Des Christen Leben und Lehre |
Der Friede Gottes
„Der Friede Gottes, der allen Verstand übersteigt, wird eure Herzen und euren Sinn bewahren in Christo Jesu.” „Großen Frieden haben, die dein Gesetz lieben und kein Fallen gibt es für sie.” (Philipper 4:7, Psalm 199:165)
Gottes Gesetz repräsentiert Gottes Willen. Alle, welche rechten Geistes, rechter Gesinnung sind, werden sich freuen, wenn Gottes Wille geschieht. Ursprünglich war Gottes Wille in die Natur des Menschen geschrieben. Nachdem die Sünde das Gesetz dort ausgelöscht hatte, schrieb Gott es auf Tafeln von Stein für Israel. Es ist die Gerechtigkeit dieses Gesetzes - der göttlichen Vorschriften und Forderungen, was immer sie sein mögen - welcher die Christen so weit wie möglich gehorchen. Wir freuen uns, Gottes Willen zu tun.
Gottes Gesetz lieben würde also heißen, die Tatsache würdigen, daß Gott ein großes Vorhaben hat; sich freuen, auszufinden, was Gottes Wille ist, und volles Vertrauen zu Seiner Gerechtigkeit, Weisheit, Liebe und Macht zu haben. Großen Frieden haben alle, welche das tun. Sie verstehen nicht jede Handlung göttlicher Gerechtigkeit, aber ihr Glaube hält an der Tatsache fest, daß Er zu weise ist, um zu irren. So haben sie Frieden, indem sie ihre Interessen Ihm anvertrauen.
In diesem Text unterscheidet der Apostel zwischen dem Sinn und dem Herzen. Das Herz repräsentiert die Neigungen. Der Apostel ermahnt, daß wir nicht nur gute Gefühle in der Sache haben sollten, sondern daß unser Geist ruhig sein sollte. Wenn wir, nachdem wir uns dem Herrn geweiht haben, etwas tun sollten, was unser Gewissen in einer Beziehung verletzt, so würden wir uns Ihm entfremdet fühlen. Dann sollten unsere Herzen wissen, daß wir wiederum dem Herrn nahen dürfen; und wir sollten danach trachten, durch Gebet zur Harmonie mit Gott zurückzukommen und so Seine Versöhnung mit Ihm herbeizuführen. Unser Herr hat für uns gesorgt, daß wir einen Fürsprecher bei dem Vater haben sollten. (1. Johannes 2:1) Er, welcher zuerst in der Gegenwart Gottes für uns erschien, ist derselbe, welcher immerdar lebt, um sich für uns zu verwenden. So kommen wir zum Herrn durch die Einrichtung, welche er gemacht hat; und wir frohlocken, daß wir Vergebung und Gnade zur Hilfe in Zeiten der Not finden können.
Der Text weist nicht auf unseren eigenen Frieden hin, sondern auf den Frieden Gottes; auf den Frieden, welcher uns zuteil wird durch die Erkenntnis der Macht Gottes, und Seiner Güte und Willigkeit, uns mit Seiner rechten Hand zu halten als Seine Kinder. Dieser Friede steht stets bereit, wie eine Wache, um jeden feindlichen oder quälenden Gedanken und jede Furcht abzuweisen. Er bewahrt den Sinn des Christen so, daß dieser im Herzen Frieden und Gemeinschaft mit dem Herrn hat; er regiert auch seinen Sinn, seine urteilende Vernunft; er unterweist ihn und versichert ihn der Macht, Weisheit und Liebe Gottes.
Wir sollten immer mehr um Gnade und Weisheit und die Früchte des Geistes bitten, und um Gelegenheiten, dem Herrn und den Brüdern zu dienen, und mehr und mehr in das Bild des lieben Sohnes Gottes hineinzuwachsen. Unter diesen Umständen wird der verheißene „Friede Gottes, der allen Verstand übersteigt”, unsere Herzen und Gedanken bewahren. Selbstsucht und Ehrgeiz finden keinen Raum in Herzen, welche so erfüllt sind. Selbst wenn wir „in tiefen Wassern” sind, kann der Friede Gottes in unseren Herzen wohnen und sie bewahren.
Des Apostels Gedanke scheint zu sein, daß diejenigen, welche er anredet, in Harmonie mit Gott gekommen sind durch die Annahme Seiner Bedingungen. Sich von allem Widerspruch abwendend, sind sie Gottes Kinder geworden durch Glauben, Gehorsam, Selbstverleugnung und Weihung in den Tod. Der Apostel ermahnt, daß sie den Frieden Gottes in ihren Herzen und Sinnen haben sollten, und zwar dauernd. Sie sollten durch diesen Frieden bewahrt werden. Der Ausdruck „in Christo Jesu” deutet an, daß, so wie wir in diesen Frieden nur durch unseren großen Fürsprecher eintraten, wir auch nur durch seine fortdauernde Fürsprache in diesem Frieden verbleiben können. Andernfalls würden wir durch die Unvollkommenheiten des Fleisches beständig aus der Harmonie mit Gott fallen.
„Laßt uns nun mit Freimütigkeit hinzutreten zu dem Thron der Gnade, auf daß wir Barmherzigkeit empfangen und Gnade finden zur „rechtzeitigen Hilfe”. (Hebräer 4:16) Wenn wir so täglich kommen und sagen: „Vergib uns unsere Schuld, wie wir vergeben unseren Schuldnern”, so bleiben wir im Frieden; denn wir haben diesen großen Fürsprecher. Darum bleibt uns dieser Friede ein fortdauernder Vorrat von Gnade durch den großen Fürsprecher.
WT vom Februar 1912