahlreiche Volk und ihr Vieh zu tränken. (Psalm 78:16) Wie gesagt ereignete sich dieses Wunder am Anfang ihrer Wüstenwanderung in Refidim.

Inzwischen waren fast 40 Jahre vergangen. Die Kinder Israel sind auf wunderbare Weise am Leben erhalten worden durch das vom Himmel herabkommende Manna. Sie haben zwischendurch Fleisch bis zum Überdruß bekommen. Wasser ist immer zur bestimmten Zeit vorhanden gewesen. Ihre Kleidung ist in den 40 Jahren nicht zerschlissen.

Das Volk ist blind für die Wunder Gottes. Es mangelt ihnen an Glauben, und sie schauen noch immer nach Ägypten zurück. Obgleich Mose sich immer wieder für sie einsetzt, und sogar sein Leben im Austausch für das Leben des Volkes Gott anbietet, murren sie ständig gegen ihn und damit gegen Gottes Führung. Nichts hat sich geändert, als sie nun nach Kadesch kommen. Wiederum murren sie, wie wir dem Bericht in 4. Mose 20:2-11 entnehmen:

„Und es war kein Wasser da für die Gemeinde; da versammelten sie sich gegen Mose und gegen Aaron. Und das Volk haderte mit Mose, und sie sagten: wären wir doch umgekommen, als unsere Brüder vor dem Herrn umkamen! Und warum habt ihr die Versammlung des HERRN in diese Wüste gebracht, damit wir in ihr sterben, wir und unser Vieh? Und warum habt ihr uns aus Ägypten herausgeführt, um uns an diesen bösen Ort zu bringen? Es ist nicht ein Ort für Saat und für Feigenbäume und Weinstöcke und Granatbäume, auch ist kein Wasser da zum Trinken. Und Mose und Aaron gingen von der Versammlung fort zum Eingang des Zeltes der Begegnung und fielen auf ihr Angesicht nieder; und die Herrlichkeit des Herrn erschien ihnen. Und der HERR redete zu Mose und sprach: Nimm den Stab und versammle die Gemeinde, du und dein Bruder Aaron, und redet vor ihren Augen zu dem Felsen! Dann wird er sein Wasser geben, und du wirst ihnen Wasser aus dem Felsen hervorbringen und die Gemeinde tränken und ihr Vieh. Und Mose nahm den Stab (von dem Ort) vor dem HERRN, wie er ihm geboten hatte. Und Mose und Aaron versammelten die Versammlung vor dem Felsen; und er sagte zu ihnen: Hört doch ihr Widerspenstigen! Werden wir für euch Wasser aus diesem Felsen hervorbringen? Und Mose erhob seine Hand und schlug den Felsen mit seinem Stab zweimal; da kam viel Wasser heraus, und die Gemeinde trank und ihr Vieh. Da sprach der HERR zu Mose und zu Aaron: Weil ihr mir nicht geglaubt habt, mich vor den Augen der Söhne Israel zu heiligen, darum sollt ihr diese Versammlung nicht in das Land bringen, das ich ihnen gegeben habe. Das ist das Wasser von Meriba, wo die Söhne Israel mit dem HERRN haderten und er sich an ihnen heilig erwies.”

Mose widersetzt sich Gottes Befehl

Moses unbefugtes Handeln gegen den ausdrücklichen Befehl Gottes kostet beide den Eintritt in das verheißene Land. Sie sterben diesseits des Jordan.

Mose, den die Heilige Schrift als den demütigsten Menschen auf Erden bezeichnet, der in Gottes Wegen geht, zeigt in einem unkontrollierten Moment Eigenwillen und Stolz. Er nimmt Gott die gebührende Ehre und stellt sich selbst und Aaron in den Mittelpunkt, als er vor dem Volke prahlt: „Werden wir euch Wasser aus diesem Felsen hervorbringen?”

Für einen Augenblick vergaß Mose, wer das Volk Israel am Leben erhalten hatte, wer ihnen das Brot vom Himmel hatte regnen lassen, und wer ihnen das Wasser zuwies in den fast vierzig Jahren ihrer Wüstenwanderung.

Wir dürfen annehmen, daß die zuvor erwähnten besonderen Umstände, daß ständig murrende Volk, das ihn sogar steinigen wollte, erheblich dazu beitrug, daß Mose die Beherrschung verlor und etwas tat, was seinem Wesen nicht entsprach, so daß er sündigte. Aber es entschuldigt seine Übertretung nicht, wenn sie sie auch menschlich gesehen verständlicher macht. (Psalm 106:32 und 33)

Mose war nicht vollkommen, wie auch ein David nicht vollkommen war. Und vielleicht sagt uns diese Geschichte auch, daß nur einer auf Erden vollkommen war und in jeder Situation des Lebens, ob in Prüfung oder Anfechtung, immer den Willen des Vaters tat, unser geliebter Heiland, Jesus Christus.

Mose handelte in diesem Fall direkt gegen Gottes Willen, als er den Fels mit seinem Stab zweimal schlug, und er zeigte hier auch Unglauben, indem er es für aussichtslos hielt, den Felsen nur anzusprechen, um Wasser aus ihm hervor-strömen zu lassen. Vielleicht kam ihm Refidim in den Sinn, wo er den Felsen schlug, um Wasser hervorzubringen, wie ihm Gott befohlen hatte. Doch diesmal sollte er den Fels nur ansprechen und alles weitere der unbegrenzten Macht Gottes überlassen.

Mose sündigte sowohl mit Worten („werden wir euch Wasser hervorbringen”) als auch in der Tat, als er den Fels schlug. Und seine Sünde wurde dahingehend bestraft, daß er selbst nicht in das verheißene Land kommen konnte. Und auch Aaron sollte die gleiche Strafe erleiden und nicht in das Land Kanaan gelangen.

Aarons Mitschuld

Wir mögen uns fragen, warum wurde Aaron mit der gleichen Strafe belegt. Es war Mose, der geredet und gehandelt hatte. Was hatte Aaron getan? Nichts! Aaron hatte zu allem geschwiegen. Wurde Aaron zu Unrecht bestraft? Täuschen wir uns nicht, auch Aaron ist hier mit seinem passiven Verhalten in Schuld geraten.

Als Mose sprach: „Werden wir für euch Wasser aus diesem Felsen hervorbringen”, schloß er Aaron in seine Handlung mit ein. Und Aaron schwieg dazu und gab auf diese Weise sein Einverständnis zu einer von Gott nicht erlaubten Handlung.

Wäre es nicht seine Pflicht gewesen Mose zu warnen gegen Gottes Befehl zu handeln? Ja, sicherlich! Die Schrift sagt uns ausdrücklich, daß wir nicht schweigen dürfen, wenn wir unseren Bruder vom rechten Wege abweichen sehen. Das Gesetz sagt in 3. Mose 19:17: „Du sollst deinen Nächsten ernstlich zurechtweisen, damit du nicht seinetwegen Schuld trägst.” Wenn wir etwas sehen, was unrecht ist und Gottes Willen widerspricht, und wir schweigen dazu, so ist es so, als ob wir das Unrecht billigen.

Das Prinzip der Mitverantwortlichkeit wird uns auch in Hesekiel 3:20 gezeigt, wo es heißt: „Wenn ein Gerechter von seiner Gerechtigkeit umkehrt und Unrecht tut und ich einen Anstoß vor ihn lege, dann wird er sterben. Wenn du ihn nicht gewarnt hast, wird er um seiner Sünde willen sterben … aber sein Blut werde ich von deiner Hand fordern.

Mose kehrte zwar nicht von seiner Gerechtigkeit um, aber er tat ein Unrecht, daß einen Anstoß vor Gott erregte. Und Aaron warnte ihn nicht und machte sich somit mitschuldig.

Der errettende Fels

Was sich in Refidim und in Kadesch ereignete, hat einen erklärbaren Hintergrund, denn es gibt tatsächlich in der Wüste Felsformationen, die in Hohlräumen große Mengen von Wasser speichern können. Findet man einen solchen Fels, so ist es ein leichtes mit einem Stein oder einem Holz, die Steinkruste zu brechen und Wasser hervorzubringen.

Das Problem ist nur, wo findet man einen solchen Fels? Wo findet man einen Fels in der Wüste, der genug Wasser enthält, um ein so zahlreiches Volk und deren Viehherden zu tränken? Und hier liegt das eigentliche Unerklärliche, denn nicht Mose fand den Fels, sondern Gott zeigte ihm zur rechten Zeit den Fels, der ihren Durst löschen konnte, und der dem ganzen Volk das lebenspendende Wasser gab.

Und so verhält es sich auch mit dem gegenbildlichen Fels, unserem Herrn, der uns zur rechten Zeit von Gott gegeben wurde, um dem Dürstenden das Wasser des Lebens zu geben. Wie wir auch in Offenbarung 21:6 lesen: „Ich bin das Alpha und das Omega, der Anfang und das Ende. Ich will dem Dürstenden aus der Quelle des Wassers des Lebens geben umsonst.” Er ist der Quell, der uns auf unserer Wüstenreise begleitet.

Natürlich hat auch diese Geschichte, wie so viele andere Begebenheiten, die das alte Testament uns berichten, einen tiefsinnigeren Hintergrund. Nichts in Gottes Handeln ist ohne Bedeutung. Es ist der Geist Gottes, der in uns wirkt, der uns Aufschluß über die Tiefen der Wahrheit gibt, über die Perlen der Wahrheit, die im „Acker” verborgen sind.

Darum sprach unser Herr Jesus auch in Gleichnissen zu der ungläubigen Welt mit der Bemerkung an seine Jünger: „Weil euch gegeben ist die Geheimnisse des Reiches der Himmel zu wissen, jenen aber ist es nicht gegeben.” (Matthäus 13:11)

Das Gegenbild

Paulus offenbart uns ein solches Geheimnis als er in 1. Korinther 10:1 6 an die Brüderschaft in Korinth schreibt: „Denn ich will nicht, daß ihr in Unkenntnis darüber seid, Brüder, daß unsere Väter alle unter der Wolke waren und alle durch das Meer hindurchgegangen sind und alle in der Wolke und im Meer auf Mose getauft wurden und alle dieselbe geistliche Speise aßen und alle denselben geistlichen Trank tranken; denn sie tranken aus einem geistlichen Felsen, der (sie) begleitete. Der Fels aber war der Christus … Diese Dinge aber sind als Vorbilder für uns geschehen … ”

Paulus offenbart uns unter der Leitung des Geistes, daß der vorbildliche Fels, aus dem die Israeliten während ihrer Wüstenwanderung tranken, unseren Herrn bildlich darstellt. Wie können wir das verstehen?

Aßen die Israeliten eine geistige Speise und tranken sie einen geistigen Trank?

Durch den Bund, den der Herr mit ihnen am Horeb schloß, wurden sie Sein Eigentumsvolk, eine heilige Nation, abgesondert von den umgebenden heidnischen Nationen durch das Gesetz. Gottes Aussprüche, Vorschriften und Gesetze begleiteten sie auf Schritt und Tritt, wohin sie auch immer gingen. Sie eigneten sich die Aussprüche Gottes an, sie „aßen” sie, auch wenn ihr Sinnen und Trachten oft der leiblichen Speise galt.

In einer Rückschau macht Mose den Israeliten ihre besondere Verbundenheit mit Gott deutlich, wenn er in 5. Mose 8:3 sagt: „Und er demütigte dich und ließ dich hungern. Und er speiste dich mit dem Man, das du nicht kanntest und das deine Väter nicht kannten, um dich erkennen zu lassen, daß der Mensch nicht von Brot allein lebt. Sondern von allem, was aus dem Mund des Herrn hervorgeht, lebt der Mensch.”

Und wir können hier das Wort unseres Herrn hinzufügen: „Glückselig, die nach der Gerechtigkeit hungern und dürsten, denn sie werden gesättigt werden.” (Matthäus 5:6)

Wenn der geistige Fels aus dem Israel in der Wüste trank, der Christus war, so können wir dies in gleicher Weise von dem Man, oder Manna, sagen, dem Brot, das aus dem Himmel kam, und die Israeliten vierzig Jahre lang ernährte, bis sie über den Jordan in das gelobte Land einzogen.

Als in den Tagen Jesu die Volksmenge ein Zeichen vom Herrn fordert mit dem versteckten Hinweis auf Mose, der ein Zeichen gab durch das Manna, das Brot, das vom Himmel kam, macht unser Herr deutlich: (Johannes 6:32-34) „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Nicht Mose hat euch das Brot aus dem Himmel gegeben, sondern mein Vater gibt euch das wahrhaftige Brot vom Himmel. Denn das Brot Gottes ist der, welcher aus dem Himmel herabkommt und der Welt das Leben gibt. Da sprachen sie zu ihm: Herr gib uns allezeit dieses Brot! Jesus sprach zu ihnen: Ich bin das Brot des Lebens: Wer zu mir kommt wird nicht hungern, und wer an mich glaubt wird nie mehr dürsten.”

Ein weiterer Hinweis wird uns durch unseren Herrn in seinem Dialog mit der samaritischen Frau am Jakobsbrunnen gegeben, der er erklärt: „Jeden, der von diesem Wasser (dem Wasser des Brunnens) trinkt, wird wieder dürsten; wer aber von dem Wasser trinken wird, daß ich ihm geben werde, den wird nicht dürsten in Ewigkeit; sondern das Wasser, das ich ihm geben werde, wird in ihm eine Quelle Wassers werden, das ins ewige Leben quillt.” (Johannes 4:13 und 14)

Diese Beispiele zeigen uns deutlich, daß bestimmte vorbildliche oder natürliche Handlungen in der Heiligen Schrift oft einen tieferen Sinn haben, eine geistige Bedeutung, die nur denjenigen offenbar wird, die den Geist Gottes besitzen und nach dem tieferen Zusammenhängen eifrig suchen. (1. Korinther 2:10)

Oft verbirgt sich hinter scheinbar unbedeutenden, nebensächlichen Dingen, eine bedeutsames Bild, eine Wahrheit oder Lehre, die geistige Dinge veranschaulicht oder darstellt, wie dies in unserer Betrachtung auf den Fels zutrifft, von dem Paulus sagt, daß er Christus darstellt, wie unser Herr sich auch uns als das gegenbildliche Manna, das Brot, das vom Himmel kam, offenbart. Das Manna stellt aber auch die Wahrheit dar, die geistige Nahrung, die wir wie die Kinder Israel täglich sammeln müssen und die unser geistiges Leben erhält.

Am Anfang der Wüstenwanderung wurde Mose von Gott befohlen den Felsen in Refidim mit seinem Stab zu schlagen, um Wasser hervorzu-bringen. Das Wasser, wie auch das Brot, waren für die Israeliten von lebenserhaltender Bedeutung. Ohne Wasser kein Leben. Das Wasser und das Brot kamen vom Himmel, es waren Segnungen Gottes. Aber das Wasser, das heißt die lebengebenden Segnungen Gottes, konnten nicht zu ihnen kommen, bevor nicht der Fels geschlagen wurde.

Wie Paulus uns zeigt, stellt der Fels unseren Herrn dar, der um unseretwillen „geschlagen” wurde, damit wir leben können. Das Schlagen beinhaltet den Opfertod unseres Herrn. Die erfrischenden Wasser, die aus dem Fels kamen, stellen die Segnungen dar, die durch das freiwillige Opfer unseres Herrn zu uns und allen Menschen kommen, die der erkauften Menschheit ewiges Leben ermöglicht.

In Jesaja 53 spricht der Prophet von dem Messias: „Doch er war durchbohrt um unserer Vergehen willen, zerschlagen um unserer Sünden willen. Die Strafe lag auf ihm zu unserem Frieden, und durch seine Striemen ist uns Heilung geworden … ” „Doch dem HERRN gefiel es ihn zu zerschlagen. Er hat ihn leiden lassen. Wenn er sein Leben als Schuldopfer eingesetzt hat, wird er Nachkommen sehen … ”

Aus diesen Auszügen aus Jesaja 53 geht hervor, daß es Gottes Absicht war, daß Jesus, der gegenbildliche Fels, zur Erhaltung unseres Lebens geschlagen, oder zerschlagen werden sollte.

Mose wurde von Gott angewiesen den Fels zu schlagen, aber er durfte ihn nur hier schlagen. In Kadesch unter der gleichen Situation, als das Volk nach Wasser schrie, war es ihm jedoch nicht erlaubt den Fels zu schlagen. Diesmal durfte der Fels nur angesprochen werden.

Wir fragen uns, warum dieser Unterschied? Warum sollte der Fels zu Anfang der Wüsten-wanderung geschlagen werden aber am Ende der Wanderung nur angesprochen werden, um Wasser hervorzubringen?

Warum der Fels in Kadesch nicht geschlagen werden durfte

Paulus offenbart uns nicht, was das unerlaubte zweite Schlagen des Fels in Kadesch bedeutete, und auch die übrigen Schriften geben uns keinen Hinweis. Wir haben jedoch einen naheliegenden Gedanken, der sich aus Hebräer 6:4 entnehmen läßt, wo es heißt: „Denn es ist unmöglich, diejenigen, die einmal erleuchtet worden sind und die himmlische Gabe geschmeckt haben und des heiligen Geistes teilhaftig geworden sind und das gute Wort Gottes und die Kräfte des zukünftigen Zeitalters geschmeckt haben und (doch) abgefallen sind, wieder zur Buße zu erneuern, da sie für sich den Sohn Gottes wieder kreuzigen und dem Spott aussetzen.”

Bedenken wir, daß sich dies in Kadesch ereignete, und Kadesch bedeutet „Geweihter”. Paulus spricht hier von solchen, „die des Heiligen Geistes teilhaftig geworden sind”, also von Geweihten, die mit voller Absicht und vollem Verständnis sündigen und sagt von ihnen, daß sie „für sich den Sohn Gottes wieder kreuzigen (oder ein zweitesmal kreuzigen) und dem Spott aussetzen.”

Und er spricht davon, daß es unmöglich ist, diejenigen, die auf diese Weise sündigen, die sinngemäß Christus ein zweitesmal kreuzigen, zur Buße zu erneuern. Das erneute Schlagen des Fels deutet sinnbildlich das erneute oder zweimalige Kreuzigen unseres Herrn an.

Die Alten Glaubenshelden wurden vom Himmlischen Vater benutzt, um für uns die Dinge zu bedienen. Ihr vorbildliches Handeln, ob es nun positiv oder wie in diesem Fall negativ war, dient zu unserer Belehrung.

Zweifellos ist Mose nicht den zweiten Tod gestorben, weil er den Fels in Kadesch zweimal schlug. Er wurde für sein Fehlverhalten bestraft, indem er die Israeliten nicht in das verheißene Land jenseits des Jordan führen durfte. Paulus sagt uns deutlich in Hebräer 11, daß Mose zu denen gehört, die Gott aufgrund ihres Glaubens gefielen, und die in seinem irdischen Königreich als Fürsten eingesetzt werden im ganzen Lande. (Psalm 45:16)

Wir wollen noch einmal betonen, daß unser Heiland ein für allemal sein unschuldiges Leben im Austausch für Adam dahingegeben hat. Er besitzt nun die Göttliche Natur und ist unsterblich und könnte daher nicht mehr sterben. Er könnte nicht ein zweitesmal zerschlagen werden, um für uns zu sterben, wie auch des Fels nur ein einziges mal (in Refidim) geschlagen werden konnte.

Dennoch müssen wir auch feststellen, daß Christen diese Tatsache ignorieren, indem sie lehren, daß das einmalige nicht zu wiederholende Opfer Christi nicht zur Vergebung aller Sünden ausreicht und ein weiteres Opfer notwendig macht. Wir sprechen in diesem Fall von der römisch-katholischen Kirche, in der das sogenannte Meßopfer Anwendung findet.

Welche Bedeutung hat das Meßopfer? Dem Meßopfer liegt der Gedanke zugrunde, daß das ein für allemal gegebene Opfer unseres Herrn Jesu keine Anwendung auf unsere täglichen Fehler, Unterlassungen und Sünden hat. Es ist demnach kein beständiges, stets für alle Sünden gültiges Opfer. Es muß somit für die täglichen Sünden und Verfehlungen ein weiteres, zusätzliches Opfer dargebracht werden, das sogenannte Meßopfer.

Jedesmal, wenn die Messe als Opfer dargebracht wird, stellt sie somit ein erneutes Opfer Christi für die Person dar, für die es dargebracht wird. Christus wird zunächst, wie man sagt, durch den Priester, der die Messe zelebriert, aus Weizenbrot und Wein „erschaffen”, um dann geopfert zu werden. Man nennt diese Verwandlung Transsubstantiation, die Umwandlung der Substanzen. So wird Christus für die besonderen Sünden, die man dadurch beseitigen will, noch einmal geschlachtet und geopfert, der Fels wird ein zweites Mal geschlagen.

Wir dürfen annehmen, daß diese Handlung des Meßopfers den „verwüstenden Greuel” beinhaltet, von dem der Prophet Daniel prophezeite (Daniel 11:31 und 12:11) und von dem unser Herr in Matthäus 24:15 sagt, daß dieser Greuel an „heiliger Stätte” stehen wird.

Die Sünde die Mose und Aaron auf sich luden bestand darin, daß sie Gott nicht geglaubt und Ihn nicht vor den Söhnen Israel geheiligt hatten. (Vers 12) Nach all den dramatischen Zeichen, die Mose mittels seines Stabes auf Gottes Geheiß getan hatte, sollte er nun den Fels nur einfach ansprechen. Sein Stab, der die ihm von Gott verliehene Autorität darstellte, sollte diesmal nicht in Erscheinung treten, stattdessen sollte er den Fels ansprechen und Gott allein das Handeln überlassen.

Geht es nicht auch uns manchmal so, daß wir uns nicht völlig dem Willen Gottes überlassen wollen, und daß wir an den Entscheidungen, was uns und unseren Lebensweg betrifft, gewissermaßen mitbeteiligt sein möchten?

Laßt uns noch einmal feststellen, daß der Fels beide Male, sowohl in Refidim als auch in Kadesch im Mittelpunkt des Geschehens steht. Aus ihm floß das Wasser, das heißt die lebengebenden Segnungen und sie kamen von Gott. Der Fels, aus dem die Söhne Israel tranken und der gegenbildlich gesehen den Christus darstellt, mußte geschlagen werden nach dem Willen Gottes.

„Ich werde den Hirten schlagen, und die Herde wird sich zerstreuen”. Christus, der Fels, mußte „geschlagen” werden, damit die Segnungen zu allen Menschen gelangen können. Aber dies konnte nur ein für allemal geschehen, wie wir schon festgestellt haben.

Das zweitemal sollte der Fels angesprochen werden. Wir dürfen vermuten, daß auch dieses An-sprechen eine gegenbildliche Bedeutung hat. Auch wenn die Schrift uns keinen direkten Hinweis gibt, ergeben sich doch einige Anhaltspunkte, die mit dem Gesamtzeugnis der Bibel in Harmonie sind.

Der erhöhte Christus

Laßt uns zunächst einmal festhalten, daß nach dem symbolischen Schlagen des Fels in Refidim ein neues Bild entsteht. Christus ist, nachdem er geschlagen wurde, nachdem er sein Blut auf Golgatha vergoß, über alle Maßen erhöht worden. Ihm ist alle Macht gegeben im Himmel und auf Erden.

Paulus stellt in Philipper 2:9-11 fest: „Darum hat Gott ihn auch hoch erhoben und ihm den Namen verliehen, der über jeden Namen ist, damit in dem Namen Jesu jedes Knie sich beuge, der Himmlischen und Irdischen und Unterirdischen, und jede Zunge bekenne, daß Jesus Christus Herr ist, zur Ehre Gottes, des Vaters.”

Christus, der Fels, kann nicht mehr geschlagen werden, er ist unsterblich. Er ist durch sein Opfer zum Mittelpunkt des göttlichen Geschehens geworden. An ihm kann nichts und niemand vorbeigehen. Wer zum Vater kommen will, muß es durch Jesus tun. Er ist unser Fürsprecher und der Mittler der Menschheit. Er ist der Mittler zwischen Gott und dem Menschen. „Niemand kommt zum Vater, als nur durch mich.” (Johannes 14:6)

Wer zum Himmlischen Vater kommen will, wer gesegnet werden will, muß ihn, den gegenbildlichen Fels „ansprechen”. Wenn wir etwas von unserem Himmlischen Vater erbitten, so tun wir es im Gebet im Namen Jesu. Wir lesen in Johannes 14:13 und 14: „Und was ihr bitten werdet in meinem Namen, das werde ich tun, damit der Vater verherrlicht werde im Sohn. Wenn ihr mich etwas bitten werdet in meinem Namen, so werde ich es tun.”

Der Name Gottes wurde nicht geheiligt, als Mose den Fels in Kadesch schlug anstatt ihn anzu-sprechen. Nur durch das Ansprechen des Fels im Glauben konnte Gott vor den Söhnen Israel geheiligt oder verherrlicht werden, wie auch wir den Vater verherrlichen, wenn wir im Gebet durch Jesus vor dem Gnadenthron erscheinen. „Wer den Sohn nicht ehrt, ehrt den Vater nicht, der ihn gesandt hat.” (Johannes 5:23)

Das Murren der Söhne Israel war ein stetes Zeichen ihres Unglaubens und ihres Zweifels in Gottes überwaltende Macht. Laßt uns in allen Lebenslagen uns freudig dem Willen Gottes unterwerfen und nicht murren, in der Einsicht, daß der Herr am besten weiß, was zu unserem geistigen Besten dient. In Prüfungen und Leiden laßt uns daran denken welche Schmach und Leiden unser Heiland auf sich nahm, um uns zu erretten.

Wir wollen diese Ausführungen mit den ermahnenden Worten des Apostel Paulus an die Korinther beenden, 1. Korinther 10:6-12: „Diese Dinge aber sind als Vorbilder für uns geschehen, damit wir nicht nach Bösem gierig sind, wie jene gierig waren. Werdet auch nicht Götzendiener wie einige von ihnen! Wie geschrieben steht: „Das Volk setzte sich nieder, zu essen und zu trinken, und sie standen auf zu spielen.” Auch laßt uns nicht Unzucht treiben, wie einige von ihnen Unzucht trieben, und es fielen an einem Tag dreiundzwanzigtausend. Laßt uns auch den Christus nicht versuchen, wie einige von ihnen ihn versuchten und von den Schlangen umgebracht wurden. Murrt auch nicht, wie einige von ihnen murrten und von dem Verderber umgebracht wurden! Alles dies aber widerfuhr jenen als Vorbild und ist geschrieben worden zur Ermahnung für uns, über die das Ende der Zeitalter gekommen ist. Daher, wer zu stehen meint, sehe zu das er nicht falle.”



Tagesanbruch Bibelstudien- Vereinigung