Die Lenden umgürtet und die Lampen brennend

Im 12. Kapitel des Lukas-Evangeliums gibt der Herr seinen Jüngern, und damit auch uns, einige Ermahnungen mit auf den Weg, was wir beachten müssen, wenn wir zu den „klugen Jungfrauen” gehören wollen. In Vers 22 ermahnt uns der Herr: „Seid nicht besorgt für das Leben, was ihr essen, noch für den Leib, was ihr anziehen sollt! Das Leben ist mehr als die Nahrung und der Leib ist mehr als die Kleidung.”

Für diejenigen, die ihr Alles in die Hand des Herrn gelegt haben, sollte das geistige Leben und der geistige Leib in allem Vorrang haben. Petrus sagt: „Wenn ihr nach dem Fleische lebt, (wenn fleischliche Belange den Vorrang haben) so werdet ihr sterben.” Wenn wir nach dem Fleische leben, so wird unser geistiges Leben absterben. „Die aber dem Christus Jesus angehören, haben das Fleisch samt den Leidenschaften und Begierden gekreuzigt.” (Galater 5:24) Und in Vers 29 lesen wir: „Und ihr, (als Fußstapfennachfolger) trachtet nicht (danach), was ihr essen oder was ihr trinken sollt, und seid nicht in Unruhe! Denn nach diesem allen trachten die Nationen der Welt; euer Vater aber weiß, daß ihr dies alles benötigt.”

Ja, unser Himmlischer Vater hat Sein Volk Israel in der Wüste nicht vergessen, als Er sie mit dem Manna ernährte, Er hat den treuen Elias nicht vergesssen, als Er den Raben gebot, ihn mit Brot und mit Fleisch zu versorgen, und Er wird auch unsere Lebensumstände so überwalten, daß uns Wasser und Brot, - und darüber hinaus vieles mehr - immer sicher sind. Wenn wir in dieser Hinsicht Unruhe zeigen, so offenbart dies einen Mangel an Glauben und Vertrauen in die überwaltende Fürsorge unseres Himmlischen Vaters für uns. Vers 31 sagt: „Trachtet jedoch nach seinem Reich”. Noch deutlicher drückt die Parallelstelle, in Matthäus 6:33 den Gedanken aus, wo es heißt: „Trachtet aber zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit! Und dies alles wird euch hinzugefügt werden.”

Letztere Ermahnung bedeutet nicht, daß wir unsere Hände in den Schoß legen und nicht für unseren Lebensunterhalt arbeiten sollen, wie dies alle rechtschaffenen Menschen tun. Auch Paulus, der wahrhaftig in allem zuerst nach dem Reiche Gottes trachtete, arbeitete für seinen Lebensunterhalt, indem er auf seinen Reisen als Zeltmacher wirkte. Für den geistgezeugten Menschen ist die erste und vorrangige Aufgabe, sich mit geistigen Dingen zu beschäftigen, mit der Wahrheit, dem Reich Gottes und seiner Gerechtigkeit. Dies sollte hauptsächlich unsere Gedanken beschäftigen und weniger die Vorsorge für die Notwendigkeiten des natürlichen Menschen.

Dann lesen wir in den Versen 33 und 34 die oft falsch verstandene Aufforderung: „Verkauft eure Habe und gebt Almosen; macht euch Beutel die nicht veralten, einen unvergänglichen Schatz in den Himmeln, wo kein Dieb sich naht und keine Motte zerstört! Denn wo euer Schatz ist, da wird auch euer Herz sein.”

Das „Verkaufen unserer Habe” deutet hier auf das sich trennen von irdischen Werten, welche wir im Dienst der Wahrheit einsetzen sollen, wie dies auch sinngemäß aus dem Gleichnis von der „Perle im Acker” hervorgeht. (Matthäus 13:45 und 46) Geld oder Wertsachen wurden in jenen Zeiten im Gürtel aufbewahrt, und wenn jemand viel Geld besaß, so führte er zusätzlich einen Beutel mit sich, der an den Gürtel gebunden wurde. Doch wie es oft in diesen unsicheren Zeiten geschah, nahten Diebe oder Räuber, die es auf das Geld abgesehen hatten. Und über Nacht konnte der mühsam erworbene Besitz verloren gehen. Darum: „Sammelt euch einen unvergänglichen Schatz in den Himmeln, wo kein Dieb sich naht und keine Motte zerstört.”

Alle diese Ermahnungen haben während des ganzen Evangelium-Zeitalters für die Fußstapfennachfolger des Herrn ihre richtungweisende Bedeutung gehabt, und wer nicht jedes Wort und jede Ermahnung sehr ernst genommen hat, oder ernst nimmt, und seinen Lebenswandel danach ausrichtet, wird Schwierigkeiten haben, als „mehr als Überwinder” in das Reich der Himmel einzugehen.

Daß der Herr die Herauswahl in dieser Weise ermahnen mußte, zeigt uns, daß etliche der Geweihten den Bestrebungen der Welt gegenüber noch nicht völlig abgestorben waren, daß sie noch besorgt waren für ihr fleischliches Leben, für das, was sie essen und trinken, und das, was sie anziehen sollten. Kurz gesagt, sie trachteten noch nicht in allem zuerst nach dem Reiche Gottes und seiner Gerechtigkeit. Ihre Bereitschaft zu Kompromissen ließ darauf schließen, daß sie dem Herrn nicht in allem völlig vertrauten. Die Ermahnungen des Herrn, die für das ganze Zeitalter Beachtung finden sollten, richteten sich an alle, jedoch vornehmlich an diejenigen in der Herauswahl, die durch ihren sorglosen Wandel und ihre Verbindung mit der Welt Anlässe zu Ermahnungen gaben. In den nun folgenden Versen 35 bis 40, die sich deutlich auf das Ende des Evangelium-Zeitalters beziehen, ermahnt der Herr seine noch auf Erden wandelnden Glieder zu besonderer Wachsamkeit.

Wir wollen die Verse zunächst im Zusammenhang lesen: „Eure Lenden sollen umgürtet und die Lampen brennend sein! Und ihr seid Menschen gleich, die auf ihren Herrn warten, wann er aufbrechen mag von der Hochzeit, damit, wenn er kommt und anklopft, sie ihm sogleich öffnen. Glückselig jene Knechte, die der Herr, wenn er kommt, wachend finden wird! Wahrlich ich sage euch: Er wird sich umgürten und sie sich zu Tisch legen lassen und wird hinzutreten und sie bedienen. Und wenn er in der zweiten Wache und wenn er in der dritten Wache kommt und findet sie so - glückselig sind jene. Dies aber erkennt: Wenn der Hausherr gewußt hätte, zu welcher Stunde der Dieb kommen würde, so hätte er gewacht und nicht erlaubt, daß sein Haus durchgraben würde. Auch ihr seid bereit! Denn der Sohn des Menschen kommt in der Stunde, da ihr es nicht meint.”

Diese Verse zeigen uns deutlich, daß die zweite Gegenwart unerwartet kommen würde, „zu einer Zeit, da es niemand meint”. Darum der Aufruf zur Wachsamkeit, zur Beobachtung der Zeichen der Zeit, die am Ende des Evangelium-Zeitalters vorhanden sein sollten, wenn der Ernteherr kommt (gegenwärtig ist), um seinen Weizen einzusammeln.

Wir leben in der Erntezeit des Evangelium-Zeitalters, in der der Herr schon seit geraumer Zeit gegenwärtig ist. Die Zeichen der Zeit sagen uns, daß wir erwarten können, daß sich die „Tür” der Hohen Berufung bald hinter den „klugen Jungfrauen” schließen wird.

Im nächsten Vers, Vers 35, lesen wir: „Eure Lenden sollen umgürtet und eure Lampen brennend sein”. Der Wortlaut der Ermahnung, daß die Lenden der Jungfrauen umgürtet und die Lampen brennend sein sollen, läßt den Schluß zu, daß der Herr voraussah, daß es zur Zeit seiner Wiederkunft bei vielen seiner Fußglieder nicht so sein würde. Viele Lenden würden nicht umgürtet sein, und viele Lampen würden nicht brennen, wenn es galt dem Bräutigam entgegenzugehen und mit ihm zur Hochzeit einzutreten.

Kluge und törichte Jungfrauen

In Matthäus 25 zeigt der Herr im Gleichnis von den „klugen und törichten Jungfrauen”, daß ein Teil der Jungfrauen-Klasse es versäumte ihre Lampen brennend zu erhalten. Die Hochzeit ist vorbereitet, und die Ankunft des Bräutigams steht bevor. Einige haben den Bräutigam schon früher erwartet, doch weil er nicht kam, sind alle eingeschlafen. Dann die Überraschung! Um Mitternacht entsteht ein Geschrei, „Siehe der Bräutigam! Geht hinaus ihm entgegen.”

Erst jetzt bemerken die als „töricht” bezeichneten Jungfrauen, daß ihre Lampen im Begriff sind zu erlöschen, und sie bitten die „klugen Jungfrauen”, die rechtzeitig für einen Vorrat an Öl gesorgt haben, ihnen von ihrem Öl abzugeben. Wie wir zuvor bemerkt haben, sollten „die Lenden dieser Jungfrauen umgürtet und ihre Lampen brennend sein”. Sie hätten in dieser Weise vorbereitet sein sollen, waren es aber nicht, wie wir sehen.

Das Umgürten der Lenden zeigt an, daß jemand zum Aufbruch ausgerüstet ist, denn während des Schlafes wurde der Gürtel abgelegt. Die Bibel spricht des öfteren vom Anlegen des Gürtels, so auch der Apostel Paulus in Epheser 6: „So steht nun eure Lenden umgürtet mit Wahrheit … ” (Epheser 6:14) Die Erstgeborenen Israels sollten das Passah des Auszugs aus Ägypten feiern: „ihre Lenden umgürtet, mit Schuhen an den Füßen und dem Stab in der Hand.” (2. Mose 12:11) Auch der Hohepriester Israels war an den Lenden umgürtet, er trug einen leinenen Gürtel, der ihn als einen gerechten Diener zeigte. Bruder Russell deutete den Gürtel als ein Zeichen für Dienstbarkeit.

Im Gleichnis von den „törichten und klugen Jungfrauen” wird der Gürtel nicht erwähnt, wohl aber die Lampen, die von allen Jungfrauen geschmückt wurden.

Die „brennende oder scheinende Lampe”, findet in der Heiligen Schrift vielfache Erwähnung. Sie gilt als ein Sinnbild der Wahrheit, die von unserem Herrn ausgeht, oder unseren Herrn selbst darstellt. So offenbarte Johannes der Täufer den Messias, den er bildlich als „brennende und scheinende Lampe” bezeichnete. (Johannes 5:35) Und schon zu alttestamentlichen Zeiten spricht der Prophet Jesaja von unserem Herrn als dem „Licht der Nationen”. (Jesaja 9:2)

Petrus macht in seinem zweiten Brief, Kapitel 1:19, die bekannte Feststellung: „Und so besitzen wir das prophetische Wort (um so) fester, und ihr tut gut, darauf zu achten als auf eine Lampe, die an einem dunklen Ort leuchtet, bis der Tag anbricht und der Morgenstern in euren Herzen aufgeht … .”

Die Lampen der als „töricht” bezeichneten Jungfrauen konnten aber im entscheidenden Augenblick, als der Bräutigam kam, nicht leuchten, weil ihr Öl ausgegangen war. In ihrer Sorglosigkeit hatten sie keinen Ölvorrat angelegt, wie dies die „klugen Jungfrauen” getan hatten.

Was sagt uns dies? Auch wenn die Lampe geschmückt ist, wenn die Bibel äußerlich schön gestaltet, in Leder gebunden und mit Goldschnitt versehen ist, nützt sie garnichts, wenn nicht das Öl, der Heilige Geist, sie zum leuchten bringt. Hier hatten die Lampen zwar gebrannt, aber das Öl war verbraucht worden, und ein Vorrat an Öl aus Sorglosigkeit nicht angelegt worden.

In dem Gleichnis erkennen wir auch die schwerwiegenden Folgen. Während die „törichten Jungfrauen” zu den „Ölhändlern” gehen, um für ihre Lampen „Öl” zu kaufen, „kam der Bräutigam, und die bereit waren, gingen mit ihm hinein zur Hochzeit; und die Tür wurde verschlossen.” (Matthäus 25:10) Als die von den Händlern zurückkehrenden Jungfrauen anklopfen, spricht der Bräutigam zu ihnen: „Wahrlich ich sage euch, ich kenne euch nicht!”

In gleicher Weise, dem Gleichnis entsprechend, wird der Herr auch zu einer Klasse von Jungfrauen sagen müssen: „Ich anerkenne euch nicht als meine Braut!” Wenn die Herauswahl aus den Nationen beendet ist, wenn 144.000 Glieder jeder in seine Hochzeit mit seinem Herrn und Bräutigam eingegangen ist, wird die günstige und gesegnete Zeit, ein Glied an dem Leibe des Christus zu werden, endgültig zuende sein.

Wie wir schon zuvor erkannt haben, sprach der Herr im Hinblick auf seine zweite Gegenwart zu der Kirche des Evangelium-Zeitalters: „Eure Lenden sollen umgürtet und eure Lampen brennend sein”, was in der Realität entsprechend dem Gleichnis von Matthäus 25 nur auf eine begrenzte Zahl der „Jungfrauen” zutraf. Nur 144.000 aus der großen Zahl der Berufenen werden, wie vom Herrn vorhergesagt, wachsam sein und mit Sorgfalt auf genug „Öl” des Geistes Gottes und des Geistes Christi achten, so daß ihr Licht nicht verlöscht, bis sie den Bräutigam treffen und mit ihm zur Hochzeit eingehen. Sie sind die Auserwählten aus der unbegrenzten Zahl der Berufenen dieses Zeitalters, sie sind die „klugen Jungfrauen”, auf die es zutrifft, daß sie „mehr als Überwinder” sind. Paulus vergleicht die Situation mit einem Wettlauf, zu dem viele angetreten sind, aber nur einer mit dem Siegeslorbeer gekrönt wird, und ermuntert jeden einzelnen von uns: „Lauft so, daß ihr ihn erlangt!” (1. Korinther 9:24)

In Vers 36 vergleicht der Herr Jesus diejenigen, die sich nicht rechtzeitig gegürtet hatten, deren Lampen erloschen waren, mit Menschen, (Jungfrauen) die auf ihren Herrn warten, wenn er von der Hochzeit kommt. Die Hochzeit ist also schon vorüber, und die Jungfrauen, die keinen Einlaß mehr zur Hochzeit fanden, warten darauf, daß der Herr bei ihnen anklopft und sie dann zum Hochzeitsmahl einläßt. In Vers 36 lautet dies so: „Und ihr (deren Lampen verlöscht sind, als der Bräutigam kam) seid Menschen gleich, die auf ihren Herrn warten, wann er aufbrechen mag von der Hochzeit, damit, wenn er kommt und anklopft, sie ihm (dann) sogleich öffnen.”

Einige Übersetzungen sprechen von einer „Hochzeitsfeier” oder einem „Gastmahl”, von dem der Herr aufbricht, was den Gedanken nahelegt, daß es sich dabei nicht um des Herrn eigene Hochzeit, sondern um die Teilnahme an einem Hochzeitsfest handelt, wie dies bei der Hochzeit zu Kana der Fall war.

Es zeigt sich jedoch bei näherem Hinschauen, daß dieser Gedanke nicht zutreffend sein kann, wenn wir von dem griechischen Ursprungstext ausgehen, denn dort erscheint das Wort „Hochzeit” im Plural. „Und ihr seid Menschen gleich, die auf ihren Herrn warten, wann er aufbrechen mag von den Hochzeiten.” Entsprechend ist auch in Matthäus 22:2 nach dem Originaltext zu lesen: „Mit dem Reich der Himmel ist es wie mit einem König, der seinem Sohn (die) Hochzeiten bereitete.” Warum spricht der Originaltext hier und auch an anderen Stellen, wo es sich um die symbolische Hochzeit des Herrn handelt, von „Hochzeiten”? Die Antwort ist zugleich logisch und schön: Weil jede „Jungfrau” individuell vom Herrn auf ihre Treue zu ihrem Gelöbnis hin beurteilt wird, und wenn sie würdig ist, persönlich in die Hochzeit mit dem Bräutigam eingeht.

Es erscheint nunmehr naheliegend, daß die Große Schar, die auf das erste Anklopfen des Herrn mit der Erntewahrheit nicht entsprechend reagierte und ihre Lampen verlöschen ließ, und dadurch bedingt nicht rechtzeitig zur Hochzeit kam, nunmehr bereit ist sogleich auf sein Klopfen zu öffnen. Doch dies geschieht, nachdem er von der Hochzeit kommt, oder wie es korrekt heißt von den Hochzeiten kommt, die er inzwischen mit jeder „klugen Jungfrau” eingegangen ist.

Die aus der großen Bedrängnis kommen

Die Große Schar, die das hohe Ziel verfehlte, wird, wie die Schrift uns zeigt, in der großen Trübsalszeit „ihre Kleider im Blut des Lammes waschen”. Sie haben ihre Kleider der Gerechtigkeit Christi nicht abgelegt, aber es zugelassen, daß diese mit häßlichen Flecken verunreinigt wurden. Die Flecken scheinen Verunreinigungen darzustellen, die bei ihrer Berührung mit dem Geist der Welt und des Fleisches zustande gekommen sind. Sie scheinen es versäumt zu haben, täglich ihr Zukurzkommen vor den Herrn zu bringen, damit jeder kleinste Fleck sogleich gereinigt und ausgetilgt werde, durch das Bekenntnis und die Bitte um Vergebung.

In Offenbarung 7 wird uns die „Große Schar” in einer Szene vor dem Thron des Lammes gezeigt, bekleidet mit weißen Gewändern und Palmenzweigen in den Händen. Und ein Ältester stellt die Frage: „Wer sind sie, und woher sind sie gekommen?” Und die Frage wird von einem der Ältesten so beantwortet: „Diese sind es, die aus der großen Bedrängnis kommen, und sie haben ihre Gewänder gewaschen und sie weiß gemacht in dem Blut des Lammes. Darum sind sie vor dem Thron Gottes und dienen ihm Tag und Nacht in seinem Tempel; und der auf dem Thron sitzt wird über ihnen wohnen.” (Offenbarung 7:9 - 17)

Während die Kleine Herde als Leibesglieder mit dem Herrn vereint auf dem Thron sitzen und an seiner Herrschaft teilnehmen wird, steht die Große Schar vor dem Thron, als dienende Klasse in einer Herrlichkeit, die den Engeln gleich sein wird. Daß sie Palmenzweige in den Händen tragen, kennzeichnet sie als Überwinder. Sie wurden, wie Paulus sagt, „…dem Satan überliefert zum Verderben des Fleisches, damit der Geist errettet werde am Tage des Herrn ” (1. Korinther 5:5) Als geistige Klasse, die dem Herrn in seinem Tempel dient, sind auch sie als „glückselig” zu bezeichnen.

Die Gefährtinnen der Braut

In Psalm 45 wird uns die Hochzeitsfeier in einem Liebeslied gezeigt. Von dem königlichen Bräutigam, der „schöner ist als andere Menschen”, wird gesagt: „Gerechtigkeit hast du geliebt und Gottlosigkeit gehaßt: darum hat Gott, dein Gott, dich gesalbt mit Freudenöl vor deinen Gefährten.” (Psalm 45:8) Nach dem Bräutigam wird auch die Braut mit Freudenöl gesalbt, indem sie an seinen Freuden teilnimmt. Sie wird in bunt gewebten Kleidern zum König geführt. Und wie es bei einer Hochzeitsfeier üblich war, wird sie von Jungfrauen begleitet. Wir lesen in den Versen 15 und 16: „Jungfrauen ihr Gefolge, ihre Gefährtinnen, sie werden zu dir hineingebracht. Sie werden geführt unter Freude und Jubel, sie ziehen ein in den Palast des Königs.”

Wir erkennen in den „Jungfrauen”, die als „Gefährtinnen” der Braut in den Hochzeitssaal nachfolgen die „Große Schar” oder „Große Volksmenge”. Hinsichtlich ihres Zukurzkommens sind sie zwar „törichte Jungfrauen” - aber eben doch „Jungfrauen”, die dem Herrn treu geblieben sind, und „Gefährtinnen” der „klugen Jungfrauen”, wie uns in Matthäus 25 gezeigt wird. Von diesen sagt die Schrift in Offenbarung 19:9: „Glückselig, die eingeladen sind zum Hochzeitsmahl des Lammes.”

Eine unvergleichlich größere Glückseligkeit wird jedoch denjenigen Knechten in Aussicht gestellt, die der Herr zur Zeit seiner Gegenwart wachend vorfindet, die gegürtet und mit brennenden Lampen dem Bräutigam entgegengehen und in die Hochzeit gehen, wie wir auch in den Versen 37 und 38 lesen: „Glückselig jene Knechte, die der Herr, wenn er kommt, wachend finden wird! Wahrlich ich sage euch: Er wird sich umgürten und sie sich zu Tisch legen lassen und wird hinzutreten und sie bedienen. Und wenn er in der zweiten Wache und wenn er in der dritten Wache kommt und findet sie so - glückselig sind jene.”

In diesen Versen bemerken wir den deutlichen Bezug zu dem Gleichnis von den „törichten und klugen Jungfrauen”. Die „klugen Jungfrauen” unterschieden sich von den übrigen Jungfrauen dadurch, daß ihre „Lampen” zur rechten Zeit brannten. Sie stellen auch die Klasse dar, die der Herr „zu Tisch” bittet, und die er mit zeitgemäßen Fettspeisen des Wortes Gottes bedient. Es sind Erntewahrheiten, die für diejenigen bestimmt sind, die dem Bräutigam mit brennenden Lampen und Öl in den Gefäßen entgegengehen.

Die zweite und dritte Nachtwache

Es war zu jener Zeit in dem römischen Herrschaftsbereich, zu dem auch Palästina gehörte, der Brauch den Zeitraum der Nacht in 4 Wachen einzuteilen. Der Herr spricht hier von seinem Kommen, - seiner Parusia oder Gegenwart während der „zweiten und dritten Wache”. Die erste Wache, „Abendwache” genannt, begann um 18 Uhr und dauerte bis 21 Uhr. Ihr schloß sich die zweite Wache an, von der hier die Rede ist. Diese Wache, wurde als „Mitternachtswache” bezeichnet, weil sie um 24 Uhr, oder in der Mitte der Nacht endete. Auch hier ist wieder der Bezug zu Matthäus 25 zu bemerken, wo es heißt: „Um Mitternacht entstand ein Geschrei: Siehe der Bräutigam!” Um Mitternacht oder wie es bei Lukas heißt „in der zweiten, der „Mitternachtswache” erscholl der Ruf: „Siehe, der Bräutigam!” - der Bräutigam ist gegenwärtig, geht ihm entgegen.

Dann ist noch die dritte Wache, die „Hahnenschreiwache” - von Bedeutung, in der der Herr ebenso gegenwärtig sein sollte. Beachten wir hier, daß es nicht heißt „und wenn er in der zweiten oder dritten Wache kommt”, sondern: „Und wenn er in der zweiten Wache und wenn er in der dritten Wache kommt.” Diese Wache endete um drei Uhr nachts, wenn der Hahn krähte und die Morgendämmerung sich ankündigte.

Dann ist noch die vierte Wache, die Morgenwache zu erwähnen, die aber hinsichtlich der Gegenwart des Herrn in diesem Zusammenhang nicht von Bedeutung ist.

Offenbarung, Kapitel 15 Vers 8 zeigt uns die vollendete Brautklasse in dem symbolischen Tempel, von dem es in Vers 8 heißt: „Und der Tempel wurde mit Rauch gefüllt von der Herrlichkeit Gottes und von seiner Macht; und niemand konnte in den Tempel eintreten, bis die sieben Plagen der sieben Engel vollendet waren.”

Wenn die Brautklasse mit dem Herrn in Herrlichkeit vereint, der Tempel Gottes mit dem Rauch der Herrlichkeit Gottes erfüllt ist, wird niemand mehr in den Tempel eintreten können. Aber es zeigt sich auch andeutungsweise, daß der Tempel nach einer bestimmten Zeit noch einmal geöffnet werden wird, nämlich dann, „wenn die sieben Plagen der sieben Engel vollendet sind.” Der eindeutige Hinweis, daß niemand in den Tempel eintreten konnte, bis die sieben Plagen über die Menschheit ausgegossen worden sind, läßt folgern, daß nach Abschluß der sieben Plagen der Zutritt zum Tempel noch einmal geöffnet wird. Aber für wen?

Das Bild des geschlossenen Tempels, in den niemand mehr eintreten kann, gleicht dem Bild der Hochzeit, in die niemand mehr eintreten konnte, nachdem die „klugen Jungfrauen” in die Hochzeit eingetreten waren, und die Tür verschlossen wurde. Auch hier öffnet sich die Tür noch einmal, um die durch Trübsale geläuterte Klasse der Jungfrauen, die Gefährtinnen der Braut, in den Festsaal zum Hochzeitsmahl einzulassen.

Gemäß der Schrift kommt die Große Schar aus großer Bedrängnis, in der sie ihre Kleider im Blute des Lammes gewaschen hat. Bedingt durch ihre teilweise Verbundenheit mit dem Geist der Welt wird die Große Schar an dem Gericht der Welt in vollem Umfang teilnehmen. In dieser Zeit der Bedrängnis (während der Ausgießung der sieben letzten Plagen) werden sie durch das „Feuer” dieses Tages geläutert zu Überwindern werden, indem das Fleisch vernichtet, aber der Geist errettet wird, wie Paulus uns sagt. In Offenbarung 15:5 wird uns dann ihre Annahme als dienende Klasse im Tempel Gottes mit den Worten gezeigt: „Und nach diesem sah ich: Und der Tempel des Zeltes des Zeugnisses im Himmel wurde geöffnet.”

Warum wurde der Tempel noch einmal geöffnet? Um die Große Schar aufzunehmen, die eine himmlische Klasse ist, die vor dem Thron steht und Dienste im Tempel Gottes verrichtet.

Im Zusammenhang mit der „zweiten und dritten Wache” gesehen mögen wir diese als die Jungfrauen ansehen, die sich in der dritten Wache gürten und ihre Lampen anzünden. Der Herr fand sie also in der „dritten Wache” wachend und verhieß auch ihnen, daß sie glückselig sein werden. Und sie sind es auch, indem sie am Hochzeitsmahl teilnehmen. (Offenbarung 19:9)

Ich möchte hier noch ein kurzes Zitat aus einem Vortrag von Bruder Russell anführen, der sich mit den sieben letzten Plagen und dem Öffnen des Tempels beschäftigt. Zitat: „Wir können in (Offenbarung) Kapitel 16:15 erkennen, daß unter der sechsten Plage, kurz bevor der Tempel wieder geöffnet werden soll, die Klasse, die durch die Zeit der Drangsal gehen muß und die bereit sein soll, wenn „ihr Herr von der Hochzeit zurückkehren wird”, ermutigt ihre Kleider ergreifen, damit sie nicht nackt wandeln. … Und er kommt wieder, wenn er „von der Hochzeit zurückkehrt”. Und er kommt zu seinen Heiligen, und er kommt mit seinen Heiligen.” (Zitat aus „Die sieben letzten Plagen”)

Laßt uns hier noch einmal betonen, daß es nur einen Ruf gibt, nur eine Einladung zur Teilnahme am himmlischen Königreich, die darin besteht, das Kreuz Christi aufzunehmen und ihm bis in den Tod zu folgen, koste es was es wolle. Jeder, der sich geweiht hat, dieser Einladung zu folgen, muß am Ende als Überwinder gefunden werden. Auch die Glieder der Großen Scharklasse sind darin nicht ausgenommen. Niemand sollte somit den irrigen Gedanken haben, daß ihm die Große Scharklasse in jedem Fall sicher ist, unabhängig davon, welche Anstrengungen er zum Überwinden macht.

Der Aufruf unseres Herrn zu wachen und bereit zu sein gilt im besonderen Maße dem Ende des Evangelium-Zeitalters, der Zeit der Gegenwart, und der damit verbundenen Ernte dieses Zeitalters, der Sichtung von Weizen und Spreu. Diese besondere Zeit ist für die Kirche eine Sichtungszeit, in der es sich für den einzelnen erweisen muß, ob er sein Glaubenshaus auf Heu, Stroh, oder den soliden Fels gebaut hat. Das „Feuer” dieses Tages wird es offenbar machen.

Es war der Aufruf des Herrn an seine Fußglieder zu wachen und bereit zu sein. Und dieser Aufruf galt nicht irgendeiner Zeit des Evangelium-Zeitalters, sondern der Erntezeit des Zeitalters, in der wir leben. Es ist für die Berufenen eine Sichtungszeit, in der der Weizen in die Scheune gesammelt und die Spreu verbrannt werden muß - eine Zeit, in der die noch in Babylon sich befindenden Jungfrauen diese letzte Möglichkeit ergreifen sollten um aus Irrtum und Verwirrung hinauszugehen.

Mit den Worten aus 2. Petrus 3:14 möchten wir diese Ausführungen schließen: „Deshalb Geliebte, da ihr dies erwartet, befleißiget euch, unbefleckt und tadellos von ihm in Frieden befunden zu werden.” Mögen zu aller Zeit unsere Lenden umgürtet und die Lampen brennend sein, wann immer der Herr uns zur Hochzeit ruft. Dies wünschen wir euch allen wie auch uns selbst.

Gelobt sei Gott für Seinen Gnadenreichtum.



Tagesanbruch Bibelstudien- Vereinigung