„Ob … oder ob nicht”

Im Jahre 606 v. Chr. wurden die Kinder Israel von König Nebukadnezar in die Gefangenschaft nach Babylon geführt. Unter diesen Gefangenen waren drei junge Hebräer, denen die chaldäischen Namen Sadrach, Mesach und Abednego gegeben wurden. Außer diesen drei jungen Hebräern war auch Daniel dort, der einer der hervorragenden Propheten Gottes wurde. Allen vier jungen Hebräern wurde eine besondere Erziehung durch die Diener des Königs gegeben, und als Daniel dem König Nebukadnezar seinen Traum erzählen und auslegen konnte, gab ihm der König eine hohe Stellung in der Regierung.

Daniel ergriff die Gelegenheit, den König zu bitten, seinen drei Freunden geeignete Stellungen in der Regierung zu geben, worauf Nebukadnezar einging. Später errichtete Nebukadnezar ein großes, goldenes Bild und ordnete an, daß alle Beamten seiner Regierung das Bild anbeten sollten. Das betraf natürlich auch die drei jungen Hebräer. Ferner wurde befohlen, daß bei einem bestimmten Signal, das von Musikinstrumenten gespielt werden sollte, alle niederfallen und dieses Bild anbeten sollten.

Die drei jungen Hebräer zogen richtigerweise den Schluß, daß dies der Anbetung eines falschen Gottes gleichkommen und Götzendienst sein würde, der von dem Gesetz ihres Gottes verboten war. Deshalb beugten sie sich vor dem Bild nicht nieder, als das Signal gegeben wurde. Diese Nachricht wurde Nebukadnezar übermittelt, und die drei jungen Männer wurden vor den König gebracht. Der König entschied, ihnen eine weitere Gelegenheit zu geben und sagte zu ihnen; „Nun, wenn ihr bereit seid, zur Zeit, wenn ihr den Klang des Hornes, der Pfeife, der Zither, der Sambuke, der Laute und der Sackpfeife, und allerlei Art von Musik hören werdet, niederzufallen und das Bild anzubeten, welches ich gemacht habe …; wenn ihr es aber nicht anbetet, sollt ihr sofort in den brennenden Feuerofen geworfen werden; und wer ist der Gott, der euch aus meiner Hand erretten wird?” - Daniel 3:15

Die drei jungen Hebräer antworteten ihm entschlossen: „Ob unser Gott, dem wir dienen, uns aus dem brennenden Feuerofen zu erretten vermag - und er wird uns aus deiner Hand, o König, erretten - oder ob nicht, es sei dir kund, o König, daß wir deinen Göttern nicht dienen und das goldene Bild, welches du aufgerichtet hast, nicht anbeten werden.” (Verse 17 und 18) Das war eine bemerkenswerte Kundgebung des Glaubens, eines Glaubens, der auf die Verheißungen Gottes gegründet war.

Die Auferstehungs-Hoffnung

Der Apostel Paulus zeigt in Apostelgeschichte 24:14 und 15, daß in dem Gesetz und durch die Propheten gelehrt wurde, „daß eine Auferstehung sein wird, sowohl der Gerechten als der Ungerechten”. Die drei jungen Hebräer, die sich weigerten, sich vor dem Bild Nebukadnezars niederzubeugen, gehörten zweifellos zu der Klasse der „Gerechten” und wußten von Gottes Verheißung einer „besseren Auferstehung” für die Treuen Israels. Ihr Glaube bedeutete also, daß, wenn der Gott Israels es nicht für gut hielt, sie zu jener Zeit aus dem brennenden Feuerofen zu befreien, er sie doch sicherlich zu Seiner bestimmten Zeit aus der Gefangenschaft im Tode befreien würde, weshalb sie den König herausforderten und sich auf die Weisheit und Liebe Gottes verließen, mit ihnen so zu handeln, wie es gut war in Seinen Augen.

Das war ein richtiges Urteil. Jahrhunderte später schrieb der Apostel Paulus: „Wenn Tote nicht auferweckt werden, so ist auch Christus nicht auferweckt. Wenn aber Christus nicht auferweckt ist, so ist euer Glaube eitel; ihr seid noch in euren Sünden. Also sind auch die, welche in Christo entschlafen sind, verloren gegangen. Wenn wir allein in diesem Leben auf Christum Hoffnung haben, so sind wir die elendesten von allen Menschen.” - 1. Korinther 15:16 - 19

Die Klasse der Alten Glaubenshelden verstand nicht völlig die liebevolle Vorkehrung durch das Erlösungswerk Christi, durch welches die Toten zum Leben wiederhergestellt werden, aber der Beweis ist gegeben, daß sie eine Hoffnung der Auferstehung hatten, und diese Hoffnung war es, die einen großen Unterschied machte darin, wie sie Gott dienten. Diejenigen, welche keinen Glauben in Gottes Verheißungen hatten, wurden leicht in Götzendienst und andere Sünden verstrickt. Solche werden keine Bedenken gehabt haben, sich vor dem großen Bild niederzubeugen, das Nebukadnezar aufgerichtet hatte.

Auch wir werden geprüft

Das Beispiel der drei Hebräer ist bedeutungsvoll für uns, die wir einen Bund geschlossen haben, den Willen des Himmlischen Vaters zu tun. Wir haben in dem Worte viele Zusicherungen, daß unser Gott in jeder Zeit der Not für uns zu sorgen vermag. Bei diesen Versicherungen sollten wir in der Lage sein, jede Prüfung des Glaubens und des Gehorsams, die Seine Weisheit für uns zulassen mag, zu bestehen. In unserem Leben als Christen mag eine Versuchung des Widersachers eine Krise hervorrufen, aber Gott läßt sie zu als Prüfung für unsere Treue zu Ihm.

Diese Prüfungen kommen auf viele Weise. Oft sind kleine Dinge damit verbunden, und wir stehen der Entscheidung gegenüber, ob wir dem Weg der Gerechtigkeit folgen werden, der im Worte Gottes dargelegt ist, oder ob wir den leichteren Weg einschlagen werden, vielleicht den Weg geringeren Opfers, der für das Fleisch angenehmer sein würde. Wir wissen, daß, wenn wir den Weg des Herrn wählen, er alles zu seiner Verherrlichung zu überwalten vermag, sowie zu unserer Befreiung von der Prüfung, wenn es so Sein Wille ist. Aber unsere Entscheidungen, als Nachfolger des Meisters, dürfen nicht auf die Erwartung gegründet sein, daß, wenn wir den schweren Weg wählen, der Herr die Last beseitigen wird, sondern darauf, was wir als den Willen des Herrn für uns zu erkennen glauben, abgesehen davon, wie der Ausgang sein mag, soweit es unsere augenblicklichen Verhältnisse betrifft. Wohl ist wahr, wir sollten immer daran denken, daß unser Gott fähig ist, uns zu befreien, und daß Er uns zu Seiner Zeit befreien wird, selbst wenn diese Zeit erst bei unserer Auferstehung ist.

„Oder ob nicht”

Ein weiterer, bedeutungsvoller Ausspruch in der Antwort der drei Hebräer an Nebukadnezar ist in den drei Worten enthalten: „Oder ob nicht.” Sie waren nicht sicher, ob es Gottes Wille war, sie aus dem brennenden Feuerofen zu befreien, doch selbst wenn so - sie wollten sich vor Nebukadnezars Bild nicht niederbeugen, denn sie sagten: „Es sei dir kund, o König, daß wir deinen Göttern nicht dienen und das goldene Bild, welches du aufgerichtet hast, nicht anbeten werden.” - Vers 18

Auch uns sind zwei Gesichtspunkte gegeben, wenn wir Prüfungen des Glaubens und des Gehorsams gegenüberstehen. Der eine ist: „Ob unser Gott, dem wir dienen, uns aus dem brennenden Feuerofen zu erretten vermag.” Der andere ist: „Oder ob nicht” - wir werden anderen Göttern nicht dienen, weder der Welt, noch dem Fleisch, noch dem Teufel. Die drei Hebräer wußten, daß Gott sie aus der Hand des Königs befreien würde, aber genau wie oder wann, das wußten sie nicht. So auch bei uns. Wir haben die Versicherung endgültiger Befreiung im Königreich, aber wie die Vorsehungen des Herrn in der Zwischenzeit sein mögen, wissen wir nicht. Das ist eine Sache des Glaubens.

Die drei Hebräer befreit

Gottes Zulassung für die drei Hebräer war, daß sie in den brennenden Feuerofen geworfen wurden, obgleich sie so völlig beschützt wurden, daß die Flammen sie nicht verletzten. Als der König nachforschte, entdeckte er, daß in dem brennenden Feuerofen anstatt drei jetzt vier waren, und der vierte war „gleich einem Sohne der Götter.” Mit anderen Worten: Wenn auch der Herr zugelassen hatte, daß diese treuen Diener durch diese „feurige Prüfung” gehen mußten, er doch gegenwärtig bei ihnen war, und sie nicht verletzt wurden. Das Feuer hatte keine Macht über ihre Leiber, „das Haar ihres Hauptes war nicht versengt, und ihre Leibröcke waren nicht verändert”. Sie hatten nicht einmal den Geruch des Feuers an sich.

Der Apostel Paulus schrieb, daß diese Hebräer durch Glauben „des Feuers Kraft auslöschten”. (Hebräer 11:34) Auf Grund des Glaubens können auch wir durch unsere Prüfungen unversehrt hindurchgehen. Gott handelt mit uns als Neuen Schöpfungen in Christo Jesu. Wir wissen, daß unsere schließliche Befreiung in dem ewigen Reich unseres Herrn und Heilandes Jesus Christus sein wird. Wir wissen, daß unsere Befreiung den Tod des Fleisches und aller seiner Interessen bedeutet. Wir wissen daher, daß, unbekümmert um das, was unserem Fleische zustößt, der Herr um unsere Interessen als Neue Schöpfungen besorgt ist.

Wir haben Jesus als Beispiel. Gott ließ zu, daß seine Feinde ihn töteten, aber Jesus als Neue Schöpfung kam durch seinen „brennenden Feuerofen” unverletzt hindurch, ohne auch nur den Geruch des „Rauches” an sich zu haben. Und so wird es auch mit uns sein. Auch unser Glaube kann „des Feuers Kraft auslöschen”, das unser Fleisch vernichten mag, aber als neue Schöpfungen werden uns die schwersten Prüfungen nicht verletzen, und wir werden wissen, daß in ihnen allen unser Himmlischer Vater bei uns ist durch Seinen Heiligen Geist und all die anderen Gnadenmittel, die Er in Seiner Liebe und Barmherzigkeit für uns anwenden mag.

Gottes Vorsehungen sind verschieden

Die Vorsehungen des Herrn im Leben Seines Volkes sind verschieden. Dies wird uns von dem Apostel im 11. Kapitel des Hebräerbriefes vor Augen geführt, wo er uns eine ziemlich lange Liste von Treuen der Vergangenheit gibt und kurz einige ihrer Glaubenswerke darlegt. Von Abraham sagte er: „Durch Glauben hat Abraham, als er versucht wurde, den Isaak geopfert, und der, welcher die Verheißung empfangen hatte, brachte den Eingeborenen dar, über welchen gesagt worden war: „In Isaak soll dein Same genannt werden”; indem er urteilte, daß Gott auch aus den Toten zu erwecken vermöge, von woher er ihn auch im Gleichnis empfing.” - Hebräer 11:17 - 19

Beachten wir, wie Abrahams Glaube an Gottes Fähigkeit, die Toten aufzuerwecken, mit seinem Gehorsam verbunden war, Isaak als Opfer darzubringen. Abraham glaubte, daß, wenn er Isaak opferte, er ihm wiedergegeben werden würde. Sein Glaube genügte, um ihm die Gewißheit zu geben, daß er keinen dauernden Verlust haben würde, wenn er Gottes Aufforderung, Isaak zu opfern, gehorchte.

Was für eine Erprobung muß das gewesen sein! Abraham war in seinen Empfindungen für seinen Sohn nicht anders, als irgendein anderer zärtlicher Vater sein würde. Und Isaak war ein ganz besonderer Sohn. Abraham hatte viele Jahre auf seine Geburt gewartet, und als er geboren wurde, war dies das Ergebnis eines Wunders. Er wird sich sicher gewundert haben, warum Gott ein Wunder wirkte, um ihm diesen Sohn zu schenken, und ihn dann aufforderte, den Knaben als Brandopfer zu töten.

Aber Abrahams Glaube erhob sich über jede Bedenken, die er gehabt haben mag. Er bereitete den Altar vor und legte Isaak darauf. Er erhob sogar sein Messer, um seinen geliebten Sohn zu töten; dann aber griff der Herr ein und sah einen Widder als Ersatz für Isaak vor. Führt auch unser Glaube zu einem so völligen Gehorsam? Wir verstehen häufig nicht, warum Gott gewisse Wege für uns anzeigt, aber sind wir bereit, diese Wege zu gehen? Bauen wir unsere „Altäre”, und legen wir das „Holz” darauf? Gehen wir so weit, daß wir das „Messer” erheben im Gehorsam dem Willen des Herrn gegenüber?

Die befähigende Kraft des Glaubens sollte uns zu diesem Wege des Gehorsams führen, wenn auch kein „Widder” vorgesehen ist, um den Druck der Prüfung von unseren Herzen zu nehmen. Schließlich haben wir einen Opferbund mit dem Herrn geschlossen, und es sollte keine Sache der Verwunderung oder Unschlüssigkeit sein, wenn der Herr uns die Gelegenheit gibt, den Bedingungen unseres Bundes nachzukommen. Andererseits hat der Herr Seine eigenen bestimmten Zeiten und Wege, und wir glauben, daß jedes Seiner geweihten Kinder bezeugen kann, daß oft „Widder” vorgesehen worden sind, und dies ist besonders der Fall, wenn der Herr weiß, daß eine besondere Prüfung zu schwer für uns sein kann.

Wir haben einen Bund geschlossen, durch Nachfolgen in den Fußstapfen Jesu zu sterben. In den meisten Fallen erweist sich dies als ein allmähliches Niederlegen unseres Lebens, was fortdauernde Treue erfordert - oft beinahe ein ganzes Leben. Im täglichen Niederlegen und Aufgeben unseres Lebens befähigt uns unser Glaube, die Vorsehungen des Herrn anzunehmen. Und wir freuen uns in Seiner Weisheit, Liebe und Barmherzigkeit, wenn Er vorübergehend die Last erleichtert oder die Flammen kühlt, durch welche wir zubereitet werden sollen, um schließlich durch Opfer jenes „Wohl, du guter und treuer Knecht! geh ein in die Freude deines Herrn” zu hören.

Das Beispiel Daniels

Der Apostel Paulus spricht in seiner Aufzählung jener Alten Glaubenshelden von denen, die „der Löwen Rachen verstopften”. Daniel war einer von diesen. In den Tagen des Darius, der König von Medo-Persien war, hatte Daniel das Vertrauen dieses Königs, aber andere Beamte des Reiches waren eifersüchtig auf ihn und suchten einen Weg, um ihn zu vernichten. Sie hatten Erfolg darin, daß Darius ein Dekret herausgab, daß binnen dreißig Tagen niemand „von irgend einem Gott oder Menschen” etwas erbitten durfte. Solche, die diesem Erlaß nicht gehorchten, sollten dadurch bestraft werden, daß sie in die Löwengrube geworfen werden.

Der König unterzeichnete den Erlaß und ahnte nicht, daß er in Wirklichkeit eine Verschwörung gegen seinen geliebten Daniel war. Aber einmal unterzeichnet, konnte er nicht geändert werden, denn so bestimmte es das Gesetz der Meder und Perser. Daniel verrichtete natürlich weiter seine Gebete wie gewöhnlich, und er wurde ergriffen und vor den König gebracht. Der König war hilflos und konnte nichts weiter tun, als anzuordnen, daß Daniel in die Löwengrube geworfen werden sollte, was auch geschah.

Darius konnte in jener Nacht nicht schlafen, und früh am Morgen ging er zur Löwengrube und rief nach Daniel in der Hoffnung, daß er ihn noch lebend finden würde. Daniel war noch am Leben und antwortete: „O König, lebe ewiglich! Mein Gott hat seinen Engel gesandt und hat den Rachen der Löwen verschlossen, daß sie mich nicht verletzt haben, weil vor ihm Unschuld an mir gefunden wurde.” - Daniel 6:21 und 22

Hier haben wir eine belehrende Erfahrung. Der Herr ließ zu, daß Daniel in die Löwengrube geworfen wurde, aber durch Seinen Engel beschützte Er ihn. Immerhin muß dies eine furchtbare Erfahrung gewesen sein. Allein unter die Löwen geworfen zu werden, würde eine entnervende Erfahrung sein. Wir haben keine Mitteilung darüber, daß Daniel irgendeine Zusicherung vom Herrn erhalten hatte, daß er von einem Engel beschützt werden würde. Deshalb muß es, wenn er auch tatsächlich beschützt wurde, eine ernste Erprobung seines Glaubens gewesen sein.

So ist es auch mit uns. Der Herr mag zulassen, daß wir von Verhältnissen umgeben sind, die uns zu verschlingen und niederzuwerfen drohen. Vielleicht beabsichtigt er, uns Seinen „Engel” zu senden, um uns zu befreien, aber wir können dessen nicht sicher sein. Wir singen oft: „Geheimnisvoll ist Gottes Rat, sein Wunderwerk zu tun”, und damit unser Glaube völlig erprobt werde, erklärt Er selten im voraus, in welche Richtung Seine geheimnisvollen Wege führen. Deshalb warten wir im Glauben auf Ihn.

Die „Löwengruben”, in die wir geworfen werden, mögen nicht buchstäblich sein wie bei Daniel. Wir mögen nicht in eine Gefängniszelle eingeschlossen und mit unseren Füßen im Stock befestigt werden, wie Paulus und Silas, aber der Herr kennt genau die Verhältnisse, die am besten zur Erprobung unseres Glaubens dienen. In diesen Zeiten blicken wir im Glauben zu Ihm auf und sagen: Wir wissen, Herr, daß Du fähig bist, wenn es Dein Wille ist, uns zu befreien; wenn aber nicht, so gib uns Kraft und Mut, auszuharren, bis wir uns für jene große Befreiung in der „Ersten Auferstehung” würdig erwiesen haben. Hilf uns, uns auf Deine Macht zu stützen, damit wir bis zum Tode treu sein möchten und die verheißene Krone des Lebens empfangen.

Der Dienst der heiligen Engel ist etwas sehr Reales im Leben eines jeden Dieners Gottes. Ein Engel verschloß den Rachen der Löwen, die Daniel bedrohten. Bei Paulus und Silas erschütterte ein großes Erdbeben die Gefängnismauern und zerbrach ihre Ketten. Aber in beiden Fällen gab es ernste Erprobungen, bevor diese wunderbaren Befreiungen stattfanden. Auch unsere Erprobungen mögen ernster Art sein, und oft sieht der Herr einen Ausweg vor. Aber die Zeit wird schließlich kommen, wo es keinen anderen Ausweg geben wird als den, hindurchzugehen durch die Fluten und Stürme und Feuer der Prüfung in das Königreich.

Andere Erfahrungen

Nicht alle Alten Glaubenshelden wurden aus ihren Prüfungen auf wunderbare Weise befreit, wie die drei Hebräer und Daniel und andere, die „des Schwertes Schärfe entgingen, aus der Schwachheit Kraft gewannen, im Kampfe stark wurden, (und) der Fremden Heerscharen zurücktrieben”. (Hebräer 11:34) Es gab auch „andere”, wie Paulus uns sagt, welche „durch Verhöhnung und Geißelung versucht wurden, und dazu durch Bande und Gefängnis. Sie wurden gesteinigt, zersägt, versucht, starben durch den Tod des Schwertes, gingen umher in Schafpelzen, in Ziegenfellen, hatten Mangel, Drangsal, Ungemach (deren die Welt nicht wert war), irrten umher in Wüsten und Gebirgen und Klüften und den Höhlen der Erde, Und diese alle, die durch den Glauben ein Zeugnis erlangten, haben die (Erfüllung der) Verheißung nicht empfangen, da Gott für uns etwas Besseres vorgesehen hat, auf daß sie nicht ohne uns vollkommen gemacht würden”. - Hebräer 11:35 - 40

Hier wurde der Glaube in anderer Weise gezeigt. Es geschah kein Wunder, den Geruch des Feuers von den Schafpelzen und Ziegenfellen zu nehmen, welche viele derselben trugen. Sie wurden gesteinigt, aber es war kein Engel da, der die Steine in eine andere Richtung lenkte. Sie wurden mit dem Schwerte getötet, und niemand hielt die Hände derer zurück, die das Schwert führten. Sie litten Mangel und Drangsal, wurden gequält, waren in keine königlichen Kleider gekleidet, beschützt und geehrt. Sie „irrten umher in Wüsten und Gebirgen und Klüften und den Höhlen der Erde.”

Dennoch erhob sich ihr Glaube über alle diese furchtbaren Erfahrungen. Es war ein Glaube, durch den sie überzeugt waren, daß, trotzdem es so schien, als ob der Gott Israels sie verlassen haben könnte, sie doch wußten, daß dies nicht der Fall war. Durch diesen lebendigen Glauben inmitten von Leiden und Todes-Erfahrungen erlangte diese Gruppe von Alten Glaubenshelden „ein Zeugnis”, d. h. sie erwiesen sich würdig der großen Belohnung, die ihrer wartet, der Belohnung, in der „besseren Auferstehung” hervorgebracht zu werden, als vollkommene Menschen hervorzukommen, nachdem die „uns”-Klasse des gegenwärtigen Evangelium-Zeitalters vollendet ist.

Jesus erduldete

Paulus bezieht sich auf die Alten Glaubenshelden als „eine so große Wolke von Zeugen”. Auch die Treuen des Neuen Testaments dienen dem Volke des Herrn als „eine Wolke von Zeugen”. Wenn wir Mut brauchen, ist es ein Segen, mit Paulus auf eine seiner Missionsreisen zu gehen oder durch seine Briefe Gemeinschaft mit ihm zu haben. Die Erfahrung des Petrus im Gefängnis, dem sich, als er von einem Engel befreit wurde, „das eiserne Tor … von selbst auftat”, ist auch eine Stärkung des Glaubens und der Treue.

Paulus erinnert uns an das größte Beispiel von allen, als er schrieb: „Hinschauend auf Jesum, den Anfänger und Vollender des Glaubens, welcher, der Schande nicht achtend, für die vor ihm liegende Freude das Kreuz erduldete und sich gesetzt hat zur Rechten des Thrones Gottes. Denn betrachtet den, der so großen Widerspruch von den Sündern gegen sich erduldet hat, auf daß ihr nicht ermüdet, indem ihr in euren Seelen ermattet. Ihr habt noch nicht, wider die Sünde ankämpfend, bis aufs Blut widerstanden.” - Hebräer 12:2 - 4

Sicherlich sollte uns das Anschauen Jesu über jede Prüfung hinweghelfen! Jesus wußte, daß es des Vaters Wille für ihn war, sein Leben niederzulegen. Aber die Freude, die ihm durch die Verheißungen Gottes vorgehalten wurde, befähigte ihn, alle seine Prüfungen zu erdulden, einschließlich der letzten am Kreuz. Genau so wird es auch mit uns sein, und oft werden wir aus dieser Quelle der Kraft schöpfen müssen.

Aber wie Paulus uns erinnert, haben „wir noch nicht bis aufs Blut widerstanden”. Das will sagen, daß wir noch nicht bis zum Tode treu gewesen sind, wie Jesus. Wir wissen, daß unser Himmlischer Vater uns durch Seinen Geist stützen wird. Er wird uns Kraft geben in allen unseren Prüfungen, indem Er oft eine teilweise Befreiung von ihrer Schwere vorsehen wird. Aber schließlich muß das Widerstehen „bis aufs Blut” kommen, und dann werden wir uns auf den Herrn stützen müssen, mehr als wir es je zuvor getan haben, und wir können dies mit der Gewißheit tun, daß Er uns nicht verlassen wird.

Als Jesus aus dem Garten Gethsemane kam, sagte er zu Petrus: „Den Kelch, den mir der Vater gegeben hat, soll ich den nicht trinken?” (Johannes 18:11) Er trank diesen Kelch vollständig und siegreich. Auch wir haben einen „Kelch” zu „trinken”. Möchte unsere Hingabe an den Himmlischen Vater so vollständig sein, daß wir nicht zögern, ihn bis zum letzten Bodensatz zu trinken, indem wir „bis aufs Blut” widerstehen. Laßt uns dies tun mit dem klaren Verständnis, daß die göttliche Macht uns diese Schlußprüfung ersparen könnte, daß aber die göttliche Weisheit und Liebe weiß, daß dies nicht zum besten sein wurde. Laßt uns Tag für Tag mehr und mehr erkennen, daß, wenn wir mit Jesus am Throne seiner Herrlichkeit teilnehmen wollen, wir jetzt treu sein müssen bis zum Tode. Möchte unser Glaube so stark sein, daß wir uns darüber freuen, daß es keinen anderen Weg zur Königreichs-Herrlichkeit gibt.

In der Angst der Welt will ich nicht klagen,
Will hier keine Ehrenkrone tragen,
Wo mein Herr die Dornenkrone trug.
Will hier nicht auf Rosenpfaden wallen,
Wo man Ihn, den Heiligsten von allen
An den Stamm des Sünderkreuzes schlug.
Gib mir, Herr, nur für die Lebensreise
Deine Wahrheit, die den Weg mir weise,
Und den Geist, der diesen Weg mich führt.
Gib ein Herz, das gern sich führen lasse
Auf der schmalen, graden, steilen Straße,
Die dein heil’ger Fuß einst selbst berührt



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