Die Wertschätzung der irdischen und der himmlischen Dinge

Manchmal hört man Geschwister sagen: „Ich habe Zweifel daran, ob ich zur geistigen Klasse gehöre. Obwohl ich es versuche, kann ich mir die geistigen, himmlischen Dinge nicht vorstellen. Aber ich kann es mir sehr gut vorstellen und habe große Freude, wenn ich an die Segnungen des Millenniumskönigreiches denke. Wenn ich über die Zeiten der Wiederherstellung nachdenke, da die Erde fortschreitet, vom Fluch befreit und in einen Paradieszustand versetzt wird - wenn die Menschenkinder durch den Dienst des Herrn und seiner verherrlichten Kirche aus dem Sünden- und Todeszustand herausgehoben werden - wenn sie zur vollen Vollkommenheit, die Adam verloren hat, wiederhergestellt werden - wenn sie die große Gunst einer zunehmenden Erkenntnis jeden Gegenstandes erlangen werden. Ist dies nicht ein Beweis dafür, daß ich nicht vom Geist gezeugt bin, und daß ich deshalb nicht die himmlischen Dinge, von denen wir so viel in unserer biblischen Literatur lesen, erreichen und in Bestitz nehmen werde?”

Die Antwort darauf ist, daß diejenigen, die solche Gedanken hegen, im Irrtum sind. Jeder wahre Christ wird dies bestätigen können. Jeder, der schöne Felder, Wiesen und Gärten gesehen und Liebe für die Schönheit der Natur hat, kann sich in etwa vorstellen, wie das wiederhergestellte Paradies einmal aussehen wird. Jeder, der edle und gute Charaktereigenschaften des Menschen zu schätzen weiß, kann sich in etwa vorstellen, wie die Vollkommenheit des Gemüts und des Herzens des völlig wiederhergestellten Geschlechtes Adams als Ergebnis der Zeiten der Wiederherstellung am Ende des Millenniums sein wird. Aber niemand auf der Erde, nicht einer der lebenden Heiligen, ist fähig, sich die himmlischen Dinge vorzustellen, die geistigen Dinge, weil er niemals etwas Derartiges gesehen hat. Er hat auch keine Möglichkeit, einen Vergleich mit irdischen Dingen anzustellen, denn sie sind in der Heiligen Schrift nicht näher beschrieben. Der Apostel erklärt uns: „Es ist noch nicht offenbar geworden, was wir sein werden.” (1. Johannes 3:2) Er gibt uns den Schlüssel für unseren Glauben und unsere Erkenntnis, indem er hinzufügt: „Aber wir werden Ihn sehen, wie Er ist, wenn wir ihm gleich sein werden.”

Unsere Erkenntnis ist eine Erkenntnis aus Glauben, die sich auf die Aussprüche und Verheißungen unseres Herrn stützt. Wir wandeln im Glauben, nicht im Schauen. Wir lieben Ihn, obgleich wir Ihn nicht gesehen haben. Unsere himmlische Heimat ist uns nicht beschrieben, aber wir wissen, daß ihre Herrlichkeit größer und erhabener ist, als alle irdischen Dinge, denn unser himmlischer Herr hat uns die Versicherung gegeben, daß, „was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat und in keines Menschen Herz gekommen ist, Gott bereitet hat denen, die ihn lieben”. Diese Dinge hat Gott uns durch Seinen Geist offenbart. (1. Korinther 2:9) Er hat uns kein Bild dieser Herrlichkeit durch eine Vision oder durch geistige Darstellungen oder Vorbilder gegeben, sondern Er hat es uns in der Weise offenbart, daß er sich uns selbst offenbarte. Wir gelangen zu einer rechten Erkenntnis des Herrn und Wertschätzung Seiner großen Weisheit, Liebe, Gerechtigkeit und Macht. Dadurch sehen wir, daß Er das erhabene Vorbild, die Veranschaulichung von alledem ist, was gut ist, groß, liebenswert, weise, schön und wahr. Und dann erkennen wir auch, daß Sein himmlisches Heim und alle Vorkehrungen, die Gott für die Erwählten getroffen hat, in jeder Weise die Dinge übertreffen müssen, die Er für die Welt im allgemeinen vorgesehen hat - Dinge, die für solche sein werden, die Seine Gnaden und gesegneten Vorkehrungen während des Millenniumszeitalters annehmen werden.

Angenommen, eine Frau findet den für sie idealen Mann: er ist in jeder Hinsicht edel, sowohl geistig, moralisch als auch körperlich - sowohl seine äußere Erscheinung als auch sein Charakter sind liebenswert. Angenommen, diese Frau erhält von ihrem Geliebten die Einladung, seine Braut und Miterbin zu werden. Angenommen, er schaut sich ihr gegenwärtiges Zuhause gemeinsam mit ihr an und erzählt ihr bei dieser Gelegenheit, daß dies alles keinem Vergleich mit der Großartigkeit und Herrlichkeit des Heims stand hält, das er für sie bereitet hat. Hätte sie dann nicht so ein starkes Vertrauen zu ihrem Geliebten, um alles andere zu verlassen und seine Braut zu sein - und hätte sie nicht so ein völliges Vertrauen zu ihm, zu glauben, daß er tatsächlich der Besitzer und Machthaber über dieses Heim sei, das er für sie bereitet hat? Selbstverständlich wäre es so! Sie würde seiner Zusicherung Glauben schenken und das Haus ihres Vaters einschließlich der besten Dinge, die sie bis dahin ihr eigen nannte, mit Freuden verlassen. Ist es nicht ebenso mit denen, die die Einladung des Herrn angenommen haben, seine Braut zu sein, die Welt zu verlassen und verwandelt zu werden von menschlicher zu göttlicher Natur, mit ihm die Herrlichkeit, Ehre und Unsterblichkeit zu teilen - bis zur Verwandlung für sie unerkannte und unbekannte Dinge? Ist dies ein unbegreiflicher Glaube? Ist dies Zweifel? Verlangt unser Erlöser von uns einen unbegreiflichen Glauben? Wir denken nicht. Unsere Nachfolge in seinen Fußstapfen wird vielmehr zunehmen; und unser Glaube an unseren Heiland wird wachsen; auch unser Vertrauen wird nicht allein seinen Worten, sondern auch seiner Weisheit gegenüber Tag für Tag größer werden. Wir glauben zuversichtlich, daß Er zu viel mehr imstande ist, als wir erbitten oder uns vorstellen können - nach der Kraft, die in uns wirkt, und Seine Gnade und Liebe gegen uns in Christo Jesu wachsen läßt. (Epheser 3:20)

Laßt uns deshalb die Lenden unserer Gesinnung umgürtet halten, nüchtern sein und völlig auf die Gnade hoffen, die uns bei der Offenbarung unseres Herrn und Heilandes Jesus Christus dargebracht werden wird. Laßt uns nicht auf Dinge schauen, die wir sehen, und die zeitlich sind, sondern vielmehr nach den Dingen, die wir nicht sehen, die ewigen Dinge. Laßt unser Glaubensauge auf Jesus gerichtet sein, und laßt uns auf die Krone des Lebens blicken, die Er uns verheißen hat. Laßt uns nach dem Orte schauen, den Er uns in den vielen Wohungen des Hauses unseres Himmlischen Vaters bereitet. Laßt uns nicht mit Zweifel oder Furcht, sondern voller Vertrauen darauf blicken, daß die Herrlichkeit und Größe unserer Hoffnung überaus erhabener sein wird, als wir sie uns vorstellen können, und daß er uns einladen wird, höher in die Freuden unseres Herrn hinauf zu steigen. Der Glaube vertraut allezeit fest, mag kommen, was da will. Je mehr unser Glaube in dieser Weise gestärkt wird, um so mehr erwacht in uns das Verlangen, Ihn zu schauen, der uns aus der Finsternis in Sein wunderbares Licht führt; ja, je mehr dieser Glaube in uns lebendig ist, um so mehr wird uns auch die Kraft Gottes erfüllen, Der in uns beides, das Wollen und das Vollbringen nach Seinem Wohlgefallen, wirken will. Er wird uns fähig machen, zunehmend von der Welt getrennt zu leben, die Welt zu überwinden und einen guten Kampf gegen Sünde und Selbstsucht zu kämpfen, die Welt, den Teufel und unser eigenes Fleisch.



Tagesanbruch Bibelstudien- Vereinigung