Elias und Elisa, vorbildlich

(2. Könige 2:1 - 11 und 4:25 - 37)

Die Bibel berichtet uns von drei hervorragenden Männern - davon, daß sie verschwanden - Gott nahm sie hinweg. Einer dieser Männer ist Henoch. Wie uns gezeigt wird, ist er nicht gestorben. Ein anderer, Moses, starb und wurde begraben. Bei dem Dritten wird nicht erwähnt, ob er gestorben sei oder nicht. Wir sind der Ansicht, daß er gestorben ist.

Der Himmel, in welchen Elias im Sturmwind erhoben wurde, war der Lufthimmel, in dem die Vögel fliegen. Daß er auf diese Weise genommen wurde, geschah zu dem Zweck, sein vorbildliches Leben in vorbildlicher Weise zu beschließen. Daß weder er noch Henoch in den himmlischen oder geistigen Zustand und die Gegenwart Gottes aufgenommen worden ist, wird von Jesus bestätigt: „Niemand ist aufgefahren gen Himmel, als nur der vom Himmel herabgestiegen ist, der Sohn des Menschen.” (Johannes 3:13) Und wenn es von Henoch heißt, daß er verwandelt wurde, daß er den Tod nicht sehen sollte, so wird doch nicht behauptet, daß ihn die Verwandlung in den Himmel versetzt habe. Die Worte unseres Herrn versichern uns, daß so etwas nicht der Fall war. Wo Henoch jetzt ist, weiß kein Mensch. Wir können diese Tatsache nur im Glauben annehmen.

Der Zweck der Verwandlung Henochs besteht wahrscheinlich darin, mit der Zeit zu zeigen, daß es für Gott ebenso leicht möglich gewesen wäre, unser Geschlecht beständig am Leben zu erhalten, und daß nur die Sünde den Tod Adams und seiner Familie zur Folge hatte. Wenn dann Sünde und Tod im Königreich des Messias hinweggetan sind und Willige und Gehorsame wieder zu menschlicher Vollkommenheit zurückgebracht sein werden, sie nie mehr sterben müssen. Die Erhaltung Henochs - eines unvollkommenen Menschen - 5.000 Jahre lang - durch Gottes Macht! Das wird für die Menschheit ein Beweis und eine Hilfe für den Glauben sein, während das Werk der Wiederherstellung voranschreitet. Henoch selbst ist einer der alttestamentlichen Überwinder. Er wird während des Millenniums einer der „Fürsten” oder Herrscher der Erde sein, als Vertreter des unsichtbaren Messianischen Königreiches. „Anstatt deiner Väter werden deine Kinder sein, die du zu Fürsten einsetzen wirst im ganzen Lande.” (Psalm 14:16)

Elias, ein Vorbild der Kirche

Melchisedek (ein König und Priester zu gleicher Zeit) schattet die Kirche in Herrlichkeit vor. Bibelforscher nehmen an, daß auch Elias, der Prophet, die Kirche im Fleische diesseits des Vorhanges vorschattet, von Jesus an bis auf unsere Zeit. Gott sagte lange nach dem Tode Elias’ durch den Propheten: „Siehe, ich sende euch Elias, den Propheten, ehe der Tag des Herrn kommt, und wenn er die Herzen der Väter nicht zu den Kindern und der Kinder Herzen nicht zu den Vätern umwendet, dann wird die Erde mit einem Banne geschlagen werden, mit einer Zeit der Trübsal, dergleichen nicht gewesen ist, seit es eine Nation gibt.” (Maleachi 4:5 - 6) Johannes der Täufer, Vorläufer Jesu im Fleische, schattete diesen großen Elias (die Kirche im Fleische) ebenfalls vor, denn die Kirche im Fleische ist der Vorläufer des Messias in Herrlichkeit. Wie es Johannes dem Täufer nicht gelang, das Volk zur Harmonie mit den Vätern (Abraham, Isaak, Jakob, usw.) zu bekehren, so ist auch die Kirche im Fleische, wie Gott vorausgesehen hat, nicht imstande gewesen, der Welt den Frieden zu bringen.

Auf das Mißlingen der Absichten Johannes des Täufers mit Israel folgte der Umsturz ihres Nationalwesens im Jahre 70 nach Christus. Wir glauben, daß auf das Mißlingen der Bemühungen seines Gegenbildes, der Kirche im Fleische, Harmonie und Gerechtigkeit auf Erden einzuführen, nach göttlicher Absicht die weltweite Trübsal folgen wird. Sie soll die Menschheit demütigen und wird so den Weg für die Aufrichtung des Messianischen Königreiches in Macht und großer Herrlichkeit bereiten.

Im Sturmwind entrückt

Viele Christen haben übersehen, daß nicht nur ein großer Unterschied zwischen der himmlischen Errettung, die Gott für die Kirche vorgesehen hat und der irdischen Wiederherstellung (Apostelgeschichte 3:19 - 21) besteht, die Gott für die Welt in Bereitschaft hält. Sie hat ebenfalls übersehen, daß uns die Bibel von zwei bestimmten Klassen innerhalb der Kirche berichtet. Erstens wird das getreue königliche Priestertum erwähnt, „der Leib Christi” genannt, von welchem Jesus das Haupt ist. Diesen ist verheißen worden, daß sie mit Christus auf seinem Throne sitzen werden, um während des Messianischen Königreiches die Welt zu richten. Die andere Klasse der zur geistigen Stufe Erretteten nennt die Schrift eine „Große Schar”, deren Zahl niemand kennt. (Offenbarung 7:9) Diese unterscheidet sich von den Auserwählten, deren Zahl nach göttlicher Zuvorbestimmung festgesetzt ist - 144.000. So wie diese Schar schriftgemäß eine „Kleine Herde” und ein „Königliches Priestertum” genannt wird, so wird die „Große Schar” in der Bibel als gegenbildliche Leviten erwähnt. Während die Auserwählten mit Christo auf dem Throne sitzen, wird diese zweite Klasse der Erretteten vor dem Throne dienen. Während die wenigen Heiligen Kronen der Ehre tragen, wird die größere Schar ihrer Brüder vor dem Throne, nicht Kronen tragen, sondern statt dessen Siegespalmen in den Händen halten. Während die Auserwählten die lebendigen Steine des Tempels Gottes sind, die in der „Ersten Auferstehung” zusammengefügt werden, um tausend Jahre lang einen Ort der Begegnung von Gott und den Menschen darzustellen, bildet die „Große Schar”, die Levitenklasse, weder lebendige Steine, noch Säulen in dem Tempel. Jedoch wird sie mit der herrlichen Gelegenheit gesegnet werden, Gott in diesem Tempel Tag und Nacht zu dienen.

Nachdem ernste Bibelforscher den Elias als ein Vorbild der „Auserwählten”-Klasse erkannt haben, neigen sie dazu, den Elisa ebenfalls als vorbildlichen Charakter zu betrachten, nämlich als einen Darsteller der größeren geistigen Klasse, der gegenbildlichen Leviten. Gegen das Ende des Lebenslaufes und der Erfahrungen Elias wurde Elisa sein Diener und Begleiter. Die verschiedenen Begebenheiten, bei denen Elias dem Elisa vorschlug, daß er zurückbleibe, stellen wie man annimmt, die Schwierigkeiten und Prüfungen auf dem Wege der Kirche von heute dar. Es sind Schwierigkeiten, die der „Großen Schar” - der Elisaklasse - den Gedanken aufdrängen, daß sie ihre eifrigeren Brüder der Eliasklasse nicht weiter begleiten sollten. Diese verschiedenen Haltestellen und Vorschläge stellen Sichtungen dar. Alle, die auf dem Wege fortschreiten, dürften zu dieser Eliasklasse gehören. Völlig vom Glauben Abfallende werden weder zur einen, noch zur anderen Klasse gehören.

Feurige Wagen und Reiter

Wenn diese Auslegungen bezüglich Elias als ein Vorbild richtig sind, dann haben wir die weitere Belehrung, daß der Schluß der Laufbahn der Kirche im Fleisch plötzlich und unverhofft kommen wird.

Der feurige Wagen dürfte in feurigen Prüfungen und ernsten Erfahrungen sein Gegenbild finden, wodurch eine völlige Scheidung zwischen der Elias- und Elisaklasse zustande käme. Der Sturmwind, welcher Elias in den Lufthimmel emporhob, ist ein Sinnbild. Die Schrift gebraucht es im allgemeinen, um große Verwirrung und Kampf auszudrücken - einen Wirbelsturm.

Das Ereignis wird nicht völlig unerwartet eintreffen, weder auf Seiten der Elisa-Klasse, noch auf Seiten der Prophetensöhne. Bei letzteren handelt es sich um eine achtbare Klasse von Bibelforschern, die ihr Leben nicht völlig dem Herrn geweiht haben, und die für die himmlischen Dinge weder als Glieder der Elias- noch Elisa-Klasse geeignet sind, noch ein Anrecht darauf haben.

Elisa wird Nachfolger des Elias

Elisa begleitete den Elias, bis sie durch den feurigen Wagen voneinander getrennt wurden, und Elias durch den Sturmwind den Blicken Elisas entrückt wurde. Der Mantel Elias’ fiel dem Elisa zu. Sein Gebet erfüllte sich, daß er ein doppeltes Maß des Geistes Elias empfangen möchte, und daß er gewissermaßen das Werk seines Meisters und Lehrers weiter führen möchte. Er gebrauchte den Mantel, um den Jordanfluß zu teilen. Dabei geschah das gleiche Wunder wie bei Elias. Sicher schritt er hindurch. Auf der anderen Seite des Jordans begann seine Laufbahn als Prophet. Bei Jericho befand sich Wasser aus einer bitteren Quelle, ungenießbar und ungesund. Elisa ging zur Quelle und verrichtete dort ein Wunder, ähnlich demjenigen, das Moses bei dem Brunnen zu Mara verrichtet hatte. Bis auf den heutigen Tag ist die Quelle als Elisa-Brunnen bekannt.

Wir lesen, daß einer der „Prophetensöhne” oder Studierenden gestorben war, und daß seine Mutter als Witwe bedürftig war. Der Prophet Elisa half ihr, Glauben zu üben. Sie hatte einen Krug mit Öl, dessen Vorrat zunahm, während sie eine Anzahl Gefäße anfüllte, genügend, um ihre Schulden zu bezahlen. Einige andere Wunder, die den Charakter der Wiederherstellung tragen, werden genannt. Das hervorragendste davon ist die Wiederherstellung eines Knaben zu Leben und Gesundheit. Eine eigentümliche Begebenheit hat die Aufmerksamkeit vieler auf Elisa gerichtet und viele verurteilten ihn dafür. Er verfluchte 42 Jünglinge. Es waren Kinder in dem Sinne, daß jeder Mensch vom Gesetz aus bis zum 22. Lebensjahr als Kind betrachtet wurde. Diese hatten Elisa verspottet, und gerufen: „Steige hinauf, Kahlkopf!” Dein Meister Elias ist im Sturmwind gen Himmel gefahren. Warum folgst du ihm nicht nach? Du bist ein Kahlkopf, oder einer, der seinen Meister verloren hat. Es geziemt sich nicht für dich, als ein Prophet zu gelten oder mit Elias verglichen zu werden. (Wir haben zuvor den Sinn der Schriftstellen umschrieben.)

Elisa schleuderte keine Fluchworte gegen die Kinder. Wenn er sie verfluchte, so ist der richtige Gedanke der, daß er sie verurteilte. Ähnlich sagte auch Jesus einigen auf die freundliche Weise: „Wehe euch Pharisäern und Schriftgelehrten” - usw. So verkündete auch Elisa jener Jugend verschiedenen Alters, die ihn verspottete, ein Wehe oder Unglück. Er verkündete ihnen, daß etwas über sie hereinbrechen werde. Die göttliche Gerechtigkeit würde vergelten und ihn rechtfertigen. Kurz darauf wurde die Schar von zwei Bärinnen überfallen und in die Flucht geschlagen. Dabei wurden 42 Kinder mehr oder weniger zerrissen und verwundet. Gegner der Bibel lesen hier etwas hinein und behaupten, daß 42 Kinder getötet worden seien. Es steht jedoch nichts dergleichen geschrieben.

Wir müssen bedenken, daß sich die Israeliten, geleitet von ihrem König Ahab und der Königin Isebel, dem Götzendienst zugewandt hatten. Obwohl der Prophet Elisa die wahre Religion wiederaufgerichtet hatte, wurde diese vom König und der Königin und der Mehrheit des Volkes nur geduldet.

Die Jugend, die sich spottend gegen Elisa gewandt hatte, bestand wahrscheinlich aus Männern und Knaben von Jericho, wild in ihrer Art, etwa im Alter von 10 bis 20 Jahren. Sie waren dem Propheten nachgelaufen und hatten ihn geneckt. Zweifellos waren sie von ihren Eltern dazu aufgehetzt worden. Der Einfluß Elisas war beeinträchtigt. Das göttliche Gericht, das dem Ausspruch des Propheten unmittelbar folgte, bezweckte ohne Zweifel außer der gerechten Strafe auch eine heilsame Lehre für die Verwundeten und ihre Eltern und alle, die davon hörten.

Elisa vorbildlich

Unser Interesse an den Erfahrungen Elisas nach der Hinwegnahme des Elias vergrößert sich, wenn wir bedenken, daß er, gleich wie Elias, ein recht entschiedener und typischer Charakter war. Wir haben schon erläutert, wie Elias den gegenbildlichen Priestern entspricht und Elisa den gegenbildlichen Leviten des Evangeliumszeitalters. Elisa mag auch die Alttestamentlichen Überwinder vorschatten, denen bei der Aufrichtung des Messianischen Königreiches die Belehrung und Segnung der Welt anvertraut werden wird, als „Fürsten in allen Landen”. Von diesem Gesichtspunkt aus betrachtet, würde Elisa zuerst die zweite Klasse der Geistgezeugten darstellen. Sein Durchgang durch den Jordan würde den Tod dieser Klasse von gegenbildlichen Leviten vorschatten.

Danach würde das Voranschreiten Elisas und seine Wirksamkeit des Richtens und der Wiederherstellung sehr wohl dem entsprechen, was wir bei der Aufrichtung des Königreiches des Messias in Händen der „Fürsten” erwarten sollten. Viele Jahrhunderte hindurch haben Irrtum und Aberglauben in Verbindung mit der großen Lüge Satans: „Ihr werdet bestimmt nicht sterben!”, die Wasser der Wahrheit ungenießbar und ungesund gemacht. Das in die Quelle geworfene Salz versinnbildlicht die Reinigung von Unwahrheit und Irrtum durch das Mitwirken der Kirche in Herrlichkeit. Sie wird mit Recht „das Salz der Erde” genannt. Die Heilung des Stromes der Wahrheit wird von der verherrlichten Kirche ausgehen, obwohl sie durch die Überwinder-Klasse des Alten Bundes geschieht. Diese Heilung wird ein Teil der Segnung des Neuen Bundes sein, der durch die Juden für alle Welt bestimmt ist. Hierauf macht uns der Apostel Paulus in Römer 11:25 - 33 aufmerksam.

Der „Tod im Kochtopf” (in der Speise) wird durch die Segnungen des Herrn, durch die verherrlichte Königreichsklasse erfolgreich ausgemerzt werden. Die Erde wird ihren Ertrag geben. Die Wüste wird blühen wie eine Rose. Quellen werden hervorbrechen in der Einöde. Der Segen des Herrn wird sich überall hin ausbreiten - bildlich dargestellt durch die Prophetensöhne. Diese hatten sich von dem Götzendienst ihres Landes abgesondert und hörten willig und gern auf die Belehrung der Propheten und verkündeten selbst, als ihre Jünger, die göttliche Wahrheit.

Der Segen, der auf den Krug mit Öl kam, hatte auch bildliche Bedeutung, wenn wir den Wert des Öles für das Volk der damaligen Zeit bedenken. Es war nicht nur ein Teil ihrer Speise, sondern ein allgemeines Heilmittel. Außerdem war es Brennstoff zur Erzeugung von Licht. Was also durch die Propheten geschah, ist ein schönes Bild von den Wiederherstellungssegnungen, die wir zu seiner Zeit erwarten dürfen, und die allen Würdigen zuteil werden sollen.

Die Wiederherstellung der Toten zum Leben wird eines der großen Ereignisse des Neuen Zeitalters sein. In diesem Messianischen Königreich wird die Auferstehungsmacht durch die „Fürsten” jener Zeit ausgeübt werden, vorgeschattet durch Elisa. Am meisten werden diejenigen begünstigt werden, welche die in Elisa vorgeschatteten „Fürsten” am meisten wertschätzen und am bereitwilligsten anerkennen. Gerade so wie die Eltern des durch Elisa vom Tode auferweckten Kindes für das Wohlergehen des Propheten freundliche Fürsorge getroffen hatten.

Das Gericht, das über die Gegner der Elisa-Klasse hereinbricht, vorgeschattet in dem Zerreißen der 42 jungen Leute, würde Zurechtweisung und Gerichte bedeuten, die während des Messianischen Königreiches gegen alle Widersacher der göttlichen Einrichtungen werden angewandt werden. Die Schrift versichert uns: „Wenn die Gerichte Gottes den Erdkreis treffen, werden die Bewohner des Landes Gerechtigkeit lernen”; „das Recht wird zur Richtschnur und die Gerechtigkeit zum Senkblei werden”. (Jesaja 28:17)

WT vom Mai 1911



Tagesanbruch Bibelstudien- Vereinigung