In den Nachtwachen

„Wie von Mark und Fett wird gesättigt werden meine Seele, und mit jubelnden Lippen wird loben mein Mund, wenn ich deiner gedenke auf meinem Lager, über dich sinne in den Nachtwachen.” - Psalm 63:5 und 6

Psalm 92:1 erklärt, daß es „gut” ist, „Jahwe zu preisen” und dem Höchsten „Psalmen zu singen”. Je mehr wir durch ein wachsendes Verständnis Seines Wortes über Gott erfahren, um so größer wird unser Verlangen sein, Ihm Lob zu singen. Wenn unsere Erkenntnis durch das Wirken Seiner Vorsehung in unserem Leben und die Erfüllung Seiner Verheißungen von Gnade und Hilfe in jeder Zeit der Not sich zu einem persönlichen Vertrauensverhältnis mit Ihm vertieft, sollte unser Leben mit unendlichen Lobpreisungen für den Gott unserer Errettung erfüllt sein.

Der Herr bezeichnet David als einen Mann nach Seinem Herzen. Der liebliche Sänger Israels bringt in vielen seiner Psalmen seine Liebe für den Herrn und seine Lust an dem Gesetz seines Gottes zum Ausdruck. In einem dieser Psalmen schreibt er: „Das Gesetz Jahwes ist vollkommen, erquickend die Seele; das Zeugnis Jahwes ist zuverlässig, macht weise den Einfältigen. Die Vorschriften Jahwes sind richtig, erfreuend das Herz; das Gebot Jahwes ist lauter, erleuchtend die Augen. Die Furcht Jahwes ist rein, bestehend in Ewigkeit. Die Rechte Jahwes sind Wahrheit, sie sind gerecht allesamt; sie, die köstlicher sind als Gold und viel gediegenes Gold, und süßer als Honig und Honigseim.” Psalm 19:7 - 10

David spricht vom Nachsinnen über den Herrn in den „Nachtwachen”. Aufgrund dieses Nachsinnens konnte er schreiben:

„Wenn ich anschaue deinen Himmel, deiner Hände Werk, den Mond und die Sterne, die du bereitet hast: Was ist der Mensch, daß du seiner gedenkst, und des Menschen Sohn, daß du dich fürsorglich seiner annimmst?” Psalm 8:3 - 4

„Die Himmel erzählen die Herrlichkeit Gottes, und die Ausdehnung verkündet seiner Hände Werk. Ein Tag berichtet es dem anderen, und eine Nacht meldet der anderen die Kunde davon.” Psalm:19:1 - 2

Die Stunden von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang wurden zu Davids Zeiten von anderen Umständen begleitet als in der Gegenwart. Heutzutage machen das elektrische Licht und andere Mittel künstlicher Beleuchtung die Nacht geradezu zum Tage. Das hat zur Folge, daß die große Mehrheit der Menschen auf diese Weise bis in die Nachtstunden hinein betriebsam ist, entweder bei der Arbeit oder beim Vergnügen. Sie nehmen sich kaum Zeit für ausreichenden Schlaf, und eine Gelegenheit für ruhiges Nachsinnen gibt es selten.

Zu Davids Zeit war dies jedoch anders. Das Flackern einer matten Flamme von brennendem Olivenöl war fast das einzige Mittel, nach Sonnenuntergang Licht zu beschaffen. So verbrachten die meisten Menschen mehr Zeit im Bett, als es heute üblich ist. Da der Körper nur eine bestimmte Menge Schlaf benötigt, gab es während der Nacht viele schlaflose Stunden.

Zweifellos verbrachte David als Hirtenknabe und später als Anführer des Heeres Israels viele von seinen Nächten unter freiem Himmel. Er wurde bei diesen Gelegenheiten von Freude erfüllt, wenn er über die Güte des Herrn nachsann und die Wunder der Schöpfung bestaunte. Wir können wohl annehmen, daß der Hauptinhalt vieler der schönen Psalmen Davids in seinen Sinnen Gestalt annahm, wenn er so in den Nachtwachen nachdachte. Diese wunderbare Umgebung bereitete David für den Einfluß des Heiligen Geistes vor, der ihn in seinen inspirierten Schriften leitete!

„Zu unserer Ermahnung”

David war in der Tat ein Mann Gottes. Der in seinen Schriften ausgedrückte Geist der Hingabe und der Lobpreisung ist die aufrichtige Sprache seines eigenen Herzens, eines Herzens, welches dem Herrn hingegeben war. Als er schrieb: „Jahwe ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln”, da gab er seinen eigenen Empfindungen in dieser Sache und seinem eigenen Vertrauen in die erhaltende Macht Gottes Ausdruck.

Über die Äußerung seiner eigenen Freude am Herrn hinaus wurde David durch den Heiligen Geist inspiriert, Botschaften niederzuschreiben, die in besonderer Weise den Bedürfnissen des Volkes Gottes während des gegenwärtigen Zeitalters entsprechen. Durch göttliche Vorsehung ist dies der Hauptzweck seiner Schriften, wie überhaupt der Schriften aller Propheten des Alten Testaments. Der Apostel erklärt, daß sie sich nicht selbst, sondern uns dienten. Sie schrieben zu unserer Ermahnung, auf welche die Enden der Zeitalter gekommen sind - Römer 15:4, 1. Korinther 10:6 und 11, 1. Petrus1:12

Aufgrund dieser Tatsache glauben wir, daß Davids Erlebnis des Nachsinnens über die Güte des Herrn auf seinem Lager in den Nachtwachen ein noch viel segensreicheres Gegenstück in unseren eigenen Erlebnissen hat. Wir wollen aus seinen Erfahrungen kein Vorbild machen, sondern nur andeuten, daß sie uns an etwas Größeres in der göttlichen Vorkehrung erinnern - an mehr als an das buchstäbliche Liegen auf einem Lager und Nachsinnen über die Güte des Herrn während der dunklen Nachtstunden.

In Gottes Schöpfungsplan gibt es sieben „Tage”, von denen sechs zur Zeit der Erschaffung unserer Stammeltern bereits vollendet waren. Jeder dieser Tage begann mit einem „Abend” und endete mit einem „Morgen”. Wir haben Grund zu glauben, daß jeder dieser Schöpfungstage ein Zeitraum von siebentausend Jahren war, deren siebenter oder letzter „Tag” mit der Erschaffung und dem Fall des Menschen begann und mit dem „Morgen” endet - einem Morgen, der am Ende der Tausendjahr - Herrschaft Christi ganz hell sein wird.

Der „Abend” der Schöpfungstage bezeichnete immer einen dunklen Anfang, an dem die Finsternis zu einer Nacht wurde, bis der „Morgen” das Ende eines jeden Zeitabschnitts anzeigte. So war es auch, als Sünde und Tod am Anfang des siebenten Schöpfungs-„Tages” in die Welt kamen. Von damals bis heute hat die Welt die langen Stunden einer Nacht der Finsternis durchlebt. An jenem „Abend” setzte das „Weinen” ein und hat, wie uns David berichtet, diese ganze Nacht hindurch fortgedauert, aber „am Morgen ist Jubel da”. - Psalm 30:5

Ruhen im Glauben

Während dieser langen Nacht des Weinens ist die Welt mit großem Leid überzogen und sehr verwirrt worden. Jene aber, die Glauben an die Verheißungen Gottes hatten, erfreuten sich der Ruhe von Herz und Sinn. Dies ist besonders bei Jesu Nachfolgern während des Evangelium-Zeitalters der Fall gewesen. Paulus schrieb über sie: „Denn wir, die wir geglaubt haben, gehen in die Ruhe ein.” - Hebräer 4:3 Wir spüren das Böse, das uns umgibt und die Regungen der Sünde in unserem Fleische sehr deutlich. Aber wir setzen unser gläubiges Vertrauen auf das für uns vollendete Werk Christi und wissen, daß durch ihn und sein Königreich schließlich alles Böse ein Ende finden wird, und daß selbst der Tod vernichtet wird.

Darum sind wir ruhig. Es ist eine Ruhe „durch” und „im” Glauben; d. h. im „allerheiligsten Glauben”, dessen Grundlage das verdienstvolle Opfer unseres Herrn und Erretters, Jesus Christus ist. Alle vielfältigen Züge des göttlichen Planes der Errettung sind auf das Verdienst des vergossenen Blutes gegründet - seine Zeiten und Zeitpunkte; seine himmlische Berufung für die Kirche und die Wiederherstellungs-Hoffnung für die Welt; seine Prophezeiungen über das Ende des Zeitalters und seine Verheißungen bezüglich des nun anbrechenden neuen Zeitalters; seine Erklärung der göttlichen Zulassung des Bösen und seine Zusicherung, daß Böses nicht ein zweites Mal aufkommen wird.

Ja, dies alles und noch mehr ist in unserem „allerheiligsten Glauben” enthalten, diesem wunderbaren Umriß des göttlichen Planes, in dem wir Ruhe des Herzens und Frieden des Geistes finden. Wie dunkel die Nacht auch zu sein scheint, wie entfernt manchmal die Morgenstunden scheinen mögen, wir können auf diesem „Lager” göttlicher Verheißungen weiter ruhen. Während wir ruhen, können wir die Lobpreisungen unseres Gottes weiter singen.

Unzulängliche Lager

In Jesaja 28:20 lesen wir von einem Lager oder Bett, welches „zu kurz” ist, „um sich auszustrecken, und die Decke zu schmal um sich einzuhüllen”. Zwei Verse zuvor wird uns von einigen erzählt, die einen „Bund mit dem Tode” und einen „Vertrag mit dem Scheol” (nach Luther: „Hölle”) schließen. Das hebräische Wort „Scheol” bedeutet lediglich den Todeszustand. Entgegen diesem klaren biblischen Zeugnis glauben die Gestalter religiösen Denkens in der ganzen Namenchristenheit übereinstimmend, daß es keinen Tod gibt.

Auf dieser falschen Voraussetzung wurden ihre Glaubensbekenntnisse aufgebaut -Glaubensbekenntnisse, die dazu bestimmt waren, den Gläubigen „Ruhe” zu geben. Aber wenn sie auf die Probe gestellt werden, können sie es nicht. Diese Glaubensbekenntnis-„Betten” sind zu kurz. Wer sich bemüht, durch sie Befriedigung zu finden, wird bei vernünftigem Überlegen feststellen, daß sie zu kurz sind. Auch bieten sie keine hinreichende Bedeckung, um vor der eisigen Zugluft von Zweifel und Furcht zu schützen, welche die Seele plagen.

Offenbar bezog sich Jesus in seiner großen Prophezeiung vom Ende des Zeitalters auf diese Betten, als er sagte, daß zwei auf einem „Bett” sein würden, von denen der eine genommen und der andere gelassen würde. - Lukas 17:34 - 37. In einer derartigen Lage befanden sich einige von uns. Wir haben die Kürze dieser Bekenntnis-Betten der Namenchristenheit erfahren und haben uns unter ihren beschränkten Vorstellungen von der Liebe und Gnade Gottes höchst unbehaglich gefühlt. Aber der Herr hat uns Seine Gunst erwiesen, indem Er uns aus diesen Betten herausgeholfen und auf dem Lager der gegenwärtigen Wahrheit Ruhe gegeben hat.

Dies ist nicht geschehen, weil wir klüger oder würdiger sind als andere, sondern einfach deshalb, weil Gottes Gnade uns „das Geheimnis des Reiches Gottes” zu wissen gestattete. - Markus 4:11 Dies ist gewiß großer Grund zur Freude und zur Lobpreisung unseres Gottes, weil wir jetzt, während es noch finster ist, das Vorrecht haben, auf diesem die Seele beruhigenden „Bett” zu ruhen, welches der Herr für uns bereitet hat!

Ruhend, aber wach

Unsere Ruhe des Glaubens an Gottes großen Plan, dessen Mittelpunkt Christus ist, ist nicht dazu bestimmt, uns zum Schlaf zu verleiten. Wenn wir während der für die Welt dunklen Nacht von Sünde, Leid und Tod auf diesem Lager gegenwärtiger Wahrheit auch ruhen, so sind wir doch weder von der Nacht noch von der Finsternis. Diesbezüglich schrieb Paulus: „Ihr alle seid Söhne des Lichtes und Söhne des Tages; wir sind nicht von der Nacht, noch von der Finsternis. Also laßt uns nun nicht schlafen wie die übrigen, sondern wachen und nüchtern sein.” - 1. Thessalonicher 5:5 - 6

„Laßt uns wachen und nüchtern sein.” David spricht in unserem Leittext von den „Nachtwachen”. Um an einer „Nachtwache” teilzunehmen, muß man wach und munter sein. Das Wachen in der Nacht ist eine sehr alte Einrichtung, die wegen der Sünde und Selbstsucht gefallener Menschen notwendig wurde. Die Finsternis bietet eine Art natürlichen Schutz für Gelegenheitsdiebe, Räuber, feindliche Armeen oder jeden, der einen anderen berauben oder ihm und seinem Eigentum Schaden zufügen möchte. Um solches zu verhindern, wurden Wächter aufgestellt, um das Herannahen oder die Anwesenheit von Feinden festzustellen und Alarm zu schlagen.

Offensichtlich würde ein Wächter seine Pflicht verletzen, wenn er einschliefe. Sein Vorrecht ist es nicht, während der Nacht zu „schlafen wie die übrigen”. Vielmehr soll er „wachen und nüchtern sein”. Und dies ist unsere Stellung als Christen während der Nacht von Sünde und Tod. Wir sind gewissermaßen „Wächter” in Zion, und wir sollten in Alarmbereitschaft und auf der Wacht gegen das Herannahen von „Feinden” jeglicher Art sein, die uns oder anderen vom Volke des Herrn ihr Erbe in Christo Jesu rauben möchten.

Paulus fährt fort: „Die da schlafen, schlafen des Nachts, und die da Trunken sind, sind des Nachts trunken. Wir aber, die vom Tage sind, laßt uns nüchtern sein, angetan mit dem Brustharnisch des Glaubens und der Liebe und als Helm mit der Hoffnung der Errettung.” - 1. Thessalonicher 5:7 und 8 Dies alles ist natürlich symbolische Redeweise. Das „Schlafen” deutet geistige Teilnahmslosigkeit oder Schlafsucht an; und „trunken” zu sein bezeichnet ein Berauschtsein durch falsche Lehrmeinungen und Lehrsätze.

Paulus leitet uns dazu an, solche Zustände zu vermeiden, indem wir „mit dem Brustharnisch des Glaubens und der Liebe und als Helm mit der Hoffnung der Errettung” angetan sind. In seinem Brief an die Versammlung zu Ephesus ermahnt er uns, „die ganze Waffenrüstung Gottes” anzuziehen, damit wir gegen die „Listen des Teufels” zu bestehen vermögen. - Epheser 6:11

Die Wahrheit in ihrer Vielseitigkeit und mit ihren zahlreichen Anwendungsmöglichkeiten in unserem Leben ist die Waffenrüstung des Christen. Dieselben Wahrheiten, in denen wir Frieden, Freude und Ruhe finden, sind auch unser Schutz gegen die heimtückischen Angriffe des Widersachers während dieser dunklen Nachtstunden. Zu diesem Zweck gab uns der Herr die Wahrheit.

Nicht in Finsternis

Zu den sehr wichtigen Wahrheiten, die das Herz und das Leben des Christen heute bewahren, gehört eine genaue Erkenntnis der Zeit, in der wir leben. Paulus spricht insbesondere hiervon, wenn er uns an unsere Vorrechte als Wächter erinnert. Wir zitieren:

„Was aber die Zeiten und Zeitpunkte betrifft, Brüder, so habt ihr nicht nötig, daß euch geschrieben werde. Denn ihr selbst wisset genau, daß der Tag des Herrn also kommt wie ein Dieb in der Nacht. Wenn sie sagen: Friede und Sicherheit! dann kommt ein plötzliches Verderben über sie, gleichwie die Geburtswehen über die Schwangere; und sie werden nicht entfliehen. Ihr aber Brüder, seid nicht in Finsternis, daß euch der Tag wie ein Dieb ergreife”. - 1.Tessalonicher 5:1 - 4

Der „Tag des Herrn” ergreift die „Brüder” aus diesem Grunde nicht wie ein „Dieb in der Nacht”, weil sie „munter” sind und getreulich wachen. In dieser Belehrung hält sich Paulus eng an die von Jesu über die Zeit seiner zweiten Gegenwart und das Ende des Zeitalters dargelegten Gedanken. Jesus sagte, auf eine mögliche fortgeschrittene Erkenntnis über sein Kommen hinweisend: „Von jenem Tage aber oder der Stunde weiß niemand.” - Markus 13:32 Aus diesem Grunde ermahnte er seine Jünger, zu „wachen”.

Paulus sagt: „Was die Zeiten und Zeitpunkte betrifft Brüder, so habt ihr nicht nötig daß euch geschrieben werde.” Jesus sagte, daß niemand sie im voraus wissen würde, und Paulus behauptete nicht, sie zu wissen, sondern er fügte hinzu: „Denn ihr wisset genau, daß der Tag des Herrn also kommt wie ein Dieb in der Nacht.” Die Geschwister in Tessalonich wußten dies „genau”, weil sie Vertrauen zu dem hatten, was Jesus hierüber gesagt hatte.

Aber das diebähnliche Kommen des Tages des Herrn betraf nur die Außenwelt und die schläfrigen Bekenntnischristen. „Ihr aber, Brüder, seid nicht in Finsternis”, betonte Paulus, „daß euch der Tag wie ein Dieb ergreife”. Jesus erteilte seinen Jüngern eine große Lektion über die Zeit seiner zweiten Gegenwart und ermahnte sie, zu wachen, weil sie weder den Tag noch die Stunde wüßten. Dabei umschrieb er ihnen nicht ausdrücklich in langen Ausführungen, daß ihr glaubenstreues Wachen durch ein Wahrnehmen seiner Gegenwart und des Beginnens des Tages des Herrn belohnt würde. Paulus verstand das, was der Meister gesagt hatte, jedoch auch ohne ausführliche Umschreibungen. Darum schrieb er: „Ihr aber, Brüder, seid nicht in Finsternis, daß euch der Tag wie ein Dieb ergreife.”

Dies bewahrheitet sich nur für diejenigen, die wach sind. „Laßt uns nicht schlafen wie die übrigen”, schrieb Paulus. Und mit welcher Freude werden die glaubenstreuen Wächter belohnt! Hinsichtlich der Heiligen, die in dieser Zeit leben würden, und denen der Herr wegen ihrer Glaubenstreue seine Gegenwart offenbaren würde, schrieb Daniel: „Glückselig der, welcher harrt und 1.335 Tage erreicht!” - Daniel 12:12

Ja, „glückselig” ist in der Tat die David-Klasse in dieser wunderbaren Zeit, in der wir jetzt leben! Aus menschlicher Sicht ist sie der dunkelste Abschnitt aller Zeiten. In dieser Finsternis herrschen Furcht und Besorgnis. Die menschliche Weisheit ist so wertlos geworden, daß der Friede fast ebenso sehr gefürchtet wird wie der Krieg. Es ist die in Psalm 46:2 - 3 erwähnte Zeit, in der die symbolische „Erde” „gewandelt” wird, und die „Berge wanken im Herzen des Meeres”.

Doch „darum werden wir uns nicht fürchten”, schrieb David. Nein, denn „Gott ist uns Zuflucht und Stärke, eine Hilfe, leicht sich finden lassend in (dieser Zeit von) Drangsalen”. - Psalm 46:1 Gott hilft auf jede notwendige Weise und insbesondere dadurch, daß Er uns mit einer Erkenntnis der Wahrheit gesegnet hat. Während überall Unrast, nervöse Angst, Durcheinander und Bedrängnis herrschen, haben wir ein „Lager”, auf dem wir uns zurücklehnen und „ruhen” können.

Und wenn wir uns während dieser dunklen Stunden richtig „munter” halten und auf die Weiterentwicklung der Ereignisse im großen Plan Gottes achten, so machen gerade die Dinge, welche die Befürchtungen der Welt vermehren, unsere Ruhe noch vollständiger. Denn zu den Dingen, die wir als Wächter in Zion sehen, gehört die unmittelbare Nähe des Morgens. Der Morgenstern ist bereits aufgegangen, und durch das Getöse und die Verwirrung, die mit dem Ende von Satans Welt verbunden sind, nehmen wir die ersten Lichtstrahlen des Tagesanbruchs wahr!

Jubeln und Jauchzen

„Wie von Mark und Fett wird gesättigt unsere Seele”, schrieb David. Das reiche Mahl der Wahrheit, die durch unseren wiedergekommenen Herrn dem Haushalt des Glaubens dargebotene „Speise zur rechten Zeit”, stillt unser Verlangen, wie nichts anderes es tun könnte. Es ist wie Manna vom Himmel, lieblich, nahrhaft und die Seele erquickend. Und wenn wir an die vielen Segnungen denken, mit welchen der Herr uns so überreich beschenkt hat, dann können wir nicht anders als unserem Gott laut Lobpreisungen zu singen, während wir in den Nachtwachen auf unseren „Lagern” ruhen. David erwähnt dies ganz besonders in Psalm 149:5, in dem wir lesen: „Es sollen jubeln die Frommen in Herrlichkeit, jauchzen auf ihren Lagern.” Ja, wir „ruhen”, aber wir „schlafen” nicht; und während wir ruhen, singen wir „das Lied von Mose und dem Lamm”.

„Lobeserhebungen Gottes seien in ihrer Kehle”, fährt David fort, „und ein zweischneidiges Schwert in ihrer Hand”. In Psalm 92 sagt David, daß „es gut ist, Jahwe zu preisen”. Er spricht auch vom Verkünden Seiner Güte. Wir danken Gott in unseren persönlichen und gemeinsamen Gebeten zu Ihm, aber Sein Lob verkünden wir, wenn wir zu anderen von Seiner Güte sprechen. Das Jauchzen auf unseren Lagern und die Lobeserhebungen Gottes in unserer Kehle erfordern also Tätigkeit im Verkündigen des herrlichen Evangeliums vom Königreich.

Dies ist das große Vorrecht aller derer, die aus der Finsternis in das wunderbare Licht des göttlichen Planes berufen worden sind. Wir freuen uns über die Nahrhaftigkeit und die Reichhaltigkeit der „Speise zur rechten Zeit”, von der zu genießen es unser Vorrecht ist. Es ist unsere Wonne, auf unserem „Lager” ruhend in den „Nachtwachen” über die Güte des Herrn nachzusinnen und Ihm für Seine grenzenlose Gnade zu danken.

Doch dies sollte nicht alles sein. Das Ergebnis unseres Nachsinnens sollte ein Ausbrechen in Jubel sein, nämlich das „neue Lied”, das der Herr uns zu singen gegeben hat. Und wenn wir in Betracht ziehen, was der Herr alles für uns tut, wie können wir uns da vom Jubeln zurückhalten? Wahrlich, wir werden den Herrn mit jubelnden Lippen preisen wollen!

In Psalm 92:3 spricht David vom Preisen des Herrn auf dem „Zehnsait” (einem Musikinstrument mit zehn Saiten, der „Harfe Gottes”). Wir können dieses „Zehnsait” als eine Darstellung der verschiedenen Grundlehren des göttlichen Planes betrachten. Die schöne Harmonie dieser Lehren ergibt tatsächlich eine Lobpreisung unseres Gottes, wenn diejenigen auf diesem „Zehnsait” spielen, die das „neue Lied” gelernt haben, das unserem Gott wahren Lob darbringt.

Diese Lehren offenbaren die Weisheit, Gerechtigkeit, Liebe und Macht unseres Gottes, die - in vollkommener Harmonie und Übereinstimmung sich ergänzend - Seine Herrlichkeit ausmachen. Es ist jetzt unser Vorrecht, diese Herrlichkeit zu verkünden, während wir, auf unseren „Lagern” ruhend, voller Freude an die jetzt herannahende Zeit denken, in der die Erkenntnis Seiner Herrlichkeit die ganze Erde erfüllen wird, wie die Wasser den Meeresgrund bedecken. Lobet den Herrn!



Tagesanbruch Bibelstudien- Vereinigung