Ein Heilmittel für Kummer

Jesu tröstende Worte: „Euer Herz werde nicht bestürzt; Ihr glaubet an Gott, glaubet auch an mich.” (Johannes 14:1)

Die Welt unternimmt alles dafür, eine hoffnungsvolle Fassade aufrecht zu erhalten. Dennoch liegt große Kraft und Bedeutung in den Worten des Apostels Paulus, daß die ganze Schöpfung seufzt und in Geburtswehen liegt. Sie wartet auf das Königreich des Messias und seine lange verheißenen Segnungen, um den Fluch der Sünde und des Todes aufzuheben und der Menschheit das Lächeln der Gnade des Vaters wiederherzustellen. Die Menschen mögen oberflächlich urteilen, wie sie wollen; z. B., daß es keinen persönlichen Gott gibt - daß es nur einen blinden Gott der Natur gibt, eine Evolutionskraft, dennoch, tief im Herzen glauben die Menschen, daß es einen Gott gibt. Fast unbewußt schreibt Ihm der Verstand des einzelnen Weisheit, Gerechtigkeit und Macht zu - aber wenig Liebe und Teilnahme für die Menschheit und ihre Leiden.

Diese innere Erkenntnis Gottes steht in Verbindung mit vielen Drangsalen der Menschen. Die Wurzel fast jeder Drangsal, vielleicht tief unter der Oberfläche, ist die Sünde - der Ungehorsam gegen erkannte Prinzipien der Gerechtigkeit, und ein angstvolles Erwarten der Vergeltung sowie die Ungewißheit über das, was geschehen wird. Das gilt nicht nur für viele Christen, sondern oft auch von anderen, die sich nicht dazu bekennen.

Ein Schein von Fröhlichkeit

Dieser kummervolle Zustand des Herzens ist nicht immer an der Oberfläche zu bemerken. So manches Mal sucht das bedrängte Herz das Theater, um seine Not zu vergessen. Andere Menschen stürzen sich in dem Verlangen, einen an ihnen nagenden Kummer zu ersticken, in sündige Freuden. Viele suchen sich durch berauschende Getränke oder Drogen oder sogar durch Selbstmord eine Erleichterung. Man kann nie wissen, ob das fröhliche Lachen, der Scherz oder der lustige Gesang nicht ein kummervolles Herz verbergen. Wir wissen in der Tat, daß es in vielen Fällen so ist. Oft haben Menschen, die sich zuvor noch in Lust und Frohsinn gestürzt haben, wenige Minuten später Selbstmord begangen und die Botschaft hinterlassen, daß ihre Herzen schwer bekümmert waren, während sie äußerlich heiter erschienen.

Wir haben großes Mitleid mit diesen bekümmerten Herzen. Als Geschlecht sind wir Tag um Tag „durch das Tal des Todesschattens” gewandert. Rings um uns her werden wir daran erinnert - durch Kummer, Enttäuschungen, körperliche und geistige Schmerzen. Wenn auch wir selbst verhältnismäßig frei davon sind, so sind wir doch für andere bekümmert durch unsere Anteilnahme. Wenn niemand aus unserem direkten Umfeld gestorben ist, so können wir doch täglich sehen, daß der große Feind, der Tod, seine Hand auf das Haus eines Nachbarn oder eines Bruders gelegt hat. Und wenn dieser beraubt ist, so fällt ein Schatten davon auf unsere Herzen; und dann kommt uns der Gedanke, daß der große Feind, der bereits Millionen unseres Geschlechts verschlungen hat, auch in unser Heim einfallen könnte - und zwar durch Gottes Zulassung, weil wir Sünder sind - und weil Sünder des ewigen Lebens unwürdig sind.

Der Weisheit Anfang

In unseren Drangsalen erfahren wir früher oder später den Mangel an menschlicher Teilnahme, oder wenigstens ihr Unvermögen. In unserer Hilflosigkeit blicken wir instinktiv zu unserem Schöpfer auf. In der Stunde der Drangsal bezweifeln merkwürdig wenige Menschen die Existenz Gottes. Aber wenn wir um Schutz zum Allmächtigen aufblicken, Gottes Gerechtigkeit bedenken und unsere eigenen Schwächen und Mängel erkennen, so kann das Herz des Menschen verzagen. Wir stellen uns die Frage: Wie könnte der Mensch denken, daß der Allmächtige für einen solchen Wurm des Staubes, wie er es ist, Interesse oder Fürsorge haben sollte? Wie könnte Gottes Gerechtigkeit mit Anteilnahme auf den Weg der Selbstsucht schauen, der offen hinter ihm ausgebreitet liegt vor dem allsehenden Auge?

„Die Furcht Jahwes ist der Weisheit Anfang”, sagt uns die inspirierte Botschaft. Sicher ist vielen dieser Anfang der Weisheit in irgend einem Abschnitt ihrer Lebenserfahrungen gekommen. Aber solche Furcht ist nur dann der Anfang der Weisheit, wenn sie den Fürchtenden zu größerer Sorgfalt des Lebens und zum Verlangen nach des Himmlischen Vaters Wohlgefallen führt.

Den Kummer des Herzens geheilt

Der Vater kennt die Bedrängnisse eures Herzens. Er wünscht, daß die Last bleibt, bis ihr ihre Bürde fühlt - bis ihr bereit seid, zu Ihm zu rufen, daß ihr sündenkrank, müde, bedrängt, und vor allem nach Gerechtigkeit hungernd und dürstend seid und Versöhnung mit Ihm und damit sein Lächeln der Gnade begehrt. Er hat nicht auf all das gewartet, ehe Er für euch sorgte. Er hat eure Bedürfnisse vorher erkannt, euer Verlangen, eure Not. Er hat den Erlöser bereit, der mächtig ist, zu helfen. Wenn Gottes Gerechtigkeit im höchsten Grade streng ist, so glaubt, daß Gottes Liebe, wie sie sich in dem von Gott gesandten Erlöser darstellt, ebenso unerschöpflich, grenzenlos und ausreichend für alle eure Not ist. Wenn ihr das annehmen wollt, Gottes Einrichtung durch Christum, so mögen eures Herzens Nöte zu Ende sein. Ihr werdet noch Drangsale im Fleische haben, Schwachheiten, Schmerzen und Leid, aber euer Herz wird voll Freude sein, glücklich in Gottes Gemeinschaft.

Ein reines Herz ist notwendig

Ah, sagt einer, ich habe von Gott und von Jesus gehört und von der Einladung zur Versöhnung, aber ich weiß nicht, wie ich es machen soll. Wie kann ich in meinem Falle Gehör finden, um die gesegnete Zusicherung zu erlangen: „Deine Sünden sind dir vergeben; gehe hin und sündige nicht mehr?” Welcher Glaubensgemeinschaft soll ich mich anschließen? Welchem Priester soll ich beichten?

Zuerst, mein Lieber, erlaube mir, mich mit dir zu freuen, daß du in den Zustand gelangt bist, in dem du suchst und anklopfst um Öffnung des Vorratshauses Göttlicher Gnade. Denn wer sucht, wird finden, und wer anklopft, dem wird aufgetan. Fahre also fort zu suchen und anzuklopfen, und sehr bald werden die Segnungen dein sein. Siehe zuerst, ob du wirklich den rechten Segen suchst. Du wünschst Vergebung der Sünden, die in deiner Vergangenheit liegen. Du wünschst die Zusicherung von Gottes Liebe und Fürsorge. Du wünschst, daß der Himmlische Hirte dich als eines Seiner Schafe annehme und für deine Interessen sorge, beide, die zeitlichen und die geistigen. Wenn dies das aufrichtige Verlangen deines Herzens ist, so suchst du genau die Dinge, die Gott gern gewährt. Viele suchen andere Verhältnisse. Einige suchen danach, etwas eigenen Willen zu haben und etwas von Gottes Willen; etwas Sünde und etwas Gerechtigkeit. Solche suchen vergebens, bis sie mit reinem Herzen das begehren, was Gott willig ist, zu geben.

Wie kann man sich Gott nahen?

Alle Gaben Gottes sind aus Gnaden. Keiner von uns konnte sie aufgrund von Gerechtigkeit oder Verdienst fordern. Wir können Gottes vollkommenes Gesetz nicht halten, nicht, weil es zu streng ist, sondern weil wir fern von der Vollkommenheit sind. Wir sind in Sünden geboren, in Ungerechtigkeit gebildet; in Sünden haben unsere Mütter uns empfangen. Auch wenn unser Wille noch so stark ist, unser Fleisch ist schwach. Die Göttliche Einrichtung dieses Evangeliums-Zeitalters ist eben diesem Zustand angemessen und sie bietet den Aufrichtigen glorreiche Gelegenheiten - den aufrichtig Bußfertigen, die fest entschlossen dazu sind, die Sünde zu verlassen und der Wahrheit und Gerechtigkeit zu folgen.

Du brauchst nicht zu einem irdischen Priester zu gehen, sondern der Meister sagte, gehe zum Vater im Verborgenen. Gehe nicht in deinem eigenen Namen oder Verdienst, sondern im Verdienst des Erlösers. Gehe, wie die Schrift es dir sagt: nimm ihn als deinen Fürsprecher und bitte in seinem Namen um Vergebung, die Gottes Barmherzigkeit bereit hält - um alle Sünden der Vergangenheit zu bedecken und für alle Unvollkommenheiten, die dir in der Zukunft ohne deinen Willen anhaften; um vorzusorgen bis zum Ende des Weges. Wenn du so kommst, wird Jesus dein Priester, dein Fürsprecher. „Wir haben einen Sachwalter bei dem Vater, Jesum Christum, den Gerechten”. (1. Johannes 2:1) Laßt uns „mit Freimütigkeit zum Thron der Gnade kommen, auf daß wir Barmherzigkeit empfangen und Gnade finden zur rechtzeitigen Hilfe.” (Hebräer 4:16)

WT vom Oktober 1911



Tagesanbruch Bibelstudien- Vereinigung